bipolar und Beziehung

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    • bipolar und Beziehung

      Hallo,

      bin neu hier und würde gerne wissen wie es Euch mit Beziehung so geht. Bin 45, hatte bereits eine Scheidung und bin jetzt wieder verheiratet und habe ein 11jähriges Kind. Es fällt mir schwer zu vertrauen da mein Exmann mich ständig betrog, auch Gewalt gegen mich spielte eine Rolle. Heute frage ich mich - nach Diagnose - ob ich diese Gewaltbereitschaft selber ausgelöst habe durch meine Stimmungsschwankungen. Ich bin extrem feinfühlig und eine Lüge meines Partners sehe ich ihm an der Nasenspitze an. Bin sehr wortgewaltig und komme dann einfach nicht mehr aus der Emotion raus. Liegt es an mir, wie geht es Euch so mit Partnern? Seid Ihr auch so mißtrauisch? Liegt das an der BS oder an der miesen Vergangenheit? Habe auch Traumatas erlebt und wenn eine ähnliche Situation passiert bin ich gleich wieder mitten drin im Geschehen. Weiß nicht mehr ob ich überreagiere oder einfacht recht habe. Jeder Verdachtsmoment meinerseits wird abgeschmettert mit" Geh mal wieder zum Psychiater.."

      Weiß bald nimmer wer jetzt verrückt ist?

      LG Manuela :?: :evil:
    • Hallo Manuela,

      wenn ein Mann anfängt körperliche Gewalt auszuüben, dann kann er sich nicht beherrschen. Das Problem ist, dass Frauen, die solche Gewalt erleben, den Fehler bei sich suchen. Es mag sein, dass man wortgewaltig ist, aber eine andere Frage, wie der Partner darauf reagiert. Leider geraten Frauen, die Gewalt dieser Form erlebt haben, immer wieder an Männer, die so mit ihnen umgehen.
      Ständiges Misstrauen liegt nicht an der bipolaren Störung! Das ist erlerntes Denken/Verhalten. Lass dir nicht einreden, das alles läge an der Erkrankung. Ich habe das in einem ähnlichen Kontext auch mitgemacht. Immer, wenn ich eine Entscheidung getroffen habe, die dem Partner nicht geschmeckt hat, dann hieß es "Ach, es geht dir gerade nicht gut. Dann reden wir später noch mal drüber" und wurde nicht für voll genommen, was mich sehr geärgert hat. Wenn ich "nein" sage, meine ich das auch so. So eine Beziehung ist auf Dauer das reinste Gift.
      Eine Psychotherapie würde ich dir trotzdem ans Herz legen, wenn dich das Ganze so belastet (und offensichtlich auch eure Ehe). Aber bitte fange nicht damit an, dich mit irgendwelchen Sachen zu konsumieren, wenn wieder etwas vorgefallen ist, um den Schmerz oder die Verärgerung zu betäuben (egal, ob jetzt Alkohol oder Beruhigungsmittel oder was auch immer). Das ist der direkte Weg in die Sucht. Bei meiner Mutter war es zum Beispiel so.

      LG, Nüssli
      Was tun nach dem Absturz?
      Aufstehen. Krönchen richten. Würdevollen Schrittes weitergehen.
    • bipolar und Beziehung

      Hallo Nüssli,

      danke für Deine Antwort. Ja, da hast sicher recht. Aus der Gewalt-Beziehung habe ich mich auch befreit, bin nur erstaunt, wieso Du so nen guten Riecher hast..hatte gestern in neuer Beziehung Differenzen, die ich meinem Kind zuliebe in mich reinfresse. Was ich aber sowohl tat war mich mit Rotwein zu betäuben um zu schweigen und den "Hausfrieden" aufrecht zu erhalten. Mein jetziger Mann ist und war nie gewalttätig mir gegenüber, also von daher alles roger. Einmal im Jahr jedoch schafft er es "Gassi zu gehen", d.h. unterwegs sein, Alkohol, und dann nette sms mit erotischen Versprechungen, plötzlich bricht der Kontakt ab und heim kam er dann 4 Uhr morgens. In der Früh keine Erklärung warum er ab 20Uhr plötzlich nicht mehr erreichbar war etc..naja, gebranntes Kind scheut das Feuer, bin in körperliche Symptome (vor Aufregung und reinfressen) gegangen sowie Herzrasen, Wut, Aggression.

      Mein Verstand war beleidigt von seiner, von mir schließlich geforderten Erklärung und dann hilts halt was zu trinken.

      Im Moment schweigen wir uns tot, kommunikation nur im nötigsten Fall.

      Da mein Vater Alkoholiker ist bin ich immer sehr kritisch im Umgang mit Alkohol aber ich kann nicht ehrlich sagen, daß ich mich seit längerer Zeit regelmäßig damit beruhige und betäube. Allerdings nur wenn mein Kind nicht da ist und ich allein bin. Dann schlafe ich eine Stunde und wenn mein Sohn heimkommt ist alles wie normal. Ich weiß, ich habe da sicher ein Problem aber ehrlich, ich finde keine andere Lösung.

      LG Manuela

      PS: Woher wußtest Du das? :shocked:
    • Liebe Manu,

      zuerst war es ein spontanes Bauchgefühl. Für einen Moment war ich gedanklich du (beim Hineinversetzenin in deine Lage) und da wusste ich es einfach. Ich bin froh, wenn meine Intuition mich nicht täuscht, sonst würde ich an meinem Psychologie-Studium zweifeln. Danach kam der Vergleich mit dem Altbekannten (meiner Mutter), danach erst das Zurückgreifen auf erlerntes Wissen. Natürlich reagiert man zuerst auf den unmittelbaren Erfahrungswert. Meine Ma hat über 20 Jahre getrunken, bis sie einen status epilepticus bekam und damit schwerste Hirnschäden. Ich konnte in all der Zeit beobachten, wie so eine Störung aus einer Gewohnheit entsteht und wie sie schlimmer wird und warum es überhaupt dazu kommt und wie es päter eskaliert. Man kann wohl sagen, dass ich als "gebranntes Kind" durchaus sensibilisiert bin für das Thema. Auch merke ich es sehr schnell, wenn mir jemand erzählt (bei persönlichem Aufeinandertreffen), er hätte nichts getrunken, aber lügt.

      Ich denke, du weist selbst, dass du besonders unter der schwierigen Konstellation als Bipolarer St. und der gespannten Lage deiner Ehe gefährdet bist.

