Prägende Sprüche 2ter Versuch

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    • Prägende Sprüche 2ter Versuch

      Nachdem unser Forenpsychotiker den gleichnamigen Thread bis zur Unkenntlichkeit zugemüllt hat, eröffne ich die Fragestellung erneut und bitte Moritz, etwaige "Beiträge" des offensichtlich ständig volltrunkenen oder anderweitig benebelten Oki, Anders, Osaki in dieser Diskussion ins virtuelle Nirvana zu verschieben.

      Also: An welche Sprüche Eurer Eltern aus der Kindheit könnte Ihr Euch erinnern?

      Warum ich das frage? - Weil ich glaube, dass jeder von uns ein "emotionales Gedächtnis" hat, das aus der Kindheit stammt und im Hippocampus & limbischen System verortet ist. Und wenn sich da Sprüche der Eltern ins Gedächtnis gebrannt haben, spricht einiges dafür, dass die zentral waren.

      Dazu möchte ich Euch etwas von mir erzählen: Ich bin in großbürgerlichen Verhältnissen als viertes und jüngstes Kind geboren worden. Das vorher neu gebaute Elternhaus hatte aber nur drei Kinderzimmer. Sehr viel später erfuhr ich, dass ich weder geplant noch gewollt war. Das hat man mich spüren lassen, verbal und nonverbal. Ich war der Fehlerteufel, der sich ins ansonsten perfekte Konzept geschlichen hatte.

      Es existieren heute noch Fotos, auf denen ich als ca. Vierjähriger dargestellt werde, der sich die Wangen blutig gekratzt hat. Aus heutigen Sicht weiß ich, dass ich Aufmerksamkeit erzwingen wollte. Dann kam die Grundschulzeit, ich war ein sehr schlechter und sehr aufsässiger Schüler, Klassenclown ohnehin und ständig krank. (Wertung heute: Wenn ich schon keine Liebe bekam, wollte ich als wesensgleiches Minus wenigstens Aufmerksamkeit haben) Im zweiten Schuljahr war ich nicht mehr zu unterrichten und meine Mutter bekam vom Kultusminister die Genehmigung, mich für ein Jahr zuhause zu unterrichten. Mein Vater fand mich völlig unmöglich und intellektuell unterbelichtet, hat einen Psychologen auf mich gehetzt, der aber auch nichts ausrichten konnte. Die weitere Schulzeit verlief dann auch nicht besser. Irgendwie habe ich mich dann durch das Abitur gequält.

      Aus heutiger Sicht glaube ich, dass folgendes mit mir geschehen ist:

      1. Jedes Kind braucht Liebe (Maslow-Pyramide), bekommt es diese nicht, muss es sich nach Ersatz umschauen, das war in meinem Fall Aufmerksamkeit. Bei anderen Menschen beobachte ich, dass sie als Kind eine andere Strategie entwickelt haben, nämlich dass sie auf die Liebe der Eltern gepfiffen haben und eine Eigenliebe (Narzismus) entwickelt haben, die im weiteren Leben durchaus hilfreich sein kann.

      2. Wenn man die Liebe von denjenigen nicht bekommt, von denen man sie sich am meisten gewünscht hat und diese einen dann auch noch deutlich auf die eigenen Unfähigkeit hinweisen, dann hat man ein Problem, weil man sich genau das anzieht (s. Tobi Beispiel Sonderschüler)

      Daraus folgt für mich heute noch:

      3. Mir darf es nicht gut gehen, meine Person spielt keinerlei Rolle, ich verhalte mich völlig selbstlos ("Was Du siehst, wenn Du die Augen schließt...") Selbstlos - also "ohne selbst", ethymologisch sehr aufschlussreich. Hier stimmt was nicht, denn der Mensch ist zur Arterhaltung eigentlich so konstruiert, dass er grundsätzlich egoistisch handelt.


      4. Ich ertrage immer noch keine Zurückweisung, weshalb alles, was ich für andere tue, perfekt sein muss

      5. Konflikten gehe ich aus dem Weg, es sei denn diesen führe ich stellvertretend (als Anwalt)

      Man könnte natürlich einwenden, dass die Erfahrungen aus der Kindheit heute nicht mehr interessieren. Das ist aber eine sehr rationale Betrachtungsweise, die an den eingebrannten emotionalen Strukturen (emotionale Engramme) nichts ändert. Schaut man sich beispielsweise die Lebensläufe von Borderlinern an, findet man gehäuft Fälle von sexuellem Missbrauch. In der Literatur wird das meist nur als Tatsache festgestellt, aber ich habe noch nirgends die naheliegende Frage gesehen, ob der Missbrauch kausal für die Störung ist. Klar kann man auch hier sagen: "Der Missbrauch ist lange her, jetzt bist Du erwachsen, also was kümmert es Dich."

