Zum Stand der Hirnforschung

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Zum Stand der Hirnforschung

      Hi,
      der renommierte Wissenschaftsjournalist Ulrich Schnabel, der für die Hamburger Wochenzeitung Die Zeitarbeitet und ein exzellenter Kenner der Entwicklung der Hirnforschung ist, veröffentlicht in der neuesten Ausgabe der 'Zeit' einen Artikel, in dem er sich unter dem Titel Die große Neuro-Show. Was wurde aus den Verheißungen der Hirnforschung? 'Wissenschaftler ziehen Bilanz. Sie fällt dürftig aus kritisch mit dem Erkenntnisstand dieser mit enormen finanziellen Mitteln ausgestatteten Disziplin beschäftigt. Genau zehn Jahre nach dem Erscheinen des 'Manifests' renommierter Hirnforscher um Gerhard Roth, Wolf Singer und Christian Elger, allesamt Experten auf dem Gebiete erfolgreicher Selbstvermarktung, die ihre Wissenschaft unmittelbar privatim zur Vermehrung ihres Vermögens instrumentalisieren, fällt die Bilanz überaus ernüchternd aus: Kein einziges der Versprechen, welche die Hirnforscher seinerzeit der Welt verkündeten, wurde eingelöst: Weder konnten sie die Ursachen der Alzheimer Demenz aufklären noch hat sich die angekündigte Revolution auf dem Gebiete der Ätiologie und Therapie seelischer Erkrankungen vollzogen. Nicht ein einziges Medikament wurde in diesem Zeitraum auf Basis neuerer Erkenntnisse der Hirnforschung zur Behandlung von Depressionen oder Psychosen entwickelt.

      Leider ist dieser Artikel derzeit noch nicht online verfügbar, was erfahrungsgemäß jedoch im Laufe der kommenden Woche der Fall sein dürfte. Sobald das der Fall ist, werde ich den Link hier nachtragen. Schnabel hatte sich bereits im Jahre 2012 äußerst skeptisch zum Stand der Hirnforschung im allgemeinen, dem sog. Neuro-Enhancement im besonderen geäußert, wie hier deutlich wird

      Grenzen der Hirnforschung am Beispiel des Neuro-Enhancement

      Schon damals war die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit dieser Disziplin enorm. Gleichwohl hat sie es geschafft, erfolgreich um Forschungsgelder, materielle Ressourcen anderer Art gegen andere Fachdisziplinen zu konkurrieren. Schnabel weist in dem oben zitierten jüngsten Zeit-Artikel ausdrücklich darauf hin, dass die Stilisierung der eigenen Diszipiin zu einer Angelegenheit reiner Forschung gezielt zum Zwecke der Manipulation der Öffentlichkeit eingesetzt wurde und wird:
      Die besondere Aura der Hirnforschung verschafft ihren Vertretern nicht nur Gehör, sie zahlt sich auch finanziell aus. Neurowissenschaftler rekrutieren derzeit enorme Forschungsmittel - wie etwa jene Milliarde Euro, mit der die EU das Human Brain Projectfördert.... und sie verstehen es, ihr Wissen auch privat zu Geld zu machen...
      Die Zukunft der Hirnforschung sieht Schnabel nicht als eine rein biologische Disziplin, sondern als eine solche, die sich mit Psychologie und Soziologie 'verbindet'. Diese Forderung nach Interdisziplinarität gehört zum Mantra der biologistischen Medizin, ist wohlfeil, hilft aber keinen Zentimeter weiter, wenn der bornierten, eingefahrenen Forschung nachtraglich einige psychologische und/oder soziologische Hypothesen angestückt werden. Die Preisfrage bleibt, wie anders eine kritische Hirnforschung methodologisch zu begreifen ist. Das aber ist bisher kaum versucht worden.

      Gruß
      Laci
      "Tief im Herzen haß ich den Troß der Despoten und Pfaffen, Aber noch mehr das Genie, macht es gemein sich damit." (Hölderlin)

      "Nun müssen diejenigen, welche ihre Gedanken untereinander austauschen wollen, etwas voneinander verstehen; denn wie könnte denn, wenn dies nicht stattfindet, ein gegenseitiger Gedankenaustausch möglich sein?" (Aristoteles)
    • FAZ-Artikelserie zu Erfolgen, Möglichkeiten und Grenzen der modernen Neurowissenschaften

      Hi,
      die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) veröffentlicht in ihrer mittwochs erscheinenden Wissenschaftsbeilage eine Artikelserie zu der
      Frage nach Erfolgen und Möglichkeiten, aber auch Rückschlägen und Grenzen der modernen Neurowissenschaften in gesellschaftlichen interessierenden Bereichen ...... Sprache, Technik, Wirtschaft, Krankheit, Kunst, Denken, Musik, Bewusstsein, Gefühle, Schule, Gedächtnis und Psyche.
      Den Auftakt machte am vergangenen Mittwoch, 7. Jan. 2015, der Vortrag des Mediziners und Philosophen Prof. Andreas K. Engel unter dem auf den Philosophen Ludwig Wittgenstein bezug nehmenden Titel: Vom Käfer in der Schachtel, den noch keiner gesehen hat. Leider kann ich den Artikel nicht verlinken, weil bei der FAZ (fast) alles nur gegen Entgelt zu haben ist. Im Vorspann wird die Fragestellung Engels und das Resultat seiner Überlegungen skizziert, was bereits erkennen lässt, dass Autor eine kritische Distanz zu den weit überzogenen Geltungsansprüchen der Hirnforschung und biologistischen Medizin wahrt. Im Wortlaut:

      Wo ist das Bewusstsein in unserem Gehirn zu finden? Und wer ist näher dran, es zu finden - die Hirnforscher, wie aus den durchaus bedeutenden Beiträgen zum Verständnis dieses rätselhaften Phänomens zu lesen ist, oder doch die Philosophie? Klar ist inzwischen: Mit der Identifizierung von synchronen Signalströmen quer durch das Gehirn scheint man einen wesentlichen Prozess, der unserer evolutionär geprägten Bewusstheit zugrunde liegt, auf den Fersen zu sein. Und dennoch ist angesichts der methodischen Grenzen unwahrscheinlich, das die Kognitionsforschung das Geheimnis im Alleingang lüftet.

      Gruß
      Laci
      "Tief im Herzen haß ich den Troß der Despoten und Pfaffen, Aber noch mehr das Genie, macht es gemein sich damit." (Hölderlin)

      "Nun müssen diejenigen, welche ihre Gedanken untereinander austauschen wollen, etwas voneinander verstehen; denn wie könnte denn, wenn dies nicht stattfindet, ein gegenseitiger Gedankenaustausch möglich sein?" (Aristoteles)
    • Das 'Open Mind' - Projekt jetzt online verfügbar.

      Hi,
      Hirnforschung im Netz: Die FAZ stellt in einem gerade online veröffentlichten Artikel das 'Open Mind' - Projekt der Universität Mainz vor, das dieser Tage eine umfangreiche Textsammlung zum Thema Geist und Bewusstsein zur freien Verfügung ins Netz gestellt hat. In diesem Projekt arbeiten Neurowissenschaftler und Philosophen eng zusammen, der FAZ zufolge die Koryphäen auf diesem Gebiet. Zu den Herausgebern zählt der in Mainz lehrende Philosoph Thomas Metzinger, der seit vielen Jahren auf diesem Gebiet forscht und publiziert.

      Das 'Open Mind' - Projekt: Online Textsammlung zu Geist und Bewusstsein

      In dem Artikel wird auch auf die Textsammlung direkt verlinkt.

      Gruß
      Laci
      "Tief im Herzen haß ich den Troß der Despoten und Pfaffen, Aber noch mehr das Genie, macht es gemein sich damit." (Hölderlin)

      "Nun müssen diejenigen, welche ihre Gedanken untereinander austauschen wollen, etwas voneinander verstehen; denn wie könnte denn, wenn dies nicht stattfindet, ein gegenseitiger Gedankenaustausch möglich sein?" (Aristoteles)
    • FAZ-Artikelserie zu Erfolgen, Möglichkeiten und Grenzen der modernen Neurowissenschaften (Fortsetzung)

      Hi,
      im Rahmen der oben genannten Artikelserie veröffentlichte die FAZ am Mittwoch letzter Woche auf ihren Wissenschaftsseiten unter dem schönen Titel Angst beherrscht man nicht, ohne Furcht zu kennen[/b] einen Vortrag von[b] Prof. Hans-Christian Pape, welcher jetzt online gestellt ist. Der Autor ist seit 2004 Professor für Physiologie an der Medizinischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Da der Online-Version nicht die redaktionelle Unterzeile der Print-Ausgabe vorangestellt ist, sei sie hier einleitend mitgeteilt:
      Wo viel Gefühl ist, da ist auch viel Leid. Nirgends gilt Leonardo da Vincis Wort so unmittelbar wie bei der konkreten Furcht und der diffusen Angst. Die Hirnforschung ist den Wurzeln dieser Emotionen immer näher gerückt. Doch die Befunde sind unvollendet wie die Therapien. Vor allem wenn es um die Kontrolle über unsere Ängst geht, stehen wir noch am Anfang.

      Der Essay ist hier nachzulesen:

      „Hirnforschung, was kannst du?“

      Gruß
      Laci
      "Tief im Herzen haß ich den Troß der Despoten und Pfaffen, Aber noch mehr das Genie, macht es gemein sich damit." (Hölderlin)

      "Nun müssen diejenigen, welche ihre Gedanken untereinander austauschen wollen, etwas voneinander verstehen; denn wie könnte denn, wenn dies nicht stattfindet, ein gegenseitiger Gedankenaustausch möglich sein?" (Aristoteles)
    • Möglichkeiten und Grenzen der modernen Neurowissenschaften: Neuropädagogik

