Hallo, gibt's hier jemanden, der es ohne Medis versucht?
Ich habe letzten Oktober alle Medis abgesetzt, nach zweijähriger Einnahme.
Der Hauptgrund war, dass ich nichts mehr schreiben konnte (bin Schriftstellerin und habe seit der Kindheit IMMER geschrieben) und mir mein Kopf entsetzlich eindimensional vorkam. Außerdem habe ich die letzten drei Jahre extrem an mir gearbeitet und mich mehrmals auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt, da wollte ich sehen, ob das alles überhaupt was gebracht hat.
Jetzt ist es so, dass ich seit ein paar Wochen unruhige Zeiten erlebe, der Alltag scheint mir unübersichtlich und außerdem saufe ich zuviel. Aber es ist trotzdem wie nach Hause kommen und neuerdings bin ich wieder kreativ (malen), da sind wieder Türen aufgegangen, ich kann in meinem Kopf wieder spazieren gehen, ist alles so schön bunt!
Bis jetzt komm ich ganz gut klar, nachdem ich anfangs etwas beunruhigt war, weil es mich innerhalb weniger Tage umgestülpt hat. Tatsächlich hat es was gebracht, an mir zu arbeiten - ich traue meiner Wahrnehmung viel mehr als früher, ich gerate nicht gleich in Panik wenn andere Leute nicht mitkommen bei dem kruden Zeug, was ich manchmal erzähle und ein Großteil meiner Ängste hat sich in Luft aufgelöst.
Der Prozess, mich selber in und auswendig kennen zu lernen grenzte viel zu oft an Selbstzerfleischung. Psycho (DANKE, feiner Kerl!) hat mich drauf gebracht und wundersamer Weise konnte ich relativ unproblematisch loslassen davon.
Doch es hilft, wenn man sich so gut kennt und sich selber nichts vormachen kann und muss.
Das Wichtigste ist, dass man Frieden mit sich macht. Denn wer soll denn da gewinnen, wenn man gegen sich selber kämpft?
Es gehören Geduld und Nachsicht dazu und dass man Dinge hinnimmt, die nicht zu ändern sind.
Beispiele: zuviel Arbeit tut mir nicht gut, Stress ist Gift. Reich werde ich daher in diesem Leben nicht mehr, das muss ich hinnehmen.
Ich werde immer eine Solistin sein, Freundschaften pflegen ist nicht meine Sache. Mit Medikamenten hat das bestens funktioniert; nur dass ich mich innerlich geschämt habe, was für eine Langweilerin ich bin. Jetzt ist es mal wieder fast hoffnungslos, sich mit mir verabreden zu wollen, überhaupt sind mir feste Termine ein Greuel. Aber wenn ich dann da bin, bin ich richtig da, das wissen meine Freunde zu schätzen und ich nehme es hin, dass ich halt so bin.
Seit ich die Diagnose hab, gehe ich sehr offen damit um und habe ausschließlich gute Erfahrungen damit gemacht - vor allem wenn ich mich vom Arbeitsamt aus für irgendeinen Drecksjob bewerben soll, hihihi. Nee, ernsthaft: man muss es den Leuten dann halt erklären, wenn sie Fragen haben, ist denen ihr gutes Recht.
Mein Umfeld weiß, dass es kein Tabu ist, mich auf meine Stimmungen anzusprechen, mir zu sagen, wenn ich mal besonders gaga bin, mir überhaupt ehrlich zu sagen, was man denkt. Meinen besten Freunden kann ich jederzeit offen meine Überlegungen mitteilen, wie ich mich selber einschätze, weshalb ich nicht zum Psychiater gehen will, was ich hoffe und befürchte und so weiter. Die Sicherheit, die damit einhergeht (für mich und für die anderen), ist gar nicht zu überschätzen. Die wissen, dass ich Tacheles rede und ich muss keine Angst habe, dass mir jemand dreinreden will.
Manchmal kommt mir die Krankheit wie ein Fulltimejob vor, aber mit ihr bin ich einfach viel, viel mehr und echter ich selbst als mit Medikamenten. (Bei mir ging's mit 13 los, ich kenne mich praktisch gar nicht ohne dieses permanente Kopfkino.) Dieses Gefühl, ich selber zu sein, ist mir das Wertvollste, dafür nehme ich auch Depressionen in Kauf.
Wo genau der Punkt sein wird, an dem ich doch wieder zum Arzt gehe, das hab ich noch nicht definiert, ich verlass mich einfach auf mich, wenn der Punkt gekommen ist, werd ich es wissen. Und bitte dann einen besten Freund, mich bitte zum Arzt zu schicken, hahaha! Schick mich doch bitte dringend zum Psychiater, Schatz! Hahahahahahaha!
Also, das zu mir, wie ich die Sache sehe.
Gibt's noch jemanden, der es ähnlich versucht, durchzuziehen? Schreibt! Am besten jemand, der mit der gleichen Einstellung voll in die Scheiße gegriffen hat, hahaha, das würde die Sache mit einem gewissen Nervenkitzel ausstatten. Sehenden Auges ins offene Messer rennen, hab ich eine Schwäche für und bin ich richtig gut drin. Hahaha!
