Depressionen

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    • Hi Ihrs,

      das Jahr war sehr ermüdend, bei uns gab es zuviel Papierkrieg samt
      überflüssigem Generve, scheinbar wissen oft Abteilungen der gleichen
      Behörde nicht um eigene Verfahren und Anordnungen, manches liegt
      wohl nur rum (?). Da ja auch oft die Gelder erst sehr verspätet flossen,
      gab es jede Menge Ärger samt Papierkrieg.
      Dazu kamen die extremen Temperaturschwankungen von mehr als 20°,
      zwischenzeitlich ging ich buchstäblich auf dem Zahnfleisch. Es gab Tage,
      da war ausser Wasser trinken, Toilette und schlafen nichts mehr drin,
      Ruhe und sammeln. Das kennen wir ja, nichts neues unter der Sonne,
      man hält sich über Wasser.

      Heute bekam ich bisher 3 Anrufe, insgesamt und ungeplant fast 4 Std.
      wobei mich nur das letzte Gespräch fürchterlichst genervt hat. In der
      Früh ein alte Bipo-Freundin, mein Jahrgang, kein Forum, Wochenend-
      anrufe früh gehören fast zu unserem Ritual. Sie hat ihr Leben in den
      letzten Jahren komplett umgestellt, sich auch innerhalb der Firma neu
      orientiert, ihr Leben hat sich auch Dank guter Medikamentierung entspannt.
      Sie ist der einzige bipolare Mensch in meinem Alter, den ich kenne, der noch
      in Vollzeit arbeitet.

      Gegen Mittag eine Freundin, die auch aktiv mit psych. Gestörten arbeitet,
      sehr reflektiert ist (zuviel ?) , neugierig interessiert und bemüht, auch dort
      muß man sich keine grösseren Sorgen machen, zudem gibt es immer in-
      teressante Ansätze, macht Spaß. ;)

      Spätnachmittag dann meine Partnerin aus Tanzschulzeiten, Teenager da-
      mals, ich habe nur wenig in den letzten Jahren von ihr gehört, sie fordert
      immer gleich Hilfen ein, meine Ladies können sie wegen ihrer Unverschämt-
      heiten überhaupt nicht leiden.
      So auch diesmal, jetzt ist der Vater als einzige Bezugsperson gestorben, und
      niemand will etwas mit ihr zu tuen haben, auch die Tochter nicht (die sich
      selbst als Borderlinerin bezeichnet).
      Schimpfen, drohen, meckern, jammern, das volle Programm, zwischendurch
      sehr aggressiv, dann wieder heulen, keiner versteht mich...nichts funktioniert,
      es gibt immer einen Grund, nichts mehr zu tuen. (Nebenbei, schon immer eine
      ziemlich radikale Feministin, ihren letzten lieben Partner hat sie vertrieben,
      "ich hab hier die Hosen an")
      Dann unverhohlene Suizidandrohungen, hab mein Leben gelebt. Daraufhin habe
      ich ihr Notarzt und Psychiatrie empfohlen, so 'weit wäre es aber noch nicht'.
      Es endete wieder mit Heulerei und Abschied.

      Ich dachte, ich rede mit meiner Mutter, die gleichen Mechanismen, die gleiche
      Jammerei, Heulerei, die schlagartig in heftige Aggression ausartet, falls man nicht
      dem armen Hascherl lieb über den Kopf streicht.

      Bipo und Borderline, das kann wohl nicht gut miteinander. Ich kann alles verstehen
      versuchen, aber ich hasse es, (dümmlich) manipuliert zu werden. Der Herr schütze
      mich vor Vampiren, die vermehren sich rasant ...

      So, jetzt warte ich noch auf einen 4ten Anruf, ein befreundeter Dr.Physik-Lehrer
      aus Hessen wird noch anrufen, wir müssen eine budgetierte Klein-PA für seine
      Schule besprechen, das macht sicher Spaß. :P

      Depressionen sind schrecklich, schuld sind immer die anderen, ist noch viel schreck-
      licher ...

      Schönen Sonntagabend und einen ebenso schönen Wochenbeginn wünscht wendelin
    • Hallo Wendelin!