      Aus diesem Grunde halte ich die Gespächstherapie bei emotionalen Störungen, bei allen affektiven Störungen, auch für pure Scharlatanerie, man kann diese nicht wegquatschen, weil man die tieferen Ebenen im Hippocampus nicht einmal berührt. Oder habt Ihr je irgendwen kennen gelernt, der damit geheilt worden wäre? Mit Medikamenten behandelt man ebenfalls am Thema vorbei, weil die Ursache nicht im Stoffwechsel liegt, sondern in diesen regiden Strukturen, die man durch Pillen eben nicht ändern kann. Kennt Ihr irgendjemanden, der von der Psychiatrie jemals von seinen Depressionen befreit worden ist? - Ich nicht! Es mag allenfalls gelingen, durch Sedierung Unerträgliches etwas erträglicher erscheinen zu lassen, das mag manchmal durchaus berechtigt sein, aber es ist nicht kurativ.

      Selbst Moritz wird einräumen müssen, dass es ihm noch nie gelungen ist, einen affektiv gestörten Patienten mittels Pillen tatsächlich zu heilen, auch wenn die Pharmabuden mit tollen Erfolgsquoten prahlen, diese gibt es nicht.

      Aus meiner Sicht müssen daher ganz dringend Therapiekonzepte her, die zentral eine Umprogrammierung in den emotionalen Strukturen bewirken. Deshalb bin ich Anhänger der Hypnotherapie und habe am eigenen Leib erfahren dürfen, was die kann.

      Verantwortlich für emotional verpfuschte Lebensläufe ist das soziale Umfeld im Kindesalter, meist die Eltern. Auf meinen Vater hätte ich jedenfalls einen regelrechten Hass, wenn ich ihm vorwerfen könnte, dass er mich absichtlich so behandelt hat, wie er es getan hat.

      Was habt Ihr im Kindesalter erlebt, was Euch heute noch emotional behindert???
    • Ich kann als Beispiel die Kindheit meines Mannes nennen, der als jüngstes von 4 Kindern
      geboren wurde. Ein sogenannter Nachzügler. Als solcher wurde er verwöhnt bis zum Geht nicht mehr.
      Trotzdem waren seine Eltern viel zu alt und wurden schon in der Volksschule nicht mehr mit ihm fertig.
      Was zur Folge hatte, dass er die Hauptschulzeit in einem von Mönchen geführten Internat verbrachte.
      Nie hat er seinen Eltern verziehen, dass sie ihn aus der gewohnten Umgebung gerissen haben und dass er
      nicht mit seinen Freunden aufwachsen konnte.
      Geblieben ist ihm aus dieser Zeit ein mangelndes Urvertrauen. Menschen sind bei ihm am Anfang
      mal schlecht und müssen ihn im Laufe der Zeit vom Gegenteil überzeugen.
      Dinge macht er lieber selber, weil sonst wirds nix gscheits.
      Trotzdem ist mein Mann ein charakterfester, erfolgreicher Mensch geworden,
      der mich niemals im Stich lassen wurde.

      @Jannis - du nennst Villa, Cabrios und ein Boot dein Eigentum,
      ich hab nicht das Gefühl, dir darf es nicht gut gehen oder deine Person spielt keine Rolle.
      Ich denke Du hast die Kindheitsdefizite ganz gut aufgearbeitet ;)

      Glg bl :tux:
      Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit,
      nur beim Universum da bin ich mir nicht so sicher...
      A.Einstein

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Blattlaus ()

    • Lieber Jannis,

      ich bin ganz bei Dir. Es Bedarf einer emotionalen Umprogrammierung.
      Auch sind wir uns wahrscheinlich einig, das das Wort "Umprogrammierung"
      kühl und mechanisch wirkt.

      Auch mir kommt es so vor wie Dir - mein Vater wollte nie Kinder haben und hat "mitgespielt" von meiner Mutter nicht verlassen zu werden,
      die einen Kinderwunsch hatte. Will nur sagen, unsere Geschichten sind nicht so weit voneinander entfernt.

