maladaptive daydreaming (MDD) - kurze Frage an psmmg

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    • maladaptive daydreaming (MDD) - kurze Frage an psmmg

      Ich habe da mal wieder eine Frage ... :scheinheilig: ... eine sehr spezielle....

      Sag mal Moritz, wenn maladaptives Tagträumen (MDD) pathologische Züge annimmt, also zum Problem wird, denn spricht man wohl durchaus von einer Störung. Ich kenne das Problem ja selbst. Meine Therapeutin damals meinte, es sei eine Form von Dissoziation. Nun hörte ich aber auch einige Stimmen, die meinen es sei eine Persönlichkeitsstörung.
      Entweder ausgelöst durch ein Trauma oder aber eine Verhaltensstörung, die ansonsten immer in der Kindheit bereits ihren Anfang hat.
      Ich weis, dass ist ein wirklich hochspezielles Thema, aber:
      1. Handelt es sich in der pathologischen Form nun um eine eigene Persönlichkeitsstörung oder um eine Form von Dissoziation?
      2. Wurde mittlerweile doch eine offizielle Diagnose dazu auserkoren? (Das neue DSM ist ja recht *hust* umfangreich erweitert worden...ich gestehe, ich war bisher zu geizig eine deutschsprachige Ausgabe für fast 200 Euro zu erwerben, wo doch die amerikanische einem für 30 Euro bereits teilweise hinterhergeworfen wird...das hat mich so geärgert, dass ich mir aus Protest bisher keine gekauft habe... :whistling: )
      3. Wird das Phänomen wirklich häufig in Zusammenhang mit Hochsensibilität bzw. ADS beobachtet? Stimmt das?
      4. Kann man MDD als eine Art Vorform der ego-state-disorder sehen, die sich letztlich aber nicht weiterentwickelt hat? Ich meine, da fehlt ja nicht mehr viel. Die "anderen" sind schon da, aber sie sind noch nicht zu eigenen Persönlichkeitsfragmenten transmutiert worden.
      Danke, es grüßt das Nüssli
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    • Für die interessierten Mitleser eine kurze Erklärung...

      Maladaptives Tagträumen beschreibt das Unterhalten einer 2. Welt (von mir aus nennt sie Parallelwelt oder Phantasiewelt) im Kopf des Betroffenen.
      Anders als bei der echten Dissoziativen Identitätsstörung "hören" die Leute aber keine Stimmen "innen". Sie "hören" eigentlich gar keine. Wenn man Stimmen allerdings von "außen" hört, dann landet man schon bei Schizophrenie.
      MDD kann in keiner Weise durch Antipsychotika beeinflusst werden! Wieso sollte es auch. Es ist willentlich erzeugt.

      Bei vielen dreht es sich innerhalb der Welt um die Erfüllung von Wünschen und Bedürfnissen (z.B. Schutz). Viele sind dort etwas Besonderes, aber das trifft längst nicht auf alle zu. Es fungiert quasi immer entweder als Schutz- oder als Entspannungsmechanismus. Für einen Teil war es die einzige Überlebensmöglichkeit, die sie dann aber nicht wieder ablegen konnten. Es gibt Betroffene, die können sich an ein Trauma erinnern, es gibt wiederum andere, die kennen ihre Innenwelt gar nicht anders und sagen, sie hatten das schon immer seit Kindheitstagen an und können sich aber nicht erinnern, dass sie als Kind ein Trauma erlebt hätten und haben das lange Zeit für den Normalzustand gehalten und dachte alle Menschen hätten ein so umfangreiches Innenleben.
      Warum entsteht es immer in der Kindheit? Weil Kinder selten Suizid begehen. Sie neigen eben eher dazu eine Welt zu erfinden, in die sie sich emotional zurückziehen können, um überleben zu können (Kinder haben ja ungemein viel Fanatasie- offensichtlich machen sie sich das zu Nutze, denn physisch sind sie nun mal Erwachsenen weit unterlegen). Es geht da also um Gewalt und Traumen jeglicher Art, aber auch Vernachlässigung und anderes.

      Ein Teil der Kinder, die diese komplexe Innenwelt haben, werden sie irgendwann im Zuge des Erwachsenwerdens ablegen können, wenn ihre Außenwelt so freundlich ist, dass sie nicht mehr gebraucht wird.

