"Lasst uns verrückt sein !"

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    • "Lasst uns verrückt sein !"

      " Als der Werber Peter Economides im November 2011 eine Gruppe
      griechischer Geschäftsleute in einem mittlerweile legendären Vortrag
      beschwor, sich verdammt noch mal endlich am eigenen Schopf aus dem Sumpf
      zu ziehen, da zeigte er ihnen den berühmten Apple-Werbespot aus dem
      Jahre 1997: «Think Different». Der Spot ist eine Ode: «Auf die
      Verrückten. Die Aussenseiter. Die Unruhestifter. Jene, die Regeln nicht
      mögen und den Status Quo nicht respektieren.» Apple sei damals kurz vor
      der Pleite gestanden, erklärte Economides, einer der Schöpfer des Spots,
      seinem Publikum. «Und heute?» Economides, ein in Südafrika geborener
      Grieche, blickte in die verzagten Gesichter seiner Landsleute und rief:
      «Lasst uns verrückt sein!»
      "
      tagesanzeiger.ch/ausland/europ…n-benommen/story/21176490

      lg
      eule4
      "So sehr die Gegenwart sich um den Beweis ihrer Alternativlosigkeit auch bemüht, wird sie dennoch von der Zukunft abgelöst."


      Felix Kriwin
    • 'Dynamischer Unternehmer' als Leitfigur?

      Hi,
      dein (an sich berechtigter) Einwand scheint mir auf einem Missverständnis zu beruhen, Jannis. Zwar fühle ich mich nicht dazu berufen, den Eckermann für unsere Eule zu spielen, er wird sich schon selbst erklären können. Vermutlich meint er, dass unkonventionelles Denken, welches sich nicht um gesellschaftliche Konventionen schert, sie nötigenfalls sogar aufsprengt, produktiv sein kann.

      Das Beispiel aus der Betriebs- bzw. Volkswirtschaftlehre ist nicht zufällig. Im Hintergrund steht die Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung des österreichisch/US-amerikanischen Ökonomen Joseph Schumpeter. Ein zentrales Problem der neoklassischen Wirtschaftslehre ist ihr 'Modellpaltonismus', d.h. sie versucht mittels komplizierter mathematischer Modelle den Marktmechanismus abzubilden, geht dabei aber von fiktionalen Voraussetzungen wie dem nach rationalem Nutzenkalkül agierenden 'homo oeconimicus' aus. Der Preis für diese Art der 'Verwissenschaftlichung' der Sozialwissenschaften ist der Verlust an Relevanz ihrer Aussagen für die unreduzierte Realität marktwirtschaftlichen Geschehens. Ein riesiges Problem, das sich diese Theorietradition damit einhandelt, ist ihre Unfähigkeit 'sozialen Wandel' im allgemeinen, wirtschaftliche Entwicklung im besonderen zu erklären. Genau diese 'Erklärungslücke' versuchte Schumpeter mit dem Theorem vom Pionierunternehmer oder dynamischen Unternehmer zu schließen. Der diesem theoriegeschichtlich hochinteressanten Zusammenhang gewidmete Wikipedia-Artikel fasst dessen 'Kerngedanken' sehr schön zusammen:
      Die Schlüsselrolle in der wirtschaftlichen Dynamik spielen die Pionierunternehmer, die permanent nach neuen Kombinationen suchen und diese - auch gegen Widerstände - umsetzen („dynamischer Unternehmer“) .... Neue Kombinationen“ (später heißt es „Innovationen") können unter Anderem eine „Andersverwendung des Produktionsmittelvorrats der Volkswirtschaft“ sein, das heißt, dass Anderes oder anders produziert und vertrieben wird. Später hat Schumpeter diese neuen Kombinationen im Hinblick darauf, dass sie eingespielte Praktiken verdrängen, als „schöpferischer Zerstörung“ bezeichnet.
      Der gesamte Artikel ist unter folgender URL verfügbar:

      de.wikipedia.org/wiki/Theorie_…tschaftlichen_Entwicklung

      In diesem Sinne verstehe ich Eule. Darüber hinaus hat sich als ein äußerst wirksames Mittel zur Entschärfung diskriminierender sozialer Stereotypen deren Übernahme durch die diskriminierte Gruppe erwiesen: Afro-Amerikaner nennen sich selbst Nigger, Homosexuelle bekennen sich als Schwule (noch zu Zeiten meiner Kindheit und Jugend, vor ca. 100 gefühlten Jahren also, war 'schwul' ein übles Schimpfwort, 'geil' das öbszönste Attribut schlechthin). - Eule, übernehmen Sie!

      Gruß
      Laci

      PS.: Wen die angerissene Problematik ökonomischer Theoriebildung interessiert und mehr darüber wissen möchte, kann mich per PN fragen
      "Tief im Herzen haß ich den Troß der Despoten und Pfaffen, Aber noch mehr das Genie, macht es gemein sich damit." (Hölderlin)

      "Nun müssen diejenigen, welche ihre Gedanken untereinander austauschen wollen, etwas voneinander verstehen; denn wie könnte denn, wenn dies nicht stattfindet, ein gegenseitiger Gedankenaustausch möglich sein?" (Aristoteles)
    • Genie und Wahnsinn - eine fragwürdige Beziehung

      HI,
      Andrea hat im DGBS-Forum ein Interview des Standard mit dem Wiener Nervenarzt Michael Musalek verlinkt, das den Zusammenhang von Wahn/bipolarer Depression und Genie zum Gegenstand hat. Musalek zeigt sympathischerweise keinerlei Tendenz zur Idealisierung der manisch-depressiven-, tja, wie soll ich es nun formulieren, ohne gleich von Jannis u.a. eins auf den Hut zu bekommen? Doch, ich spreche von der manisch-depressiven Störung als einer seelischen Krankheit. So what?

      Gehe davon aus, dass Andrea nichts dagegen hat, dass ich diesen Link hier übernehme. Das Interview ist unter folgender URL verfügbar:

      derstandard.at/1336696873520/G…portunist-wird-kein-Genie

      Gruß
      Laci
      "Tief im Herzen haß ich den Troß der Despoten und Pfaffen, Aber noch mehr das Genie, macht es gemein sich damit." (Hölderlin)

      "Nun müssen diejenigen, welche ihre Gedanken untereinander austauschen wollen, etwas voneinander verstehen; denn wie könnte denn, wenn dies nicht stattfindet, ein gegenseitiger Gedankenaustausch möglich sein?" (Aristoteles)
    • Warum solltest Du eins von mir auf den Hut bekommen. Ich finde eher, dass der Bipolare hier etwas überstilisiert wird, so als gäbe es ohne ihn keine Kunst. Das ist zwar so, aber ich würde es nie sagen :)

      Und eine Krankheit ist das schon mal gar nicht, wer mich kennt, weiß, dass ich es lediglich für eine Disposition halte, die evolutionär bedingt ist und sich dann genetisch übertragen hat. Das ändert aber nicht an dem Leidensdruck der Betroffenen.
    • Wer hat eigentlich die Deutungshoheit darüber, was krank und was gesund ist? Sind es vielleicht dieselben, die den gesellschaftlich tolerierbaren Rahmen abstecken, in dem man sich bewegen darf, ohne als "auffällig" zu gelten? Und wie war das eigentlich im Dritten Reich, war derjenige krank, der nicht ganztägig sein debiles "Heil Hitler" vor sich hin gebrabbelt hat?

