Reden oder "professionelles" Schweigen über Suizidalität

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    • Hallo Zaubernuss,

      wie ich schon mal schrieb, hat man mit mir während dieser Zeit in der Klinik nicht mit mir gesprochen. Außerhalb der Klinik habe ich meine suizidalen Krisen auch ohne zusätzliche Medis durchgestanden.

      Viele Grüße Heike
      Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können (Patricia Deegan 1996).
    • Spekulation von meiner Seite aus:

      Es kommt mir so vor, als ob sie denken, man wäre therapeutisch gar nicht zugänglich, weil man akut in der Krise ist und vielleicht auch einen psychotischen Eindruck macht. Aber da geht es in dem Moment von unserer Seite aus gar nicht darum riesengroß was zu bewegen, aufzuarbeiten oder sonstwas, sondern tatsächlich um die Zuwendung. Einfach um quatschen. Das mag für die andere Seite irgendwie unbefriedigend sein, denn letztlich könnte jeder empathische Mensch diese Funktion erfüllen, aber das gehört eben auch dazu.

      Selbst mein blinder Freund erzählt mir immer wieder, dass er während der Manie in der geschlossenen Akutstation (er "lag" auf einem der wenigen Intensivbetten) so gerne ein paar Gespräche geführt hätte, da er innerlich so angespannt war. Er ist darüber nach wie vor sehr verärgert. Da das aber keiner machen wollte, weil natürlich nicht ganz unschwierig, blieb das Aufgestaute und er somit aggressiv und so wurde die Sache mit Tavor niedergedrückt (nicht immer freiwillig und nicht immer in Tablettenform, dafür aber auch mal mit Fixierung).
      Er sagt, hätte man ihm die Möglichkeit gegeben zu reden und ihm zugehört, hätte das ganz anders sein können. So wurde er wieder mit Tavor zugedröhnt und mit neu aufgefrischter Benzo-Abhängigkeit aus der Klinik entlassen.
      Ich habe in dieser Zeit auch ab und zu besucht und versucht ihn reden zu lassen. Ja das ist kein Zuckerschlecken mit jemandem, der echt psychotisch drauf ist. Es erfordert ein enormes Maß an Fingerspitzengefühl, Geduld und Mut bloß nicht das Falsche zu sagen, stattdessen aber Raum zum Reden zu geben und nicht darauf einzugehen, wer ihm jetzt wieder was geklaut hat. Ich fühlte mich da selbst überfordert, aber ich bin ja auch kein ausgebildeter Therapeut und habe es trotzdem auf die Reihe bekommen.

      LG, Nüssli
      Was tun nach dem Absturz?
      Aufstehen. Krönchen richten. Würdevollen Schrittes weitergehen.
    • Nochmal: Gar nicht drüber reden bzw. ansprechen habe ich noch an keiner Psychiatrie erlebt. Das ist fahrlässig. Es MUSS auch explizit in jedem Bericht stehen.

      Die andere Seite: "Aleine" nur Suizidgedanken zu haben, ist doch lange noch kein Grund für "die Geschlossene" !

      Du liebe Zeit, da müßten wir ordentlich aufstocken.

      Es ist eher die Regel, daß PatientInnen an psychiatrischen Kliniken SMG haben ( wenn das, ausser bei Manie o.ä. völlig verneint wird, ist es tatsächlich oft zu hinterfragen. )

      Es geht aber nicht drum OB, sondern wie stark, ob mit konkreter Planung, Vorbereitungshandlungen etc... und darum, ob Absprachefähigkeit gegeben erscheint.

      Ganz klar haben PsychiaterInnen davor Angst, daß sich jemand, der kurz vorher gerade noch zum Gespräch da war, suizidiert.

      Genau deswegen wird auch in aller Regel genau danach gefragt, und genau die Tatsache, daß das auch stattgefunden hat, sehr genau dokumentiert.

      Gerichtliche Probleme entstehen in der Regel nur bei "Fahrlässigkeit", also zB wenn man nicht nachweisen kann, daß man danach gefragt hat.

      Die Diskussion geht daher m.E. etwas ins Leere - außer wiederum die Umstände sind anderswo so unglaublich anders, daß das oben genannte nicht gilt. Würde mich aber sehr wundern.
    • psmmg schrieb:

      Die andere Seite: "Aleine" nur Suizidgedanken zu haben, ist doch lange noch kein Grund für "die Geschlossene" !
      Moritz, das hat hier auch keiner gesagt und das würde hier auch keiner wollen! SG sind leider fester Bestandteil unserer Erkrankung, genauso, wie die Erkrankung fester Bestandteil unseres Lebens ist. Wenn allein SG ein Kriterium für "Geschlossene" wären, würden wir dort einen Großteil unseres Lebens verbringen.

      psmmg schrieb:

      Es MUSS auch explizit in jedem Bericht stehen
      ...und du würdest deine Hand für deine Kollegen dafür ins Feuer legen, dass die Gespräche auch immer ganz genau in dem Ausmaß stattgefunden haben, wie es später dokumentiert wurde?

      -> natürlich nicht. siehe "Absicherungsmedizin".aBER DAS IST EIN GESELLSCHAFTSPOLITISCHES PROBLEM, wohlegmerkt politisch, nicht medizinisch....

      psmmg schrieb:

      Gerichtliche Probleme entstehen in der Regel nur bei "Fahrlässigkeit", also zB wenn man nicht nachweisen kann, daß man danach gefragt hat.
      Was machst du denn, wenn ein Patient darüber gar keine Auskunft geben will?
      Ich gebe darüber grundsätzlich nie mehr als höchtens vage Bemerkungen (weder innerhalb noch außerhalb kritischer Zeiten). Ich weis schon warum. Ich habe keine Lust falsch verstanden zu werden oder das jemand über das Ziel hinausschießt. Mit allen möglichen Leuten kann ich allgemein über das Thema diskutieren, selbst wenn ich selbst gerade welche habe (allerdings erwähne ich natürlich dann nicht meine Gedanken dazu), aber gegenüber med. Personal bin ich wie manch andere sehr vorsichtig, was ich sage und so bin ich bisher um einen Klinikaufenthalt drumherum gekommen.
      -> genauso dokumentieren und hoffen!

      psmmg schrieb:

      Die Diskussion geht daher m.E. etwas ins Leere
      Nein, geht sie nicht. Womöglich hast du zwischen den Zeilen übersehen, dass wir dazu übergegangen waren zu diskutieren, das Patienten, denen es gerade wirklich schlecht geht und sich in der Geschlossenen befinden (*), nicht die psychotherapeutische Behandlung bekommen bzw. Gesprächsmöglichkeiten, die sie gerne hätten und sich deshalb weder verstanden, noch gut aufgehoben fühlen, sondern nur verwahrt. :sterbekrank:

      (* und eben nicht ausschließlich explizit Suizidalität- so ist es glaube ich zu dem Missverständnis gekommen mit SG und Geschlossene und wir würden denken, dass eine bedinge zwangsläufig das andere)

      Grüße, Nüssli


      ja, mag sein dass das das missverständnis ist. aber "schweigen über suizidaltität" is einfach kein passender titel, denn genau das findet nicht statt.
      .(ausser auf patientInnenseite....!)
      Was tun nach dem Absturz?
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    • Hallo Moritz,

      mit "Reden" meine ich nicht das Abfragen und Ergründen, wie weit der Gedanken gediehen ist. Mit Reden meine ich ein begleitendes, empathisches und zugewandtes Reden. Weil das Abfragen ist ja nur dafür da zu entscheiden, ob derjenigen auf die Geschlossene soll, ob mit Medikamenten ruhig gestellt oder wie auch immer. Und wer schon das Erlebnis gemacht hat, sich sehr schnell auf der Geschlossenen wieder zu finden und auf dieser keine weiteren Gespräche statt finden und auch später nicht, wird so schnell nicht wieder von Suizidgedanken sprechen.

      Und ich möchte nochmal betonen, dass nicht nur ich alleine solch eine Erfahrung gemacht habe und das Andere, die davon berichteten in verschiedenen Kliniken in verschiedenen deutschen Bundesländer waren.

      Viele Grüße Heike
      Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können (Patricia Deegan 1996).
    • Das sehe ich nicht anders - löst aber das Problem nicht.
      Was ich tatsächlich nicht kenne, ist das "Nicht-Reden" über Suizidaltität - weder auf offenen noch auf geschlossenen Abteilungen.

      Irgendwie habe ich überhaupt das Gefühl, daß sehr sehr vieles von Land zu Land und Haus zu Haus verschieden ist.