      Es existieren dort mitunter hochkomplexe Personen und Handlungen. Eben eine ganz eigene Welt. Das ist seinem Zweck geschuldet und verwundert auch nicht.
      Viele können sehr gut damit leben und nutzen es als Möglichkeit zum Abschalten. Für nicht unerheblich viele ist es eine Art Sucht. Sie können ohne die Welt nicht existieren, sonst gehen sie unter. Sie brauchen Zeit, um allein sein zu können, um sich zurückziehen zu können und es seinem Lauf zu lassen. Es ist nämlich so: in dieser Welt ist meistens (nicht immer!) alles heil. Wenn Kinder in ihrer Phantasiewelt rumspinnen, finden andere (also Erwachsene) das meistens lustig und putzig. Kinder dürfen das. Sie dürfen das auch nach außen tragen, aber auch nicht ewig, sonst befürchtet man das Kind würde schon früh die Anzeichen einer Störung aus dem schizophrenen Formenkreis zeigen und verunsichert stark. Wenn aber hingegen Erwachsene dabei erwischt werden, wie sie im Dialog reden mit jemanden, der offensichtlich nicht da ist, finden andere das gar nicht witzig, sodern sind schnell mit Worten bei der Hand wie verrückt/schizophren. Wäre per se auch richtig, hätten die Tagträumer akkustische evt. auch optische Halluzinationen. Haben sie aber nicht. Sie erzeugen diese ganzen handelnden Personen willentlich, nur leider kann das so exzessiv sein, dass sie die Kontrolle nicht immer beherrschen. Wenn die Parallelwelthandlung abgebrochen werden muss, dann kann der Betroffene in ein dramatisches Einsameitsgefühl stürzen und depressiv werden. Generell kann es zum krassen sozialen Rückzug führen, zur regelrechten Verweigerung echter Sozialkontakte und zum Vermeidungsverhalten, um sich mit allen möglichen Dingen nicht auseinandersetzen zu müssen.
      Letztlich kann es genauso ein Menschenleben zerstören, wie die Bipolare Erkrankung.

      Das Nüssli
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    • @ Jannis

      Ja klar, dass sich gerade Kinder in eine eigene Welt flüchten, ist das Naheligendste überhaupt. Das kommt wahrscheinlich übers Spielen. Von daher wissen sie ja, sie können zu jeder Person werden, die sie wollen, zu jedem Zeitpunkt, überall und unter allen möglichen Umständen. Aber sie distanzieren sich nicht irgendwann dazu. Es hat ja eine feste Funktion übernommen und da liegt auch das Problem.

