Sehr guter Film über den "Offenen Dialog" in Finnland

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    • Sehr guter Film über den "Offenen Dialog" in Finnland

      Hallo,

      ich finde, dass der Film eine gute Zusammenfassung über die Behandlungsmethode in Finnland darstellt. Er ist in Deutsch untertitelt und zeigt die wirklich faszinierenden Erfolge dieser Methode.

      offener-dialog.de/materialien/der-film-/index.html (Etwas runter scrollen, um den ganzen 1:15 h Film anzuschauen.)

      Meine Hoffnung ist, dass möglichst viele vor allem auch Professionelle sich endlich mit dieser Behandlungsmethode beschäftigen, die eine Möglichkeit darstellt, aus der Hospitalisierung und Verrentung hauszukommen und die Gesellschaft langfristig wesentlich besser, vor allem auch finanziell da steht.

      Viele Grüße Heike
      Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können (Patricia Deegan 1996).
    • Heike schrieb:

      Hallo,

      ich finde, dass der Film eine gute Zusammenfassung über die Behandlungsmethode in Finnland darstellt. Er ist in Deutsch untertitelt und zeigt die wirklich faszinierenden Erfolge dieser Methode.

      offener-dialog.de/materialien/der-film-/index.html (Etwas runter scrollen, um den ganzen 1:15 h Film anzuschauen.)

      Meine Hoffnung ist, dass möglichst viele vor allem auch Professionelle sich endlich mit dieser Behandlungsmethode beschäftigen, die eine Möglichkeit darstellt, aus der Hospitalisierung und Verrentung hauszukommen und die Gesellschaft langfristig wesentlich besser, vor allem auch finanziell da steht.

      Viele Grüße Heike
      Hallo Heike, danke für den Link !

      Ich werde mir den Film am WE anschauen, hab aber bereits geblättert:

      Antipsychotische Medikamente selektiv und in möglichst geringer Dosierung

      Abweichend von der gängigen Praxis in Deutschland soll in den ersten drei bis vier Wochen einer psychotischen Krise die neuroleptische Medikation ganz vermieden werden. Wenn überhaupt, werden Neuroleptika zu einem späteren Zeitpunkt in geringstmöglicher Dosierung gegeben. PatientInnen, die in der ersten psychotischen Krise keine Neuroleptika benötigen, können in der Regel auch in weiteren Krisen auf sie verzichten.



      Integration verschiedener Therapieformen

      Hier gilt der Grundsatz des "sowohl-als-auch" statt "entweder-oder". Da jede Versorgungsform ihre Grenzen aufweist, ist es auf jeden Fall sinnvoll, wenn sich die unterschiedlichen therapeutischen Zugänge ergänzen statt ausschließen.



      offener-dialog.de/der-offene-d…besonderheiten/index.html


      Das gefällt mir natürlich sehr, denn es entspricht meinem (med./ therapeutischen) Weg ! :)
      Ich war grad ne Stunde bei meiner Psychiaterin, die sehr zufrieden war, wie ich Streß und
      Krise in den letzten Monaten 'gemeistert' habe:

      "Angst essen Seele auf (nach R.Faßbinder), Frau Doktor. Da jetzt der (hoffentlich) grösste
      Behördenstreß hinter mir liegt, die Familie finanz. gesichert ist, ist auch die Angst ver-
      schwunden".

      BTW: Ausnahmslos jede meiner Phasen wurde durch Streß, Ausweglosigkeit/ Hoffnungslosig-
      keit ausgelöst, ich stand vor scheinbar nicht lösbaren Problemen.
      Es gibt immer eine Lösung, nur manchmal kann man/ will man sie nicht sehen oder vorstellen.
      lgw
    • positives-denken schrieb:

      einerseits fantastisch was generell in Skandinavien läuft,
      andererseits schwierig zu kucken,
      weil ich mir dann vorkommen, wie in einem Drittland
      Julfest 1986 haben meine dän. Freundin und ich uns in Kopenhagen
      bei ihren Eltern verlobt, eine beispiellose Fete, wie ich sie niemals
      in Dt.land erlebt habe, unglaublich menschlich warm und auch musi-
      kalisch, gemeinsam musizieren (alle!), singen, tanzen, Party machen.
      Monate später habe ich die Verlobung gelöst, ich komme mit zuviel
      sexueller Freizügigkeit nicht klar, bis heute nicht, eingebrannte, er-
      lebte Anamnese, die eigene 'Geschichte' ?

      Die älteste Schwester meiner Geliebten war als psychotisch und schizo-
      phren diagnostiziert und lebte in einer Wohngruppe, wir haben sie dort
      besucht, wenn wir mal die Finger voneinander lassen konnten. Egal welche
      Partner wir jeweils hatten, sind wir (auch wenn wir gar nicht wollten)
      IMMER miteinander in die Kiste, wenn wir uns mal sahen. Das endete erst
      mit meiner/ unserer Hochzeit.

      Wir haben die Schwester damals in ihrer Wohngruppe besucht, und es war
      ein völlig normales Leben mit "Normalen und Gestörten", hat mich tief be-
      eindruckt. Überhaupt sorgt der dän. Staat für seine Bürger, erhebt hohe
      Steuern auf gesundheitsschädliche Substanzen und sorgt sich ansonsten.
      Bei uns ist das ein juristischer Hürdenlauf, Hochleistungssport :boese:

      Jenseits von "Strafe", Hospitalisierung, Schuld und Sühne !

      Warum können wir das nicht ?

