Erfahrungsaustausch...

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    • Erfahrungsaustausch...

      Guten Abend!
      Ich denke es ist ersichtlich, dass ich hier völlig neu und mit den Forumscrufties noch nicht vertraut bin...
      An dieser Stelle möchte ich übrigens auch meinen Dank an die Gründer dieser Homepage richten!:goodjob:
      Um mich hier in aller Kürze vorzustellen: BIPOLAR1 (rapidcycling) in Korreleation mit BorderlinePS :biggrin: :jump: :banghead:
      :raunz: :lechz: :boese: :traurig: :zungezeig: :verwirrt: :shocked:
      Eigentlich kam ich mit meinen Störungen bisher ganz gut klar- die (noch relativ jungen)Diagnosen erfolgten lediglich aufgrund eines klassischen BurnOuts... - um hier in keinen sinnentleerten Monolog abzutriften (abgesehen davon fährt mir das Seroquel ein) ein paar Fragen (die ich morgen oder in den nächsten Tagen ergänzen möchte):
      Welche Medikamente haben sich bei Euch langfristig bewährt?
      Wie geht ihr (nachweislich verursacht durch die Medikation) mit dem "TOD" der Libido und den daraus resultierenden Partnerschaftsproblemen um?
      Fühlt ihr Euch durch die "Krankheit" BIPOLAR begrenzt und/oder bereichert- ? Kämpft ihr dagegen an oder identifiziert ihr euch damit?
      ... so, mir fallen jetzt die Augen zu... :bett:
      "Nicht das Leben mit Tagen füllen, sondern die Tage mit Leben"(ZEN)
    • Hi Tara
      Forumscruftie klingt schön :D
      Die ins maßlose gesteigerte Form von Gruftie:
      völlig und heillos verkrustete Crufties :D


      Ich habe gerade zu all den Fragen was geschriebn aber ich sülze zur Zeit so maßlos rum, dass ich alles wieder gelöscht hab :rolleyes: Alles nur Senf von mir. Komischer Tag heute, bin so vernebelt (-: Also erstmal herzlich willkommen
      µ
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    • Hallo Kollegen

      Wollt ihr denn die Tara nicht mal begrüßen ?????
      Und eventuell auf ihre Fragen eingehen ?
      Was issn das momentan für ein ignorantes Gesindel hier, also ehrlich .... :rolleyes: 8)

      Ich muss mich grad zusammenreißen um überhaupt mal was Vernünftiges zu äußern, aber ich versuchs dennoch. Also -

      Langfristige Erfahrungen habe ich mit Medikamenten auch nicht, bin erst 2005 entdeckt worden und nehme Lithium (habs zwischendurch mal abgesetzt) und Cipralex als AD, aber das setze ich demächst ab und nehme dann nur noch Lithium. Ob das Lithium irgendwie wirkt, weiss ich nicht, denn ich habe sowieso ein eher Rapid-Cyclingmäßige Zeit seit Jahren, aber ohne richtige, anhaltende Hypo/Manien. Das AD macht jedenfalls bei mir keinen Unterschied.

      Libidoverlust habe ich bisher nicht bemerkt, das schwankt natürlich mit den Miniphasen, also eher auch vom Medi unabhängig. Allerdings bin ich derzeit auch nicht liiert, also gäbe es da ohnehin keine Partnerschaftsprobleme (-;

      Mit der Bipolaritär "identifizieren" wäre zuviel gesagt,
      ich denke ich habe schon meine ureigene Persönlichkeit und will mir auch ncht solche Heroismen anziehen wie "Bipos sind die Tollsten". Aber dagegen "ankämpfen" tue ich auch nicht. Ich weiss, dass ich unter anderem nun mal Bipo bin und wegzaubern lässt sich das nicht. Also versuche ich mit allen Widrigkeiten umzugehen und die positiven Dinge, die die Sache mitbringt, zu genießen (-;
      µ
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    • Hallo Tara,

      Ki-Zu hat mich grade wachgerüttelt. :bett:

      Erstmal ein herzliches Willkommen im Club.

