Freihandel USA/Europa: Kommt jetzt Werbung für Psychopharmaka?

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    • Hallo Jannis,

      daran sieht man, dass es die Aufklärung braucht, z.B. vom Arzt und nicht von der Werbung im Fernsehen. Ich habe das Glück, dass ich einen Hausarzt habe, der vor den Medikamenten, immer erst auf natürliche Möglichkeiten zurückgreift. Eine Anleitung, wie man sich einen Erkältungstee zusammen stellt oder bei Magenproblemen, da gibt es die Möglichkeit des frischen Vollkornbreis, 2-3 Esslöffel Mehrkorn frisch mahlen, dann mit Wasser in der Nacht ansetzen, am Morgen mit Obst der Saison anreichern und falls noch Süße benötigt wird, dann mit etwas Honig, keine Milch dazu, aller höchstens ganz bisschen frische Sahne, Nüsse können auch ggf. darunter gegeben werden. Davon hat der Arzt nichts, kriegt keinen Cent dafür, aber da sieht man, dass nicht alle Ärzte nur auf ihre Geldbörse bedacht sind, was ich eh nicht glaube.

      Viele Grüße Heike
      Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können (Patricia Deegan 1996).

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Heike ()

    • Nein, Jannis - daran sieht man vor allem wie gefährlich Halbwissen ist.

      Es KANN durchaus sinnvoll, notwendig, lebensrettend sein, bei einem "rein viralen Infekt" Antibiotika aufzuschreiben.
      Dabei geht es um die Vermeidung einer Superinfektion (bitte selbst googeln). Aber: dies ist in manchen Fällen nötig/zwingend, in anderen Fällen völlig unnötig.

      Die Vereinfachung des Informationsgehalts aufgrund mangelnder Tiefe der medizinischen Bildung auf einfache Formeln und Schlagwörter - das ist ein ECHTES Problem.


      Nochmal ad Korruption: wie bereits gesagt, na natürlich gibt es das - wo nicht - aber eben nicht auf der Kugelschreiberebene, und auch nicht die berühmten Jagdausflüge. Das eventuelle Beträge mit steigender Hierarchie höher werden ist wohl auch eine Binsenweisheit.

      Trotzdem und - wie Laci völlig richtig hier kommentiert - die Entwicklung geht woanders hin; eben genau wie heir angesprochen.
    • How Pharmabiz already runs in Germany...

      "Um zu verhindern, dass Unnützes im Erstattungskatalog der Krankenkassen landet und das Geld der Versicherten kostet, haben Politiker und Mediziner schon einiges versucht. Eine Positivliste, auf der nur die wirklich notwendigen Arzneimittel verzeichnet wurden, wurde 1992 auf Betreiben einflussreicher Pharmalobbyisten geschreddert. Auch einen geplanten Preisabschlag auf innovative Medikamente konnten die Chefs der großen Arzneimittelkonzerne 2004 nach einer illustren Rotweinrunde im Kanzleramt verhindern."

      Auszug aus:

      spiegel.de/wissenschaft/medizi…oetig-teuer-a-910640.html

      lg
      eule4
      "So sehr die Gegenwart sich um den Beweis ihrer Alternativlosigkeit auch bemüht, wird sie dennoch von der Zukunft abgelöst."


      Felix Kriwin
    • psmmg schrieb:

      Es KANN durchaus sinnvoll, notwendig, lebensrettend sein, bei einem "rein viralen Infekt" Antibiotika aufzuschreiben.
      Dabei geht es um die Vermeidung einer Superinfektion (bitte selbst googeln). Aber: dies ist in manchen Fällen nötig/zwingend, in anderen Fällen völlig unnötig.

      Die Vereinfachung des Informationsgehalts aufgrund mangelnder Tiefe der medizinischen Bildung auf einfache Formeln und Schlagwörter - das ist ein ECHTES Problem.

      Nochmal ad Korruption: wie bereits gesagt, na natürlich gibt es das - wo nicht - aber eben nicht auf der Kugelschreiberebene, und auch nicht die berühmten Jagdausflüge. Das eventuelle Beträge mit steigender Hierarchie höher werden ist wohl auch eine Binsenweisheit. -> @ Moritz: Das ist ja exakt, was ich sage. Wer regt sich schon über ein paar Kugelschreiber auf? Ich hatte Dich am Anfang so verstanden, als sei die Korruption im Gesundheitswesen erfolgreich ausgemerzt, jetzt räumst Du das Gegenteil ja selbst ein. Nur die Methoden ändern sich, weil sich diese an der bestehenden Rechtslage messen lassen müssen. Und bei einem kannst Du Dir sicher sein: Die Juristen in den Rechtsabteilungen der Konzerne sind allemal pfiffiger als der Gesetzgeber, der ja zudem immer nur im nachhinein auf das reagieren kann, was sich bereits entwickelt hat.

      psmmg schrieb:

      Meine Oma hat auch immer zu mir gesagt, vor allem wenn es um Glaubensfragen geht (Ich war immer Atheist): Da bist Du noch zu jung zu, um eine eigene Meinung zu haben. Mit mehr als dreißig Jahren Berufserfahrung dürfte mein Bruder über knapp mehr als Halbwissen verfügen. Was eine Superinfektion ist, weiß sowohl er wie auch ich, die Gefahr einer solchen aber bei jeder hundsgemeinen Erkältung zu unterstellen, kann es wohl kaum sein, dafür müssen weitere Indizien her.
    • Nein - Korruption ist "niemals" völlg weg.

      Aber die von Dir beschriebenen Methoden sind - fast - nicht mehr da, und es gibt massive Veränderungen im letzten Jahrzehnt.
      Damit wieder zum Ursprungsthema (welches erstaunlicherweise wenige interessiert):

      Werbung für Pharmaka, gerade auch Pssychpharmaka, direkt an Betroffene.

      Zu Heikes Frage: nein, es sind noch eher wenig PatientInnen, die sich wirklich gut informieren. Selten mal kommt der direkte Wunsch nach einem bestimmten Medikament. Aber das kann sich natürlich schnell ändern....
    • Hallo psmmg,

      danke für die Antwort. Ich hätte ehrlich gesagt doch mit einer anderen Erfahrung gerechnet, eben weil das Internet eigentlich schon wie ein Fernseher oder Radio zum Haushalt gehört und man alles "ergooglen" kann und die sozialen Netzwerke so rasant zunehmen. Kann es auch noch einen Unterschied ausmachen, zwischen Klinik- und niedergelassenen Ärzten?

      Viele Grüße Heike



      Antwort psmmg: Ja, aber er ist nicht sehr groß - noch nicht zumindest. PsychiaterkolegInnen in den USA, wo es diese direkte Werbung gibt, erzählen natürlich was anderes. Wer sich die Clips ansieht, sieht ja auch oft am Schluß den Hinweis: "Fragen Sie unbedingt ihren behandelnden Arzt/Ärztin, ob dieses Medikament für Sie in Frage kommt. Wenn Sie finanzielle Probleme haben, fragen Sie auch nach unserem "free trial offer"......
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    • Vergesst das Zeug einfach...

      insbesondere die Neuroleptika - ich habe da wirklich Leute gesehen, die gar nicht mal dumm waren aber eben wegen einer Dyskinesie oder wie das heisst, nicht mehr richtig reden konnten - würde ich niemals freiwillig nehmen, so einen Dreck ! :raunz:

      lg
      eule4
      "So sehr die Gegenwart sich um den Beweis ihrer Alternativlosigkeit auch bemüht, wird sie dennoch von der Zukunft abgelöst."


      Felix Kriwin
    • Hätte kein Problem mit Werbung für Medikamente, sonder würde es sogar begrüßen !

      Besser Alkohol-Werbung verbieten, der richtet mehr Schaden an.
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      Wall von Kristall allüberall ~ schliesse Dich rings um mich
      schliesse ein mich im Sein ~ überwölbe mich
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    • Eule4 schrieb:

      insbesondere die Neuroleptika - ich habe da wirklich Leute gesehen, die gar nicht mal dumm waren aber eben wegen einer Dyskinesie oder wie das heisst, nicht mehr richtig reden konnten - würde ich niemals freiwillig nehmen, so einen Dreck ! :raunz:

      lg
      eule4

      Eule4 schrieb:

      Sehe ich exakt wie Du, Eule. Wenn ich (habe bis auf sehr wenige Joints nie Drogen genommen) mich abschießen wollte, dann mache ich das mit meinem Dealer hinterm Bahnhof aus, dafür brauche ich kein Rezept und erst Recht keine werbliche Empfehlung und vor allem keinen Weißkittel, der ein wichtiges akademisches Gesicht macht, um mich anschließend zu vergiften.

      Eule4 schrieb:

      Tut mir leid, Moritz, aber Deine Gilde kommt aufgrund der gemachten Erfahrungen bei mir einfach megabeschissen weg.
    • Hallo Jannis,

      zwar etwas vom Thema weg. Wenn jemand mit Rechtsanwälten schlechte Erfahrungen gemacht hat, möchtest Du denn für diese schlechten Erfahrungen eines anderen für deine Gilde den Kopf herhalten wollen? Oder wäre es dir lieber, doch als Einzelperson gesehen zu werden?

      Viele Grüße Heike
      Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können (Patricia Deegan 1996).
    • Hallo chiron,

      mit der Alkoholwerbung gebe ich Dir recht, aber mich würde wohl interessieren, warum du es begrüßen würdest, mit der Pharmawerbung?

      Viele Grüße Heike
      Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können (Patricia Deegan 1996).
    • Heike schrieb:

      Hallo chiron,

      mit der Alkoholwerbung gebe ich Dir recht, aber mich würde wohl interessieren, warum du es begrüßen würdest, mit der Pharmawerbung?

      Viele Grüße Heike

      Hallo Heike,

      ich habe mehrere Hoffnungen in die Öffnung des Werbemarktes für Psychopharmaka:

      1. Hoffe ich darauf, dass dadurch mehr Menschen den frühzeitigen, rechtzeitigen Weg zu den Ärzten und Medis finden.

      Wenn man den Studien Glauben schenken darf, ist zB "Bipolar" unterdiagnostiziert und unterbehandelt.
      Meiner Vermutung (auch aus eigener Erfahrung von mir selbst), auch aus Angst vor Psychopills und Psychiatern.
      Wenn dieses Thematik jetzt auch in kleinen Werbepots angesprochen würde, hoffe ich drauf, dass die Hemmschwellle und
      Angst vor dem "Stigma" "psychisch krank" zurück geht.

      Auch für die "Gesunden" wird es hoffentlich dadurch ein Stück weg -- "Normaler" ---"psychisch krank" zu sein !


      2.) Wenn die Pharmabranche werben darf, erwarten sie sich auch mehr Geschäft ( der Bedarf ist ja da) und
      es sollte mehr Geld auch für die Erforschung von neuen besseren Psychopharmaka vorhanden sein.

      Schöne Grüße aus Österreich
      Chiron

      PS: Natürlich gibt es Nebenwirkungen und Risiken --- bei Psychopharmaka-Werbung --- dazu fragen SIe ... Ihren ....
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    • Hallo Chiron,

      "1. Hoffe ich darauf, dass dadurch mehr Menschen den frühzeitigen, rechtzeitigen Weg zu den Ärzten und Medis finden.

      Wenn man den Studien Glauben schenken darf, ist zB "Bipolar" unterdiagnostiziert und unterbehandelt.
      Meiner Vermutung (auch aus eigener Erfahrung von mir selbst), auch aus Angst vor Psychopills und Psychiatern.
      Wenn dieses Thematik jetzt auch in kleinen Werbepots angesprochen würde, hoffe ich drauf, dass die Hemmschwellle und
      Angst vor dem "Stigma" "psychisch krank" zurück geht.
      "

      die Möglichkeit, dass das Stigma reduziert wird und die Angst vor einer Behandlung sinkt, ist natürlich wünschenswert, aber ich finde nicht über die Pharmawerbung, denn da ist die Gefahr, dass man meint, für jedes kleine psychische Unwohlsein (Liebeskummer und dergleichen) gleich eine Pille nehmen zu müssen. Das ein sehr unkritischer Umgang mit Psychopharmaka eher gewährleistet ist und die Arbeit an sich selbst sinkt. Gerade dadurch, dass unsere Gesellschaft nach dem Prinzip des immer mehr, immer höher, immer schneller aufgebaut ist, wird ja jetzt schon für das Erreichen des Zieles auf Pillen zurückgegriffen. Das sehe ich dann noch viel verstärkter kommen. Werbung ist anpreisend nicht aber "kritisch".

      Was ich aber viel sinnvoller und effektiver finde ist, wie damals in den 80iger bei der Aids-Aufklärung, kleine Spots im Fernsehen zu bringen, die völlig unabhängig von irgendwelchen Interessen laufen. In Hamburg gab es Kinospots, die einige Zeit in verschiedenen Kinos liefen: psychenet.de/kampagne/medienka…/bipolare-stoerungen.html

      "2.) Wenn die Pharmabranche werben darf, erwarten sie sich auch mehr Geschäft ( der Bedarf ist ja da) und
      es sollte mehr Geld auch für die Erforschung von neuen besseren Psychopharmaka vorhanden sein.
      "

      Mir wäre wohler, wenn die Forschung unabhängig von der Pharmaindustrie laufen würde, damit auch andere Methoden und Möglichkeiten, die z.B. zusätzlich oder bei schwächeren Formen einer psychischen Krise angewendet werden könnten.

      Viele Grüße Heike
      Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können (Patricia Deegan 1996).
    • Es gibt natürlich Forschung jenseits der marktwirtschaftlichen (alerdings immer vor allem nicht-pharmakologische).
      Das habe ich ja auch angesprochen.

      Gerade Österreich gibt aber zB sowenig Geld dafür aus, daß man sich keine großen Sprünge erwarten darf.
      Es gibt auch EU-Grants, etc.

      Das Problem ist: In dern Erforschung und Entwicklung neuer Medikamente bis zur Marktreife/Zulassung steckt so unheimlich viel Geld,
      daß ich sehr skeptisch bin, daß die Solidarität in der Gesellschaft so hoch ist, daß die dafür MASSIV zu erhöhenden Steuergelder/bzw. Verschiebungen (wem will man es wegnehmen?) derzeit eine realitische Chance haben.

      Das genau erfordert eben ein Umdenken;
      Wieviel ist und als Gesellschaft psychische Krankheit/Gesundheit wert?
      Ein (finanzielles) staatliches Gewinngeschäft wird es nicht werden....zumindest nicht, wenn man, wie das leider heute meisten der Fall ist, eher kurzfristig denkt/denken muss - bis zum nächsten Budget bzw. zur nächsten Wahl.
    • Hallo psmmg,

      ja, dass Finanzielle ist wohl ein starkes Problem. Gibt es eine Zwischenlösung dafür? Du hattest selbst mal bei einer Diskussion kritisch angemerkt, dass pharmaorientierte Studien gern mal die Negativ-Studienergebnisse unter den Tisch fallen lassen. Ebenso ist bekannt, dass es sog. "Scheininovationen" gibt. Läuft ein Patent aus, wird fieberhaft nach einem neuen Präparat gesucht, was angeblich dann besser sein soll.

