Hi,
die Süddeutsche Zeitung (SZ) erinnert in einem gerade online gestellten Artikel an den Beginn der sog. Aktion T4, der systematischen Ermorderung psychisch Kranker und Behinderter, vor 75 Jahren.
Die 'Euthanasie'-Morde
Die Euthanasie im Sinne der Ausmerzung unwerten Lebens wäre ohne die aktive Rolle der Medizin ebensowenig möglich gewesen wie die seit Mitte 1933 gesetzlich vorgesehene und an mehr als 400.000 Opfern durchgeführte Zwangssterilisierung. Die Psychiatrie hat sich bei diesen beiden Maßnahmen zur "Verbesserung der Erbanlagenbeschaffenheit des Volkskörpers" besonders hervorgetan. Es dauerte bis weit in den 80er Jahre hinein, ehe sich die deutsche Psychiatrie dieser, ihrer Vergangenheit stellte; und das auch nur widerwillig unter dem Druck der Öffentlichkeit.
Die SZ formuliert in der Überzeile: 'Euthanasie'-Morde der Nazis. Das ist insoweit zutreffend, als die Nazis die politischen und sozial-moralischen Rahmenbedingungen realisierten, ohne welche die systematische Verstümmelung und Ermordung kranker bzw. als krank diagnostizierter Menschen nicht möglich gewesen wäre. Irreführend ist diese Prädizierung als Nazi-Morde dann, wenn damit ein Missbrauch der Medizin durch die Nazis ausgedrückt werden soll. Die "Ausmerzung lebensunwerten Lebens" folgte aus der Logik der biologistischen Medizin, die im deutschen Sprachraum unter dem Namen Rassenhygiene seit dem Ersten Weltkrieg zur Dominanz gelangte. Voraussetzung für die Durchführung ihrer Spielart der 'Heilkunde' war die Zerstörung der demokratischen und moralischen Kontrollinstanzen durch die NS-Diktatur.
Gruß
Laci
die Süddeutsche Zeitung (SZ) erinnert in einem gerade online gestellten Artikel an den Beginn der sog. Aktion T4, der systematischen Ermorderung psychisch Kranker und Behinderter, vor 75 Jahren.
Der gesamte Artikel ist hier nachzulesen:Der kalkulierte Tod
Vor 75 Jahren begann der NS-Massenmord an psychisch Kranken und Behinderten. Das Münchner NS-Dokumentationszentrum dokumentiert nun, wie perfide die Nazis die Verbrechen verschleierten - und wie Ärzte mit "Hungerkost" hilflose Menschen umbrachten.
Die 'Euthanasie'-Morde
Die Euthanasie im Sinne der Ausmerzung unwerten Lebens wäre ohne die aktive Rolle der Medizin ebensowenig möglich gewesen wie die seit Mitte 1933 gesetzlich vorgesehene und an mehr als 400.000 Opfern durchgeführte Zwangssterilisierung. Die Psychiatrie hat sich bei diesen beiden Maßnahmen zur "Verbesserung der Erbanlagenbeschaffenheit des Volkskörpers" besonders hervorgetan. Es dauerte bis weit in den 80er Jahre hinein, ehe sich die deutsche Psychiatrie dieser, ihrer Vergangenheit stellte; und das auch nur widerwillig unter dem Druck der Öffentlichkeit.
Die SZ formuliert in der Überzeile: 'Euthanasie'-Morde der Nazis. Das ist insoweit zutreffend, als die Nazis die politischen und sozial-moralischen Rahmenbedingungen realisierten, ohne welche die systematische Verstümmelung und Ermordung kranker bzw. als krank diagnostizierter Menschen nicht möglich gewesen wäre. Irreführend ist diese Prädizierung als Nazi-Morde dann, wenn damit ein Missbrauch der Medizin durch die Nazis ausgedrückt werden soll. Die "Ausmerzung lebensunwerten Lebens" folgte aus der Logik der biologistischen Medizin, die im deutschen Sprachraum unter dem Namen Rassenhygiene seit dem Ersten Weltkrieg zur Dominanz gelangte. Voraussetzung für die Durchführung ihrer Spielart der 'Heilkunde' war die Zerstörung der demokratischen und moralischen Kontrollinstanzen durch die NS-Diktatur.
Gruß
Laci
"Tief im Herzen haß ich den Troß der Despoten und Pfaffen, Aber noch mehr das Genie, macht es gemein sich damit." (Hölderlin)
"Nun müssen diejenigen, welche ihre Gedanken untereinander austauschen wollen, etwas voneinander verstehen; denn wie könnte denn, wenn dies nicht stattfindet, ein gegenseitiger Gedankenaustausch möglich sein?" (Aristoteles)
"Nun müssen diejenigen, welche ihre Gedanken untereinander austauschen wollen, etwas voneinander verstehen; denn wie könnte denn, wenn dies nicht stattfindet, ein gegenseitiger Gedankenaustausch möglich sein?" (Aristoteles)