      Dein Text hat irgendwie einen Wandel durchgemacht. Anfangs scon irgendwie Depressionen, obwohl versteckt zwischen Papierkrieg und Ämtern und dann der Wechsel zum Schwerpunkt Kollision Borderline mit Bipolar.

      Ich sags mal so: mit manchen Borderlinern kann ich ganz gut, mit anderen gar nicht. Kommt darauf an, wie gut sie ihre Erkrankung im Griff haben und welche Anteile in ihrer Störung dominieren.
      Meine Mutter hatte ja auffällige Borderline-Anteile, die eigentlich nicht in Zusammenhang mit Persönlichkeitsänderungen im Zusammenhang mit eine C2-Abhängigkeit stehen und auch die hochschwierige Beziehung zu ihrer eigenen Mutter würde passen.
      Und meine Mutter hat mich auch zur Weisglu gebracht. Wie eigentliche alle, die mit ihr leben mussten. Wenn sie nicht der Fokus der Aufmerksamkeit war, dann gute Nacht. Es war so widerlich, wie sie aus nichts und ohne jegliche Rücksichtsnahme künstlich Streit angefangen hat, nur damit was los war. Vielleicht wegen ihrer inneren Leere, vielleicht hatte sie Langeweile. Ich weis nicht. Aber sie hat, wenn es nichts aktuelles gab Sachen ausgegraben, die passiert sind, da war ich noch nicht mal auf der Welt! Das Leben mit ihr war schlimm und das war ja nur ein Aspekt- da hab ich noch nicht von ihrem Trinkverhalten erzählt und den ätzenden Mechanismen der Co-Abhängigkeit. Das unglaublichste aber ist, sie hat anderen immer nachgesagt, sie würden immer im Mittelpunkt stehen müssen und wenn sie es nicht tun, dann komische Sachen machen ect. Aber mit sowas beschäftigen sich nur Leute, für die das eine Rolle spielt.
      Ich stell mir gar nicht die Frage, ob alle Aufmerksamkeit auf mir liegt. Es ist mir egal. Mal hat man sie mal nicht und hier und da empfinde ich sie sogar als unangenehem und dann möchte ich mich lieber in Luft auflösen. Mir wird sowas schnell zu viel. Deshalb war ich immer doppelt so beleidigt, als meine Mutter ausgerechnet MIR das vorwarf. Wenigstens hat mein Dad die Sache dann hier und da wieder gerade gerückt, aber dafür war er dann die Zielscheibe.Aber so war sie auch: Hatte sie sich mit einem bis auf Messers Schneide mit wem gezofft und es hat nicht mehr gefetzt, dann hat sie sich einfach den nächsten in der Familie als Opfer auserkoren.

      Und von der Heulerei kann ich da auch ein seeeeehhhr langes Lied singen. Was hat meine Mutter geschmpft, gejammert und geheult! Sie hatte was am Rücken und hat manchmal etwas gehumpelt, da sagte sie immer, ihr Sohn käme sie nicht mehr besuchen, weil sie ein Krüppel sei. Nen, der hat sie nicht mehr besucht, weiler sie nicht mehr ertragen konnte, nachdem er gesehen hat, dass es auch anders sein kann. Und um alle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und Mitleid zu erheischen hat sie immer und überall geheult- nichts war ihr zu peinlich und das ist wirklich schlimm für die Angehörigen. Sie hat ihre Nummer nämlich auch im Restaurant abgezogen. Auch Streit. Wer es nicht mit erlebt hat, was gar nicht, wie peinlich das sein kann. Und diese Manipulation und die "Rache"-Geschichten, wenn man ihr Spiel nicht mitgespielt hat. Manchmal hab ich mich gefragt, ob sie überhaup noch ein Gewissen hat oder alles mit dem Alkohol hinfortgespült.

      Da muss ich glatt aufhören. Es kommt alles hoch X(
      Was tun nach dem Absturz?
      Aufstehen. Krönchen richten. Würdevollen Schrittes weitergehen.
    • Weist du was? Das geht mir jetzt schon die halbe Nacht durch den Kopf, aber ich glaube, dass diese Schein-Ähnlichkeit zwischen beiden Erkrankungen vor allem im Überschneidungsbereich Stimmung/Emotionalität zu so einer Art Selbsthass führt. Und zu Verunsicherung. Vom Selbstwertgefühl will ich da gar nicht erst reden. Oder doch: Man hat ja eh schon das Gefühl weniger wert zu sein, weil man so kaputt ist und das es ein großes Glück ist, wenn man jemanden findet, der in der Lage ist, es mit einem auszuhalten. Aber nicht, weil ich Leute manipuliere oder streitsüchtig bin oder ständig im Fokus der aufmerksamkeit stehen will, sondern, weil ich eben stimungsmäßig ständig Berg- und Talfahrt habe. Sonst bin ich ein Mensch, den viele wegen seines Humors schätzen und gern mit mir was unternehmen und mit dem sie ihre Sorgen teilen können. Außerdem nehme ich die Menschen so an, wie sie sind. Wer bin ich, dass ich Abstriche an anderen machen würde? Nein, das mache ich nicht. Ein Vorteil, wenn man befreundet ist mit jemanden, der selbst verrückt ist.

      Als ich die Tage angefangen habe für meine Klausur in Klinische zu lernen, las ich doch, dass es einige wenige Experten gibt, die Borderline Persönlichkeitsstörung deswegen zum Soft-Spektrum der Bipolaren Störung zählen. Ich glaub, es piept! Die haben da was nicht mitgechnitten, denn es mag einige Überschneidungsbereiche geben, wo sich die Erkrankngen minimal ähneln, aber Borderline hat mal ein paar ganz bestimmte Charakteristka, die man bei Bipolaren mit intakter Persönlichkeit nicht finden wird. Das sind einfach 2 paar verschiedene Sachen. Schizophrene, als auch Erwachsene mit ADHS haben auch oft Depressionen (diejenien mit ADHS auch gelegntlich auffallend aufegedreht), trotzdem sind sie nicht bipolar.
      Ich mag diese Vermischung der Erkrankungen gar nicht. Die wissen gar nicht welchen zusätzlichen Ballast man uns zusätzlich aufschultert, wenn man keine Grenzen mehr zieht. Sowohl innerlich erwecken sie damit noch mehr Selbstablehnung und äußerlich wird damit die Diskreminierung gefördert. Mag ja sein, dass einige wenige Bipolare auch zusätzlich Kriterien einer Borderline PS zeigen, aber bitte doch nicht gleich diese Erkrankung mit zu allen Bipolaren mit herantragen. Das ist ungerecht. Wir haben auch so schon genug zu kämpfen.
      Davon mal abgesehen halte ich es für schlicht falsch. Wer sich Patienten beider Erkrankungen genau anschaut, sieht nicht nur die Überschneidungspunkte (aber das findet man auch mit anderen Erkrankungen), sondern auch definitiv Unterschiede.

      So, jetzt geh ich endlich frühstücken! Grüße, Nüssli
      Was tun nach dem Absturz?
      Aufstehen. Krönchen richten. Würdevollen Schrittes weitergehen.

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von Zaubernuss ()

    • Hallo Nüssli,

      sorry, ich wollte Dich nicht mies drauf schicken ! Sicherlich hat
      der Text eine Wandlung genommen, alle Beteiligten incl. dem
      guten Dr.Physik kennen stationäre Klinikaufenthalte wegen De-
      pressionen. Das Jahr war nicht gerade leicht für uns alle, aber
      bis auf die Jammer/Heul/Schimpf/Aggro-Bekannte meistern
      wir alle unsere Leben, mal besser, mal schlechter, es geht aber
      immer weiter. ^^
      Die Bekannte hadert IMMER mit dem Schicksal, fühlt sich vom Leben
      betrogen, die Mini-Rente, keinen Partner, keine Freunde mehr, völlig
      vereinsamt usw.
      Aber niemals wird wirklich hinterfragt, was denn tatsächlich änderbar
      wäre, angeblich geht halt gar nix, klassische Opferhaltung.

      Zaubernuss schrieb:

      Das unglaublichste aber ist, sie hat anderen immer nachgesagt, sie würden immer im Mittelpunkt stehen müssen
      Das habe ich gestern auch von ihr gehört, dabei hat sie mich ohne
      Punkt und Komma überrollt, sehr, sehr anstrengend. Krank und arm
      dran ist nur sie selbst, alle anderen haben nur "Peanuts", nicht der
      Rede wert. Zudem ist sie keinerlei Kritik / Ratschlägen zugänglich,
      man muß halt die "überrollende Dampfwalze" ertragen (oder auch
      besser nicht). Das gleicht meiner Mutter wie ein Ei dem anderen,
      alles ist schlecht, nix hilft, das Leben ist ein Dreck und Suizid die
      Lösung. Manchmal möchte man sagen, dann mach es doch und droh
      nicht immer damit, natürlich verkneife ich mir das. Anders wäre das
      mit meiner Frau, die kann da knüppelhart sein, deshalb haben auch
      beide wenig Kontakt mit meiner Frau.
      Nebenbei, fahre ich selten mal zu meinen Eltern, nehme ich immer
      Frau oder Tochter mit, dann ist die Jammerei/ Meckerei ein bischen
      erträglicher, käme ich alleine, würde ich überrollt und zu Hilfen etc.
      verdonnert oder erpresst (ständige Erpressung meint meine Hausärztin).
      Manipulieren und mehr oder minder versteckt 'herrschen' woll(t)en
      alle Geschwister meiner Mutter, das scheint eine Familienkrankheit
      zu sein, sagt auch die Thera der Klinik, die meine Primärfamilie und
      eine mittlerweile suizidierte Schwester meiner Mutter kannte (Fa-
      milientragödie, generationsübergreifend).
      Wenn ich meine Mutter mal wieder auf ihre Lügerei anspreche, schaut
      sie mich treuherzig an und sagt, "aber ich muß doch lügen". Gruselig :boese:

      Nachdem ich es überschlafen habe, werde ich den Kontakt zur Bekannten
      wieder abbrechen, da kommt nix, gut tut es mir auch nicht ! Sollte sich
      nach einem Klinikaufenthalt etwas verändern, kann man das überdenken,
      aber ich glaube nicht mehr daran.

      Unser Sohn will gleich zum Essen kommen, dann sind wir mal wieder als
      Familie beieinander, ..freu..

      Wünsch Euch was Liebes,
      lgw
    • Nur weil sich was ähnelt oder teilweise überschneidet, ist es noch lange nicht das Gleiche. Betrachtet man Ursache und Entstehung, gehen die 2 Störungen ja schon getrennte Wege und noch viel weiter geht es bei der Behandlung auseinander.
      Man kann doch nicht Kirschen mit Passionsfrucht vergleichen und behaupten beides sei das Gleiche, nur weil beides zufällig unter die Kategorie "Obst" fällt. Dennoch handelt es sich bei dem einen um Steinfrüchte und das andere Passionsblumengewächse. Genauso ist das auch bei den zwei Sachen hier. Beides Psych. Erkrankung, ja, aber das eine Affektive Störung/bzw. Psychose und das andere Persönlichkeitsstörung. Du musst auch immer bedenken, dass bei einer Persönlichkeitsstörung dieses typische Muster immer vorhanden ist, wie es für alle Persönlichkeitsstörungen klassisch ist, während jemand Bipolares (speziell die ohne komorbide Störung) in phasenfreien Zeiten (zumindest) durch den Laien betrachtet vollkommen normal wirken.
      Man fass ja einen Komplex an Symptomen zusammen, um ein Krankheitsbild zu beschreiben, dass auf möglichst viele Leute desselben Problems passt, um zum Beispiel auch eine Therapieempfehlung dafür herausgeben zu können. Wie willst du das denn machen, wenn Leute mit Persönlichkeitsstörung plötzlich mit Bipolaren in einen Topf geworfen werden und man es für das Gleiche erklärt?
      Möchtest du demnächst mit allen möglichen anderen psychsischen Erkrankungen in Verbindung gebracht werden?
      Das Bild, dass andere von Bipolaren haben, ist eh nicht sehr rosig. Ich fürchte, das hätte verheerende Folgen. Und Betroffene anderer Erkrankungen sehen das vermutlich auch so.
      Versuch doch mal auch nur sowas trivales zu machen, wie eine Versicherung abzuschließen, wenn du Bipolar bist. Stell dir dann mal vor, man ändert das Konzept und wir bekommen noch die ganzen Unfallstatistiken all der anderen ect. mit aufs Auge gedrückt!
      Man konstruiert uns damit zu Monstern. Gestörte in quasi fast jedem Bereich- das wird uns doch nicht gerecht. Wer zusätzlich zur BS eine Persönlichkeitsmacke hat, der soll eine Zweitdiagnose bekommen. Aber bitte nicht alle generell zusamenwerfen.
      Das hat mich so fürchterlich aufgeregt, dass ich darauf bestanden habe, dass diese beknackte ADHS-Diagnose rausgenommen wird. Ganze 5 Minuten hab ich gebraucht, um meine "noch" Behandlerin an die Wand zu quatschen. Wenigstens hat man eingesehen, dass man gegen die eigenen Regeln der Diagnosesellung und Testung verstoßen hat und es anstandslos revidiert. Ich bin jetzt schon gespannt, auf wie vielen Arztberichten es dennoch wieder auftaucht.

      Nüssli
      Was tun nach dem Absturz?
      Aufstehen. Krönchen richten. Würdevollen Schrittes weitergehen.
    • Naja, Du beschreibst doch selbst am anschaulichsten, was von psychiatrischen Diagnosen und deren Begrifflichkeiten zu halten ist, wenn du deiner Behandlerin ADHS in fünf Minuten ausgeredet hast. Die Crux ist, dass jeder Nachbehandler vom vorherigen abschreibt, wenn da was von "bipolar" steht, quasselt er das schlicht nach. Mal ganz im Ernst: Wie lange hat sich Euer Psychofritze tatsächlich mit der Diagnosestellung befasst, bevor er behandelt hat? Oder hat er einfach das übernommen, was irgendwer anderes mal gesagt hat? So eine Diagnose bekommst Du nicht mehr (oder nur sehr schwer) aus Deinen Akten heraus, wenn sie einmal drinsteht.

      Ich hatte ja mal einem Psychiater nicht gesagt, welche Diagnose ich habe, der "tippte" dann auf ADHS, wollte "bipolar" - nachdem ich ihm das gesagt hatte - aber vollständig ausschließen.

      Vor urlangen Zeiten war ich bei einer Psychiaterin, weil ich den Verdacht hatte, an einer unipolaren Depression zu leiden. "Sie wollen doch wohl nicht geistesgestört sein?" (Krankheiten als Wunschkonzert quasi) meinte die nur und empfahl mir stattdessen zu promovieren, weil sie im fehlenden Dr.-Titel mein Dilemma sah.

      Nach meiner Einschätzung wird mit derart unqualifizierten Diagnosen nur sehr viel Porzellan zerschlagen und der Patient hat dann endlich sein Schublädchen, gefunden, in das er alles hineinlegen kann, was im Leben so schiefläuft. Ich habe mal jemanden gefragt, wie er denn reagieren würde, wenn ihm ein Arzt sagen würde: "Nö, Ihnen fehlt überhaupt nix!" - Der war restlos erschrocken: "Das wäre ja entsetzlich!"
    • Stimmt schon, dass die Trennschärfe in der DX oft nicht ausreicht,
      da wird viel Blödsinn geschrieben. 2000 in der Reha wurde mir deut-
      liche Hypomanie attestiert, als schriftliche Diagnose stand da "hypo-
      manische Persönlichkeitsstörung", tja, das gibt es als DX gar nicht.
      Und das behielt ich ein paar Jahre in den Papieren, der Rententräger
      kürzte das zu "Persönlichkeitsstörung" ab und schwupps hat man eine
      Fehldiagnose.

      Weil mir das alles völligst auf den Wecker ging, habe ich vor 6 Jahren
      am Bipo-Forschungsprojekt Uni Heidelberg/ ZI-Mannheim/ Fr.Dr. Wessa
      (jetzt wohl Pro.Dr. in Mainz, Bipo-Spezialistin) teilgenommen, das hat
      insgesamt ca. 1/2 Jahr gedauert, incl. detaillierter Diagnose. Ich habe
      unendlich viele Fragebögen ausgefüllt, bin von 4 Ärzten/ Psychs jeweils
      lange interviewt worden (oft 2 Std.) und zum Abschluss war ich einen
      vollen Tag im ZI-Mannheim zur Untersuchung. Danach war ich so geplättet,
      dass ich auf kognitive Zusatztests verzichtet habe, könnte ich aber jeder-
      zeit nachholen.

      F31.81 hiess dann die DX, mit den Zusätzen uurc, nicht psychotisch, trotz-
      dem eher der bipolar I Typ. Unter F31.8 fällt wohl alles, was man in F31.1-
      F31.7 erstmal nicht unterbringen kann (?).
      ADHS konnte man nicht mehr getrennt beurteilen, die BS herrscht vor.

      Ich wollte auch keine Bordies bashen, sind ja wirklich arme Schweine, oft
      nur schwer zu ertragende Menschen und deshalb einsam. 2009 hat mich
      die Arbeitsagentur zu 1 Jahr berufl. Reha in Vollzeit genötigt (war ok),
      dort gab es viele diagnostizierte Borderliner, auch die ganz harten Fälle
      mit oft zerschnittenen Armen etc.
      Sicherlich gibt es Überschneidungen, aber man kann den Unterschied schon
      deutlich sehen, das war auch die Meinung der Soz.Pads und Psych Theras
      dort.
      lgw
    • Zurück zum Ausgangsthema:

      Depris sind halt nicht bei allen gleich, dabei möchte ich keine (!)
      Bewertung über Leid abgeben. Leid läßt sich nicht vergleichen,
      weder in der Intensität, noch in der Ursache.

      Borderline mache ich zuerst an stark manipulativem Verhalten fest,
      die Finger in anderen Leben haben zu wollen, sich die Leute zu
      Willen machen zu wollen, Lügerei, Ausnutzerei und immer mit
      latenter (Selbst) Aggression im Hintergrund, oft mit ausgeprägter
      Opferrolle. Nach dem Suizid des Schwiegervaters, er hatte sich
      als Ex-Fremdenlegionär klassisch erdolcht (EhrenCodex ?), sagten
      die Ärzte der psych. Klinik, dass er ein harter Borderliner war,
      der sich nach Liebe sehnte, aber kaum zulassen oder geben konnte.
      C'est la vie .. seufz ..

      So, ich muß jetzt Essen in den Garten bringen .. :D
      lgw


      PS: Ich merke aber auch, dass mir zuviel Beschäftigung damit nicht
      gut tut. Die "Dosis" Muddern/Oma hatten Tochter und ich ja auch
      grad, jammern, meckern, schimpfen .. Morgen hat sie Geburtstag,
      wird sie aber wohl nur mit Vaddern, Bruder und dessen Tochter ver-
      bringen, wir sind es mittlerweile gewohnt.
    • Ich habe ebenfalls die Erfahrung gemacht, dass der "klassische" Borderliner heftig drauf ist, vor allem will (ob das bewusst geschieht, will ich mal bezweifeln) er einen permanent in eine Art Co-Abhängigkeit bringen.

      Wenn es denn aber eine Krankheit ist, dann wird man Verständnis auch für die Symptome aufbringen müssen, aber klar ist es in einem Höchstmaß nervend. Ich meide Borderliner daher, so gut es geht: Sie fordern zwar ständig Hilfe ein, aber es ist zwecklos das auch nur zu versuchen, denn das animiert sie, sich dem Helfenden gegenüber bei nächster Gelegenheit noch hilfloser darzustellen. - Endlich bekommt er nämlich die Zuwendung, die er von anderer Seite sehnlichst erhofft hatte, dafür ist ihm nahezu jedes Mittel recht, bis zur Selbstverstümmelung. Bei allem Bedauern: Ich habs einmal mit sehr, sehr großem Aufwand gemacht - NIE WIEDER!
    • Jannis schrieb:

      Wenn es denn aber eine Krankheit ist, dann wird man Verständnis auch für die Symptome aufbringen müssen, aber klar ist es in einem Höchstmaß nervend. Ich meide Borderliner daher, so gut es geht: Sie fordern zwar ständig Hilfe ein, aber es ist zwecklos das auch nur zu versuchen, denn das animiert sie, sich dem Helfenden gegenüber bei nächster Gelegenheit noch hilfloser darzustellen. - Endlich bekommt er nämlich die Zuwendung, die er von anderer Seite sehnlichst erhofft hatte, dafür ist ihm nahezu jedes Mittel recht, bis zur Selbstverstümmelung. Bei allem Bedauern: Ich habs einmal mit sehr, sehr großem Aufwand gemacht - NIE WIEDER!
      Geht mir auch so, es beschäftigt zu lange, liegt wie ein Grauschleier
      auf dem Gemüt. Na ja, morgen in der Früh kurz per Tel gratulieren, Geschenke
      haben Tochter und ich schon gebracht, neben Naschwerk (kann ich doch
      nicht essen, dabei sind das meine Lieblingssüßigkeiten) ein grosses, weiches,
      kugelrundes Wollschaf zum Kuscheln, der Grantlvaddern ist nur ein "Stachelschwein".

      Das muß bei mir mit nem uralten Helfersyndrom verbunden sein, meine Mutter
      ist im Alltag entweder dominant oder leidend, meistens letzteres. Exakt wie
      die Bekannte aus dem Eingangsthread, "es wird das gemacht, was ich will, so sind
      wir erzogen, so wird das gemacht".

      Beispiel unsere Hochzeit: Vaddern ging mit TV für 3 Std. ins Schlafzimmer, um sich
      die Live-Übertragung des Bundesligalieblingsvereins anzuschauen, Faßbier durften
      wir ihm bringen. Währenddessen hat Muttern die Gäste, viele aus dem Ausland, mit
      ihren Krankheiten zugejammert, es war schon peinlich. Irgendwann hat sie sich dann
      mal huldvoll an die leidende Schwiegermutter gewandt, "Sie können uns ja mal be-
      suchen", worauf die antwortete, "da wüsste ich Besseres mit der Zeit anzufangen". :biggrin:
      Da hatten sich 2 gefunden .. :biggrin:

      Irgendwann kam dann der Grantl-Faseler angetrunken aus unserem Schlafzimmer,
      um in bester Oberstudienrat-Manier eine Rede an sein Volk darzubieten: "Wir haben
      uns hier versammelt, um die Hochzeit meines ältesten Sohnes .. bla bla kotz ..

      Danach brachen sie dann auf, ab dann begann auch die wirkliche Hochzeitsparty :D
      Unser Berliner Trauzeuge war auf 180, ganz kurz vorm Ausrasten , "was war denn
      das gerade ?" "Du hast meine (Primär) Familie kennen gelernt".

      Oft hilft nur gesunder Abstand, auch wenn Herz und Verstand andere Lösungen
      suchen, die Realität ist gnadenlos !

      @ Nüssli: Gib die Betreuung Deiner Mutter an den Bruder ab und einige Dich mit
      ihm bzgl. Erbteil, manchmal ist Verzicht besser. Ich stehe vor sehr ähnlichen
      Problemen, blauäugig will ich diesmal schon im Vorfeld nicht sein !
      Dein Bruder ist wenigstens ansprechbar, mein Bruder hat sich nach Monaten der
      Manie (Idiot, Arschloch, dreckiges Schwein, dreckiges Faschistenschwein, Schädel-
      einschlagdrohung etc.pp) bis heute nicht entschuldigt, ich wäre völligst fertig mit
      Schuldgefühlen, Entschuldigungswünschen. Manchen affektiven Ausbruch würde
      ich gern ungeschehen machen, aber manchmal ist das Porzellan einfach kaputt. :traurig:
      Auch deshalb habe ich immer noch eine ungesunde "Toleranzschwelle", was geht,
      was geht nicht, was darf niemals sein ... ? Ich bin zu oft über Grenzen gegangen,
      mea culpa.

