Ich will aber leben!

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Ich will aber leben!

      Ich bin ver-rückt. Ver-rückt aus dieser Welt. Ich fühle mich abgesondert. Meine Gedanken spielen sich in einer Welt ab, in der es niemanden gibt. Niemanden der mich versteht, niemanden der mich annimmt. Ich möchte geliebt werden. Doch wie kann man mich lieben, wenn ich mich selbst nicht verstehe, annehme und liebe? Was kann man überhaupt an mir lieben? Wo es doch nichts gibt was man lieben kann. Ich hasse mich. Ich bin schlecht. Voller Fehler. Ich kann nichts. Ich will mich verstecken. Meine ganzen Fehler verstecken. Ich bin eine Zumutung. Meine Umwelt kann mit mir nichts anfangen. Meine Gefühle sind zu stark.
      Die Emotionen unberechenbar. Ein Auf und Ab, das schneller von unten nach oben und von oben nach unten fährt als ich ihm folgen kann. Ich fühle mich toll, bin stark, eloquent und liebe das Leben. Doch im nächsten Moment habe ich keine Ahnung wer das war. Ich fühle mich schlecht, erschöpft, will nicht mehr weiterleben, weil es da nichts gibt wozu es sich zu leben lohnt. Ich ertrage den Schmerz nicht mehr. Den tiefen inneren Schmerz in meiner Seele. Ich muss versuchen wieder abzuheben. Das Leben erschlägt mich. Es tut mir weh. So weh. Ich muss verleugnen. Davonlaufen.

      Ich muss weg von der Realität. Doch das schaffe ich nicht. Die Reize meiner Umgebung sind mir zu viel. Ich brauche Ruhe. Doch die Ruhe zieht mich in ein Loch. Ein tiefes schwarzes Loch. Ich muss versuchen da herauszukommen. Ich habe keine Angst in meinem Loch. Ich kenne keine Angst. Wovor sollte ich schon Angst haben, wenn der Gedanke an meinen Tod, der angenehmste ist, der meine Gedankenwelt zu bieten hat?

      Ich sehe zum Fenster. Die grellen Sonnenstrahlen schmerzen in meiner Seele. In meiner Seele ist es dunkel. Das Licht stört meine Ruhe. Ruhe die ich brauche. Zu viel Schmerz ist in mir. Ich bin das Treibgut in einem Fluss, das das Ende sucht an dem es ruhen darf. In Frieden ruhen darf, seinen Platz findet inmitten von anderem Treibgut, dass dem Leben nicht Stand halten konnte.

      Oder kann ich da raus? Gibt es einen Weg, der mir ein Leben ermöglicht. Ein Leben mit mir? Kann ich lernen mich zu fühlen? Kann ich lernen mich zu akzeptieren? Kann ich meine Fehler annehmen? Ich brauche Hilfe. Ohne fremde Hilfe gelingt mir das nicht. Doch davor habe ich Angst. Angst davor abhängig zu werden. Angst davor mich zu öffnen und Angst davor mich noch mehr zu verlieren.

      Ich habe meinen Psychiater, ich habe meine Medikamente, die mich wie mit Krücken weiter laufen lassen. Doch die Energie geht mir immer mehr aus. Ich bin erschöpft vom ständigen Kampf mit mir selbst. Vom Spielen meiner Rollen, von meiner Ablenkungssucht. Die Flucht vor mir selbst gelingt mir immer schlechter. Ich stehe immer öfter vor der Realität meiner Existenz. Eine Existenz, die ich ablehne. Und trotz allem will ich leben.

      ...la-le-lu...
    • RE: Ich will aber leben!

      Liebe Lalelu!

      Du hast sehr plastisch und in einer (für mich) sehr berührenden Weise beschrieben, in welchem Spannungsfeld Du da stehst!
      Gerade innerhalb dieses Menschenkreises hier, wirst Du Verständnis ernten, da wir alle schon durch diese Höllen gingen und immer wieder gehen...
      Auch ich kenne die Sehnsucht nach Tod, im Sinne von Erlösung und gleichzeitig den tiefen Wunsch zu lieben und zu leben... Genau diese Ambivalenzen lösen oft tiefe Schmerzen aus, die aber gut sind, da sie uns wachsam machen; ich weiß, wie anstrengend die Intensität kontroverser Gefühle ist; für Menschen, die nicht von dieser Krankheit betroffen sind, ist es schwer nachvollziehbar was wir durchleben; umso größer die empfundene Verzweiflung und Einsamkeit;
      Liebe Lalelu, ich kann Dir nur dringend nahelegen eine Therapie zu machen! Ich selbst hatte anfangs auch einen starken Widerstand; aber ich bin sooo glücklich nun mit einer geschulten Person zu arbeiten, die mich versteht wie kein anderer! Eine gefühlsmäßige Abhängigkeit entsteht natürlich gerade in der Anfangsphase; das ist innerhalb des Prozesses auch nur normal und wird sich im Laufe der Zeit wieder relativieren!
      Ich wünsche Dir ganz viel Mut, den Schritt zu wagen!
      Fühl dich gedrückt:)
      p.s. auf psyonline.at findest du sicher einen für dich passenden Therapeuten!
      "Nicht das Leben mit Tagen füllen, sondern die Tage mit Leben"(ZEN)
    • RE: Ich will aber leben!

