Ketamin-Forschung jetzt auch in Deutschland

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    • Ketamin-Forschung jetzt auch in Deutschland

      Anläßlich einer kleinen Operation vor einigen Jahren habe ich Ketamin als Narkosemittel bekommen. Als ich aufwachte, fühlte ich mich wie neu geboren, der Zustand dauerte auch einige Tage an, dann trübte sich die Stimmung wieder ein (ich habe dazu hier berichtet). Ich habe dann in der Klinik nachgefragt, was man mir verabreicht hatte und mir ein entsprechendes Rezept eines befreundeten Arztes besorgt (übrigens kein BTM-Rezept) und der hat mir dann eine Infusion verabreicht. Die Wirkung ließ sich reproduzieren.

      Jetzt, nach vielen Jahren (!) fängt die Charité endlich an, in dieser Richtung zu forschen. Man fragt sich zum einen, weshalb amerikanische Forschungsergebnisse (die dort als Durchbruch in der Depressionstherapie apostrophiert werden) erst so spät aufgegriffen werden und zum anderen, weshalb man den Betroffenen nicht einfach Infusionen anhängt und die Forschung begleitend betreibt. Wenn ich Shrink wäre, wüsste ich, wie ich mir hier als "early bird" einen Namen machen würde...

      Hier der Artikel aus der "Welt"

      welt.de/gesundheit/psychologie…nung-fuer-Depressive.html
    • Übrigens, die ersten Versuche dazu wurden in den USA bereits 2004/2005 durchgeführt. Jetzt, 10 Jahre später, "verkauft" die Charité" das als Pionierleistung. Es gibt wohl niemanden mehr in der Fachwelt, der die unglaubliche Wirkung bestreitet, insbesondere bei ansonsten therapieresistenten Patienten. - Ich habe es am eigenen Leib erfahren. Es stellt sich für mich halt nur die Frage, wie man den Effekt konservieren kann. Ketamin setzt an ganz anderer Stelle an als alle Antidepressiva, nämlich im glutagenen System. Dem gemäß kann ich mir nur vorstellen, dass die herkömmlichen Antidepressiva bei vielen Patienten schlicht deshalb nicht wirken, weil es die "falsche Baustelle" ist, dort liegt halt kein Defekt vor.

      Ich werde am Montag mal den Studienleiter in der Charité anrufen und mich erkundigen, wie genau deren Setting aufgebaut ist und daraus dann ggf. einen weiteren Selbstversuch ableiten. In meinem damaligen Selbstversuch hatte ich Ketamin pur infundieren lassen, das würde ich wegen der höchst unangenehmen halluzinogenen (allerdings nur sehr kurz anhaltenden - nach vier Stunden konnte ich wieder Auto fahren) Nebenwirkungen nicht noch mal machen (keine Ahnung, was Süchtige daran finden). Anlässlich meiner OP hatte ich diese Nebenwirkungen in keiner Weise, da ist mir aber zusätzlich "Propofol" (Narkotikum) verabreicht worden, man kann aber wohl auch Tranquilizer (etwa Valium oder andere Benzodiazepine) verwenden, um die Halluzinationen zu verhindern. Darüber bin ich gerade mit einem Narkosearzt im Gespräch.

      Mich wundert, dass im hiesigen Forum so wenig Reaktion auf diese Thematik kommt, zumal ja bereits die Anwesenheit in diesem Forum dafür spricht, dass die bisher eingeschlagenen Therapieversuche nicht allzu viel gebracht haben und ich hier ernsthaft einen viel versprechenden Lösungsansatz sehe.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Jannis ()

    • Ketamin sublingual

      An versteckter Stelle bin ich auf diese Studie gestoßen, leider liegt mir nur das abstract vor, nicht die ganze Studie

      ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23683309

      Mir war nicht bewusst, dass man das auch sublingual verabreichen kann. Wenn das stimmt, was in der Studie steht, wäre es eine kleine Sensation. Die Darreichungsform ist denkbar einfach, man appliziert einfach 10 mg Ketanest unter die Zunge, lässt es dort für fünf Minuten und schluckt den Rest dann runter. 10 mg ist denkbar wenig, mit halluzinatorischen Effekten ist daher nicht zu rechnen.
    • MORITZ! Weißt Du nix, oder traust Du nicht nicht?

