Das Medikament Seroquel scheint bei der Behandlung von bipolaren Störungen immer mehr an Bedeutung zu gewinnen. Deswegen halte ich es für gegeben die für Betroffenen interessanten Informationen zusammen zu fassen. Als Grundlage dienen die Fachinformationen, meine eigenen Erfahrungen mit dem Medikament so wie von Ärzten gegenüber mir gemachten Aussagen zu dem Medikament.
Wirkstoffklasse: atypisches Neuroleptika/Antipsychotikum
Wirkstoff: Quetiapinhemifumarat
Darreichungsform: Filmtabletten zu 25mg/100mg/200mg und 300mg
Seroquel ist zugelassen zur Behandlung von Schizophrenie und die Behandlung von mäßigen bis schweren manischen Episoden. Bisher liegen noch keine Studien vor die nachweißen, dass Seroquel auch als Phasenprophylaxe Wirkung zeigt. Dies heißt aber nicht, zwingend dass Seroquel keine phasenprophylaktische Wirkung hat. Die Therapie mit Seroquel hat bei mir bis jetzt zuverlässig das erneute Auftreten von manischen oder depressiven Symptomen verhindert und vielen Seroquelpatienten scheint es auch so zu gehen. Außerdem scheint Seroquel auch eine gute Wirkung bei Rapid Cyclern zu haben.
Die Fachinformationen geben eine maximale Tagesdosis von 800mg wobei die üblich wirksame Tagesdosis zwischen 400 und 800mg pro Tag liegen soll. Es gibt laut Fachinformationen bis jetzt auch keine Untersuchungen welche die Unbedenklichkeit von Dosen über 800mg belegen.
Diese Aussage widerspricht aber den Erfahrungen die viele Patienten mit dem Medikament gemacht. So scheint es eine große Gruppe von Patienten die nach der Akuttherapie nur Dosen zwischen 25-200 mg benötigen. Das mag wohl auch daran liegen, dass die meisten Seroquelstudien nach 12 Wochen beendet wurden, d.h. es fehlen Langzeituntersuchungen.
Überhaupt scheint die Dosierung von Seroquel sehr individuell vorgenommen werden zu müssen. Nach Aussage eines Stationsarztes der Universitätsklinik liegen die wirksamen Plasmaspiegelkonzentrationen von Seroquel bei um die 100 (Einheit ist mir leider entfallen). Ich habe solche Konzentrationen schon bei Dosen von 125mg erreicht, ein mir bekannter Patient erreichte diesen Wert erst bei 1000mg! Seroquel scheint also ein Medikament zu sein was sehr unterschiedlich verstoffwechselt wird.
Persönliche dosiere ich Seroquel nach meiner Schlafdauer. Bei unter 6 ½ Stunden dosiere ich auf, bei mehr als 8 ½ vorsichtig runter. Die Dosen bewegen sich dabei zwischen 75 – 125mg.
Seroquel als Schlafmittel:
Vermehrt ist in den einschlägigen Foren zu lesen, dass Seroquel als Schlafmittel verordnet wird, zumindest behaupten dass die Patienten. Ich stehe diesem Einsatz etwas kritisch gegenüber. Seroquel ist aus meiner Perspektive keine Substanz die man mal eben so bei Bedarf nimmt sondern ein Therapeutikum welches erst nach einer gewissen Einnahmezeit sein volles Potential entfalten kann. Die Auswirkungen eines atypischen Neuroleptika auf das Gehirn sind meiner Ansicht nach viel zu Massiv um es Schlafmittel einzusetzen. Die sedierende, schlafanregende Wirkung von Seroquel scheint auch bei nicht wenigen Patienten nach ein paar Wochen zu verschwinden. Das sind dann meiner Beobachtung nach die Patienten die wesentlich höhere Dosen benötigen als die bei Patienten die nach der Einnahme von 50mg benebelt ins Bett fallen.
Wirkung auf die Minussymptomatik:
Bei mir zeigt Seroquel eine wesentlich bessere Wirkung auf die Minussymptomatik (depressive Symptome, sozialer Rückzug, kognitive Einschränkungen, Antriebsarmut, ...) als z.B. Zyprexa. Bei Studien zur Schizophrenie konnte dieser Befund schon ausreichend nachgewiesen werden. Bei der bipolaren Störung fehlen solche Untersuchungen leider noch. Es scheint aber wohl so zu sein, dass diese Wirkung erst nach mehreren Monaten auftritt, also nur bei Langzeitanwendung. Dieser Effekt könnte auch mit einer besseren Schlafqualität durch Seroquel zusammenhängen.