      Zu deinen Fragen: Medikamente wirken eigentlich bei jedem anders. Lange Zeit hatte ich Sertralin genommen, und plötzlich wirkte es nicht mehr. Also ab in die Klinik. Dort wurde ich auf Cipralex umgestellt. Ein anderes Mal gab es eine Umstellung von Natriumvalproat (Orfiril) auf Lithium.
      Und momentan gurke ich mit Cipralex und Lithium rum. Eigentlich bin ich relativ stabil damit.
      Zu deiner Frage ob ich durch Bipolarität bereichert oder begrenzt fühle: Die Antwort auf diese Frage ist eindeutig ambivalent. Es ist so, dass ich beide Seiten der Bipolarität nutzen gelernt habe. Die Depressionen zeigen mir mein Inneres, ich beschäftige mich mit mir selbst. Melancholie ist nicht schlecht, da diese Menschen empfänglicher für Gefühle anderer sind. In Manien werde ich extrovertiert. Ich konfrontiere mich mit der Umwelt und sie mit mir selbst. In diesen Zeiten fällt es viel leichter etwas anzugehen oder zu erschaffen. So lange keine dieser Phasen in ein Vollbild geschraubt wird sind sie auch einigermaßen erträglich. Und ja, ich fühle mich manchmal abgegrenzt. Von den Menschen die die Krankheit wegdiskutieren und nicht wahrhaben wollen, sondern lieber ihren "alten Sascha". Aber ich habe gelernt, dass nur ich in meinem Körper wohne und niemand sonst. Nur ich kann für mich entscheiden. Und die Meinung anderer können einem egal sein, da die nicht in meiner Haut stecken.
      Sincereley yours Sascha ...

      * Bipolar II im Herbst 2005 diagnostiziert *
      Quilonum 1200mg * Citalopram 60mg * Seroquel 600mg * Atosil 50mg * LTyroxin
    • Danke an KIZU und Sascha!

      Von Stabilität bin ich persönlich noch weit entfernt... Habe morgen wieder einen Termin bei meinem DOC; der wird mir wahrscheinlich auf Grund meiner akuten depressiven Episode wahrscheinlich anraten die Medikation raufzufahren...
      Bin frustriert, weil mich dieses ewige RaufRUnterSpiel echt auslaugt... und im Moment hab ich echt keine Lust mehr zu Leben....
      "Nicht das Leben mit Tagen füllen, sondern die Tage mit Leben"(ZEN)
    • Magisches Willkommen

      hier im Club, ich kann dir, wennst magst, die Antwort "von der anderen Seite" geben.

      Meine Frau fühlt sich ob ihrer Krankheit eher begrenzt, sie ist eigentlich sportlich und ein sehr lebenslustiger und -froher Mensch, derzeit ist das komplette Gegenteil der Fall, weshalb sie schon seit Ende November im KH ist.

      Die Kids leiden ganz schön darunter, derzeit ist das mein Job, auf sie zu schauen und sie bei Laune zu halten.

      Was die medis angeht, kann ich leider nix sagen, denn erstens wechseln die dauernd, zweitens bekam sie bis letzte Woche Infusionen und drittens habe ich - eben Angehöriger - aufgehört, mich dafür zu interessieren, denn ich fang eh nix damit an und versteh sowieso nix davon, da bin ich einfach gestrickt und meine, es ist die Sache von ihr und ihrem Arzt, sich das aus zu machen.

      Die Libido-G'schicht ist auch einfach erklärt - sie ist eben schon lange sehr krank, das steht im Vordergrung und wenn's ihr wieder einmal besser geht, wird das auch wieder funktionieren. Das weiß ja jeder, der selbst einmal krank war eh am besten und ich gehör halt nicht zu den ungeduldigsten und triebgesteuerten.