      Schönes WE wünscht wendelin :)
    • Zitat Wendelin:

      Monate später habe ich die Verlobung gelöst, ich komme mit zuviel
      sexueller Freizügigkeit nicht klar, bis heute nicht, eingebrannte, er-
      lebte Anamnese, die eigene 'Geschichte' ?


      Hört sich nach Traumfrau an ... warum habe ich mich bloß nie in Dänemark herumgetrieben, aber England war in dieser Hinsicht auch nicht ohne. Und in Deutschland konnte ich ein Nord-/Südgefälle festellen, in Hamburg geht die Post ab, in München trägt man Dirndl, aber da drunter wird halt nicht jedodelt.
    • Hallo Wendelin,

      das ist eben der Punkt in dieser Haltung und Behandlung in Finnland. Es geht eben NICHT um die völlige Verteufelung von Medikamenten insbesondere Neuroleptika, sondern darum, dass nur dort solche Medikamente eingesetzt werden, wo es wirklich nach reichlicher Überlegungen und Ausprobieren anderer Optionen nicht anders geht. Darüber hinaus wird nach dem Prinzip, so viel wie nötig und so wenig wie möglich, wie auch, so kurz wie möglich gehandelt. Andere Medikamente werden zunächst bevorzugt, wie kurzfristig Beruhigungs- und Schlafmedikamente, wenn es nötig erscheint einem Menschen wieder einen geregelten Schlaf-/Wachrhythmus zuzuführen.

      Aber Medikamente scheinen in dieser Haltung nur eher eine marginale Rolle zu spielen, die Hauptaufgabe liegt im Dialog und den daraus resultierenden therapeutischen Interventionen. Was mir vor allem auffiel in dem Film ist, dass ja nicht nur die Betroffenen von dieser Behandlungsform profitieren und Chronifizierung damit weitestgehend vermieden wird, sondern auch das Behandlungsteam scheint von dieser Haltung zu profitieren, obwohl durch die ständige telefonische Erreichbarkeit während der Dienstzeit ein gewisses Stresslevel zu befürchten ist, scheint aber das Miteinander und die Art wiederum Stressreduzierend zu wirken.

      Ich frage mich, warum diese durch Studien ja schon gut belegte Behandlungsweise noch viel zu wenig hier diskutiert wird?

      Viele Grüße Heike
      Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können (Patricia Deegan 1996).
    • Liebe Heike,

      in den paar Zeilen von Dir, steckt alles drinne. Einfach nur vorbildlich.
      Ich hätte es immer schon so gemacht und fühl mich natürlich bestätigt das es in Finnland schon so läuft.

      (Ganz) vereinzelt, wird auch in Deutschland so vorgegangen.

      Qualität setzt sich am Ende durch, davon bin ich überzeugt. Wie Du weißt, hat sich auch schon in Deutschland viel getan (siehe z.B die Biographie von Dorothea Buck.)
      Bis verknöcherte Strukturen aufbrechen, dauert es eben in Deutschland etwas länger als in Finnland,
      aber wir können immer noch dankbar sein über unsere Möglichkeiten gegenüber anderen Ländern dieser Erde.

      Es gibt keine einseitig positive Entwicklung. Das heißt die Finnen, haben nicht nur ein besser, weil menschlicheres System in der Psychiatrie,
      sondern auch in den Schulen und beim Strafvollzug.

      In Finnland gibt es eine große Mittelschicht und wenig auffalend Arme und Reiche.
      Auch deshalb sind die Finnen und Skandivavier insgesamt zufriedener.

      Mag sein, das Du die Frage
      "Ich frage mich, warum diese durch Studien ja schon gut belegte Behandlungsweise noch viel zu wenig hier diskutiert wird?"

      nur gestellt hast um hier etwas anzuregen, was auch gut so ist.
      Antworten auf das Warum habe ich gegeben,-
      die Skandivavier sind einfach insgesamt weiter und das spiegelt sich nicht nur aber eben auch in der Psychiatrie wieder.



      LG Tobi*
    • Ich sehe ganz eindeutig, dass diese Form nicht für jeden geeignet sein wird. Das fängt schon an bei Leuten, die keine Angehörigen haben oder diese nicht in der Nähe wohnen. Es existiert quasi kein familiäres Netzwerk.

      Auch beachtet es nicht, dass es Dinge gibt, die man nicht vor einer ganzen Ansammlung von Menschen ausbreiten möchte. Ab und zu weis man eine neutrale Person zu schätzen und zwar unter 4 Augen. Ich kann dazu gerne ein Beispiel anführen.

      Ich frage mich, was zur Hölle wollen die mit hochpsychotischen Patienten machen? Sollen die so in diesem Zustand in ihren Familien bleiben (insofern vorhanden?). Was machen die sich für vorwürfe, wenn dann doch etwas passiert? Haben die schon mal was von Überforderung gehört??? Also ich wollte meinen manischen Vater damals nicht weiter zu Hause behalten. 24-Stunden am Stück mit jemand hochmanischen auszuhalten ist eine nicht zu unterschätzende menschliche Herausforderung und mit Sicherheit eine ganz schwere Prüfung für eine Partnerschaft. Oder stellt euch mal vor derjenige hat Schizophrenie. Die konstruieren sich die tollsten Sachen in ihrem Kopf und es ist so gut wie unmöglich denen das auszureden. Man kann sie zwar manchmal verunsichern, aber ausreden wird man denen ihren Wahninhalt nicht. (Eine Freundin von mir hat Schizophrenie)
      Einfach bei wem vorbeizuschauen und ne Weile zu quatschen ist eine Sache, aber jemanden Rund um die Uhr um sich die haben, der psychisch schwer-krank und Verwandter ist, ist etwas ganz anderes! Außerdem müssen sich für kritische Phasen Verwandte krankschreiben lassen und das für viele Wochen, um für den Erkrankten eine lückenlose Versorgung gewährleisten zu können.