      Gehst Du Konflikten wirklich aus dem Weg? Oder suchst Du sie regelrecht?
      Die Angst vor Zurückweisung ist im menschlichen Bewußtsein tief verankert.

      Angenommen, es würde stimmen, das die Natur des Menschen im Egoismus liegt
      (dem ich nicht zustimme, die Natur des Menschen ist selbst-Liebe)
      dann schwingt das Pendel zwischen den Polen Gier und der Angst oder Vorsicht,
      bei Übertreibung ausgeschlossen zu werden.

      Auf der Ebene, die ich meine ist es aber gar nicht möglich die Welt auszubeuten,
      denn die Welt bist Du. Der wahrhaft egoistische denkt mit seinem Nachbarn
      und der Natur, weil ihm bewußt ist, das wirkliche Trennung eine Illusion ist.

      Hypnose ist eine gute Sache, hat aber seine Grenzen, wenn man doch weiterhin insgeheim glaubt,
      das man weniger Wert ist oder was man sonst noch so alles glauben mag, an Programmen..

      Bei dem Ausdruck "Programm" wird klar, das es weder negativ noch positiv,
      sondern ein ganz neutraler Begriff ist. Kann man sich die Glaubenssätze,
      die man hat, neutral anschaut?

      Ich habe keine Liebe von meinem Vater bekommen - ist das wahr? Kann ich ganz sicher sein, das mich mein Vater nie geliebt hat?
      Der Verstand ist ein Suchender und wird sich seine Geschichte um den Glaubenssatz zurechtspinnt, bis man Ihn hinterfragt.

      Glaubenssätze sind nicht perse Wahr oder Unwahr. Sie sind allerdings mehr oder weniger stressig.
      Um so mehr Frieden in dem Glaubenssatz liegt, um so wahrer ist er, wenn wir erkannt haben,
      das Friede unserer wahre Natur ist.

      Das was mich aus meiner Kindheit belastet sind meine ungeprüften stressigen, unheilvollen Gedanken.
      Was kann einem passieren, wenn man all seine Gedanken, als seine Kinder voller Liebe ansieht?
      Das ist bedingungslose Liebe.

      Die Gedanken müssen erzogen werden, sonst tanzen sie einem auf der Nase herum
      und man wird regelrecht zu Ihnen. Gedanken sind wie Kinder, die glauben,
      was sie hören bis man sie prüft und umkehrt. Es ist der Zweck unserer
      Gedanken, gehört zu werden.

      Mache "The Work" und sag mir, ob Du sie für noch aussichtsreicher als Hypnose hältst.



      LG Tobias

      youtube.com/results?search_que….1.11.youtube.HxpEq_0LGDE
    • @Jannis - du nennst Villa, Cabrios und ein Boot dein Eigentum,
      ich hab nicht das Gefühl, dir darf es nicht gut gehen oder deine Person spielt keine Rolle.
      Ich denke Du hast die Kindheitsdefizite ganz gut aufgearbeitet ;)


      Ja, das stimmt. Ich gebe nichts um Dinge die dem Haben zuzuordnen sind, meine Sache ist das Erleben. Zu meinem Cabrio musste meine Frau mich überreden - "Gönn Dir doch einfach mal was" - Mir selbst war die Karre (Volvo C 70) viel zu auffällig, zu luxuriös, aber ich mag schnelle Autos sehr und das Gefühl beim Beschleunigen in die Sitze gepresst zu werden und mit 250 km/h über die Bahn zu donnern. Meine Segelyacht ist ebenso unvernünftig, das Gefühl der Freiheit, wenn Du auf dem Atlantik in den Sonnenuntergang hineinsegelst, keinen Horizont mehr siehst, ist einfach unvergleichlich. Dann fängst Du noch ein paar Fische und grillst sie, unbeschreiblich schön ist das...



      Das "wahre" Leben begann bei mir erst, als ich zuhause ausgezogen und somit dem Einfluss meines Vaters entzogen war. Das war mit Beginn der Studienzeit. Übrigens habe ich dort sofort die mir bis zum Abitur diagnostizierte (angedichtete) Legasthenie abgelegt. Mein Vater hielt mich gleichwohl noch für einen Versager (wer studiert schon Jura und Betriebswirtschaft, der ganz bei Trost ist?), es tat aber nicht mehr sooo weh. Als ich dann Examen gemacht hatte, rief ich meinen Vater an, um ihm das aus meiner Sicht belanglose mitzuteilen und er fing an am Telefon zu heulen: "Was, Du hast bestanden und dann auch noch als Bester?" Ich habe diese Reaktion nicht verstanden, weil ich um meiner selbst Willen geliebt werden wollte und nicht wegen meiner Leistungen. Über seine Reaktion war ich demgemäß ziemlich sauer.


