Destabilisierung durch Therapie? & Letzte Worte für einen einzigartigen Menschen

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    • Destabilisierung durch Therapie? & Letzte Worte für einen einzigartigen Menschen

      Juhu, ich wollte euch mal um Rat fragen....
      denn ich hatte gestern nach längerem Warten den Brief von der Spezialklinik in der Post, wo ich zur vorstationären Untersuchung für mehrere Tage geladen werde und das Ganze soll schon am kommenden Mittwoch anfangen.

      Da gibt es jetzt einen Haken:
      Ich habe mich für so einen Therapieplatz angemeldet, als es mir nach dem Tod meines Vaters sehr schlecht ging, um mal all die Sachen aufzuarbeiten, die in den letzten Jahren passiert sind (primär) und sekundär mein Verhältnis zu meiner Mutter und deren langjährige C2-Abhängigkeit und deren Folgen (all die vermurksten Kindheits- Jugenderinnerungen, Coabhängigkeit usw.). Dachte mit all dem alten Ballast könnte ich nicht mehr weitermachen, komme mit den Schicksalsschlägen nicht klar.

      Nun ist aber schon so viel Zeit vergangen, das sich von alleine eine enorme Stabilisierung eingestellt hat. Nehme nur geringe Erhaltungsdosis. Bin psychisch ausgeglichener und belastbarer trotz enomer Arbeitsbelastung. Habe wieder Freude an Sachen, treffe mich gern mit Leuten, habe sogar Spaß am Wegfahren wiederentdeckt. Alles Dinge, die vorher verloren schienen und blockiert waren. Das LEben hat an Farbe gewonnen. Es gibt wieder mehr im Leben als den Verlust, den Schmerz und die Erkarnkung. Ich bin selbst aus dem sozialen Rückzug rausgekommen und traue mich weite Strecken zu reisen und auf fremde Menschen zu treffen. Vorher undenkbar. Viel zu groß die Angst vor fremden Menschen und deren Reaktion auf mich und viel zu gering der Antrieb und überhaupt das Interesse daran. Das ist eine enorm positive Entwicklung, die ich selbst als eindeutige Stabilisierung sehe. Von dem seelischen Dauerschmerz konnte ich mich genauso distanzieren, genauso wie von dem ständig negativen Denken (wenn auch nicht restlos).

      Doch soll ich nun dorthin fahren? Ich muss mich quasi schon bis morgen früh entschieden haben und alles in die Wege leiten.
      Normalerweise würde man sagen: Klar mach das doch trotzdem!
      So ganz einfach ist das aber nicht...vor ein paar Jahren hatte ich ein traumatisches Erlebnis. Ich kam nach ein paar Wochen eigentlich nicht so schlecht klar. Hatte mich schon etwas distanziert und an den Gedanken gewöhnt/damit abgefunden. Da hatte ich dann 6 Wochen später einen Termin bei meinem damaligen Psychiater. Als es just passiert war, hatte ich nicht einen extra-Termin vereinbart. Ich kann nicht mal mehr sagen, warum nicht. Scheinbar wollte ich direkt danach nicht mit ihm darüber reden. Aber bei jenem Termin 6 Wochen später nach dem eigentlichen Ereignis kamen wir natürlich darauf zu sprechen. Das hat dann irgendwas in mir ausgelöst und dann kam der Crash. Ein hlabes Jahr nur fieseste Dunkelheit in meinem Leben und selbst noch weitere Monate danach war der Schmerz über den Verlust der Grund für viele depressive Phasen. Dieses eine Gespräch hatte mich so aus der Bahn geworfen. Ich kam mit meinem Leben nicht mehr klar. Lange Zeit war mir selbst nicht klar, ob ich es schaffen werde oder in den "Club of 27" eingehe.

      Nun habe ich Angst, dass meine neu gewonnene Autonomie und Stabilität schon sehr bald wieder der Vergangenheit angehören werden, denn ich hörte schon von anderen (die bereits dort waren), dass man bereits an diesen wenigen Tagen der vorstationären Untersuchung an seine Grenzen gebracht wird, um zu testen, ob man für eine Traumatherapie überhaupt geeignet ist.

      Aber was nun machen? Trotz des Risikos hinfahren, dass die Welt wieder über mir zusammenbricht oder lieber alles daran setzen diese stabile Phase so gut es geht aufrecht zu erhalten??? Sollte ich vielleicht die Dinge lieber ruhen lassen oder eventuell lieber was ambulantes anstreben, das vielleicht hilft mit dem Zustand meiner Ma (wird künstlich am Leben gehalten) klarzukommen aber nicht alten Seelenmüll aus der Vergangenheit ausgräbt?

      LG, das Nüssli
      Was tun nach dem Absturz?
      Aufstehen. Krönchen richten. Würdevollen Schrittes weitergehen.

