Zwangsunterbringung

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    • Zwangsunterbringung

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      Das findet tatsächlich statt und die Betroffenen haben viel weniger Rechte als die im Strafvollzug. Als Anwalt hatte ich damit schon zu tun und empfand das vollständige Versagen unseres (eigentlich guten) Rechtssystems in diesem sensiblen Bereich äußerst schockierend. Sie werden weggesperrt und ihrer hilf- und hoffnungslosen Lage komplett alleine gelassen, die Gesellschaft behandelt sie wie Aussätzige.

      Wenn mich das Schicksal dieser Menschen persönlich nicht derart runterziehen würde, wäre ich gerne bereit, mich da zu engagieren.
    • Ein weiteres Problem besteht darin, dass der oft mittellose Patient dann den Anwalt nehmen muss, den er vom Gericht zur Seite gestellt bekommt. Und das Gericht sucht sich natürlich solche Anwälte aus, die bekanntermaßen keine Schwierigkeiten machen, also Speichellecker des Gerichts. Das machen die, weil sie weitere Mandate zugeschanzt bekommen wollen. Eine echte Interessenvertretung findet also gar nicht statt. Gerade in diesem Bereich ist aber oft eine Konfliktverteidigung der einzige Weg, den Mandanten da wieder herauszuholen, d.h. man muss sich auch schon mal sehr heftig mit den Ärzten, dem Gericht und auch den psychiatrischen Sachverständigen (so einen Müll habe ich selten vor Gericht gehört) anlegen. Wie beschissen der arme Kerl im Eingangsposting vertreten wird, zeigt schon allein die Tatsache, dass er immer noch in der Forensik sitzt und auf sein Verfahren warten muss, obwohl allen Beteiligten klar ist, dass die Grundlage seiner Unterbringung unzutreffend ist. In einem solchen Fall erwirkt man mit einem sog. Eilverfahren die sofortige Freilassung, das sollte nun überhaupt kein Problem sein.

      Ich kann mich erinnern, wie verwundert die Prozessbeteiligten über die Schärfe meiner Ausführungen waren, das kannten sie offensichtlich nicht, aber es war erfolgreich, man musste meine Mandantin nach monatelanger Prozessdauer ohne Wenn und Aber (ihr Verhalten erfüllte nicht einmal den Tatbestand eines Strafgesetzes!) freilassen, nachdem sie entwürdigender Weise zu den jeweiligen Verhandlungstagen in einem vergitterten Gefangenentransporter gekarrt wurde, obwohl ich angeboten hatte, sie in meinem privaten PKW zu fahren. Man kennt dort überhaupt kein Maß.

      Ich war ja selbst schon in der Situation, zwangsweise eingewiesen zu sein und man wollte mir auch einen Anwalt zur Seite stellen, der kam dann auch: Ein ungepflegter, nach Schweiß stinkender Blödmann im offenen Hawaihemd und wollte mir begreiflich machen, dass ich sowieso keine Chance hätte, da wieder rauszukommen. Ich habe es dann vorgezogen, mich selbst zu vertreten und zudem habe ich einen mir bekannten sehr renommierten Rechtsanwalt engagiert, der trug auch kein Hawaihemd sondern Armani. Ein solcher Anwalt ist nicht auf das Wohlwollen eines Richters angewiesen, es ist eher genau andersherum.

      Das Gericht zweiter Instanz wollte mich nicht einmal sehen, sondern hat meine sofortige Freilassung nach Aktenlage angeordnet. Pikanter Weise hat mir die Klinik diese Entscheidung vorenthalten und erst als ich mit meinem Anwalt telefoniert hatte, war der ganz verdutzt, dass ich noch in der Klinik war. Das war natürlich eine strafbare Freiheitsentziehung und der Chefarzt versuchte bei mir gut Wetter zu machen, dass ich ihn nicht anzeige. Ich bin sonst ein höflicher Mensch, aber dieses Mal habe ich ihn ein "Arschloch" genannt. Von einer Anzeige habe ich abgesehen, weil ich dann immer wieder (und wenn auch nur als Zeuge) mit dieser für mich völlig unerträglichen Situation konfrontiert worden wäre.

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Jannis ()