Kognitive Regulierung von Emotionen - Störung bei Bipolaren und bei ihren (gesunden) Verwandten

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    • Kognitive Regulierung von Emotionen - Störung bei Bipolaren und bei ihren (gesunden) Verwandten

      Quelle: Acta Psychiatr Scand. 2011 Jun 3. doi: 10.1111/j.1600-0447.2011.01718.x. [Epub ahead of print]Cognitive regulation of emotion in bipolar I disorder and unaffected biological relatives.
      Green MJ, Lino BJ, Hwang EJ, Sparks A, James C, Mitchell PB.
      SourceSchool of Psychiatry, University of New South Wales, Sydney Black Dog Institute, Prince of Wales Hospital, Randwick, Australia.



      In dieser Untersuchung wurde der Umgang mit und "Problemlösungsstrategien" bei negativen Emotionen untersucht, und zwar bei Bipolaren, ihren (gesunden) Verwandten und bei psychisch Gesunden ohne psychische Erkrankte Verwandte. Dazu wurden verschiedene Fragebögen verwendet.

      Es zeigte sich, daß sowohl bei Bipolar Erkrankten, als auch bei deren gesunden Verwandten der Umgang mit Emotionen im Vergleich zu "Gesunden"
      ein anderer war. Besonders häufig gab es

      - Gedankenkreisen ("Rumination" = "Wiederkäuen")
      - Selbstbeschuldigung/-anschuldigung
      - Katastrophisierung ("Schwarzmalen").

      Seltener wurde die oft sehr erfolgreiche Strategie des "kognitiven Umstrukturierens" ("reframing") angewendet, das heißt - auf gut deutsch übersetzt - etwas negatives in den richtigen Zusammenhang zu stellen, in die richtige Perspektive bringen, das Glas halb voll anstatt halb leer sehen, etc.


      Was ist an diesen Ergebnissen interessant?

      1. Auch die gesunden Verwandten zeigten gewisse "Probleme" bzw. Unterschiede im Vergleich zur genetisch nicht belasteten Kontrollgruppe.
      D.h., es kann vermutet werden, daß es so etwas wie eine genetisch bedingte Anlage zu einem ungünstigen Umgang mit negativen Emotionen gibt, der natürlich auch den Verlauf einer bipolaren Erkrankung ungünstig beeinflussen könnte.

      2. Diese Bereiche der "Emotionskontrolle" sind trainier- bzw. erlernbar und können somit ein Ziel einer ganz spezifisch strukturierten Psychotherapie sein.

      3. Wiedermal wird hier klar: Bipolare Erkrankunge sind nicht "nur" krankhafte Auslenkungen der Stimmung in Manie opder Depression, sondern ein viel komplexerer, vielschichtiger Prozess, der zahlreiche psychische Funktionen betreffen kann. Jede Therapie, die "nur" auf eine ausgeglichene Stimmung abzielt und den Rest der Probleme übersieht, greift daher zwangsweise zu kurz....









      Abstract
      Green MJ, Lino BJ, Hwang E-J, Sparks A, James C, Mitchell PB. Cognitive regulation of emotion in bipolar I disorder and unaffected biological relatives. Objective:  We examined the use of particular cognitive strategies for regulating negative emotion in relation to mood and temperament in BD-I, unaffected relatives of bipolar patients (UR), and healthy controls (HC). Method:  Participants were 105 patients with BD-I, 124 UR, and 63 HC; all participants completed the Cognitive Emotion Regulation Questionnaire (CERQ), the Depression Anxiety Stress Scales (DASS), and the Hypomanic Personality Scale (HPS). Results:  The BD-I group reported more frequent use of rumination, catastrophizing and self-blame, and less frequent use of putting into perspective, in response to negative life events, relative to the UR and HC groups. In BD-I, more frequent use of rumination was associated with increased DASS and HPS scores. By contrast, within the UR group, more frequent use of catastrophizing and self-blame were associated with increased DASS and HPS scores. In all participants, less frequent use of adaptive cognitive reframing strategies (e.g. putting into perspective) were associated with increased DASS scores. Conclusion:  Both BD-I and UR groups reported more frequent use of maladaptive regulatory strategies previously associated with depression. Emotion regulation strategies of catastrophizing, self-blame, and cognitive reframing techniques may be associated with vulnerability for mood disorders, with the latter active within the general population regardless of biological vulnerability to disorder.

      © 2011 John Wiley & Sons A/S.

