Warum gibt es für Bipolare keine guten Jobmöglichkeiten!

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    • Hallo

      ist sehr interessant eure Disskusionen und Ansichten,Fakten usw.
      Würde gerne mitmachen,aber ich bekomms net hin. Hab so Schwierigkeiten mit dem ganzen Denken usw.

      Lg. Manu
      Wenn es einen Glauben gibt, der Berge versetzen kann, so ist es der Glaube an die eigene Kraft.

      Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach (1830 - 1916), österreichische Erzählerin, Novellistin und Aphoristikerin
    • Jannis schrieb:

      Gefällt mir gerade sehr gut unsere Diskussion.

      Jannis schrieb:

      Ich habe ja nicht grundsätzlich was gegen Autoritäten, aber gegen den Missbrauch. Ich kann dann sehr gut "austeilen" und kenne auch keinerlei Berührungsängste mit sogenannten Autoritäten (Richtern, Staatsanwälten, Unternehmensführern etc.) Ne schöne Uniform allein qualifiziert zu gar nichts. Ich hasse es z.B., wenn sich Polizisten aufspielen, weil ich ein paar Stundenkilometer zu schnell gefahren bin. Wenn ich die gleichen Polizisten dann vor Gericht vernehme, bin plötzlich ich die Autorität, vor der sie kuschen, ohne dass ich das will: Robe schlägt Uniform. Wirkliche Autoritäten brauchen diesen Status nicht einzufordern, man merkt es schon, wenn man sich mit ihnen unterhält.


      Stimmt, es gibt durchaus "Autoritäten" die ihre soziale Positionierung auf "natürlichen" Wege erreicht haben. Diese kann ich auch als Autoritäten anerkennen und dementsprechend Respekt und Wertschätzung entgegenbringen. Problematisch wird es bei mir, wenn Leute gewisse gesellschaftliche Positionen innehaben, obwohl ihnen jegliche Kompetenz dafür fehlt.

      Jannis schrieb:

      Was Deine Frage zu meinen depressiven Phasen angeht: Kann man bei sich selbst eine Depression diagnostizieren, können es andere? Ist der (Sammel-) Begriff nicht bereits viel zu weit gefasst und verstellt man sich so nicht den Blick auf die eigentliche Problemlage? Ist man mit diesem Begriff in der heutigen Gesellschaft nicht insgesamt etwas schnell bei der Hand? Auch den Grad kann ich nicht bemessen, weil mir der Vergleich fehlt, jedenfalls habe ich nie im offenen Fenster gestanden.


      Inwiefern überhaupt irgendjemand dazu befugt sein kann, über den Leidensdruck eines anderen Menschen zu urteilen, darüber möchte ich lieber gar nicht spekulieren. Aber ich kann für mich persönlich sehr gut beurteilen, wenn gar nix mehr geht, ich mich mit Suizidgedanken quäle, in Versagensängsten versinke und keinerlei Hoffnungsschimmer mehr am Horizont entdecken kann. Dann kann ich mit absoluter Gewissheit sagen, dass meine Wahrnehmung mir gerade wieder mal die Hölle auf Erden macht. Dass diese Phasen sowohl berufliche Konsequenzen als auch Spuren in meinem Selbstwert hinterlassen haben, ist ebenso sicher, wie eine gewisse Verschlechterung meiner kognitiven Fähigkeiten sowie die völlige Fehlsteuerung meines allgemeinen Tag-Nacht-Rhythmus.

      Jannis schrieb:

      Ja, ich bin teilweise übellaunig und das widerrum ist eine Folge meiner Rast- und Ruhelosigkeit, die bis zur völligen Antriebslosigkeit führen kann, was eigentlich merkwürdig ist, denn eigentlich ist man ja innerlich getrieben, bringt nur irgendwie die "Kraft nicht auf die Straße". Das fühlt sich an, als sei man ein 12 Volt Motor, an den eine Spannung von 220 Volt gelegt wird, der zittert nur und rührt sich nicht. - Ja, das Bild trifft es.


