Elektrokrampftherapie bei bipolaren Störungen - Fluch oder Segen?

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    • Elektrokrampftherapie bei bipolaren Störungen - Fluch oder Segen?

      Hallo ihr Lieben,
      war heute bei meinem Facharzt zwecks Änderung meiner Medikation, da ich erneut depressiv geworden bin. Darauf hin hat er mir zusätzlich Wellbutrin XR in Standarddosis verschrieben mit dem Kommentar, dass das sein -Ultimo ratio- sei. Es käme eventuell noch die Elektrokrampftherapie in Frage, wenn dieses Präparat nicht "greift".

      ALSO:
      Meine Fragen an euch:
      1. Wer hat schon eine solche Therapieform hinter sich gebracht und wie waren eure Erfahrungen damit? Absolutes NoGo oder sinnvoll im Sinne von alternative Heilmethode??
      2. Wie sieht es mit dieser Behandlungsmethode und den Nebenwirkungen aus? (lt. Facharzt wenigere als bei den üblichen Psychopharmaka...??)
      3. Wo wird diese Therapieform angeboten, d.h. muss ich stationär gehen oder reichen ein paar Sitzungen ambulant?? Nachdem ich aus Tirol komme, hat jemand im LKH Hall oder an der Uniklinik in Innsbruck Kontaktdaten bzw. brauchbare Informationen online?
      4. Ist diese Therapie überhaupt für bipolare Störungen eine gute Wahl?

      Ich bin gespannt auf eure Antworten,

      :heart:-lich eure Katy
    • Hi Katyperry,
      es dürfte dir kaum entgangen sein, in welches Wespennest du mit deiner Frage stichst. Lies die Beiträge zur Kontroverse, die hier in den vergangenen Wochen tobte, durch und du wirst dir ein eigenes Urteil bilden können. Aufgrund dessen, was du von deinem Psychiater berichtest, stellt sich mir die Frage, ob der Mann noch ganz dicht ist. Einig waren bzw. sind sich Proponenten wie Opponenten der EKT, dass diese nur in Fällen schwerster Depression indiziert ist. Dies kann bei dir nicht der Fall sein, denn dann wärest du nie und nimmer imstande, eine derart klar formulierte Frage hier vorzubringen.
      Gruß
      Laci
      "Tief im Herzen haß ich den Troß der Despoten und Pfaffen, Aber noch mehr das Genie, macht es gemein sich damit." (Hölderlin)

      "Nun müssen diejenigen, welche ihre Gedanken untereinander austauschen wollen, etwas voneinander verstehen; denn wie könnte denn, wenn dies nicht stattfindet, ein gegenseitiger Gedankenaustausch möglich sein?" (Aristoteles)
    • Ist mir nie angeboten (angedroht?) worden, hätte ich auch eh nicht gemacht. Es reicht ja schon aus, dass man sich auf chemischem Wege im Hirn herumstochern lassen muss, obwohl auch hier die Zusammenhänge weitgehend unbekannt sind. Aber hat mal jemand darüber nachgedacht, ob die Wirkung möglicherweise der Narkose selbst geschuldet ist???? Das findet ja unter Kurzzeitnarkose statt (vgl. Themenstrang "Ketamin")
    • Hello again,

      Danke für eure Statements!

      Mein Fazit soweit: okay, habe wieder mal ;) den Eindruck gewonnen, dass es sooo viele Kontroversen/unterschiedlichste Meinungen bezüglich dieser Thematik gibt...... welche Behandlung denn nun wirklich für die jeweilige Situation des Patienten passt. Und möglichst individuell je nach Bedarf zugeschnitten ist. Ob das jetzt zum Beispiel auf die "übliche und moderne" chemisch-synthetische Weise oder auf Basis "älterer (Heil-?) Mittel" wie mit EKT (übrigens erfolgreich durchgeführt ab den 60ern.....) erfolgt......