      Eine der ersten Fragen sollte außerdem sein: Haben sie Kinder? Gefolgt von: WIE GEHT ES DENEN? Müssen Kinder miterleben, was sich abspielt, wenn ein Elternteil oder eine andere im Haushalt lebende Person im absoluten psychischen Ausnahmezustand ist? Glaubt ihr das ist für eine Kinderseele förderlich, die das ohnehin weder nachfühlen, noch begreifen kann? Auch sehe ich da eine Gefahr für die Kinder, die selbst die Veranlagung tragen, aber noch keiner von der Sache ahnt. Auch daran muss man denken! Auch glaube auch nicht, dass so eine kleine Menschenseele gut damit klarkommt, wenn das Kind immerzu Angst haben muss, dass der Betroffene sich womöglich doch suizidiert. Das ist KEIN gedankliches Konstrukt! Das ist das, wie ICH es als Kind erlebt habe und später nochmal als junge Erwachsene bei Mutter und Vater.

      Solange es sich um keinen akuten Notfall handelt, mag das System womöglich Vorteile haben, aber wenn jemand wirklich am Ende ist, sehe ich neben der Gefährdung der Person selbst, die Angehörigen in Gefahr. Wird daruf überhaupt im Film eingegangen? Ich habe ihn nicht bis zum Ende gesehen (bin im Moment leider krank und habe kein so gutes Durchhaltevermögen und erschöpfe zu schnell).

      Mir sind da noch ein paar Sachen aufgefallen direkt am Film, aber ich will den Text nicht zu lang machen....

      Grüße, Nüssli
      Was tun nach dem Absturz?
      Aufstehen. Krönchen richten. Würdevollen Schrittes weitergehen.

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Zaubernuss ()

    • Hallo Zaubernuss,


      Ich sehe ganz eindeutig, dass diese Form nicht für jeden geeignet sein wird. Das fängt schon an bei Leuten, die keine Angehörigen haben oder diese nicht in der Nähe wohnen. Es existiert quasi kein familiäres Netzwerk.


      Es geht nicht nur um direkte Angehörige, wie Eltern, Geschwister, es können auch Freunde sein, die zum engeren sozialen Netzwerk des Betroffenen gehören, wenn dieser es wünscht.


      Auch beachtet es nicht, dass es Dinge gibt, die man nicht vor einer ganzen Ansammlung von Menschen ausbreiten möchte. Ab und zu weis man eine neutrale Person zu schätzen und zwar unter 4 Augen. Ich kann dazu gerne ein Beispiel anführen.


      Dies schließt sich nicht aus, denn auch Einzeltherapiegespräche werden angeboten.


      Ich frage mich, was zur Hölle wollen die mit hochpsychotischen Patienten machen? Sollen die so in diesem Zustand in ihren Familien bleiben (insofern vorhanden?). Was machen die sich für vorwürfe, wenn dann doch etwas passiert? Haben die schon mal was von Überforderung gehört???


      Das wird auch in dem Film beantwortet, denn manchmal ist ein kurzer Klinikaufenthalt von nöten, der aber ebenso nach dem OpenDialog-Prinzip abläuft. Aber selbst wenn der Betroffene zuhause bleibt, so sagt die eine Therapeutin ja, dass im Akutfall teils täglich Therapieversammlungen nötig sind und manchmal sogar auch eine Schwester/Pfleger auch Nachts die Familie entlastet.


      Oder stellt euch mal vor derjenige hat Schizophrenie. Die konstruieren sich die tollsten Sachen in ihrem Kopf und es ist so gut wie unmöglich denen das auszureden. Man kann sie zwar manchmal verunsichern, aber ausreden wird man denen ihren Wahninhalt nicht. (Eine Freundin von mir hat Schizophrenie)


      Die OpenDialog-Behandlungsform aus Finnland wurde gerade mit Menschen, die an Schizophrenie erkrankt waren, entwickelt und zwar vor alleme jene, die ganz Akut daran erkrankt waren, denn Finnland hatte die höchste Schizophrenie-Quote gegenüber anderen westlichen Ländern und die ist nun stark gesunken und liegt sogar unterhalb des Durchschnitts.


      Einfach bei wem vorbeizuschauen und ne Weile zu quatschen ist eine Sache, aber jemanden Rund um die Uhr um sich die haben, der psychisch schwer-krank und Verwandter ist, ist etwas ganz anderes!


      OpenDialog hört sich natürlich wie "quatschen" an, ist aber völlig etwas anderes und bedarf eine sehr gute Qualifikation. Jaakko Seikkula hat im Film auch die anfänglichen Fehler benannt, die passieren können.


      Eine der ersten Fragen sollte außerdem sein: Haben sie Kinder? Gefolgt von: WIE GEHT ES DENEN? Müssen Kinder miterleben, was sich abspielt, wenn ein Elternteil oder eine andere im Haushalt lebende Person im absoluten psychischen Ausnahmezustand ist? Glaubt ihr das ist für eine Kinderseele förderlich, die das ohnehin weder nachfühlen, noch begreifen kann? Auch sehe ich da eine Gefahr für die Kinder, die selbst die Veranlagung tragen, aber noch keiner von der Sache ahnt. Auch daran muss man denken!