      Meine Examina waren mir selbst völlig unwichtig, ich hatte vorher schon eine Superjob in einer Unternehmensberatung, der mir sehr viel Freude gemacht hat, war also auf die akademischen Weihen in keiner Weise angewiesen, auch ist mir der intellektuelle Dünkel zuwider. - Ich habe deutlich fähigere Leute im nicht akademischen Bereich kennen- und schätzen gelernt (ein Medizinstudium schafft z.B. jeder Primat, nicht aber eine Meisterprüfung)


      Ab diesem Zeitpunkt wurde ich erstmals für meinen Vater interessant: Er konnte endlich mit mir in seinem Rotary-Club angeben, mein Bruder war ihm dagegen peinlich, der hat es ja "nur" bis zum Hausarzt gebracht. Ich dagegen war Chefberater eines Automobilkonzerns, Vorstandsvorsitzender einer börsennotierten Aktiengesellschaft und sog. Staranwalt lt. "Focus".


      Alles das ist mir völlig unwichtig und ich beneide jeden spanischen Fischer, der einem ehrlichen Job nachgeht und in sich ruht, weil er weiß, dass er geliebt wird. Aber für meinen Vater war das alles sehr wichtig, er hat dann um meine Liebe gebuhlt und ich habe sie ihm sehr großzügig gegeben, habe ihn eingebunden in meine Geschäfte (er war ein hervorragender Ratgeber), wir haben - jetzt als Freunde - Termine zusammen wahrgenommen in Firmen, in denen ich ihn als Aufsichtsratschef installiert habe, da war er schon über 80 Jahre alt.


      Er ist dafür verantwortlich, dass ich meinen Geist hochgerüstet habe, obwohl ich nur eines wollte: Liebe. Weil ich die nicht bekam, habe ich ein aliud gewählt: Anerkennung durch Leistung. Das ist eigentlich tragisch.


      Ich halte Fähigkeit daher für die Kompensation vorenthaltener Liebe.


      Noch heute bricht aber das alte "Ich" immer mal wieder mal durch und ich fühle wie als Vierjähriger, die emotionalen Bahnen sind also nach wie vor dominant vorhanden. Und das hat in der Tat mein Vater "versaut".

      @ Tobi: Ja, wir sind wirklich nicht weit auseinander: Deine Existenz war ebenso wenig gewollt wie meine und daraus haben sich - für mich völlig logisch - markante Probleme ergeben. Das Vorenthalten von Liebe ist für Kinder ein Tötungsäquivalent, daran knabberst Du Dein Leben lang.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Jannis ()

    • positives-denken schrieb:

      Ich kann nicht wissen, das ich nicht gewollt war, schließlich bin ich ja da. Mein Vater hat meiner Mutter auch nicht in den Bauch getretten oder ähnliches..
      Ich versteh natürlich was Du meinst. Schön ist es nicht, wie ein einfallendes lästiges Insekt behandelt zu werden.
      Nun gut, es ist vorbei. Alter Käse.


      LG Tobi
      Es ist (leider) kein alter Käse und es ist auch nicht vorbei, es hängt in Deinem Mantel.
    • Mein Mann hatte in der Volksschule einen Lehrer,
      der ihn für unmusikalisch hielt. Er durfte im Chor
      nicht mitsingen. Nun hat mein Mann aber ein ueberdurchschnittlich
      gutes Gehör und ist sehr musikalisch. Die Unfähigkeit
      seines Lehrers führte bei ihm nicht zu Frustration sondern
      zum "Jetzt erst recht". Er spielt jeden Tag 2 Stunden Gitarre
      und singt auch dazu. Die Inkompetenz des Lehrers hat aber
      leider dazu geführt, dass er nicht vor Fremden spielen
      kann. Ein Auftritt bei einer Hochzeit ging ziemlich in die Hose.

      Es sind nicht nur die Eltern, die uns das Leben schwer machen können.

