Die Manie ist ein Hund!

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    • Ich kenne die Manie nicht persönlich, nur einmal vom Erleben aus einer Außenansicht und eben durch Lesen und Hören von den Erlebnissen Anderer Betroffener, wie auch Angehöriger. Nunja, diese Aussagen, so ganz knapp zusammengefaßt, deckt sich wohl mit vielen Erfahrungen, wobei eben nicht alle die selben Symptome durchlaufen. Die Frage, die sich vielen stellt, wie hinterher damit umgehen? Vor allem gerade damit, dass man Einigen arg vor den Kopf gestoßen hat.

      Da kann ich nun wiederum von meinen Erfahrungen mit anderen mir befreundeten Menschen sagen, dass durchaus eine Verständigung nach einer Manie funktioniert, wenn man sich traut, einfach das Gespräch zu suchen und über die "Verletzugen" die ggf. durch gegenseitiger Emotionalität auch auf beiden Seiten statt gefunden haben, zu klären. Wenn, so wie bei mir, die Kenntnis um diese Phasenhaftigkeit da ist, ist es für mich in einem späteren vor allem persönlichem Gespräch durchaus einzuordnen. Irgendwann kann man durchaus auch wieder gemeinsam darüber sogar "lachen". Schwer ist es für mich als Außenstehende, wenn ich auch nach einer Phase, keine "Klärung" finde. Auch wenn das Verhalten in einer Phase ja nicht in diesem Ausmaß "gewollt" ist, so denke ich, dass man sich dennoch nicht ganz aus der Verantwortung nehmen sollte. Die Verantwortung gegenüber den Menschen, die einem wichtig sind, ist dann, eben so bald es möglich erscheint, den Kontakt zu suchen, es zumindest zu versuchen.
      Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können (Patricia Deegan 1996).
    • Gute Frage: Ich hatte ja nur eine Episode, die mir als Manie ausgelegt worden ist, wobei nach wie vor unklar ist, ob es nicht doch eher eine Psychose war. Ich habe die ganze Zeit gemerkt, dass etwas nicht stimmt und ich fühlte mich getrieben aber nicht glücklich. Meine Umwelt habe ich als extrem verlangsamt empfunden. Ich hatte den für die Manie so typischen Redefluss und einen extrem gesteigerten Geschlechtstrieb.

      Ja und ich habe sehr viel Geld ausgegeben aber in dieser Zeit auch noch mehr verdient, also kein wirtschaftlicher Ruin (hätte aber sein können, wenn den Ausgaben keine Einnahmen gegenübergestanden hätten). Freundschaften habe ich Gott sei dank nur gefährdet, nicht zerstört und ich musste später einiges gerade biegen, was sogar soweit ging, auf meine Veranlassung mit meinen Geschwistern eine psychologische Mediation in Anspruch zu nehmen.

      Man lernt seine Freunde in einer solchen Zeit aber auch sehr gut kennen. Die, die sich abgewendet haben, waren ohnehin nicht besonders wichtig, diejeningen die aber besorgt zu einem standen, sind Freunde fürs Leben. Nachhaltige Schäden hat diese Zeit nicht hinterlassen, lediglich der erzwungene Klinikaufenthalt hat tiefe Spuren der Traumatisierung erzeugt. - Das war unnötig, eine Privatklinik auf freiwilliger Basis hätte es auch getan und ein Woche hätte dann auch gereicht.

      Meine Freunde und ich sind jetzt in einem Alter, in dem man sich gegenseitig nichts mehr beweisen muss und eine hohe Toleranz gegenüber der Fehlerhaftigkeit des anderen hat.
    • Tja psmmg,

      ich habe es einem trizyklischen AD zu verdanken. Da ich sonst nie wieder irgendwelche Anzeichen hatte, kann ich nach über 10 Jahren sagen: Danke Pharmaindustrie, danke "Facharzt" der Psychiatrie. Stimmt, der Scheiß war sauteuer - die Konsequenzen musste jedoch ich tragen - leider nicht einklagbar.

      Achja und die Pharmaindustrie hatte sogar noch ein super Folgegeschäft mit NL - aus "Vorsicht". Wenn ich darüber nachdenke, werde ich aggressiv. Daher lasse ich jetzt lieber die weiteren Ausführungen.

      lg j&n
    • Hallo Moritz,

      da ich noch keine Manie im Vollbild hatte, kann ich darüber nur bedingt Aussagen machen. Was das Kennenlernen anderer Leute angeht, dann finde ich stimmt das. Was das Geld an geht ganz bestimmt auch.