      @ Wendelin

      Ich habe auch schon von dieser Imaginationstherapie flüchtig gelesen.
      MDD als Störung hat aber kaum noch etwas Positives. Klar, es schützt weiter nach außen, aber es schirmt auch ab. Ich habe mich schon mit Leuten ausgetauscht, die sind vollkommen süchtig danach. Auch bei mir war das schon mal sehr ausgeprägt, aber ich muss das selbst auf die Reihe bekommen, weil meine Therapeutin zu inkompetent war- anders kann amn das wirklich nicht nennen. Sie meinte, das sei doch toll. Oh ja natürlich, Rückzug, Verlust fast aller sozialer Kontakte; dass man Sachen vergisst zu erledigen, weil man gerade nicht in dieser Welt ist ect., auch verliert man Unmassen von Zeit entgegen der Fachbeschreibung- nur anders als bei DIS ect. ist natürlich super :boese: Ganz zu schweigen von manch anderen Dingen, auf die ich nicht näher eingehen will.
      Viele trauen sich auch nicht darüber zu reden. Nicht ganz zu unrecht. Man muss da wirklich aufpassen. Ich habe da auch schon mal unwillentlich eine sehr unschöne und vor allem falsche Diagnose übergezogen bekommen. Sehr unwitzig. Ja wenigstes hat mein damaliger Arzt binnen Wochen geschnallt, dass er da was falsch verstanden hat. Aber immerhin war der wenigstens in der Lage, das zu erkennen und hta sich die Mühe gemacht seine Diagnose immer wieder zu überdenken. Ansonsten ist es recht schwierig sowas als Diagnose wieder los zu werden.
      Ich wünschte, mehr Behandler würden an sowas denken als Möglichkeit. Viele von uns haben ja sehr unschöne Sachen in der Kindheit erlebt, wie gerade in den letzten Wochen wieder hier klar wird, wenn man die Beiträge liest. MDD ist zwar eine funktionierende Bewältigungsstrategie, aber kann ebenso viel Leid erzeugen und Leute auch von der Genesung von einer Krankheitsphase abhalten, weil man so passiv sein/bleiben kann. Gerade, wenn es einem sehr schlecht geht (Depressionen), ist die Innenwelt extrem aktiv und nur schwer bis gar nicht zu kontrollieren aus eigenen Kräften.
      MDD haben mehr Leute, als man denkt. Privat kann man ja recht unverdächtig danach fragen. Beahandler haben es da schon schwieriger, eben weil die Betroffenen wissen und Angst haben schnell zu den Schiophrenen gesteckt zu werden. Sie wissen, dass sie "anders" sind, aber sie wissen auch, dass sie keine "Stimmen" hören. Ich will gar nicht wissen, wie viele Leute eine therapieresistente Schizophrenie als Diagnose haben und in Wirklichkeit MDD haben. Oh ich kanns mir super vorstellen, wie das bei jedem Termin abläuft "Ja Herr XXX, was machen denn ihre Parallelwelt? Alles wie immer? Oder ist was besser, seit wir die Dosis erhöht haben?" (besonders schön ist immer das "WIR")

      LG, Nüssli
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    • Zaubernuss schrieb:

      MDD ist zwar eine funktionierende Bewältigungsstrategie, aber kann ebenso viel Leid erzeugen und Leute auch von der Genesung von einer Krankheitsphase abhalten, weil man so passiv sein/bleiben kann. Gerade, wenn es einem sehr schlecht geht (Depressionen), ist die Innenwelt extrem aktiv und nur schwer bis gar nicht zu kontrollieren aus eigenen Kräften.
      Ah ja, ich beginne zu verstehen, was Du meinst. Und ich glaube,
      ich kannte das früher auch (?).

      Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie (PITT) nach Luise Reddemann
      ist "gesteuerte Dissoziation".

      Integration[Bearbeiten]
      In der letzten Phase geht es darum, der Trauer eine Gestalt zu geben, Gefühle wie Scham, Schuld und Sühne loszulassen, Sinnfragen zu klären, Vergebung, Dankbarkeit und Versöhnung zu erreichen und letztlich ein neues Leben zu beginnen. Dabei helfen wieder Imagination, Rituale (Briefe schreiben und verbrennen, Gegenstände begraben), Geschichten erfinden (erzählen und spielen), Kunsttherapie und Gestaltungstherapie.
      Aus:

      de.wikipedia.org/wiki/Psychody…maginative_Traumatherapie


      Wenn man das übt, kann man diese inneren Bilder im Alltag fast intuitiv ab-
      rufen, es wird selbstverständlich, ich denke nicht einmal mehr darüber nach.

      Jetzt aber in den Garten, die Sonne soll bald wieder weg sein.
      lgw
    • Die Therapieform ist aber trotzdem grundlegend etwas anderes. Ich halte das nicht für ungefährlich, gerade weil ich weis, dass man sich in Dissoziation verlieren kann. Wahrscheinlich bauen die irgendeinen Mechanismus ein, der da verhindern soll. Müsst ich erstmal nachlesen.