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Zaubernuss ()

    • Es ist sehr schwer, aus der Ferne darauf einen Rat zu geben. Wie Du das schilderst besteht der Leidensdruck aktuell nicht mehr, der Dich damals überhaupt erst veranlasst hat, um einen Therapieplatz nachzusuchen und Du siehst halt auch die Gefahr, dass eine Therapie die Sache eher "verschlimmbessern" könnte. Sicher wäre in diesem Fall meine Entscheidung bereits glasklar gegen die Therapie, aber das mag auch mit meiner eigenen, eher sehr negativen Einstellung und Erfahrung damit zu tun haben und meinem Leitsatz: "Never change a working system". Wie ich Dich hier erlebe und nach dem, was Du mitteilst, scheinst Du mir derzeit eher auf dem aufsteigenden Ast zu sein, diese Tendenz ist doch eigentlich sehr erfreulich! Bei einer Therapie sehe ich immer die Gefahr, dass gesunde Anteile verschüttet werden und man ja schon allein aufgrund des Aufenthaltsortes dauernd damit konfrontiert wird, dass man primär mal krank und hilfebedürftig ist.
    • Zunächst mal gibt es da kein richtig und falsch.
      Das "eine" richtig gibt es wohl eh nicht,
      im Gegenteil der Glaube es gäbe "das Richtige"
      und man könnte sich falsch entscheiden,
      führt oft zur Qual und das man sich dann gar nicht entscheiden mag
      aus Angst "das Falsche" zu tun.

      Vielmehr gibt es kein richtig und falsch sondern
      wenn man a macht, erhält man vermutlich b
      und wenn man sich für c entscheidet erhält man d.

      Ich ich von "Heilern" etwas positives gehört habe
      und einen guten Eindruck habe, probiere ich es gern
      aus für eine Sitzung. Das ist einfach meine Neugierde
      um verschiedene Heil und Lebensweisen kennen zu lernen
      und in Bezug auf Ihre Wirksamkeit zu testen.

      Ein Schulspsychiatrischer Rahmen geht vom bisherigen Erleben
      wenig auf meine Bedürfnisse ein.
      Ich empfinde es eher als Einengung und weniger
      als Aufforderung zu wachsen.

      Studien zeigen um so mehr man über die Vergangenheit redet
      um so weniger heilsam ist es. Deshalb fragen gute Therapeuten
      auch nicht "Wie ist es Ihnen damals gegangen." Sondern
      wie geht es Ihnen heute wenn Sie an die damalige Situation denken.
      Heilung findet im hier und jetzt statt, nicht in der Vergangenheit.
      Der Patient muß lernen, das er jetzt etwas tun kann
      um auf sein Gefühlsleben Einfluß zu nehmen.

      Ich bin neuen Therapien grundsätzlich gegenüber aufgeschlossen,
      wenn ich von deren Ansatz fasziniert bin. Schon allein
      aus "professionellen" Gründen, will ich mir das dann näher Ansehen.

      Ich muß schon begeistert sein und mir wirklich etwas davon versprechen.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von positives-denken ()

    • Guter Rat ist teuer

      Hallo Nüssli,

      ich bin ja eher von der "vorsichtigen Sorte" und gehe keinerlei Risiko ein - also kannst du dir meinen Rat schon denken.

      Stabilität ist ja kostbar und sehr mühsam erworben und alles das sie gefährden könnte wird von mir wenn irgendwie möglich "umschifft".

      Du hast ja eh noch genügend zu kämpfen mit deiner Mutter etc. - geh es lieber langsam an!

      Meist kommt es irgendwann nach Jahren kleinweise hoch - aber dann kannst du es auch gut verarbeiten und für dich immer "ablegen".

      lg
      Renate
    • Und es war beschlossene Sache, dass...

      Hallo ihr Lieben!

      Erst einmal einen ganz lieben DANK für eure Einschätzungen, Gedanken und Ratschläge.
      Ich habe sie in meine Überlegungen einfließen lassen.

      "Never change a working system"- wie wahr! Kann ich da nur sagen. Mag es auch nicht perfekt funktionieren. Aber es funktioniert derzeit 100 mal besser als sonst und warum sollte ich jetzt diesen Weg verlassen, wo seine Ausichten derzeit so gut sind?
      Und wie Renate auch so schön auf den Punkt brachte: Stabile Zeit ist kostbar. Oh ja, das ist sie. Und vor allem ist sie schön! Wie habe ich es vermisst, dass sich Leben nicht nur wie Belastung anfühlt, sondern auch leicht und schön, facettenreich, lebendig und all das andere.

      Ich halte es tatsächlich im Moment für das Falsche mich rund um die Uhr mit Leidensgenossen zu umgeben. Dann kann ich auch nicht mehr all die Dinge tun, die ich jetzt gerade mache. Normale Sachen. Sachen bei denen man durchaus auch mal das Kranksein vergessen kann. Nachdem ich jetzt auch mehrere Nächte darüber geschlafen habe, habe ich mich gegen die lange stationäre Therapie entschieden.
      Bei mir ist es wie bei Renate und so habe ich mich entschlossen ein- und denselben aufsteigenden Ast weiter zu gehen und keinen ungwissen Umweg. Ich werde meine gute Phase beschützen und deren Schönheit auskosten, auch wenn sich das später als Fehler rausstellen sollte. (Aber da der Schlussteil meines letzten Satzes im Grunde schon wieder viel zu negativ ist, streiche man das einfach aus dem Protokoll, denn nichts ist gewiss....stimmt's Tobi? *grins*).

      LG, das Nüssli
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    • Ich wüßte nicht was Du falsch gemacht haben könntest, bei jedem Moment in dem es Dir gut geht
      bzw. Du es Dir gut gehen läßt.

      Ich kenn das vom Fahrrad fahren, wo es hoch geht, geht es auch irgendwann wieder runter
      und umgekhert natürlich. Das ist wie ein Naturgesetz. So ist das Leben, am besten einfach in Bewegung bleiben
      und sich an dem Hoch und Runter erfreuen. Beides nicht so ernst nehmen, den beides ist Teil des Selben.