      Wenn das so wäre, könnte man Krankheit in Teilbereichen gleichsetzen mit "Anpassungsverweigerung". In dem Sinne bin ich dann ganz gerne "krank".
    • Soziale Konventionen sortieren die Welt in Kranke und Gesunde

      Hi,
      stimme Jannis zu, wenn er mit der zweiten (rhetorischen) Frage die erste beantwortet:
      Wer hat eigentlich die Deutungshoheit darüber, was krank und was gesund ist? Sind es vielleicht dieselben, die den gesellschaftlich tolerierbaren Rahmen abstecken, in dem man sich bewegen darf, ohne als "auffällig" zu gelten?
      Gewiss, letzten Endes wurzeln die Kriterien zur Unterscheidung von Normalität und Wahn in gesellschaftliche Konventionen. Foucault, einer der bedeutendsten Denker der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts, hat das in seinen Forschungen zur Geschichte des Wahnsinns und der Psychiatrie eindrucksvoll herausgearbeitet. Im deutschen Sprachraum war es Emil Kraepelin - der Gottvater der modernen wissenschaftlichen Psychiatrie -, der (gewiss hier vereinfacht) als Seelisch-Kranke die identifizierte, welche den Zumutungen der sich rasant entfaltenden industriekapitalistischen Gesellschaften nicht standhalten konnten oder wollten. Der Kraepelinsche Krankheitsbegriff wirkt bis in die heutige Psychiatrie fort, ist aber zunehmend aber einer kritischen Revision ausgesetzt. Wer glaubt, es sei nur eine Frage der Zeit, bis die Wissenschaften eindeutig und allgemein verbindlich Krankheiten objektiv bestimmen könnten, befindet sich in einem prinzipiellen Irrtum, wie jeder weiß, der sich mit Erkenntnistheorie und Wissenschaftslogik befasst hat. Eine Erfahrungswissenschaft funktioniert nicht wie ein mathematisches Kalkül, das mag man bedauern, an dem Sachverhalt ist aber nichts zu ändern.

      Richtig, Jannis, in der NS-Diktatur wurden Oppositionelle pathologisiert. Leute, die etwas am faschistischen Regime zu bemängeln hatten, als 'Miesmacher' öffentlich gebrandmarkt, in notorischem Falle für verrückt erklärt und in die Klapse gesteckt. Ohne damit beide Herrschaftsformen gleichsetzen zu wollen, aber in dieser Hinsicht gab es eine Übereinstimmung zwischen Faschismus/NS und den staatssozialistischen Regimen, die ebenfalls dazu neigten, 'systematische Opposititonelle' durch psychiatrische Zwangshospitalisierung und -medikalisierung gefügig zu machen. Dass derartiges in demokratischen Rechtsstaaten nicht passieren kann, ist hinreichend durch Gegenbeispiele widerlegt, auch wenn es sich dabei um 'Einzelfälle' handelt.

      Gruß
      Laci
      "Tief im Herzen haß ich den Troß der Despoten und Pfaffen, Aber noch mehr das Genie, macht es gemein sich damit." (Hölderlin)

      "Nun müssen diejenigen, welche ihre Gedanken untereinander austauschen wollen, etwas voneinander verstehen; denn wie könnte denn, wenn dies nicht stattfindet, ein gegenseitiger Gedankenaustausch möglich sein?" (Aristoteles)
    • Nochmal die "VPM"...

      Die beste Frage, die diese seltsame und unappetitliche Sekte je gestellt hat:
      " Sind wir eigentlich wahnsinnig?"

      War natürlich nicht ehrlich gemeint:
      in ihrem trotz angeblicher "Auflösung" vor fast 10 Jahren nach wie vor erscheinenden Sprachrohr

      zeit-fragen.ch/

      geht es nun vor allem wieder um politische Fragen - die manchmal sogar so formuliert werden, als ob die früher rechtsradikale Ausrichtung der VPM nun ins Gegenteil umgeschlagen hätte...
      Dass schon der Gründer der "Zürcher Schule" ( ein gewisser Friedrich Liebling, die "Therapiegespräche" mit seinen Schülern unzulässigerweise aufzeichnen bzw. der Restgruppe vorspielen liess ( eine klare Menschenrechtsverletzung !)
      und andere üble Dinge, die die VPM aus dem Wahn im Besitze der alleinseeligmachenden psychologischen Wahrheit zu sein, sowohl ihren eigenen Mitgliedern ( für die es u.a. eine Anweisung Lieblings gab, wieviele "Stösse" beim Ficken auszuführen seien) als auch aussenstehenden Personen mit Mord zu drohen !!!,
      kann man als betroffene Person niemals vergessen !!!

