wie sich in behandlung begeben

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    • wie sich in behandlung begeben

      Hallo,
      ich wollte mir mal hier von ein paar Leidensgenossen etwas Hilfe abholen.

      Kurzgefasst, mein(e) Problem(e): ich leide schon seit ungefähr zehn Jahren unter Depressionen, vielleicht sogar einer unter einer bipolaren Störung. Ich war aber deshalb noch nie in Behandlung.
      Nun, dass wollte ich schon seit längerem nachholen. Aber irgendwie verlässt mich bei jedem Versuch immer der Mut. Vor allem weil ich nicht so richtig weiß, was ich einem Psychologen so erzählen sollte oder was für Fragen da auf einen zukommen.

      Es wäre schön zu erfahren, wie andere es geschafft haben ihre Hemmungen zu überwinden, dass es das leichter macht.

      danke und lg Simon
    • Hallo Simon,

      ein professioneller mit Herz, wird dich niemals ein eine Schublade packen sondern ganz individuell auf dich zukommen.
      Einen Schritt hast Du schon getan, indem Du hier schreibst. Es erfordert Mut sich zu öffnen.

      Ein bequmer Weg ist sich zu denken, ich gehe zu jemanden, dessen Job das ist und der sich damit auskennt,
      würde ich mich selbst damit auskennen, bräuchte ich nicht hingehen.

      Wenn Du magst, kannst Du ja hier anfangen zu erzählen was Dir zu schaffen macht..


      Frohe Pfingsten Simon

      Tobias
    • Hallo Druven,

      meine Hemmungen hatte ich verloren, indem ich zunächst erstmal viel über Depressionen gelesen hatte und mich darin wiedererkannte. Dadurch erkannte ich, das Depression nichts ist, wofür man sich schämen müßte, es ist behandelbar. Je nachdem wie schwer die Depressionssymptome sind, können verschiedene Behandlungsoptionen offen stehen. Bei leichteren Depressionen, die aber dennoch den Alltag sehr beeinträchtigen, reicht vielleicht eine Psychotherapie. Bei recht schweren Depressionssymptomen, kann vorübergehend auch ein Medikament hilfreich sein, um erst Mal langsam wieder in den Alltag zu finden und anschließend auch einer Psychotherapie folgen zu können.

      Wenn du bisher nach deinem Eindruck seit 10 Jahren unter der Depression "gelitten" hast und es aber bisher nicht geschafft hast, dich für eine Behandlung zu entscheiden, nehme ich an, dass die Symptome doch eher leichter sind und der Leidensdruck bisher nicht so ausgeprägt waren?

      Erzähl doch mal, was für Ängste dir in Bezug auf Behandlung zu schaffen machen.

      Viele Grüße Heike
      Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können (Patricia Deegan 1996).
    • Lieber Simon,

      wir werden alle von Minderwertigkeits-komplexen, schiefen Denkmustern
      und falschen Vorstellungen durchgeschüttelt.
      In der Regel in unserer Erziehung übernommen, sind wir uns nicht bewußt,
      das wir so wie wir sind genau so richtig sind.
      Stattdessen tönt es dann nicht gut genug zu sein,
      was immer das bedeuten mag,
      und es nicht verienen etwas tolles zu erleben.

      Ich weiß nicht, ich schau mir jetzt etwas auf YouTube an,
      das ich noch nicht gesehen habe und das helfen könnte,
      vielleicht machst Du ja mit.