      In diesem Verfahren wird wesentlich mehr an die Angehörigen nebst Kinder gedacht, als in unserer Leitlinien-Kultur, die gerade die Angehörigen fast völlig außen vor lässt. Im deutschen Forum kann man regelmässig lesen, mit welchen Fragen Angehörige sich ganz allein rumschlagen müssen, weil sie nicht mit einbezogen werden. Ganze Tragödien spielen sich da ab. Genau dies wird mit der finnischen Methode versucht zu beheben, in dem Angehörige mit einbezogen werden, eben auch mit ihren Ängsten, Sorgen, Nöten, mit ihrer teils auch Wut und Verzweiflung, sie werden nicht nur gehört, sondern ihnen wird ebenso Unterstützung angeboten.


      Solange es sich um keinen akuten Notfall handelt, mag das System womöglich Vorteile haben, aber wenn jemand wirklich am Ende ist, sehe ich neben der Gefährdung der Person selbst, die Angehörigen in Gefahr. Wird daruf überhaupt im Film eingegangen? Ich habe ihn nicht bis zum Ende gesehen (bin im Moment leider krank und habe kein so gutes Durchhaltevermögen und erschöpfe zu schnell).


      Es geht gerade um ganz akute Notfälle. Ja, es wird durchaus darauf eingegangen. Aber ausführlicher wird es in dem Buch "Dialoge im Netzwerk" von Jaakko Seikkula und Tom Erik Arnkil beschrieben.

      Ich wünsche Dir gute Besserung

      Viele Grüße Heike
      Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können (Patricia Deegan 1996).
    • Huhu,

      aufgefallen ist mir aber z.B. im Film, dass die meisten Therapeuten dort Krankenschwestern/Pfleger sind. Da war ich überrascht, aber ich habe in letzter Zeit häufiger mitbekommen, dass in anderen Ländern andere Voraussetzungen für eine bestimmte Weiterbildungen gelten (was gar kein Nachteil sein muss). Es ist nämlich eine echte Hürde, wenn jemand, der einen pflegenden Beruf hat und entdeckt, er würde auch gern therapeutisch arbeiten, erstmal ein ganzes Studium dazwischenschieben muss, um überhaupt für die Therapeutenausbildung zugelassen werden zu können.

      Danke Heike, dass du dir die Mühe gemacht hast, meine ganzen in den Raum geworfenen Gedanken zu bearbeiten/beantworten :goodjob:

      Hm es stimmt mich trotzdem etwas nachdenktlich, das das Verfahren besonders für Schizophrene entwickelt wurde (auch das war mir schon während des Filmes aufgefallen). Aber immerhin finde ich es ganz beachtlich, dass sie dort in ihrem kleinen Land die Sache angepackt haben und sich an den eigenen Haaren aus der Sache herausgezogen haben. Außerdem fand ich es gut, dass Dr. Seikkula durchaus zur Sprache gebracht hatte, dass anfangs keineswegs alles paletti war. Der sieht übrigens meinem verstorbenem Psychiater zum verwechseln ähnlich, man muss sich nur die Brille wegdenken. Zufälle gibt es.

      An der einen oder anderen Stelle habe ich mich aber gefragt, wie empfindet es wohl jemand schizophrenes plötzlich von so vielen Menschen "überfallen" zu werden. Das sind ja gerade besondere Persönlichkeiten. Meine schizophrene Freundin (die Katharina) würde einen Anfall bekommen und sich total überfordert fühlen. Ich kenne zu wenig Schizophrene um eine generelle Aussage treffen zu können, aber mir kam es immer so vor, als ob das sehr empfindsame Menschen sind und in einer Krankheitsphase schon enorm durch die Wahninhalte gestresst sind. Aber scheinbar muss deren Konzept ja irgendwie aufgehen.

      Auf jeden Fall finde ich es sehr wichtig, dass mit den Verwandeten und Freunden oder wer auch immer Hilfe benötigt, geredet wird. Auch hier habe ich es erlebt, dass wir als nächste Angehörige außen vor behandelt wurden, nicht ernst genommen wurden und auch nicht eingebunden. Eigentlich nur als Last, der man zusätzlich Bericht erstatten muss über den Fortschritt des Patienten. Meine Mutter war ganz verzweifelt, ich seh sie noch vor mir, wie sie jeden abend heulend am Rad gedreht hat und die Ungewissheit macht auf Dauer mürbe, wenn der Partner immer länger weg ist.

      Und trotzdem sage ich: Es gibt Dinge, denen sollten Kinder in einem bestimmten Alter (noch) nicht ausgesetzt werden. Man muss das sehr gut abwägen.

      LG, Nüssli
      Was tun nach dem Absturz?
      Aufstehen. Krönchen richten. Würdevollen Schrittes weitergehen.
    • Jetzt habe ich den Film gesehen.
      Beeindruckender Film, beindruckende Resultate.

      Mag wie angeberei klingen, aber ich hätte es gleich so gemacht.

      So viel Gespräch und Empathie wie möglich, so wenig Medikamente wie möglich.

      Als ich, so wie es auch im Fim heißt, einen Schlafplatz gesucht habe um mich sicher zu fühlen,
      wurde ich noch 14 Tage fixiert und mit Psychopharmaka vollgepumpt.

      Gerade bei der ersten Psychose werden nach dem Film keine Psychopharmaka / Neuroleptika verabreicht.
      Bei mir war es damals die erste und bis heute einzige.

