Die "ich bin dann mal weg" Therapie

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    • Die "ich bin dann mal weg" Therapie

      Hallo,

      eine Woche kein Internet, eine Woche keine Nachrichten, eine Woche kein Telefon, eine Woche Natur und Berge, eine Woche natürliches Konditionstraining, einige Höhenmeter geschafft, schöne Bergaussichten. Das war wohl auch mal eine Woche Urlaub von der Psyche. Dies merke ich erst jetzt, wo sich meine Psyche wieder meldet. Also wie wäre es mit einer Bergwandertour-Therapie? Die einzigen Nebenwirkungen können Sonnenbrand (Sonnenschutzfaktor 30 wirkt da nicht mehr, da braucht es schon 50), Schwindelgefühle bei diesen Höhen, Druckprobleme sein. Herz-, Krauslaufsystem wird trainiert, darf aber nicht überbelastet werden.

      Viele Grüße Heike
      Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können (Patricia Deegan 1996).
    • Das halte ich für eine ganz hervorragende Therapie.

      Vor einigen Jahren war ich mal völlig down, dann habe ich eine vierwöchige Auszeit genommen und bin segeln gegangen, ohne Frau, Internet, Fernsehen etc. Einfach auf mich selbst gestellt und in den Tag hineingelebt. Aber ich habe nicht einfach abgehangen, sondern mich mit Navigation und den Segeln beschäftigt, also mich auf andere Dinge konzentriert, die dann natürlich für belastende Gedanken keinen Raum mehr ließen. Ich war in Holland, Belgien, Frankreich und England unterwegs. In den Häfen und den dortigen Städten habe ich immer nette Menschen kennen gelernt und mit denen schöne Sachen unternommen, in England habe ich mit einigen Studenten für Amnesty International demonstriert. Und mit einer der sehr hübschen englischen Studentinnen hatte ich eine wunderschöne, sehr intensive Affaire. Die Tage waren so vollgepackt, da hat man für Depressionen einfach keine Zeit. Ich war braungebrannt und über die körperliche Arbeit auf dem Schiff muskelbepackt. Es war ein körperlich-sinnliches Erleben/Leben.

      Dieses ständige Grübeln über die eigene Befindlichkeit, die sich mangels anderer Eindrücke fast zwangsläufig einstellt, ist Teil des Problems, nicht Teil einer Lösung. Man kann von seinen Problemen auch mal Urlaub machen, finde ich. In Kliniken wird leider das genaue Gegenteil dessen gemacht, indem man Ruhe verordnet und teils auch medikamentös erzwingt, das ist genau das, was ein Bipolarer nicht brauchen kann.
    • Welche falsche Vorstellung?

      Nachdem es die KRANKENkasse bezahlt sind dort zwangsläufig KRANKE. Alles dreht sich darum die KRANKEN zu heilen - ...es liegt quasi ein Hyperfokus auf dem "leeren Glas". Und das ganze Setting erinnert den Patienten ständig daran, KRANK zu sein - sorry...- ...aber wie soll es auch anders sein? *fg* Ohne Hierarchiegefälle keine Psychiatrie *lol*.

      Ich kann Jannis Erleben mit dem "Segeln" sehr gut teilen - probier es erst mal aus, ...dann verstehst du was er damit meint.

      lg j&n
    • Der Titel dieses Baumes ist von Heike hervorragend gewählt. Diesen Titel hat Hape Kerkeling benutzt, um sehr anschaulich seine Empfindungen bei seiner Pilgerwanderung über den Jakobsweg zu schildern. Wenn man das Buch liest, spürt man förmlich, welch therapeutische Wirkung das bei ihm ausgelöst hat. Es geht nicht nur (aber auch) um die körperlichen Anstrengungen, sondern auch um die Vielfalt der sich bietenden Eindrücke. - Empfehlenswerte Lektüre und er schreibt verdammt gut !!!

      P.S.