      Glg BL :tux:
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      nur beim Universum da bin ich mir nicht so sicher...
      A.Einstein
    • Jeder, der hier mitliest, weiß, dass ich sog. affektive Störungen nicht für Krankheiten halte, die unipolare Depression und die BS damit ebenfalls nicht. Viele vordergründig körperliche Erkrankungen haben ihre Ursache ebenfalls in solchen Konflikten. Auf diese Sichtweise muss man sich einlassen, damit man das nachfolgende verstehen kann.

      Ich halte alle affektiven Störungen für das Ergebnis nicht aufgelöster Konflikte, das sogar bei Borderlinern. Sie sitzen tief vergraben im Unbewussten und richten dort ihr Unheil an. Meinen Konflikt habe ich oben klar beschrieben. Es nutzt nun nichts, sich rational zu sagen, "was geht mich der Auslöser meines Konfliktes (z.B. vorenthaltene Liebe) heute noch an, ich bin längst erwachsen." Es kommt ebenfalls nicht darauf an, ob die Ursache des Konflikts tatsächlich vorhanden war, es geht nur darum, was man empfunden hat.

      Über das vergangene Wochenende habe ich viel über mein Verhältnis zu meinen Eltern im Kindesalter nachgedacht und es ging mir sehr schlecht dabei, weil es genau wieder die Emotionen ausgelöst hat, die ich aus der Kindheit kenne: Hilflosigkeit, Verlustangst etc. und diese unterträglichen Magenschmerzen, die mich ebenfalls mein ganzes Leben begleitet haben. - Denken und Problembenennung bringt also gar nichts, auf dieser Ebene ist das schlicht nicht lösbar, im Gegenteil.

      Ich hatte mal erwähnt, dass ich mir ein Selbsthypnoseverfahren von professioneller Seite habe beibringen lassen, das aber nur funktioniert, wenn man ruhig und gelassen ist. Da ich das meist nicht bin, tue ich mich außerordentlich schwer damit.

      Aber zweimal hatte ich großen Erfolg, ich berichte von dem zweiten: Hypnose funktionert durch eine künstlich per Gedanken erzeugte Bilderwelt, es sind quasi Filme. In diesem Fall war ich als "Nebendarsteller" der heutige erwachsene Mann. Ich begab mich in einen Garten, den ich unschwer als denjenigen meines Elterhauses erkannte. Dort gab es ein etwa 2,50 Meter hohes Dach, mit dem der dort befindliche Kaminofen ummauert war. Auf diesem Dach saß ein etwa vierjähriger Junge, der sehr unglücklich aussah. Der Junge war ich. - Ich merkte, dass ich dem Jungen helfen musste. Dafür war es nötig, sein Vertrauen zu gewinnen. Ich habe ihn in ein unverfängliches Gespräch verwickelt, habe dann etwas Fussball mit ihm gespielt und ihm ein paar Tricks gezeigt. Dabei habe ich mich nicht als sein älteres Ich zu verstehen gegeben. Das alles hat recht lange gedauert und ich habe ihn bei diesem ersten Kennenlernen auch nicht nach seinem Befinden gefragt, sondern mich mit ihm für den nächsten Tag zum Spielen verabredet.

      Am nächsten Tag strahlte der Kleine, als ich pünktlich erschien. Wir spielten erneut etwas und dann fragte ich ihn, was ihn bedrückt. Im Kern ging es darum, dass er sich in der Familie unerwünscht fühle, was ihn alle Mitglieder deutlich spüren ließen, am stärksten kam dies von seinem Vater. Als Jüngster sei er den anderen ohnehin nicht gewachsen, man beachte ihn nicht. Lediglich, wenn er etwas anstellte oder krank war schenkte man ihm Aufmerksamkeit, was im ersten Fall Strafe bedeutete ("Der Hund leckt die Hand, die ihn schlägt")

      Mir kam ein Einfall, wie ich dem Kleinen helfen konnte: "Ich leihe Dir für heute meine Sprachgewalt und Du gehst jetzt zu Deinen Eltern und geigst denen mal so richtig die Meinung und stellst die Forderung, dass man Dich voll in die Familie integriert." Das Hypnoseverfahren funktioniert immer mit einem Stellvertreter.