      Ich denke mir, dass mir mein Facharzt alle Therapiemöglichkeiten aufzeigen wollte und darüber hinaus zu erkennen gab, dass die ambulante Therapie Grenzen hat. Er kam auf die EKT als alternative, nebenwirkungsärmere Methode. Laut dem Paper (Link unten) zählt diese Methode zu den klinisch gut begründeten Indikationen, wenn EKT nach genauer Anamnese und bisherigem Krankheitsverlauf des jew. Patienten erfolgsversprechend sein --kann-- bzw. bisherige pharmakologische Behandlungsversuche fehlgeschlagen sind.

      Mein Facharzt ist sehr bemüht, eine möglichst gangbare Lösung für mein Problem zu finden.... da darf auch fantasiert und Ideen diskutiert werden!!! Zwecks Einsatz bei "schwerster Depression" empfehle ich diesen Link: i-med.ac.at/psychiatrie/forsch…_ekt_konsensus_oegpp_2004. Bitte keine Ferndiagnosen!!!!! Ich sehe es als Kompliment, klar und prägnant auch in depressiven Zeiten, zumindest schriftlich sein zu können. Hmmmm.....wenn ich überlege.......... ist gerade das Schreiben für mich eine bislang gute und positive Therapieform -- das macht mir einen klaren Kopf, indem ich mich von meinen Grübeleien und depressiven Gedanken distanzieren kann und mich schrittweise aus dem Sumpf ziehe....... Da ist der Thread über Buddhismus auch eine super Idee, mit der Krankheit umgehen zu lernen -- nach dem Motto: wenn´s hilft, warum nicht?

      Zum Abschluss in diesem Sinne eine treffende buddhistische Weisheit:
      Du kannst die Wellen nicht anhalten, aber du kannst lernen zu surfen. (Joseph Goldstein)

      Liebe Grüße!
      Katy
    • Liebe Katyperry

      es gibt zur EKT oder ECT, wie sie neuerdings genannt wird, hier bereits einen sehr umfangreichen Baum...
      Einen neuen über Ketamin gibt es auch für Leute, bei denen scheinbar kein anderes AD hilft.
      Schweren Herzens habe ich im alten Baum gegen den Admin hier angeschrieben, da mir diese Sache einfach von der Spannungs- und Stromstärke her mehr als suspekt ist !

      (edit psmmg: auf die gefahr, mich zum tausendsten mal zu wiederholen: alles zu U, R und I steht im paper unter therapiemoeglichkeiten)

      Die ersten Experimente damit wurden übrigend nicht 1961, sondern bereits in den 30er-Jahren gemacht unter dem Label "Elektroschock",

      (edit psmmg: auf die gefahr mich zu wiederholen: das label elektroschock ist niemals auf ECT angewendet worden, es sie denn, von leuten, die einfach keine ahnung haben! elektroschocks sind eine veurteilungswürdige menschenverachtende und schon vom prinzipiellen denkansatz her abzulehnende FOLTERmtheode, die v.a. im kalten krieg und in totalitären regimen verwendet wurde/wird, um ungewünschte personen - zB politisch andersdenkende - zu "kontrollieren". das hat NICHTS mit ECT zu tun.)

      und zwar an einem Menschen der gar nicht eingewilligt hatte, sondern von der damaligen faschistischen Polizei den beiden italienischen Psychiatern gegen seinen Willen "zur Verfügung gestellt" wurde.
      Zwischenzeitlich wurde die Methode natürlich "verfeinert" mit Muskelrelaxantien und Narkose, aber Wikipedia schreibt unter anderem:

      " Die jüngere Metastudie "The effectiveness of electroconvulsive therapy: A literature review"
      aus dem Jahr 2010 fällt ein vernichtendes Urteil über die EKT. Die
      Studie attestiert der Behandlungsmethode ein hohes
      Hirnschädigungspotenzial
      , hohe Anfälligkeit für Placeboeffekte und
      keinen Nutzen, der eine Anwendung - sowohl
      bei Schizophrenie als auch
      bei Depression - rechtfertigt. "Der fortwährende Einsatz der EKT zeigt ein Versagen der Einführung der evidenzbasierten Medizin in die Psychiatrie. [...] In der EKT-Gemeinschaft scheint es Ressentiments gegenüber Forschungsdaten zu geben..."

