Wie schon mal angedeuted lese ich gerade ein Buch zum Thema: " Gesundheitspolitik ohne Rezept -
Warum Deutschlands Medizinbetrieb so schwer zu kurieren ist".

Obwohl ich noch etwa 70 Seiten vor mir habe, habe ich doch bereits eine Menge gelernt über die Zusammenhänge im reichlich undurchschaubaren deutschen Gesundheitswesen.

Ich stelle mal noch das Inhaltsverzeichnis hier ein, als Anregung zu einer weiteren Diskussion.
Es muss ja in unser aller Interesse liegen, dass und wie man es anstellen könnte, unsere Versichertengelder und die staatlichen Zuschüsse ( die über Steuern ja auch von uns kommen ),
sinnvoller einzusetzen als bisher, oder ?

Kapitel

1 - Betrügen leicht gemacht

Jede Woche Berichte über Abrechnungsbetrug in der Zeitung hört das nie auf ? Und warum wird ein Doktor zum Betrüger ?


2 - Stundenlohn für den Doktor: 6,60 Euro

Geht es meinem Arzt finanziell wirklich so schlecht ?

3 - Geschichte wiederholt sich und wiederholt sich und

Wo liegen die oft zitierten " historischen Wurzeln " der Probleme im Gesundheitswesen ?

4 - Die verdeckte Revolution

Warum hat die 2006er Gesundheitsreform bei Kassen und Ärzten so viel Protest ausgelöst -
während sie in der breiten Öffentlichkeit kaum auf Kritik gestossen ist ?

5 - Die tägliche Überdosis

Warum ist die moderne Arzneiversorgung eigentlich so teuer ?

6 - In den Kathedralen der Neuzeit

Warum fließt so viel Geld in Deutschlands Krankenhäuser ?

7 - Etikettenschwindel in Variationen

Warum drängt mich meine Kasse in "disease management programme", IV (integrierte Versorgung)
usw. - und was ist das überhaupt ?

8 - Feind, Todfeind, Arztkollege

wie kommt es, dass die Ärzteschaft oft so zerstritten ist ?

9 - Zwischen Wirklichkeit und Wahn

Warum leidet der deutsche Arzt so sehr ?

10 - Die wahren Entscheider

Wer hat den Diabetikern ihr Insulin weggenommen - und wem verdanken
Schmerzpatienten ihre Akupunktur ?

11 - Demokratie skurril

Was eigentlich ist eine Sozialwahl - und wer
verwaltet sich bei der Selbstverwaltung selbst ?

12 - Medizin in der Marktwirtschaft - ein unauflösbares Paradox

Warum reicht das Geld der Krankenversicherungen nie aus ?

13 - Die privilegierte Konkurrenz

Warum leistet sich Deutschland zwei komplett
verschiedene Krankenversicherungssysteme ?

14 - Zwischen Mittelmaß und Weltspitze

Haben andere Länder weniger Probleme mit
ihrem Gesundheitssystem ?

15 - was ließe sich tun ?

Neun Denkanstöße

Ungeheuer spannende Fragen, finde ich....Das nützliche Buch von Nikolaus Nützel kostet als Taschenbuch übrigens nur 14 €....Ihr dürft auch gerne Fragen stellen - ich habe uch die unterschiedliche Ärzteausbildung in D, Austria und Felix Helvetia durchgecheckt by now...

LG
Eule

Die Idee gibts ja schon mit der Kostentransparenz für Patienten - wird ja auch wohl bei den privaten
Krankenversicherungen so ähnlich gehandhabt....
Aber eine Kostenersparnis von 10 Millionen entspräche nicht einmal der täglichen Portokasse
des gesamten deutschen Gesundheitssystems, welches nämlich pro Jahr die Summe von 223,6 Milliarden (223 600 000 000) Euro verschlingt.
Das macht also pro Tag schon knapp 613 Millionen....

LG
Eule

Abrechnungsbetrug verloren geht, exorbitant ist dürfte klar sein...
Eine knappe viertel Billion Euro ist halt schon ein mächtiger Kuchen, der auf Ratten aller Art höchst anziehend wirkt.
Ein Chirurg mit eigener Praxis hat z.B. laut Nikolaus Nützel ( der als Rundfunkjournalist beim Bayerischen Rundfunk ja ziemlich unverdächtig ist, ein "linker Systemkritiker" zu sein !) 1400 Hämorrhoidenoperationen mit gesetzlichen Krankenkassen abgerechnet, die er nur in der Phantasie durchgeführt hat.
Weder bei der Kassenärztlichen Vereinigung, die für alle Finanzfragen der Ärzte mit eigener Praxis zuständig ist, noch bei den Krankenkassen hat da über Jahre hinweg irgend jemand was gemerkt...
Am Ende waren bei dem Chirurgen weit mehr als 400 000 € angekommen, die er eigentlich nicht hätte erhalten sollen.
Das deutsche Kassenarztsystem machts möglich....

