Psychisch stabil... und sonst?

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    • Psychisch stabil... und sonst?

      Habe gerade eine kreative Phase und will auch nicht jeden damit verschonen ;) . Deshalb mal wieder ein Gedicht und so. Diesmal geht es um die medikamentös angestrebte Stabilität. Ich weiß nicht ob meine Gedichte ner Depri oder ner Manie entspringen oder ner dysphorischen Dings, so ein Zwischending, aber vielleicht hab ich einfach nur ne kreative Dingsda. Eben nicht Depression oder Manie, eben einfach ne Dingsda. Wer oder was mich inspiriert, na ihr könnt es euch denken.... eben Dingsda.


      Hauptsache psychisch stabil – und sonst?

      So sieht er aus: Der angepasste Homo Sapiens des 21. Jahrhunderts: Ein Berserker wird zum
      handzahmen Zombie. Er lief früher schnell rot an und stieg auf Hundertachzig, heute ist er immer
      blass und läuft mit Lithiumionenbatterien. Wenn er damals immer innerlich von 20 rückwärts zählen
      musste, da muss er heute eine Pille einwerfen, und schon geht’s wieder. Damals, das waren noch Zeiten,
      als man geweint und gelacht hat. Jetzt hat man nur noch Tabletten genommen und den Alltag bewältigt.
      Wozu eine Psychotherapie? Man hat doch seine Stabilizer. Wozu eine Strategie zur Problembewältigung?
      Dazu sind doch die kleinen runden Dinger da, die man runter schluckt.

      Du bist mein Psychiater.
      Du fragst mich nach meinen Gefühlen?
      Ich habe einen Kater,
      will nicht in Erinnerung wühlen.

      Mein Cholesterin das geht so,
      mein Blutdruck ist heut noch zu messen,
      ich habe Fett an Bauch und Po,
      weiß das kommt wohl auch vom Essen.

      Alkoholkonsum naja,
      man gönnt sich ja sonst nix,
      darum bin ich heute da,
      mach mir nachher Maggi Fix.

      Ergometer zählt den Puls hier,
      EEG zählt, ob ich denke,
      Feierabend gegen halb vier,
      setzt man sich auf die Parkbänke.

      Knopf an, Kopf hoch, Knopf aus, Kopf runter,
      so geht es Tag für Tag,
      Wecker an, dann Mensch ist munter,
      warum ich denn noch frag?

      Asystolie dank Lithiumionen,
      nix Gefühl da, Computer an,
      so lebt sich es in den Grauzonen,
      wenn man von Leben reden kann.

      Computer macht, was will der Mensch,
      Bauch an, Fraß rein, tu immer nett;
      Auch wenn der Stress geht an die Grenzsch:
      Kopf aus, Licht aus und ab ins Bett.

      Was ist im Kopf, Zombie, sag doch.
      Schön leer mein Mensch und kalt.
      Kein Himmel und kein tiefes Loch:
      Du bist ja ne Maschine, bald.
      Liebe Grüße
      Schlumpfmaus


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      Wer nicht im Stande ist, etwas zu tun, der ist in der Lage, sich zu beschweren. Letzteres verhindert den Stand.
    • So fühlt man sich also so. Stabiles Wrack. Kaputt, aber fest stehend. Da hab ich noch ne andere Variante auf Lager:

      Das Brett vor’m Kopf

      Morgens sitze ich im Bett,
      und blicke durch das Zimmer,
      vor meinem Kopf ein großes Brett,
      es ist also wie immer.

      Hat man etwas Blödes gemacht,
      ne Antwort hin geschmettert,
      so dass die ganze Meute lacht,
      weiß: Der ist voll bebrettert;

      Sucht man Gespräch in Augenhöhe,
      denkt, das ist zu machen,
      aber wenn ich gerade sehe…
      nur Holz? Dann lass’ ich’s krachen.

      Ich hab ein Brett vor meinem Kopf,
      und muss den Arsch zukorkeln.
      Wenn ich stand am Glühweintopf,
      tu’ ich nach Hause torkeln.

      So spricht man und druckst nur herum,
      weiß nicht, was soll man tun,
      denn das Brett macht einen dumm,
      lässt einen nachts nicht ruh’n.

      Aber einmal schläft man ein,
      sieht alles ungehindert.
      So möchte man auch sonst gern sein,
      und sucht etwas, das lindert.

      Tabletten, Bücher, Alkohol,
      von einem Arzt zum andern…
      Ne Einreibung mit Spinimenthol,
      Yoga beim Braunkohlwandern…

      Egal, wieviel Grips man misst,
      ob Hüpfen oder Schlendern -
      Klar ist, dass man nie vergisst:
      Es wird sich nichts dran ändern.
      Liebe Grüße
      Schlumpfmaus


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