      Ich versuchs mal so einfach wie möglich kurz zusammenzufassen:
      Bipolare haben überhaupt ein sehr hohes Riskio für einen Alkohol-Substanzmissbrauch (im Fachjargon C2 Abusus, wobei das C2 steht kurz für C2H5OH, der Summenformel für Alkohol). Na ja aus dem längerfristigen Missbrauch entsteht letztlich schleichend die Abhängigkeit, wenn man vorher nicht die Notbremse zieht. Unter allen psychischen Erkrankungen hat die Bipolare Erkrankung das höchste Risiko für die Entwicklung eines C2 Abusus (Lebenszeitprävalenz irgendwo zw. 45% und 75%).
      Eigentlich hebt Alkohol ja anfangs die Stimmung, aber umso mehr man regelmäßig trinkt, desto depressionsfördernder wird das Ganze. Meine Ma war nicht bipolar, sie bekam aber mit den Jahren Depressionen vom Trinken. Bringen wirs auf den Punkt: Alkohol wird dich immer wieder destabilisieren, statt dir zu helfen und vor allem hat das Zeug einen schlechten Einfluss auf den Krankheitsverlauf der Bipolaren Störung und die Suizidalität ist auch höher. Überhaupt führt jeglicher Substanzmissbrauch zu deiner deutlich schlechteren Prognose.

      Ich finde es übrigens sehr gut, dass du dich von deinem 1. Mann trennen konntest, ohne wieder einem Mann in die Arme zu laufen, der ebenfalls gewalttätig ist. Trotzdem musst du dringend was machen und deinen Mann darin einbinden, ich kann dir ansonsten knallhart prognostizieren, dass du sonst kaum eine Chance haben wirst vom Alkohol als Betäuber loszukommen. Du brauchst andere Bewältigungsstrategien.
      Was wird sonst passieren? Die Ereignisse und Anlässe zu trinken werden sich häufen. Anfangs trinken die Leute nur heimlich und nur so viel, um ihren inneren Schmerz und die Wut betäuben zu können. Das kann teilweise relativ lange selbst von nahestehenden Angehörigen unerkannt bleiben. Irgendwann fängt man an ganz klammheimlich die Menge zu steigern, um noch funktionieren zu können. Aber es fällt mit der Zeit die Hemmschwelle. Früher hat man extrem auf Heimlichkeit geachtet, auf bestimmte Gelegenheiten, die risikoarm erscheinen, dann achtet man nicht mehr so darauf, dass andere es nicht merken (man kann es teilweise auch nicht mehr unbemerkt praktizieren- ich sage nur Geruch nach Alkohol teilweise mitten am Tag, typisch verwaschene Sprache ect.). Wenn es dann bemerkt und kritisiert wird, dann beginnt das Stadium mit den Leugnen, den ewigen Ausreden, den Alibikäufen und dem vor allem dem Lügen, zudem geht das Interesse an liebgwonnen Hobbys verloren, das Gehalt ist schnell alle, was zu Spannungen führt.... Aggressivität und Depressivität nehmen deutlich zu. Es kommt dann schon mal zum Exzesstrinken, wenn ein besonders schlimmer Streit war. Es wird dann schonmal die "Hausmarke" gewechselt. Wo früher nur Wein an der Tagesordnung waren, muss dann schon mal etwas härteres her. Die Beziehung ist im Eimer, der Partner verliert den Respekt vor dem Abhängigen (dann ist die Gefahr für ein Umschlagen in körperliche Gewalt sehr groß). Der Arbeitsplatz ist massiv in Gefahr. Die Kollegen und Nachbern tuscheln schon längst oder haben heimlich Gewissheit (es trinken sehr viele Menschen. Die meisten haben irgendeinen Verwandten oder Bekannten, der das gleiche Problem hat). Es ist einem dann egal, ob die Kinder das mitbekommen usw. Kurzum, es wird mit der Zeit immer schlimmer und du ahnst noch gar nicht, was die Spitze des Eisberges sein kann. Aber auch das wird dir dann egal sein. Du wirst glauben, du liebst den Alkohol sogar mehr, als dein eigenes Kind.

      Fühlst du dich den bei deinem derzeitigen Psychiater gut aufgehoben? Wenn du es dort nicht ansprechen möchtest, kannst du auch anonym die Sache anderswo angehen. Trotzdem sag ich dir gleich: Wenn die Ursache nicht aus der Welt geschafft wird oder kein gutes Krisenmanagement für bestimmte Fällen entworfen wird, ist das Rückfallrisiko geradezu frustrierend hoch. Genau genommen müssen alle an einem Strang ziehen. Co-Abhängigkeit ist eine ganz schlimme Sache sag ich da nur und es ist fast genauso schlimm davon loszukommen, wie der eigentlich Betroffene von seinem Genuss- bwz. späteren Suchtmittel.

      LG, Nüssli
      Was tun nach dem Absturz?
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      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Zaubernuss ()

    • bipolar und Beziehung

      Liebe nüssli,



      ineteressant und auch schön wie Du Dich in jemand reinversetzen kannst. Deine Patienten können sich glücklich schätzen. Ja, ich weiß genau worauf Du rauswillst und ich denke ich bin da schon mittendrin. Ein Hoffnungsschimmer ist, daß ich mir sehr bewußt darüber bin und was wohl nie passieren kann, ist, daß der Alkohol über mein Kind geht. Ernsthaft. Ich war ja auch 20 Jahre in der Gastronomie selbständig tätig und , meine Güte, was habe ich da mittrinken müssen, allerdings die harten Sachen, pfui, ekel. Sowas würde ich heute auch nicht anrühren egel wie es mir geht. Die Dosis geht nie über 7/8 rot pro Tag, darauf achte ich aber mir ist bewußt, daß genau jetzt die Krise beginnt wo das umschlagen könnte. Harte Sachen, da denke ich nicht mal dran, in dzt. einfach dankbar für ein bißchen Milderung der Emotionen ohne irgendwelche weitere Psychopharmazeutika, ganz ehrlich.

      Mit meinem Psychiater bin ich eigentlich sehr zufrieden, er kennt mich und läßt sich nicht manipulieren (interessanterweise, normal klappt das immer). Habe mit ihm auch über den Alkohol gesprochen, wir haben eine sehr

      offene Patienten-Arzt-Beziehung, er verurteilt mich nicht sondern weist immer Argumente auf, die dann auch (nach einigem brüten) greifen.