      Ob sie die Krankheit (BIPO 1) annimmt, hoffe ich, denn dann kann sie "§damit auch leben", derzeit kämpft sie dagegen an und verbraucht viele Ressourcen, die ihr beim heilen helfen könnten.

      LG Merlin
      Der Sinn des Lebens ist der, den Du ihm gibst (Erhart F. Freitag)
    • RE: Benvenuto

      Danke für diesen Einblick Merlin!

      Ich denke deine Frau hat an Dir einen wunderbaren und einfühlsamen (Leidens)Partner!
      Wie stehst du das nur durch?????
      Ich habe schon das Gefühl, dass mein Mann durch meinen Wahnsinn noch selbst verrückt wird!!!!
      "Nicht das Leben mit Tagen füllen, sondern die Tage mit Leben"(ZEN)
    • zitat: "
      Ich habe schon das Gefühl, dass mein Mann durch meinen Wahnsinn noch selbst verrückt wird!!!!"

      Das wäre so ungewöhnlich nicht, denn scheinbar gibt es tatsächlich so was wie eine "induktive Ansteckung" bei psychischen Anomalitäten - selbst ohne Körperkontakt...
      Ich habe das nur mehrmals erlebt, kann es nicht erklären, vielleicht kann es psmmg ?

      The WILL shall be the whole of the LAW...

      Eule
      "So sehr die Gegenwart sich um den Beweis ihrer Alternativlosigkeit auch bemüht, wird sie dennoch von der Zukunft abgelöst."


      Felix Kriwin
    • RE: @ tara /Psychische Störungen - ansteckend???

      Hallo Eule,
      das kann ich eindeutig bestätigen - nicht nur aus eigener Erfahrung.

      Otto Normalo /Ottine Normaline hat keine Erfahrungen im Umgang mi Personen, die psychische Störungen haben. Eien unbekannte, eventuell bedrohliche Situation für Otto bzw. Ottine ist maximaler Stress, der psychische Störung auslösen, verstärken oder reaktivieren kann. (Das wurde NICHT aus der Fachliteratur entnommen.)

      Literatur dazu folgt später - gelesen habe ich dazu auch schon mal irgendwo irgend etwas.
      Gruß
      Adler
    • RE: @ tara /Psychische Störungen - ansteckend???

      @Eule@Adler@all

      Gut, nach dieser These, die auch noch wissenschaftlich belegt ist, wäre es wohl grundsätzlich fahrlässig als bipolaraffektivpsychotische Psychobraut Beziehungen zu leben! :devil:

      Da sich "Ottonormalo" nicht effizient gegen eine COKRANKHEIT zu schützen weiß-
      wäre es wohl angebracht mir meinen Psychiater aufzureißen :jump:
      Der würde dann wohl die notwendigen Kompetenzen zur gesunden Antizipation mitbringen
      "Nicht das Leben mit Tagen füllen, sondern die Tage mit Leben"(ZEN)
    • RE: @ tara /Psychische Störungen - ansteckend???

      Hi Tara,
      ist doch viel einfacher sich otto/Otine gegenüber wie ein Normalo zu verhalten! Jedenfalls versuchen, es zu tun... Oder den Otto/ die Ottine aufklären, dass da manchmal ungewollt ein wenig Stress entstehen könnte. Geht natürlich WESENTLICH BESSER, wenn man durch Selbstbeobachtung rausbekommt, wie/wann man unangemessen reagiert / bzw. reagiert hat.
      Gruß
      Adler
    • RE: @ tara /Psychische Störungen - ansteckend???

      Es wäre natürlich wesentlich einfacher gar nicht krank zu sein um als ottonormarline ein ottnormaloleben zu leben...