      Für einen ADHS'ler ist meiner meiner Meinung nach auch die "Antriebslosigkeit" ein extrem unaushaltbares Kriterium. So bin ich sicher für die "Norm" nach wie vor relativ aktiv, rein intraindividuell gesehen, ist dieser Zustand für mich jedoch eine absolute Gefühlskatastrophe, die mich an und mit mir (ver)zweifeln lässt. Naja, und was die "Profis" anbelangt so stempeln die das dann gerne als "agitierte Depression" ab. Dabei ist das für mich schon laaaaaaaaaaaaaaaaaaaaange nicht mehr "agitiert" *gggg*.

      Ich finde es total spannend, dass ich mich mit dir so gut austauschen kann. Ich persönlich habe lange gezweifelt ob ADHS od. Bipolar nun tatsächlich der "richtige" Anhaltspunkt ist. Für mich ist es sehr entscheidend in welche "Schublade" ich die Symptome legen kann: Ich habe sowohl typ. reaktive ADHS Depressionen als auch "bipolare" Depressionen und auch meine "normale" Hyperaktivität kann ein zu dauerhaftes Maß annehmen, sodass es sich eher als hypomane Phase zeigt. Und dies zu unterscheiden, ist für mich ein wesentliches Kriterium für mein "soziales Überleben".

      glg j&n
    • oki schrieb:

      Hab zum x-ten Mal ´nen passenden Job gefunden.

      Suchet, so werdet ihr finden,
      klopft an, es wird euch aufgetan.

      Ist seit tausenden Jahren immer das gleiche Spiel.
      Die Basis ist Offenheit und Ehrlichkeit.

      LG
      Oki


      Na, wenn's zum x-ten mal ist, dann kann es davor ja nie so wirklich "passend" gewesen sein. :scheinheilig:

      Zudem macht es einen riesengroßen Unterschied, ob du nun auf 400 Euro Basis jobbst oder einen echten Job suchst. ...achja, und so ganz nebenbei bemerkt ist deine Branche glücklicherweise von einem Arbeitnehmermangel gezeichnet.

      Also bitte nicht Äpfel mit Birnen vergleichen.

      lg j&n

      P.S.: Für dich persönlich freut es mich natürlich. :thumbup:
    • Jannis schrieb:

      Es freut mich sehr, Tobi, wenn ich bei Dir diese Saite zum Klingen gebracht habe und, Tornas, ich glaube Dir auch die Statistik, nach der viele BP wirtschaftlich nie über das Existenzminimum hinausgekommen sind und jetzt beleuchten wir mal die Gründe dafür:

      Wenn es denn richtig ist, dass der Bipolare "anders" ist im Sinne einer gesteigerten Kreativität, dann wird ihm die "normale" Gesellschaft, insbesondere sein soziales Umfeld (was besonders wehtun kann), dieses Abweichen von der Norm als Abartigkeit auslegen. Meine Mutter, die sogar selbst Freidenkerin war, hat mich noch auf ihrem Sterbebett gefragt: "Warum musstest Du eigentlich immer gegen den Strom schwimmen?" - Die Antwort ist einfach: Weil ich immer selbst gedacht habe und mich schon in der Grundschule die gleichmacherische Indoktrinierung angekotzt hat.

      Die Gesellschaft empfindet jede Abweichung von der Norm als bedrohlich und bekämpft sie.

      In diesem Sinne sind z.B. eigentlich alle Künstler "abartig". Jetzt ist es natürlich für den einzelnen extrem schwer, diese stetige Spiegelung seiner Eigenschaft, die als negative Kritik vorgebracht wird, zu ignorieren oder - besser noch - soviel Selbstbewusstsein aufzubringen, sie als Vorteil zu begreifen - und zu nutzen.

      Für den Künstler ist das noch relativ einfach, weil er sich auf ein Feld begeben hat, auf dem "Spinnerei" zum Handwerk gehört und toleriert wird. Bei einem "normalen" Beamten" wäre spätestens bei "Malen nach Zahlen" der Höhepunkt der Kreativität erreicht.