      Ich denke ich trinke aus Frust und Fadheit und das seit ca. einem Jahr, Tendenz steigend. Dein Mail hat mir zu denken gegeben und ich bin ein Kämpfer und eine starke Persönlichkeit. Was Du mir schreibst bringt mich zum Nachdenken etwas an meinem Trinkverhalten zu ändern.Wie gesagt, mein Vater ist Alkoholiker und ich habe als Kind sehr darunter gelitten. Allein schon deswegen bin ich immer bemüht es vor meinem Kind fernzuhalten, denn ich liebe ihn abgöttisch.

      Ich bin niemals betrunken, sondern lediglich ruhiger aber mir ist klar, daß dzt. ein Gewöhnungseffekt passiert und die Dosis ist ehrlich gesagt schon höher als vorher. Deine Worte nehme ich mir sehr zu Herzen, ich bitte nicht nur um Hilfe, ich versuche auch sie umzusetzen. Deine Worte haben mich dann doch sehr berührt und zeigen mir auf was ich eigentlich selber schon seit einiger Zeit vermute..ich muß raus aus diesem Teufelskreislauf, denn auch wenn ich nur meine paar 8chterln rot/gespritzt trinke, die Regelmäßigkeit macht mir Angst. Im Moment bin ich sehr gestreßt und da bin ich so realistisch zu wissen, ich sollte mir keine Ziele setzen, die zu hoch sind. Aber Mitte dieser Woche sind viele Dinge geklärt und es sollte wieder Ruhe einkehren und ich denke, das wäre ein guter Zeit für einen Umbruch. Habe viele alternative Methoden probiert und sie waren erstaunlich hilfreich. Werde mir Mittwoch als Ziel setzen, das alte Muster zu durchbrechen und Dich auf dem laufenden halten. Aber eines danke ich Dir jetzt schon, Deine Worte waren ein Riesen Ansporn etwas zu verändern..dafür danke ich Dir von ganzem Herzen!

      So long honey..(grins) Du hast mir sehr geholfen, wahrlich..werde mich bemühen was zu ändern..

      Alles andere, was es da noch aufzuarbeiten gibt, kann man sehr wohl auch bzw. besser ohne Alkohol. Wäre schön wenn wir in Kontakt blieben aber noch schöner wäre es wenn ich auch Dir etwas zurückgeben könnte, Du weißt geben ist seliger als nehmen..



      LG Manuela und DAAAAAAAAAAAAAAAAANKE! Geht mir schon viel besser! :D :sleeping: Gut N8cht!
    • Hallo Manuela*,

      herzlich willkommen!
      Ich denke grundsätzlich können wir festhalten, das man selbst der Schlüssel ist
      und das man wieder bekommt, was man ausstrahlt.

      Hast Du es denn verdient, einen fürsorglichen, treuen und auch durchsetzungsstarken, gesellschaftlich anerkannten Mann zu haben?
      Die Frage, darf ruhig provozieren, denn Schlüssel ist wie gesagt und Du sicher weißt, der Satz in der Einleitung.

      Ich kann Dir nur raten, Deinem Mann seine Freiheiten zuzugestehen, er wird es Dir danken und auch Dir Deine Freiheiten lassen,
      das Ihr Euch beide und jeder für sich entwickeln könnt.

      Er tut ganz recht damit, Deine Launen und Vorwurshaltung abzubügeln. Zusehen oder zu fühlen, wie weit Du ihm vertrauen kannst,
      wirst Dur nur herausfinden, wenn Du ihm Vertrauen schenkst..
      Auch wenn es darum gehen mag, Dir selbst und Deinem Urteil, solltest Du wirklich eines fällen zu vertrauen.
      Dazu gehört auch Urteile in Frage zu stellen.

      Ich weiß auch nicht, wer in Deiner letzten Beziehung "Opfer" und wer Energieräuber war. Aber Nüssli hat ganz recht,
      schlagen geht gar nicht.

      Ich empfehle Dir das Buch, Das Schicksal würfelt nicht
      Warum jeder den Partner bekommt, den er verdient
      von Hermann Meyer

      Alles Gute bei Deinem Weg der Erkenntnis und Entwicklung.
      Ich ziehe den Hut vor Dir, weil Du auf mich den Eindurck machst,
      das Du bereit bist (im Gegensatz zu vielen Betroffenen) bei Dir selbst anzufangen.


      Alles Gute
      Tobias*
    • bipolar und Beziehung

      Hallo Tobias,

      danke erstmals fürs willkommen heißen aber noch mehr Dank für Deine offenen Worte.

      Ja, Du hast mir den Kopf wieder zurechtgerückt und brav bin ich aus meinem Selbstmitleid wieder rausgetrappelt.

      Mein jetziger Mann ist mit mir durch dick und dünn gegangen und einmal im Jahr hat er offensichtlich seinen Durchhänger. Leider kann ich damit gar nicht gut umgehen, da die Verletzungen aus der Vergangenheit anscheinend noch immer nicht verheilt sind.

      Das mit dem Schlüssel leuchtet mir ein, ich nenne es halt immer das Gesetz der Reflektion. Nur in diesem Falle – und ich bin ein schwerer Analytiker – konnte ich einfach nicht dahinter steigen warum er so was macht. Er kennt meine Vergangenheit und meine Schwächen und weiß wie ich reagiere wenn ich plötzlich ad acta gelegt werde. Vormittags weggehen und sagen zum Abendessen wäre er wieder da, kein Problem. Doch dann kommt ein sehr schönes sms mit liebevollen Absichten jedoch zwei Stunden später ist das Handy aus und keine Reaktion mehr. Ich habe auf ihn gewartet bis 4 Uhr morgens und so was macht mich einfach fertig weil ich es nicht verstehen kann. So würde ich mich nie verhalten, naja. Also was habe ich da gespiegelt? Ich verstehs nicht. Egal.

      Es geht mir heute besser und wir reden wieder normal miteinander aber verletzt bin ich doch weil er sich nicht mal entschuldigt hat und einfach so tut wie wenn nichts wäre. Zumindest eine Erklärung hätte mir schon sehr geholfen.

      Ja Du hast recht in meiner letzten Beziehung haben wir uns wohl beide nichts geschenkt, er machte mich zum Opfer und ich ihn somit zum Täter der dadurch auch Opfer war. Na da flogen die Fetzen, halli-hallo.

      Deine Buchempfehlung nehme ich gerne an, es wird mir wohl helfen wieder einen Schritt weiterzugehen. Was mir in meiner Bewältigungsphase sehr half auch wenn es kaum jemand verstand, dann war es einfach besser zu verzeihen und sich gegenseitig zu vergeben. Das half.

