Diagnose: Bipolar!

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Diagnose: Bipolar!

      Hallo ihr Lieben!

      ich wollte mich zuerst mal kurz vorstellen. Also, ich heiße Melli, bin 18 Jahre alt und
      letzte Woche hat meine Psychiaterin (bin schon eine ganze Weile in Behandlung)
      eine bipolare Erkrankung bei mir festgestellt. Ich befand mich zu der Zeit
      allerdings in einer Manischen-Phase, wodurch ich mit der Diagnose nichts
      anfangen konnte, da ich mich durch und durch wohl und glücklich fühlte.

      Ich bekam dann Lamictal und Abilify verschrieben und mittlerweile ist meine
      Manie auch wieder fast verschwunden. Habe nun allerdings Angst, wieder in eine
      Depression zu verfallen..
      Da ich erst seit kurzem erfahren haben, dass ich bipolar bin, wollte ich mal fragen wie ihr
      mit der Diagnose umgegangen seid.

      Liebe Grüße,
      Melli
    • Zunächst einmal würde ich die Diagnose anzweifeln, denn diese wird allzu gerne gestellt, es gibt bei den psychiatrischen Diagnosen nicht diese Trennschärfe, die sie mit ihren Begrifflichkeiten vorgaukeln. Vielleicht war das auch keine Manie, sondern eine Psychose, die auch durch äußere Umstände hervorgerufen werden kann, z.B. zu wenig Schlaf. Die richtige Diagnose ist aber für die anschließende Therapie unerlässlich. Lamictal kann ich ja noch verstehen, aber Abilify?

      Frage am besten noch andere Psychiater, aber ohne die jetzige Diagnose zu offenbaren, denn daran würden die sich "klammern". Leider werden Erstdiagnosen im weiteren Verlauf nicht mehr infrage gestellt.
    • Hallo Melli,

      wie oft hattest du schon Manie (also ungewöhnliche Hochs) und Depressionen und gibt es eine erbliche Kombonente in deiner Familie?

      Wichtig ist sein Leben nach dieser Erkrankung auszurichten - Job - kein Stress - detto Privatleben - möglichst harmonisch - jeder muss herausfinden was bei ihm Auslöser sind. Man kann damit leben und alt werden - von Familienplanung habe ich Abstand genommen, da es ja vererbbar ist und bin heute damit sehr glücklich.

      Es dauert ein bisserl bis man auch in dieser Erkrankung sein Gutes sieht!

      LG

      Renae
    • Niemand, außer mir, ist in meiner Familie jemals als bipolar diagnostiziert worden. Es gab aber ziemlich viele unipolar Depressive (meine Mutter, deren Vater und dessen Vater), in der Familie meiner Großmutter (sie selbst nicht) auch jede Menge, viele Suizide. Bemerkenswert bei der Linie meiner Großmutter: Sehr viele Kreative: berühmte Erfinder, sehr, sehr namhafte Architekten etc., Wissenschaftler, Schriftsteller. Mein Großvater und mein Urgroßvater waren dagegen - wie ich auch - angesehene Juristen, also wenig kreativ.
    • Erstmals danke für eure Antworten!

      Mein erster Psychiater diagnostizierte 2012 eine Major Depression bei mir. Ich bekam dann Antidepressiva verschrieben und allmählich ging es mir dann auch besser, allerdings hatte ich im darauffolgenden Sommer meine erste Manie. Mir war aber zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst, dass das eine Manische Phase sein könnte. Nach dieser Manie verfiel ich abermals in eine schwere Depression und nach zahlreichen Psychotherapien ging es mir wieder halbwegs besser.

      Anfang dieses Jahres bekam ich wieder eine Depression (mit Suizidgedanken, die schon immer ein Problem bei mir waren) und ich ging zu einer anderen Psychiaterin. Und diese stellte nach ein paar Monaten eben eine Bipolare Störung bei mir fest, nach dem ich wahrscheinlich durch die ganzen neuen Antidepressiva erneut eine Manische Phase hatte.

      Und ja, mein Vater leidet ebenfalls an Depressionen.