      In der nächsten Einstellung befand ich mich nunmehr im Körper des Jungen, ging zu meinen Eltern, die am Mittagstisch saßen. Mein Vater wollte schon wieder etwas meckern und ich bin ihm sofort über den Mund gefahren "Du hast jetzt Sendepause!" Und dann habe ich alles vom Stapel gelassen, was mich bedrückt, darauf hingewiesen, dass man halt besser verhüten solle, wenn man keine Kinder haben will etc. Dass, wenn aber Kinder da sind, diese auch ein verdammtes Anrecht auf Liebe haben. Meine Eltern sahen schockiert drein, denn sie waren zum ersten Mal mit meinem Innenleben konfrontiert worden, ein Vierjähriger kann sowas ja nicht formulieren. Da meine Eltern aber sehr rationale Menschen waren, die guten Argumenten gegenüber immer aufgeschlossen waren, haben sie mich nicht etwa ausgeschimpft, sondern sich für die offenen Worte bei mir bedankt und versprochen, dass sich das jetzt alles ändern werde.

      In diesem Moment merkte ich - noch während der Selbsthypnose (ein blöder Begriff, weil er einen Dämmerzustand suggeriert) - wie meine zuvor sehr ausgeprägten Magenschmerzen wie weggeblasen waren und ich ein wohliges Gefühl der Ruhe und Gelassenheit spürte, das ich überhaupt nicht kannte. Dieser Zustand hat einige Tage angehalten.

      Leider konnte ich diesen Erfolg nicht wiederholen, weil mir in aller Regel die Ruhe und die Zeit fehlt, mich erneut in einen Trancezustand zu versetzen. Das wäre aber nötig um die emotionalen Engramme dauerhaft umzuschreiben.

      Es ist völlig zwecklos, diesen Konflikten auf der Bewusstseinsebene zu begegnen, denn dort befinden sie sich schlicht nicht, sie stecken als sehr regides System im Unbewussten, daher kann das ganze nur erfolgreich sein, wenn man einen Zugang dorthin schafft.

      Und das leistet die Hypnose, das kann kein Medikament der Welt.

      Vor einigen Jahren habe ich einige Versuche unternommen, den o.g. Konflikt mit psycho-therapeutischer Hilfe aufzulösen. Im Ergebnis wollte mir jeder das Problem auf der rationalen Ebene ausreden, was nach dem vorstehenden nicht funktionieren kann. Ein Psychiaterin meinte sogar: "Sie wollen doch nicht etwa geistekrank sein!" Ich "Nein, nur depressiv" - "Naja, das ist aber doch eine Geisteskrankheit."

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Jannis ()

    • Ein prägender Spruch von meiner ehemaligen Turnlehrerin, als ich nicht Seil klettern konnte. "Du wirst nie ein Kind gebären können, wenn du so wenig Kraft hast". Dieser Spruch ist mir dann bei der Geburt meiner Kinder eingefallen...
      "Perhaps this final act was meant, to clinch a lifetime's argument
      That nothing comes from violence and nothing ever could
      For all those born beneath an angry star
      Lest we forget how fragile we are..." (Sting)

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von fragile ()

    • Das ist so ähnlich wie das sich Natascha Kampusch als kleines Mädchen vorgestellt hat, ihr späteres erwachsenen-Ich,
      beschützt und stärkt sie und w sie mit 18 Jahren befreien.

      Sein inneres Kind zu streicheln, bewirkt sicherlich eine Lösung - Voraussetzung man öffnet sich dazu, sich den Schmerz anzusehen um dann durch ihn hindurch zu gehen.


      In erwachsen, steckt wach und erwachen.

      Hast Du "The Work" gemacht?
      Birgt wundersame Heilung, Voraussetzung auch hier - Offenheit.

      The Work ist Meditation.. und Umstrukturierung


      LG Tobi
    • positives-denken schrieb:

      In erwachsen, steckt wach und erwachen.

      Hast Du "The Work" gemacht?
      Birgt wundersame Heilung, Voraussetzung auch hier - Offenheit.

      The Work ist Meditation.. und Umstrukturierung


      LG Tobi
      Ich bin zwar ein Freund der Ethymologie und Semantik, aber das stimmt so von der Bedeutung nicht. In erwachsen steckt wachsen drin.

      Mit "The Work" habe ich mich nie befasst, wenn es aber um Meditation geht, ist das nix für mich. Mit Esoterik kannst Du mich dreimal um den Block jagen :)
    • Es geht um einen offenen Geist. Nichts anders.
      Ein offener Geist ist auch ruhig.
      Ich habe es auch geschrieben, weil Du "gesagt" hast,
      ich weiß es jetzt nicht wie Du es genannt hast,
      nicht Meditation, sondern Selbsthypnose-
      das das für mich im grunde genommen auch ein meditativer Zustand ist.