      Aber vieles aus meiner Kindheit (das zu alledem wahrscheinlich führte) ist noch aufzuarbeiten. Step by Step. Immer wenn man glaubt den Löffel der Weisheit gefressen zu haben merkt man erst, dass man gar nichts weiß und beginnt aufs Neue.

      Aber ich bin Euch dankbar für Eure mentale Unterstützung, hätte ich gestern nicht mit Euch geschrieben wäre ich wohl am besten Weg in eine depressive Phase gegangen. Nun, dank Euch ist das nicht passiert, ich bin weder manisch noch depressiv und meine narzisstischen Züge habe ich auch zum Schweigen verdammt, so!

      Ein herzliches Danke und ich freue mich auf weiteren Austausch.

      Jetzt werde ich das Buch bestellen und weiter an mir arbeiten!

      Danke und LG Manuela :banana:
    • Hallo Manuela,

      du hast geschrieben

      shantilalita schrieb:

      Deine Patienten können sich glücklich schätzen
      Nee soweit, dass ich auf psychiatrische Patienten losgelassen werde ist es noch nicht. Ich habe zwar trotzdem mit Patienten zu tun, aber ich arbeite neben dem Studium in der Pflege und das ist (meistens) was ganz anderes.

      shantilalita schrieb:

      Die Dosis geht nie über 7/8 rot pro Tag
      Lies dir das mal durch in dem Bewustsein, dass du da von dir redest und was eigentlich der Normalfall wäre und wieviele Gläser man aus einer Flasche rausbekommt. Wir reden hier schon von einer beträchtlichen Menge.

      shantilalita schrieb:

      wir haben eine sehr offene Patienten-Arzt-Beziehung,
      Was ist denn eine offene Patienten-Arzt-Beziehung?? Vor allem, speziell in eurem Fall...

      Ich wünschte von Herzen , ich könnte dir was aufbauenderes schreiben, aber wenn du schon einen bestimmt Grund brauchst/bestimmten Termin, um aufzuhören bzw. nicht zu trinken, dann ist das kein Substanzmissbrauch mehr, sondern Abhängigkeit. Hier fängt die Sache mit den Ausreden an: Ich kann heute nicht aufhören, weil heute ist nicht optimal, aber in ein paar Tagen, da geht das. Verstehst du, was ich meine? Was ist, wenn aber Mittwoch nicht alles besser sein wird? Wie willst du auf Dauer wiederstehen, wenn die keine Alternativhandlung an der Hand hast, wenn der Suchtdruck kommt? Auch musst du grundlegend paar Sachen ändern und dein Mann muss da voll mitziehen. Das heißt u.a., dass vor allem in den ersten Jahen aller Alkohol aus der Wohnung verschwindet. Alles zusammräumen, wegbringen, nichs nachkaufen. Wenn Leute angfangen komische Fragen zu stellen, musst du dir überlegen, wie du darauf reagierst. In der Gesellschaft, in der wir leben, muss man sich ja heute rechtfertigen, wenn man nichts trinken möchte. Eigentlich total krank. Relativ unverdächtig ist die Aussage, die nimmst Medikamente, die sich mit Alkohol gar nicht vertragen und der Arzt hat es dir verboten. (Das ist nicht mal wirklich gelogen).

      Weist du meine Ma hat mir auch immer erzählt, wie glücklich sie war, als ich auf die Welt kam und das ich ja ein Mädchen war. Sie wollte unbeding ein Mädchen. Sie hat uns Kiddies verwöhnt, war die liebste Ma der Welt und hat immer geschwärmt, sie würde uns abgöttisch lieben und wir wären ihr das wichtigste auf der Welt, aber ich kann dir versichern, dass bleibt mit den Jahren der Abhängigkeit nicht so. Man muss schon ne ganze Weile trinken, damit das passiert, aber es wird der Tag kommen, andem der Alkohol deine Persönlichkeit so in Beschlag genommen und verändert hat, dass auch du den Alkohol deinem Kind vorziehen würdest, auch wenn du dir das heute absolut nicht vorstellen kannst. Ein Stück weit hat er dich schon im Griff, sonst hättest du deinem Kind zuliebe schon aufgehört. Ich weis, das liest du gar nicht gerne und findest mich jetzt wahrscheinlich doof, doch aus der Erfahrung muss ich sagen, wird es leider wohl so sein.

      Auch musst du die Sache mit der Bipolaren Störung in den Griff bekommen, aber beides ziemlich zeitgleich. Der Alkohol macht emotionsinstabil und depressiv. Manchmal erinnern sie an einen Borderliner (ich habe als Kind sehr darunter gelitten, weil ich mir nie sicher war, aber meine Mutter mich nun liebt oder hasst). Auf der anderen Seite macht eine schlecht eingestellete BS auch instabil, dass wieder dazu führen wird, dass du glaubst, du müsstest dem mit Alkohol beikommen. Die eine Störung unterhält und fördert rege die andere. Es ist wie Ping-Pong.

      So, ich wollte noch was schreiben, aber der "Akku" ist schon wieder alle...

      LG, Nüssli
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    • @ Tobi

      positives-denken schrieb:

      Er tut ganz recht damit, Deine Launen und Vorwurshaltung abzubügeln
      Damit bin ich nicht einverstanden. Du weist doch gar nicht, was vorgefallen ist und wie die 2 sich dann gezofft haben und ob sie auch einen Grund hat eifersüchtig zu sein ect. Du weist auch nicht, wie sie sonst miteinander kommunizieren. Du hast einfach Partei für den Mann ergriffen. Wahrscheinlich, weil du dich selbst mal in einer Beziehung eingeengt gefühlt hast oder Ansgt davor hast, es könnte sich in Zukunft zu verhalten oder es bei einem Freund schon so erlebt hast.
      Gar nicht miteinander zu reden, was in jender Nacht geschehen ist und sich stattdessen anzuschweigen fördert geradezu jene Situationen, mit denen sie nicht klarkommt und glaubt den Schmerz betäuben zu müssen.
      Dem anderen die Freiheit zu geben, auch mal mit seinen Jungs um den Block zu ziehen ist vollkommen o.k. und keiner sollte seinen Freundeskreis vollkommen aufgeben, nur weil man man nun gebunden ist, aber einfach zu verschwinden und dann ohne Erklärung wiederzukommen ist schon ne schwierige Sache. Wie soll man denn da vertrauen? Also ein bestimmtes Maß an Skepsis ist schon nicht vollkommen nutzlos. Sonst würden sich ja alle Frauen auf Teufel komm raus betrügen lassen.

      Grüße, Nüssli
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    • Liebes Nüssli*,

      Du meinst also, wenn Frauen nicht skeptisch sind,
      werden Sie von den Männern auf Teufel raus betrogen?

      Und Du meinst ich wäre voreingenommen :D ?!

      Angenommen, er häte Sie betrügen wollen, dann hätte er sich mit verlaub, sau blöd angestellt.

      Liebe Manuela*, als Kind ist meine Mutter raus auf´s Meer zum schwimmen,
      ich habe Ihr aus Angst hinter her geschriehen bis ich keine Stimme mehr hatte.
      Und was macht Sie,- schwimmt einfach entspannt weiter.

      Nur so, das ich das durchaus nachvollziehen kann. Wenn eine Person - noch dazu der Partner saggt -
      das er in zwei Stunden Zuahause ist und er ist nach vier Stunden nicht da,
      bin ich schon wirklich Wahnsinng geworden und wenn dann der Partner auch auf dem Handy nicht zu erreichen ist
      bin ich durch gedreht und hab mir damit natürlich selbst keinen gefallen getan.

      Hat denn Dein Mann gesagt, das er um eine bestimmte Uhrzeit Zuhause wäre?



      LG

      Tobias*
    • Ich sag, es geht da um Verlustangst. Manchmal ist sie gerechtfertigt.

      positives-denken schrieb:

      Du meinst also, wenn Frauen nicht skeptisch sind,
      werden Sie von den Männern auf Teufel raus betrogen?
      Das ist eine Verdrehung des Sinn dessen, was ich gemeint habe. Ich denke, du hast das auch beabsichtigt provokant so verdreht.
      Ich meine, dass man nicht treudoof immer an die Beziehung und uneingeschränkt die Vertrauensnummer fährt. Beziehungen verändern sich mit dem Laufe der Zeit und nicht alle Partner sind immer 100% treu oder machen auch mal anderen Quatsch, auf den sie hinterher nicht sehr stolz sind.
      Ich finde es falsch, das alles unkritisch hinzunehmen nur des lieben Friedens willens in sich reinzufresen, wo man doch insgeheim Kummer hat. Natürlich kann man fragen, was da geschehen ist, aber der Ton macht die Musik und man muss das so formulieren, damit es nicht gleich anklagend klingt. Wenn men das in ruhiger Atmosphäre macht, dann ist der andere viel gewillter darüber Auskunft zu geben, als wenn er weis, dass der andere dann gleich ausflippt und verbal gewaltig zurückschlägt, was an der Sache an sich dann auch nichts mehr ändert, außer, dass man seinem Frust Luft gemacht hat.

      LG, Nüssli
      Was tun nach dem Absturz?
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    • Liebe Manuela* liebes Nüssli*

      Nüssli ich stimme Dir zu. Der Ton macht die Musik.
      Es ist wichtig seine Ängste auszudürcken und dabei klarzustellen,
      das sind Meine Ängste,- bist Du jetzt geradebereit Sie dir anzuhören?
      (Und ich weiß, es ist meine Angelegenheit, für das was ich fühle bin ich (mein denken) die Ursache,-
      das was geschehen ist hat dies und das (wieder) bei mir ausgelöst)

      Natürlich wäre es nett gewesen bescheid zu geben, wenn es später wird.
      Immerhin ist er wieder gekommen,- gutes Zeichen. ;)
      Es wäre nicht nur nett, sondern ich finde schon, das es klar sein sollte, sich bestenfalls gemeinsam daruf zu einigen,
      dies zukünftig auch zu tun und bescheid zu sagen wenn es später wrid.

      Warum er das nicht getan hat wüßte ich selbst gern. Angst vor einer Predigt? Schlechtes Gewissen?
      Oder schlicht vergessen? Gerade mit Alkohol soll soetwas vorkommen..

      Die Frage ist, kann ich denn anderen / Partner so sehen wie er ist?
      Oder sehe ich nicht Ihn, sondern es läuft ein Programm ab, wo der Partner auf gut deutsch gesagt keine Chance hat,- es eh kaum recht machen kann
      weil ein altes Bild aus der Vergangenheit hochgeholt und projektziert wird, was aber mit dem Partner gar nicht viel zu tun hat?
      Stimmt mein Bild von dem Mann gerade oder nicht?

      Wie Mararete sagt, ist der Mann mit Ihr durch dick und dünn. Einmal im Jahr kompensiert er, läßt alle Stricke los
      und säuft bis morgens um vier. Vielleicht kommt er sonst seinen Pflichten sehr gut nach?
      Die einen gehen ins Fußballstadion, andere fressen oder machen Beautipflege oder kaufen Designertaschen. Bis auf eins zwei Heilige kompensiert jeder
      irgendwie.

      Wie wäre das große Kino, wenn Manuela Ihm fragend mit ehrlichem Verständis und Interesse begegenet für seine "Kompensation"
      und Ihm zukünftig wünscht, das wenn er feiert es auch genießt. Wie würde er reagieren? Vielleicht wird er von selbst sagen,
      das es ihm leid tut, nicht bescheid gesagt zu haben..

      Manuela freue mich das Du dir das Buch gekauft hast, vielleicht ergibt es sich, das wir uns darüber austauschen können :)
      Für einen analytischen Verstand genau richtig!
    • bipolar und Beziehung

      Hallo Leute,

      wow, soviel Interesse, bin gerührt.

      Zum Sachverhalt: Er ging 10 Uhr vormittags weg um in die Sauna zu gehen. Kommentar: Brauchst mittags nicht zu kochen, bin zum Abendessen wieder da. Normal geht er so zwei bis 4 Stunden in die Sauna. Eigentlich sollte er im Anschluß noch ein paar Kleinigkeiten aus dem Supermarkt besorgen, da es Samstag war und ich sie für meinen Sohn für die Jause der folgenden Woche benötigte.

      Naja. Um 6 kamm dann eine Sms mit dem Angebot auf "Kuschelsex" wenn er heimkommt und so halt. Dann noch eine mt "Ruf dich an wenn ich komme".

      Dann Funkstille. Um 20Uhr wollte ich tel. nachfragen wegen Abendessen und mein Sohn wollte mit Papa reden. Keiner hob ab. Um 21Uhr hat mein Sohn dann von seinem Handy angerufen und auf Rückruf von Papa gewartet, der nie kam.