Nebenwirkungen:
Ich möchte hier jetzt nicht auf die zahlreichen möglichen Nebenwirkungen eingehen die ja auch jeder in der Packungsbeilage nachlesen kann sondern nur auf ein paar wenige Aspekte den sexuellen Nebenwirkungen und möglicher Gewichtszunahme
Viele Patienten beklagen unter der Einnahme von Medikamenten, insbesondere Psychopharmaka ein Nachlassen der Libido, Potenzprobleme, usw.
Bei Seroquel scheint dies nur selten der Fall zu sein. Ich kann mir von mir behaupten, dass ich durch Seroquel keine sexuellen Beeinträchtigungen habe. Evtl. ist auch interessant, dass Seroquel zu keiner dauerhaften Erhöhung des Prolaktinspiegels führt. Evtl. besteht da ein Zusammenhang?
Interessant ist auch, dass eine Gewichtszunahme sehr viel seltener Beobachten zu ist und wenn diese überhaupt auftritt es nur wenige Kilos sind. Von Zyprexa hatte ich damals unglaubliche Heißhungerattacken. Bei Seroquel ist bis jetzt (nehme Seroquel seit Winter 2005) noch kein solcher Effekt eingetreten.
Kombination mit Lithium und Valproat:
Es gibt nur wenige kontrollierte Untersuchungen zur Kombination von Seroquel mit Lithium/Valproat. Die Fachinformationen sagen, dass eine Kombinationstherapie im Allgemeinen gut vertragen wurde, die Ergebnisse aber noch begrenzt wird. In der klinischen Praxis wird aber so was sehr häufig gemacht und das scheinbar auch mit guten Erfolgen. Es stellt sich natürlich auch die Frage ob eine Kombination mit einem zusätzlichen Stimmungsstabilisierer überhaupt immer notwendig ist.
Seroquel und Methylphenidat:
Für bipolare die zusätzlich unter einem Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom leiden kann Seroquel eine sehr interessante Substanz sein. Es gibt zwar keine einzige Studie welche eine Kombinationstherapie untersucht hat. Nach der Aussage eines Chefarztes für Kinder- und Jugendpsychiatrie ist eine Kombination von beiden Medikamenten möglich und führt nicht zum Auftreten manischer Symptome. Durch meine eigenen Erfahrungen kann ich diese Aussage bestätigen.
Fazit: Seroquel ist eine sehr interessante Substanz mit einem günstigen Nebenwirkungsprofil. Besonders die bisherigen Befunde zur Wirkung auf die Minussymptomatik lassen hoffen das leidige Thema der bipolaren Depression besser in den Griff zu kriegen.
Vielleicht kann jeder diesen Beitrag mit seinen eigenen Erfahrungen zu Seroquel ergänzen.
Wirkstoffklasse: atypisches Neuroleptika/Antipsychotikum
Wirkstoff: Quetiapinhemifumarat
Darreichungsform: Filmtabletten zu 25mg/100mg/200mg und 300mg
Seroquel ist zugelassen zur Behandlung von Schizophrenie und die Behandlung von mäßigen bis schweren manischen Episoden. Bisher liegen noch keine Studien vor die nachweißen, dass Seroquel auch als Phasenprophylaxe Wirkung zeigt. Dies heißt aber nicht, zwingend dass Seroquel keine phasenprophylaktische Wirkung hat. Die Therapie mit Seroquel hat bei mir bis jetzt zuverlässig das erneute Auftreten von manischen oder depressiven Symptomen verhindert und vielen Seroquelpatienten scheint es auch so zu gehen. Außerdem scheint Seroquel auch eine gute Wirkung bei Rapid Cyclern zu haben.
Die Fachinformationen geben eine maximale Tagesdosis von 800mg wobei die üblich wirksame Tagesdosis zwischen 400 und 800mg pro Tag liegen soll. Es gibt laut Fachinformationen bis jetzt auch keine Untersuchungen welche die Unbedenklichkeit von Dosen über 800mg belegen.
Diese Aussage widerspricht aber den Erfahrungen die viele Patienten mit dem Medikament gemacht. So scheint es eine große Gruppe von Patienten die nach der Akuttherapie nur Dosen zwischen 25-200 mg benötigen. Das mag wohl auch daran liegen, dass die meisten Seroquelstudien nach 12 Wochen beendet wurden, d.h. es fehlen Langzeituntersuchungen.
Überhaupt scheint die Dosierung von Seroquel sehr individuell vorgenommen werden zu müssen. Nach Aussage eines Stationsarztes der Universitätsklinik liegen die wirksamen Plasmaspiegelkonzentrationen von Seroquel bei um die 100 (Einheit ist mir leider entfallen). Ich habe solche Konzentrationen schon bei Dosen von 125mg erreicht, ein mir bekannter Patient erreichte diesen Wert erst bei 1000mg! Seroquel scheint also ein Medikament zu sein was sehr unterschiedlich verstoffwechselt wird.