      Gelernt habe ich daraus, das man sich wirklich selbst heilen und helfen muß
      auch eine gewisse Widerstandsfähigkeit gegenüber der akatdemischen Psychiatrie braucht
      um zu gesunden.

      Das das nicht überall notwendig ist, freut mich sehr.

      Es rührt mich und ich finde es fantastisch, das mancherorts so selbstverständlich diese hervorragende Arbeit geleistet wird.
      Ich steh auf positive Nachrichten.

      Ein wesentlicher Grund für die Chronifizierung der Schizophrenie ist, das das Erleben und Verhalten der Patienten
      für die Umgebung nicht zu verstehen ist und es mit Abgrenzung und Stigmatisierung antwortet.
      Das die Psychose im Film als ein Weg der Sinnfinndung gesehen wird, als eine Ausdrucksmöglichkeit
      für etwas das bisher keine Wore da waren und das Heilung einsetzen kann,
      wenn Worte und Sinn gefunden (auch beim Umfeld) werden ist ein Grund zum Feiern.
      Es gibt keinen Grund für Hoffnungslosikeit, warum auch bei einer Erfolgsquote von 90% und mehr :D
    • klassische Psychiatrie meets "selbstbestimmter" Patient

      Sich mit der herkömmlichen Psychiatrie anzulegen ist eine schwierige Sache und sehr erschöpfend, wie ich am Mittwoch wieder feststellen musste.
      Ich geh zur Ambulanz, weil ich kaum schlafen kann. Da ist keine Frage nach dem Warum oder was man mit den gegebenen Dingen ändern kann, sondern da wird einem auf Biegen und Brechen ein weiteres Medikament aufgeschwätzt (ausgerechnet Seroquel!). Wenn man sagt, ich möchte das nicht, dann ist man plötzlich kein selbstbestimmter Patient mehr sondern incompliant!!! Da könnt ich kotzen. :raunz:

      Ich erklär geduldig der Dame, dass ich durchaus schon Seroquel genommen habe und das Thema Seroquel (und Neuroleptika insgesamt) für mich durch sind und ich nur im allerschlimmsten Notfall darauf zurückgreifen würde. Außerdem könnte man ja mal gucken, ob ich nicht in die Schilddrüsenüberfunktion gerade rutsche, statt stur drauf los, heftigst sedierende Sachen zu verschreiben. Ich komm mit Seroquel einfach nicht klar. Wir standen schon immer auf Kriegsfuß und da soll ich das als Bedarfsmedikament nehmen! Wie kann man eigentlich auf so eine bescheuerte Idee kommen? Der Körper gewöhnt sich sehr schnell an die sedierende Wirkung und den küstlichen Rhythmus. Wenn ich es nur einmal weglasse, folgt bei mir sofort absolute Schlaflosigkeit und als Folge dessen binnen kürzester Zeit eine Hypomanie durch den Schlafentzug. Aber das glauben die einem nicht, wissen alles besser. Für mich stände nur die Option, entweder dieses Zeug jeden Abend nehmen oder gar nicht. Da ich mich damit wie vergiftet fühle, dann doch eher letzteres. Es leuchtet mir auch nicht ein, wie man jemand sowas aufs Auge drücken will, der nicht mal die Zeit hat die sedierende Wirkung "auszuschlafen". Es passt nicht zu meinen Alltagsanforderungen, denn Seroquel bestimmt fortan dein Leben, nicht andersherum und ich kann ja schlecht wegen einem Medikament aufhören zu arbeiten oder das Studium schleifen lassen.

      Weil ich mich beherrscht und diverses lieber runtergeschluckt habe und keine Lust auf unschöne Diskussionen hatte, hat sie mir halt das Rezept auf den Weg gegeben. Was war das Ergebnis? Ich kam vielleicht 300 Meter weit, da hatte ich schon meinen switch-Effekt nach ganz unten. Ein Wunder, dass ich trotzdem ohne größere Probleme den Weg nach Hause gefunden habe. Ich habe mich so sehr unter Druck gesetzt gefühlt, über mich selbst geärgert und über deren sture Haltung, dass es mir seither teilweise schlechter geht, als vor Beginn der Krankschreibung- das muss man erstmal schaffen. Gestern bin ich nur kurz fürs Frühstück, einen Abstecher ins Bad und fürs Abendbrot aufgestanden. Ansonsten Vollkatastrophe. :sterbekrank:

      Eine Lösung nach dem finnischen Behandlungskonzept wäre mir da auch lieber gewesen- da könnt ihr Gift drauf nehmen.


      Grüße, das Nüssli
      Was tun nach dem Absturz?
      Aufstehen. Krönchen richten. Würdevollen Schrittes weitergehen.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Zaubernuss ()

    • Der 'offene Dialog' enthüllt die zerstörerischen Tendenzen der herrschenden Psychiatrie

      Hi,
      ohne die die Kontinuitätslinien im einzelnen aufweisen zu können, liegt die Vermutung nahe, dass mit dem Konzept des offenen Dialoges Reformbestrebungen innerhalb der Psychiatrie der 60er und 70er Jahre wiederaufgenommen werden. Die radikalen Kritiker der medizinischen Allmachtsansprüche forderten eine radikale Lösung: die Auflösung sämtlicher psychiatrischer Anstalten. Das ist auf dem Hintergrund des Zustandes der damals herrschenden Schulpsychiatrie, die soweit von dem Horror-Szenario von 'Einer flog übers Kuckucksnest' nicht entfernt war, durchaus nachzuvollziehen, schüttet aber wohl doch das Kind mit dem Bade aus. Dass eine radikale Reform der heutigen Psychiatrie sowohl hinsichtlich ihrer theoretischen Grundlagen als auch ihrer institutionellen Verfassung dringend geboten ist, pfeifen inzwischen die Spatzen von den Dächern. Dennoch wird es einige Zeit dauern, bis sich diese Einsicht soweit durchsetzt, dass es zu grundlegenden Veränderungen etwa in Richtung des open dialogs auch hierzulande kommt. Die etablierte Psychiater-Kaste wird sich mit Klauen und Zähnen dagegen wehren-, im Dienste reiner Wissenschaft versteht sich; und dieser Widerstand ist um so zäher, als dahinter massive materielle Interessen stehen, deren Propaganda-Agenturen auf Hochtouren laufen.