      Dem ist imho kaum noch was hinzuzufügen... :wacko:

      Über 500 Volt oder 64 Milliampere wären jedenfalls am Herzen gegen Masse sofort tödlich - auch bei gesundem
      Herzen - dass das Gehirn das dann ohne Schaden aushalten soll, ist ein "übles psychiatrisches Gerücht" in meinem
      Verständnis... :shocked:

      lg
      eule4
      "So sehr die Gegenwart sich um den Beweis ihrer Alternativlosigkeit auch bemüht, wird sie dennoch von der Zukunft abgelöst."


      Felix Kriwin

      Dieser Beitrag wurde bereits 4 mal editiert, zuletzt von Eule4 ()

    • Hallo liebe Katy

      ich muß auch sagen, das es von Deinem Schriftbild nicht so wirkt
      als das du Deine Gehirnzellen gerade depressiv verpruzeln läßt,
      das ist gut und damit möchte ich mich dem Kompliment anschließen.

      Der Mensch wird krank, wenn es Ihm an einer gesunden Gemeinschaft
      und an Glauben fehlt. Der Buddhismus ist ne sehr gute Sache finde ich,
      weil er glauben, Psychologie und Werte auf so angenehme Art und Weise
      verknüpft.

      Wie schaut es den bei Dir, mit dieser Weisheit aus,
      die ich hier gerade gelesen habe und von der ich schwer
      beeindruckt bin.

      Bevor man bei Sich eine Depression oder geringes Selbstwertgefühl diagnostiziert,
      sollte man sicher gehen, dass man nicht von Arschlöchern umgeben ist.

      -William Gibson-


      LG Tobi
    • ein "Segen" ist diese Methode ganz sicherlich nicht !
      Sonst könnte man auch die Lobothomie dahingehend
      einstufen, deren psychiatrischer "Erfinder" aus Portugal
      ja sogar den Nobelpreis dafür gekriegt hat :boese:
      Oder das Vollpumpen von Patienten mit Haldol und
      ähnlichem Zeug...
      Aber man sollte darauf hinweisen dürfen, das einem
      langjährigen Psychiatriepatienten in D, dem über mehr
      als ein Jahrzehnt hinweg mehr als 12,5 Kilo (!) Haldol
      verabreicht wurden, das bisher meiner Information
      nach höchste Schmerzensgeld überhaupt zugesprochen
      wurde, nämlich über 500 000 DM !

      Wir bräuchten einfach ein paar mehr verrückte Anwälte
      oder das US-System und wir würden alle steinreich... :D
      Schaut Euch doch die Bankgster an - sind doch viele auch
      Maniker ! Warum schickt die eigentlich nie jemand in die
      "Geschlossene" ? :jump:

      lg
      eule4
      "So sehr die Gegenwart sich um den Beweis ihrer Alternativlosigkeit auch bemüht, wird sie dennoch von der Zukunft abgelöst."


      Felix Kriwin

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von Eule4 ()

    • positives-denken schrieb:

      Bevor man bei Sich eine Depression oder geringes Selbstwertgefühl diagnostiziert,
      sollte man sicher gehen, dass man nicht von Arschlöchern umgeben ist.

      -William Gibson-
      ist für mich auch "der Spruch des Tages" und hat mir das ganze WE gerettet !
      btw.: WER ist eigentlich dieser William Gibson ?
      Oha, mein Gedächtnis - Das ist natürlich der geniale Autor von u.a."Neuromancer",
      ich dementer Penner!
      Na, kein Wunder dass dieser geniale Spruch von ihm kommt, hehehe ! :scheinheilig:

      lg
      eule4
      "So sehr die Gegenwart sich um den Beweis ihrer Alternativlosigkeit auch bemüht, wird sie dennoch von der Zukunft abgelöst."