      Laß es Dir gut gut gehen :) Du bist auf dem Weg, prima :agree:
    • ´Lieber Nüssli,

      geniesse jeden Augenblick - koste ihn aus denn das Leben ist schön und lebenswert - nur wer weiss wie kostbar er ist kann das auch! Wir dürfen uns mit unserer "Krankheit" halt "nicht zu weit hinauslehnen" - müssen immer mit unseren Kräften haushalten und aufpassen mit welchen Menschen wir uns umgeben - ist nicht immer einfach. Du schaffst das! :thumbsup:

      Alles Gute

      Renate :thumbsup:
    • Bisher lebe ich mit der Entscheidung ganz gut. Für mich ist es o.k. Als an der Arbeit bekannt wurde, dass ich doch nicht prästationär gehe und schon gar nicht die lange Therapie machen, wurde ich durchaus dafür kritisiert und Enttäuschung geäußert. Sie wussten, wie lange man in eben dieser Klinik auf einen therapieplatz wartet. Fand ich aber unqualifiziert. Da reden einfach Menschen "ach Mensch Therapie ist doch toll...bla bla". Ja klar, die betrifft es ja auch nicht und sie denken, dass nach einer Therapie nicht alles super ist und die eigentliche Therapie auch nicht. Wundert mich ein bisschen, dass alle so unkritisch "pro" Langzeit-Therapie eingestellt sind. Als ob das die Lösung aller Probleme wär.

      Ich hatte ja meine Psychiaterin angesprochen- oder vielmehr mit ihrem sonderbaren automatischen Telefonsystem. Ich sage nur: "Wenn sie ein neuer Patient sind, dann drücken sie die 1. Wenn sie bereits Patient sind und einen neuen Termin haben möchten drücken sie die 2. Wenn sie ein Rezept haben möchten drücken sie die 3. ... da kommt man sich vor, wie in der Warteschleife des Internetanbieters *hust*
      Kurzum ich quatsch ihr da drauf und zurückgerufen hat mich die Sprechstundenhilfe, um mir mitzuteilen, dass Frau Dr. der Meinung ist, dass sei ja meine Entscheidung, aber im Prinzip sei ich noch zu instabil..." :?: Wie lange haben wir uns nicht gesehen? 2 Monate? Sie hat nicht mal ein Wort persönlich mit mir geredet. Sie weis doch noch gar nicht von der Besserung der letzten Wochen...hm...Deshalb gebe ich darauf auch nichts.

      LG, Nüssli
      Was tun nach dem Absturz?
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    • positives-denken schrieb:

      So ist das Leben, am besten einfach in Bewegung bleiben
      und sich an dem Hoch und Runter erfreuen. Beides nicht so ernst nehmen, den beides ist Teil des Selben.
      Das gefällt mir :) , so sehe ich das auch. Nicht jede Melancholie
      ist eine Depression, nicht jede überbordende Freude gleich eine
      Manie.
      Tagesreflexion ist auch eine gute Sache, dann kann man gegebenen-
      falls korrigieren / innehalten. Hadern, sich selbst verurteilen, stigma-
      tisieren etc. sollte man tunlichst vermeiden.
    • @ Wendelin

      Einfach melancholisch kann man das nicht nennen- bei weitem nicht. Es hatte schon den Rahmen einer depressiven Phase.
      Ich hab getrauert, war fassungslos, ratlos, ausgebrannt, enttäuscht, antriebslos, ungeordnet, leer, einsam, auf Kriegsfuß mit dem Schicksal und dem Leben an sich und wusste nicht, wie es weitergehen sollte und ob ich das mögen werde, wie es wohl sein wird.

      Aber Dinge können sich im Laufe der Zeit ändern und in 6 bis 8 Wochen kann sich schon jemand stabilisieren. Deshalb finde ich es auch unprofessionell, wie das gelaufen ist. Man hätte sich schon selbst versichern müssen, was der aktuelle Stand ist. Aber ich wusste ja schon vorher, dass sie nicht die beste Psychiaterin ist.
      Bei meinem früheren Arzt wäre das niemals so gelaufen. Er hat mich sogar ab und zu angerufen, wenn er wusste, dass es mir schlecht geht oder wenn er nicht sicher war, ob ich mit einem neuen Medikament klarkomme oder als meine Mutter ins Koma fiel.
      Was die Fragestellung mit der Therapie angeht, hätte er allermindestens selbst angerufen, wenn nicht eher sogar um einen Termin gebeten und zum anderen ist das eigentlich indiskutabel, denn wir haben uns seit er mein Studium begleitet hat im 14-tägigen Rhythmus gesehen und auch vorher waren nie mehr als 4 bis 6 Wochen dazwischen...

      Grüße, das Nüssli
      Was tun nach dem Absturz?
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    • Zaubernuss schrieb:

      Einfach melancholisch kann man das nicht nennen- bei weitem nicht. Es hatte schon den Rahmen einer depressiven Phase.
      Ich hab getrauert, war fassungslos, ratlos, ausgebrannt, enttäuscht, antriebslos, ungeordnet, leer, einsam, auf Kriegsfuß mit dem Schicksal und dem Leben an sich und wusste nicht, wie es weitergehen sollte und ob ich das mögen werde, wie es wohl sein wird.