      Um 22Uhr hab ich dann eine sms geschickt, daß wir schlafen gehen und er nicht betrunken Auto fahren soll.

      Mein Kind war sehr irritiert und hat immer wieder nach Papa gefragt. War schon doof, war da schon sehr aufgeregt und mußte wegen Kind die Fassung bewahren.

      Naja um 3:30mor´gens ging dann das Licht an und er war da.

      Der Kommentar am nächsten Morgen hat meinen Verstand beleidigt, noch dümmer konnte man sich ja nicht mehr rausreden und es fiel ihm nichts dazu ein warum er nicht einfach anrief und sagte es werde später. Dann wäre ich beruhigt gewesen, wegen sowas habe ich noch nie Theater gemacht. Aber den anderen einfach zu ignorieren das tut schon weh und man kennt sich nicht aus und weiß auch nicht so recht was los ist. Dann kommen bei mir alle möglichen Gedanken wie Autounfall, Führerschein abgenommen oder er sitzt in ner Bar und amüsiert sich prächtig etc, etc.

      Sowas fördert bei mir eine manische Phase. Ich habe rapid cycling und wenn ich mich aufrege geht das schnell los.

      Aber mit Kind muß ich beherrscht bleiben und mir nichts anmerken lassen also doppelter Streßfaktor.

      Tja, so lief das. Habe mittlerweile eingelenkt und wir reden normal miteinander. Aber der bittere Beigeschmack und die Ungewißheit werden wohl noch länger brauchen um zu vergehen.



      Er hat mich in die schlimmste Zeit meines Lebens zurückversetzt, meine erste Ehe, wo mein Mann auch ohne Kommentar oft tagelang wegblieb, trank, Drogen nahm, Frauen abschleppte und wenn er dann heimkam war er extrem aggressiv und ich hatte berechtigte Angst vor ihm. Das sitzt noch tief in mir.



      Zum Thema Alkohol: Nehme mir das zu Herzen, hast schon Recht, werde Dich auf dem Laufenden halten was ich plane! Werde morgen mal wieder ein bisserl in den Wald gehen und außerdem habe ich Waschtag da bin ich sowieso ganzen Tag beschäftigt.. Keine Bange!

      Muß jetzt unterbrechen, meld mi später wieder!

      LG an alle die mir so lieb schrieben!

      Manuela
    • bipolar und Beziehung

      Liebe Nüssli,

      habe soeben meinen Psychiater angerufen zwecks späterer Terminvereinbarung. Wie Du sagtest, es ist jetzt 12:40h und ich habe schon meinen ersten roten Spritzer intus. Denke ich sollte mit ihm darüber reden,so wars ja eigentlich nicht mit ihm vereinbart. Er sagte wenns mal der Fall ist und ich nicht mehr als die 7/8 über den Tag trinke ist es noch nicht bedenklich jedoch wenn das zur regelmäßigkeit wird bzw. die Menge überschreitet dann will er mich unverzüglich sehen. Grundsätzlich vertraue ich ihm sehr (und das heißt was bei mir, habe narzisstische Züge) und in den letzten 4 Jahren war er mir auch ein guter Begleiter und er ist nicht so starr festgfressen in den herkömmlichen Bahnen. Stehe momentan sehr unter Streß wegen vielen Dingen so wie auch mein Mann.(berufliche Veränderung etc.) und ich denke, das ist wohl der Grund für den dzt. erhöhten Alkoholkonsum. Grundsätzlich bin ich da eh vorsichtig, nach 20 Jahren im Gastgewerbe und einem Vater der Alkoholiker ist. Als wir die letzten Male ausgingen habe ich eigentlich nix getrunken erstaunlicherweise, ja da war ich beschäftigt mit Freunden und habs garned braucht. Ich trinke glaube ich eher aus Langeweile und Einsamkeit aber wir Du richtig sagst, es ist egal warum, schlimm ist, daß ich es tue. Aber glaube mir, NOCH (grins) beobachte ich mich sehrwohl und bin wohl selber verwirrt warum Alkohol plötzlich als Lückenbüßer dient..

      Nach zwanzig Jahren im Gastgewerbe hat man wohl die Einstellung zu wissen wie man damit umgeht. Ich habe leider viele Kolleginnen gesehen die total im Bsuff verkommen sind. Das hatte und habe ich stets vor Augen. Froh bin ich, daß es mal wer von auswärst anspricht, denn wenn die Familie rebelliert, na dann schalte ich auf stur und fühle mich bevormundet und tu´s aus Trotz-ja so dumm bin ich.

      Deine Worte habe ich mir zu Herzen genommen und auf der heutigen Einkausliste steht kein Wein, harte Sachen trank und trinke ich sowieso nicht, auch wenn genug aus den Restbeständen meines Lokales nach vier Jahren noch immer daheim gelagert sind. Ich denke, der Zug ist noch nicht abgefahren und beherzige Deine Worte, trotzallem habe morgen den ur-Streß Termin und bin wahrscheinlich heute noch nicht ruhig genug auszusteigen. Morgen ist eine Riesenlast erledigt und ich bin ein sehr starker Mensch, na schau ma mal...



      Alles Liebe

      Manuela :S
    • Hallo Manuela,

      du solltest die Sache nicht im Alleingang durchziehen. Du hast das Problem zwar noch nicht so lange, aber wenn man von heute auf morgen den Körper auf Entzug setzt, kann das (muss nicht) durchaus gefährlich sein und zwar dann, wenn du ein Entzugsdelir entwickelst. Das ist potentiell lebensgefährlich. Für gewöhnlich bekommen das Leute, die schon länger trinken. Ich kann dir aber nicht sagen, ob es da nicht auch Ausnahmen gibt. Ich will jetzt den Teufel nicht an die Wand malen, aber ich denke, ich sollte es trotzdem fairerweise erwähnen. Es sollte auch vielleicht ein Ansporn sein, von dem Zeug so früh wie möglich loszukommen, bevor ein Entzug für dich so gefährlich werden kann.