      Felix Kriwin
    • meine Erfahrung

      ist lange her. Es war eine schwere Depression, einige Medikamentenwechsel, als den Ärzten die Weisheit ausging und mir die EKT, die E-Schocks vorgeschlagen wurden. Mir war alles recht. Ich hab nach ein paar Schocks schon gemerkt, dass ich nach "oben" spring. Hab die übrigen dann noch genossen, bin dann unbemerkt leicht manisch aus der Klinik.



      Ein andermal wollte ich von vornherein die Schocks. Wieder eine schwere Depression, vorher ambulant mit Tabletten rumprobiert. Also bekam ich 12 davon - und gar nichts wurde besser. Nix wars, ich war sehr enttäuscht.



      Auf Narkose steh ich total, übrigens ein guter Gedanke den jemand hier geäußert hat... nach einer OP wirkt die Narkose bei mir noch tagelang nach, da bin ich bisschen high und überdreht.



      LG Doro
    • ... mir wird Einiges klar....mehrere Denkanstöße.....

      Hallo an alle,
      eure Postings waren für mich sehr konstruktiv und interessant, insbesondere was es für unterschiedlichste Reaktionen bewirkte!

      Einerseits denke ich, es spiegelt die prekäre Situation in der "modernen" psychiatrischen Therapie wider: wie geht man mit der Behandlung von psychischen Erkrankungen generell um?! Wer weiß denn, was genau im Gehirn/ZNS genau passiert? Da gibt es doch unzählige Erklärungsversuche, psychologisch - das Vulnerabilitätsmodell bis -biologisch- zum gestörten Stoffwechsel von Neurotransmittern und Hormonen im Gehirn oder man denke an die mögliche genetische Vorbelastung!!! (M)ein Beispiel: Mein Bruder ist pumperlgsund und ich hab quasi, auf gut Deutsch die "Arschkarte" gezogen -- oder was?

      Es gibt mir sehr zu denken, wie weit Betroffene gehen können, in der Hoffnung und im Glauben dass sich die psych. Gesundheit um einiges verbessert und erträglicher macht, auch mit solchen mitunter gefährlichen Methoden wie die Elektrokrampftherapie. Wie hilflos sehr viele Menschen sind und sich wirklich an jedem Strohhalm klammern..... Ehrlich gesagt war ich persönlich auch irgendwo naiv und habe die unterschiedlichsten Pillen genommen ohne zu hinterfragen, was ich da überhaupt mir gegenüber, meiner Psyche und meinen Körper alles anstelle, probiere und experimentiere, in der großen Hoffnung, dass ich ein symptomfreies Leben haben werde und meine Ruhe habe...... Ich ertappe mich schon immer wieder, wenn ich pauschal sage "ich bin chronisch krank und werde bis zu meinem Lebensende Medikamente nehmen müssen" und resigniere. Momentan gehe ich sogar so weit-- kann die Diagnose "F 31.xx" nicht falsch sein? Bitte bitte!!!

      Es ist auch recht makaber, dass die EKT -wenn ich es richtig verstanden habe- bereits zu NS-Zeiten eingeführt und angewandt wurde und unzählige psychisch kranke Menschen damit gedemütigt, degradiert und das gesamte Leben zerstört hat, wenn sie überhaupt überlebt haben!!! Bin ich ein schlechter Mensch, wenn ich so eine Erkrankung habe? Mein schwarzer Humor sagt gerade: da wäre ich auch "aussortiert" worden und wäre bestimmt nicht alt geworden.... Achtung Katy........ nicht wieder depressiv werden...... :cursing: Und die EKT gehört nach wie vor zum psychiatrischen "Handwerksrepertoire".... schluck!