      PMID:21644938[PubMed - as supplied by publisher]
    • Hallo,

      ganz interessant in diesem Zusammenhang ist auch die folgende Arbeit:

      Francesco Pompei, Jigar Jogia, Roberto Tatarelli, Paolo Girardi, Katya Rubia, Veena Kumari, Sophia Frangou, Familial and disease specific abnormalities in the neural correlates of the Stroop Task in Bipolar Disorder, NeuroImage, Volume 56, Issue 3, 1 June 2011, Pages 1677-1684, ISSN 1053-8119, DOI: 10.1016/j.neuroimage.2011.02.052.
      (sciencedirect.com/science/article/pii/S1053811911002084)
      Abstract:
      Patients with Bipolar Disorder (BD) perform poorly on tasks of selective attention and inhibitory control. Although similar behavioural deficits have been noted in their relatives, it is yet unclear whether they reflect dysfunction in the same neural circuits. We used functional magnetic resonance imaging and the Stroop Colour Word Task to compare task related neural activity between 39 euthymic BD patients, 39 of their first-degree relatives (25 with no Axis I disorders and 14 with Major Depressive Disorder) and 48 healthy controls. Compared to controls, all individuals with familial predisposition to BD, irrespective of diagnosis, showed similar reductions in neural responsiveness in regions involved in selective attention within the posterior and inferior parietal lobules. In contrast, hypoactivation within fronto-striatal regions, implicated in inhibitory control, was observed only in BD patients and MDD relatives. Although striatal deficits were comparable between BD patients and their MDD relatives, right ventrolateral prefrontal dysfunction was uniquely associated with BD. Our findings suggest that while reduced parietal engagement relates to genetic risk, fronto-striatal dysfunction reflects processes underpinning disease expression for mood disorders.

      Viele Grüsse
    • Unsere Mutter ist schon seit ich mich erinnern kann...

      zumindest hypomanisch ( sie kann wegen der kleinsten Kleinigkeit lautstarken Streit vom Zaun brechen, tut aber nach 5 Minuten wieder so, als ob nichts gewesen wäre).
      Meine Halbschwester war im Alter von 10 Jahren rund ein Jahr in der Kinderpsychiatrie ( vermutlich in erster Linie wg den traumatischen Erlebnissen mit ihrem Nazivater,
      der ihr einmal mitten im Garten vor meinem Fenster voll mit seinem Schlappen so ins Gesicht geschlagen hat, dass ich aus dem Tiefschlaf voll im Bett hochgesprungen bin, so wie die geschrien hat...
      Trotzdem bin ICH das "schwarze Schaf" in der Familie...ist ja auch egal ----die Väter sind tot und die Männer hatten in unserer Familie schon immer das Nachsehen: auch mein Grossvater Johannes musste sich von seiner Margarete rumkommandieren lassen, obwohl er 2 Weltkriege überlebt hatte. (Margarete wäre es lieber gewesen, dass ER in Russland krepiert, anstatt des Erstgeborenen Hans...aber das Schicksal spielt eben nicht immer mit bei den Wünschen der Frauen...


      was solls - zumindest die SchwarzNASENschafe sind doch hübsch, oder ?

      tagesanzeiger.ch/wissen/natur/…nasenschaf/story/12183190

      lg
      eule4
      "So sehr die Gegenwart sich um den Beweis ihrer Alternativlosigkeit auch bemüht, wird sie dennoch von der Zukunft abgelöst."


      Felix Kriwin

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Eule4 ()

    • Gibt es einen neurophysiologischen Zusammenhang zwischen Rumination und Sprachstörungen?

      Guten Tag Moritz,
      mich würde interessieren, ob es einen solchen (hirnphysiologischen/-anatomischen) Zusammenhang gibt oder ob das Sprachvermögen in ganz anderen Hirnrealen lokalisiert ist. Zu den am schwersten erträglichen Symptomen der Depression gehört für mich das Empfinden, dass mir die Sprache zerfällt.
      Wünsche allseits ein gutes, mußevolles Wochenende.
      Schöne Grüße aus Berlin
      Laci
      "Tief im Herzen haß ich den Troß der Despoten und Pfaffen, Aber noch mehr das Genie, macht es gemein sich damit." (Hölderlin)

      "Nun müssen diejenigen, welche ihre Gedanken untereinander austauschen wollen, etwas voneinander verstehen; denn wie könnte denn, wenn dies nicht stattfindet, ein gegenseitiger Gedankenaustausch möglich sein?" (Aristoteles)