      Aber Dinge können sich im Laufe der Zeit ändern und in 6 bis 8 Wochen kann sich schon jemand stabilisieren.
      Hallo Zaubernuss,

      ich glaube schon, dass Du bei Dir den Unterschied von Depression
      und Melancholie richtig einschätzen kannst, mein Satz dazu war
      allgemein gemeint.
      Bei mir kann eine Depression durchaus mit einer Melancholie
      beginnen, deshalb sollte so etwas nie länger als 1-2 Tage (bei mir)
      andauern, wehret den 'Anfängen'.
      Bei einer beginnenden Phase suche ich sofort die Ruhe, das kann
      bis zur Selbstisolation gehen. Und nach ca. 2-3 Tagen Ruhe 'ver-
      ordne' ich mir (langsam) Aktivität und viel Bewegung an frischer
      Luft, meistens gehört auch ein ausgiebiger Solethermenbesuch
      dazu. TV, (Horror) Nachrichten, Familienzank etc. meide ich
      dann und beschäftige mich nur mit meinen Ressourcen, die mich
      wieder auf den Damm bringen. Nach ca. 1 Woche ist der Spuk
      meistens vorbei, früher dauerte das erheblich länger.
      Ich stimme Dir zu, dass 6-8 Wochen schon viel zur Stabilität bei-
      tragen können, eine durchschnittliche Psychosomatik-Reha dauert
      auch nicht länger.

      Zaubernuss schrieb:

      fassungslos, ratlos, ausgebrannt, enttäuscht, antriebslos, ungeordnet, leer, einsam
      Wenn die Batterien leer sind, müssen sie wieder rechtzeitig geladen
      werden, bevor eine Tiefentladung, die ernsthafteren Schaden bedeutet,
      eintreten könnte. Beruflich, zusätzlich auch familiär, bin ich zu oft in
      diesen Grenzbereich geraten, das vermeide ich heutzutage konsequent.
      Abgrenzung ist hierzu mein Zauberwort, mir hilft das ungemein. :)
      Diese "Tools" habe ich in diversen Reha's und Therapien gelernt und
      verinnerlicht, da bin ich heutzutage auch ziemlich kompromisslos.
      Aber ich musste auch erst Mitte 40 werden, bevor ich mein ungesundes
      Verhalten aktiv ändern wollte (und mußte). Mit allen Rehas und Thera-
      pien hat es dann nochmal ca.10-12 Jahre gedauert, bis ich meine "Tools"
      entwickeln und erfolgreich einsetzen konnte. Auf dem Weg dahin sind
      mir etliche 'nicht so tolle' Ärzte und Theras begegnet, zum Glück gab es
      aber auch richtig gute. :) Heutzutage weiß ich sehr schnell, mit wem ich
      arbeiten will und kann, den Rest meide ich.

      Du wirst das auch 'meistern, for shure' .. :)
      Weiterhin viel Erfolg, niemals aufgeben, Rückschläge wegstecken und
      Erfolge nutzen und geniessen.

      LG
    • Danke für deine lieben Worte! Gleichfalls :heart:

      Was dieses genaue Kennen der Vorgänge kurz vor einer Phase angeht, habe ich derzeit keinen Überblick und keine Tools. Das war noch bis vor 1 oder 2 Jahren ganz anders. Viele Jahre (ich glaub von 2007 bis 2012) habe ich mitunter lückenlos einen sehr ausführlichen Stimmungskalender geführt mit datumsgebunden Kommentaren, sodass man nicht nur im Intervallbereich sein täglich Kreuzchen macht und so eine hübschige Verlaufskurve entsteht, sondern bei "Ausschlägen" auch einen Eintrag findet, wie sich das angefühlt hat, was da passiert ist, Medikamentenumstellungen oder Dosisanpassungen, neu aufgetrenene unerwünschte Wirkungen ect. Wenn man sich jeden Abend 3 Minuten Zeit dafür nimmt, ist das nicht so aufwendig, wie es dann am Ende aussieht. Dafür aber sehr detailliert und vollständig und man kent sich sehr gut und man kann später nochmal nachschlagen, warum man Medikament XY irgendwann nicht mehr nehmen konnte oder ab welcher Dosis was passiert...
      Außerdem sind da auch die Arztbesuche markiert und häufig (wenns Sinn machte) habe ich einen Kommentar angelegt, um zu notiren, was wir besprochen haben. Wenn man das mitunter Jahre später unguckt, ist das sehr interessant und man kann nachvollziehen, ob das geholfen hat. Oh und man kann sich auch ne Runde schämen, weil man so schön sehen kann, was passiert, wenn man mit der Einnahme "failt". Wenn man eine genaue Aufzeichung hat, kann man sehr wohl sehen mit welcher kurzen Verzögerung es danach einen Stimmungseinbruch gibt und sei er noch so kurz. Nicht, dass jemand von uns hier, womöglich Einnahmen vergessen könnte, wir doch nicht *hust* :devil: Deswegen kann man die Teile eigentlich nicht seinem Behandler in die Hand drücken, obwohl ich mir sicher bin, das es sehr interessant wäre, so einen ausführlichen Einblick bekommen zu können, der so viele Aspekte mit einbezieht, sogar Schlafdauer- und Qualität (insofern man es mit erfasst). Aber er gibt auch tiefe Einblicke in Abgründe wie Suizidalität, die mitunter höchst persönlich sind und wenn eine andere Person, als ich das in die Finger bekommen würde, weis ich nicht, ob er das richtig einschätzen könnte.