      Die andere Überschneidung ist, wie Du geschrieben hast - wenn man
      auf ein bestimmtes Ergebnis hinaus will, funktioniert es nicht.

      Nicht desto trotz, ist es eine ganz einfache Sache, dem Vorteil
      der Umsetzbarkeit, da es eine Anleitung gibt.

      Vielleicht bist Du nicht offen, das kann sein, aber es gehört
      auch einiges an Selbstdisziplin dazu. Das sollte für Dich kein Problem sein,
      die hast du mehr als ich.

      Du löst den Fahrschein, oder nicht. Deine Entscheidung.
      Ich könnte mir vorstellen, das Dein Thema gestreift wird, ab Ende Minute 25.
      youtube.com/watch?v=Hx9mqwGIjLs

      Und eines noch, was mir völlig auf die Säcke geht.. - Vielleicht muß ich mal The Work dazu machen..
      ist sobald es um konkrete Methoden geht um etwas gemeinsam zu verändern und voranzuschreiten..
      hier in den Foren kaum etwas geboten wird..

      Aber genau, das würde ich unter Hilfe zur Selbsthilfe verstehen.

      Opfer der Umwelt, oder Opfer der Gene. Beides keine tollen Perspektiven.
      Gerade die Umwelt ist, wie sie ist. Mit den Genen ist es jedenfalls so,
      je nach Gedanken und Lebensweise an oder ausschaltet.


      LG Tobi
    • Heute Nacht hatte ich ein echtes "Aha-Erlebnis". Wieder einmal konnte ich nicht durchschlafen und dann ging auch wieder die verflixte Grübelei los, die sich einfach nicht abschalten lässt. Ich habe dann versucht mich per Hypnose in Trance zu versetzen. Das ist mir wieder einmal nicht gelungen, also habe ich mir etwas anderes überlegt, nämlich das ich mit dem Gedanken einschlafe, mein erwachsenes Ich möge meinem verletzten Kind-Ich helfen. Dann habe ich mich an meine Frau gekuschelt, was immer sehr beruhigend ist und bin wieder eingeschlafen. Ich weiß nicht, was ich geträumt habe, aber es muss etwas Gutes gewesen sein, denn ich erwachte völlig ausgeruht und fröhlich.

      Vielleicht habe ich mit den Worten "Erwachsenen Ich" und "Hilfe" eine Art neurolinguistischer Programmierung geschafft und der Traum hat es dann gerichtet. Träume sind ja schließlich für die Verarbeitung zuständig. - Was meint Ihr?

      Ich habe ja auch schon psychotherapeutische "Hilfe" in Anspruch genommen, das lief stets nach demselben Muster ab: Der Therapeut hat sich innerlich auf die Schulter geklopft, wenn er irgendeine Diagnose gefunden hat, als wäre damit irgendetwas erreicht. Dann hat er auf die vielen positiven Aspekte in meinem Leben hingewiesen ("mit den gesunden Anteilen arbeiten", nennen die das) und die negativen versucht, klein zu reden. Je nachdem gibt es noch ein paar Drogen als sinnlose Dreingabe. Als geheilt gilt man in dem Moment, indem man wegen der ganzen Therapiestunden sein Geld verbraten hat.

      Aber man hat ja ein neues Etikett vom Fachmann: "Sie sind depressiv." Toll, jetzt bin ich also auch noch krank. Im besten Fall nutzt das ganze nix, im schlechteren richtet es Schaden an, weil man mit der Nase auf Probleme gestoßen wird.

      Da ich die affektiven Störungen samt und sonders im Unbewussten verorte, wird man sich schon die Mühe machen müssen, in diese Ebene vorzudringen, die Ratio hilft da nicht weiter. Erschwerend kommt hinzu, dass man sich an die ersten drei Jahre seines Lebens nicht erinnert, bei mir jedenfalls setzt die Erinnerung erst zurückreichend auf ein Alter von vier Jahren zurück. Man weiß also gar nicht, welche Verletzungen man während der frühkindlichen Prägung erfahren hat.

      Ich verstehe die medizinische Wissenschaft einfach nicht, wenn sie einfach mal so postuliert, affektive Störungen seien Erkrankungen, niemand Ernstzunehmendes hinterfragt das.

      "Wissenschaft" ist eine Disziplin, die Wissen schafft.