Wäre nicht ein dummer Zufall passiert, wäre es das perfekte Verbrechen gewesen:

Der Trick war einfach, aber höchst effektiv: Als sogenannter "Durchgangsarzt" behandelte er nämlich sowohl Patienten im Auftrag der Berufsgenossenschaften, die an Berufskrankheiten litten oder sich bei der Arbeit verletzt hatten.
Wenn er also einen Patienten behandelte, der sich bei der Arbeit oder auf dem Weg dorthin ein Handgelenk gebrochen hatte, rechnete er das zunächst völlig korrekt bei der Berufsgenossenschaft ab.
Gleichzeitig rechnete er aber über die Kassen-Chipkarte des Patienten noch jeweils eine frei erfundene Hämorrhoidenoperation mit der Kassenärztlichen Vereinigung ab....
"Zwischen der Berufsgenossenschaft auf der einen Seite und Kassenärztlichen Vereinigungen und Krankenkassen auf der anderen Seite gibt es keinen Datenaustausch, leider..."
sagte der Geschäftsführer der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern, dazu und ergänzt:
"Bei so etwas haben wir keine Chance, einem Betrüger auf die Schliche zu kommen...."

Der Clou ist: Nur weil ein Patient einen überdurchschnittlichen Hang zum Querulantentum hatte, konnte die KV den kriminellen Arzt aufspüren (der übrigens tastsächlich 3 Jahre Knast gekriegt hat vor der 1. Instanz):

Dieser Patient war verärgert: als er wegen einer Berufskrankheit behandelt wurde, gingen seine Rötgenbilder verloren. Wo sie geblieben sind, ist bis heute unklar. Der Patient jedenfalls vermutete, der Chirurg habe sie verschlampt und schwärzte ihn bei der Krankenkasse an....
mit dem Brief an die normale Krankenkasse hatte sich der Patient aber eigentlich an die falsche Adresse gewandt.
Denn die Behandlung der Berufskrankheit rechnete der Arzt ja mit der Berufsgenossenschaft ab - was der Patient nicht wusste.
Dennoch erhielt der Patient eine Antwort von seiner Krankenkasse.
Diese ließ ihren Versicherten wissen, sie könne ihm bei den Röntgenbildern in der Hämorrhoidensache ( Au weia, wie peinlich:-)!!!) auch nicht helfen - was den Patienten reichlich verblüffte.
Denn er hatte ja gar keine Hämorrhoidenprobleme....
Als er dies der Kasse deutlich mitteilte, wurden die Mitarbeiter plötzlich hellhörig und informierten Kassenärztliche Vereinigung und Staatsanwaltschaft....
Nur deswegen flogen die mehr als 1400 frei erfundenen Hämorrhoidenoperationen auf und der Arzt in den Knast...

LG
Eule

von "Hobbythek" - Jean Pütz, Christine Niklas und Ellen Norton

"Darm & Po - Gesunde Pflege von innen und aussen " ?


Eule

gibts aber im Gesundheitssystem wie Drogendealer an jeder Ecke und da meine ich jetzt nicht vorrangig die Ärzte...
Z.B. sind Sozialwahlen gesetzlich vorgeschrieben, um den sogenannten Verwaltungsrat der gesetzlichen Krankenkassen zusammenzustellen....
(Alles aus dem Buch von Nikolaus Nützlich: "Gesundheits - POLITIK ohne Rezept, dtv 14.-€" )

Bei den AOK´s, den Betriebs- und Innungskrankenkassen werden diese Wahlen als sogenannte "Friedenswahlen" veranstaltet.
Das bedeuted en claro : GAR NICHT - die bisherigen Verwaltungsräte bestimmen einfach selbst, dass sie weiterhin Solche bleiben: saubere Demokratie !

Nur bei den Ersatzkassen finden en realo solche Wahlen statt, allerdings nur mit einer Beteiligung der Versicherten von um die 20 %.....

Zu sagen haben diese Räte eh nicht viel, das Allermeiste wird jetzt im Bundesgesundheitsministerium
per ordre de mufti bzw. de mufta entschieden...

DER eigentliche Hammer ist aber, dass es den Krankenkassen gesetzlich streng verboten ist, Schulden zu machen, dass sie aber eben genau dies seit mindestens 2003 tun !!!!!


LG
Eule

" Die Kosten des Gesundheitswesens müssen also auf verschiedenen
Ebenen gesteuert werden. Dieser Prozess wird künftig mindestens
genau so kompliziert sein wie heute, wenn nicht noch weit komplizierter.
Es gibt zwar Ökonomen, die grosse Hoffnungen darauf setzen, einfach die Kräfte des Marktes
wesentlich freier wirken zu lassen, um das Geld für die Behandlung kranker Menschen
optimal zu verteilen.
Doch wenn man sich den Zweig der Krankenversicherung genauer anschaut, der am ehesten
auf dem Prinzip der freien Marktwirtschaft basiert, dann kann man Zweifel haben, ob diese
Rechnung aufgeht.
Die private Krankenversicherung hat sich bislang keineswegs als besonders effektiv erwiesen,
wenn es darum geht, die Gelder des Gesundheitswesens
an die richtigen Stellen zu lenken."

N.Nützel - "Gesundheitspolitik ohne Rezept" DTV - 14.-€

LG
Eule4