      Jetzt zum Problem: Die Mehrzahl aller Berufe erfordert keine Kreativität, dort ist sie sogar schädlich, insbesondere die schlechter bezahlten, bei denen es um mechanische Reproduktion einer eingeübten Fertigkeit geht. Ich kann weder kreativ Zeitungen austragen, noch kreativ Taxi fahren und wenn ich angestellt bin, kann ich auch keine kreativen Brötchen backen (als Selbstständiger ginge das schon und man hätte sogar die Chance, das "Kultbrötchen" zu kreieren).

      Bedeutet für mich: Wenn ich für mechanische Jobs nicht tauglich bin, weil sie mich anöden würden, muss ich halt andere machen und ich weiß - soviel zur Ichstärke - dort bin ich einfach richtig gut. Und ich brauche dafür auch nicht das gesellschaftlich akzeptierte Feld der Kunst. Die Schwierigkeit besteht nur darin, sich gegen den stetigen gesellschaftlichen Argwohn durchzusetzen. Mit gehörigem, an Frechheit grenzendem Selbstbewusstsein klappt das aber und wenn man dann positive Bestätigungen bekommt, wird das zum Selbstläufer. Mir hat es z.B. damals unheimlich gut getan, als ein Automobilkonzern ein Konzept von mir gekauft hatte, mit dem erreicht wurde, dass dann die Fahrzeuge europaweit tatsächlich erheblich schneller abgeflossen sind. Es ging zwar nur um Geld, mir war aber wichtig, dass meine Idee aufgeht und das war der Fall.

      Nehmen wir mal an, man wäre mit drei Beinen geboren worden, dann wäre man gesellschaftlich als Krüppel stigmatisiert. Dann blieben einem zwei Möglichkeiten: Entweder, man humpelt (wie es die Gesellschaft erwartet), oder läuft mit Unterstützung des dritten Beines die 100 Meter in 8 Sekunden.

      Kreativ zu sein bedeutet nicht bipolar zu sein!

      @ Jannis: Ich bin den ersten Tag hier, habe nun schon einige Beiträge von dir gelesen und finde deine Statements tw. recht heftig und unachtsam.
      Schön, wenn für dich bipolar zu sein eine Dispostion ist, ich erlebe es als Krankheit und Behinderung. Schön, wenn du arbeiten kannst, ich kann es neben der Arbeit in Haushalt und der Betreuung meiner Kinder seit Jahren nicht mehr. Schön, wenn du genug Geld hast, ich lebe von der Mindestpension.

      Meine Arbeit war kreativ, vielseitig, sozial, freiberuflich- also: toll und auch meinen Fähigkeiten recht entgegenkommend (deshalb habe ich diesen Beruf gewählt), aber nicht, wenn alle paar Tage oder innerhalb weniger Stunden meine Stimmung, Befindlichkeit, Konzentration, Schlafbedürfnis, Angstempfinden, Selbstvertrauen, Kontaktfreudigkeit, Frustrationstoleranz, Ausdauer, Empathievermögen, Phantasie.... derart hin und her wechseln- allen medikamentösen und nichtmedikamentösen Therapien, -versuchen, - abbrüchen zum Trotz. An deinen Beiträgen wird für mich offensichtlich, dass Bipolare Störung nicht gleich Bipolare Störung ist. Und mein Aufruf an alle, denen es nicht so gut (wie Jannis) geht: Glaubt eurer Wahrnehmung, bleibt euch selbst treu und sucht euch Menschen, die mit euch gehen und euch nicht fertigmachen!
    • Willkommen,

      Carum est quod rarum est et veri amici rari sunt. "Teuer ist was selten ist und echte Freunde sind selten."

      Ich habe das Glück zwei Freunde getroffen zu haben, die mich mittragen, aushalten und begleiten.
      Für dieses Geschenk bleibe ich stets dankbar.

      Nicht jede/r hat soviel Glück.

      LG
      Anders
      Osakidersanftmütige .......... 8o .......... 8) .......... :thumbup: .......... :rolleyes: .......... :love: