Buchempfehlung - Der Sinn meiner Psychose

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    • Buchempfehlung - Der Sinn meiner Psychose

      Ich lese zur Zeit in dem Buch "Der Sinn meiner Psychose" im Paranusverlag erschienen - paranus.de/index.php?seite=buch-shop&lfdnr=221&kategorie=2 .

      Zwanzig Frauen und Männer berichten dort über ihre Psychose-Erfahrungen während und nach der Psychose. Jede Geschichte ist ganz individuell und jede Person zieht für sich ganz eigene Schlüsse. Interessant aber ist, dass die Meisten von ihnen die Intervention in den Kliniken als wenig hilfreich erfahren haben. Denn eine Psychose haben sie als etwas sehr eindrückliches erfahren, von dem sie erzählen wollen, es nicht einfach als "krank" abgestempelt und dadurch als "unbrauchbar" und "nicht wichtig" ansehen wollen bzw. eher können.

      Denn die Erlebnisse innerhalb der Psychose sind so elementar, ob nun eher spiritueller Art oder auch eher existentiell bedrohlich empfundene psychotische Inhalte, dass sie auf ihr gesamtes weitere Leben weiterhin ausstrahlen. Viele können diese Erlebnisse nicht einfach wegdrängen, auch mit Medikamenten nicht und sie empfinden die klassischen Möglichkeiten innerhalb der Psychiatrie als wenig hilfreich bis gar kontraproduktiv. Gespräche über das "Erlebte" werden dort nicht angeboten. Ruhe- und Rückzugsräume sind nicht vorhanden. Der Versuch der chemischen Unterdrückung haben, vorallem auch durch die vielen Nebenwirkungen, sie als belastend erlebt.

      Nicht alle vertäufeln die Medikamente, evtl. gerade in sehr starker akuter Not, können dämpfende Medikamente (müssen ja nicht unbedingt Neuroleptika sein oder eben dann nur mehr niedriger dosiert) durchaus auch eine gewisse Ruhe im Kopf bringen. Aber eine ständige Abschottung, wo viele sich von sich selbst abgeschnitten fühlten, haben die Meisten für sich nicht als ihren Genesungsweg angesehen.

      Die Erzählenden nennen auch immer wieder die Dinge und Interventionsmöglichkeiten, die sie sich gewünscht hätten und für sich auch als hilfreich empfunden haben, sobald ihnen genau diese Hilfe gegeben wurde.

      Ich denke, das Buch sollten vielleicht gerade auch Berufsprofessionelle lesen, die an einer anderen Herangehensweise interessiert sind, die in Richtung Nachhaltigkeit zielt.
      Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können (Patricia Deegan 1996).
    • Das Thema ist sehr spannend. Ich hatte "leider" nur eine Psychose, die hält an, das kann natürlich auch sein.
      Es braucht Menschen, die der Thematik gegenüber aufgeschlossen sind und Psychosen wenigstens als offenbar notwendige
      Regulierung ansehen, als eine von mir aus "überbordende" Verarbeitungsreaktion und Selbstheilungsversuch
      und nicht als unsinnig abtun, denn das wäre so, als würde man sagen es ist total unsinnig nachts zu träumen.

      Für mich selbst mußte ich auch meine Schlüsse und Sinn nach der Psychose finden,-
      den Professionellen in der Psychiatrie hat es offenbar gar nicht interessiert oder gar Angst gemacht,-
      (mangelndes Verständnis ruft Angst oder Neugierde hervor)
      und Angst ist etwas das sich ein professioneller meiner Meinung nach nicht leisten kann
      um professionell zu sein.

      In der Folge wurde ich nach betreten der geschlossenen Station sofort 14 Tage auf dem Rücken fixiert.
      Das gute daran ist, das ich seit dem gelernt habe, auch auf dem Rücken liegend zu schlafen.
      Davor habe ich grundsätzlich Nur auf dem Bauch geschlafen. Das Schlafmangel Auslöser Nummer eins ist,
      bei Psychosen muß wohl nicht extra erwähnt werden..

      Es war eine harte Art des Lernens, ich bin nicht dafür Menschen künstlich in Psychosen zu halten,
      im meinem Fall war das aber so..

      Der ganze Kampf gegen Psychosen, von verkrusteten Teilen der Schulmedizin macht es Nur schlimmer,
      und nicht besser. Besser machen es sicherlich Bücher, die den Sinn von dem was geschieht nicht leugnen
      sondern hervorheben. Danke Heike.
    • Ich war ja nur einmal und das vor vielen Jahren zwangsweise weggesperrt, mit der Diagnose Manie. Rückblickend halte ich die damalige Diagnose für falsch, es war mit Sicherheit eine Psychose, für die es auch hinreichend viele Auslöser gab. Den Klinikaufenthalt habe ich auch als wenig hilfreich empfunden und zwar aus den Gründen, die Heike oben schon angesprochen hat. Eigentlich war die damalige Psychose die einzige Möglichkeit mit dem damaligen Schlamassel umzugehen, also in der Tat der Versuch einer Selbstheilung. Daher finde ich es auch verkehrt, von Krankheit zu sprechen, die Psychose betrachte ich daher vielmehr als notwendiges Korrektiv. Ich war allerdings auch nicht hochpsychotisch unterwegs, konnte immer noch klar denken und argumentieren, nur sehr viel aggressiver, als man es von mir kennt. Und ich habe in der Zeit extrem exzessiv gelebt (Frauen, Alkohol, Abenteuer, Gefahrsportarten, Geldverschwendung).
    • Ergänzungen

      Hi,
      über das hinaus, was Heike über ihre Lektüre und die von ihr verlinkte Annotation des Paranus Verlages mitteilen, liefert die dem Buch gewidmete Seite des Antipsychiatrieverlages weitere nützliche Informationen, und zwar hier:

      Der Sinn meiner Psychose

      Die Frage drängt sich auf, und das nicht zum erstenmal, ob und wie sich Depression und Manie im Kontext einer Lebensgeschichte als sinnhaft entschlüsseln lassen. Klassischerweise hat die Schulpsychiatrie die endogene im Unterschied zur reaktiven Depression gerade dadurch definiert, dass sie nicht aus lebensgeschichtlichen Konflikten des Patienten zu erklären ist. Der Gegenzug liegt auf der Hand: Die Schulpsychiatrie hat dies auch nie ernsthaft versucht, woran sie ihr 'biologistisches Paradigma' hinderte. Nunmehr wird dem allseits konstatierten Mangel ein Happen Psychologie und Soziologie angestückt, als wenn das irgendwie weiterhelfen könnte. Gönnerhaft hat sich diese Unart der Medizin bzw. Psychiatrie nach langem zähen Widerstand dazu durchgerungen, der Psychotherapie, meist exklusiv in Form der Verhaltenstherapie, eine 'gewisse Relevanz' als Ergänzung der medikamentösen Therapie zuzubilligen. Hat dies den Charakter ihrer Wahrnehmung seelischer Erkrankungen und Konflikte wesentlich verändert? Wohl kaum.

      Gruß
      Laci
      "Tief im Herzen haß ich den Troß der Despoten und Pfaffen, Aber noch mehr das Genie, macht es gemein sich damit." (Hölderlin)

      "Nun müssen diejenigen, welche ihre Gedanken untereinander austauschen wollen, etwas voneinander verstehen; denn wie könnte denn, wenn dies nicht stattfindet, ein gegenseitiger Gedankenaustausch möglich sein?" (Aristoteles)
    • Hallo,

      ich frage mich, wenn gerade in der Psychiatrie die Beschäftigung mit der Psychose bisher immer noch obsolet ist und die eigentlichen Bedürfnisse der Menschen für eine Genesung, nicht vorhanden sind, ob die "Kliniker" überhaupt davon wissen? Ist es ihnen bewußt, was Menschen "eigentlich" bräuchten, um für sich einen umfassenden Genesungsprozess anstoßen zu können. Wie ja in dem Buch auch angeklungen, werden Medikamente ja nicht rundweg abgelehnt, nur eben nicht als die einzige Möglichkeit gesehen.

      Wenn Menschen in einem Bereich arbeiten, wo es rund um Genesung geht, müssten sie nicht daran interessiert sein, was alles zur Genesung beitragen könnte? Wie ist die Ausbildung heute? Ist eine Trendwende zu erkennen? Werden heute mehr und mehr Krisen-Erfahrene und ihre Angehörige gehört? Gibt es für uns irgendwo eine kleine Hoffnung, einen kleinen Lichtblick, dass sie "mit" uns zusammen arbeiten und nicht "gegen" uns? Werden diese Stimmen auch auf Kongressen immer lauter? Falls solche Vorträge auf den Kongressen zu finden sind, werden sie auch besucht, vor allem auch von den "Klinikern"?