      Wenn man zB sowieso ständig zuwenig Betten - gerade auf geschlossenen Abteilungen - hat, und diese ständig überbelegt sind, muß man vordringlich Problemlösungen finden, wie man PatientInenn, die zwar SMG schildern, aber durch andere, gelindere Mittel als "geschlossen" behandelbar sind, so schnell wie möglich in ein anderes Setting bringt. Das ist tagtäglicher Job, und ohne Reden geht das natürlich gar nicht.
    • So so, der Titel ist also unpassend? Dann ändere ihn doch. Was hindert dich daran?
      Du schreibst ja auch mit roter Farbe aufgrund von Nichtigkeit in meinem Beitrag rum. Tu mir doch den Gefallen und nimm nächstes mal ne andere Farbe! Wie wärs mit Pink? Pink mag ich wenigstens. Hm o.k. du bist natürlich ein Mann und erscheint etwas unpassend. Such dir was aus.
      Ich hasse dieses Ziegelrot wie die Pest und man kommt sich vor, als hätte die Klassenlehrerin im ganzen Diktat mit rotem Stift alles falsche angestrichen und kommentiert. Und wenn du den Eindruck hast, dass ich sauer bin, dann liegst du vollkommen richtig.

      Du hast dich total eingeschossen auf den Bereich psychiatrische Tätigkeit, aber erstellt wurde dieser Thread mal ausnahmsweise NICHT wegen EUCH PSYCHIATERN (das war nur ein Abstecher des Themas), sondern Heike hat das im Rahmen UNSERER ARBEIT getan und deshalb passt er sehr wohl! PUNKT.
      Es ging nämlich darum, ob WIR das Thema anschneiden: Heike im Rahmen ihres EX/IN oder ich, wenn ich nebenberuflich pflegerisch Patienten betreue, denn wir sind nicht verpflichtet mit unseren Klienten darüber zu reden, sondern das liegt in unserem Ermessen, ob wir das zulassen und uns das zutrauen und uns mit unserer eigenen Ängsten konfrontieren können. Bei mir sollte es sogar eine Dienstanweisung geben, dass man innerhalb unseres Pflegeteams mit einer bestimmten Klientin eben nicht darüber reden sollen, weil sie sich nicht suizidieren kann, selbst, enn sie es wollte und man denkt, dass könnte sie zusätzlich runterziehen.
      Siehe mein Text, der Heike veranlasste, den Baum hier aufzumachen:

      Diese
      Woche haben wir das sehr ausführlich in einem meiner Teams diskutiert,
      weil eine meiner Patientinnen manchmal suizidale Gedanken hat und es
      mich ankotzt, dass so gut wie alle wollen, dass man sie "auf andere
      Gedanken bringt" und küstlich aufheitert. Sie darf quasi nicht darüber
      reden (genau genommen, weil die Pflegeassistentinnen über "das
      schwierige Thema" nicht reden wollen).

      Ich hingegen finde, dass man nicht 24 stunden am Tag im Kreis grinsen
      muss. Wenn sie traurig ist, dann darf sie auch mal traurig, frustriert,
      depressiv sein, solange ich ihr bewusst machen kann, das das nur ein
      Gefühl ist und Gefühle kommen und gehen und dieses Gefühl wird nicht von
      Dauer sein, wenn sie das nicht möchte. Man sollte schon die (ich nenns
      mal) Rückführung anschließen können. Auf der einen Seite die Möglichkeit
      geben, Sachen sagen zu können (wie "ich will nicht mehr leben"), aber
      im Gegenzug den Tunnelblick erweitern können und auf das lenken, was sie
      in der Stimmung nicht sehen kann. In dem Moment geschieht
      Bewusstwerden, dass da noch was anderes ist, als all die Traurigkeit,
      Hoffnungslosigkeit und Leere.


      Und wenn ich das bei der Arbeit einfach geflissentlich ignoriere und das Thema ganz geschickt umgehe, dann schweige ich schon irgendwie professionell, denn sowohl Heike, als auch ich sind während unserer Arbeit ja extra dafür da, dass wir unsere Klienten umsorgen und ihre Nöte wahrnehmen und thematisieren, aber es macht eben nicht jeder. Und findeste immer noch, dass der Titel unpassend ist?

      Im Übrigen gab es während meiner Behandlung ganze Jahre, wo ich kein einziges Mal gefragt wurde, ob ich suizidale Gedanken habe (auch wenn es mir schlecht ging). Das war zwar ambulant (Institutsambulanz), aber ändert prinzipiell auch nichts daran. Na ja, mir konnte es nur recht sein, aber es zeigt, dass die Realität vielleicht doch ein bisschen anders aussieht. Teilweise ging es mir so schlecht in dieser Zeit, dass ich um Haaresbreite bei drauf gegangen wäre. Deswegen macht es mich auch so stocksauer.