      Ich sollte vielleicht mal wieder einen anlegen. Aber ohne jetzt nachzusehen, kann ich mich ziemlich gut erinnern, dass bei mir hypomanische Phasen keine Vorlaufzeit haben und depressive auch eher selten. Ich switche ja unfassbar schnell. Das kann sein, muss aber nicht. Für andere muss das sehr eindrucksvoll sein. Meine Mitbewohnerin hat sich letztens total erschrocken, als ich auf Lamotrigin hin hypomanisch wurde (kann nicht in 50mg Schritten aufdosieren, das hatte ich vergessen). Auf andere muss das ganz komisch wirken. Das ist auch das, was mir Angst macht. So eine Art unangemessene Heiterkeit, aber sie fühlt in dem Moment nicht, was ich fühle und als chronisch Schwer-Depressive hat sie vermutlich keinen blassen Schimmer mehr davon, wie sich pure Glückseligkeit anfühlt. Sie kann einfach nicht verstehen, das das im Inneren echt ist, also tatsächlich vorhanden. Nach außen hin, mag das komisch sein (übertrieben?), aber so stark, wie sich die Freude nach außen zeigt, so stark fühlen wir das ja tatsächlich und nein, man braucht keinen Grund, um sich übermäßig gut zu fühlen. Das ist irgendwie so ein Irrglaube. Wenn meine Neurochemie findet, das ist jetzt so, dann ist das so (ob nun durch natürlichen Krankheitsverlauf [nehme ja nichts antimanisches] oder eben durch Medikamente). Weder sie noch ich braucht einen zwingenden Grund, um depressiv zu sein und man ist als Betroffener ja immer genervt, wenn alle fragen, warum man denn depressiv ist, weil sie nicht verstehen, dass sowas einfach passiert. Mit den Hypomanien verhält es sich bei mir fast genauso, obwohl die durchaus, wie die depressiven Phasen, von außen hin auf den Plan beschworen werden können (bei mir hauptsächlich durch entlastende Ereignisse).
      In meinem Gehirn laufen manchmal Sachen schief und dafür gibt es eben manchmal keinen äußerlich erkennbaren Auslöser. "Gesunden" ist das scheinbar unbegreiflich, obwohl die ja auch gute und schlechtere Tage haben. Aber da wird das nicht in Frage gestellt...hm.

      LG, das Nüssli
      Was tun nach dem Absturz?
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      Dieser Beitrag wurde bereits 6 mal editiert, zuletzt von Zaubernuss ()

    • Aussenstehende

      Lieber Nüssli,

      du wegen deiner Arbeitskollegen da würde ich mir nicht soviel draus machen - jemand der mit dieser Erkrankung noch nichts zu tun hatte kann das glaube ich gar nicht beurteilen und denkt sich nur - ach jetzt macht er mal eine Therapie und dann ist er wieder heil - das für und wieder können die ja gar nicht abwägen.

      Wenn du dich von deiner jetzigen Ärztin schlecht betreut fühlst ...

      Ich wünsch dir noch einen schönen Sonntag!

      lg Renate :bett:
    • Zaubernuss schrieb:

      Aber ohne jetzt nachzusehen, kann ich mich ziemlich gut erinnern, dass bei mir hypomanische Phasen keine Vorlaufzeit haben und depressive auch eher selten. Ich switche ja unfassbar schnell. Das kann sein, muss aber nicht. Für andere muss das sehr eindrucksvoll sein.
      Liebes Nüssli,

      auch ich bin ein Ultra-ultra Rapid Cycler, Hypomanie und Depression können
      an einem Tag geschehen, das ist fürchterlich anstrengend, ich will das nicht
      mehr ! Als Teen war es schlimm und peinlich, aus bester Partylaune schlag-
      artig ins heulende Elend zu wechseln. Grad noch auf der Tanzfläche abgetobt,
      Minuten später irgendwo schluchzend verkrochen oder 'geflüchtet'.
      (Körperliche) Freude und Schmerz/ Trauer, liegen sehr nah beieinander. Mittler-
      weile bin ich frei genug von gesellschaftlichen Verpflichtungen und Konventionen,
      um die "Trigger" benennen zu können. Manchmal sind das "Kleinigkeiten", die ich
      früher schlicht übersehen habe.

      Eine gesichterte Diagnose (wobei auch Blödsinns-DX in Reha-Berichten als "ge-
      sichert" galten) habe ich erst seit knapp 5 Jahren, diese Diagnostik war aber
      im Rahmen eines Forschungsprojektes zur BS am ZI-Mannheim/ Uni Heidelberg
      über Monate erstellt worden. Der ICD10 kann das gar nicht enthalten, also
      F31.81 für sonstige Formen der bipolaren Störung plus Zusätzen der Diagnostiker.
      F31.6 bekomme ich immer wieder, wenn ich mich tierisch aufrege, dazu gab und
      gibt es im Leben immer wieder Gründe, leider oft der Zank mit Behörden und Ent-
      scheidungsträgern.

      Gelassenheit war und ist immer mein Hauptziel gewesen, Gelassenheit, nicht
      Coolness, Desinteresse oder große Fresse.