      mir ist nicht ganz klar, welche (Geld-) geschenke Euch die Pharmalobby gibt, aber ist es wirklich so befriedigend, deren Hilfsbüttel zu sein? Du wirst mit nicht klar machen können, auch nur einen einzigen Depressiven jemals geheilt zu haben. Wie lebt es sich so, wenn man erkennt, dass man unter dem Diktat der Industrie steht und lediglich deren Dominostein ist, nämlich als Vertriebsmittler, der diese verkrampfte Scheiße verkaufen muss, die sinnlos ist?/b]
    • Für die, die es trotz der fehlenden Resonanz auf dieses Thema gleichwohl interessiert: Die psychiatrische Abteilung der Uniklinik Bonn plant eine großangelegte Studie zu diesem Thema, dies erfährt man nicht auf deren Webseite, ich habe dies auf anderem Wege heute mitgeteilt bekommen. Ich habe heute zudem mal eine Patentrecherche durchgeführt, mit dem Ziel herauszufinden, in welche Richtung die Depressionsforschung derzeit vorangetrieben wird. Und siehe da, es gibt einige frische Patentanmeldungen zum Ketamin-Einsatz bei Depressionen, man wendet sich also endlich dem glutagenen System zu. Da Ketamin selbst nicht mehr schutzfähig ist (die Patente sind längst abgelaufen, im übrigen ist es bekannt) bezieht sich der Schutz nunmehr auf Darreichungsform und Indikation, es sind Verfahrenspatente. Merke: Das richtige Geld, das uns als Patienten dann aus der Tasche gezogen wird, wird nur mit patentgeschützten Arzneien verdient. Spielt ja bei uns Depressiven keine Rolle, wir sind ja so arbeitswütig, dass wir das Geld Schubkarrenweise nachhause transportieren müssen.

      Ein Mitarbeiter von Pfizer geriet am Telefon in gesteigerte Schnappatmung, als ich ihm mitteilte, dass ich mit dem Zeug experimentiere. "Für diese Indikation ist das gar nicht zugelassen und im übrigen ist es auch nur als i.V. Gabe zulässig." Dabei wollte ich nur die Bioverfügbarkeit bei sublingauler Applikation besprechen.

      Jedenfalls gehe ich mir gleich meine Ampullen bei meiner Apotheke abholen und dann auf eine Neues...

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Jannis ()

    • BTM ist die Abkürzung für "Betäubungsmittelgesetz", diese Mittel bedürfen wegen ihrer Gefährlichkeit eines besonderen Rezepts, z.B. auch Methylphenidat ("Ritalin"). Es ist auch kein "Wundermittel" sondern ein uraltes Narkotikum. Der Einsatz bei Depressionen ist allerdings ziemlich neu und hat zu bemerkenswerten und unerwarteten Erfolgen geführt, insbesodnere bei Patienten, die auf die gängigen Wirkstoffe nicht angesprochen haben. Die Amerikaner sind in der Erforschung erheblich weiter, in Deutschland beginnt sie gerade.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Jannis ()

    • Huhu Jannis,

      also eines kannste mir glauben: wäre das hier in unserem Kaff möglich, hätte ich das schon längst ausprobiert. Aber ich finde nicht mal einen Arzt, der mir das Modafinil weiterhin verschreibt, nachdem mein Arzt aufhört hat. Die sind so konservativ hier, da bekommt man glatt Krätze.
      Das man das sublingual auch nehmen kann, wundert mich nicht, zumal ich ja von deinen kleinen Experimenten mit der nasalen Applikation weis :devil:
      Gehe ich also richtig in der Annahme, dass du derzeit das Ketamin wieder nimmst? Zwischenzeitlich war ja was von dir in Richtung Lithium zu hören...


      Liebe Grüße, Nüssli
      Was tun nach dem Absturz?
      Aufstehen. Krönchen richten. Würdevollen Schrittes weitergehen.
    • Juhuu, liebe Nüssli,

      Lithium habe ich ja immer genommen, es hat aber, auch wenn anderes behauptet wird, keine antidepressive Wirkung (das weiß ich nicht nur aus eigener Anschauung, sondern auch von vielen anderen Usern). Beim Lithium bleibe ich aber immer unter dem Spiegel, der für wirksam gehalten wird, weil ich Langzeitschäden befürchte und ohnehin nicht zu Manien/Psychosen neige. Ja, Ketamin nehme ich auch, derzeit aber eher als Bedarfsmedikation sublingual. Ich habe überhaupt keine Probleme, dafür Rezepte zu bekommen, weil ja viele meiner Freunde Ärzte sind und wissen, dass ich niemals Missbrauch betreiben würde. Derzeit kann ich auf vier Ärzte wegen der Rezepte zurückgreifen.