      Kritiker der herrschenden Schulpsychiatrie wie der durch seine wissenschaftlichen Arbeiten ausgewiesene Volkmar Aderhold, welcher antipsychiatrischer Umtriebe unverdächtig ist, haben einen schweren Stand, was nur den verwundern kann, der dem naiven Irrglauben anhängt, es gehe hier um wissenschaftliche Argumente und sonst nichts. Selbst in Medizinerkreisen, die sich für nonkonformistisch halten, darf dessen fundierte Kritik an der hemmungslosen Vergabe von Neuroleptika öffentlich nicht zur Sprache kommen unter dem absurden Vorwand, die Patienten könnten dadurch verwirrt werden. Verheerend vor allem aber ist, dass die Verschreibung von Neuroleptika in der Kinder- und Jugendpsychiatrie inzwischen zur psychiatrischen Routine geworden ist, ohne dass auch nur ansatzweise geklärt ist, welche langfristigen Folgen das für die Entwicklung des adoleszenten Nervensystems hat. Es gibt Kinder- und Jugend-Psychiater/innen, die diese alltäglichen Übergriffe nicht mehr verantworten wollen und deshalb ihren Dienst quittieren.

      Gruß
      Laci
      "Tief im Herzen haß ich den Troß der Despoten und Pfaffen, Aber noch mehr das Genie, macht es gemein sich damit." (Hölderlin)

      "Nun müssen diejenigen, welche ihre Gedanken untereinander austauschen wollen, etwas voneinander verstehen; denn wie könnte denn, wenn dies nicht stattfindet, ein gegenseitiger Gedankenaustausch möglich sein?" (Aristoteles)
    • Liebes Nüssli,

      zuallererst möchte ich Dir gute und schnellste Besserung wünschen :goodjob:


      Graue, nasse Regentage waren auch für mein Gemüt nicht gut, Schlaf-
      störungen beginnen lästig zu werden :( , die Laune ist häufig nahe
      Mischzustand.
      Allerdings weiss ich sehr genau, was mir so alles nicht gut bekam, also
      gern sich selbst gut tuen und Unvermeidlichkeiten in Stoa ertragen.

      Zaubernuss schrieb:

      Sich mit der herkömmlichen Psychiatrie anzulegen ist eine schwierige Sache und sehr erschöpfend, wie ich am Mittwoch wieder feststellen musste.
      Ich geh zur Ambulanz, weil ich kaum schlafen kann. Da ist keine Frage nach dem Warum oder was man mit den gegebenen Dingen ändern kann, sondern da wird einem auf Biegen und Brechen ein weiteres Medikament aufgeschwätzt (ausgerechnet Seroquel!). Wenn man sagt, ich möchte das nicht, dann ist man plötzlich kein selbstbestimmter Patient mehr sondern incompliant!!! Da könnt ich kotzen.
      Krankenhaus / Psychiatrie / Geriatrie / Pflegeheime etc. pp. sind mir als
      Angehöriger bekannt, ich habe auch 2X in einem Großkrankenhaus mit
      Psychiatrie gearbeitet, erst als Werkstudent, später als tech. Mitarbeiter.
      Als Betroffener kenne ich nur REHA-Kliniken/ Einrichtungen, um eine
      (bipo.) Ambulanz 'freiwillig' aufzusuchen, müsste ich schon sehr hart
      und kaum noch selbststeuerbar drauf sein.
      Das gilt auch für unqualifizierte Medikamentierungen, die ich natürlich
      auch kennen lernen musste. :( Dies war KEINE Kritik an notwendigen
      Medikamentierungen !

      Zaubernuss schrieb:

      Weil ich mich beherrscht und diverses lieber runtergeschluckt habe und keine Lust auf unschöne Diskussionen hatte, hat sie mir halt das Rezept auf den Weg gegeben.
      Du musst das Rezept nicht einmal einlösen, willst Du Dich immer wieder
      mit "Bodenpersonal" zanken ? :)

      Zaubernuss schrieb:

      Für mich stände nur die Option, entweder dieses Zeug jeden Abend nehmen oder gar nicht. Da ich mich damit wie vergiftet fühle, dann doch eher letzteres. Es leuchtet mir auch nicht ein, wie man jemand sowas aufs Auge drücken will, der nicht mal die Zeit hat die sedierende Wirkung "auszuschlafen". Es passt nicht zu meinen Alltagsanforderungen, denn Seroquel bestimmt fortan dein Leben, nicht andersherum und ich kann ja schlecht wegen einem Medikament aufhören zu arbeiten oder das Studium schleifen lassen.
      Kann ich sehr gut verstehen, ich kenne keine Psychopharmaka, die mir
      keine elementaren Schwierigkeiten machten, ich bin da nicht mehr sehr
      experimentierfreudig ! Es müsste schon ein echter Notfall sein ...