      Liebe Grüße, Melli
    • Hi du,

      ich habe zig Jahre gebraucht, um die Diagnose annehmen und verinnerlichen zu können. Und auch viele Jahre, um zu lernen, wann ich es erzählen kann und wann lieber nicht.
      Heute habe ich die Erkrankung bereits 15 Jahre und habe gelernt, Frühwarnsymptome zu erkennen und was ich als Schutz brauche und was nicht. Neuroleptika nehm ich keine mehr. Möchte ich einfach nicht- man bedenke die Nebenwirkungen. Ich nehme auch nichts antimanisches. Da ich aber noch nie eine schwere Manie hatte (nur Hypomanien), bin ich darauf auch nicht angewiesen. Neheme heute nur Lamotrigin in geringer Dosis (in Kombination mit Modafinil). Man muss aber sagen, dass mein Krankheitsverlauf eher atypisch ist. Andere Bipolare sind zwingend auf Rückfallprophylaxe für beide Bereiche angewiesen.

      LG, Nüssli
      Was tun nach dem Absturz?
      Aufstehen. Krönchen richten. Würdevollen Schrittes weitergehen.
    • Wenn man auf AD-s manisch wird, ist es auch eine Art der bipolaren Störung -- es gibt eine Klassifizierung, in der es nicht nur Bipolar 1 und 2 gibt, sondern auch 3, 4, 5, und sogar 6 -- jetzt weiß ich nicht auswendig, welche Nummer es hat.
      Wieso muss man hier jeden verunsichern, dass man unbedingt eine zweite Meinung braucht? Wenn Depressionen, und einmal eine Manie vorhanden waren, heißt es, mit AD-s bitte aufpassen, und einen Stimmungstabilisator nehmen... egal, welche Nummer diese bipolare Störung hat.
      Es dauert, bis man die Diagnose akzeptiert.
      Es ist aber gut, wenn die Krankheit so schnell wie möglich als bipolare Störung erkannt wird, die meisten Ärzte merken es nicht und behandeln nur die Depression, weil die für den Patienten so quälend ist, dass er zum Arzt geht... in der Manie wenden sich die meisten nicht an den FA. Ein Teufelskreis: sie bekommen AD-s und das Leiden wird immer schlimmer... ein ständiges Auf und Ab...
      Melli, ich wünsche dir auf deinem weiteren Weg alles Gute, ich hoffe, dass du jetzt in guten Händen bist.
      Abilify ist durchaus üblich bei bipolarer Störung -- ich nehme es auch. @Jannis.
      "Perhaps this final act was meant, to clinch a lifetime's argument
      That nothing comes from violence and nothing ever could
      For all those born beneath an angry star
      Lest we forget how fragile we are..." (Sting)
    • Ich halte die zweite und dritte unabhängige Meinung sogar für unerlässlich, wenn ich alleine bei mir sehe, wieviele völlig unterschiedliche Diagnosen mir in meinem Leben schon gestellt worden sind. Insbesondere die Abgrenzung von Psychose zur Manie halte ich für extrem schwierig. Ich hatte vor 8 Jahren eine einzige (!) Phase, die mir als manisch ausgelegt werden kann und die hat etwa zwei Monate angedauert, davor und danach war nichts. Ich habe auch als eingewiesen worden bin, keine Medikamente genommen und war nach drei Tagen sehr guten Schlafs wieder restlos hergestellt. Vorher habe ich über einen sehr langen Zeitraum höchstens (meist weniger) vier Stunden geschlafen, kaum noch gegessen und getrunken und ansonsten gearbeitet bis zum Umfallen, Party gemacht, oder bin gereist.

      Ein Chefarzt-Psychiater, der es gut mit mir meinte, hat mich im Anschluss mal auf einen Kaffee bei mir zuhause (ich wohne sehr idyllisch) besucht und mir den vielleicht wichtigsten Tip gegeben: "Folgen Sie Ihren körperlichen Grundbedürfnissen, besonders dem Schlafbedürfnis!"
    • Sein oder nicht sein

      Jannis, bist Du jetzt krank oder nicht?