      Ich kann ja nur aus deutscher Sicht berichten, kenne da die österreichischen Bedingungen nicht. Bzgl. Kosten, in Deutschland haben wir die teuersten Medikamente. Sogesehen haben wir dadurch auch hohe Sozialausgaben, die Kassen müssen es ja tragen. Unabhängige Studien könnten evtl. zeigen, dass mit Weniger durchaus ebenfalls gute Ergebnisse erzielt werden könnte bzw. durch zusätzliche Alternativen evtl. sogar noch ein besseres Ansprechen möglich wäre. So gut es auch wäre, bessere Medikamente zu finden, die weniger Nebenwirkungen und langfristig auch kaum bis gar keine negativen Auswikungen auf den Körper haben, bzw. gezielter eingreifen zu können, sehe ich dennoch durch diese Gewinnorientierung viele Gefahren.

      Desweiteren sind eben meine Bedenken auch dahingehend, dass für jedes Wehwehchen nun eine Pille her muß. Die altbewährte Großmutterhausmittelchenkiste kommt evtl. mehr und mehr in Vergessenheit. Jede Erkältung ist dann gleich ein Drama und jedes Fieber wird sofort mit Medis gestopt. Ich selbst nutze meine körpereigene Fieberpolizei und lege mich ins Bett und lass es über mich ergehen und greife nicht mit Medis ein. Ebenso sehe ich es bei psychischen Krisen, wo nicht mehr zwischen leichten und schweren unterschieden wird oder mehr und mehr bei Leistungsdruck. Statt einen anderen Umgang mit sich selbst zu erlernen, wird durch die Werbung suggeriert, dass die Pille es schon richten wird.

      Ganz andere Möglichkeiten, hier als Beispiel nur mal die "bedürfnisangepasste Behandlungsform - Familientherapeutisch, Offene Dialoge und Möglichkeiten über das Reflecting Team" werden kaum berücksichtigt. Studienergebnisse gibt es schon, aber es braucht mehr: pinel-online.de/fileadmin/user…angepasste_Behandlung.pdf - Auf Seite 12 ist eine kleine Abhandlung der Studienergebnisse zu finden. Besser ist aber das gesamte Buch "Dialoge im Netzwerk" zu lesen, dort wird den Studien ein ganzes Kapitel gewidmet. Dort wird aber auch Kritik an die herrschenden Norm, was erfüllende Studienkriterien betrifft ( nur randomisierte, doppelblind-Studien und weitere Kriterien), die nur dann Beachtung finden. Es gibt aber Bereiche, die lassen sich so nicht in ein Korsett reinquetschen und dennoch zeigen sie, dass es auch anders geht.

      Bitte verstehe mich nicht falsch, soll jetzt nicht als generelle Kritik an Studien, Medikamente, Psychiatrie und Ärzte gelten und dich persönlich schon mal gar nicht. Es ist weder alles Schlecht noch alles Gut und optimal schon gar nicht.

      Viele Grüße Heike
      Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können (Patricia Deegan 1996).

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Heike ()

    • kosten @psmmg

      psmmg schrieb:

      Das Problem ist: In dern Erforschung und Entwicklung neuer Medikamente bis zur Marktreife/Zulassung steckt so unheimlich viel Geld,
      daß ich sehr skeptisch bin, daß die Solidarität in der Gesellschaft so hoch ist, daß die dafür MASSIV zu erhöhenden Steuergelder/bzw. Verschiebungen (wem will man es wegnehmen?) derzeit eine realitische Chance haben.

      psmmg schrieb:

      Das Argument zieht nur bedingt. Ich glaube, der SPDler Karl Lauterbach war es, der da Zahlen nannte. Mehr als die Hälfte der Kosten gehen fürs Marketing drauf. Das könnte man ja mal schon per se einsparen!