      Wenn ich überlege, höre und lese ich sehr sehr oft (viel zu oft :raunz: ), dass speziell die Bipolare Störung eine "diagnostischen Herausforderung" darstellt. Bei mir hat es auch mind. 4 Jahre gebraucht, dass in diese Richtung überhaupt gedacht wurde......... wobei die psychiatrischen Diagnosen leider oft nach den Episoden gestellt werden..... dann gibt man halt noch ein Antidepressivum dazu, "haben Sie schon von Lithium gehört, der Goldstandard in der Therapie manisch-depr. Erkrankungen?" Man denke an die Sichtweisen in der Schulmedizin................. ich glaub´ich muss mich gleich ü.....
      (verweise auf den Thread zum Thema "Kriterien in der Diagnose psychiatr. Erkrankungen" im anderen großen Forum!!)

      Was den Buddhismus betrifft, glaube ich dass das Tolle daran ist, dass die Weltanschauung und Betrachtung des Menschen ganzheitlicher und gesünder ist, da positiv, sehr achtsamer und respektierender ("in der Ruhe liegt die Kraft". In unserer westlichen Welt ist es leider Usus, defizitorientiert zu denken und die Schwächen, Komplexe und Krankheiten möglichst schnell wiederherzustellen, wie oft habt ihr an eurem ARbeitsplatz den anderen ganz offen und ehrlich gesagt, dass ihr diese Erkrankung habt? Bauchweh, Grippe und das neumodische Burnout fällt doch wesentlich leichter zu nennen bei einem Krankenstand................ Noch dazu geht es meiner Ansicht nach in der psych. Akutstation hauptsächlich darum, Symptome zu bekämpfen und anzusprechen, dass jeder Patient wieder an seinen vielen Baustellen zu arbeiten hat..... am besten in einer sündteuren Psychotherapie............................

      Ich möchte euch jetzt nicht "runterziehen" --- als Abschluss möchte ich euch diese Mini- Anekdote von Eugen Roth, (m)ein absolutes Highlight, passend zum Thema mit"posten": es geht um etwas gaaaaaanz Grundlegendes....................

      KLEINIGKEITEN -
      Ein Mensch - das trifft man gar nicht selten -
      Der selbst nichts gilt, lässt auch nichts gelten.
      Ein Mensch wollt immer recht behalten:
      so kam´s vom Haar- zum Schädelspalten!!
      Ein Mensch fühlt oft sich wie verwandelt,
      sobald man menschlich ihn behandelt!


      Wäre schön wenn viele Ärzte mehr sagen als nur: okay meine Arbeit schaut heut so aus, der Bandscheibenvorfall von Zi. Nr. 16 wäre als Nächster zu operieren......

      :goodjob: Kopf hoch an alle, ich habe euch heute meine kritische Seite gezeigt...................... :D
      -- Eure Katy --
    • REPLY an Positives-Denken

      Hallo Tobi,
      Danke für dein Kompliment! Hier meine Antwort zu deiner Frage:

      positives-denken schrieb:

      Wie schaut es den bei Dir, mit dieser Weisheit aus,
      die ich hier gerade gelesen habe und von der ich schwer
      beeindruckt bin.
      LG Tobi
      Zur Weisheit: Du kannst die Wellen nicht anhalten, aber du kannst lernen zu surfen. (Joseph Goldstein)


      Woran ich dabei gedacht hatte: Das Leben spielt oft so verrückt, besonders was die emotionalen Auf und Abs betrifft. Im ersten Moment erscheint es eine einzige große Hürde zu sein - jeder Mensch geht unterschiedlich damit um. Bei einer bipolaren Erkrankung geht es darum, sich selbst kennen und schätzen zu lernen, auf die eigenen individuellen Bedürfnisse zu achten und sich Strategien zurecht zu legen, das Leben genauso wie jeder Andere lebenswert zu gestalten und -- trotz allem eine gute und gesunde Lebensqualität zu erreichen. Das bedarf viel Zeit, Ausdauer und Hartnäckigkeit. Ganz salopp gesagt, ist es im Grunde ein Lernprozess, manchmal mühsam - manchmal aufregend - manchmal von Erfolg gekrönt und teilweise sehr "nervig".