      Oder manchmal ja, manchmal nein?

      Zitat Jannis:
      Vorher habe ich über einen sehr langen Zeitraum höchstens (meist weniger) vier Stunden geschlafen, kaum noch gegessen und getrunken und ansonsten gearbeitet bis zum Umfallen, Party gemacht, oder bin gereist.
      _

      Ist das von Dir berschiebene Verhalten jetzt manisch im Sinne einer Krankheit, oder ist es mit diesem egonzentrischen, an seinen eigenen Bedürfnissen (z.B Schlaf) vorbeigelebten Verhalten n kein Wunder sich früher oder später in einer Anstalt wieder zu finden?!
      Nicht weil Du krank bist, sondern weil Du dir Deinen eigenen Bedürfnissen nicht bewußt und dementsprechend gehandelt hast hast Du dich in der Psychiatrie wieder gefunden.
      Ich denke, Du bist Nicht krank! Dein Verhalten WAR jedenfalls auch nicht gesund. Okay, auch nicht tragisch. Das schöne an der Vergangenheit ist, dass Sie vorbei ist,- und Du daraus etwas gelernt hast!
      Ich halte es für eine gefährliche Perspektive "Bipolar zu sein" denn es beinhaltet, keine Wahl zu haben. Du hast Dich "gegen die Krankheit" entschieden und hast Dich gleichsam dafür entschieden, die Folgen Deines Verhaltens zu übernehmen und Dein zukünftiges Verhalten,
      mehr an Dir und Deinen Bedürfnissen auszurichten. Davor ziehe ich den Hut und der Erfolg gibt Dir recht.


      LG Tobias
    • Also, seit 8 Jahren bin ich - auch nach ärztlicher Meinung - völlig gesund. In meiner "Episode" war ich ein Getriebener: Ich hatte gerade ein großes Haus (400.000,- EUR) gekauft und wollte es durch Arbeit innerhalb eines Jahres ohne Darlehen finanzieren, deswegen habe ich wie ein Blöder gearbeitet. Ist mir leider nur zur guten Hälfte gelungen, die anderern 40% musste ich dennoch finanzieren. Eigentlich ist mir Geld egal.

      Ich wollte mir aber wegen der vielen Arbeit auch was gönnen und habe daher viele Seereisen mit meiner Segelyacht unternommen, vor allem zu meinem geliebten England (Lieblingsstadt: Canterbury). Unglaublich viel habe ich dort erlebt, ich habe z.B. mal einen sehr netten Penner in ein pikfeines Restaurant eingeladen (er hatte noch nie meinen Lieblingswein "Sancerre" getrunken, unglaublich!), um etwas über dessen Lebensweise zu erfahren, ihm neue Gitarrensaiten gekauft und aufgezogen, bessere Stellplätze für ihn ausgesucht und ihm das Versprechen abgenommen, ein Jahr später wirtschaftlich so erfolgreich zu sein, dass er nunmehr mich in ein in ein Sternerestaurant einladen kann. Ich habe dort für Amnesty International demonstriert und Flugblätter verteilt, hatte dort mehrere Wochen ein Verhältnis mit einer wunderschönen Studentin (Maxime).

      Ich glaube, in dieser "manischen" Phase habe ich mir einfach genommen, was ich haben wollte, was man sich sonst aber versagt, weil es nicht adäquat ist. Am Vortag meiner "Verhaftung" (übrigens mit mehreren Notarztwagen und Polizei) habe ich die ganze Nacht in einem Bordell verbracht und die dortigen Leistungen mit 1.000,- EUR honoriert.