Persönliche dosiere ich Seroquel nach meiner Schlafdauer. Bei unter 6 ½ Stunden dosiere ich auf, bei mehr als 8 ½ vorsichtig runter. Die Dosen bewegen sich dabei zwischen 75 – 125mg.
Seroquel als Schlafmittel:
Vermehrt ist in den einschlägigen Foren zu lesen, dass Seroquel als Schlafmittel verordnet wird, zumindest behaupten dass die Patienten. Ich stehe diesem Einsatz etwas kritisch gegenüber. Seroquel ist aus meiner Perspektive keine Substanz die man mal eben so bei Bedarf nimmt sondern ein Therapeutikum welches erst nach einer gewissen Einnahmezeit sein volles Potential entfalten kann. Die Auswirkungen eines atypischen Neuroleptika auf das Gehirn sind meiner Ansicht nach viel zu Massiv um es Schlafmittel einzusetzen. Die sedierende, schlafanregende Wirkung von Seroquel scheint auch bei nicht wenigen Patienten nach ein paar Wochen zu verschwinden. Das sind dann meiner Beobachtung nach die Patienten die wesentlich höhere Dosen benötigen als die bei Patienten die nach der Einnahme von 50mg benebelt ins Bett fallen.
Wirkung auf die Minussymptomatik:
Bei mir zeigt Seroquel eine wesentlich bessere Wirkung auf die Minussymptomatik (depressive Symptome, sozialer Rückzug, kognitive Einschränkungen, Antriebsarmut, ...) als z.B. Zyprexa. Bei Studien zur Schizophrenie konnte dieser Befund schon ausreichend nachgewiesen werden. Bei der bipolaren Störung fehlen solche Untersuchungen leider noch. Es scheint aber wohl so zu sein, dass diese Wirkung erst nach mehreren Monaten auftritt, also nur bei Langzeitanwendung. Dieser Effekt könnte auch mit einer besseren Schlafqualität durch Seroquel zusammenhängen.
Nebenwirkungen:
Ich möchte hier jetzt nicht auf die zahlreichen möglichen Nebenwirkungen eingehen die ja auch jeder in der Packungsbeilage nachlesen kann sondern nur auf ein paar wenige Aspekte den sexuellen Nebenwirkungen und möglicher Gewichtszunahme
Viele Patienten beklagen unter der Einnahme von Medikamenten, insbesondere Psychopharmaka ein Nachlassen der Libido, Potenzprobleme, usw.
Bei Seroquel scheint dies nur selten der Fall zu sein. Ich kann mir von mir behaupten, dass ich durch Seroquel keine sexuellen Beeinträchtigungen habe. Evtl. ist auch interessant, dass Seroquel zu keiner dauerhaften Erhöhung des Prolaktinspiegels führt. Evtl. besteht da ein Zusammenhang?
Interessant ist auch, dass eine Gewichtszunahme sehr viel seltener Beobachten zu ist und wenn diese überhaupt auftritt es nur wenige Kilos sind. Von Zyprexa hatte ich damals unglaubliche Heißhungerattacken. Bei Seroquel ist bis jetzt (nehme Seroquel seit Winter 2005) noch kein solcher Effekt eingetreten.
Kombination mit Lithium und Valproat:
Es gibt nur wenige kontrollierte Untersuchungen zur Kombination von Seroquel mit Lithium/Valproat. Die Fachinformationen sagen, dass eine Kombinationstherapie im Allgemeinen gut vertragen wurde, die Ergebnisse aber noch begrenzt wird. In der klinischen Praxis wird aber so was sehr häufig gemacht und das scheinbar auch mit guten Erfolgen. Es stellt sich natürlich auch die Frage ob eine Kombination mit einem zusätzlichen Stimmungsstabilisierer überhaupt immer notwendig ist.
Seroquel und Methylphenidat:
Für bipolare die zusätzlich unter einem Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom leiden kann Seroquel eine sehr interessante Substanz sein. Es gibt zwar keine einzige Studie welche eine Kombinationstherapie untersucht hat. Nach der Aussage eines Chefarztes für Kinder- und Jugendpsychiatrie ist eine Kombination von beiden Medikamenten möglich und führt nicht zum Auftreten manischer Symptome. Durch meine eigenen Erfahrungen kann ich diese Aussage bestätigen.
Fazit: Seroquel ist eine sehr interessante Substanz mit einem günstigen Nebenwirkungsprofil. Besonders die bisherigen Befunde zur Wirkung auf die Minussymptomatik lassen hoffen das leidige Thema der bipolaren Depression besser in den Griff zu kriegen.
Vielleicht kann jeder diesen Beitrag mit seinen eigenen Erfahrungen zu Seroquel ergänzen.