Körperliche Gewalt in Manie und Psychose

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Körperliche Gewalt in Manie und Psychose

      Neulich wurde ich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, das ein Patient körperlich gewalttätig wird.
      Es fällt mir schwer, mir das vorzustellen, weil ich in der Zeit als ich 14 Tage fixiert wurde,
      selbst kein einziges Mal den Gedanken hatte, körperlich jemanden zu schaden.
      Das gab es nicht, auch nicht die Tage vor und nach der Fixierung.

      Nun bin ich natürlich kein (Un)schuldslamm und habe im soganannten normalen Zustand
      schon öfter Gewalt und Rache Phantasien gehabt. Als Jugendlicher gab es Momente,
      wo ich mich wortwörtlich duchgeboxt habe.

      Meine Frage ist also, inwieweit ist es typisch, in Manie und Psychose nicht körperlich gewalttätig zu sein,
      sondern wenn, einzig und allein "Lärm" zu machen. Was habt ihr denn dazu für Erfahrungen?



      LG Tobias
    • Huhu Tobi,

      ich habe es schon ein paar mal erlebt, dass psychotische Leute erst verbal und schließlich dann auch körperlich aggressiv wurden. Zuletzt bei meinem Bekannten, der erst einen Mann mit dem Messer bedroht und später versucht hat, seine Mitbewohnerin bei einem Auslandspraktikum im manischen Zustand aus dem Fenster zu werfen. Man muss noch dazu sagen, dass er offiziell unter schizoaffektiv bezüglich der Diagnose läuft.

      LG, das Nüssli
      Was tun nach dem Absturz?
      Aufstehen. Krönchen richten. Würdevollen Schrittes weitergehen.
    • Hallo,

      gewalttätig bin ich in Manien nicht geworden aber leider ziemlich
      aggressiv :( . Da ich in Manien kaum Angst empfinden kann, ist die
      Hemmschwelle runter gesetzt. Allerdings bin ich nicht autoaggressiv,
      es muß mir schon jemand "massivst auf den Füßen stehen", dann bricht
      es irgendwann sicherlich durch.

      Aber ich habe ziemlich aggressive bipolare Menschen kennen gelernt,
      Männer häufiger, aber auch Frauen. Es gibt ein äusserst hässliches
      Bild in mir, mein bipol. Vater, angetrunken, hochrot, das Gesicht
      zur Fratze verzogen, läuft drohend, einen Feuerhaken schwingend
      hinter uns her. Über 40 Jahre her, könnte ich dieses "Bild" malen, so
      sehr ist das "eingebrannt". Schläge hat die ganze Familie bekommen,
      das war früher so üblich :-(( , fast alle älteren Frauen meiner grossen
      Familie kannten körperliche Gewalt (und wir mit ihnen) durch die
      "Familienoberhäupter".
      Heutzutage wundert es mich nicht mehr, über die Jahre konnte man
      in der Familie latente G'schichten frei buddeln.
      Ein Opa war schon in den 20er bekennender (reicher) Nazi, ein Onkel
      war bei der SA und hat in der Reichskristallnacht mitgetobt, Synagogen
      etc. angezündet. Und alle haben diese "Erziehung" genossen, Zucht und
      Ordnung, Gehorsam. Wen wundert es, wenn sie das in der Familie häss-
      lichst weiter geben ?

      2008 hatte ich stationär eine Therapeutin, die schon meine Eltern (über
      Jahre) und eine Tante (Suizid) behandelt hat. Natürlich konnte sie mir
      nichts darüber erzählen, nur folgenden Satz hat sie sinngemäß mehrfach
      wiederholt:
      "Ihre Geschichte, die Familientragödie, zieht sich über viele Generationen".

      Und damit möchte ich brechen, so weit es mir möglich ist ! :)

      Gegen Gewalt, gegen Faschismus in jeder Form, auch in neuen Gewändern …

      Für Diskussion, für (auch harte) Auseinandersetzung(en), für immer neue
      Versuche .. :)

      Friede sei mit uns, Wendelin
    • Körperlich gewalttätig war ich nie, auch nicht innerhalb meiner einzigen Episode, ich habe auch nie eine Neigung dazu unterdrücken müssen. Während meines Zwangsaufenthaltes bin ich einige Male von Mitpatienten attackiert worden, auch dabei bleib ich völlig ruhig und habe lediglich abgewehrt, obwohl ich körperlich überlegen war. Körperliche Gewalt gab es in meinem Elternhaus nicht.

      Wohl aber war ich verbal aggressiv, das war allerdings in meiner Familie auch ein sehr gängiges "Stilmittel", zumal dort alle mit rhetorischen Waffen hervorragend ausgestattet waren.
    • Hallo

      Ich hatte mal vor jemanden zu töten. Zum Glück kam ich nach paar Stunden Zugfahrt wieder zu mir. Wunderte mich,dass ich im Zug saß und wusste nicht ,wie ich die Fahrkarte gekauft hatte usw. Konnte mich nur an das Vorhaben erinnern.
      Hatte ein grosses Küchenmesser in der Reisetasche gehabt. Mein Ex- Mann vermisste mich schon daheim,da ich keine Nachricht hinterlassen hatte,wo ich bin. Handy hatte ich da noch keines gehabt.


      Bin mir heute so dankbar,dass es mir gut geht bzw. das ich mich selbst lieb habe :goodjob: :heart:

      Lg. Manu
      Wenn es einen Glauben gibt, der Berge versetzen kann, so ist es der Glaube an die eigene Kraft.

      Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach (1830 - 1916), österreichische Erzählerin, Novellistin und Aphoristikerin
    • Diese Ambitionen hatte ich persönlich noch nie. Meine damalige Zwangseinweisung konnte auch nur mit zwei Argumenten begründet werden:

      1.) Ich würde übermüdet Autofahren und dadurch andere gefährden (sehr fragwürdig, zumal nicht bewiesen und ich in dieser Zeit weder im Verkehr auffällig geworden bin noch auch nur einen Kratzer in meinen Wagen gefahren hatte)

      u n d

      2.) hatte meine Frau ausgesagt, sie habe Angst, dass ich gewalttäig werden könnte (sie ist aber nicht gefragt worden, ob ich es je war, was tatsächlich auch niemals der Fall war, auch sehr fragwürdig).

      Dem Amtsgericht hats aber dennoch gereicht, dem Landgericht, bei dem ich gegen den Unterbringungsbeschluss am Tag nach meiner Einweisung sofortige Beschwerde eingelegt hatte, aber nicht. Die Kammer hat meine sofortige Freilassung anhand der Aktenlage angeordnet, ohne mich auch nur zu befragen. An beiden Entscheidungen übe ich aber Kritik, das Amtsgericht hat von vornherein falsch entschieden und das Landgericht hätte sich ein persönliches Bild machen müssen und vor allem sofort und nicht erst nach drei Wochen entscheiden müssen.