Selincro gegen Alkohol: in D jetzt frei, in Ö immer noch chefarztpflichtig

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    • Ich sehe das anders.
      Ein enorm großer Teil der Gesamtbevölkerung in Ö leidet an grenzwertig gefährlichem Alkoholkonsum.
      Ein Teil davon weiß genau - zumindest VORHER - "heute" ist wieder so ein Tag/Anlass, wo es ziemlich sicher zuviel werden wird.
      In diesem Stadium KÖNNTE man noch schnell eine Pille nehmen.

      Und dann (im Durchschnitt, erwiesenermassen) WENIGER trinken,
      Das wäre doch gut?

      (PS:Wenn maldie Barriere gefallen ist, gibt es für viele keine Grenze mehr; ein bisschen Vergleichbar mit der Prävention von HIV-Neuinfektionen: Klar, Abstinenz ist völlig sicher. Aber möglicherweise nicht wirklich für echt alle Frauen und Männer ein realistisches Ziel; wenn's doch passiert zumindest ein Kondom in der Hosentasche/Handtasche mit zu haben.... wäre kein Fehler, oder?)
    • Ich kenne das Medikament nicht und sicher ist es gut, wenn man die Leute - auf welchem Wege auch immer - vom Trinken abhalten könnte. Mein Einwurf war auch nur darauf gemünzt, dass ich es für bedenklich halte, dass in Deutschland jeder Arzt (selbst wenn er ansonsten nur als Homöopath tätig ist) jegliches Präparat verschreiben darf, ob er davon auch nur die blasseste Ahnung hat, spielt dabei überhaupt keine Rolle.
    • Gerade in der Psychiatrie leidet leider zuletzt wieder die biologische - und damit auch ein Teil davon, die pharmakologische - Bildung.

      Es wird größerer Wert auf Psychotherapie gelegt.

      PsychiaterInnen, die sich WIRKLICH gut mit Medikamenten auskennen, werden dadurch wieder seltener. Das sit zumindest meine Beobachtung.

      Man kann unmöglich ein Hans-Dampf-in-allen-Gassen sein.

      Die Ergänzung und das Zusammenspiel zwischen biologisch gut gebildeten PsychiaterInnen und klinisch gut gebildeten PsychotherapeutInnen wäre hier wünschenswert. (Bei letzteren fehlt wiederum oft die Erfahrung mit "echten" psychischen Erkrankungen. Viele PsychotherapeutInnen lehnen die Behandlung von "psychiatrischen" KlientInnen sogar ab....)
    • Ein Gedankenspiel:
      Wäre meine Mutter nicht in die Versuchung gekommen an jenem Wochenende exzessiver zu trinken, als sonst üblich, dann wäre auch nicht das passiert, was schließlich kam und sie würde heute nicht mit schwersten Hirnschäden in einer Beatmungs-WG wohnen. Sicher, das war eine Verkettung unglücklicher Zufälle, die schließlich die Sache schlimmer gemacht haben, als es hätte sein müssen, aber wenn es gar nicht erst zu einem derartigen Entgleisen der Trink-Kontrolle kommt, dann würden viel weniger schwere Pflegefälle entstehen, wie der meiner Mutter (mal ganz abgesehen von dem enormen Leidensgrad der Verwandten und der finanziellen Belastung einer Intensivpflege auf Dauer). Ich lerne mit der Zeit immer mehr Menschen kennen, die einen Verwandten haben, bei dem genau DAS passiert ist.
      Eines habe ich während der fast 20 Jahre währenden Abhängigkeit meiner Mutter gelernt: Trinker merken auf jeden Fall (spätestens kurz) vorher, wenn ein Anlass gekommen ist, der enormen Suchtdruck und Kontrollverlust mit sich bringen wird. Und auch viele Menschen um ihn herum, die sehr eng mit ihm zu tun haben und ihn und sein Konsumverhalten kennen, ahnen, wenn "es" wieder soweit ist. Vielleicht (aber nur vielleicht) könnten durch das Medikament so schwerwiegende Konsequenzen abgewendet werden. Aber nur wenn es von den Leuten den enormen Suchtdruck nehmen bzw. echten Einfluss auf die Kontrolle nehmen kann. Trotzdem macht es mir etwas Bauchschmerzen, dass da das eine gegen das andere ausgetauscht wird (Pille gegen Alkohol). Aber Abstinenz oder enormes Kontrollverhalten ist für manche definitiv absolut unrealistisch. Das hab ich noch und noch miterlebt und das nicht nur innerhalb der Familie. Auch hatten wir in der Klinik Stammtrinker mit denen man an bestimmten Tagen schon fest rechnen konnte.