      Während MDD wechelt man in eine ganz andere Welt. Wenn es krankhafte Züge annimmt, dann können die Leute das kaum noch steuern. Es fordrt richtig Platz. Es fordert ungemein viel Zeit. Wie eine Sucht, weil man will, dass es einem besser geht und mein weis, wie man da hinkommt. Denen geht es doch in ihrer eigenen Welt viel besser, während außen alles schmerzhaft ist. Die Leute müssen ja erst lernen sich mit unangenehmen/schmerzhaften Dingen trotzdem auseinander zu setzen und das aushalten zu können. Bei MDD kommen auch keine Rituale vor, auch schreibt man keine Briefe oder so. Letzteres wäre höchst gefährlich, weil dem Ganzen eine reale Handlung hinzukommt (das Schreiben). Das überschreitet eine weitere Grenze.
      Ich kann das auch nur beherrschen, indem ich den Fokus auf etwas ganz Spezielles innerhalb dessen lege, dass mir gut tut. Das lasse ich dann vor meinem inneren Auge abspielen. Daraus ziehe ich dann an einem Tiefpunkt Energie. Irrwitzigerweise ist diese Lebensenergie ja nur Imagination. Aber ist ja egal. Entscheidend ist, dass man sie von irgendwoher herbeizaubern kann, auch wenn man sich nur vorstellt, wie sie einen erreicht.

      Jut, ich bin denn auch mal weg. Habe heute noch viel vor, auch wenn die Sonne schon hinter den Wolken verschwunden ist.

      Nüssli
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    • Zaubernuss schrieb:

      Ich halte das nicht für ungefährlich, gerade weil ich weis, dass man sich in Dissoziation verlieren kann.
      Hi Nüssli,

      PITT ist als klinische Kurzzeittherapie gedacht, eine(n) Feld-Wald- und
      Wiesen-Thera würde ich das nicht bei mir anleiten lassen. In meinem
      Falle war das die Stationsleiterin/ Oberärztin (jetzt Chef-Ärztin), die
      sehr vorsichtig war, zudem sich danach Extrazeit für ihre Patienten
      nahm.
      PITT begann mit Achtsamkeitstraining, Atmen, sich selbst wahrnehmen,
      in einer voll entspannten Atmosphäre, überwiegend mit meditativer
      Musik.

      Es ist absolut nicht egal, wer das macht, das galt auch für PMR nach Ja-
      cobson. Wir hatten da einen genialen, schon pensionierten Psychiater.
      Als dieser Doc. mal ausfiel, kam als Ersatz eine "schnarrende Oberhexe",
      ich habs sofort geworfen, die Olle erzeugte nur Aggros bei mir, Mit-
      patientInnen bestätigten das.

      Die entstandenen Bilder konnten auf Wunsch auch gemalt/ gezeichnet
      werden, das festigt die Bilder. Heutzutage brauche ich nur das ent-
      sprechende Bild "aufzurufen", dann sehe ich das exakt wie in der
      Therapie, obwohl das 7 bzw. 9 Jahre her ist. Für mich ist das eine
      subtile und trotzdem sehr wirksame Methode.

      MDD scheint doch noch etwas heftiger zu sein, als ich es kennen ge-
      lernt habe. Leider läßt sich das nur sehr schwer vergleichen, Leid
      ist sowieso relativ.

      So, Gemüse schnibbeln im Garten, es soll bald Regen geben.

      CU later, lgw
    • Das Thema ist noch viel interessanter, als ich zunächst gedacht hatte. Es findet sich dazu im Netz relativ wenig in deutscher Sprache aber doch einiges in englisch und in sehr vielem erkenne ich mich wieder. Der Tagträumer verfolgt wohl - unbewusst - eine Art Exit-Strategie, indem er die reale Welt ausblendet und diese durch eine gedankliche ersetzt, die er allerdings dann nicht mehr mit der Außenwelt in Deckung bringen kann. Und genau dieses Delta verursacht die Probleme.
    • Leidensdruck erreicht bei...