      Es war gut, dass man mich damals runtergebremst hat, mein ärztlicher Vater hatte mal zu mir gesagt, "warum musst Du die Kerze immer von beiden Seiten anstecken?" - Ich glaube, er hatte verdammt Recht. Er war ein sehr, sehr renommierter internistischer Chefarzt in einem großen Lehrkrankenhaus. Als er schon fast 90 Jahre alt war, hatte ich ihn als Aufsichtsratschef für ein börsennotiertes Unternehmen vorgeschlagen und das hätte er auch gerne gemacht, weil er dann mit mir, seinen Söhnchen, hätte eng zusammenarbeiten können. Leider ist die Firma vorher in die Grätsche gegangen.
    • positives-denken schrieb:


      Ich halte es für eine gefährliche Perspektive "Bipolar zu sein" denn es beinhaltet, keine Wahl zu haben. Du hast Dich "gegen die Krankheit" entschieden und hast Dich gleichsam dafür entschieden, die Folgen Deines Verhaltens zu übernehmen und Dein zukünftiges Verhalten,
      mehr an Dir und Deinen Bedürfnissen auszurichten. Davor ziehe ich den Hut und der Erfolg gibt Dir recht.


      LG Tobias
      Hmmmm... ist es eine Frage der Selbstakzeptanz, ob ich krank bin oder nicht? Wenn ich mich für gesund halte, dann bin ich es auch? Ich bezeichne mich zur Zeit als STABIL. Ich fühle mich gesund, bin es aber nicht, es ist leider eine Krankheit, die in einem schlummern kann. Jahrelang. Ich tue alles dafür, dass sie nicht wieder ausbricht... für mich gehört halt auch dazu, dass ich Tabletten nehme, um den Ausbruch zu verhindern. Dadurch fühle ich mich aber nicht "kränker", das ist momentan eh das einzige, was mich ans "Kranksein" erinnert (in die SHG gehe ich nicht mehr und die Foren lese ich auch nur noch sporadisch), aber ich möchte es nicht riskieren, einen Rückfall zu haben.
      Ich glaube, Jannis hat sich nicht gegen die Krankheit, sondern gegen die Medikation entschieden, gegen die Krankheit kann man sich nicht entscheiden, die ist auch da, wenn man sie nicht beachtet, das ist höchstens nur eine Verdrängung... m.E., aber ich will niemandem nahe treten.
      Ich beobachte schon lange in diesem Forum, dass anderen Ratschläge gegeben werden, wie z.B. sich gegen die Krankheit/Diagnose aufzulehnen. Das halte ich für gefährlich, besonders bei frisch diagnostizierten Patienten, die noch dazu nicht stabil sind...
      "Perhaps this final act was meant, to clinch a lifetime's argument
      That nothing comes from violence and nothing ever could
      For all those born beneath an angry star
      Lest we forget how fragile we are..." (Sting)
    • An Fragile

      Glaubst Du wirklich das Du eine Krankheit in Dir hast, die jederzeit ausbrechen kann?
      Was für ein Streß (wäre das für mich, das zu denken).
      Auch wenn es für Dich bedeuten mag, "realistisch zu sein"



      Ich habe eine Krankheit die in mir schlummert und jederzeit ausbrechen kann?!
      Kann ich mir zu 100 Prozent sicher sein das das stimmt?
      Nein.

      Wie fühle ich mich, wenn ich denke, ich habe eine Krankheit in mir, die jederzeit ausbrechen kann?
      Verängsitgt, nervös, unsicher, hilflos, (über)vorsichtig

      Gibt es irgendeinen guten Grund für mich an dem Gedanken festzuhalten,
      Ich habe eine Erkankung die in mir schlummert und jederzeit ausbrechen kann?
      Nein, seh ich keinen.

      Ich habe keine Krankheit die in mir schlummert und jederzeit ausbrechen kann.
      Das könnte genau so wahr sein. Für mich klingt das wahrer.

      Habe ich Gedanken, die um mich herum schlummern und jederzeit heraufbrechen können?
      Oh ja. Gedanken sind nichts persönliches. Sie haben verschiedene Wirkungen und
      ich kann für mich beobachten, wie sich verschiedene Gedanken anfühlen.
      So bin ich bin Ihnen nicht ausgeliefert. Ein stressiger Gedanke deutet für mich,
      darauf hin, das er für mich selbst gar nicht stimmt. Dann kann ich Ihn überprüfen
      und die Umgehrungen von dem Augangsgedanken, ist für mich dann viel wahrer.
      Eine absolute Wahrheit ist auch das noch nicht.
      Was hat man von diesen Identifikationen?
      Eine Krankheit zu sein, ist von vornherein schon mal Blödsinn.
      Eine Krankheit zu haben, ist sicherlich schon mal eine Abschwächung.