      Ganz ehrlich: Das es so schwierig ist in Österreich das Zeug verschrieben zu bekommen, ist ne Schweinerei. Wissen die überhaupt was für ein unmenschliches Leid auf Betroffene und Angehörige zukommt, wenn das Trinken eskaliert und derjenige dann schwerste Hirnschäden hat? Wenn es irgendetwas gibt, dass eine solche Katastrophe abwenden kann, dann sollte das auch für alle verfügbar sein!
      Die sind doch sonst immer so auf Kosteneinsparung fixiert. Ich kann denen gerne vorrechnen was eine 24h-Intensivpflege + sämtliche Zusatztherapien kosten. Meinem Vater hat das den letzten Nerv geraubt und wollte sich vor den Zug werfen, da mussten wir ihn letztes Jahr einweisen lassen. Schließlich ist er ja tot umgefallen. Das ganze Elend war zu viel Stress für jemand Herzkranken. Nur, damit wir mal darüber geredet haben.

      Grüße, Nüssli
      Was tun nach dem Absturz?
      Aufstehen. Krönchen richten. Würdevollen Schrittes weitergehen.

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Zaubernuss ()

    • Appropos Medis + Psychiater/Therapeuten

      Hier beobachtet man immer mehr Psychiater, die zwar die Ausbildung zum Psychotherapeuten haben, aber keine Psychotherapie anbieten und die Patienten in wenigen Minuten durch die Sprechstunde ziehen. Bei meiner behandelnden Ärztin ist das leider auch der Fall. Wenn es nicht so weit wäre, würde ich glatt für die Behandlung nach Berlin zu meinem alten Psychiater fahren. Der weis wenigstens, wovon er redet. Für den Notfall ist sowas natürlich richtig doof.

      psmmg schrieb:

      PsychiaterInnen, die sich WIRKLICH gut mit Medikamenten auskennen, werden dadurch wieder seltener.
      Auf jeden Fall. Und umso häufiger man den Behandler wechselt, weil man unzufrieden ist, desto mehr fällt einem das auf.

      Und nicht jede Uni, an der zukünftige Psychotherapeuten ausgebildet werden legen großen Wert auf psychopharmakologische Bildung und die Ausbildung über klinische Krankheitsbilder ist offensichtlich auch sehr unterschiedlich. Allein schon der Unterschied zwischen der Uni Marburg und dem nur 15 Minuten entferten Gießen ist wie Tag und Nacht.

      psmmg schrieb:

      Viele PsychotherapeutInnen lehnen die Behandlung von "psychiatrischen" KlientInnen sogar ab....)
      Mir ist nicht so ganz klar, warum jemand sowas macht. Ich fürchte leider, dem sind wirklich schwer-psychisch kranke Patienten zu anstrengend. Mich beschleicht auch der ungute Gedanke, dass manche lieber auf die "soft-schiene" wechseln, weil sie dadurch mit weniger Stress und Belastung einfacher und schneller Geld verdienen können (z.B. in privater Praxis). Sorry, für mich besetzen solche Leute nur unnötig die Ausbildungsplätze für Psychotherapeuten, wie später wirklich was leisten wollen.

      Grüße, Nüssli
      Was tun nach dem Absturz?
      Aufstehen. Krönchen richten. Würdevollen Schrittes weitergehen.
    • Zaubernuss schrieb:

      Mir ist nicht so ganz klar, warum jemand sowas macht. Ich fürchte leider, dem sind wirklich schwer-psychisch kranke Patienten zu anstrengend. Mich beschleicht auch der ungute Gedanke, dass manche lieber auf die "soft-schiene" wechseln, weil sie dadurch mit weniger Stress und Belastung einfacher und schneller Geld verdienen können (z.B. in privater Praxis).
      Das wird wohl so sein, tatsächlich bin ich schon von einem
      Vertretungsarzt, biodynamisch, auf Anfrage abgelehnt worden,
      der Herr Dr. schien einen Schreck zu bekommen, bipolar, das
      kann ich nicht. Frustrierte Rentner im Vorort-Dorf kann ich
      auch bequasseln ...
      LGW
    • Zaubernuss schrieb:

      Ein Gedankenspiel:
      Wäre meine Mutter nicht in die Versuchung gekommen an jenem Wochenende exzessiver zu trinken, als sonst üblich, dann wäre auch nicht das passiert, was schließlich kam und sie würde heute nicht mit schwersten Hirnschäden in einer Beatmungs-WG wohnen. Sicher, das war eine Verkettung unglücklicher Zufälle, die schließlich die Sache schlimmer gemacht haben, als es hätte sein müssen, aber wenn es gar nicht erst zu einem derartigen Entgleisen der Trink-Kontrolle kommt, dann würden viel weniger schwere Pflegefälle entstehen, wie der meiner Mutter (mal ganz abgesehen von dem enormen Leidensgrad der Verwandten und der finanziellen Belastung einer Intensivpflege auf Dauer). Ich lerne mit der Zeit immer mehr Menschen kennen, die einen Verwandten haben, bei dem genau DAS passiert ist.
      Eines habe ich während der fast 20 Jahre währenden Abhängigkeit meiner Mutter gelernt: Trinker merken auf jeden Fall (spätestens kurz) vorher, wenn ein Anlass gekommen ist, der enormen Suchtdruck und Kontrollverlust mit sich bringen wird. Und auch viele Menschen um ihn herum, die sehr eng mit ihm zu tun haben und ihn und sein Konsumverhalten kennen, ahnen, wenn "es" wieder soweit ist. Vielleicht (aber nur vielleicht) könnten durch das Medikament so schwerwiegende Konsequenzen abgewendet werden. Aber nur wenn es von den Leuten den enormen Suchtdruck nehmen bzw. echten Einfluss auf die Kontrolle nehmen kann. Trotzdem macht es mir etwas Bauchschmerzen, dass da das eine gegen das andere ausgetauscht wird (Pille gegen Alkohol). Aber Abstinenz oder enormes Kontrollverhalten ist für manche definitiv absolut unrealistisch. Das hab ich noch und noch miterlebt und das nicht nur innerhalb der Familie. Auch hatten wir in der Klinik Stammtrinker mit denen man an bestimmten Tagen schon fest rechnen konnte.

      Ganz ehrlich: Das es so schwierig ist in Österreich das Zeug verschrieben zu bekommen, ist ne Schweinerei. Wissen die überhaupt was für ein unmenschliches Leid auf Betroffene und Angehörige zukommt, wenn das Trinken eskaliert und derjenige dann schwerste Hirnschäden hat? Wenn es irgendetwas gibt, dass eine solche Katastrophe abwenden kann, dann sollte das auch für alle verfügbar sein!
      Die sind doch sonst immer so auf Kosteneinsparung fixiert. Ich kann denen gerne vorrechnen was eine 24h-Intensivpflege + sämtliche Zusatztherapien kosten. Meinem Vater hat das den letzten Nerv geraubt und wollte sich vor den Zug werfen, da mussten wir ihn letztes Jahr einweisen lassen. Schließlich ist er ja tot umgefallen. Das ganze Elend war zu viel Stress für jemand Herzkranken. Nur, damit wir mal darüber geredet haben.

      Grüße, Nüssli
      Verzeih, Zaubernuss, soviel wie möglich, soviel Du kannst,
      alles andere wirst Du irgendwann einmal bearbeiten müssen,

      vielleicht ist das "Karma" (?)

      Und, Nüssli, jetzt ist Dein Leben, mag es von der Vergangenheit
      geprägt worden sein, Du lebst nur hier und jetzt sofort !

      Don't worry, (try to) be happy :)
      LGW
    • @ Wendelin

      Karma ist nicht das Gleiche wie Schicksal.

      Ja, vielleicht werde ich das eines Tages bearbeiten, aber nicht während einer mitunter einer monatelangen stationären Therapie (jedenfalls nicht in ner stabilen Phasen). Ein mal die Woche ambulant kann ich das wegstecken, das ist o.k. Jeden Tag über viele Wochen brauch ich das nicht. Ich will auch noch an was anderes denken können.

      Wendelin schrieb:

      Frustrierte Rentner im Vorort-Dorf kann ich
      auch bequasseln ...
      Jup, das kann ich auch. Dafür braucht man auch kein 70.000 Euro teures Studium und keine weiteren 23.000 für ne Therapeutenausbildung. Was fürn weggeworfenes Geld. Schade drum. Ich frag mich was der Kollege während seiner langwierigen Ausbildung getrieben hat, wenn er glaubt, er ist keinem Bipolaren gewachsen. Wobei man sagen muss, dass ein Bipolarer sicher viel besser aufgehoben ist bei jemandem, der als Therapeut darauf spezialisiert ist. Aber ich glaube, es gibt nicht so viele, die das machen. Ehrlich gesagt fällt mir ad hoc hier in der Gegend kein einizger ein. Und Psychiater, die auf Bipolare spezialisiert sind, gibt es hier auch nicht. Für Unipolare auf jeden Fall, für Bipolare siehts schlecht aus. Aber immerhin für Suchtkranke, speziell für Alkoholabhängige.

      LG, das Nüssli
      Was tun nach dem Absturz?
      Aufstehen. Krönchen richten. Würdevollen Schrittes weitergehen.