      Nüssli
      Was tun nach dem Absturz?
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      Dieser Beitrag wurde bereits 5 mal editiert, zuletzt von Zaubernuss ()

    • Hallo psmmg,

      sowohl außerhal, wie auch innerhalb der psychiatrischen Kliniken, findet es statt, wenn wir von dem "Abfragen", was für mich kein Reden ist, absehen. Mit mir wurde innerhalb der Psychiatrie nicht mehr drüber geredet, nicht nur nicht darüber, sondern überhaupt nicht geredet. Schon gar nicht wurde mit mir darüber gesprochen, wie es mir in der "Geschlossenen" erging. Und ich weiß, ich bin da kein Einzelfall. Sorry, ist also nicht so unglaublich selten.

      Das du es gott sei dank anders erlebtst in deiner beruflichen Praxis, ist schön zu wissen. Es geht mir zumindest nicht darum, die Psychiater oder die Psychiatrien schlecht zu machen und evtl. DICH in Stellvertretung in eine Art, hm, ich nenne es mal "Haftung" zu nehmen.

      Was mich an deinen Aussagen stört, bzw. verletzt ist, dass meine/unsere Wahrnehmungen und Erfahrungen eher abgesprochen werden, leider etwas, was wir Psychiatrie-Erfahrenen ebenso in der psychosozialen und psychiatrischen Praxis sehr häufig erleben.

      Aus Eurer Perspektive mögen die Dinge so erscheinen, aus unserer Betroffenen-Perspektive anders und aus einer Angehörigen-Perspektive vielleicht sogar noch anders. Trialog bedeutet hier auch, die Perspektiven und Wahrnehmungen der jeweils anderen Gruppe auch wertzuschäten und zu respektieren.

      Viele Grüße Heike
      Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können (Patricia Deegan 1996).
    • Das mag sein, ja. Löst aber noch nicht das Problem.

      • Was braucht es, um unbefangen und vor allem Angstfrei über quälende Suizidgedanken reden zu können?

      • Wie müßte das Team, das Setting, die Umgebung gestaltet sein, um dieses Ziel zu erreichen?

      • Wie könnte auch das Team oder der Helfende unterstützt werden, um mit der Angst vor "Schaden" umzugehen?

      • Wie kann ein solches Gespräch oder solche Gespräche aussehen?

      • Wie kann man jemanden in einer suizidalen Krise begleiten?

      • Was kann Lebensmut und Hoffnung wieder wecken?

        ...
      Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können (Patricia Deegan 1996).
    • Bin ich hier im Kindergarten oder was?
      Oder "nur" ein ganz normales Irrenhaus?

      Bitte macht Euch euren Elitestatus wieder bewußt.
      Ihr habt Vorbild zu sein, für den Rest der Welt.

      Der Titlel darf als korrekt angesehen werden, weil "professionell" in Anführungszeichen geschrieben wurde.
      Es ist nicht professionell, höchstens pseudeoprofessionell.

      Man sollte alles Anzweifeln, zum Beispiel Richtlinien.
      Die Therapeutische Richtlinie aber, das auf suizidale Gedanken,- besser gesagt Worte,
      eingegangen werden sollte, finde ich natürlich ganz richtig
      und dies ist auch von hier keinem bestritten worden,-
      also frage ich mich, worum reden wir hier überhaupt?

      Vor gut 10 Jahren, hatte ich den Vorsatz mich zu erhängen
      und alles nötige in meinem Rucksack. Als kleinen Hoffnungsschimmer,
      führte mich mein Weg vor der großen Eiche noch zum Psychiater.

      Er erkannte die Lage,- ohne das ich dirket über Selbstmord geredet hätte
      über die Mimik und fragte mich plötzlich "Wie wollen sie es denn machen?"
      Tränen schossen mir über das Gesicht.

      Für Heilpraktiker, Psychiater, Therapeuten und Psychologen ist es Richtlinie
      Selbstmordabsichten direkt anzusprechen, sie als Hilfeschrei zu verstehen
      und Raum zu geben, sodas der Klient "sich erleichtern" kann.
      Und nicht um den heißen Brei herumzureden.