      Hier also nochmal die Adresse des derzeitigen Sprachrohrs dieser totalitären Sekte :

      zeit-fragen.ch/

      (grade sehe ich : momentan 15:28 läuft auf ARTE ein interessanter Bericht über Scientology )

      lg
      eule4
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      Felix Kriwin

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Eule4 ()

    • .... Pardon, mein Lieber, aber ich verstehe überhaupt nicht, worauf du hinaus willst. Du meinst doch diesen Verein zur Förderung der Psychologischen Menschenkenntnis (VPM):
      de.wikipedia.org/wiki/Verein_z…ogischen_Menschenkenntnis
      und der hat aus irgendeinem Grunde die rhetorische Frage gestellt, ob sie, die Mitglieder dieses Clubs, verrückt seien? Wie aber hängt das zusammen mit der in diesem Thread (von dir selbst) aufgeworfenen und diskutierten Frage nach sozialer Konvention und 'abweichendem Verhalten', den Kriterien der Unterscheidung von Wahnsinn und Normalität, Krankheit und Gesundheit? Gewiss, die Eule der Minerva beginnt ihren Flug erst in der Abenddämmerung, bald schon aber ist es soweit, nicht wahr?
      Gruß
      Laci
      "Tief im Herzen haß ich den Troß der Despoten und Pfaffen, Aber noch mehr das Genie, macht es gemein sich damit." (Hölderlin)

      "Nun müssen diejenigen, welche ihre Gedanken untereinander austauschen wollen, etwas voneinander verstehen; denn wie könnte denn, wenn dies nicht stattfindet, ein gegenseitiger Gedankenaustausch möglich sein?" (Aristoteles)
    • sorry, vielleicht mache ich aus persönlicher Betroffenheit diesen Verein hier öfters zum Thema, als es den Nerven der anderen Usern hier guttut - ich werde mich bessern, versprochen !

      lg
      eule4
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      Felix Kriwin
    • Neuigkeiten von der IACM...

      Wissenschaft/Mensch:

      Gerauchter Cannabis reduziert Symptome der multiplen Sklerose

      Eine klinische Studie mit 30 erwachsenen Patienten mit multipler Sklerose an
      der Universität von Kalifornien in San Diego hat gezeigt, dass gerauchter
      Cannabis eine wirksame Behandlung der Spastik darstellen könnte. Die Placebo
      kontrollierte Studie führte auch zu einer reduzierten Schmerzwahrnehmung. Die
      Studienleiterin Dr. Jody Corey-Bloom und ihre Kollegen teilten die Teilnehmer
      zufällig einer ... mehr
      Wissenschaft/Mensch:

      Cannabidiol ist ähnlich wirksam bei der Schizophrenie wie ein
      Standard-Medikament

      Klinische Forschung an der Universität Köln mit 42 Patienten, die an einer
      akuten Schizophrenie litten, zeigt, dass CBD die psychopathologischen Symptome
      signifikant reduziert, wenn ihre Stärke mit der Ausgangssituation verglichen
      wird. Die Hälfte der Patienten erhielt in einem Doppelblind-Design vier Wochen
      lang 800 mg orales CBD (Cannabidiol), und die andere Hälfte erhielt das
      Standardmedikament ... mehr
      gut für heute....hab genug
      eule4
      "So sehr die Gegenwart sich um den Beweis ihrer Alternativlosigkeit auch bemüht, wird sie dennoch von der Zukunft abgelöst."


      Felix Kriwin