      MDD fängt dann an zur Last zur werden, wenn man anfängt sich der realen Welt zu verweigern. Man verliert Freunde, man isoliert sich, man hält äußere Faktoren immer weniger aus. Man kann nur noch schwer anfangen wichtige Dinge zu erledigen. Man hat eine schlechte Frustrationstoleranz und neigt dazu Dinge vor sich her zu schieben und man braucht den ständigen Kick, um sich gut zu fühlen, wenn sonst alles doof ist (entweder durch äußere Faktoren oder wegen Depressionen). Man geht zu bestimmten Sachen nicht hin (Verabredungen, Events, Geburtstage, Feten, Freizeitaktivitäten) oder man kommt zu spät, weil man lieber in der anderen Welt ist. Außerdem man vergisst man wichtige Dinge, man sagt Treffen mit Freunden ab, bis man kaum noch welche hat.
      Wenn die Sache nicht willentlich abbricht, dann stürzt tiefste Einsamkeit über einem herein. Plötzlich wird einem bewusst, dass man eigentlich ganz allein ist. So eine art lichter Moment, indem einem alles klar scheint und noch hoffnungsloser. MDD kann auch schlimme Zustände überbrücken, aber zu einem sehr sehr hohen Preis. Es ist auch nicht anders, als würdest du dir nonstop Tavor reinziehen.
      Weist du, wie peinlich es ist, wenn du dabei von jemanden beobachtet wirst? Man kann das Gefühl gar nicht mit Worten beschreiben. Außerdem ist das extrem verletzend, denn derjneige hat dann ungefragt deinen höchtpersönlichen Bereich verletzt und Dinge von dir mitbekommen, die er nie sehen/ nie wissen sollte. Es treibt auch einen Keil zwischen diese 2 Menschen.
      Und man verliert Lebenszeit- sehr sehr viel. Man verschwindet einfach für diese Zeit und es gibt dann viele schwarze Felcken in der Erinnerung, denn man hat ja nichts von Belang in dieser Zeit getan und letztlich ist es oft einfach dasselbe. Man kann sich nicht erinnern, was man in dieser Zeit getan/genau gedacht hat. Die Zeit ist einfach verloren. Das tut weh, wenn man bedenkt, was andere Leute, ohne diese Macke in all der Zeit getan haben: sie haben gelebt. Man selbst hat nur versucht zu überleben, damit einen der Schmerz nicht erstickt. Und niemand außen ahnt das. Deswegen ist es auch so wichtig, dass man unbedingt lernt damit umzugehen.
      Im Übrigen sind besonders Hochsensible, die nicht mit ihrer Besonderheit umgehen können, besonders anfällig für MDD. Kein Wunder, sie sind schon verletzt worden und empfinden die Außenwelt als bedrohlich. Also schaffen sie sich ihre eigene Welt und haben ständig das Verlangen sich in diese zurückzuziehen. Es ist ihr Zufluchtsort.
      Auch Byron Katie arbeitet teilweise damit. Kannst du dich an die junge Frau erinnern, die mit dem Tod ihres Vater nicht klar kam und ihr Byron vorgeschlagen hat, sie könne doch jederzeit mit ihrem Vater Zeit verbringen. Er sei immernoch für sie verfügbar, auch wenn er tot ist. Ihr Vorstellungsvermögen macht es möglich. Sie sollte sich einfach vorstellen wie er jetzt bei ihr ist und sie sollte ihn umarmen ect. Das ist ganz ähnlich, aber in positiver Weise.

      Man kann nur folgendes machen: Wie mit allen Dingen, die Spaß machen, muss man es begrenzen lernen. In der Badewanne liegen kann man auch nicht ewig, man kann nicht unendlich Schoki essen und beim Sex hört man auch beim Höhepunkt auf, weil man weis, von jetzt an wird's eh nicht mehr besser. Aufhören, wenn es am schönsten ist. Absolutes Zeitlimit setzen. Wenn es einem schlecht geht, dann im Kopf etwas durchspielen, dass man mag und man weis, dass es zum Erfolg führt und dann ablösen. Außerdem sich verabreden mit Leuten, z.B. zum Frühstücken ect. Aber nicht gleich reizüberfluten.

      LG, Nüssli
      Was tun nach dem Absturz?
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      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Zaubernuss ()

    • Hallo j&n,

      es scheint tatsächlich so zu sein, dass es als Folge eines Traumas oder längerer miterlebter Zeit von Gewalt oder Ähnlichem entsteht. Und immer nur im Kindesalter. Manche können zwar nicht von sich behaupten, dass sie ein Trauma erlebt haben, aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass sie sich entweder nur nicht daran erinnern können oder aber sie können es nicht einschätzen, als solches oder es war eine andauernde Belastungssituation, das das Kind gestresst hat (z.B. schlechte Ehe der Eltern, Substanzmissbrauch eines Elternteils über Jahre...sowas).

      jeder & niemand schrieb:

      worin unterscheidet es sich symptomatisch zum Tagträumen im Rahmen von ADS?