      Natürlich ist mein Mann über meine Krankheit informiert-
      Natürlich steh ich auch nicht darauf, meinen Wahnsinn auf ihn überzustülpen... Natürlich kriegt er diesen Wahnsinn dennoch immer wieder ab- auch wenn sich beide Seiten bemühen- Auslöser für akute Wahnsinnsschübe zu vermeiden... und natürlich passierts aber ständig wieder...
      und natürlich gehen mir solche Anspielungen- verhalt dich halt "NORMAL" total an den ARsch!- das ist ungefähr so, als ob du an einen Querschnittgelähmten appellierst, er solle doch einfach aufstehen! :banghead:
      "Nicht das Leben mit Tagen füllen, sondern die Tage mit Leben"(ZEN)
    • ( schöner Name, weiss oder grün, 7 oder neun Augen ?)
      Sich " normal verhalten zu sollen " heutzutage, kommt ja angesichts der Statistik fast schon einer
      "Aufforderung zu einer Betrugsstraftat" gleich...sowas muss ich als "armer Irrer" rundweg ablehnen aus moralischen Gründen, sorry...

      LG
      Eule
      "So sehr die Gegenwart sich um den Beweis ihrer Alternativlosigkeit auch bemüht, wird sie dennoch von der Zukunft abgelöst."


      Felix Kriwin
    • ( schöner Name, weiss oder grün, 7 oder neun Augen ?)
      Sich " normal verhalten zu sollen " heutzutage, kommt ja angesichts der Statistik fast schon einer
      "Aufforderung zu einer Betrugsstraftat" gleich...sowas muss ich als "armer Irrer" rundweg ablehnen aus moralischen Gründen, sorry...

      LG
      Eule
      "So sehr die Gegenwart sich um den Beweis ihrer Alternativlosigkeit auch bemüht, wird sie dennoch von der Zukunft abgelöst."


      Felix Kriwin
    • Danke Eule- Weiß (for death & a new beginning) und nur DREI- die reichen zwecks Reizüberflutung einstweilen.... ;)


      "Sich "normalverhaltenzusollen" heutzutage, kommt ja angesichts der Statistik fast schon einer "AUFFORDERUNG zu einer BETRUGSSTRAFTAT" gleich...." :D

      Danke für dieses wunderschöne kreative Gleichnis!!!!!
      "Nicht das Leben mit Tagen füllen, sondern die Tage mit Leben"(ZEN)
    • Hallo Tara,

      willkommen an Board.

      Ich hab nicht alle Tassen im Schrank und steh dazu, wenn's einer merkt. :)

      Ansonsten habe ich so viele Jahrzehnte ohne Medikamente diese emotionalen Berg- und Talfahrten gemacht, hielt mich für schizophren, und sagte in den Klapsen nichts von meinen Depressionen, aus Angst, wegen Suizidgefahr womöglich monatelang dort festzuhängen und meine Arbeit zu verlieren. ?(

      Tatsächlich weiß ich von einigen aus dem Bekanntenkreis, dass sie mit ihrer Bipo-Diagnose bis zu 6 Monaten oder länger in der Klinik waren. Deshalb bin ich froh, dass die Diagnose erst letztes Jahr gestellt wurde.

      Meiner Kreativität schaden die Medikamente aber nicht. Ich habe immernoch erstaunlich viele Gedichte und Kurzgeschichten geschrieben. Phantasie ist eine Charaktereigenschaft, die man nie verliert, und ich nutze sie so gut ich kann. :scheinheilig:

      Ich sehe die Menschen nicht zweiteilig: Auf einer Seite die Normalos, auf der anderen die Bipos, für mich sind wir alle gleich. Wenn die Menschen sensibler und rücksichtsvoller miteinander umgingen, gäbe es unsere Krankheit überhaupt nicht. Das ist meine Sicht der Dinge.
      Liebe Grüße
      Schlumpfmaus


      Homepage

      Wer nicht im Stande ist, etwas zu tun, der ist in der Lage, sich zu beschweren. Letzteres verhindert den Stand.
    • RE: Hallo Tara,

      Danke Schlupfmaus!