      Aber letzte Woche haben wir Freunde alle, um einen aus unserer Reihe gebangt, der gerade eine Manie durchmacht. Er hat bei einem Praktikum im Ausland einen Mitreisenden mit dem Messer bedroht und versucht seine Mitbewohnerin aus dem Fenster zu werfen. Nach 8 Stunden war er wieder aus der Psychiatrie in Spanien raus. Er war zusammen mit einem anderen Freund von uns dorthin gefahren (weil blind). Er hat es nicht mehr mit ihm ausgehalten und ist früher gefahren. Obwohl in einem Brief des behandelnden Arztes in Deutschland drin stand, dass derjenige bei geringsten Veränderungen wieder nach Deutschland zurück zu begleiten ist, geschah nichts dergleichen. Er war lediglich bei einem Arzt dort in Spanien und konnte nach 8 Stunden wieder gehen. Was alles in Spanien passiert ist, als seine Begleitung schon nicht mehr bei ihm war, wissen wir nicht.

      Seit er in Deutschland wieder zurück war, hat er in wenigenTagen 2000 Euro auf den Kopf gehauen und wollte auch alle seine Ersparnisse noch auflösen und mitbringen lassen, die aus gutem Grund über mehrere Freunde und Verwandte verteilt in Depots liegen.
      Vorletzten Samstag schmiss er dann eine Party und dort erschienen auch 2 Damen "zweifelhafter Herkunft" sag ich mal. Auf die Frage, was das denn für zwei fremde komische Frauen seien, sagte er, dass würde er uns nicht sagen (offensichtlich Frauen des horizontalen Gewerbes). Normalerweise nimmt er solche Dienste nicht in Anspruch.
      Alle Freunde haben sich beraten, alle waren sich einig, dass er in die Klinik muss- wenn es sein muss eben auch per Zwangseinweisung. Aber es ist schwierig sowas als Freund zu veranlassen. Für mich war das ganz klar, aber alle haben auf mich eingeredet und auch ich weis, mit welchen Traumata er seit diversen Einweisungen in der Vergangenhet zu kämpfen hat- aber auch was alles für Dinge erst passieren mussten bis es dazu kam und wieviel verbrannte Erde das hinterlasssen hat. Nicht mal einer seiner Besten Freunde, der hier Richter ist, hat Nägel mit Köpfen gemacht, als sie sich trafen. Schließlich haben aber so viele Leute Druck auf ihn ausgeübt, dass er Angst hatte, er würde schon bald in eine der "schrecklichen Kliniken hier" eingewiesen werden. Da hat er sich woanders eine schicke Klinik ausgesucht und ist da früh morgens um kurz nach 6 hin verschwunden- freiwillig. Ist uns allen lieber so. Allerdings das viele Geld ist nun trotzdem futsch und hoffentlich hat er sich beim Kontakt mit den etwas zweifelhaften Damen nichts geholt...

      LG, Nüssli


      Appropos: Daran erkennt man richtige Freunde. Der besagte Freund und ich hatten das halbe Jahr vorher kaum Kontakt. Als es ihm aber nun erwischte, da waren meine Mitbewohnerin und ich für ihn da, haben ihn gesucht, als er plötzlich verschwand, die Wohnung aufgeräumt, die Verwandeten benachrichtigt, gucken nach der Post, gießen die Pflanzen und haben so lange herumtelefoniert, bis ich die behandelnde Ärztin am Telefon hatte die mir bestätigt hat, dass er auch in der weiter entfernten Klinik angekommen ist. Die "anderen Freunde", die immer nur zu seinen Grillpartys ect. kommen hat man seither nicht mehr gesehen (mal abgesehen von ein paar wenigen, die auch zu den engen Freunden gehören, die sich auch kümmern, wenns unschön wird).
      Was tun nach dem Absturz?
      Aufstehen. Krönchen richten. Würdevollen Schrittes weitergehen.

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    • Ganz große Vorsicht:

      Wer AUSSCHLIESSLICH unter zB Cortison oder Antidepressiva "manisch" wurde, ist ein völlig anderer Fall.
      Cortison kann manieartige Psychosen auslösen. Viel zu wenig bekannt und berücksichtigt.
      Ich würde persönlich so einen "Fall" völlig anders einstufen und behandeln, als "wirklich" bipolare (solche, die völlig ohne Ausseneinwirkung auch manisch werdne können).

      Das ist NICHT dasselbe - und gerade Cortisonpsychosen gibt es sehr oft, ohne daß sonst irgendwie davor oder danach Probleme im sinne einer Bipolaren Erkrankungen bestehen.
    • ausschliesslich nicht...