      Mehr dazu demnächst, guts Nächtle wünscht wendelin


      PS-Nachtrag für Nüssli: Es ist mir bewusst, dass Du eine junge, selbstständige,
      bemüht und fleissige junge Frau bist, ich würde Dich niemals mit "Mädchen"
      kränken wollen, dann hast Du meinen zeitweiligen "Spott" falsch verstanden,
      mea culpa !
      Mädel ist in unserem Sprachjargon niemals abwertend, negativ, verniedlichend
      gemeint, es ist eher die flirtende Anerkennung, in der reifen Frau auch das
      "Mädchen", das "Mädel" wieder erkennen zu könnnen, damit bin ich nicht allein. ^^

      Tschüü
    • Die ADHS-Diagnose wurde von einem Psychologen nach mehrstündiger Testung gestellt und geschah unabhängig von meinen sonstigen Behandlern. Ändert aber trotzdem nichts daran, dass keine Fremdanamnese erhoben werden konnte und das man bestimmte Störfaktoren außer Acht gelassen hat, selbst nachdem ich ausdrücklich darauf hinwies. Zum Beispiel bekam ich von der Testung am Computer wahnsinnig Schmerzen in der rechten Hand, weil das das Klicken von nur 2 Tasten so erfordert und sehr monoton war. So, als würdest du imme rnur die Pfeiltasten benutzen. Das ist schlecht wenn man CTS hat, denn dann ist der Platz im Carapaltunnel noch enger. Na und natürlich fing ich dann an total nervös auf meinem Stuhl hin- und her zu rutschen. Man will ja auch nicht die Testung abbrechen, auf der anderen Seite aber scheint die ewig lang ken Ende zu nehmen. Da wird man ungeduldig und psychomotorisch total unruhig. Aber das alles registriert die Spezialkamera, und kann keinen Unterscheid erkennen. Für die ist Bewegeung gleich Bewegung.
      Außerdem steht im Endbefund keine definitive Diagnose, sondern ob eine solche Störung theoretisch vorliegen könnte.

      @ Wendelin

      Sorry, das ist scheinbar etwas regionales bei euch.

      LG, Nüssli
      Was tun nach dem Absturz?
      Aufstehen. Krönchen richten. Würdevollen Schrittes weitergehen.
    • In vielen Ansichten gehe ich mit Jannis konform, der ""MARKT""
      bestimmt unser Leben, auch die "Krankheiten" und das Kraut,
      das dagegen gewachsen sein soll.

      Unsere weltweite Gesellschaft "optimiert sich im Neoliberalismus
      selbst" , gnadenlos, eine sich selbst immer wieder neu erfindende
      GeldMach(t)Maschine, auf Kosten von Individuen, Völkern, Staaten,
      Kontinenten.

      Wenn das Individuum dann mal nicht mehr kann, weil soziale, emotio-
      nale Kontakte wegbrechen, hat kaum jemand Verständnis, nicht hart
      genug für diese Welt, nur ein Reiskorn vom Tonnengüterwaggon.

      Für mich ist die bipolare Störung ein Teil meines Seins, mit dem ich
      mich immer wieder neu arrangieren muß, ob ich will oder nicht, ir-
      gendwie ist es auch ein Teil meines Gewissens, anerzogen oder nicht,
      ist es ein Teil meiner ureigen erlebten Realität. Und das wird dann
      durchaus auf den Prüfstand gestellt, Freitag hab ich Psychiaterin-
      Termin.

      Persönlich (!) fände ich es schlimm, mir meine "Rest-Antennen" weg
      zu medikamentieren, insgesamt möchte ich nicht anders (Medis) sein
      mögen, das macht doch auch meine Persönlichkeit aus. Was ist ok,
      was ist "durchgeknallt", was ist grenzwertig ?
      Abenteuer Leben, es gibt immer wieder neue Herausforderungen,
      auch die eigene "Grenzwertigkeit", manchmal schüttelt es mich vor
      mir selbst, manchmal ist es nur pure Freude, und das strahlt Mensch
      aus.

      Schlafts gut
      lgw