      Wo ich momentan stehe? Ich bin zwar schon ein wenig geübt im Surfen, aber trotzdem noch wackelig auf dem Brett. Ich habe mir Hilfe geholt: vorübergehend habe ich einen "Personal-Surf-Lehrer" gebucht der mir Techniken zeigt, das Gleichgewicht zu halten und mit mir selbst geduldig zu sein, nicht zu schnell aufzugeben und ins Wasser zu fallen. Ich gönne mir die Zeit und versuche mir so viele Tipps wie möglich zu holen. Was ich daraus mache, ist mir überlassen, ich finde langsam aber sicher meine eigene Surftechnik!! Ich habe nicht den Anspruch, eine Profi-Surferin zu werden. Was ich aber daran mag und wofür es sich lohnt das Surfen zu lernen ist, dass es so viel Spaß machen kann! Ich sehe alles positiver, jede Welle ist nicht sofort ein Tsunami sondern spornt mich an, mich selbst herauszufordern und zu zeigen, das ich´s kann....


      Für dich und alle anderen hier alles erdenklich Gute beim Surfen! (ich meine damit nicht das Internet-Surfen :D )

      :heart: -lich K A T Y












    • Liebe Katy

      da Du nicht doof, sondern schlau bist und suchst, hast Du sehr gute Chancen weiter zu kommen.
      Weiter so!

      Eine Diagnose kann durch aus dazu führen, das der Mensch erstmal von der größten
      Verwirrung und Schuldgefühlen verschont bleibt. Langfristig, führt der Glaube daran
      F31.3 oder irgendwas zu haben (oder gar zu sein) jededoch in die Resignation
      und läd nicht dazu ein, mit sich und dem Leben auf einer Weise umzugehen,
      die ich konstruktiver nenne.

      Im psychisch, zwischenmenschlichen Bereich, werden Diagnosen aufgrund von Verhalten gestellt.
      Das erklärt garnichts, ist bloß ein Stempel und Stigmatisierung, es sei denn man ist in der Lage,
      dahinter zu kucken, aber das passiert dann trotzdem und nicht aufgrund der Abstempelung.

      Jeder Gedanke, löst unterschiedliche Reaktionen im Gehirn aus. Der Weg, diese Reaktionen
      zu messen und dann "neutral" über Erkrankungen zu urteilen, führt meiner Meinung nach
      nicht weiter. Man kann dann höchstens sehen, ob jemand lügt - das heißt, ob sein Empfinden,
      mit seinen Gehirnaktivitäten übereinstimmt. Jemand, der geübt ist, kann sich aber
      durch aus in verschiedene Stimmungen hineindenken und wenn er dann wirklich so
      fühlt, wie er denkt, ist die Realtität des Gehirns, mit dem Verhalten auch nicht unterscheidbar.

      Eine Psychiaterin, hat mir vor anderthalb Jahren gesagt, das man entweder krank oder gesund ist,
      dazwischen gibt es nichts. Wenn ich ein Psychiater wäre, würde ich sagen, das sie an F 75.3
      leidet. Das bedeutet Schwarzweißmalerrei.

      Bei der Leitlinienerstellung der Psychiater weltweit, kommt es in der neuen Ausgabe dem DSM 5 zu
      einer weitreichenden Änderung.

      Die wesentliche Änderung der kommenden Fassung besteht nun darin, dass mit der vorherrschenden Alles-oder-nichts-Mentalität der Symptome gebrochen wird.
      Hatte ein Patient beispielsweise fünf von neun Symptomen einer Depression nach DSM-IV-TR, dann galt er als depressiv; waren es hingegen nur vier, dann nicht.
      In Zukunft sollen diese strengeren Kriterien durch Skalen ersetzt werden. Auf ihnen kann zum Ausdruck gebracht werden, wie stark ein bestimmtes Symptom
      (in diesem Augenblick) ausgeprägt ist.


      Psychiatrische Diagnosen: nicht immer wirklich verlässlich!

      Die Symptome verändern sich ständig und das ist auch gut so, denn das einzig beständige im Leben,
      ist die Veränderung. Diagnosen in Form von festen Stempeln, sind dagegen Tod, denn sie bedeuten Stillstand.