      Warum erleben Heike und Nüssli das bei Ihrer Arbeit anders?
      Zum Beispiel, weil Sie nicht zu den genannten Berufsgruppen gehören,
      bei denen das Ansprechen von Selbstmordabsichten nicht nur zur
      therapeutischen Richtschnur gehört, sondern sogar zum rechtlich
      verbindlichen Rahmen?!

      Traut man Ihnen, da sie nicht zu den gegannten Berufsgruppen gehören,
      nicht zu, das sie der Thematik gewachsen sind?

      Oder hat man Angst, das Thema anzupsrechen,
      weil das Thema Tod unbewußt von einem selbst abgewehrt wurde?

      Hat man entegen der therapeutischen Richtlinie, tatsächlich einfach Angst,
      über das Eingehen gegenüber Selbstmordabsichten, jemanden
      erst richtig auf den Geschmack zu bringen?

      Alles ist möglich.

      Auf welcher Hierachieebene auch immer, Professionelle mit dem Thema
      Selbstmord "Ihrer Klienten" konfronitert werden, ist eine tiefe persönliche Auseinandersetzung damit,
      unumgänglich um diese Arbeit auch selber seelisch zu bewältigen.
      Nichts geht tiefer.
    • Jannis schrieb:

      Na Nuessli, Du bist ja momentan drauf... Fällt Dir denn gar nicht auf, dass Du es bist, die hier die Klassenlehrerin spielt und die Deutungshoheit für alles und jedes für sich in Anspruch nimmt?
      Danke für die Beleidigung! Also ich hab nicht mit roter Farbe irgendwo drinrumgeschrieben, davon mal abgesehen bin ich es auch nicht, der steif und fest behauptet, dass es in der Psychiatrie anders läuft, als in angrenzenden Berufen. Bei Moritz am Hause mag es vielleicht ganz gut funktionieren. ICh aber habe es, wie bei Heike schon ganz anders erlebt und ja natürlich werde ich da sauer, weil es nur einem Wunder zu verdanken ist, dass es mich noch gibt und keiner psychiatrischen Intervention, denn die hat im entscheidendem Moment nicht stattgefunden. Man wusste nicht mal, wie schlecht es mir ging.

      Und was ganz wichtiges:

      Quasi der springende Punkt

      Heike schrieb:

      sowohl außerhal, wie auch innerhalb der psychiatrischen Kliniken, findet es statt, wenn wir von dem "Abfragen", was für mich kein Reden ist, absehen. Mit mir wurde innerhalb der Psychiatrie nicht mehr drüber geredet, nicht nur nicht darüber, sondern überhaupt nicht geredet
      Abfragen ist nur Absicherung für euch. Das hat (noch) nichts mit Intervention zu tun und reine Bestätigung oder Verneinen stellen für den Betroffenen keine Hilfe dar, denn der braucht Lösungsansätze und einen Rahmen, um was los zu werden.
      Ist dir nie aufgefallen, dass die PSychiater, die selbst ein Problem haben mit Depressionen/Suizidalität nicht genauer über eben jenes Thema fragen oder gar nicht? Bei meinem war es so. Er ist bekanntermaßen ja nun auch durch eigene Hand gestorben.
      Was tun nach dem Absturz?
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    • Liebes Nüssli

      Wer schreibt mit roter Schrift? Ehrlich gesagt, schaut es für mich so aus,
      als hättest Du selbst die Zitate rot makiert?

      Ich finde es absolut lächerlich, darauf zu warten und zu hoffen,
      das sich irgendetwas oder irgendjemand ändert.

      So kommt es mir nämlich bei Dir vor, Nüssli.
      Wie naiv ist das denn?

      Ich habe zu meinen Lebzeiten noch keinen geändert
      oder wem geht es da anders?

      5,6 oder sieben Jahre, habe ich auch versucht,
      sichtbar zu machen, wie wichtig ein Dia oder Drialog wäre.
      Was es bedeuteten könnte, wie Heike sagt,- nicht nur steriel abzufragen
      sondern wirklich Verbindungen von Mensch zu Mensch von Herz zu Herz
      zu schaffen.

      Ich war 14 Tag in Fixierung - ja ich weiß, das ist schon bekannt,-
      ohne das mir gesagt wurde, das dafür eine Eigen oder Fremdgefährdung vorliegen muß,-
      also wußte ich es auch nicht warum ich fixiert war.