      Hi,
      die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) setzt ihre Artikelserie zum gegenwärtigen Stand der Hirnforschung in ihrer heutigen Wissenschaftsbeilage mit einem Vortrag von Michael Madeja zu Grenzen und Chancen der Neuropädagogik fort. Der Artikel ist online noch nicht verfügbar, doch verlinkt FAZ-Online einen Vortrag des Neurophysiologen zu eben diesem Thema unter dem Titel Das Gehirn auf der Schulbank – was bringt die Neuropädagogik?. Redaktionelle Vorbemerkung:
      Neuropädagogik ist ein machtvoller Begriff voller Verheißungen: Dass Schule effektiver werden kann. Dass das Bildungssysstem verbessert werden kann. Dass gehirngerechtes Lernen möglicht ist. Der Neurophysiologe Prof. Dr. Michael Madeja zieht eine nicht ganz rosige Bilanz.
      Der gesamte Vortrag (Dauer gut eine Stunde) ist hier abzurufen:

      Was bringt die Neuropädagogik?

      Gruß
      Laci
      "Tief im Herzen haß ich den Troß der Despoten und Pfaffen, Aber noch mehr das Genie, macht es gemein sich damit." (Hölderlin)

      "Nun müssen diejenigen, welche ihre Gedanken untereinander austauschen wollen, etwas voneinander verstehen; denn wie könnte denn, wenn dies nicht stattfindet, ein gegenseitiger Gedankenaustausch möglich sein?" (Aristoteles)
    • Wie weit also soll und muss die Selbstreflexion der Neurowissenschaften gehen?

      Hi,
      SWR2 sendete heute Morgen unter dem Titel Neurodämmerung.Die Grenzen der Hirnforschung ein Programm, das über deren gegenwärtigen Erkenntnisstand berichtete. Der Text der Sendung ist jetzt online verfügbar und hier nachzulesen:

      Wie weit also soll und muss die Selbstreflexion der Neurowissenschaften gehen?

      Ausgangspunkt bildet das im März vergangenen Jahres veröffentlichte Memorandum Reflexive Neurowissenschaft, in dem 15 namhafte Neurowissenschaftler, Psychologen und Philosophen ihre Skepsis und Kritik an den weit überzogenen Erkenntnisansprüchen der Hirnforschung darlegten. Der Neurowissenschaftler und Philosoph Georg Northoff deutet die Richtung an, in welche neuere Forschungen weisen, wenn er "von einer grundsätzlichen Einheit zwischen Gehirn und Umwelt" spricht: "Hirnaktivität hat nur innerhalb und für bestimmte Kontexte einen Sinn. ". Fazit:
      Wie weit also soll und muss die Selbstreflexion der Neurowissenschaften gehen? Soll sie nur vor Übertreibungen und ungerechtfertigter Übertragung von Hirnprozessen auf geistige und psychische Fähigkeiten warnen und mehr theoretische Reflexion einfordern? Oder geht es darum, das Gehirn selbst ganz neu zu verstehen - als eine Art biosoziales Kontextorgan selbst auf der Ebene einfacher Nervenzellen? Diese Fragen werden in Zukunft auch die Gehirne der reflexiven Neurowissenschaftlerinnen und Neurowissenschaftler intensiv beanspruchen.

      Gruß
      Laci
      "Tief im Herzen haß ich den Troß der Despoten und Pfaffen, Aber noch mehr das Genie, macht es gemein sich damit." (Hölderlin)

      "Nun müssen diejenigen, welche ihre Gedanken untereinander austauschen wollen, etwas voneinander verstehen; denn wie könnte denn, wenn dies nicht stattfindet, ein gegenseitiger Gedankenaustausch möglich sein?" (Aristoteles)
    • Grenzen und Möglichkeiten der Neuropädagogik

      Hi,
      der Artikel von Michael Madeja zur Neuropädagogik, der am vergangenen Mittwoch unter dem Title Die Schule erzieht junge Menschen, keine Gehirne auf den Wissenschaftsseiten der FAZ erschien, ist nunmehr online verfügbar. In der redaktionellen Vorbemerkung heißt es:
      Was wir aus den jahrhundertealten Erfahrungen mit lernenden Kindern wissen, ist nützlicher als alles, was die Neuropädagogik heute liefert. Die Experimente der Hirnforscher sind artifiziell und lassen generelle Schlüsse über gute Schulen oder Schülerpotentiale kaum zu. Doch der analytische Blick in die Köpfe ist nicht sinnlos. Er legt Lernstörungen offen, hilft bei den digitalen Umwälzungen, und er taugt auch als politisches Instrument für Schulreformen.
      Der gesamte Artikel ist hier nachzulesen:

      Grenzen und Chancen der Neuropädagogik

      Gruß
      Laci
      "Tief im Herzen haß ich den Troß der Despoten und Pfaffen, Aber noch mehr das Genie, macht es gemein sich damit." (Hölderlin)

      "Nun müssen diejenigen, welche ihre Gedanken untereinander austauschen wollen, etwas voneinander verstehen; denn wie könnte denn, wenn dies nicht stattfindet, ein gegenseitiger Gedankenaustausch möglich sein?" (Aristoteles)