      Was mich daran stört ist, (oder liege ich da falsch?) das es so rüber kommt,
      eine Krankheit, wäre irgendetwas, mit dem man selbst wenig, bis gar nichts zu tun hat,
      etwas innerhalb von einem selbst, mit dem man gar nichts zu tun hat (das könnte sogar stimmen)
      und deshalb sich nicht so verantwortlich und schuldig für seinen Zustand fühlen braucht.
      Das stört mich, weil es impliziert überhaupt keine Einflußnahme auf seinen Gefühlszustand zu haben.
      Denn für den Gefühlszustand ist man selbst verantwortlich und nicht irgendeine Krankheit.
      Solange der Groschen nicht gefallen ist, muß "die Erkankung" ja chronisch sein,
      weil sich daran dann so bestimmt nichts ändern wird.

      Die Krankheit hat mein Leben ruiniert?
      Nein. Das kann sie nicht.
      Die (unwahren) Gedanken haben mein Leben ruiniert.?
      Wie kann etwas mein Leben ruinieren, das gar nicht wahr ist?
      Vor allem wenn ich das erstmal erkannt habe.
      Dann ist der Alptraum vorbei.
      Ich werde nie wieder vor etwas Angst haben, von dem ich jetzt weiß,
      das es für mich selbst gar nicht stimmt.
    • Hmmmm... die Krankheit ist bei mir ausgebrochen, mehrmals... ich bin in peinliche Situationen geraten und in der Depression war ich schwer suizidal... ich möchte diese Zustände nicht mehr haben. Darum nehme ich als Schutz die Medikamente... und sie geben mir das Gefühl der Sicherheit. Vielleicht ist es nur ein Placebo-Effekt, kann sein, dass sie nicht schützen, aber ich möchte glauben, dass sie es doch tun.
      Ich habe eine sehr gute Ärztin, der ich vertraue und ich kam noch nie auf die Idee, die Diagnose anzuzweifeln, vielleicht weil mehrere Ärzte dasselbe sagten. Es hat gedauert, bis ich sie vollkommen akzeptiert habe, aber "wenn ich denke, dass ich nciht krank bin, bin ich es nicht" hat bei mir nciht funktioniert.
      Wobei ich niemandem dieses Glückgefühl nehmen möchte, jeder wie er will.
      "Perhaps this final act was meant, to clinch a lifetime's argument
      That nothing comes from violence and nothing ever could
      For all those born beneath an angry star
      Lest we forget how fragile we are..." (Sting)
    • Wenn man sich so offensichtlich in die Scheiße manövriert hat, wie Jannis und ich, bei der Manie, kann man einfach nicht sagen "die Krankheit ist ausgebrochen."
      Trotzdem war es ein geiler Selbsterfahrungstrip, den wir nicht missen wollen, ich jedenfalls nicht.
      Manchmal frage ich mich, was war davon wirklich ich? und was einfach des guten zu viel.
      Aber diese Zeit prägt sehr. Immerhin schreiben sowohl Jannis als auch ich aufgrund dieser Erlebnisse?!

      Fragile, Du möchtest so einen Zustand nicht wieder haben und nimmst deshalb Medikamente,
      wer kann Dir das verdenken, ich jedenfalls nicht.
      Keiner ist nur krank oder nur gesund. Diagnosen implizieren das finde ich.
      Man sollte sich halt nicht zu sehr in eine Schublade packen.
      Auch jemand der depressiv ist, besser gesagt depressive Gedanken hat, lebt in (unwahren.) Schubladen z.B
      ich bin nicht liebenswert.
      ist so einen Schmarren zu denken eine Krankheit?
      Fragt die Liebe nach einem Wert?
      wir sind alle liebenswert.