      Man hat mir die Klingel weggenommen, hat mir nichts mehr zu trinken gegeben,
      hat mich isoliert. Man hat Nicht versucht mir gesundheitlich weiter zu helfen,-
      sondern man hat versucht mich zu brechen.
      Vielleicht war in diesem Denken, beides ein und dasselbe.

      Nüssli, ich sag das deshalb, weil ich glaube, sogar weiß, um sich zu ärgern,
      muß man glauben, das es "irgendwer besser wissen müßte."

      Das ist aber ganz einfach nicht der Fall.

      Also was hilft da das ganze gezeter?!

      Lern lieber für das Studium. Läufst Du gerade weg vom Studium? Du mußt Deine Energie diesbezüglich besser einteilen.
      Solange Du darüber schimpfst, wie es andere machen sollten und wie Du behandelt werden möchtest,
      zeigt das nur, das Du dir selbst noch unsicher bist, in der Frage,
      wie Du andere behandeln willst.
      Könnte da was dran sein?

      Als Psychologin hast Du die beste Augangaspostion wirksam zu sein, wenn es wirklich das ist,
      was Dir so wichtig ist.

      Denn wenn Du für Dich ganz klar einen roten Faden hast, was interessiert es da noch, was andere tun
      und wie es wo anders läuft.

      Natürlich pack ich mich auch an die eigene Nase,- wenn ich meine Kräfte sinnvoll einsetzen würde,
      ging es mir auch besser.
    • Nuessli, es liegt mir fern, irgendjemanden zu beleidigen, beachte das Wort 'momentan' in meinem vorherigen posting.

      Wir alle bewegen uns in Systemen, auch Moritz und ich. Und nur die Fehler dieser Systeme greife ich an, nicht die darin gefangenen Akteure. Bei Moritz ist der Handlungsspielraum begrenzt auf der einen Seite durch die wenigen profitversprechenden Pillen, die ihm die Industrie zur Verfügung stellt und auf der anderen Seite durch sein rechtliches "Dürfen", arbeits- und strafrechtlich. Bei aller Kritik an dem System "Psychiatrie" richtet sich das nie gegen seine Person. Ganz im Gegenteil, er fragt hier an genau der richtigen Stelle nach, naemlich bei den Betroffenen. Das rechne ich ihm hoch an.

      Bei mir ist das nicht anders, ich spiele die Fehler in meinem System mit, kann aber auch nur als Insider etwas zur Verbesserung beitragen, ansonsten wäre ich ein bedeutungsloser Meckerer am Spielfeldrand. Meine Kammer hat die liebe Not mit mir, weil ich nicht müde werde, die Fehler unseres Rechtssystems vor laufender Kamera im TV anzuprangern. Aber wer würde mir zuhören, wenn ich nicht Bestandteil des Systems wäre?

      Moritz hat auch in einem meiner Beiträge mit Rotstift was reingeschrieben. So what? Wenn es der Wahrheitsfindung dient...
    • @ Jannis und alle anderen, die sich gewundert haben...

      Ach du gibst ja eh keine Ruh und bevor ich lauter PN's bekomme und die alle beantworten muss, beicht ich's halt hier:

      Jannis schrieb:

      Na Nuessli, Du bist ja momentan drauf
      Ja, schlimm. Achterbahn, ich hoffe, es legt sich bald wieder.
      Gereizt, gestresst, genervt, auf das Äußerste angespannt, emotional total instabil...und da explizit gerade --> MISCHZUSTAND

      Da ich mir vor nicht allzu langer Zeit Modafinil zu Gemüte geführt habe, kann ich das auch reflektieren. Ich weis auch, dass es besser gewesen wäre, eine Nacht drüber zu schlafen, ehe ich antworte, aber dafür hab ich zu viel Temperament.
      Eigentlich eine höchst unglückliche Verkettung, an der ich selbst schuld bin. Es war von Schätzelein aber auch nicht sehr clever mir noch mit leuchtend Rot (dass bekanntermaßen Agressivität erzeugt --> Farbpsychologie) in meinen Text zu schreiben. Er hätte wissen müssen, das das reinste Provokation ist und eine denkbar schlechte Idee, wenn der andere ohnehin schon gereizt ist. Aber wie gesagt, es wäre besser gewesen, hätte ich mich überhaupt dem Forum und gerade der emotional-gefärbten Konversation fern gehalten. Mein Fehler. Aber da hab ich das anders gesehen.