      Auf Oki reagiere ich gar nicht mehr.
    • Hallo Jannis,

      solch ein Aktivitätsurlaub ist glaube ich bzgl. der Depression auch relativ zu sehen. Es kommt halt auch auf den Schweregrad an, denn in bestimmten depressiven Zeiten, hätte man mich nicht dazu motivieren können. Ich muß dazu auch sagen, ich war nicht alleine unterwegs, wir waren zu sechst. So einen Segelturn, wie du ihn da beschreibst, hätte ich nicht hinbekommen, geschweige dann auch noch eine Affäre. Vielleicht untscheiden sich auch die gefühlten Depressionen voneinander?

      Bzgl. Klinikalltag kann ich aus meiner Erfahrung nur sagen, wurde mir nicht die "Ruhe" verordnet. Allerdings war mein Aufenthalt dort nur aus der Depression begründet. ins Bett flüchten, war dort nicht angsagt. Klinik ist aber nicht gleich Klinik, dies habe ich ebenfalls erkannt. In der einen Klinik wurde viel mit Sport gearbeitet (ca. 3-4 x die Woche pflicht - ich hatte für mich Vollyball gewählt) und wurde mir sogar das Fahrradfahren in der Natur verordnet (Fahrräder konnte man sich dort ausleihen). Ergotherapie soll ja auch aktivieren, allerdings hängt es dort auch mit dem Angebot zusammen, denn Körbe flechten ist wohl nicht so das Wahre. Eine Klinik hatte ein recht großes Angebot von den üblichen Möglichkeiten mit Ton (großer Raum auch mit Drehscheibe, Möglichkeiten große Objekte zu modelieren), Malen/Zeichnen (eigener Großer Raum mit einer großen Auswahl verschiedener Materialien) und Speckstein, eben auch Bildhauerei (Raum mit größeren verschiedenen Steinmaterialien, die mit verschiedenen Werkzeugen bearbeitet werden konnten, Betreten war nur mit Schutzbrille möglich), Holzarbeiten, sowohl kleine, wie auch recht große Objekte, wie Herstellung von eigenen Designermöbeln oder funktionstüchtige Kanus, außerdem gab es noch ein Multifunktionsraum für Arbeiten mit anderen Materialien, wie Mosaikarbeiten, Pappmachè, Filzen etc. pp. - Es kommt eben auf die Klinik drauf an. - Achja, hatte ich fast vergessen, im Winter konnte auch mit Schnee (sofern er denn da ist) Skulpturen gebaut werden, das sah schon echt imposant aus. Ich denke, selbst für Maniker eine mögliche Spielwiese um seine Ideen mit diesen Möglichkeiten zu realisieren, sofern derjenige auch dabei bleiben kann. Für Depressive allerdings oft auch zu überwältigend, schon allein die Entscheidung fiel schwer und bei mir kam dann gleich noch das "Leistungsdenken" hinzu.

      Da ich nicht zu Manien oder Psychosen neige, kann ich nicht aus eigenem Erleben heraus beurteilen, wie der Klinikalltag in solch einem Fall erlebt wird. Sicherlich wird dort der Betroffene herunter gefahren, denn der Körper und der Geist laufen da ja auf Hochtouren. Doch ist es ja wichtig, dass swohl der Körper, wie auch die Psyche ihre tägliche Zeit der Ruhe zur Erholung brauchen und wenn das nicht mehr gegeben ist, betreiben wir Raubbau an Körper und Geist. Die richtige Waage halten zwischen Anspannung und Entspannung, weder zuviel von dem einen, noch von dem anderen. In der Depression haben wir die Antriebsschwäche, also ein Aktivierungsproblem, da kann so ein Aktivurlaub sicherlich gut dagegen halten, da ja nicht nur einfach der Körper beansprucht wird, sondern viele Eindrücke ebenfalls verarbeitet werden müßen. Da bleibt dann wirklich immer weniger Raum für die depressive Gedankenspirale. Für Manie würde wohl eher ein Wellnessurlaub, mit viel Ruhe, Entspannung und einer starken Reduzierung von Reizen gut sein. Aber ob jemand in diesem Zustand sehr lange auf einer Almwiese sitzen kann, in völliger Ruhe, abseits von Menschen und sich dort entspannen kann, das ist die Frage?