      Hier aber stochert man nur in den unterschiedlichsten Theorien herum, vom Wissen ist man meilenweit entfernt, deshalb kommt es auch nie zu Heilungen.

      Auch der von mir sehr geschätzte Moritz wird kein einziges Beispiel aus seinem Berufsleben anführen können, in dem er irgendjemanden von einer affektiven Störung geheilt hätte. - Er kann Symptome kupieren, das ja und das kann auch sehr wichtig sein, kausal kurativ war er aber nie.

      Wenn ich bedenke, wie weit wir im Bereich der Hochtechnologie sind, scheint im Bereich der Erforschung von affektiven Störungen eine Laienspieltruppe am Werk zu sein, es ist einfach nur peinlich, wie man dennoch für das dumme Geschwätz noch Honorar verlangen kann.

      Wenn das das selbe Personal ist, das ich anläßlich meines Klinikaufenthalts und als Sachverständige vor Gericht kennen gelernt habe, wundert mich gar nichts mehr, ein einfacher Dreisatz wäre für die eine unlösbare Aufgabe.

      Mich wundert, dass nicht mehr von Euch auf Thema und Lösung aufspringen: Es betrifft Euch alle!


      Ich habe übrigens angefangen, ein Buch zu schreiben mit dem Titel "Scheißeltern", in dem ich die Folgen frühkindlicher Verletzungen auf den gesamten weiteren Lebensweg aufblättere.

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Jannis ()

    • Liege ich so fern der Wahrheit, oder schreibe ich zu abstrakt??? - Eigentlich sollte dieses Thema jeden Betroffenen maximal interessieren, aber es kommt einfach kein feedback.

      Ein Freund und Kollege von mir hatte eine neue Freundin, sie war und ist depressiv. Dessen bester Freund ist Psychiater. Der warnte meinen Freund mit den Worten: "Eine Depression ist nicht heilbar, verlasse diese Frau!" - Ich stimme ihm sogar zu, mit Pillen läuft da gar nix und mit Gesprächen ebenso wenig.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Jannis ()

    • Hallo Jannis!
      ich lese immer mit und es ist schon ein komplexes Thema und mir ist das zuviel zum Antworten im Moment. Ich kann dazu schon einiges schreiben.
      Da ich starke Schmerzen hab und meine Konzentration nicht so gut ist, fällt es mir schwer. Muss auch schauen,was da noch alles bei mir im argen liegt.
      Aber zu sagen. Eine Depri sei nicht heilbar.... find ich nicht gut. Es gibt zumindest Linderung,aber man muss es innerlich auch wollen bzw. dazu bereit sein und jeder muss für sich seine Methode finden. Man muss eben vieles ausprobieren und nicht an das glauben was manche einem sagen..z. B. bei Bipolar ist das nicht geeignet. Oder das ist nur was für Bordis. Hatte ich ja auch schon der Heike geschrieben.
      Mich haben auch viele gewarnt,mach das ja nicht im Alleingang,des geht eh schief ,ist ja so gefährlich. Ha ich hatte den Mut und hab meine Angst mitgenommen und ich hab schon soviel geschafft :)
      Wenn du magst,stell mir eine Frage,da kann ich gezielt darauf Antworten. Sonst muss ich nochmal alles lesen .

      Lg. Manu
      Wenn es einen Glauben gibt, der Berge versetzen kann, so ist es der Glaube an die eigene Kraft.

      Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach (1830 - 1916), österreichische Erzählerin, Novellistin und Aphoristikerin
    • hallo Jannis

      Wenn du hier Stoff für dein Buch sammelst, dann denk bitte an
      zukünftige Plagiatsvorwürfe ;)

      Jeder Mensch erkrankt lt. Statistik 1x in seinem Leben an einer
      Depression. Wenn da jeder gleich von seinem Partner verlassen wuerde....

      Ich stimme dir zu, dass Medis nicht unbedingt helfen, zu mindestens
      hab ich das Gefühl bei meinem AD.

      Man ist ja nicht sein ganzes Leben lang depressiv. In jungen Jahren
      hielt diese Phase 6 Monate an, die letzte dauerte 3 Jahre, dazwischen
      war ich 10 Jahre stabil.

      Auf Partner/innen, die einen bei Krankheit verlassen, kann wohl jeder verzichten.

      Glg BL :tux:
      Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit,
      nur beim Universum da bin ich mir nicht so sicher...
      A.Einstein