      Viele Fragen!

      Viele Grüße Heike
      Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können (Patricia Deegan 1996).
    • Ich denke im Bereich der Medizin wird immer noch relativ großer Augenmerk darauf gerichtet,
      was Menschen "sind." Das heißt ein Urteil in Form einer Diagnose abzugeben.
      Diese Form des Denkens,- des Vergleichens mit anderen und des Urteilens macht depressiv.
      Die Bestätigung der derzeitigen Verhaltensweisen, führt zu einer weiteren Manifestation.
      Ich glaube, derjenige mit dem depressiven Anteil, bekommt dieses lebensentfremdende
      Sichtweise widergespiegelt - durch die Psychiatrie.

      Die Gedankenausrichtung auf das was Menschen fühlen und brauchen, ist noch relativ jung
      innerhalb der Psychiatrie, aber sie kommt!

      Bisher war es großer Augenmerk der Psychiatrie ob die Funktionsfähigkeit beeinträchtigt ist
      und gemeint war schlußendlich ob der Mensch arbeitsfähig ist und auch wenn es ein wichtiger
      Anteil sein mag, die meisten Psychiater zu sehr Augenmerk darauf haben, das der Patient
      eine Arbeit hat die in nicht allzu sehr unter oder überfordert.
      Das ist aber nicht alles!

      Wir leben in einer Zeitenwende, wo Eigenverantwortung und selbstständiges Denken immer mehr
      gefragt werden und immer weniger es abverlangt wird, in einem hierarchischen Kontext zu funktionieren.
      Genau das ist nämlich, was den meisten sogenannten "psychisch kranken" sehr schlecht gelingt.
      Bedingungsloser gehorsam ist nun mal auch sehr ungesund. Seit es Kriege gibt, scheint sich das zu bestätigen.

      Eigenverantwortlichkeit und selbstständiges Denken müssen geschult und gefordert werden,-
      das Vertrauen in den eigenen Kompass!

      Das ist der Weg zum mehr Vitalität und Gesundheit, im Gegensatz dazu steht die in der Psychiatrie gewünschte Complainte. Die Anpassung gegenüber einem Menschen der Medizin studiert hat und dabei vor allem Mist gelernt hat. Dabei sollten Psychiater darauf geschult sein, den Menschen mehr zu sich selbst zu bringen.
      Aber wer möchte schon mit einer Berufsgruppe tauschen, deren Suizidrate höher liegt als bei jeder anderen Berufsgruppe. Das zeigt doch schon, das Verbesserungspotenzial in dieser Sparte noch längst nicht ausgeschöpft ist.

      Meiner Meinung nach ist es der Umgang mit dem eigenen Denken und Fühlen, das zu „psychischen Erkrankungen“ führt und nicht Genetik. Die Erkenntnis wie sehr die Fokussierung auf bestimmte Gedanken und Gefühle sich auf den Organismus auswirken ist Bahnbrechend.

      Jemand mit Hirn, Herz und Verstand wußte das schon, bevor das heute unter Laborbedienungen beobachtet werden kann.

      Psychiater galten und gelten auch heute unter Ihren Berufskollegen oft nicht als „richtige Mediziner.“ Für Ihre Anerkennung haben sie es Ihren Berufskollegen gleich getan und sich sehr auf den Körper konzentriert und nicht auf Seele, Geist, Emotionen. Natürlich gibt es da eine Wechselwirkung aber schlußendlich ist der Geist stärker als Materie. Der Geist verändert biologische Prozesse, umgekehrt passiert das nicht. Der Geist ist sozusagen die Hardware – scheiß auf die Hardware, auf die Software kommt es an.
      Lieber eine neue Programmierung als an der Hardware herumzupfuschen.

      Auch in der „normalen“ Medizin wurden Emotionen vernachlässigt, da passiert jetzt ein Umdenken in der gesamten Medizin. In der westlichen Medizin gelingt in handwerklich – kreativen Berufen erstaunliches zum Beispiel bei Zahnärzten und Chirurgen! Respekt!!

      Im Bereich der Psyche gibt es dagegen noch viel zu lernen!!!

      Nicht desto letzt sind das Gesellschaftliche Phänomene. Zu sagen, Depression ist eine Erkrankung die von den Genen her nun mal X Prozent erwischt, ist einfach quatsch. Studien und einfache Beobachtung zeigt, das in Ländern mit großem sozialen Ungleichgewicht Fettsucht und Depression viel höher sind als in Ländern mit geringer Einkommensschere.
      Inwieweit sind „Psychisch Kranke“ die Verlierer inner familiärer Machtkämpfe?
      Das könnte so sein, längt aber von der Sache ab, die mir am meisten am Herzen liegt und eine große Chance beinhaltet, das zurechtrücken und Vertrauen in den eigenen Kompass.
    • Empathie als wesentliche menschliche Qualität, die in der Schulpsychiatrie wegrationalisiert wird

      Hallo Heike,
      du hast mal wieder eine Reihe dringlicher Fragen aufgeworfen, die sich gewiss nicht wie aus der Pistole geschossen beantworten lassen, es sei denn man fasst die Welt als Projektion auf, in welcher der eigene Quark dann immer schon in prästabilierter Harmonie vorzufinden ist und als grundstürzende Erkenntnis aus dem Hut gezaubert wird.

      Auch mir stellt sich deine Frage:

      Heike schrieb:

      ich frage mich, wenn gerade in der Psychiatrie die Beschäftigung mit der Psychose bisher immer noch obsolet ist und die eigentlichen Bedürfnisse der Menschen für eine Genesung, nicht vorhanden sind, ob die "Kliniker" überhaupt davon wissen? Ist es ihnen bewußt, was Menschen "eigentlich" bräuchten, um für sich einen umfassenden Genesungsprozess anstoßen zu können. Wie ja in dem Buch auch angeklungen, werden Medikamente ja nicht rundweg abgelehnt, nur eben nicht als die einzige Möglichkeit gesehen.
      Ich möchte darauf vorerst nur durch die Richtung der Fragestellung antworten, in deren Horizont sich die Frage sinnvoll beantworten ließe. Der naturwissenschaftlich-szientistisch ausgebildete Mediziner muss lernen mit nüchternen, kaltem Blick auf den Patienten und seine Erkrankung zu schauen. Er darf sich von keiner Sentimentaliät leiten lassen, weil die nach Lesart der biologistischen Medizin den ärztlichen Blick trübt und damit auch die Chancen auf eine Heilung verhunzt. Psychiater wie Carl Schneider, Ordinarius und Chefarzt an der Psychiatrie der Universitätskliniken Heidelberg war ein progressiver Vertreter seines Faches, gilt als Erfinder der Ergotherapie, die den Patienten zugute kommen sollte, denen eine Heilungschance attestiert wurde. 'Heilung' ist dabei im Kraepelinschen Sinne zu verstehen. Kraepelin unterschied Gesundheit von Krankheit nach Maßgabe der Funktionsfähigkeit des Individuums als Glied einer auf dem Leistungsprinzip basierenden Gesellschaft, was im Kern die Fähigkeit bedeutete, sich als Erwerbstätige/r produktiv zu Nutzen und Frommen der Mehrung des Privateigentums der besitzenden Klassen vernutzen zu lassen. Diese Bestimmung hat Tobi in seinem Statement aufgenommen; und wo er recht hat, hat er recht.

      Aus Sicht von Medizinern wie Carl Schneider gehörte es zu den elementaren Aufgaben der Psychiatrie, die therapiefähigen Patienten von denen zu scheiden, bei denen Hopfen und Malz verloren war, wozu auch die Manisch-Depressiven gerechnet wurden. Die mussten nicht unbedingt gleich abgemurkst, mindestens aber der Zwangssterilisierung unterzogen werden, da der Kampf der Mediziner in letzter Instanz die schlechten Gene ausmerzen sollte. Die Patienten waren 'nur' Träger schlechter Erbanlagen, hatten eben Pech gehabt, da es aber um die Verbesserung der 'Erbanlagenbeschaffenheit des Volkskörpers' ging waren die erbarmungslos an der Fortpflanzung zu hindern. Zu diesem Zwecke der rationalen Auslese des Menschenmaterials wurden noch im Jahre 1933 die Erbgesundheitsgerichte geschaffen, was sine ira et studio geschehen sollte.

      Carl Schneider, einer der progressivsten Psychiater seiner Zeit, war ein Repräsentant dieser erbbiologischen Richtung der Medzin, die sich nicht zufällig und nicht nur in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg als herrschende Lehre der Schulmedizin durchsetzte und institutionell implementierte. Es ist irreführend und verharmlosend diese Medizin und Psychiater als NS-Mediziner zu charakterisieren. Umgekehrt wird ein Schuh daraus. Leute wie Schneider, der Chirurg Karl Heinrich Bauer oder Dr. phil. Dr. med. Mengele waren hochgebildet und rümpften die Nase über die plebejischen SA-Trupps, die bierselig und grölend durch die Straßen zogen. Aber sie begrüßten die NS-Herrschaft, weil sie ihnen die sozialmoralischen und politischen Rahmenbedingungen lieferte, die sie zur Realisierung ihrer medizinisch-szientistischen Utopie benötigten, die in der 'Lösung der sozialen Frage' (allerlei sozial abweichendes Verhalten von Alkoholismus bis Miesmacherei, körperliche und seelische Erkrankungen infolge genetischer Defekte oder ungesunder Lebensformen) bestand. Euthanasie und Zwangssterilisierung konnten gegen die weit verbreiteten religiösen oder sonstwie ethisch begründeten Vorbehalte in der Bevölkerung nur durchgesetzt werden, wenn diese systematisch diskreditiert wurden. Und wie wurden sie diskreditiert? Als unwissenschaftliche Sentimentalitäten, die es im Namen der ewigen Gesetze der Natur (Kampf der Rassen um die Vorherrschaft über die Welt und ihre knappen Ressourcen) in einer Art wissenschaftlicher Revolution zu brechen galt, sodass die Realität, wie sie nun einmal war, zur Geltung gebracht werden sollte. Dies war das Programm der Verwissenschaftlichung, wie es Carl Schneider oder auf philosophischem Felde Martin Heidegger exponierten und verfolgten.

      Anfang der 50er Jahre gaben Alexander Mitscherlich und Fred Mielke unter dem bezeichnenden Titel Medizin ohne Menschlichkeit eine Sammlung von Dokumenten des Nürnberger Ärzteprozesses 1946/47 heraus, was den wütenden Protest der organisierten Ärzteschaft hervorrief. Die Karriere von Mitscherlich und Mielke als Mediziner war damit ruiniert, weshalb Mitscherlich zur Psychoanalyse wechselte. (Siehe dazu: Medizin ohne Menschlichkeit)

      Medizin ohne Menschlichkeit - genau darum geht es. Wenn nun jemand einwenden wollte: "Der Kerl behauptet, die heutige Medizin und Ärzte sind Nazis", der hat entweder nichts begriffen oder miserable Absichten. Dummkopf oder Schuft?, das ist hier die Frage. Empathie ist eine allgemein-menschliche Fähigkeit, welche die Basis unserer, aller Weltkulturen bildet. Wenn sie zerstört wird, folgt die Barbarei auf dem Fuße. Diese Barbarei hat die biologistische Medizin aus sich heraus erzeugt, wie alle einschlägigen Forschungen, die seit den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts in Gang gekommen sind belegen. Sie wurde nicht von den Nazis missbraucht, sondern hat ihrerseits die vom NS geschaffenen Rahmenbedingungen genutzt, um ihrer eigenen Logik folgend, Dienst am Patienten zu leisten. Wenn ein Arzt z.B. auf die erschütternden Berichte von Patienten, welche einer Elektrokrampftherapie oder meinethalben einer Elektrokonvulsionstherapie unterzogen wurden, mit Statistik reagiert, obwohl er dafür selbst ein gewisses Maß an Verantwortung trägt (siehe: Wie Psychiater sich aus der Verantwortung stehlen), dann ist das ein Musterbeispiel für die Zerstörung der menschlichen Fähigkeit der Empathie durch eine Wissenschaft, die auf einer falschen Ethik beruht. Viel schlimmer als gar keine Ethik zu haben, ist es, einer falschen anzuhängen, sagt Kant an einer Stelle scharfsinnig. Voilà.
      "Tief im Herzen haß ich den Troß der Despoten und Pfaffen, Aber noch mehr das Genie, macht es gemein sich damit." (Hölderlin)

      "Nun müssen diejenigen, welche ihre Gedanken untereinander austauschen wollen, etwas voneinander verstehen; denn wie könnte denn, wenn dies nicht stattfindet, ein gegenseitiger Gedankenaustausch möglich sein?" (Aristoteles)

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Laci ()

    • Eine Großcousine von Adolf Hitler ist 1940 im Rahmen des Euthanasieprogramms in der Anstalt Hartheim bei Linz/Oberösterreich als "Geisteskranke" vergast worden.
      Hermann Göring wurde nach der Machtergreifung 1933 von Hitler aus einer Psychiatrie geholt, wo erkurz davor noch in Zwangsjacke war.

      Es gibt viele Beispiele um zu illustrieren das die Festsetzung von "Geisteskrankheit" schlußendlich willkürlich ist
      und im Auge des Betrachters (der Herrschenden) liegt und deshalb traditionell, in der Sondierung von Arbeitsfähigen von den nicht Arbeitsfähigen
      und wie Laci sagt, denn evtl. Arbeitsfähigen liegt.. In diesem Falle sage ich auch - die Welt ist Projektion - um so mehr "Geschwüre" jemand sieht und bennent,
      die "herausgeschnitten" gehören, um so schlechter steht es mit der eigenen seelischen Verfassung.

      --

      Zurück zum Psychose - Thema

      hier ist ein Link der ganz gut mein anfängliches Psychoseerleben schildert -
      geht es jemanden ähnlich?

      [url]https://www.youtube.com/watch?v=gyfOQyhOV6E[/url]
    • Hitlers Großcousine als Opfer Tobischer Weltprojektion?

      Hi,
      das ist ja mal wieder eine Glanzleistung deiner Idee von der Welt als (individueller) Projektion: Hitlers Großcousine halluzinierst du demzufolge als Opfer der Euthanasie in deine Welt. Wie nun aber kommt es, dass sie auch in meiner Welt als vergangene Person, die dem rassenhygienischen Euthanasieprogramm zum Opfer fiel, durchaus gegenwärtig ist? Wieso fallen deine und meine Projektion in eine Welt zusammen oder sagen wir in einer partiellen Welt zusammen? Könntest du darauf wenigstens mal versuchen zu antworten, statt gebetsmühlenartige wieder und wieder die gleiche Absurdität in die Welt zu posaunen? Solange du nämlich keine Gründe dafür vorträgst, dass die Welt-, schon das dürfte man genau genommen gar nicht sagen, da es die Eine Welt gar nicht gibt, sondern nur deine, meine, seine, ihre Welt, wobei die Perspektive pluraler Personalpronomen ausscheidet, da die Welt nur als individuell projizierte existieren soll-, solange du dafür keine plausiblen Gründe vorträgst ist das nichts anderes als eine Absurdität, die jedem denkenden Menschen ins Gesicht schlägt. Ist dir eigentlich auch nur annähernd klar, was du jedem/jeder auch nur halbwegs philosophisch Gebildeten fortgesetzt zumutest? Aber anscheinend hat dich dein Buddha mit einer göttlichen Einfalt geschlagen, die dich kommod als Prophet in eigener Sache durch die Weltgeschichte stolzieren lässt. Na gut, meinen Glückwunsch dazu-, und meinen Segen als Gratis-Sättigungsbeilage.
      Gruß
      Laci
      "Tief im Herzen haß ich den Troß der Despoten und Pfaffen, Aber noch mehr das Genie, macht es gemein sich damit." (Hölderlin)

      "Nun müssen diejenigen, welche ihre Gedanken untereinander austauschen wollen, etwas voneinander verstehen; denn wie könnte denn, wenn dies nicht stattfindet, ein gegenseitiger Gedankenaustausch möglich sein?" (Aristoteles)

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Laci ()

    • Laci, möchtest Du wirklich meine Meinung wissen? Möchtest Du wirklich debattieren
      oder es gar mit der von uns beiden beschworenen Empathie versuchen?

      Ich muß das was Du schreibst auch zweimal lesen und bin mir trotzdem nicht sicher
      ob ich Dich verstanden habe. Das was Du schreibst, klingt als würdest Du von einer
      Wahrheit ausgehen die halbwegs Gebildeten kennen und die anderen nicht?

      Bist Du denn Willens und in der Lage, verschiedene Betrachtungsweise nebeneinander
      stehen lassen zu können?

      Wenn Du mich persönlich fragst, dann glaube ich, das Kooperation, Frieden, Glück, Harmonie
      und Liebe dem Kern des Menschen wirklich entspricht und er deshalb verbunden mit diesen
      Qualitäten am meisten er selbst ist.