      Wie ist es überhaupt dazu gekommen? Nun allen voran hab ich mich bequatschen lassen an einer Testung für Menschen mit ADS teilzunehmen mit Unterbrechung der Medikamenten-Einnahme. Man hat mir das so verkauft, das das mit der Studie zu tun hat, in deren Rahmen ich bald eine Therapie anfangen soll/will. Im Moment hängen alle in der Luft und es hieß, es gibt so viele Leute auf der Warteliste, dass sie noch Zeit brauchen und Gespräche, um zu gucken, wer jetzt anfangen kann und wer erst im 2. Durchgang in einem halben Jahr. Wie sich jetzt herausstellte, hat das eine mit dem anderen nichts zu tun. Die haben sich nur die Patientendaten von der Warteliste zu eigen gemacht, weil beides im gleichen Institut stattfindet.
      Ich war sehr skeptisch bzgl. des Absetzens und sagte, dass ist problematisch, weil ich bipolar bin. Man leistete gute Überzeugungsarbeit und weil ich dachte, ich sollte mich zusammenreißen wegen des Therapieplatzes, nahm ich das Risiko in Kauf. Auch stellte sich später heraus, das die junge Frau, die das Ganze mit mir durchging gar nicht Doktorantin ist oder wissenschaftl. Mitarbeiterin, sondern studentische Hilfskraft! :evil: Die ist genauso Studentin, wie ich, bloß höheres Fachsemester. Es ist unglaublich, dass sie jemanden mit solch einer Selbstsicherheit beschwätzt einen Teil seiner Medikamente abzusetzen (und sei es auch nur kurz), obwohl sie gar nicht die Qualifikation dazu besitzt und es ausnutzt, dass jemand auf einen Therapieplatz wartet. Sie hat überhaupt keine Ahnung, welchen immensen Schaden sie angerichtet hat! :raunz:

      Nach einer Woche Pause nahm ich es zum 1. Mal wieder und bekam sofort eine Hypomanie. Das war o.k., damit kenn ich mich ja aus, war jetzt nicht der Rede wert. Allerdings war ich ohnehin schon angespannt wegen der Umzugssache und wartete endlos auf die Zu- bzw. Absage. Das Warten zehrte ganz ordentlich an meinen Kraft-Reserven. Vorgestern Nacht um 10 bekam ich dann eine Kurznachricht mit der Zusage für diejenige WG, die ich unbedingt wollte. Das was zu viel des Guten. Ich war so aufgeregt, dass ich nicht schlafen konnte, schließlich muss ich alles nun in nur 14 Tage über die Bühne bringen und fast alles ist noch ungeklärt. Und was mach ich?
      Ich kauf 2 brombeer-farbene Kleiderschränke (für Männer übersetzt: dunkelpink). DAS IST KEIN SCHERZ! Ja ich hab Stauraum gebraucht, weil ich meinen begehbaren Kleiderschrank leider hier lassen muss, aber irgendwie war das dann doch anders geplant gewesen. Und jetzt hab ich nicht nur den Umzug am Hals, jetzt muss ich auch noch das Schlafzimmer umstreichen, dass ich so übernehmen wollte, wie es mir meine Freundin überlassen hat (in Bordeaux). Ja ihr habt richtig gelesen: Stilsicher, wie eh und je, behalte ich die peinlichen Schränke und streich dafür lieber um. Dann wurde mir klar, dass ich das letzte soziale Netzwerk verlasse und ins Ungewisse ziehe. "Jetzt bin ich wirklich ganz allein". Dann kippte es.

      - an der Stelle teile ich den Beitrag, weil das andere eher für speziele Person gedacht ist-
      Was tun nach dem Absturz?
      Aufstehen. Krönchen richten. Würdevollen Schrittes weitergehen.

      Dieser Beitrag wurde bereits 11 mal editiert, zuletzt von Zaubernuss ()

    • zur Diskussion an sich....

      Nichts desto trotz möchte ich sagen, dass ich Moritz zum einen mag und ihn
      zum anderen als Mensch sehr schätze, dass heißt aber nicht, dass ich
      uneingeschränkt seiner Meinung bin und glaube, dass er quasi die
      Wahrheit gepachtet hat. Wenn ich denke, dass etwas grundlegend auch
      anders sein kann, dann sag ich das auch und da kann ich mindestens
      genauso stur sein, wie er.
      Es heißt auch nicht, dass man sich nicht mal in
      bisschen in die Haare bekommen kann. Ich bin jetzt nicht ewig
      nachtragend. Wenn ich mich entschieden habe, dass ich jemanden mag, dann
      kann ich mich auch mal mit wem zoffen oder zumindest pseudo-zoffen,
      dass wird aber an der Basis nichts ändern, sie sollte für sowas
      tragfähig genug sein.