      Könnte es eventuell sein, dass Du und ich den 'Bedarf' unterschiedlich
      einschätzen ? Jegliche Schmerzschwelle ist natürlich individuell, eine
      "Bewertung Leidensfähigkeit" grundsätzlich nicht angebracht, es geht
      nicht darum, 'wer besser kann' !

      Zaubernuss schrieb:

      Ich kam vielleicht 300 Meter weit, da hatte ich schon meinen switch-Effekt nach ganz unten. Ein Wunder, dass ich trotzdem ohne größere Probleme den Weg nach Hause gefunden habe. Ich habe mich so sehr unter Druck gesetzt gefühlt, über mich selbst geärgert und über deren sture Haltung, dass es mir seither teilweise schlechter geht, als vor Beginn der Krankschreibung- das muss man erstmal schaffen. Gestern bin ich nur kurz fürs Frühstück, einen Abstecher ins Bad und fürs Abendbrot aufgestanden. Ansonsten Vollkatastrophe.
      Langsam und rücksichtsvoll mit Dir selbst wieder aufstehen, laß Kata-
      strophe .. Katastrophe sein, wen kümmerts, wenn nicht Dich ?
      Sei lieb zu Dir !

      Für mich klingt Dein beschriebenes, aktuelles Leben wie ein aller-
      engster Zeitplan, wie eine Hetze durch Studium und anhängliches
      Leben .. (?) Vielleicht brauchst Du einen ganz anderen Weg ?
      Ich KANN das nicht beurteilen.

      Zaubernuss schrieb:

      Eine Lösung nach dem finnischen Behandlungskonzept wäre mir da auch lieber gewesen-
      Mein Weg ist sehr ähnlich, allerdings hat sich das durch Therapien, passende
      Ärzte etc. über Jahre ergeben, zudem liegt der Erwerbsstreß bald hinter mir. :)

      Alles Liebe für Dich UND in Dir :thumbup:
      lgw
    • Laci schrieb:

      Die etablierte Psychiater-Kaste wird sich mit Klauen und Zähnen dagegen wehren-, im Dienste reiner Wissenschaft versteht sich; und dieser Widerstand ist um so zäher, als dahinter massive materielle Interessen stehen, deren Propaganda-Agenturen auf Hochtouren laufen.
      Da wirst Du wohl Recht haben. :( Ein mir bekannter, pensionierter
      Psychiater hielt mehr als >90% seiner Kollegen durch die Pharma
      korrumpiert, sie stecken im System, haben Anteile darin.
      Vermutlich sind mehr männl. Psychs so involviert, jedenfalls waren
      die bei mir immer schnell mit Verschreibungen dabei. :(

      Laci schrieb:

      liegt die Vermutung nahe, dass mit dem Konzept des offenen Dialoges Reformbestrebungen innerhalb der Psychiatrie der 60er und 70er Jahre wiederaufgenommen werden
      Diesen Eindruck habe ich auf mehreren Ebenen, hoffentlich nicht
      nur Nostalgie.
      lgw
    • Es ist in der Tat so, das das gegewärtig sonderbare Wetter meinen Biorhythmus ruiniert. Es regnet ständig, wird nicht richtig hell, Dadurch begreift mein Körper nicht richtig, wann Tag ist. Dadurch werde ich nicht richtig wach-aktiv. Aber diese Tagesmüdigkeit ist nicht gut, denn seither kann ich nachts kaum noch schlafen. Wenn das in sagen wir den nächsten 2 Wochen nicht besser wird, kauf ich mir doch so ne bescheuerte Lichttherapielampe. Bisher habe ich des Preises wegen davon abgesehen und außerdem reagiere ich schnell allergisch auf Licht und Lamotrigin macht das auch nicht gerade besser.

      Ich glaube langsam aber sicher schon, dass solche Gespräche, wie bei den Finnen, solch schwierige Zeit überbrücken können.
      In meinem Freundeskreis verabreden wir uns auch wann immer es geht zum Frühstücken. Warum? Weil das heißt, recht früh aufstehen (z.B. auch am Wochenende, mitunter auch Sonntag), Brötchen kaufen, raus gehen, unter Menschen kommen und in Gesellschaft gemütlich den Tag beginnen. Das gibt Tagesstruktur. Es fällt dann viel leichter weiteren Beschäftigungen nachzugehen, jetzt, wo man nun schonmal "auf" ist und fit. Manchmal schließen wir einen Spaziergang an oder Besorgungen. Das hilft wirklich. Da sind wir unser eigener Therapeut. Aber das geht nicht jeden Tag.
      Auch glaube ich, dass entlastende Gespräche dazu beitragen können, dass man besser schlafen kann. Alles 1000 mal besser, als kopflos noch ein Medikament mit ins Programm zu nehmen (und das auch noch ohne ordentliche Ursachenforschung). Man kann doch auch erstmal gucken, ob man nicht vielleicht am Einnahmemodus was anpassen muss (d.h. die größere Dosis früh am Morgen und die Zweite nicht zu spät im Tagesverlauf, was weis ich...).

      Ich bezweifle, wie andere hier auch, dass der offene Dialog wirtschaftlich reizvoll ist und es womöglich hier gar nicht gern gesehen ist, das sich das als neue Strömung etabliert. Die Verschreibungszahlen diverser Psychopharmaka würden mit Sicherheit sinken. Das dürfte so einigen nicht schmecken.

      Dankeschön für die Besserungswünsche! :heart: Ein "Gleichfalls" an alle, die auch gerade mit dem Kackwetter zu kämpfen haben.
      (Und ja, mein Zeitplan ist recht eng.)