      Ich glaube Nicht das man die Welt objektiv wahrnehmen kann, ich glaube schon,
      das es im Ausmaß der Projektion Unterschiede also Abstufungen gibt, aber es letztlich
      keine Wahrnehmung ohne Projektion gibt. Es gibt keine allgemein gültige Wahrheit,
      jeder Mensch hat seine eigenen Filter. Stimmt´s Du mir dazu?

      Versuche in der Quantenphysik bestätigen das, dabei zeigt sich, das Photonen
      sich anders Verhalten, wenn sie beobachtet werden, wie wenn sie nicht beobachtet werden.
      Kurzum, der Beobachter hat immer Einfluß auf das was er beobachtet. Das bedeutet
      objektive Wissenschaft ade - Wunder und Mysterien erforschen willkommen.

      Ich kann es immer noch nicht ganz glauben, das Du wirklich meinst,
      es gäbe Leute die wären im Besitz der Wahrheit und andere nicht?
      Bzw. das Du in Besitz einer objektiven Wahrheit bist und andere nicht,-
      so dumm kannst Du doch gar nicht sein - das muß ein Mißverständnis sein?!

      Bei Ärger gibt es ein besonderes hohes Maß an Projektion.
      Das ist ein bekanntes Phänomen aus der Psychologie - oder siehst Du das anders?
      Wenn man eine Eigenschaft oder ein Verhalten an anderen nicht mag und sich darüber ärgert,
      dann nur weil man diese Eigenschaft in irgendeinem Kontext selbst in sich trägt
      und das Unterbewusstsein das durch Aggression mitteilt. Man bekommt sozusagen vom eigenen Unterbewusstsein den Spiegel vorgehalten.
      Wir ziehen solange Menschen mit dieser Eigenschaft in unser Leben, bis wir diesen Charakterzug in uns aufgelöst haben.

      Dinge die ähnlich Schwingen, ziehen sich an, wir schwingen ähnlich,
      sonst würde ich Dir nicht schreiben.

      Wenn man davon ausgeht, das jeder seine Wirklichkeit hat,
      warum sollte man sich dann aufregen oder irgendetwas persönlich nehmen?

      !!! [url]https://www.youtube.com/watch?v=3dkrIN3Is1U[/url] !!!
    • Fragen ohne Ende

      Hi,
      anzuerkennen ist, dass du, Tobi, in deinem letzten Beitrag wenigstens den Versuch unternimmst, auf die Fragen einzugehen, die ich von dir gerne beantwortet hätte. Allerdings bezweifle ich, dass du meine Beiträge gründlich gelesen hast. Deine Unterstellung-, denn darum handelt es sich, das Fragezeichen am Ende des Satzes ist rein rhetorischer Art: der Satz ist klarerweise ein Aussage- und kein Fragesatz:

      positives-denken schrieb:

      Das was Du schreibst, klingt als würdest Du von einer
      Wahrheit ausgehen die halbwegs Gebildeten kennen und die anderen nicht?
      Ich hätte gerne gewusst, woraus du das glaubst schließen zu dürfen. Du wirst keinen Satz in meinen Beiträgen finden, der den Gebildeten Ständen exklusiv einen privilegierten Zugang zur 'Wahrheit' andichtet. Den äußerst schwierigen Begriff der Wahrheit würde ich ohnehin gerne vermeiden; er ist in der philosophischen Fachdiskussion äußerst umstritten. Wie sollten wir uns da vernünftig über diesen Begriff verständigen können? Ich jedenfalls werde hic et nunc eine solche Debatte nicht führen. Das ist aber auch gar nicht notwendig, weil es hier um Formen der Verständigung über einen Gegenstand geht, unter dem wir leiden. Anders als ich lehnen es manche der Betroffenen ab, von einer Krankheit zu sprechen. Auch darüber zu streiten halte ich für sinnlos; von großer Bedeutung aber ist es, dass wir uns darüber verständigen können, worunter wir eigentlich leiden. Keine/r, ob Betroffener, Angehöriger oder Arzt ist dabei von vornherein legitimiert, mit dem Anspruch aufzutreten, über ein Fachwissen zu verfügen, dem sich die Anderen zu unterwerfen haben, sofern sie nur einsichtsfähig oder compliant sind.

      Genau das aber unternimmst du, Tobi, fortgesetzt, vollkommen resistent gegen jeden kritischen Einwand nudelst du deine Weltweisheit von der 'Welt als Projektion' ab, unter deren Voraussetzung einzig der Ausgang aus dem Leiden zu finden sei. Ich habe dir das mehrfach begreiflich zu machen versucht, ohne jeden Erfolg. Was mir dabei, und ich wiederhole mich hier nur, gewaltig auf die Nerven geht, ist deine Manier, nie wirklich auf den Anderen einzugehen, sondern ihnen immer schon aus der Gewissheit heraus, etwa der absurden Auffassung von der Welt als Projektion jedes Individuums, als Schulmeister gegenüberzutreten. Deine schleimige Art, mit der du diese Attitüde verschleierst, macht deine Vorgehensweise noch abstoßender. Aber das kapierst du nicht, willst es nicht kapieren, und/oder es gelingt mir nicht, das klar genug zu formulieren. Worum es geht hat Aristoteles vortrefflich auf den Punkt gebracht. Hier das ganze Zitat
      Nun müssen diejenigen, welche ihre Gedanken untereinander austauschen wollen, etwas voneinander verstehen; denn wie könnte denn, wenn dies nicht stattfindet, ein gegenseitiger Gedankenaustausch möglich sein? Es muß also jedes Wort bekannt sein und etwas, und zwar eins und nicht mehreres, bezeichnen; hat es mehrere Bedeutungen, so muß man erklären, in welcher von diesen man das Wort gebraucht.
      Deswegen ist es so wichtig, sorgsam mit der Sprache umzugehen, wenn einem an der Verständigung mit Anderen liegt. Denn erst hier, im Gespräch mit Anderen, kommt man zu wirklicher Erkenntnis, meinethalben zur Wahrheit, die niemals von vornherein irgendjemandem oder einer Gruppe ausschließlich zukommt. Damit ist deine Frage, ob ich willens sei, verschiedene Betrachtungsweisen nebeneinander stehen zu lassen eigentlich beantwortet. Allerdings nicht derart, dass jede x-beliebige Meinung so viel wie jede andere gilt, sondern dass es sehr wohl Kriterien gibt, aufgrund deren unterschieden werden kann zwischen solchen, die besser begründet sind als andere. Was ich also nicht akzeptieren würde, ist eine Beliebigkeit des Meinens, was eine vollständige, relativistische Auflösung jedes Wissens zur Folge hätte.

      Du umschreibst dein - sagen wir - Weltverständnis folgendermaßen:

      positives-denken schrieb:

      Ich glaube Nicht das man die Welt objektiv wahrnehmen kann, ich glaube schon, das es im Ausmaß der Projektion Unterschiede also Abstufungen gibt, aber es letztlich keine Wahrnehmung ohne Projektion gibt. Es gibt keine allgemein gültige Wahrheit, jeder Mensch hat seine eigenen Filter. Stimmt´s Du mir dazu?
      Nein, da kann ich schon allein deshalb nicht zustimmen, weil das ganz undeutlidch und unklar formuliert ist. Das zeigt sich u.a. daran, dass du nun deine steile These, die Welt sei nichts als eine Projektion, entscheidend abschwächst. Die Projektion soll nun nicht mehr eine Welt erschaffen, sondern deren Wahrnehmung begleiten. Was heißt das? Dass in jeder Wahrnehmung (alltagspraktische) Theorien eingehen? Das wäre wenigstens eine sinnvolle Lesart. Dann soll daraus 'irgendwie' folgen, dass es individuelle Abstufungen der Welt-Projektion gibt. Was soll das bedeuten? Darauf gibst du keine Antwort, sondern ziehst dich auf die Autorität der Quantenphysik zurück. Tobi, du wirst mir nicht weismachen wollen, dass du davon mehr verstehst als jeder Abiturient, der schon einmal was von der Heisenbergschen Unschärferelation gehört hat; und was du an psychologischen Weisheiten nachschiebst, ist ein Sammelsurium von Vorurteilen, die sich aus einem vermeintlich gesunden Menschenverstand speisen, der aber tatsächlich eine ziemlich vulgäre Veranstaltung ist.

