psmmg schrieb:
Wo soll der Weg hingehen?
Derzeit bauen die forensischen Psychiatrien (nicht mehr Teil der Krankenhäuser, sondern des Justizsystems) aus!
Ich persönlich finde es gut, dass zu diesem Thema endlich mal was Dampf in der Bude ist!
Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen
psmmg schrieb:
Wo soll der Weg hingehen?
Derzeit bauen die forensischen Psychiatrien (nicht mehr Teil der Krankenhäuser, sondern des Justizsystems) aus!
Wenn dem so wäre, das hat die wissenschaftstheoretische Debatte der letzten Jahrzehnte hinlänglich herausgearbeitet, hätte es überhaupt keinen Erkenntnisfortschritt gegeben, ein Begriff der ohnehin und noch ganz andere Schwierigkeiten bereitet. Allein zu explizieren, was eine "prinzipiell falsifizierbare Hypothese" ist, würde dich, das garantiere ich dir, in Teufels Küche bringen. Hier zeigt sich das, was ich deine szientistische Borniertheit nenne, die außerdem, aber das folgt aus der bornierten Einstellung, mit einer gehörigen Portion Arroganz durch die Welt stolziert. Ein bisschen mehr Respekt vor der intellektuellen Leistung anderer täte dir ganz gut.Es ist das einfache Spiel von Wissenschaft.
zB: habe ich eine prinzipiell falsifizierbare Hypothese?
Wenn nein, auf den Müll damit.
...Ein Blick ins Inhaltsverzeichnis
vermittelt einen Eindruck von der allumfassenden Betroffenheit: „Der Einbruch der
Krankheit“ ist der erste Teil überschrieben. „Die Welt schien in Ordnung...,“ „Ich war die
schizophrenogene Mutter...“, „Schuldzuweisung, Isolation, Ängste und kaum Hilfe“, „Mein
Gott, irgendetwas muss ich falsch gemacht haben.“, „Und helfen kann uns keiner...“, - das
sind ausgewählte Titel der Beiträge von Angehörigen, die einen langen Weg hinter sich
gebracht haben, bis sie ihre Erlebnisse und Erfahrungen niederschreiben konnten.
„Als ich Psychologie studiert hatte, führte man alle psychischen Krankheiten,
auch die ernstesten, auf eine Ursache zurück: Auf Fehler in der Erziehung. Alles
wurde darauf zurückgeführt, wie man aufgewachsen war... Alle glaubten, dass
die Ursachen für psychische Störungen in den frühkindlichen Erfahrungen des
Betroffenen zu suchen seien. Ein Patient mit ernsthaften psychischen Problemen
war demnach in frühen Jahren einem unerträglichen Druck, inneren
Widersprüchen oder destruktiven Verhaltensweisen der Eltern ausgesetzt
gewesen. Meiner Ausbildung zufolge war ich also an Loris Krankheit schuld,
wenn sie wirklich ernsthaft psychisch gestört war. Das konnte und wollte ich nicht
glauben. Also weigerte ich mich einfach zu sehen, dass Lori tatsächlich krank
war.“
"Für uns blieb neben der Betreuung des Jungen im Krankenhaus und dem
Versuch, die übrigen Kinder zu beruhigen, die böse Frage nach der Ursache der
Krankheit. Die damals noch lebenden Grosseltern wussten von keinem ähnlichen
Fall in der Familie zu berichten. Also, so wurde uns von mehreren Seiten erklärt, es
gebe nur eine Erklärung, und das sei überhaupt die Erklärung für die rätselhafte
Krankheit Schizophrenie: falsche Erziehung, mieses Familienklima.“
...Nach dem derzeitigen Stand unseres Wissens gibt es keinen
Anhaltspunkt dafür, dass die Schizophrenie durch Fehler in der Erziehung oder ein
ungutes Familinmilieu verursacht wird....
Wir gehen heute davon aus,
dass Menschen, die später an Schizophrenie erkranken, schon vorher verletzlicher für
Einwirkungen von innen und von aussen sind. Dabei wirken biologische, psychologische
und soziale Einflüsse zusammen. Im Zusammenspiel machen sie die erhöhte
Verletzlichkeit - die Vulnerabilität, wie es in der Fachsprache heisst - aus, die wir heute als
Grundbedingung für die Entstehung einer schizophrenen Psychose betrachten. Es gibt
aber keinen fassbaren Einzelfaktor, der dafür verantwortlich ist. Vieles spricht dafür, dass
die Vulnerabilität individuell ist, dass jeder einzelne durch andere Belastungen verletzlich
ist. Soviel ist sicher.
Im Verlauf von mittlerweile über hundert Jahren Schizophrenieforschung haben sich jene
Erklärungsansätze als am wenigsten tragfähig erwiesen, die eine einheitliche
Entstehungsursache angenommen hatten: In der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts die
Vererbungslehre, im dritten Quartal die Theorie von der "schizophrenogenen" Mutter und
im letzten Jahrzehnt die Molekulargenetik. Am tragfähigsten sind jene Erklärungsansätze
gewesen, die von einer sogenannten „multifaktoriellen“ Bedingtheit der schizophrenen
Psychose ausgingen. Die Annahme einer verstärkten Vulnerabilität ist ein solcher Ansatz.