      Zaubernuss schrieb:

      wie sich pure Glückseligkeit anfühlt. Sie kann einfach nicht verstehen, das das im Inneren echt ist, also tatsächlich vorhanden. Nach außen hin, mag das komisch sein (übertrieben?), aber so stark, wie sich die Freude nach außen zeigt, so stark fühlen wir das ja tatsächlich und nein, man braucht keinen Grund, um sich übermäßig gut zu fühlen. Das ist irgendwie so ein Irrglaube. Wenn meine Neurochemie findet, das ist jetzt so, dann ist das so (ob nun durch natürlichen Krankheitsverlauf [nehme ja nichts antimanisches] oder eben durch Medikamente).
      Ein grosser Vorteil der Bipos gegenüber den Unipolaren, wir sind immer wieder
      mal gut drauf ..hihi.. :)
      Einen "kleinen" Grund gibt es für mich immer, auch diese ungestüme Freude
      kommt nicht aus dem Nichts. Meistens ist es die Verbundenheit mit anderen
      Menschen / Lebewesen, die so ein archaisches Glücksgefühl erzeugen kann.
      Verliebtheit verbunden mit gutem Sex mit der geliebten Partnerin ist so ziem-
      lich das Schärfste unter der Sonne, was ich mir vorstellen kann :) , die Fran-
      zosen nennen es nicht umsonst den "kleinen Tod". Wir sollten unsere Natur
      niemals vergessen, auch wir sind Instinkten und Trieben unterworfen, wir
      haben keine Herrschafft des reinen Geistes, der Liebe !

      Aussenstehende:
      Selbst meine Frau fragte sich schon oft, was in meiner Birne passiert (?(. :)
      Ihr mag ich es erklären (wollen), ein Arbeitskollege kann kaum in meine
      Seele schauen, denn dann wäre er schon ein Freund :) Und Freunde sind rar !

      Schönen Sonntagabend, ich sevier jetzt der Familie einen Rostbraten mit Sauce
      und Kartoffeln, guten Käse zum Magenschließen .. :)
      Und morgen fahr ich mit Frau irgendwo hin wo es Spaß macht …

      Liebe Grüße von Wendelin
    • Ach, diese Diagnosen und deren Legitimierung durch die wichtig erscheinende ICD-Verschlüsselung. Es sind beliebige Begrifflichkeiten sonst nichts, der Mensch hat einen Hang dazu, (andere) zu wiegen und (denen) Etiketten aufzukleben. Wie sagt man so schön: Bei den eigenen Fehlern ist man Verteidiger bei denen anderer Staatsanwalt.

      Und diese Diagnose bekommt man dann ja auch wie eine Beleidigung serviert. - Rumms: "Sie Arsch funktionieren ja nicht im Sinne des arischen Volkes. Wegtreten!" Wer nicht krank ist, wird es, wenn man es ihm nur hinreichend einhämmert. Früher hat man vergast, heute fixiert man, in beiden Fällen ist man durch Begrifflichkeiten gerechtfertigt. Die Psychiatrie hat sich bei den Zwangsuntergrebrachten in den zurückliegenden 70 Jahren nicht grundlegend geändert, die Mittel sind nur etwas milder geworden.

      Und hier mal etwas wirklich Erfreuliches, die geilste Nummer überhaupt, gute N8:

      youtube.com/watch?v=Q3VJOl_XeGs

      und noch was schönes

      youtube.com/watch?v=Zi0RpNSELas

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Jannis ()

    • Ein allzufrühes Ende

      Ich fürchte alle Freude über die Besserung war umsonst, denn wie immer schlägt das Schicksal in dem Moment zu, da ich wähnte, es würde nun eine gute Zeit beginnen. Ich weis nicht, warum ich dazu verdammt bin, ständig die Menschen zu verlieren, die mir am meisten bedeuten. Was habe ich nur an mir, dass ich so bestraft werde? Bin ich ein so schlechter Mensch? Wer ist denn als nächstes dran? Vielleicht mein Bruder? Mein kleiner Neffe? Wieviele Verluste kann man binnen kürzester Zeit ertragen, bis ein Mensch so sehr zerstört ist, dass er nicht mehr nach oben schwimmen kann?

      Mit unfassbarem Entsetzen musste ich heute erfahren, dass der Mensch, der mir ein 2. Mal das Leben schenkte und und dem ich mein Studium verdanke, bereits im Mai unter ungeklärten Umständen (man befürchtet Suizid), ums Leben gekommen ist. Ziemlich genau 4 Wochen nachdem ebenfalls mein Vater unter ungeklärten Umständen tot vor dem eigenen Haus zusammenbrach.

      Es sei ein MAHNMAL an alle, die denken Psychiater seien anders und würden auf der "anderen" Seite stehen. Und es ist eine Mahnung an alljene, die selbst als solche tätig sind, besonders gut auf die eigene Gesundheit zu achten- ganz besonders auf die psychische.
      Wie man aus den Briefen seiner letzten Zeit weis, können selbst Fachleute, wie er, sich mitunter nicht aus eigener Kraft helfen, auch wenn man meint, sie müssten wissen, wie das geht.
      Schon an seinem Augenaufschlag konnte ich ablesen, dass es ihm psychisch schlecht ging. Doch fragt man seinen Arzt schließlich nicht seinem psychischen Befinden. Man wahrt aus Respekt vor dem anderen eine gewisse Distanz. Diese Gabe so in Menschen lesen zu können, die ich offensichtlich der Bipolarität verdanke, ist manchmal Segen und manchmal Fluch. Meistens jedoch Fluch und eine große Belastung.
      Durch jene veröffentlichten Briefe wird das ungute Gefühl zur sicheren Gewissheit. Am 26. Januar schrieb er an seine Lebensgefährtin:"Gegenwärtig habe ich keine Kraft mehr. Ich bin des Lebens müde. Trotzdem versuche ich die Situation zu bewältigen." Schon mehr als ein Jahr bevor er starb, konnte ich das Unglück kommen spüren. Oft ist es mir durch den Kopf gegangen ihn einfach mal zu besuchen, nachdem er aus Marburg fortgegangen war. Doch wie so oft, war ich zu schüchtern, fügte mich dem angelernten Verhalten und Denken, sich bloß keinem aufzudrängen und immer auf der Hut vor Zurückweisung zu sein. Eine schwere Fehlentscheidung, sonst hätte ich erfahren, dass er nun derjenige ist, der dringend Hilfe gebraucht hat.