      Bei meiner Mutter ist es 1 bis 2 mal gut gegangen, dass sie auf dem Trockenen saß (nicht freiwillig, sondern wegen Magenschleimhautentzündung bedingt durch den vielen Wein und dann konnte sie nichts bei sich behalten, auch kein Wasser oder Tee). Beim letzten Exzesstrinken hat mein Vater ihr danach verweigert gleich neuen Alkohol nachzukaufen. Sie hat tagelang wie verrückt gekrampft (epileptische Anfälle sind u.a. eine solche Komplikation). Sie war unterversorgt mit Sauerstoff. Außerdem hat sie sich während des Anfalls auf die Zunge gebissen und geblutet. Leider hat sie auch Blut eingeatmet. Deshalb kam zu dem Megadesaster noch eine Lungenentzündung dazu, die schnell zur Sepsis ausartete. Man musste sie ins küsntliche Koma legen und auch reanimieren. Heute lebt sie mit schweren Hirnschäden in einer "Beatmungs-WG". Sie ist halbseitig gelähmt (Hemiparese), halbseitig blind und taub, kann nicht essen, nicht trinken, keinen Stuhlgang oder Pippi halten, nicht sprechen, hat eine Trachealkanüle, kann nicht ihren Willen äußern und ist rund um die Uhr an lebenserhaltende Geräte angeschlossen. Das ist natürlich ein Verlauf der Dinge, der sich denkbar maximal schlecht entwickelt hat und jemandem auch jemandem passiert ist, der etwas über 20 Jahre getrunken hat.

      Selbst wenn du kein Entzugsdelir entwickelt (wovon ich mal ausgehe, wenn du tatsächlich erst kurze Zeit trinkst), wird das kein Zuckerschlecken werden und ich weis nicht, wie gut du damit klar kommst, da du zusätzlich bipolar bist. Ich weis nicht, ein Entzug in einem geschützten Rahmen, wo man jederzeit helfen kann und du auch Medikamente bekommen kannst, wenn sich die Sache nicht so gut entwickelt, ist sicher angebrachter. Außerdem kann man dort psychotherapeutisch begleitet werden und Gruppen besuchen, wo sich die Betroffenen austauschen, damit man nicht zu optimistisch ist und dann enttäuscht sind. Manche brauchen mehrere Anläufe, um es zu schaffen. So ein Entzug dauert auch soweit ich weis, etwa 3 Wochen und normalerweise schließt sich eine 3 bis 6 monatige Entwöhnungstherapie an. Vor allem: Möchtest du, dass dein Kind das in vollem Umfang mitbekommt? Ich weis nicht, ob du einen Entzug zu Hause vor ihm verbergen/kleinreden/verharmlosen kannst. Er wird merken, dass da schwer was vor sich geht.

      Für gewöhnlich wird jeder Patient, der auf Entzug ist sofort von einer Klinik aufgenommen, wenn er vor der Tür steht und das wünscht. Ich kenne es jedenfalls nur so (eben, weil es gefährlich werden kann). Aber ich lebe auch nicht in Österreich. Es gibt wohl auch Patienten, die es allein schaffen, aber ich würde vorher abklären lassen, was auf dich zukommen kann. Ich bin nunmal nichts weiter als Psychologiestudentin. Trotz, dass ich neben dem Studium in der Psychiatrie Dienste als studentische Hilfskraft gemacht habe, besitze ich nicht genug eigene Erfahrungswerte, um dir bestimmte Fragen beantworten zu können und Risiken wenigstens grob abzuschätzen, zumal das via Internet sowieso höchst unprofessionell wäre. Aber ich kanns nicht lassen, mir einige Gedanken zu machen, da ich selbst in der Familie den maximalen Katastrophenfall erlebt habe.

      LG, Nüssli
      Was tun nach dem Absturz?
      Aufstehen. Krönchen richten. Würdevollen Schrittes weitergehen.
    • Liebe Nüssli, das mit Deiner Mam tut mir sehr leid.Offensichtlich belastet Dich das immer noch sehr, kein Wunder! Mach Dir mal um mich keine Sorgen, ich befürchte, Du siehst mich in einer sehr gefährdeten Situation. Denke, Du hast das a bisserl mißverstanden mit den maximal 7/8 Wein. Ich trinke sehr oft auch garnichts und das ist dann auch kein Problem, sei beruhigt. Stehe auch immer in Kontakt mit meinem Arzt und der paßt schon gut auf meine Dummheiten auf, sei wirklich beruhigt. War eher durch den Wind wegen der dummen Angelegenheit in meiner Partnerschaft am WE. Hat sich auch wieder beruhigt und alles ist wieder normalo, viel Dank Eurer Unterstützung. Schmolle jetzt nimmer, Alltag hat mich wieder, mit wäsche waschen, bügeln, putzen und anderen tollen Hausfrauenpflichten. Also, alles roger, Deine Manuela
    • shantilalita schrieb:

      Du siehst mich in einer sehr gefährdeten Situation. Denke, Du hast das a bisserl mißverstanden mit den maximal 7/8 Wein. Ich trinke sehr oft auch garnichts und das ist dann auch kein Problem, sei beruhigt.
      Hallo Manuela,

      auch ich habe es so verstanden, dass Du 7/8 Liter Rotwein (875ml) gespritzt täglich
      trinkst, das wäre eine ganze Menge, nur ein Alki kann das auf längere Zeit vertragen,
      Frauen schlechter als Männer !
      Hast Du vielleicht mal ein paar Stunden Gespräche etc. zur Gewalterfahrung gemacht,
      Stichwort posttraumatische Belastungsstörungen ? 2006 habe ich das innerhalb einer
      Reha 2x wöchentlich innerhalb der 6 Wochen Reha verordnet bekommen, danach konnte
      ich meine Position neu bestimmen. :) Es ist halt alles 'relativ' .. :)

      Deine Ängste bzgl. der "Partnerunerreichbarkeit" kann ich gut verstehen, meine Frau hatte
      deshalb das erste Handy der Familie, ansonsten konnte sie gut Verabredungen vergessen
      oder ganz unschuldig 6 Std. später 'auftauchen'. Dagegen ist sie im Lehrerberuf überpünkt-
      lich und exakt, privat muss das wohl ihr "Ausgleich" sein (?) , hab mich dran gewöhnt. :)

      Wenn Dein Mann mit Dir durch 'dick und dünn geht', nur 1x im Jahr über die "Stränge" (?)
      schlägt, dann solltest Du ihm diese Freiheit lassen, ich war da viel, viel schlimmer, ohne
      meine Frau zu 'betrügen' . In der letzten Manie bin ich wie ein Doofer mit der Bahn gereist,
      vorher mit dem Auto. Ein unverschuldeter, schwerer Autounfall zwang mich 2006 zum
      Überdenken, ich fahre seither seltener und viel bewusster Auto, als auch Motorrad.