      Meine 1. Manie erwischte mich Anfangs 1993 im Zuge einer etwas verschärften Auseinandersetzung mit der schweizer Psychosekte "VPM",
      ( deren Chefin Annemarie Buchholz-Kaiser übrigens letzten Mittwoch im thurgauischen Mossnang verblichen ist).

      mehr dazu: tagesanzeiger.ch/zuerich/regio…rosssekte-/story/13588276

      2005 geriet ich aufgrund einer hochdosierten Cortisol-Therapie in die 2. Manie
      Anfühlen tut sich das subjektiv aber genau gleich...

      lg
      Eule
      "So sehr die Gegenwart sich um den Beweis ihrer Alternativlosigkeit auch bemüht, wird sie dennoch von der Zukunft abgelöst."


      Felix Kriwin

      Dieser Beitrag wurde bereits 4 mal editiert, zuletzt von Eule4 ()

    • Huhu Moritz,

      also ich wüsste nicht, das in lezter Zeit hier jemand von einer Manie/Psychose in Zusammenhang mit Cortsison berichtet hat. Aber auch ich kenne aus meinem persönlichen Umfeld einen Fall eines Mannes, der nunmehr an seiner MS verstorben ist, welcher immer schwer psychotisch wurde, wenn er Cortison nahm. Das hab ich aber hier noch nie erwähnt, da bin ich mir sicher. So jemanden würde ich auch nicht als jemanden unserer speziellen Meise betrachten, denn er wäre nie in diesen Zustand gekommen, hätte er das Cortison nicht im MS-Schub gebraucht.
      Anders hingegen werden ja Leute (wie mein Dad) trotzdem sofort als Bipolare diagnostiziert, die ausschließlich auf antidepressive Substanzen hin eine Manie entwickeln, selbst wenn das danach und davor nie wieder vorkam. Allerdings wurde in dem Fall ja auch mit Psychopharmaka hantiert.

      @Jannis

      Auf jeden Fall können Maniker aggressiv werden. Das ist auch keine seltene Erscheinung. Das hab ich nicht nur bei Freunden und Patienten erlebt, sondern auch bei der einmaligen Manie meines Vaters und da wurde mir ganz anders. Wir bekamen ihn in diesem Zustand auf Wochenendurlaub mit nach Hause! Wir waren alle vollkommen fertig und überfordert mit der Situation. Solche Leute sind echt schwer händelbar. Man muss sehr vorsichtig sein mit allem, was man sagt, man will denjenigen ja nicht unnütz reizen. Ich habe in der einen Nacht kein Auge zu tun können, weil ich Angst hatte, er dreht nachts durch und sticht die ganze Familie ab. In dieser Nacht hatte ich zu Hause wirklich Angst! Ich hab ihn dann auch am nächsten Tag wieder in der Geschlossenen abgeliefert und wir waren heilfroh! Ist schlimm sowas zuagen, ist aber so. Es ist nämlich ein riesen Unterschied, ob man Personal ist, dass nach zig Stunden heim geht und das die Möglichkeit hat nen Arzt zu rufen, wenns ihnen zu bunt wird oder ob man Verwandter ist und es 24 Stunden am Tag mit demjenigen aushalten muss und vor allem auf ihn aufpassen! Der hätte Haus und Hof verkauft, wenn er gekonnt hätte, wie er wollte.

      LG, Nüssli
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    • psmmg schrieb:

      Ganz große Vorsicht:

      Wer AUSSCHLIESSLICH unter zB Cortison oder Antidepressiva "manisch" wurde, ist ein völlig anderer Fall.
      Cortison kann manieartige Psychosen auslösen. Viel zu wenig bekannt und berücksichtigt.
      Ich würde persönlich so einen "Fall" völlig anders einstufen und behandeln, als "wirklich" bipolare (solche, die völlig ohne Ausseneinwirkung auch manisch werdne können).