      Stefan ist ein außergewöhnlicher Mensch gewesen und beeindruckte seine Mitmenschen durch die Tiefe seiner Gespräche, durch seine sanfte Art und sein unglaubliches Einfühlungsvermögen, dem ständigen Streben auf dem neuesten Stand zu sein und auch einmal andere Wege zu gehen, ungeachtet dessen, was Kollegen darüber denken. Aber im Gegensatz zu denen kannte er sich mit dem menschlichen Gehirn verdammt gut aus und verstand etwas von den hochkomplizierten Interaktionen. Es war ihm nicht zu viel sich unermüdlich mit der Wirkung von Neurotransmittern und anderen Dingen auseinander zu setzen, um den Menschen helfen zu können, die seinen Rat suchten. Es gibt einen Menschen hier, der ihm gar nicht so unähnlich ist.

      Wenn ich mich mit meinem Vater unterhielt, dann fragte ich immer "Warum tut jemand sowas?" Gemeint war damit, dass er mir die Aufnahme des Studium ermöglichte, auch durch nicht unwesentlich viel Geld. Mein Vater sagte immer "Weil du für ihn die Tochter bist, die er nie gehabt hat."
      Nun, wenn dem tatsächlich so war, dann erfüllt es mich mit großer Freude, Stolz und Dankbarkeit, dass genau ich diese Person sein durfte.

      Dies ist eine Art von Verbundenheit, die für enttäuschte und teils traumatisierte Menschen wie Jannis sicher nicht nachvollziehbar ist. Genau aus dem Grund, werde ich nachfolgendes posten- weil es wahr ist. Die Worte, die dort gefunden wurden, kommen aus tiefstem Herzen.
      Sie zeigen, ich sehe diesen unfassbaren Verlust nicht allein so. Es gibt diese besonderen Menschen und es ist ein großes Glück ihnen begegnen zu dürfen und leider wird nicht jedem dieses große Geschenk zuteil. Das folgende Zitat stammt aus der besonders bewegenden Trauerrede, die für diesen einzigartigen Menschen gehalten wurde und zeigt, dass nicht nur ich ihn so gesehen habe.

      Ich verneige mich hochachtungsvoll vor dem großen Können dieses Mannes und dem wunderbaren Menschen, der er gewesen ist. Er wurde nur 48 Jahre alt.

      Aus der Trauerrede:

      Musik von Placebo: „Pure morning“


      Die Musik zur Trauerfeier heute hat Todor Julianov T.– einigen von Ihnen wahrscheinlich besser bekannt als Teo – zum Andenken an seinen Freund Stefan Redies ausgewählt.

      Placebo heißt die Gruppe, die der Verstorbene sehr mochte.

      Das passt gut, denn sinnigerweise war Stefan Redies Arzt.

      Nicht irgendeiner.

      Man kann sagen: Seine Patienten haben ihn auf Händen getragen.
      Stefan Redies sicherte sich einen Platz in ihren Herzen durch seine besondere menschliche Hinwendung und mit seiner außergewöhnlichen Feinfühligkeit.

      Vielleicht ist ja ausgerechnet dies der kostbarste Placeboeffekt therapeutischer Beziehungen.

      Davon abgesehen kannte sich der Verstorbene aber nicht nur gut mit Placebos aus, sondern auch mit den Wechsel- und Nebenwirkungen von Neuroleptika, die er immer sehr kritisch im Blick behielt.

      Das unterschied ihn von vielen anderen Ärzten.

      ----

      Oft habe ich mir vorgestellt, wie es wohl sein wird, wenn er wohl eines Tages ein Exemplar meiner Abschlussarbeit in den Händen hält, die ihm gewidmet ist. Die Worte für die Widmung waren schon längst ausgesucht. Vielleicht ein Lächeln? Für mich ein unerträglicher Schmerz, dass er diesen Moment nicht mehr erleben darf. Ich hätte es ihm so sehr gewünscht.

      Ich fürchte, dass ich mich evt. eine Weile aus dem Forum zurückziehen werde. Auch fürchte ich, dass ich keine Kraft haben werde den Kongress zu besuchen, auf den ich mich so sehr gefreut habe.

      Eure Nüssli
      Was tun nach dem Absturz?
      Aufstehen. Krönchen richten. Würdevollen Schrittes weitergehen.

      Dieser Beitrag wurde bereits 4 mal editiert, zuletzt von Zaubernuss ()

    • Liebe Zaubernuß,

      Worte dafür zu finden, für solch einen schmerzlichen Verlust ist schwierig. Deine tiefen Worte für diesen Menschen, man spürt, sie kommen vom Herzen, diese deine Worte sind auch ein Andenken an ihn. Mein herzliches Beileid!