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Heike ()
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Heike ()
Nein, da verstehst du mich nicht richtig, sondern vollkommen falsch. Kann durchaus sein, dass dies aus einer unpräzisen Darstellung meiner Intention resultiert. Ich versuche es noch einmal, sie kurz darzustellen.Naturwissenschaft ist für dich also vom "Ganzen" ausgehend, vom natürlichen Wesen in der Natur. Verstehe ich dich da richtig?
Der beste Arzt ist die Natur. Sie heilt drei Viertel aller Krankheiten und spricht nie Böses über einen Kollegen“
Und dann kommt eine Aufzählung, womit sich der Herr Doktor tagtäglich das Hirn zermartert, um Bipolaren und anderen psychisch Kranken zu helfen und welche Verantwortung damit verbunden ist. Niemand stellt in Abrede, dass ein Arzt einen verantwortungsvollen Beruf ausübt. Geradezu dämlich aber ist, damit einen privilegierten Erkenntnisstatus zu reklamieren. Mit gleichem Recht könnte dies jeder Lokführer, jede Busfahrerin tun-, aber da hört der Einsatz für die Unterprivilegierten längst auf. Herzlichen Glückwunsch, Moritz, zu der naiven Einfalt, die du dir anerzogen hast, um deine ärztliche Tätigkeit in solch ungetrübter Selbstliebe und Selbstgewissheit betreiben zu können.Und ja, ich habe tatsächlich eine wirkliche Geringschätzung gegenüber Menschen, die sich theoretisierend die Hirnwindungen verbiegen und Meinungen verbreiten, ohne jemals auch nur irgendwie selbst für die Folgen Verantwortung zu tragen.
Denn: in der Psychiatrie arbeitend ist man mit völlig anderen "Tatsachen" konfrontiert.
Ich bin ausgegangen von der in der abendländischen Tradition ausgearbeiteten Konzeption, derzufolge der Mensch ein Natur- und Vernunftwesen zugleich ist. Als natürliches Wesen ist er wie andere Tiere auch ausgestattet mit Sinnen, Organen, Trieben, Bedürfnissen, Instinkten usw., doch ist er kraft seines Verstandes und seiner Vernunft imstande, die Grenzen seiner Natürlichkeit zu überschreiten, wobei die Sprache allem Anscheine nach die wesentliche Fähigkeit ist, durch die sich der Mensch von allen anderen Lebewesen unterscheidet. Die Menschen treten in Gemeinschaft, um die äußere Natur gemäß ihren Lebenszwecken zu bearbeiten, wobei sie das ausbilden, was wir Kultur im weiteren Sinne (einschl. dessen, was mitunter als Zivilisation davon abgegrenzt wird) nennen. Wie schon Aristoteles sagte, ist der Mensch ein geselliges Wesen, das sich auch nur in Gemeinschaft vereinzeln kann. Das Wesen des Menschen ist deshalb unzureichend bestimmt, wenn es allein in seiner naturgegebenen Eigenart verstanden wird. Seine Gesellschaftlichkeit wird deshalb auch als die zweite Natur des Mensfchen bezeichnet.
In irgendeinem abgelegenen Winkel des in zahllosen Sonnensystemen flimmernd ausgegossenen Weltalls gab es einmal ein Gestirn, auf dem kluge Tiere das Erkennen erfanden. Es war die hochmütigste und verlogenste Minute der »Weltgeschichte«; aber doch nur eine Minute. Nach wenigen Atemzügen der Natur erstarrte das Gestirn, und die klugen Tiere mußten sterben. - So könnte jemand eine Fabel erfinden und würde doch nicht genügend illustriert haben, wie kläglich, wie schattenhaft und flüchtig, wie zwecklos und beliebig sich der menschliche Intellekt innerhalb der Natur ausnimmt. Es gab Ewigkeiten, in denen er nicht war; wenn es wieder mit ihm vorbei ist, wird sich nichts begeben haben. Denn es gibt für jenen Intellekt keine weitere Mission, die über das Menschenleben hinausführte. Sondern menschlich ist er, und nur sein Besitzer und Erzeuger nimmt ihn so pathetisch, als ob die Angeln der Welt sich in ihm drehten. Könnten wir uns aber mit der Mücke verständigen, so würden wir vernehmen, dass auch sie mit diesem Pathos durch die Luft schwimmt und in sich das fliegende Zentrum dieser Welt fühlt. Es ist nichts so verwerflich und gering in der Natur, was nicht durch einen kleinen Anhauch jener Kraft des Erkennens sofort wie ein Schlauch aufgeschwellt würde; und wie jeder Lastträger seinen Bewunderer haben will, so meint gar der stolzeste Mensch, der Philosoph, von allen Seiten die Augen des Weltalls teleskopisch auf sein Handeln und Denken gerichtet zu sehen.
Heike schrieb:
Dies nur mal kurz als Gedanken zu deinem Absatz.
Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Osaki ()