      Was nun also? Ist deine Welt, meine Welt ein Produkt unserer jeweilig exklusiven Projektionen? Wenn ja, wie kommt es dann, dass wir uns allem Anscheine nach in Einer Welt vorfinden, in der wir miteinander, wie es hier geschieht, reden? Oder gilt die entscheidend abgeschwächte Behauptung, unsere Wahrnehmung der Realität hat - sagen wir - spekulative Momente an sich? Welche Art sind diese projektiven Anteile dann? Wie lassen sie sich beschreiben? Sind sie individuell different oder haben sie etwas gemein, sodass sie sich unter Begriffe bringen lassen? Vielleicht könntest du dazu etwas sagen.

      Gruß
      Laci
      "Tief im Herzen haß ich den Troß der Despoten und Pfaffen, Aber noch mehr das Genie, macht es gemein sich damit." (Hölderlin)

      "Nun müssen diejenigen, welche ihre Gedanken untereinander austauschen wollen, etwas voneinander verstehen; denn wie könnte denn, wenn dies nicht stattfindet, ein gegenseitiger Gedankenaustausch möglich sein?" (Aristoteles)
    • Hey,

      ich erkenne an, das Dir tatsächlich an einem Austausch gelegen ist und dich bemühst, so wie ich mich bemühe, ich bitte um Nachsicht.

      Der Satz an den ich dachte, bei dem ersten von Dir ausgewählten Zitat von mir war -

      [quote='Laci','index.php?page=Thread&postID=49900#post49900'] Ist dir eigentlich auch nur annähernd klar, was du jedem/jeder auch nur halbwegs philosophisch Gebildeten fortgesetzt zumutest? [/quote]

      Ich würde es auch gerne wie Du halten und den Begriff der Wahrheit tunlichst vermeiden, obwohl sich darüber im positiven Sinne wunderbar streiten läßt. Ich bin jedenfalls froh darüber,
      das wir beide nicht Verfechter einer absoluten Wahrheit sind.

      [quote='Laci','index.php?page=Thread&postID=49903#post49903']von großer Bedeutung aber ist es, dass wir uns darüber verständigen können, worunter wir eigentlich leiden.[/quote]

      Das muß ich sagen, finde ich auch absolut entscheidend.
      Unter dem Strich meine ich, sind es nicht die Umstände,
      die uns leiden lassen, sondern unser Umgang mit den Umständen.
      Ich bin dafür also selbst verantwortlich.

      Wenn Du vom einem Ausgang des Leidens sprichst, dann ist es meiner Meinung nach,
      die Annahme des Leidens.

      Sicherlich nicht nur, aber es ist eine Basis und wir müssen anerkennen,
      das nicht Gott / die Quelle uns leiden läßt sondern das wir es selbst sind.
      Mag sein, das Dir das zu abgehoben klingt, deshalb für ich es jetzt nicht weiter aus.

      Du meinst, ich sollte offen sein für andere Wege aus dem Leid, wie Projektion allein?
      Das bin ich.

      [quote='Laci','index.php?page=Thread&postID=49903#post49903']Was ich also nicht akzeptieren würde, ist eine Beliebigkeit des Meinens, was eine vollständige, relativistische Auflösung jedes Wissens zur Folge hätte.
      [/quote]

      Ist das wirklich so?
      Ich gehe noch weiter und sage, es gibt Dinge die sollte man nicht tolerieren.
      Allerdings, wenn es um Meinungen geht, sind sie doch erst mal nur Schall und Rauch
      und nicht wirklich gefährlich. Natürlich gibt es Meinungen die zu handfester Gewalt
      und Mißbrauch gegenüber Dritten führen können und damit auf eine Art und Weise
      umzugehen, die Leid verhindert ist eine heikle Angelegenheit.
      Das geht in den Bereich der Pädagogik wo einem nichts anderes übrig bleibt,
      als selbst klar und Vorbild zu sein.

      Ist nicht die Aufhebung jeden Meines, Wissen.?

      Ich denke, es geht Dir um Wissen und dazu stellst Du Fragen und willst Klarheit.
      Das sortiert und gibt Erkenntnis. Sich in Beliebigkeit zu verlieren,
      kann es auch nicht sein, da stimme ich Dir zu.

      Andererseits, steckt in Beliebigkeit auch etwas schönes, der Gedanke
      an Toleranz und die Faszination den Kosmos seines Gegenübers zu entdecken.
      Seine Welt, seine Wahrheit, sein Glück und Leid.

      Es gibt Dinge die scheinbar völlig unterschiedlich und widersprüchlich sind
      und doch auf Ihrer jeweiligen Ebene Gültigkeit besitzen zum Beispiel
      der Satz "Von nichts kommt nichts."
      Der Satz "Alles kommt aus dem nichts und geht in das nichts."
      ist aber auch wahr.
      Faszinierend.

      Der erste Trunk aus dem Becher der Naturwissenschaft macht atheistisch, aber auf dem Grund des Bechers wartet Gott.
      Werner Heisenberg (1901-1976), deutscher Physiker

      Ich behaupte nicht, irgendetwas von der Quantenphysik zu verstehen, wirklich nicht. Interessant finde ich ist es dennoch oder gerade deshalb.



      Was nun also? Ist deine Welt, meine Welt ein Produkt unserer jeweilig exklusiven Projektionen? Wenn ja, wie kommt es dann, dass wir uns allem Anscheine nach in Einer Welt vorfinden, in der wir miteinander, wie es hier geschieht, reden? Oder gilt die entscheidend abgeschwächte Behauptung, unsere Wahrnehmung der Realität hat - sagen wir - spekulative Momente an sich? Welche Art sind diese projektiven Anteile dann? Wie lassen sie sich beschreiben? Sind sie individuell different oder haben sie etwas gemein, sodass sie sich unter Begriffe bringen lassen? Vielleicht könntest du dazu etwas sagen.


      Ja, das mit den spekulativen Momenten, gefällt mir ganz gut. Hierzu ein kleines feines Interview mit Heinz von Förster [url]https://www.youtube.com/watch?v=2KnPBg-tanE[/url]
      (Ich denke auch andere Fragen oder Einwände werden darin angeschnitten, beantwortet oder ergänzt.)

      Deine Welt und meine Welt sind Produkt unserer jeweiligen exklusiven Spekulationen / Projektionen. Das wir uns wenn wir „reden“ in einer Welt befinden, stimme ich jetzt mal nicht zu. Eher in verschiedenen Parallesuniversen, die sich in kurzen Momenten überlappen ;)

      [quote]Es gibt bestimmt Begriffe die die projektiven Anteile beschreiben, da werde ich auch noch mal nachforschen. Mein momentaner Ansatz ist gegliedert nach der Emotionsskala.
      Kurz gesagt, steht am einen Seite Leid und am anderen Ende Glück.
      Umso mehr auf der Seite des Leids, umso größer die Projektion, um so mehr auf der angenehmen Seidesdes Glücks, umso kleiner die Projektion,- das heißt um so heller, eindeutig und klarer ist die Wahrnehmung. [/quote]

      Wenn jemand wirklich mit sich selbst und mit der Welt im Reinen ist,
      verschwindet die Projektion, bei wem das (dauerhaft) so ist, der hebe die Hand ;)

      Also geht es mir durchaus darum, die Projektion aufzuheben, aber dafür muß man sie erst mal anerkennen.

      Es geht also um unmittelbare Wahrnehmung / Bewußtheit ohne Bewertung. Unserer Interpretationen und Bewertungen führen zu Leid und einer Verzerrung der Wirklichkeit, von dem was ist.
      Um nicht das Wort Projektion in den Mund zu legen, das Wort, das Dir nicht besser gefällt „Wahrheit.“ Wir haben unsere Gefühle / unseren Kompass bekommen um zu entscheiden was wahr ist. Unsere Emotionen zeigen uns den Grad an Wahrheit, den wir gerade erleben.

      Wenn wir leiden, können wir sofort unsere Projektionen erkennen und sie in uns auflösen. Leid ist ein Anzeichen, einen unwahren Gedanken zu denken, zum Beispiel Ärger.

      Ärger entsteht durch den Gedanken: „Der andere verhält sich absichtlich falsch.“ Natürlich kann man sich auch über sich selbst ärgern: „Ich hab es es falsch gemacht, hätte es besser wissen müssen.“ und andere ähnliche unwahre Gedanken.

      Warum unwahr? Weil man selbst oder der andere es offensichtlich Nicht besser gewußt hat. Das ist viel näher an der Wahrheit.
      (Das sich jeman in seiner eigenen Welt, absichtlich falsch verhält ist nicht wahr.)

      Ärger ist ein wunderbares Alarmsignal das wir gerade einen unwahren Gedanken gedacht haben.
      Es ist niemals die andere Person die uns ärgerlich macht, es sind immer unsere eigenen Gedanken über die andere Person bzw. wie wir das Verhalten Be/verurteilen.