      -> (edit psmmg) falsch gedacht, zumindest teilweise. Das Marketing ist für Firmen notwendig, um dann damit wieder Geld reinzubringen. Geld, das auch von den Aktienbeseitzern massiv eingefordert wird; und wenn die Bilanz nicht stimmt.....; eine Änderung hier wäre nur möglich wenn das System insgesamt umgestellt wird, also gar nicht mehr die Erwartung gestellt wird, dass Medikamente irgendjemandem der sie produziert auch einen finanziellen Nutzen bringen sollen.
      Kurz: Abschaffung der Marktwirtschaft für Pharmakologie. Dann, nur dann hätte man "nur" mehr die Entwicklungskosten - und jetzt frag ich mal ganz naiv, ob jemand sich auch nur annähern vorstellen kann, wieviel Geld in die Entwicklung "echter" neuer Medikamente fließt (NUR in die Entwicklung, NICHT auch noch das Marketing). Wir als Sozialgesellschaft könnten uns so etwas nur dann leiste, wenn wir MASSIV mehr Steuern zahlen ODER Umschichten - Subventionen anderswo abziehen. So schwer zu verstehen?

      psmmg schrieb:

      FG Kain:goodjob:

      psmmg schrieb:

      Das genau erfordert eben ein Umdenken;
      Wieviel ist und als Gesellschaft psychische Krankheit/Gesundheit wert?
      Ein (finanzielles) staatliches Gewinngeschäft wird es nicht werden....zumindest nicht, wenn man, wie das leider heute meisten der Fall ist, eher kurzfristig denkt/denken muss - bis zum nächsten Budget bzw. zur nächsten Wahl.
    • Zur Einordnung der Geldmengen, die hier investiert werden:
      forbes.com/sites/matthewherper…t-of-inventing-new-drugs/

      Nicht falsch verstehen, ich mache mir keine Sorgen ums "Überleben" der Branche.
      Aber man muss einfach mal realistisch die Größenordnungen sehen und sich überlegen, wie und ob überhaupt
      so etwas anders machbar wäre.
      Ich habe darauf keine Antwort und beziehe auch keine "Seite".
      Aber wenn erstmal wo Milliarden (!) in irgendetwas - in dem Fall ein EINZIGES neues Medikament - hineingesteckt werden müssen, damit dann - vielleicht - etwas rauskommt,
      braucht das sehr gute Strukturen, die einen insbesondere auch absichern, wenn das ganze ein "Nullergebnis" wird (was sehr oft der Fall ist).

      Vielleicht hilft es auch, diese Summen mal kurz in Beziehung zu setzen zu den - leicht ergooglebaren - Summen wie ein gesamtes EU-Jahresbudget etc.
      Es bräuchte MASSIVE gesellschaftliche Veränderungen um solche Gelder aus der Steuerkasse in die Forschung zu verschieben.
    • Hallo psmmg,

      ich spinn jetzt mal ganz naiv herum:

      Die Pharmafirmen werden per Gesetzt dazu verdonnert, einen Teil ihrer Gewinne in einen gemeinsamen Topf zu werfen, auch die Aktionäre müssen einen Soli abführen, ebenso einen Teil der Überschüsse der Krankenkassen. Aus diesem Topf werden unabhängige Studien finanziert, die zumindest eine Richtung weisen, bei Erfolg, gibt es eine Ausschreibung und der Günstigste darf das Medi weiter entwickeln und auf den Markt bringen.

      Vielleicht fallen mir noch weitere so blöde naive Gedanken ein ;-).

      Viele Grüße Heike
      Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können (Patricia Deegan 1996).
    • Ähm ok, habe erst jetzt die Zahlen gelesen und auch eine Seite gefunden, die den ganzen Prozess einer Entwicklung zeigt und ebenfalls aufzeigt, dass eine Innovation, bis sie tatsächlich alle Schritte durchlaufen hat und dann auf den Markt zugelassen wird, im Schnitt 13 Jahre dauert und Kapital im Schnitt von 1,0 bis 1,6 Milliarden US-Dollar bindet. Allerdings wird sich dass ja wohl ordentlich amotisieren, sonst würden die ja nicht weiter forschen.

      vfa.de/de/arzneimittel-forschu…steht-ein-medikament.html

      Werden Grundlagenforschungen auch von der Pharma finanziert?

      Viele Grüße Heike
      Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können (Patricia Deegan 1996).