Liebes Nüssli,
Das ist wirklich ein harter Schicksalsschlag und Deine Trauer kann ich sehr gut nachvolluziehen. Es war ja nicht eine x-beliebige Arzt/Patientenbeziehung, sondern Du bist einem dieser seltenen Menschen begegnet, die nicht nur ihr Leben in den Dienst anderer stellen, sondern sogar die Bereitschaft mitbringen, sich in diese hinzufühlen. Dass er dich dann auch noch unterstützt hat, damit Du Deine Ziele erreichen kannst, sehe ich in der Tat auch als Vermächtnis an und er wollte ganz gewiss, dass Du einen guten Weg machst. Dazu beizutragen, Dir diesen Weg zu ebnen war ihm sehr viel wichtiger als die von ihm sicher als kleinlich empfundene Mehrung materieller Güter. Und Du kannst noch eine Gewissheit mitnehmen, er hat Dir diesen Weg zugetraut, ansonsten hätte er Dich kaum dermaßen unterstützt.- Mach´was draus"
Wir kennen die Umstände und vor allem die Gründe für seinen Freitod nicht, nach dem was Du schilderst, scheint es aber gerade diese intrinsische Empathie für seine Patienten zu sein, deren Schicksal auch er nur endlich beeinflussen konnte, die ihn am Leben verzweifeln ließen. Ich habe auch schon psychisch Kranke als Anwalt vertreten und man merkt dann sehr schnell, wie einen das mitnimmt, auch wie deren Probleme, die man ja lösen will, unbarmherzig nach einem selbst greifen, man gerät in eine Art Co-Abhängigkeit, wobei das natürlich viel intensiver ist, wenn man sich als Arzt mit der psychischen Verfassung auseinandersetzen muss, bei mir waren es ja "hur" juristische Themen. Dennoch musste ich an irgendeinem Punkt "dicht" machen, um mich nicht selbst zu ruinieren, ich habe nur noch schlecht geschlafen und ständig war ich in Gedanken bei diesen Patienten, die überdies immer weitere Probleme geradezu magnetisch anziehen. Man wird dann leicht in die Rolle gedrängt, die Lebenszuständigkeit für andere zu übernehmen und die geben diese Zuständigkeit liebend gerne ab...
Ich habe daraus gelernt: Ich könnte niemals einen Job ausüben, der mich tief in die Seele anderer blicken läßt, dafür würde mir die professionelle Distanz fehlen, von der ich auch annehme, dass man die sich auch nur sehr eingeschränkt angewöhnen kann.
Es ist für Dich ein großer Verlust, aber er hat auch an Dich appelliert und wenn er sich etwas hätte wünschen können, ist es sicher, dass Du ein gutes Leben führen kannst.
LG
Jannis
Das ist wirklich ein harter Schicksalsschlag und Deine Trauer kann ich sehr gut nachvolluziehen. Es war ja nicht eine x-beliebige Arzt/Patientenbeziehung, sondern Du bist einem dieser seltenen Menschen begegnet, die nicht nur ihr Leben in den Dienst anderer stellen, sondern sogar die Bereitschaft mitbringen, sich in diese hinzufühlen. Dass er dich dann auch noch unterstützt hat, damit Du Deine Ziele erreichen kannst, sehe ich in der Tat auch als Vermächtnis an und er wollte ganz gewiss, dass Du einen guten Weg machst. Dazu beizutragen, Dir diesen Weg zu ebnen war ihm sehr viel wichtiger als die von ihm sicher als kleinlich empfundene Mehrung materieller Güter. Und Du kannst noch eine Gewissheit mitnehmen, er hat Dir diesen Weg zugetraut, ansonsten hätte er Dich kaum dermaßen unterstützt.- Mach´was draus"
Wir kennen die Umstände und vor allem die Gründe für seinen Freitod nicht, nach dem was Du schilderst, scheint es aber gerade diese intrinsische Empathie für seine Patienten zu sein, deren Schicksal auch er nur endlich beeinflussen konnte, die ihn am Leben verzweifeln ließen. Ich habe auch schon psychisch Kranke als Anwalt vertreten und man merkt dann sehr schnell, wie einen das mitnimmt, auch wie deren Probleme, die man ja lösen will, unbarmherzig nach einem selbst greifen, man gerät in eine Art Co-Abhängigkeit, wobei das natürlich viel intensiver ist, wenn man sich als Arzt mit der psychischen Verfassung auseinandersetzen muss, bei mir waren es ja "hur" juristische Themen. Dennoch musste ich an irgendeinem Punkt "dicht" machen, um mich nicht selbst zu ruinieren, ich habe nur noch schlecht geschlafen und ständig war ich in Gedanken bei diesen Patienten, die überdies immer weitere Probleme geradezu magnetisch anziehen. Man wird dann leicht in die Rolle gedrängt, die Lebenszuständigkeit für andere zu übernehmen und die geben diese Zuständigkeit liebend gerne ab...
Ich habe daraus gelernt: Ich könnte niemals einen Job ausüben, der mich tief in die Seele anderer blicken läßt, dafür würde mir die professionelle Distanz fehlen, von der ich auch annehme, dass man die sich auch nur sehr eingeschränkt angewöhnen kann.
Es ist für Dich ein großer Verlust, aber er hat auch an Dich appelliert und wenn er sich etwas hätte wünschen können, ist es sicher, dass Du ein gutes Leben führen kannst.
LG
Jannis