      [url]https://www.youtube.com/watch?v=oAkspZ2doOY[/url]

      Nur Mut :-))


      Frohe Pfingsten :silentlove:
    • danke zunächst einmal für die antworten, der Austausch tut schon gut.

      ich habe mich die letzten wochen viel mit dem Krankheitsbild beschäftigt und es hilft schon, wenn man sich das Ganze eher als "mechanische" Störung vorstellen kann, aber irgendwie kriege ich trotzdem kurz vor dem Ziel dann immer eine Blockade. Weiß nicht, aber es fühlt sich doch eher an wie ein Bewerbungsgespräch, wo man sich bewähren muss, und den andern von sich überzeugen muss.

      zB:
      "Wenn du bisher nach deinem Eindruck seit 10 Jahren unter der Depression "gelitten" hast und es aber bisher nicht geschafft hast, dich für eine Behandlung zu entscheiden, nehme ich an, dass die Symptome doch eher leichter sind und der Leidensdruck bisher nicht so ausgeprägt waren?"
      zum Beispiel würde mir bei einer Befragung von Angesicht zu Angesicht da irgendwie die Schlagfertigkeit fehlen und wahrscheinlich würd ich unverrichteter Dinge nach Hause gehen.
      Nach ein paar Tagen überlegen kann ich aber sagen, dass es eher so ist, dass ich seit ich meine Ausbildung angefangen habe mich bewege, wo man solche Dinge mit Saufen regelt. So hätte das nie jemand interessiert.
      Natürlich fehlt mir trotzdem der Vergleich, ob es mir zu anderen nicht ganz so dreckig ergangen ist. Ich weiß nur, dass ich den ganzen Mai und noch ein paar Wochen mehr im Bett vergammelt hab und nicht mal mehr aus dem Zimmer kommen konnte um Freunde zu treffen. Ganz zu schweigen von den Uni-Kursen, wo ich jetzt arge Probleme habe, dass ich noch die Kurve kriege.
    • Du machst doch da keine Prüfung! Das Geschäftsmodell funktioniert so: Der Therapeut soll Dir helfen, dafür bekommt er Dein Geld, das ist alles. Du bist Kunde, mithin König, der Therapeut muss sich um Dich bemühen, insbesondere Dein Vertrauen gewinnen, nicht andersherum. Nur mit dieser Einstellung wirst Du die notwendige Kritikfähigkeit behalten, Deine Lebenszeit nicht an den unpassenden Heiler zu verschwenden.
    • Hallo Druven,

      ich gebe zu, der Satz war etwas provokant geschrieben. Es geht mir nicht darum, eine "Abwertung" der Symptome vorzunehmen, so nach dem Motto "kann ja alles nicht so schlimm gewesen sein". Eher, wo verortet man sich selbst. Auch leichte Depressionen können Leid verursachen, vor allem dann, wenn sie dafür sehr langandauern. Auch leichte Depressionen werden behandelt und es hat nichts damit zu tun, das diese "Nichtig" wären. Da ich jahrelang zwischen leichten über mittelgradige bis schwere Depression hin und hergependelt bin, weiß ich durchaus, das auch die leichte Depression auf Dauer zermürbend ist.

      Wenn ich richtig verstehe, geht es um die Angst, das deine "Depression" von dem Behandler nicht anerkannt wird? Oder das dir evtl. die Schuld für deine Situation gegeben wird?

      Also mir hat sowohl der Psychiater, wie auch der Therapeut zunächst empathisch und aufmerksam zugehört. Meine Darstellung wurde nicht relativiert und ich wurde auch nicht für "schuldig" erklärt. Beide haben stets ihr Bestes gegeben, damit ich wieder im Alltag Fuß fassen konnte. Ich hatte Glück, das Beide mir auf gleicher Augenhöhe begegnet sind und mich auch immer mit in ihrer Überlegungen hineingenommen haben.

      Das was natürlich bei der Suche nach einem Therapieplatz schwierig ist, sind einerseits die längeren Wartezeiten darauf und andererseits, dass der Therapeut oder die Therapeutin auch von der "Chemie" her passen muß, das man dieser Person auch Vertrauen schenken kann.

      Aber eine Therapie steht und fällt auch mit der eigenen Mitarbeit, so war es für mich ganz wichtig, auch offen für Veränderung zu sein. Aber es wird nicht gleich in den ersten Therapiestunden passieren, dass da mögliche andere Wege aufgezeigt werden, soetwas entwickelt sich.

      Also nur Mut!
      Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können (Patricia Deegan 1996).