      Unsere Gefühle, verändern sich ständig, je nach dem, was wir brauchen und wo hin wir unsere Aufmerksamkeit lenken.
      Die klarste Form, die ich gefunden habe um diesen Strom in jedem Moment gewahr zu werden, ist die Gewaltfreie Kommunikation
      von Dr. Marshall Rosenberg, einen klinischen Psychologen, der die klinischen Analysen "Einworterklärungen" und Diagnosen
      seiner Ausbildungsrichtung, als "Wolfssprache" bezeichnet.

      Buddhismus und Gewaltfreie Kommunikation, bedeutet zu verstehen. Man kann nicht lieben, ohne (sich) zu verstehen.
      Wer seinen Partner nicht versteht, kann ihn auch nicht lieben.
      Nur tiefes Zuhören, eine mitfühlende Kommunikation, kann die falschen Wahrnehmungen abbauen, die die Wurzel
      unserer inneren und äußeren Gewalt und Konflikte sind.

      Ein Mensch fühlt oft sich wie verwandelt,
      sobald man menschlich ihn behandelt!
      :heart:


      LG Tobi


      Die Welt ist eine Bühne, und wir alle sind Schauspieler.
      Jeder spielt eine einzigartige Rolle und ist für sein
      Handlungen die dem Denken entspringen verantwortlich.
      Verantwortung heißt, das richtige zu tun, egal wie groß
      oder klein eine Aufgabe sein mag.

      Jeder von uns hat eine besondere Rolle dabei zu spielen,
      die Welt zu einem besseren Lebensraum zu machen.
    • Da reisst mir aber jetzt der Geduldsfaden....

      Jannis schrieb:

      "Niederspannungstherapie"
      "Niederspannung" ist alles unter 24 Volt, eventuell maximal noch bis zu 60 Volt je nach Konfiguration der kapazitiven Komponenten (Kondensatoren) ...
      Bei der ECT werden aber bis 520 Volt an die Kopfhaut angelegt !!!

      grummel,brummel, knurr...

      Weder die Psychiater noch eventuelle Betroffene scheinen hier die leiseste Ahnung davon zu haben, worum es eigentlich dabei geht: Die ECT verursacht einen "Krampfanfall" im Gehirn ähnlich einem "Grande mal"-also einem
      grossen epileptischen Anfall...
      Und dabei werden definitiv Neuronen zerstört, auch wenn alle Psychiater dieser Welt das Gegenteil behaupten würden, was aber ja gar nicht so ist: ein paar Verantwortungsvolle gibts ja noch !!!! :banghead:

      lg
      eule4
      "So sehr die Gegenwart sich um den Beweis ihrer Alternativlosigkeit auch bemüht, wird sie dennoch von der Zukunft abgelöst."


      Felix Kriwin
    • hallo eule,

      vielleicht willst du ja in die insulinkur wieder einsteigen.
      die wurde sogar mit ekt kombiniert.... in den 19 hundert 30er jahren.... (üble zeit für "forschung"... :( )

      meine persönliche meinung ist allerdings, dass ich den segen der derzeitigen praxis der ekt in kurznarkose vorziehen würde.
      zumindest ist es eine genügend erforschte und praktikable alternative...zur resistenten dauerdepression.
      ob du es nun magst oder nicht.

      oder fragst du dich auch jeden tag, warum sich die meisten leuts an der signalwirkung einer grünen ampel orientieren?
      die neuronalen verknüpfungen und biochemischen vorgänge zu diesem signal sind bestimmt noch nicht ausreichend erforscht, aber es funktioniert.
      in den meisten fällen ist es gesünder bei grün über die straße zu gehen... ausnahmen regeln auch hier die bestätigung.

      lg
      oki
      Osakidersanftmütige .......... 8o .......... 8) .......... :thumbup: .......... :rolleyes: .......... :love:
    • Tatsache ist doch, dass es einerseits heisst die genaue Wirkungsweise der EKT/ECT sei noch immer unbekannt...
      Es werden Vermutungen angestellt darüber, dass alle Neurotransmitter dabei entleert würden usw.
      Andererseits schreiben die Psychiater ja selbst, dass gemäss dem eeg ein Krampfanfall im Gehirn ausgelöst würde, der einem epileptischen "grand mal"- Anfall gleichkommt.
      Bei Letzterem steht aber fest, dass er "zum Untergang von Gehirnzellen" führt !