      Original von tara

      p.s. auf psyonline.at findest du sicher einen für dich passenden Therapeuten!


      wenn sie in ö lebt...

      allerdings weiß ich nicht, wie aktuell die datenbank ist, da ist z.b. meine ärztin noch auch drinnen, obwohl sie seit drei jahren keine psychotherapie mehr anbietet. :-((( sonst würde ich bei ihr eine therapie machen.

      ad todessehnsucht: ich habe auch damit zu kämpfen, schon seit meiner jugend, in den letzten anderthalb jahren sind diese gedanken zum teil meines lebens geworden. letzte woche waren sie sehr-sehr akut (ich hatte sie praktisch den ganzen tag, und ich konnte sie nicht verdrängen), nun musste ich das sero erhöhen, mit 300-400 mg pro tag (verteilt) sind die gedanken tatsächlich schwächer geworden und sind nicht mehr permanent vorhanden, und obwohl mein ad gleichzeitig reduziert wurde, fühle ich mich insgesamt ausgeglichener. ich schlafe aber enorm viel, schon um 9 gehe ich ins bett und ich stehe erst um 9 oder so auf, wenn ich nichts zu tun habe.
    • Hallo und willkommen la-le-lu!

      Ich wollte dir sagen, dass ich finde, dass du die Situation, in der du steckst, für mein Empfinden sehr anschaulich verdeutlicht hast. Vieles aus deinem Posting - nicht alles - kenne ich so oder so ähnlich von mir selbst. Folgende Formulierung beschreibt, wie ich finde, sehr deutlich die Probleme des Wechsels der eigenen Verfassung (eigentlich kann man schon fast sagen: der eigenen Person):

      Ich fühle mich toll, bin stark, eloquent und liebe das Leben. Doch im nächsten Moment habe ich keine Ahnung wer das war.



      Auch dieses Zitat zeigt irgendwie, das Dilemma, in dem man steckt: die richtige Balance zu finden sehr deutlich:

      Die Reize meiner Umgebung sind mir zu viel. Ich brauche Ruhe. Doch die Ruhe zieht mich in ein Loch.



      Die Einstellung Medikamente als Krücken anzusehen finde ich auch sehr stimmig. --> Also wie du siehst mir gefällt sehr fiel an deiner Art deine Gefühle hieir zu beschreiben. Der beste Satz ist m.E. der letzte. Ich wünsche dir sehr, dass du diese positive Grundhaltung trotz allem behältst!
      Was die Psychotherapie betrifft: Ich habe sowohl sehr positive als auch neutrale Erfahrungen gemacht. Ich denke, das Ausprobieren kann auf jeden Fall nicht schaden!

      Viele Grüße!
      lana
    • @ lana, januskopf und tara

      Vielen Dank für eure lieben Worte. Es hilft mir sehr, Leute zu finden, welche „verstehen“ oder zumindest teilweise „nachvollziehen“ können, in welchem Wahrnehmungsempfinden ich lebe. Beim Thema Psychotherapie überwiegt bei mir jedoch leider die Angst: Eine Angst vor „Enttäuschung“, vor „Vertrauensmissbrauch“, vor „Ablehnung“ und vor „Abhängigkeit“.

      Vielleicht ist der Leidensdruck noch nicht stark genug? Ich kann es nicht beantworten.
      Ich habe schon oft versucht mich öffnen zu können, ehrlich sein zu können, mich artikulieren zu können – aber es gelingt mir nicht. Anläufe habe ich schon einige – aber „durchgezogen“ habe ich nichts.

      Im Bewusstsein, dass es so nicht weitergehen kann, bin ich dennoch starr und still. Ich kann meine Hülle einfach nicht fallen lassen. Sie ist mein Versteck, mein Geheimnis und gleichzeitig mein Schutz.

      Liebe Grüße

      …la-le-lu…