Schmöne
Ich habe letzten Oktober alle Medis abgesetzt, nach zweijähriger Einnahme.
Der Hauptgrund war, dass ich nichts mehr schreiben konnte (bin Schriftstellerin und habe seit der Kindheit IMMER geschrieben) und mir mein Kopf entsetzlich eindimensional vorkam. Außerdem habe ich die letzten drei Jahre extrem an mir gearbeitet und mich mehrmals auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt, da wollte ich sehen, ob das alles überhaupt was gebracht hat.
Jetzt ist es so, dass ich seit ein paar Wochen unruhige Zeiten erlebe, der Alltag scheint mir unübersichtlich und außerdem saufe ich zuviel. Aber es ist trotzdem wie nach Hause kommen und neuerdings bin ich wieder kreativ (malen), da sind wieder Türen aufgegangen, ich kann in meinem Kopf wieder spazieren gehen, ist alles so schön bunt!
Bis jetzt komm ich ganz gut klar, nachdem ich anfangs etwas beunruhigt war, weil es mich innerhalb weniger Tage umgestülpt hat. Tatsächlich hat es was gebracht, an mir zu arbeiten - ich traue meiner Wahrnehmung viel mehr als früher, ich gerate nicht gleich in Panik wenn andere Leute nicht mitkommen bei dem kruden Zeug, was ich manchmal erzähle und ein Großteil meiner Ängste hat sich in Luft aufgelöst.
Der Prozess, mich selber in und auswendig kennen zu lernen grenzte viel zu oft an Selbstzerfleischung. Psycho (DANKE, feiner Kerl!) hat mich drauf gebracht und wundersamer Weise konnte ich relativ unproblematisch loslassen davon.
Doch es hilft, wenn man sich so gut kennt und sich selber nichts vormachen kann und muss.
Das Wichtigste ist, dass man Frieden mit sich macht. Denn wer soll denn da gewinnen, wenn man gegen sich selber kämpft?
Es gehören Geduld und Nachsicht dazu und dass man Dinge hinnimmt, die nicht zu ändern sind.
Beispiele: zuviel Arbeit tut mir nicht gut, Stress ist Gift. Reich werde ich daher in diesem Leben nicht mehr, das muss ich hinnehmen.
Ich werde immer eine Solistin sein, Freundschaften pflegen ist nicht meine Sache. Mit Medikamenten hat das bestens funktioniert; nur dass ich mich innerlich geschämt habe, was für eine Langweilerin ich bin. Jetzt ist es mal wieder fast hoffnungslos, sich mit mir verabreden zu wollen, überhaupt sind mir feste Termine ein Greuel. Aber wenn ich dann da bin, bin ich richtig da, das wissen meine Freunde zu schätzen und ich nehme es hin, dass ich halt so bin.
Seit ich die Diagnose hab, gehe ich sehr offen damit um und habe ausschließlich gute Erfahrungen damit gemacht - vor allem wenn ich mich vom Arbeitsamt aus für irgendeinen Drecksjob bewerben soll, hihihi. Nee, ernsthaft: man muss es den Leuten dann halt erklären, wenn sie Fragen haben, ist denen ihr gutes Recht.
Mein Umfeld weiß, dass es kein Tabu ist, mich auf meine Stimmungen anzusprechen, mir zu sagen, wenn ich mal besonders gaga bin, mir überhaupt ehrlich zu sagen, was man denkt. Meinen besten Freunden kann ich jederzeit offen meine Überlegungen mitteilen, wie ich mich selber einschätze, weshalb ich nicht zum Psychiater gehen will, was ich hoffe und befürchte und so weiter. Die Sicherheit, die damit einhergeht (für mich und für die anderen), ist gar nicht zu überschätzen. Die wissen, dass ich Tacheles rede und ich muss keine Angst habe, dass mir jemand dreinreden will.
Manchmal kommt mir die Krankheit wie ein Fulltimejob vor, aber mit ihr bin ich einfach viel, viel mehr und echter ich selbst als mit Medikamenten. (Bei mir ging's mit 13 los, ich kenne mich praktisch gar nicht ohne dieses permanente Kopfkino.) Dieses Gefühl, ich selber zu sein, ist mir das Wertvollste, dafür nehme ich auch Depressionen in Kauf.
Wo genau der Punkt sein wird, an dem ich doch wieder zum Arzt gehe, das hab ich noch nicht definiert, ich verlass mich einfach auf mich, wenn der Punkt gekommen ist, werd ich es wissen. Und bitte dann einen besten Freund, mich bitte zum Arzt zu schicken, hahaha! Schick mich doch bitte dringend zum Psychiater, Schatz! Hahahahahahaha!
Also, das zu mir, wie ich die Sache sehe.
Gibt's noch jemanden, der es ähnlich versucht, durchzuziehen? Schreibt! Am besten jemand, der mit der gleichen Einstellung voll in die Scheiße gegriffen hat, hahaha, das würde die Sache mit einem gewissen Nervenkitzel ausstatten. Sehenden Auges ins offene Messer rennen, hab ich eine Schwäche für und bin ich richtig gut drin. Hahaha!
Schmöne
Glücklich ist, wer vergisst, dass er noch zu retten ist!