      (Der letzte Satz trifft mich auf tiefster Ebene... erleuchtet sozusagen)

      Den Gang in die Klinik hab ich noch nicht begangen...
      Und das kommt auch gar nicht in Frage... (obwohl die Versuchung, sein Verrücktsein voll auszuleben und ausufern zu lassen, schon sehr verführerisch ist... und das ist wahrscheinlich auch nur in einem derartigen Zentrum für Wahnsinnige gestattet)
      Die Welt hier draußen, bietet leider im gesellschaftlichen Kontext, recht einseitige Möglichkeiten... Die Integration eines psychisch Kranken in eine funktions/kapitalorientierte Leistungswelt ist auch nur unter recht scheinheiligen Prämissen möglich... Bedingt kann man sich dem auch Fügen- zumindest ich mit meinen Kompensationsmöglichkeiten habe gelernt mich anzupassen.... obwohl es mir in letzter Zeit immer weniger gelingt (weil ich das Interesse daran mehr und mehr verliere) und auch gar keine Lust mehr dazu habe, an diesem (im höheren Sinne) sinnentleertem Streben mitzumischen!!!!!!!
      "Nicht das Leben mit Tagen füllen, sondern die Tage mit Leben"(ZEN)

    • "Sich "normalverhaltenzusollen" heutzutage, kommt ja angesichts der Statistik fast schon einer "AUFFORDERUNG zu einer BETRUGSSTRAFTAT" gleich...." :D


      Hallo Ihr!

      Darüber habe ich in letzter Zeit auch oft nachgedacht. Wer oder was ist schon "normal"? Die Norm scheint es mir nicht, die scheint mir eher manisch, in diesem schnellen, "manischen Zeitalter". Aber wie könnte man dem gerecht werden und nicht irgendwann in Überforderung zusammenbrechen? Angeblich hat die Hälfte der Menschheit eine grundsätzliche Tendenz und Veranlagung zu Depressionen. Das wird wohl so sein, wenn fast jeder unter irgendwas leidet und angeblich 50% aller Hausarztbesuche psychosomatische Ursachen haben sollen. Stress, soweit das Auge reicht.

      Angeblich versuchen sich Bipolare und andere Außertourler, die eben in keine gängige Norm fallen, eher zu viel als zu wenig den Normen anzupassen, haben mit geringerer Stressresistenz damit aber natürlich wenig Glück.

      Zum einen sollte man vielleicht mehr zwischen unter "etwas leiden" und sich von Anderen unterscheiden, unterscheiden.
      Aber sich dann vielleicht auch fragen wie selbstbewusst und aus welchen Gründen man dazu steht, ein Individuum zu sein. Das ist eine Frage des Selbstbilds, das sich nicht zu sehr von der Bestätigung durch die Außenwelt abhängig machen sollte. Das Selbstwertgefühl muss auch aus einem selbst kommen, aus eigenen und erfüllbaren Normen. Sich mit Anderen zu vergleichen ist Unsinn, man kann sich nur ehrlich an seinen eigenen Fort- oder Rückschritten messen.

      Manchmal frage ich mich wie viel Nazi-Gedankengut in der heutigen Gesellschaft noch unteridisch und unbewusst mitschwingt- tradiert von Eltern und Großeltern. Das ist nicht lang her.
      Kürzlich habe ich wieder mal Filmaufnahmen von irgend einem NS-Jugendbund gesehen, in dem sich alle wie Roboter, konform im Gleichschritt bewegten und wo sich auch optisch alle glichen wie ein Ei dem anderen. (Zumindest auf den 1. Blick). (Und natürlich NICHT wie Ostereier, die sind ja bunt oder getupft :)

      Die Angst vor dem Ausgeschlossen-werden und Alleinsein kann wohl die bizarrsten Formen und die totale Unterwerfung unter Normen zur Folge haben. Damals galt das als "normal", also als die Norm, heute scheint das Selbe völlig verrückt.