      Ich könnte jetzt noch andere Beispiele nennen, aber Ärger ist ein simples Beispiel um Projektionen zu erkennen und bei sich aufzulösen.
    • Anmerkung zu Selbst- und Fremdbestimmung in der Psychopathologie

      Hi Tobi,
      gut, wir können uns also darauf verständigen, dass die zentrale Frage ist, ob und wie wir uns darüber verständigen können, worunter wir leiden, was in der Psychopathologie manisch-depressive oder bipolare Störung genannt wird.

      positives-denken schrieb:

      Das muß ich sagen, finde ich auch absolut entscheidend.
      Unter dem Strich meine ich, sind es nicht die Umstände,
      die uns leiden lassen, sondern unser Umgang mit den Umständen.
      Ich bin dafür also selbst verantwortlich.
      Ich stimme dir zu, auch aus meiner Sicht sind wir selbst in letzter Instanz für uns selbst verantwortlich, sofern und solange wir uns als Wesen verstehen, die mit einem freien Willen begabt sind. Wenn der freie Wille dementiert wird, dann freilich bekommen wir eine andere Diskussion; und wie in diesem Forum mehrfach bemerkt, geht ein prominenter Teil der Hirnforschung wie der Soziobiologie genau diesen Weg. Demzufolge sind nicht wir es, die handeln, sondern unterliegen einer 'Strategie der Gene' oder unseres in einer langen Evolutionsgeschichte ausgeprägten zerebralen Nervensystems, das schon entschieden hat, bevor unser Bewusstsein eine freie Entscheidung treffen könnte. All das sind ernstzunehmende Angriffe auf das, was im Zentrum des abendländischen Denkens seit der Entstehung des kritischen Denkens in der griechischen Antike stand: die Freiheitskonzeption. Die stand immer buchstäblich in Frage, doch wurde diese Diskussion bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts auf dem Felde der Philosophie und ihrer einst vornehmsten Disziplinen, der Metapyhsik und der Moralphilosophie, geführt. Die von der modernen Hirnforschung und Genetik vorgetragenen Angriffe gegen die Philosophie der Philosophie sind dagegen - dem Anspruch nach - erfahrungswissenschaftlich motiviert. Aus ihrer Sicht ist die Freiheit des Menschen eine vor-wissenschaftlicher Mythos, eine Art von Selbstvergöttlichung des Menschen, den es auf den Boden der Naturtatsachen herunterzuholen gelte.

      Allgemein betrachtet kann man sagen, dass die Philosophie unter Verwissenschaftlichungsdruck gerät, und hier lässt sich der Bogen zurückschlagen auf die von Heike eingangs des Threads exponierten Fragen. Wie kommt es, dass in der psychiatrischen Sicht und Behandlung der Patienten sowie im klinischen Alltag die ureigenste menschliche Fähigkeit zur Empathie, die Fähigkeit sich in den Anderen zu versetzen, ihn in seinem Denken, Fühlen und Leiden zu verstehen-, wie kommt es, dass diese allen Menschen - von relativ wenigen pathologischen Fällen abgesehen, in denen diese Fähigkeit nicht oder nur rudimentär ausgebildet oder durch schwere organische oder seelische Verletzungen außer Kraft gesetzt wird einmal abgesehen - in die Wiege gelegte elementare Fähigkeit, die Grundlage jedes zwischenmenschlichen Verkehrs ist, in Theorie und Praxis der Schulpsychiatrie derart verkümmert? Ich hatte versucht, eine Antwort auf diese Frage zu skizzieren. Meines Erachtens steckt dahinter eine falsche, eine szientistische Einstellung. Unter Szientismus verstehe ich hier eine Haltung, die glaubt alle Frage der menschlichen Existzenz letztinstanzlich nach Maßgabe der mathematisch-experimentellen Erfahrungswissenschaften, insbesondere der Naturwissenschaften beantworten zu können. Philosophische Reflexion wird in dieser Sicht ein Steckenpferd wie Brietmarkensammeln, welches zur privaten Erbauung betrieben werden kann, der aber in systemtatischer Hinsicht für die Erkenntnis der Grundfragen des Lebens keinerlei Bedeutung zukommt. Das wenigstens ist die harte Variante des Szientismus, die von Soziobiologen wie Peter Singer und Hirnforschern wie Gerhard Roth vertreten wird. Ihr Anspruch ist es, unsere Weltorientierung von metaphysischen Restbeständen in einem Prozess der Verwissenschaftlichung zu befreien, als deren Avantgarde sie sich begreifen. Das geht uns Manisch-Depressive unmittelbar an, denn es hat direkte Auswirkungen auf das Arzt-Patient-Verhältnis und verleiht der dem Patienten abverlangten compliance die besondere Note.

      Die Angriffe auf die Freiheit des Individuums erfolgen aber nicht nur von seiten der Naturwissenschaften (und der an ihrem 'Paradigma' orientierten Strömungen der Sozialwissenschaften), sondern sind prominent auch von Freud in der Entwicklung der psychoanalytischen Theorie und Praxis vorgetragen worden. Berühmt ist der Satz: "Das Ich ist nicht Herr im eigenen Haus!", womit Freud das Resultat seiner Forschungen zusammenfassten, denen zufolge wesentlich das Seelisch-Unbewusste den Menschen präge. Freilich hat diese apodiktische Behauptung eine andere Qualität als dies in der zeitgenössischen biologistischen Medizin und ihren Quellen (Hirnforschung, Genetik) der Fall ist. Denn für Freud hatte diese These einen durchaus (gesellschafts)kritischen Sinn. Denn das Ziel der Aufklärung, der sich die Psychoanalyse zugehörig fühlt(e), sollte sein: "Wo Es war, soll Ich werden", womit zugleich das Ziel der psychoanalytischen Therapie definiert war. Das heißt, der Mensch unterliegt nach dieser Auffassung nicht einem mit Naturkausalität sich vollziehenden Schicksal, ist aber auch nicht einfach seines Glückes Schmied, sondern hat sich in der praktischen und theoretischen Aneignung von Welt, seiner Welt, seiner Freiheit inne zu werden und aufgrund dessen sein Leben zu bestimmen.

      Wer diesen Überlegungen folgen mag, wird möglicherweise die Frage nach dem (lebensgeschichtlichen) Sinn von Depression, Manie und Psychose in neuem Licht sehen können. Die Schulpsychiatrie hat dazu nichts zu sagen, sondern ist mit ihrer stumpfsinnigen Forderung nach compliance, d.h. der Unterwerfung unter ihre Sortierung der Menschheit in Kranke, weniger oder mehr Kranke und gelegentlich Gesunde, als solche ist sie ein Hindernis auf dem Wege, mit dem Leiden an einer bipolaren Depression umgehen zu lernen. Davon muss sich befreien, wer an den Anspruch auf ein selbstbestimmtes Leben nicht an der Pforte der Psychiatrie abgeben will.

      Gruß
      Laci
      "Tief im Herzen haß ich den Troß der Despoten und Pfaffen, Aber noch mehr das Genie, macht es gemein sich damit." (Hölderlin)

      "Nun müssen diejenigen, welche ihre Gedanken untereinander austauschen wollen, etwas voneinander verstehen; denn wie könnte denn, wenn dies nicht stattfindet, ein gegenseitiger Gedankenaustausch möglich sein?" (Aristoteles)

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Laci ()

    • Hallo Laci,

      ja, wir sind Wesen, die mit einem freien Willen begabt sind.

      Wahrscheinlich möchtest Du dafür eine Begründung,
      aber das glaub mir einfach mal. :)

      Wir sind vernunftbegabte, freie Wesen,
      auf den unteren Ebenen der Emotionsskala,
      ist davon aber nicht viel übrig.

      "Erst" sein 30 - 40 Jahren forscht die "moderne Wissenschaft"
      über das Bewußtsein. Sie kann es aber nicht fassen
      und wird es nie wirklich fassen können.
      Gerade wenn man es fassen möchte, flutscht es davon.

      Deshalb, halte ich die Ergebnisse der Wissenschaft
      für Fehlerhaft, weil Ihnen die Grundlage fehlt,
      überhaupt zu wissen, was Bewußtheit ist.

      Wenn allerdings jemand untersucht wird,
      der sich damit auskennt, sagen wir ein Mönch,
      sind die Ergebnisse grandios.
      Zum Beispiel nur die direkt meßbaren Ergebnisse,
      durch den Einfluß seiner Bewußtheit auf,
      Herzschlag, Gehirnaktivitäten etc.