      Viele Grüße Heike
      Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können (Patricia Deegan 1996).

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von Heike ()

    • Das schöne beim Segeln ist, liebe Heike, dass Du Dir Dein Tempo und Deine Aktivität frei nach den zur Verfügung stehenden Kräften frei einteilen kannst. Besonders dann natürlich, wenn Du alleine unterwegs bist. Wenn Du ganz schlapp bist, bleibst Du halt mal einen Tag im Hafen. Aber wenn Dir erstmal auf dem Meer der Wind um die Nase weht, merkst Du, wie rasend schnell Du wieder zu Kräften kommst und Du von dem lautlosen Dahingleiten gar nicht genug bekommen kannst. Und dann bietet sich Dir eine fantastische Kulisse, weites blaues Meer (ja auch die Nordsee ist etwas entfernt von der Küste blau und klar wie die Karibik), ab und an begleiten dich Delphine, die gibt es auch wieder in der Nordsee. Dann diese Sonnenauf- und untergänge. Ich bekomme sofort ein ganz anders Körpergefühl, selbst ein leichter Sonnenbrand fühlt sich sehr angenehm an. Der Körper wird kräftig durchlüftet, während die Seele baumelt, bei schönem Wetter segele ich deshalb immer nackt, dann wäre es natürlich schön, wenn eine Frau dabei wäre - Es gibt kaum etwas vergleichbares, als beim Segeln zu .... na, Du weißt schon was.

      Ich habe häufiger Schlafstörungen, auf einem Boot nie. Schon nach zwei bis drei Tagen fühle ich mich wie neugeboren, voller Tatendrang. Das ist übrigens ein nachgewiesener Effekt des Segelns, den man durch das Liegen am Strand nicht erzielen kann. Nächstes Jahr steht ein sehr langer Törn an, von Holland bis zu den kanarischen Inseln, da werde ich gut drei Wochen kein Land sehen.
    • einfach mal abschalten

      Hi all,



      ja wir (Hündchen Bruno und ich) sind ab 9.9. für eine Woche am Klopeinersee - Hundecamp - eine Woche später dann 3 Wochen in Bad Hall zur Kur - und ich freue mich schon soo - bin schon reif für die Insel.



      Ein Monat kein Internet - neue Leute und Hundebekanntschaften - im See schwimmen und gutes Essen - Herz was willst du mehr?



      Ach ja Anfang November gehts 2 Nächte nach Venedig - mehr ging nicht - aber das musste wieder mal sein.



      Einfach die Türe zusperren, den Kopf abschalten und die Sorgen mal Sorgen sein lassen und eine Zeit geniessen.
    • Bei unseren Bergtouren hatten wir auch eine kleine Hündin dabei, das war eine richtige Bergziege, die war nicht platt zu kriegen.

      viele Grüße Heike
      Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können (Patricia Deegan 1996).
    • Hallo Jannis,

      ich wohne ja an der Nordsee und glaube dir, dass soetwas seine ganz eigenen Reize hat und sicherlich zur Gesundheit beiträgt. Es ist nur der Bezug zur Depression, solange sie sich noch nicht tief bei mir eingegraben hat und sich eher oberflächlich zeigt, kann ich solch einer Aktivität, wie in der letzten Woche nachgehen. Soviele andere Eindrücke, die als Flächländerin nochmals einen ganz anderen Aspekt darstellen. Aber wäre meine Psyche schon regelrecht in der Depression umschlungen, hätte ich diese Eindrücke wohl gar nicht wahrnehmen können. Soetwas hat was therapeutisches und ist gut und richtig, solange man dazu in der Lage ist. Ich hätte nichts dagegen, wenn mich die Krankenkasse bei leichten Depressionen in die Alpen schickt ;-).