      Was eine ganz gute Sache derzeit ist, ist abends eine halbe Mirtazapin (damit schlafe ich wie ein Murmeltier, viel besser als mit der doppelten Dosis) und morgens dann 5 mg Ketanest sublingual. Ab 10 mg merke ich eine sehr leichte sedierende Wirkung, bis 25 mg (das merkt man dann schon deutlich) habe ich es ausprobiert, aber die höhere Dosierung bringt keinen Fortschritt.

      LG

      Jannis
    • Hallo Jannis,
      vielleicht erinnerst du dich an mich. Vor genau 2 Jahren hatten wir hier im Forum Kontakt. es ging auch um Ketamin. Ich hatte damals deine Berichte über deine Ketamin Anwendung gelesen und hatte die Hoffnung, von meinem Arzt oder in einer umliegenden Klinik auch Ketamin zu erhalten. Zwei Jahre sind vergangen, ohne Verbesserung meiner Depression, so bin ich weiter/wieder auf der Suche und habe Ende März von der Charite Studie gelesen. Die läuft, wie du auch sagst schon länger.
      Ich danke dir, für deine gute, ausführliche Beschreibung und die Neuigkeiten dazu. Du bist wirklich gut informiert!
      Die Psychiater sind dermaßen vorsichtig mit Ketamin, wohl, weil sie sich nicht damit auskennen. Und alle schrecken sofort auf: Weil Ketamin den Ruf einer Droge und eines Narkotikums hat, und sie nichts riskieren wollen und auch pharmazeutisch keine Ahnung haben. Gäbe es das schon als fertiges Medikament, als AD, würden sie sicher keine Probleme haben. . . Aber hier ist die Pharma Industrie nicht dahinter her, die alten AD´s verkaufen sich ja sehr gut mit riesigem Gewinnen, bei bleibend geringer Wirkung! Je weniger sie wirken, desto häufiger werden sie eingesetzt: ja, hat ihnen das nicht geholfen, probieren wir ein anderes dazu, probieren wir höhere Dosis usw. ich bin davon so müde. Und das ist wirklich ein hilflosen agieren, auf Kosten der Patienten.

      Bei der Suche bin ich also bisher nicht weitergekommen. Die größte Neuigkeit von dir finde ich, ist der Hinweis auf die Ketamin Tablette sublingual genommen. Super! Ich würde gerne (tue ich auch) damit zu den Fachärzten gehen, `sieht her, so einfach geht das`. Vermute aber auch hier keine Bereitschaft. Hast du vielleicht hierzu weitere Erfahrung? Studien oder Ärzte (neben deinem) die darüber nachdenken es als Tablette zu verordnen? Im Bezug auf die Tablette gibt es ja auch die Studien zu dem Ketaminderivat GLXY 13 und Lanicemin.
      Und weißt du ob es Medikamente (AD´s und Lamotrigin) gibt, die mit Ketamin sich nicht vertragen?
      Ich danke dir und liebe Grüße, Jürgen
    • Hallo Jürgen,

      natürlich erinnere ich mich an Dich. Ich muss eins richtig stellen: Es gibt keine Ketamin-Tabletten. Ich nehme daher die Ketamin-Infusionslösung und träufele diese auf einen Zuckerwürfel (5 mg Ketanest - das ist hier die Produktbezeichnung), den Würfel lege ich dann unter die Zunge und lasse ihn sich auflösen. - Das ist zwar keine ideale Lösung, weil es besser wäre, wenn das nicht so schnell ginge.

      Das Rezept bekomme ich übrigens völlig problemlos von meinem (mit mir befreundeten) Hausarzt, es ist ja auch kein BTM-Rezept.

      Die Vorbehalte gegen Ketamin, die ich auch erlebt habe, kann ich nicht nachvollziehen. Wenn man aber näher nachfragt, wissen die Bedenkenträger schlicht gar nichts über Ketamin, nur dass sie dagegen sind. Benzodiazepine werden dagegen nahezu bedenkenlos verschrieben, obwohl sie binnen 14 Tagen süchtig machen können, verstehe das wer wolle.
    • Hallo Jannis,

      dann ist das ja dann noch simpler. Es bleibt die Frage, wie kann man die "Fachwelt" davon überzeugen? Lieber die uralten AD´s und Benzos zu deren Nebenwirkungen gesagt wird, " lesen" sie es einfach nicht, lieber EKT´s und Hirnschrittmacher.

      Gut, ich bleib auf jedem Fall weiter daran.

      Noch eine Frage habe ich, weißt du etwas über Wechselwirkungen bzw., was sich mit Ketamin nicht verträgt (AD´s und Lamotigin - ich nehme derzeit Jatrosom und Lamotrigin) oder, woher wie ich das erfahren kann.

      liebe Grüße