      Ich wünschte, ich könnte diese Frage beantworten, aber das kann ich nicht. :( Bisher habe ich keine Beschreibung gefunden, wie die Tagräume eines Menschen mit ADS im Detail aussehen. Es wird zwar viel über den Zusammenhag bzw. das Vorhandensein von Tagträumen bei ADS (und auch bei ADHS) geschrieben, aber nichts darüber, wie detailreich und lebending das ist, genauso wenig, wie die Ursache, der Umfang, den es in Anspruch nimmt, welche Funtkion es haben könnte. Maladaptives Tagträumen wird übrigens auch in Bezug auf ADS erwähnt, aber ich weis nicht, ob jeder, der ADS und Tagträume hat, auch genau DIESE Form von Tagträumen hat. Da passe ich. Es ist ja schon sehr speziell.

      Bevor jemand auf komische Gedanken kommt: Ab und zu klingen meine Texte etwas negativ. Man kann von den Texten ausgehend kaum eine korrekte Aussage über das Wesen meiner Person machen. Ich bin nicht 24 Stunden am Tag dauergefrustet. Im Gegenteil. Manche würden bestimmt sogar sagen, dass ich zumindest zu bestimmten Uhrzeiten eher ein hyperthymes Wesen habe und andere durch meine Fröhlichkeit locker mitreißen und sogar aus einem Tief ziehen kann. Ich denke, es kommt so zustande, dass ich hier mit der Erkrankung und allem was dahinersteckt immer mich selbst auch konfrontiere und da kommen viele negative Emotionen hoch, geboren aus der heimlichen Ablehnung, denn wer wollte schon bipolar sein, wenn er die Wahl hätte stattdessen normal zu sein und einen guten Weg gehen zu können, ohne von seiner kaputten Psyche immer eingeschränkt zu werden.

      LG, Nüssli
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    • Hallo j&n,

      jeder & niemand schrieb:

      Negativ wirkt auf mich jedoch deine Aussage im letzten Satz mit der "kaputten Psyche" - so wirkst du auf mich gar nicht. Nur, dass du noch einiges be- aufarbeiten möchtest.
      ja du das ist nett gesagt, aber Psyche & ich halten es schon eine Weile miteinander aus und kennen uns gegenseitig ganz gut *grins* und da kennt man dann doch das Ausmaß der Macken, deshalb kann ich versichern, dass der Dachschaden nicht zu knapp ausfällt. Wird natürlich super unterhalten durch all den Mist, den ich mitgemacht habe und teilweise alte gegen neue Belastungen tauschen musste. Das heißt, selbst wenn man den alten Kram aufarbeitet, bleibt unterm Strich immer noch die Bipolare Störung, die nur schwer bei mir beeinflussbar ist.
      Du sagtest, meine Psyche würde auf dich nicht kaputt wirken (kein sarkastischer Unterton meiner Aussage!) --> wie wirkt sie denn auf dich stattdessen? (Ich frage das tatsächlich aus Interesse, denn es ist durchaus interessant, wie andere einen wahrnehmen, vor allem, wenn sie einen nur über eine Austauschplattform kennen und sich nur auf das geschriebene Wort stützen können, um das Wesen eines anderen Menschen zu erfassen.

      Wann würdest du denn eine Psyche als kaputt empfinden/bewerten?

      Aber ich dachte ich sprech es mal an, möchte nicht, dass jemand durch meine Postings runtergezogen wird- wenigstens nicht, solange ich das reflektieren und steuern kann. Was in Krankheitsphasen ist, steht leider auf einem anderen Blatt, wie ihr schon gemerkt habt... Wenn ich am Rad drehe, habe auch ich meine Ecken und Kanten und kann schon als Mensch schwieriger werden, vor allem, weil ich dann häufig messages aus Formulierungen anderer heraushöre, die so nicht geiment, manchmal auch gar nicht vorhanden sind. Kann mich dann schlecht abgrenzen und reagiere, wie viele andere auch, über. Typisches Problem von HSP's.