      Daran ändert imho auch die immer verniedlicherende Namensgebung von Elektroschock über Elektrokrampftherapie zur Elektrokonvulsionstherapie nichts !
      Eines Tages wird man es vielleicht Elektrowellnesstherapie nennen... :wacko:

      Aber manche sind so ärztegläubig, da sie sich wohl auch wieder Radium als Krebsheilmittel andrehen lassen würden,
      was ja auch schon mal eine "medizinische Behandlungsmethode" bis ins frühe 20. Jahrhundert war...

      O tempora o mores...

      post scriptum: Natürlich kann ich mir vorstellen, dass es Leute gibt die infolge einer langandauernden schweren Depression sagen; "alles egal, hauptsache ich werde diesen Zustand los"- und da einwilligen dann....
      Imho müsste man aber verlangen können, dass die Ärzte dann wenigstens korrekt aufklären und die Patienten darauf hinweisen dass es zu Neuronenverlusten mit entsprechenden Folgeerscheinungen, nämlich eben tiefgreifenden Persönlichkeitsveränderungen kommen könnte dabei !
      Nur wenn eine solche Aufklärung vorher erfolgt, ist das Ganze aus meiner Sicht ethisch vertretbar...


      lg
      eule4
      "So sehr die Gegenwart sich um den Beweis ihrer Alternativlosigkeit auch bemüht, wird sie dennoch von der Zukunft abgelöst."


      Felix Kriwin

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Eule4 ()

    • Mir ist das ganze ja auch nicht geheuer, das gebe ich gerne zu. Auf der anderen Seite werkeln die Ärzte ja auch mit chemischen Substanzen herum, deren Wirkungsweise ungeklärt ist. Bis heute weiß man ja z.B. nicht, weshalb Lithium wirkt, aber es ist wohl so. Ganz schlimm finde ich persönlich die Verordnungsmanie was Neuroleptika angeht. Man braucht kein Arzt zu sein, um zu erkennen, wie damit dem Patienten die letzten Lebensgeister ausgetrieben werden, bis sie in einem nahezu katatonischem Zustand sind.
    • Die Wirkungsweise von Lithium gehört zu den besterforschten Medikamentenwirkungen überhaupt; das Problem ist weniger, das man "nicht weiß", wie es wirkt, sondern wirklich sehr viele Ansatzpunkte kennt, wo Lithium angreift; zum Beispiel (nur ein Ziel von mehreren wichtigen) hemmt Lithium die GSK-3 (Glycogen-Synthase-Kinase-3), welche in der Signaltransduktion eine große Rolle spielt (Übrigens tut dasselbe auch Valproinsäure). Daneben hemmt oder induziert es aber auch noch eine ganze Reihe anderer Enzyme,Gene,....


      kurz gesagt:
      man weiß viel zu viel, was Lithium alles in der Nervenzelle verändert - die Herausforderung ist es eher, zu wissen, welche die entscheidende Wirkung(en) ist (sind) und warum es für manche funktioniert und für manche nicht.


      Nur nebenebei:
      Acetylsaliclysäure (Aspirin) wurde eine schiere Ewigkeit mit sehr viel Erfolg eingesetzt, bevor man irgendwann viele viele Jahrzehnte später daraufgekommen ist, WARUM und WIE es (vermutlich) wirkt. Ich nehme an, die vielen Schmerz-, Fieber-, und Thrombosepatienten werden dankbar gewesen sein, es auch schon vor der letzlichen Aufklärung aller Wirkmechanismen zur Verfügung gehabt zu haben.....