      LG, Nüssli
      Was tun nach dem Absturz?
      Aufstehen. Krönchen richten. Würdevollen Schrittes weitergehen.
    • Du brauchst einen Weg, wo Studium und arbeitet miteinander koexistieren können ;-)

      Liebe Nuß,

      14 Wochen der Mittwoch frei, hilft vermute ich mehr,
      als 14 Tage am Stück krank geschrieben.

      Wielange das ein Arbeitgeber mitmacht kann ich nicht wissen.

      Ich sagte ja, das ich Dir die Ruhe gönnen,-
      das wirft vermutlich aber Dein
      "eigentlich müßte ich was tun"
      nicht vertreiben können.

      Einmal ganz tief Luft holen.

      Siehst Du denn die Möglichkeit momentan,
      einen Plan zu erarbeiten, wie Du erfolgreich Zeit für´s Studium
      (fehlt Dir da irgendetwas? Sturktur? Nachhilfe? gemeinsames Lernen? ...etcpp?)
      Brauchst Du eher einen Motivationstrainer, denn einen Psychiater?

      Wie geht es Dir denn in Bezug auf das Studium?
    • @ Tobi

      Ja ich vermisse die Begleitung und ich würde auch gern wieder zusammen lernen. Meine Kommilitonen sind aber nun schon weiter, als ich, weil ich das Urlaubssemester eingelegt habe. Durch diese Biorhythmusverschiebung fehlt mir auch Struktur, aber vor allem die Dauererschöpfung macht viel Planung kaputt.

      Man muss fairer Weise aber sagen, dass es zurzeit nicht an der Arbeit liegen kann, denn ich bin ja nun schon 2 Wochen zu Hause. Da tut sich irgendwas. Ich hab auch immer bisschen erhöhte Temperatur und sobald ich was mache, bin ich total schnell schlapp und pitschnass, Fieber steigt oder nachdem ich in den Morgenstunden doch noch mal kurz fürn Stündchen geschlafen habe, wache ich nassgeschwitzt schon auf und die Sachen wandern nach nur 1 mal tragen schon wieder gleich in die Wäsche.
      Für gewöhnlich hab ich wie heute schon um 2 ausgeschlafen, dann bin ich stundenlang wach. Schlaf nochmal ganz früh morgens ein und habe am Ende höchstens 4 Stunden geschlafen. Erinnert mich an einen Virus, den ich vor nicht allzu langer Zeit hatte. Da hab ich auch immer gleich wieder Fieberschübe bekommen bei körperlicher Anstrengung. Hier ist es ähnlich: ich brauch nur mal ein paar Schritte schneller laufen (z.B. zum Bus), dann kann ich darauf warten, dass ich gleich wie ein Schluck Wasser in der Kurve hänge. In der Vorlesung war es die Tage ein einziges Wechselbad aus Frieren und Hitzeschüben und das Hingehen hätte ich mir sparen können- ich hab da trotz Medikamenten null mitgeschnitten dank Schlafmangel. Ich will nicht hoffen, dass es doch vom Lamotrigin kommt., aber ich kann mir das beim besten Willen kaum vorstellen. Ich hab das schonmal jahrelang ohne Zwischenfälle genommen, teilweise in Maximaldosis. Tatsächlich ist das Fieber kurz nach der Dosissteigerung aufgetreten, aber die Erschöpfung hatte ich vorher schon.

      Das ärgert mich irgendwie. Wenn man nichts antimanisches oder gar eine nicht-Standart-Medikamentenkombination nehmen will (oder es schon tut durch vorhergehenden Behandler), dann muss man sich dort vorm Oberarzt rechtfertigen!! Aber wenn abgeklärt werden muss, ob vielleicht eine Reaktion auf das Lamotrigin vorliegt, da bekommt man gegen die Schlafstörung ein Rezept für Seroquel in die Hand gedrückt und man könnte ja mal die Tage beim Hausarzt vorbeischauen.

      Ich habe Ende des Jahres ein psychiatrisches Kolloqium besucht zum Thema "Epigenetik und die Rolle früherer Umweltfaktoren für die spätere Gesundheit" (Referent war Dr. Michael Deuschle). Der fand heraus, dass die allgemeinmedizinische Versorgung in psychiatrischen Krankenhäusern/Abteilungen erschreckend schlecht ist. Ich frag mich, warum die nicht selbst versucht haben herauszufinden, ob das ein reaktivierter Virus ist oder aber eine Medikamentenreaktion. Wo wir wieder beim Thema wären. Manchmal sind mehrere Köpfe, die sich der Sache annehmen besser. So funktioniert auch unser berühmtes Marburger Modell, das im "Zentrum für unerkannte Erkrankungen" angwandt wird.

      Ich glaube nicht unbedingt, dass ich einen Motivationstrainer brauche. Zeitweilig ging es mir im Dezember sehr gut nach der Dosisanpassung (Spiegel war zu niedrig). Auch das Tryptochron fing an sich positiv auszuwirken und viele Nebenwirkungen der anderen Medikamente verschwanden. Ich fing an, wieder fleißig Sachen zu erarbeiten usw. und hatte immer ein Fachbuch dabei, um in jeder freien Minute, darin lesen zu können (während Busfahrt, zwischen Vorlesungen usw.). Es lief echt gut- bis Neujahr.

      Ich habe ja auch eine Anmeldung für eine spezielle Gruppentherapie laufen. Aber weis der Geier, wann das endlich losgeht.

      Grüße, Nüssli
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