      Grüße, Nüssli
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    • Hallo Zaubernuss,

      bzgl. "kaputte Psyche". Natürlich funktioniert unsere Psyche nicht immer auf einem "Normallevel", wie wir es gern hätten, aber es ist nicht alles kaputt. Sehr vieles in uns und an uns ist sehr gesund. Wir haben also viele gesunde Anteile in uns, die man durchaus auch stärken kann.

      Ich sehe dich auch nicht als "kaputte Psyche", wenn ich das mal mit Klienten vergleiche, die wirklich ständig um ihre "Normalität" ringen müssen, die wirklich manchmal schwer gebeutelt sind, auf lange Sicht hinaus.

      Und siehe es noch mal anders. Schau, bei uns sind gerade wieder 2 Asylbewerberheime angezündet worden. Der IS führt einen unmenschlichen und grausamen Krieg. Da scheint unsereiner doch viel "gesünder" zu sein, als solche Menschen, die solche Dinge ausbrüten oder?

      Viele Grüße Heike
      Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können (Patricia Deegan 1996).
    • Danke, liebe Heike,

      ich möchte jedes einzelne Deiner Worte doppelt und dreifach unterstreichen ! :biggrin:


      Als die bipolare Störung noch nicht diagnostiziert war, somit nicht "greifbar"
      für mich, kämpfte ich oft gegen mich selbst. Es war mir völligst unverständlich,
      warum ich an einem Tag lebendig und "strong" war, am nächsten Tag ein Nerven-
      bündel, total überdreht, sogar ängstlich mit Panikattacken. Es gab viele Tage,
      da war mein Job der absolute Traumberuf, es gab aber auch Tage, wo ich mich
      während eines Rockkonzertes weinend im untersten Geschoß der Halle bei der
      Fäkalienhebeanlage verkrochen habe, nur um den Menschenmassen und den
      durchdringenden Bässen zu entkommen. Es gab Parties, die als rauschende
      Feste begannen und abrupt in Tränen und Verzweiflung endeten, meistens
      ohne (offen) ersichtlichen Grund.
      Rapid Cycling/ BS war weder mir noch meinen Ärzten bekannt, obwohl ich mein
      Leiden detailliert schriftlich beschrieben hatte, heute völligst eindeutig. Es hat
      Jahre und viele Therapiestunden gebraucht, um meine persönlichen Trigger zu
      erkennen und dann damit umgehen zu lernen. "NEIN" sagen zu können, war ver-
      mutlich der 1. Schritt, danach wurde es langsam leichter.

      Zaubernuss schrieb:

      Ab und zu klingen meine Texte etwas negativ. Man kann von den Texten ausgehend kaum eine korrekte Aussage über das Wesen meiner Person machen. Ich bin nicht 24 Stunden am Tag dauergefrustet. Im Gegenteil. Manche würden bestimmt sogar sagen, dass ich zumindest zu bestimmten Uhrzeiten eher ein hyperthymes Wesen habe und andere durch meine Fröhlichkeit locker mitreißen und sogar aus einem Tief ziehen kann. Ich denke, es kommt so zustande, dass ich hier mit der Erkrankung und allem was dahinersteckt immer mich selbst auch konfrontiere und da kommen viele negative Emotionen hoch, geboren aus der heimlichen Ablehnung, denn wer wollte schon bipolar sein, wenn er die Wahl hätte stattdessen normal zu sein und einen guten Weg gehen zu können, ohne von seiner kaputten Psyche immer eingeschränkt zu werden.
      Liebe Zaubernuß, ich erlebe Dich auch nicht zu negativ und "kaputte Psyche"
      ist eine böse Selbstbewertung. Wer möchte schon gern mit diesem Bewusst-
      sein durch die Gegend laufen ? Meine guten Tage überwiegen mittlerweile die
      schlechten Tage bei weitem, ich bin also nicht hilflos ausgeliefert, kann aktiv
      handeln, meine Befindlichkeit verbessern.

      Auch deshalb habe ich den Thread "Manie/ Hypomanie" eröffnet, jeder von uns
      erlebt es ähnlich und doch individuell.

      Muß jetzt was tuen und tanze dabei durch unsere Hütte, mit Mukke der 60/ 70/
      80er. :biggrin:

      Little Dreamer passt zum Thread :P

      youtube.com/watch?v=0-5KR6I3Dho