      Die Sortierung in Kranke, weniger Kranke und Gesunde,
      gerade mit dem Maßstab der Arbeitsfähigkeit,
      ist keine medizinische Disziplin,
      sondern eine Forum von Fundamentalismus.

      Wobei mir die Auffassung Neu ist, das es in der Psychiatrie,
      Gesunde gibt. Gesund ist, wer sich nicht untersuchen läßt,
      oder nicht lange genug beobachtet wurde.

      Menschen die sich einigermaßen schlecht fühlen,
      funktionieren in den vergebenen hierarchischen Bahnen,
      Menschen die sich gut fühlen, machen das nicht.

      Wenn es nicht Ziel der Psychiatrie gewesen ist zu heilen,
      sondern zu unterteilen, will ich sagen,
      mach(t)en sie Ihre Aufgabe großartig!

      Vielleicht dachten Sie auch, das in der Unterteilung,
      Heilung stecken würde, aber darüber kann man ja nur schmunzeln.

      Empathie ist ein,- wohl das heilendes Element.

      Noch etwas zum Thema - die Welt ist so wie wir sie geschaffen haben.
      Einerseits ist die Welt so wie sie ist, anderseits ist sie so wie wir sie
      uns geschaffen haben. Selbst auf der Ebene zu schwingen,
      wie die Welt ist, bedeutet glücklich sein.
      Nicht Glück in dem Sinne, wie als Mama ein Eis gekauft hat,
      sondern im Sinne von Frieden, Harmonie etc.

      Wir leben in einer Welt mit Flugobjekten, Behausungen, Computern, Straßen
      Klimaanlagen und wieder Computern - vor diesen materiellen Errungenschaften,
      war der Gedanke (die Projektion) an diese "Verrücktheiten" bis die Welt voll davon war.
      Die industrielle Welt wie sie die meisten von uns Tag für Tag begegnet,
      ist unsere Projektion, unsere Schöpfung.
      Wessen Idee war das - die Macher von Star Trek ;)

      Wenn wir das erleben, was ist, erleben wir in der Annahme Frieden und Harmonie.
      Also ist die eigentliche Realität natürliche Harmonie, Frieden.

      Ich war gestern beim Psychiater um mir ein Rezept gegeben zu lassen,
      für Ergotherapie, bei eine Schamanin,- bzw. Therapeutin,
      im Enddefekt ist es aber egal, wie es heißt, Hauptsache
      es geht mir mit der Zeit immer besser.

      Der Psychiater war aber gar nicht da, hat unseren Termin verpeilt,
      weil er seit zwei Jahren noch eine Zweigtageslink leitet und
      gestern dort "gebraucht" wurde.

      Ich weiß nicht, wie lange die Krankenkasse für eine Sitzung
      Ergotherapie rechnet. Ich weiß nur, das ich dort immer gut
      90 Minuten war.

      Das könnte sich der Psychiater mit seiner Gewinnabsicht gar nicht "leisten."
      Schau Dir die Psychiater an, in welchen Zeitdruck und Zwängen sie sich aussetzen.
      Wer da Hilfe erwartet, ist selber Schuld. Sorry, war ich auch mal zynisch ;)

      Wir leben in einer Welt der Fülle und es ist gut, das es dieses Gesundheitssystem gibt,
      wie man sich darauf bedient, obliegt wiederum der eigenen Verantwortung,
      die man besser niemanden entziehen sollte, es sei denn man mag willenlose Roboter,
      dann kann man Compliance gut finden ;)
    • Hi,
      überraschenderweise stimme ich dir, Tobi in einer ganzen Reihe von Punkten zu, möchte mich jetzt aber erst einmal zurückhalten in der Hoffnung, dass Heike ihre Intention und Fragen im Fortgang des Threads nicht verloren sieht, sondern sich noch zu Wort meldet. Deshalb nur noch eine provisorische Anmerkung zu dem, was ich für vollkommen falsch halte. Das bezieht sich zum einen auf die Aussage, dass die Wissenschaft erst seit 30 bis 40 Jahren über das Bewusstsein forsche, ist nachweislich schlicht falsch. Selbst wenn man einen späten Zeitpunkt des Beginns derartiger Forschungen annimmt, etwa die Entstehung der wissenschaftlichen, experimentellen Psychologie, so kommt man auf einen Zeitraum von annähernd 150 Jahren, in denen mit erfahrungswissenschaftlichen Methoden das Bewusstsein und Selbstbewusstsein des Menschen erforscht wird. In der Philosophie war es von Anfang an, also schon in ihren griechischen Ursprüngen thematisch.

      Das mag in unserem Zusammenhang von untergeordneter Bedeutung sein. Gravierender hingegen ist deine Behauptung:

      positives-denken schrieb:

      Wenn allerdings jemand untersucht wird,
      der sich damit auskennt, sagen wir ein Mönch,
      sind die Ergebnisse grandios.
      Zum Beispiel nur die direkt meßbaren Ergebnisse,
      durch den Einfluß seiner Bewußtheit auf,
      Herzschlag, Gehirnaktivitäten etc.
      Zumindest so, wie du es hier formuliert hast, ist das insofern schon unsinnig, als du die Forschung mit ihrem Gegenstand vermengst, und das geht gar nicht, weil es einen in logische Widersprüche verwickelt, die nicht wegzuräumen sind, ohne die Voraussetzungen zu revidieren. Dazu aber später mehr. Jetzt sollten erst einmal andere zu Wort kommen.

      Gruß Laci
      "Tief im Herzen haß ich den Troß der Despoten und Pfaffen, Aber noch mehr das Genie, macht es gemein sich damit." (Hölderlin)

      "Nun müssen diejenigen, welche ihre Gedanken untereinander austauschen wollen, etwas voneinander verstehen; denn wie könnte denn, wenn dies nicht stattfindet, ein gegenseitiger Gedankenaustausch möglich sein?" (Aristoteles)
    • Hallo,

      dass sicherlich immer noch, gerade bei der älteren Generation von Berufsprofessionelle, Restbestände der alten Lehrmeinung vorhanden sind, mag zutreffen, jedoch irgendwann stirbt auch diese Generation aus. Es ist die Frage, ob dann auch neue Lehrbücher entstehen, die den elementaren Nutzen von Empowermentstrategien für den Genesungsprozess erkennen und somit dieses Wissen für die neue Generation zur Verfügung steht. Wenn es tatsächlich für einige (und das sind nicht wenige) zur Gesundung gehört, über die Psychoseinhalte sprechen zu wollen und diese "Aussagen" versuchen in ihr Leben zu integrieren, warum wird diesem Umstand noch zu wenig Aufmerksamkeit gegeben.

      In Skandinavien zeigen die Studien, dass ein anderes "Herangehen" und die Nutzung des Wissens des Betroffenen, wie auch des seines sozialen Netzwerkes, eine große Ressource darstellt, die ganz wesentlich zur Genesung beiträgt. Wenn ein Mensch in einer akuten Psychose, dessen Wahrnehmungsfilter "gestört" ist und ihm die Möglichkeit fehlt, sich abgrenzen zu können, dann auf einer Akutstation aufläuft, die diesem Menschen wiederum keine Möglichkeit des Rückzuges, der Ruhe bietet, sondern ihm gleich mit Druck begegnet, wie soll dieser Ort als ein Ort der Genesung erfahren werden können? Immer und Immer wieder berichten Menschen, dass sie gerade jene als gute "Begleitung" erfahren haben, die in der akuten Situation, viel Ruhe ausgestrahlt haben und ihnen dadurch auch etwas von der "Normalität" zurückgeben konnten.

      Um den Menschen in einer akuten Psychose einen Ort für die Genesung bereitstellen zu können, bräuchte es demnach eine ganz andere Psychiatrie und eine ganz andere ambulante Hilfestellung.

      Moritz, ich spreche dich einfach mal an, falls du dieses Posting überhaupt liest. Kannst du feststellen, gerade auch bei Kongressen, ob die "Betroffenen" überhaupt gehört werden und zwar auf gleicher Augenhöhe? Findet das Thema, was ich eingangs erwähnte, auch langsam in Fachbüchern und Vorlesungen überhaupt Eingang?