      Vielleicht hat er Dir ein inneres Erbe hinterlassen, vielleicht auch deshalb dein Studium mit gefördert, damit Du selbst ein Stück von ihm und was ihm wichtig war, weiter trägst. So würde ein Teil von ihm in dir weiter leben.

      Liebe Grüße Heike
      Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können (Patricia Deegan 1996).
    • Schönen guten Tag Jannis,

      der Mensch ist ein urteilendes Wesen. Es ist immer die Herausforderung, es selbst besser zu machen.
      Das Leben ist Projektion. Wer depressiv ist verurteilt sich selbst, er muß diese Etikettierung /
      Stigmatisierung von seiner Außenwelt wieder gespiegelt bekommen.
      Irgendwann beim Psychiater angelangt, kommt es von offizieller Seite.

      So wie ich mich fühle, spiegelt sich die Welt in mir.
    • Danke Heike für dein Beileid!

      Es ist so schwer zu ertragen. Er hat das nicht verdient so zu gehen! Es gibt nicht mal ein
      Sterbedatum. Da steht nur " † im Mai 2014". Es unterstreicht die
      besondere Tragik. Am 3. Mai gab es ein letztes Lebenszeichen und
      irgendwann danach in den folgenden 12 Tagen ist er ganz allein in seiner
      Wohnung gestorben.
      Ich will gar nicht wissen, wie der Leichnam aussah, wenn nicht mal mehr ein Gerichtsmediziner sich auf einen bestimmten Tag festlegen will.

      Ja womöglich hat er tatsächlich eine Art Vermächtnis an mich weitergegeben. Es ist auffallend, dass jene, die selbst eine gewisse Geschichte haben und ein nicht ganz unbeschriebenes Blatt sind, sich später in besonderer Weise von ihren Kollegen abheben. Sie sind aber häufig auch diejenigen, deren Geschichte kein Happy End hat. Sie sind so verletzlich, dass sie selbst in Gefahr laufen.
      Ich wusste so vieles nicht über ihn. Auch er wurde speziell gefördert, damit er Medizin studieren konnte und er hat dann offensichtlich auch sein Studium teilweise selbst finanziert. War also in derselben Situation, in der ich heute bin. Sowas verbindet.

      Einige Wochen, nachdem ich das Studium aufgenommen hatte, da bat ich um ein Gespräch, weil ich nicht länger in seiner Schuld stehen wollte und wollte gemeinsam besprechen, in welcher Weise das Geld wieder von B nach A zurückfließt. Es hat mich schwer belastet und ich wollte das schnellstmöglich geklärt haben. Für eine therapeutsiche Beziehung und das eine große Belastung, wenn die Dinge nicht ausgeglichen sind.
      Da sagte er, er wolle das Geld gar nicht wiederhaben. Er habe das nur an dem Tag gesagt, weil er wusste, dass ich es sonst nicht annehmen würde.
      Ich fragte ihn "Warum machen Sie das? Das ist doch vollkommen verrückt?" - "Weil ich möchte, dass sie studieren. Und ich weis, eines Tages werden sie in der gleichen Situation sein wie ich und dann werden sie das Gleiche für einen anderen Menschen tun. Das Wissen reicht mir." Ein scheinbarer Kreislauf, der von einem Geförderten immer an den nächsten weitergegeben wird. Eine Art Tradition, vielleicht auch moralische Verpflichtung, dass man das, was man empfangen hat, einer anderen verzweifelten Seele auch zugute kommen lässt. Wie eine Mischung aus Schicksal und Bestimmung.
      Einmal bin ich bereits in seine Fußstapfen getreten und habe einer anderen Bipolaren zu einem Härtefallgutachten für einen Studienplatz verholfen- allerdings ohne, dass ich finanziell nachhelfen musste (das hätte ich mit meinen derzeit eingeschränkten Möglichkeiten ohnehin nicht in größerem Umfang gekonnt). Und ja, es fühlte sich verdammt gut an, jemanden Hoffnung und eine echte Perspektive zu geben. Sie erlebte einen förmlichen Aufschwung. Allerdings ist sie gerade in jender Klinik, für die auch ich mich angemeldet habe und macht eine entsprechende Therapie. Wie ich hörte, gefällt ihr die Klinik sehr gut, doch es geht ihr nicht gut und das ist nicht gut, denn schließlich soll sie mit ihrer Vergangenheit Frieden schließen und nicht dort dauerhaft einziehen.

      Grüße, das Nüssli
      Was tun nach dem Absturz?
      Aufstehen. Krönchen richten. Würdevollen Schrittes weitergehen.
    • Warum tut jemand soetwas

      Lieber Nüssli,

      auch von mir mein tief empfundenes Mitgefühl und Beileid!

      Wir BP dürfen uns nicht "zusehr hinauslehnen" - nicht zusehr unsere Grenzen überschreiten - immer wenn ich soetwas höre oder lese - denke ich mir - Gott sei dank nicht ich - ich hab es geschafft. Es ist eine Gradwanderung sein Leben richtig und glücklich zu gestalten - dafür ist jeder selbst verantwortlich - auch oder vor allem wenn er BP ist!!

      Es ist sehr, sehr traurig wenn jemand sehr liebenswürdiger von uns gegangen ist und das noch freiwillig - wir müssen oder können das nur respektieren und für Ihne beten - möge seine Seele Frieden finden.

      Dein Freund würde nicht wollen das du fast daran zerbrich :scheinheilig: st! Man muss lernen mit gewissen Dingen des Lebens umzugehen - so traurig sie auch sein mögen.

      lg

      Renate