      Ich finde es kommt im Leben darauf an, sich immer mehr aus dem Schubladendenken zu befreien
      und Diagnosen passen da nicht in mein Weltbild, vielleicht gehört es aber auch dazu,
      genau diese zu akzeptieren, denn die Gesellschaft in der ich lebe ist großer Fan von Schubladen.
      Ich sollte mein Schubladendenken ändern, besonders gegenüber Leuten, die ich in die Schublade packe, in Schubladen zu denken.

      Fragile Du hast geschrieben: "wenn ich denke, dass ich nicht krank bin, bin ich es nicht" hat bei mir nicht funktioniert.
      Falls Du magst, überlege zwei Minuten „Ich bin Nicht krank.“ und fühle das. Dann zwei Minuten „Ich bin kerngesund.“ und fühle das.
      Da ist ein Unterschied.

      Es ist als wenn das Bewußtsein, kein Nein kennt. Es ist als wenn es das Nein einfach überhört und das Leben nach dem ausrichtet was mit dem Nein verbunden ist. Deshalb po-si-tiv fomulieren.
    • Ich fühle mich jetzt kerngesund -- aber ich traue mich nicht, die Medis ganz abzusetzen. Ich habe schon eh viel reduziert... ich finde es im Forum bedenklich, dass Leuten, die frisch diagnostiziert worden sind, geraten wird, ihre Diagnose anzuzweifeln und auf Medis zu verzichten.
      Jeder trifft die Entscheidung selber. Ich habe mich für die Medis entschieden, weil ich mich so einfach stabiler fühle...
      "Perhaps this final act was meant, to clinch a lifetime's argument
      That nothing comes from violence and nothing ever could
      For all those born beneath an angry star
      Lest we forget how fragile we are..." (Sting)
    • Hallo fragile,

      ich finde es auch bedenklich das andere jemanden zu etwas überreden wollen, was ihnen vielleicht geholfen hat, aber nicht unbedingt heißt, dass dies auf den Anderen ebenso zutrifft. Jeder kennt eine Erkältung, leichte, schwere und eine Grippe. Während man bei leichten Erkältungen einfach mit genügend Papiertaschentücher und Tees zurrecht kommt, kann das bei einer heftigen Grippe ganz anders sein, da muß man ggf. einen Arzt aufsuchen und Medikamente nehmen, bevor es evtl. noch schlimmere Konsequenzen hat.

      Genauso ist das bei anderen Krankheiten und Störungsbilder. Der eine hat nur eine einmalige Episode, der andere mehrere, der eine eher leichtere Phasen, der nächste sehr heftige und schwere Verläufe. Da muß jeder selbst herausfinden, was einem da am Besten hilft. Und es gibt eben nicht wenige die brauchen ihre Medikamente, da wäre es unverantwortlich, die aus den Medis herausquatschen zu wollen. Denn der, der das tut, ist hinter nicht da, um dich ggf. aufzufangen und evtl. hat derjenige später sogar ein Leben auf dem Gewissen, wenn entweder in der Manie durch riskantes Verhalten ein tödlicher Unfall entsteht oder aber in einer schweren Depression der Suizid erfolgt.

      Sich genauestens mit seinem eigenen Störungsbild auseinander setzen, seine Symptome und Verläufe studieren, die Dinge heranziehen, die helfen können, um Phasen zu vermeiden, das kann eben unteranderem auch ein Medi sein, aber sicherlich gehört zum Genesen noch mehr, als nur Medis einnehmen, aber ich denke, dass wirst du selbst wissen aus deiner Erfahrung heraus.

      Lass dich also nicht irritieren, bleib bei dem, was dir hilft und man kann und darf sich auch mit einem Medikament "gesund" fühlen, wenn keine Phase vorhanden ist und du dein Leben in Selbstbestimmtheit mit größtmöglicher Lebensqualität leben kannst. Was sollen sonst all die Diabetiker, Bluthochdruckpatienten, etc. tuen. Ich nehme unteranderem auch Medikamente und fühle mich mit ihnen "gesund".

      Viele Grüße Heike
      Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können (Patricia Deegan 1996).