      Das Thema trifft mich zugegebenermaßen auch weitaus persönlicher, weil man das Ganze auch von
      anderer Seite sehen kann. Wir Patienten haben immer gespührt, das etwas
      massiv nicht stimmt. (Ich umgehe bewusst den Namen) :
      Er hat gemerkt, als es ganz brenzlig bei mir wurde wurde (im Gegensatz
      zu seinem Vorgänger) und schier Unmögliches in Bewegung gesetzt. Er wusste es im
      entscheidenen Moment, ohne das man ein konkretes Wort darüber reden musste (was
      sicher ungewöhnlich ist- das machte ihn ja so besonders). Eigentlich
      ganz ähnlich der Geschichte, die Tobi schilderte. Aber wir haben
      jahrelang mit angeschaut, wie jemand vor die Hunde ging. In dem Fall,
      haben WIR geschwiegen.

      Nüssli
      Was tun nach dem Absturz?
      Aufstehen. Krönchen richten. Würdevollen Schrittes weitergehen.
    • Tobis' spezifische Frage an uns...

      positives-denken schrieb:

      Wie könnte auch das Team oder der Helfende unterstützt werden, um mit der Angst vor "Schaden" umzugehen?
      Das kommt darauf an, in welchem Sinn "Schaden" hier gemeint ist. Das musst du schon näher erklären. Schaden für den, der suizidale Gedanken hat und was das Gespräch macht bzw. was passiert, wenn man keines führt. Oder Angt vor dem, was passiert, wenn man sich mit seiner eigenen Suizidlität auseinandersetzen muss??

      positives-denken schrieb:

      Wer schreibt mit roter Schrift? Ehrlich gesagt, schaut es für mich so aus,
      als hättest Du selbst die Zitate rot makiert?
      Das ist übrigens ganz schön verletzend, dass du mir das überhaupt auch nur annäherungsweise zutraust. Wie kommst du darauf, dass ich sowas machen würde? Bin ich der Typ Mensch, der durch solche Methoden um Aufmerksamkeit heischt und vortäuschen würde, ich wäre Moritz und kritzel in meinen eigenen Beiträgen rum??? Meinst du nicht, er hätte da umgehend eingegriffen und das richtig gestellt?
      Im Übrigen kann er als Administrator in jedem unserer Beiträge Änderungen vornehmen, sie löschen und auch farbig kommentieren, was er schon des Öfteren getan hat.

      positives-denken schrieb:

      Ich finde es absolut lächerlich, darauf zu warten und zu hoffen,
      das sich irgendetwas oder irgendjemand ändert.
      Ganz schön harte Worte. Ihr merkt gar nicht, wie verletzend ihr in letzter Zeit seid, wundert euch aber, wenn andere User aggressiv darauf reagieren.
      Es kommt mir so vor, als hättest auch du nur überblicksmäßig gelesen.
      Wie gesagt, hier ging es um Heikes und meine berufliche Funktion, um nochmal daran zu erinnern und wie wir uns verhalten sollten. Nirgendwo wirst du eine Aussage von mir finden, dass ich darauf warte, dass sich schlechte Gepflogenheiten einiger Leute in der Psychiatrie ändern, aber ich habe es offen kritisiert (genauso wie Heike und es ist mir egal, weil ich am eigenen Leib erfahren habe, dass es wahr ist und auch keine Ausnahme).

      Und genau, weil ich weis, dass sich sonst nichts in meinem Pflege-Team ändert, hab ich gegen den Widerstand meiner Teamleiterin und des gesamten Teams beim Chef durchgesetzt, dass ich mit betreffender suizidaler Person, um die es da geht, über das Thema reden darf, wenn ich das Gefühl gewinne, dass es ihr hilft, statt schadet. Wenn alle anderen sich scheuen, sich damit auseinanderzusetzen, dann ist es um so interessanter für mich, was zu bewegen und den ersten Schritt zu tun, auch wenn ich mich dadurch unbeliebt mache. Ich renne nämlich gern geschlossene Türen ein.

      Nüssli
      Was tun nach dem Absturz?
      Aufstehen. Krönchen richten. Würdevollen Schrittes weitergehen.

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von Zaubernuss ()