      Gewalterfahrungen und das vermeintlich schützende Mißtrauen können das Leben vermiesen,
      ganz verlieren wird mensch das vermutlich nie, aber es sollte auch nicht mehr, als eine heil-
      same Erfahrung sein !

      Vertrauen .. trust ..

      Es gibt (jeweils) viel zu tuen, packen wir es an ...


      Liebe Grüße von wendelin
    • Juhu du!

      Trotzdem solltest du es nicht auf die lange Bank schieben. Umso länger du die Problematik mit dem Alkohol mit dir herumschleppst, desto schwerer werden die Konsequenzen für dich und dein Umfeld sein und desto schwieriger wird es sein davon loszukommen. Davon mal abgsehen, dass so häufiger Alkoholkonsum weder besonders förderlich für deine grauen Zellen ist, noch für diverse andere Organe.

      LG, Nüssli
      Was tun nach dem Absturz?
      Aufstehen. Krönchen richten. Würdevollen Schrittes weitergehen.
    • bipolar und Beziehung

      Hallo Wendelin,



      tja, ich denke, einige haben das mit meinem Rotwein mißverstanden. Fact ist, daß ich an diesem Tag außer mir war wegen der Sache mit meinem Mann und da habe ich mich halt so beruhigt um die aufsteigenden Panikattacken zu unterdrücken oder Manie oder was weiß ich was.Nö, so gehts mir eigentlich recht gut. Habe heute z.B. meinen normalen Tagesablauf, 6:00 Uhr aufstehen mit Familie, Frühstück machen für Kind, Jause packen und fertig machen für Schule. Dann bin ich nacht 8 auf die Post marschiert um Briefe zu erledigen, dann ab zu Billa einkaufen und Grünzeug für meine "Therapie-Meerschweinchens", meine Jungs zu besorgen. Anschließend Haushalt und was halt so anfällt um sich die Zeit zu vertreiben. Mittags kochen für meinen Sohn und Abendessen vorbereiten für meinen Mann.

      Um 18Uhr nehme ich täglich meine Medikamente und dann bin ich müde und will nicht mehr kochen oder so, somit erledige ich das untertags. Also, wie gesagt, besaufe mich eigentlich nie und wenn ich mal einen Hänger habe dann hol ich mich mit ein paar G´spritzte runter. Wie vereibart mit Psych.meines Vertrauens. Er hat nur gesagt, wenn die Dosis eine Bouteille (7/8) pro Tag übersteigt bzw. regelmäßig wird, dann will er mich blitzartig sehen..so war das eigentlich gemeint!

      Finde das Thema zur Gewalterfahrung sehr interessant, darüber habe ich eigentlich nie nachgedacht sondern immer versucht es selber, alleine zu bewältigen, was da alles passiert ist. Ja, habe in der Zeit meinen Humor bewahrt und immer gesagt, ich bin eine "Gangsterbraut" dabei habe ich wohl zu beschönigen versucht, weniger für die anderen als für mich selber. Bin ganz sicher traumatisiert von dem erlebten, denn sowas sieht man normal nur in miesen Mafia-Fil´men, ich hatte es live. Du hast recht, sowas würde Sinn machen, aber ich weiß nicht obe es da bei mir am Land eine Gruppe gibt oder so. Muß das mal checken. Meine Psychologin war echt geschockt von meinen Erzählungen, na das mußt auch mal schaffen. Hat mir auch gezeigt wie dumm ich war. 6 Jahre habe ich in dieser Beziehung verharrt weil ich mein Lokal nicht verlieren wollte. Ego gegen Verstand. Ego hat gewonnen. Psyche voll verloren.

      War früher auch so wie Deine Frau seit Medikamentation ist das vorbei.

      Sei jetzt ned bös, aber ich mußte über die Sache mit der Bahn "wie ein Doofer" lächeln, das könnte von mir kommen, sowas kann ich auch ganz gut in der Manie, aberjadoch.



      Wie Du sagts..packen wir es an!



      LG Manuela :evil: :love:
    • shantilalita schrieb:

      Finde das Thema zur Gewalterfahrung sehr interessant, darüber habe ich eigentlich nie nachgedacht sondern immer versucht es selber, alleine zu bewältigen, was da alles passiert ist. Ja, habe in der Zeit meinen Humor bewahrt und immer gesagt, ich bin eine "Gangsterbraut" dabei habe ich wohl zu beschönigen versucht, weniger für die anderen als für mich selber. Bin ganz sicher traumatisiert von dem erlebten, denn sowas sieht man normal nur in miesen Mafia-Fil´men, ich hatte es live.
      Bei mir war es halt im Rahmen der Reha, 6 Wochen Vorträge/ Diskussionen,
      parallel dazu Musiktherapie, Muskelentspannung nach Jacobson, Imaginations-
      therapie (u.a. bei PTBS) nach Luise Reddemann (soviel ich weiss, ist sie jetzt
      Prof. in Graz), 2x wöch. Einzelgespräche, somit konnte ich den "Sack zumachen".

      Ein "Gangster" war ich zwar nicht, hab aber ansonsten wenig ausgelassen, Lebensgier.
      Aber so etwas bespricht man lieber beim G'spritztn .. :biggrin:


      shantilalita schrieb:

      Sei jetzt ned bös, aber ich mußte über die Sache mit der Bahn "wie ein Doofer" lächeln, das könnte von mir kommen, sowas kann ich auch ganz gut in der Manie, aberjadoch.
      Oh, ich hab es durchaus gebracht, 5 Wochen manisch durch die Türkei zu
      fahren, nur mit ungedeckten Euroschecks. Da das damals Wochen dauerte,
      bis das verrechnet wurde, hatte ich die Kohle bis dahin wieder zusammen. :)

      Oder per Anhalter durch die East-Desert/ Egypt, nachts beim Polizeiposten
      im Zelt aufm Tisch schlafen, oder im Beduinencamp, natürlich mit Hablibabli aus
      der Shisha. Waren schon verrückte Zeiten, nur heute brauch ich das wirklich
      nicht mehr .. :)

      Und Gewalt sowieso nicht mehr, nichtmal als Actionfilm :zungezeig:
      Da bin ich wohl der dicken (chin.) Buddhafigur, die mir meine Tischdamen aus
      der Reha schenkten, ähnlich geworden .. :jump:


      Schönen Abend wünscht wendelin


      youtube.com/watch?v=R_asUKHOAL8