      Viele Grüße Heike
      Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können (Patricia Deegan 1996).
    • beides erlebt

      halloallerseits

      ich hab beides miterlebt,ein wanderurlaub in den bergen,und ein klinikaufenthalt.der wanderurlaub war geprägt von sich konzentrieren aufs wandern,viel ruhe,viel natur,also es war sehr erholsam.und 5 wochen klinik,nervenklinik,war geprägt von sich konzentrieren auf-was tut mir gut,was nicht,ausprobieren und festlegung von medikamenten.die erste phase war win horror,ich war sehr unruhig,rastlos ,bin immer herumspaziert,also di erste zeit war sehr negativ erst dann mit der zeit gings besser,ich versuchte grundsätzlich das glas halbvoll zusehen.aber nach den 5 wochen wollte ich raus,das was mir sehr gutgetan hat war des miterleben der anderen patienten,es war wie eine band;)manchmal musste ich mir selber sagen,he-das wir sind da,weil wir psychische störungen haben,und nicht gesellschatsangepasst.


      alles in allem glaub ich ,,so ein wanderurlaub in der natur hat was beruhigendes sehr positiv,gut für die psyche,weil man sich auf die natur konzentriert.der klinikaufenthalt war zwar anstrengnd,aber wichtig,gerade in der anfangsphase der medikamentenausprobierzeit unter aufsicht zu sein,ärztlicher aufsicht,und das auseinandersetzen mit dem thema:was tut mir gut,was nicht.


      mampf
    • Ausgleich und innerliches loslassen

      Hi all,



      ich schau das sich jährlich zumindest eine Woche an irgendeinen See bei uns ausgeht - einfach mal der alltäglichen Routine entrinnen und etwas anderes sehen - auch wenn nur für 2 Tage Venedig ist für mich unheimlich wichtig - vor allem für mein seelisches Gleichgewicht und um den Kopf wieder mal frei zu bekommen.



      Also einfach auf sich acht geben und sich auch etwas wert sein und sich seine Ressourcen so einteilen (wenns irgendwie möglich ist).



      Bei meiner ersten Depression flog ich nach Griechenland - war echt schlimm der Urlaub - denn geniessen konnte ich ihn nicht wirklich - aber die Sonne und das Meer hat mir schon geholfen zumindest fühlte ich mich nachher etwas besser.



      Der Alltag mit Hund hilft mir - ich bin beschäftigt - muss Gassi gehen - muss ihn bekochen - ihn kämmen, die Pfötchen waschen,... - er lässt mich auch nicht aus seinen Augen - ach Bergziege ist Bruno wirklich nicht - er lässt sich gerne tragen wenn ihm zu heiss ist oder wenn er nicht mehr mag.



      Seit Bruno bei mir ist gehts mir wesentlich besser - nur hätte ich mir keinen Hund zugelegt wenn ich nicht stabil wäre.
    • Jeder Krankenhausaufenthalt war für mich der reinste Horror: meine Strategien zu ein wenig mehr Ausgeglichenheit konnte ich nicht anwenden (Laufen, Fitnesscenter, Spazierengehen oder Wandern (mit dem Hund), Natur, Rückzug, Internet, Wannenbad), das wenige an Routine zu Hause war auch noch weg und die Ablenkung und Herausforderung durch meine Kinder, meine Tiere, meine (Therapie-)Termine fehlte. Stattdessen bekam ich jedesmal "Ruhe", die mich innerlich noch rasender und aggressiver machte als ich in diesen Akutsituationen ohnehin schon bin!

      ---- seit vorletzten Mittwoch ist meine Hündin Chili bei ihrer neuen Besitzerin- mein Sohn und ich haben eine Allergie entwickelt, wie auch gegen die Katze, die (noch) bei uns ist----- :traurig:

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von ylvi ()