      Viele Grüße Heike

      PS: Bzgl. der NS-Vergangenheit wäre vielleicht ein eigenes Thema wert, obwohl ich auch hier schon öfters auf die noch lebende Zeitzeugin Dorothea Buck hingewiesen habe, deren Statements dazu auf Youtube zu finden sind. Ich hatte das Glück, mich schon mehrfach mit ihr unterhalten zu dürfen.
      Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können (Patricia Deegan 1996).
    • Geschichtsvergessenheit der heutigen Schulpsychiatrie

      Hallo Heike,
      nur eine kurze Anmerkung zu deinem letzten Beitrag Man mag gegen die Versuche Ronald D. Laings und gleichgesinnter Ärzte und Psychologen, den Umgang und die Behandlung seelisch-kranker Menschen auf eine radikal andere Grundlage als die der damals herrschenden Psychiatrie zu stellen, einwenden, was man will, es ist aber nicht zu bestreiten, dass sie die sog. Verrückten und ihre Symptomik ernst genommen haben, sie als Subjekte begriffen und ihre sonderbaren Vorstellungen im Zusammenhang ihrer je spezifischen Lebensgeschichte zu verstehen versucht haben. Warum dieser Ansatz, dessen zentrales Theorem die sogenannte double-bind-Hypothese bildete, die sich keineswegs auf die Mutter-Kind-Dyade reduzierte, sondern nur einer ihrer Anwendungsfälle war, warum dieser Ansatz so mehr oder weniger sang- und klanglos von der Bildfläche verstand, vermag ich nicht zu erklären. Allerdings kann ich definitiv sagen, dass die wie aus der Pistole geschossene Wahrheit der Schulpsychiatrie, das liege eben an deren unwissenschaftlichem Charakter, eine interessierte Verzerrung ist. Die Schulpsychiatrie will damit zugleich ihren eigenen Wissenschaftsanspruch geltend machen, der durch nichts gerechtfertigt ist, wie inzwischen die Spatzen von den Dächern pfeifen. Die biologistische Medizin ist nicht im entferntesten die Erfolgsgeschichte, die sich selbst und der Öffentlichkeit suggeriert.

      Warum blieb jene 'Anti-Psychiatrie' so folgenlos, obwohl sie doch gerade das, was heute allmählich wiederum als Desideratum in die Theorie und Praxis kritischer Psychiatrie Eingang findet, den Patienten als Subjekt seiner Empfindungen und Vorstellungen ernst nahm und einen ganzheitlichen Blick auf die Problematik seelischer Konflikte warf, d.h. Normalität und Wahnsinn als gesellschaftliche Konstruktionen wahrnahm? Warum ging dieser wichtige Fortschritt gegenüber der damaligen und der heutigen Schulpsychiatrie verloren? Es ist dies nur einer von zahlreichen Fällen eines Rückschrittes in der Wissenschaftsgeschichte. Eine Rolle dabei spielt zweifellos die Borniertheit und Engherzigkeit der auf ihre Karriereambitionen fixierten Ärzte, die sich in der Regel für die Geschichte des eigenen Faches nicht im geringsten interessieren und heterodoxe Strömungen nicht nur nicht zur Kenntnis nehmen, sondern pauschal über den Leisten ihrer je fachspezifischen Lehrmeinungen schlagen. Ein Musterbeispiel dafür ist Moritzens Reaktion auf die Beiträge in dem Thread über das "Anti-Psychiatrische Experiment" von Laing und verwandten Medizinern. Das war nicht einfach Ablehnung aus wissenschaftlichen Gründen, sondern blanker Hass auf das andere Denken, wovon sich jeder selbst überzeugen kann, siehe:

      Ronald D. Laings Ansatz einer anderen Psychiatrie

      Gruß
      Laci
      "Tief im Herzen haß ich den Troß der Despoten und Pfaffen, Aber noch mehr das Genie, macht es gemein sich damit." (Hölderlin)

      "Nun müssen diejenigen, welche ihre Gedanken untereinander austauschen wollen, etwas voneinander verstehen; denn wie könnte denn, wenn dies nicht stattfindet, ein gegenseitiger Gedankenaustausch möglich sein?" (Aristoteles)
    • Hallo Laci,

      ich halte auch rein gar nichts von der schizophrenogenen Mutter, die dann an allem "Schuld" sein soll. Denn was diese "Denke" immer noch leider anrichtet, sehe ich bei den Angehörigen, gerade auch Mütter, die heute immer noch auf höchstem Niveau vom Jugendamt (obwohl diese Mütter selbst die Hilfe eingefordert hatten) und der Kinder- und Jugendpsychiatrie stigmatisiert werden. Was ich da miterlebt habe, kann sich kaum jemand vorstellen, die Väter finden da kaum Erwähnung, was ein Hohn sondergleichen. Es ist gut, dass diese Aussage hoffentlich irgendwann ein Mal der Vergangenheit angehört, damit den Kindern und Jugendlichen tatsächlich geholfen werden kann, denn das tut dieses veraltete System beileibe nicht.

      Ich bin immer wieder erstaunt, wieviele Menschen Mißbrauchserfahrungen hinter sich haben. Das die Kindheit eine Rolle spielt und dass das Verhalten der Eltern (Mutter wie auch Vater) eine Rolle spielen kann, will ich gar nicht in Abrede stellen. Letztlich denke ich, ist es wie in natürlichen Systemen überall zu finden. Es gibt eben nicht nur die EINE Ursache, die eine Wirkung erzielt, sondern oftmals mehrere Faktoren, die aufeinander einwirken. Der Volksmund kennt es schon und weiß, dass es Menschen gibt, die mit einem "dicken" Fell ausgestattet sind und wiederum andere mit einer dünnen Haut, was auf die genetische Disposition der Empfindlichkeit hindeutet. Wenn dann die eigene Lebensgeschichte noch hinzu kommt, die zusammen mit der "dünnen Haut" auf die biochemischen Substanzen einwirkt und bestimmte nervliche Verknüpfungen hervorrufen, kann ich mir gut vorstellen, dass es dann evtl. durch einen von außen einwirkender Störfaktor (z.B. Streß) braucht, damit dann ein eigener Kreislauf in Gang gesetzt wird. Bei diesem biografisch-biochemischen-genetischen Ablauf spricht für mich nichts dagegen, dennoch eigene Sinnhaftigkeit darin zu finden und sie in das folgende Leben zu integrieren. Genauso, wie das Erkennen von seinen eigenen Ressourcen, was "mir" gut tut, aus meinem Wissen heraus Anwendung findet.

      Viele Grüße Heike
      Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können (Patricia Deegan 1996).
    • Kurze Replik

      Hallo Heike,
      wir hatten seinerzeit, nachlesbar in dem verlinkten Thread, darüber diskutiert, woran du dich erinnern wirst. Weder damals noch heute würde ich mir diese These von dem schizophrenogenen Muttertypus zueigen machen. Zweifellos hat auch die Laingsche 'Anti-Psychiatrie' zeitgenössische Vorurteile in sich aufgenommen und die inkriminierte Hypothese mag ein besonders krasses Beispiel dafür sein. Keiner aus diesem Kreis um Laing hätte sich jedoch zu der steile These verstiegen, die widerstreitenden Botschaften, welche die Mutter dem Kind unbewusst sende (komm her, hau ab, ich liebe dich, ich hasse dich), sei die einzige Ursache der Schizophrenie. Das ist eine Projektion der Schulpsychiatrie, die sich alle Mühe gibt, den kommunikationstheoretisch-familialen Ansatz jener Richtung der Seelen-Heilkunde in Misskredit zu bringen. Wir haben über diese Frage schon diskutiert, und ich gebe dir recht in deiner Ablehnung einer so verstandenen Monokausalität. Du wirst nicht annehmen, dass Laing und sein Kreis gleichgesinnter Ärzte so dämlich waren, den Einfluss anderer Personen, des Vaters, außerfamilialer Individuen, sozialer Gruppen und Institutionen zu ignorieren oder gar zu leugnen. Deshalb habe ich nochmals auf den logischen Sachverhatl aufmerksam gemacht: die These von der schizophrenogenen Mutter ist eine Anwendung der logisch übergeordneten double-bind-HYpothese. Muss erstere fallen gelassen werden, schränkt das die Geltung der allgemeinen These ein, erledigt sie aber nicht als ganze. Das hatten wir allerdings schon geklärt, wenigstens war ich davon ausgegangen. Dass einige Teilnehmer dies ebenswenig wie alles andere, was in dem Thread zur Sprache kam, zur Kenntnis nahmen, nun ja, was soll ich dazu noch sagen? Es ist ja diesbezüglich schon (fast) alles gesagt.

      Gruß
      Laci
      "Tief im Herzen haß ich den Troß der Despoten und Pfaffen, Aber noch mehr das Genie, macht es gemein sich damit." (Hölderlin)

      "Nun müssen diejenigen, welche ihre Gedanken untereinander austauschen wollen, etwas voneinander verstehen; denn wie könnte denn, wenn dies nicht stattfindet, ein gegenseitiger Gedankenaustausch möglich sein?" (Aristoteles)

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