      Das ist NICHT dasselbe - und gerade Cortisonpsychosen gibt es sehr oft, ohne daß sonst irgendwie davor oder danach Probleme im sinne einer Bipolaren Erkrankungen bestehen.
      Prof. Simhandl betrachtet Leute, die auf AD-s manisch wurden, auch als bipolar, das hat eine Nummer bei ihm (bipolar 3 oder 4, glaube ich...). Er meint, dass man diese Leute genauso vorsichtig mit AD-s behandeln sollte und wenn sie nicht bipolar wären, würde es unter Einfluss dieser Medis auch nicht zu den Episoden kommen.
      Bei Cortison weiß ich nicht, ich kenne aber eine MS-Patientin, die auf Cortison manisch wurde und auch bei ihr wurde dann eine bipolare Störung mit manischem Vollbild diagnostiziert (sie war wirklich "vollmanisch", wie es in den Fachbüchern steht).
      "Perhaps this final act was meant, to clinch a lifetime's argument
      That nothing comes from violence and nothing ever could
      For all those born beneath an angry star
      Lest we forget how fragile we are..." (Sting)
    • Das macht nicht nur der gute Professor so, dass ist die allgemeine Handhabung in einem solchen Fall genau mit der Begründung, die du geschrieben hast. Sobald ein Patient auf ein Antidepressivum hin eine Manie entwickelt wird er als bipolar diagnostiziert. Das ist Standart (jedenfalls hier). Klassifiziert wird das dann glaub ich als Bip 2. Bipolar 3 und 4 sind keine offiziellen Diagnosen (bin gerade zu faul das Buch zur Hand zu nehmen und nachzugucken, da ich eh mit dem neuen DSM auf Kriegsfuß stehe, weils noch keine deutsche Ausgabe gibt). Ich weis, man hat versucht das einzuführen mit dem Bipolar 3 und 4, aber das hat sich in der Fachwelt nicht durchgesetzt.

      Grüße, das Nüssli
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    • Fragen Psmmg

      Zitazt PSMMG
      Vielleicht hatte ich das falsch in Erinnerung, aber es gibt hier Leute, die ausschließlich unter Cortison eine "Manie" hatten.

      Das ist NICHT dassselbe wie eine klassische bipolare Störung.

      Aber ich kann mich ja täuschen.

      Aus dem klinischen alltag kenne ich diese - aus meiner Sicht - Fehldiagnose häufig.
      _

      Bei mir war in der Heftigkeit der Manie, Ritalin (überdosiert( der Auslöser.
      Dann auch eine Fehldiagnose?

      Oft ist Schlafmangel ausschlaggebend für die Heftigkeit in einer Manie,
      Dann auch eine Fehldiagnose?
      Richtige Diagnose - Schlafmangel?

      Wieviel Prozent haben den aus Deiner Erfahunrg und Einschätzung eine "korkete" biplare Störung und wieviele eine "unordentliche"?
    • Ich war zwar nicht gefragt:
      ABER ich glaube, das wird danach beurteilt, ob die ausschlagebende Substanz generell psychotrop ist. Dafür ist Cortison ja nicht gerade bekannt und wird dafür ja auch nicht dafür eingesetzt. Die mögliche Manie ist also unerwünschter Begleiteffekt, der auftreten kann aber nicht muss und wahrscheinlich auch nicht all zu häufig, sonst würde Cortison nicht so stark angewendet werden. Bei Ritalin und Antidepressiva ist das ja ganz anders.

      Aber ich verstehe dein Bedenken dahinter. Die Frage ist, warum einige auf Cortison so reagieren und ob das Leute sind, die auch auf Antidepressiva so reagieren würden. Was also ist an denen so anders, als an den vielen anderen Cortisonkonsumenten, die keine Manie bekommen, denn offentlichtlich verbirgt sich eine spezielle Disposition dahinter (warum macht das aber einen so großen Unterschied dann und inwieweit ist der anders, als jener bei denen, die auf Antidepressiva reagieren). Moritz ist scheinbar der Meinung, dass das einen Unterschied macht.

      Wenn ich so länger drüber nachdenke, dann werden meine Gedankengänge immer wirrer. Sollte es einen nicht mehr sorgen, wenn jemand auf eine nicht-primär-psychoaktive Substanz derart heftig reagiert (wo so viele andere sie problemlos vertragen- zumindest vom psychischen Aspekt), als jener, der auf ein Psychopharmakon hin eine Manie bekommt. Eigentlich ist das Reagieren auf Cortison doch viel angewöhnlicher und weniger zu erwarten gewesen...
      Vergesst das am besten einfach. Ich bin noch nicht richtig auf der Höhe heute morgen und solche Überlegungen sollte ich lieber nicht anstreben, wenn ich so unkonzentriert bin und nicht alle Aspekte einzeln erfassen und abwägen kann...da geht mir schonmal ein wichtiges Detail nebenher flöten, dass ich hätte mit einbeziehen müssen. Außerdem kann das Moritz viel besser beurteilen als jeder von uns..was weis ich schon...


      LG, das Nüssli
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