      Individualität wurde aber eben auch aufs schärfste bekämpft, konnte man für seine Zwecke nicht so gut missbrauchen. Sensible Individuen eigenen sich eben nicht so gut als Kampf-und Mordmaschinen.
      Wer anders war, anders fühlte, dachte oder aussah, fremd oder krank war, wurde beseitigt oder ausgegrenzt. Die Angst vor dem Anderssein, die Angst vor Psychiatern und Psychiatrieen, Medikamenten, all das, hat sicher noch viel damit zu tun.
      Kein Wunder aber wenn das sofort Deportation oder gar Tod zur Folge hatte.

      Der beste psychologische Trick war daher wohl das verarmte und zerknirschte Volk beim Zusammengehörigkeitsgefühl zu packen (wie in jedem Nationalismus und Rassismus) und den Menschen einzureden sie wären als "Arier" "etwas Besseres" als Andere. Sowas zieht immer, vor allem wenn man schon am Boden liegt.

      Die moderne Kunst reagiert auf solche Dinge oft sehr feinfühlig, selbstbewusst und konsequent.
      Hier 2 junge, moderne Künstler zum Thema, die mir gerade zufällig über die Tasten gelaufen sind, und sich darüber selbstbewusst Gedanken machen oder befreien wollen:

      julian.palacz.at/iso15706/
      poormansexpression.com/martin_ebner_ideal.htm

      Die "Vereinheitlichung" dient heutzutage aber wohl eher der Konsumgesellschaft.
      Es ist ja auch von großem Nutzen, immer neue Bedürfnisse und Notwendigkeiten zu schaffen.

      Ich halte mich nicht unbedingt für eine technische Null. Nun musste ich mir widerwillig ein neues Handy besorgen, weil der Akku vom alten den Geist aufgegben hat. Auf diese tausenden neuen, für mich meist unnötigen, neuen Optionen, schrillen Piepstöne... reagiere mittlerweile schon mit Aggression und Überforderung. Aber ein Einfach-Dummie-Pensionisten-Behinderten-Handy gabs leider nicht für 0 Euro. Das hätte ich sofort genommen :) Dann hätten sich die wichtigsten Infos nicht hinter störenden Designs versteckt, die ich mit viel Mühe wegschalten musste.

      Weiters habe ich einen neuen Wecker geschenkt bekommen, aber bei dem müsste ich auch erst eine x-seitige Gebrauchsanleitung lesen, um ihn bedienen zu können. So wie bei meiner neuen, nur mehr digital steuerbaren Vaillant-Heiztherme, wo ich die neuen Mietsrechtsgetze meiner Hausverwaltung gegenüber erfolgreich durchsetzen konnte und zum Glück eine finanziert bekam. Ich frage mich was macht ein technisch ungeübter Pensionist damit, der muss ja dabei fast erfrieren. Es gibt einen einzigen Regler und wenn man den auch nur minimal in die falsche Richtung drückt statt dreht, ist man mitten in einer hochkomplizierten Programmierung- für die es keine Reset-Taste gibt. Angeblich gibt es aber keine einfacher bedienbaren Geräte mehr.

      Mein neuer Wecker blinkt zwischendurch, aus unergründlichen Motiven in allen möglichen knalligen Farben auf. Allein diese grellen Farben würden mich wecken. Ich verweigere nun die Gebrauchsanweisung zu lesen und werfe ihn beim Fester raus!
      Nein ich bin ja ein gesitteter Mensch und stelle ihn wie alles was ich nicht will, aber noch brauchbar ist vor die Tür ;) Mir reichts langsam.

      Einige Konsumenten beginnen sich langsam aber doch gegen diesen Konsum-Terror und ZEITRAUB zu wehren oder das zu boykottieren. Es wäre auch wirklich sinnvoller wenn die endlich mal beginnen würden, Computer-Standards, Browser, Haushaltsgeräte und Steckdosen etc. zu VEREINHEITLICHEN, damit es nicht 2000 verschieden Staubsauerbeutel gibt und uns dafür in Ruhe lassen.

      Oder?

      Gruß
      dcine

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