Hi,
Ronald D. Laing gehörte neben Gregory Bateson zu den bekanntesten Ärzten, welche in den 60er Jahren mit ihren Forschungen zu Schizophrenie und Familie der Theorie und Praxis der damaligen Psychiatrie eine neue Grundlage verschaffen wollten. Für sie wurzelten Geisteskrankheiten wie Paranoia, Schizophrenie oder Depression nicht in biologischen Anomalien, sondern in unbewältigten gesellschaftlichen Konflikten. In Laings Worten:
Diese Neuausrichtung der Psychiatrie fand in den 70er Jahren eine starke Resonanz, doch ging ihr Einfluss ebenso schnell wieder verloren, und es setzte sich das noch heute in der Schulpsychiatrie dominierende biologistische Paradigma durch. Zwar sind insofern Elemente der Reformpsychiatrie in die strikt naturwissenschaftliche Medizin integriert worden, als heute kein noch so hartgesottener Biologist die Bedeutung und Notwendigkeit der Psychotherapie in Abrede stellen wird; offen bleibt freilich die Frage, ob die Schulpsychiatrie, der nolens volens eine Prise Psychologie, ein Schuss Soziologie und einige Kilo Hirnforschung angestückt werden, zu einer Wissenschaft mit gesicherter theoretischer Erkenntnis und Erfahrung entwickelt werden kann oder ob dazu nicht eine grundlegende Umwälzung der fachlichen Grundlagen, ein Paradigmenwechsel im strikten Sinne des Begriffs vonnöten ist.
Nahezu 50 Jahre nach dem 'Experiment' von Kingsley Hall, wo Laing über einen längeren Zeitraum hinweg mit seinen Patienten in einer Wohngemeinschaft lebte und arbeitete, erinnern sich einige der damals Beteiligten und vergegenwärtigen ihre Erfahrung. Das ist wenigstens psychiatriegeschichtlich interessant, weshalb ich hier darauf aufmerksam mache. Um Missverständnisse zu vermeiden, weise ich ausdrücklich darauf hin: Daraus folgt nicht, dass ich mich mit dieser Form anti-psychiatrischer Theorie und Praxis identifiziere. Eine Klarstellung, die aller Erfahrung nach vollkommen zwecklos sein dürfte.
Der Artikel Kingsley Hall: RD Laing’s Experiment in Anti-psychiatry ist hier verfügbar:
Laings anti-psychiatrisches Experiment
Gruß
Laci
Ronald D. Laing gehörte neben Gregory Bateson zu den bekanntesten Ärzten, welche in den 60er Jahren mit ihren Forschungen zu Schizophrenie und Familie der Theorie und Praxis der damaligen Psychiatrie eine neue Grundlage verschaffen wollten. Für sie wurzelten Geisteskrankheiten wie Paranoia, Schizophrenie oder Depression nicht in biologischen Anomalien, sondern in unbewältigten gesellschaftlichen Konflikten. In Laings Worten:
Der Erklärung seelischer Erkrankungen diente an prominenter Stelle die sog. Double-Bind-Hypothese, derzufolge ein Kind widersprüchlichen Signalen insbesondere der Mutter ausgesetzt ist, die es aufgrund seines Entwicklungsstandes nicht zu integrieren vermochte. Spürt das Kind sich einerseits geborgen in der mütterlichen Liebe, so macht es die Erfahrung, dass darauf kein Verlass ist, weil die Mutter gleichzeitig Signale der Ablehnung des Kindes aussendet. Diese Situation nannten Laing, Bateson und andere dieser Forschergemeinschaft angehörende Psychiater 'schizophrenogen', also eine Bewusstseinsspaltung induzierende Kommunikationsform.Insanity is a perfectly rational response to an insane world
Diese Neuausrichtung der Psychiatrie fand in den 70er Jahren eine starke Resonanz, doch ging ihr Einfluss ebenso schnell wieder verloren, und es setzte sich das noch heute in der Schulpsychiatrie dominierende biologistische Paradigma durch. Zwar sind insofern Elemente der Reformpsychiatrie in die strikt naturwissenschaftliche Medizin integriert worden, als heute kein noch so hartgesottener Biologist die Bedeutung und Notwendigkeit der Psychotherapie in Abrede stellen wird; offen bleibt freilich die Frage, ob die Schulpsychiatrie, der nolens volens eine Prise Psychologie, ein Schuss Soziologie und einige Kilo Hirnforschung angestückt werden, zu einer Wissenschaft mit gesicherter theoretischer Erkenntnis und Erfahrung entwickelt werden kann oder ob dazu nicht eine grundlegende Umwälzung der fachlichen Grundlagen, ein Paradigmenwechsel im strikten Sinne des Begriffs vonnöten ist.
Nahezu 50 Jahre nach dem 'Experiment' von Kingsley Hall, wo Laing über einen längeren Zeitraum hinweg mit seinen Patienten in einer Wohngemeinschaft lebte und arbeitete, erinnern sich einige der damals Beteiligten und vergegenwärtigen ihre Erfahrung. Das ist wenigstens psychiatriegeschichtlich interessant, weshalb ich hier darauf aufmerksam mache. Um Missverständnisse zu vermeiden, weise ich ausdrücklich darauf hin: Daraus folgt nicht, dass ich mich mit dieser Form anti-psychiatrischer Theorie und Praxis identifiziere. Eine Klarstellung, die aller Erfahrung nach vollkommen zwecklos sein dürfte.
Der Artikel Kingsley Hall: RD Laing’s Experiment in Anti-psychiatry ist hier verfügbar:
Laings anti-psychiatrisches Experiment
Gruß
Laci
"Tief im Herzen haß ich den Troß der Despoten und Pfaffen, Aber noch mehr das Genie, macht es gemein sich damit." (Hölderlin)
"Nun müssen diejenigen, welche ihre Gedanken untereinander austauschen wollen, etwas voneinander verstehen; denn wie könnte denn, wenn dies nicht stattfindet, ein gegenseitiger Gedankenaustausch möglich sein?" (Aristoteles)
"Nun müssen diejenigen, welche ihre Gedanken untereinander austauschen wollen, etwas voneinander verstehen; denn wie könnte denn, wenn dies nicht stattfindet, ein gegenseitiger Gedankenaustausch möglich sein?" (Aristoteles)