Sehr grosse Zweifel an Diagnose

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    • Sehr grosse Zweifel an Diagnose

      Mir wurde ja mal die Diagnose "bipo" gestellt, andere Ärzte sahen das anders von "gar nix" bis ADHS gab es eigentlich alles unter jeweiligem Ausschluss aller anderen Diagnosen. Was mich quält sind Panik-Attacken, ich bilde mir etwas Schlimmes für die Zukunft ein und wenn nichts passiert ist (was nie der Fall ist), suche ich mir sofort ein neues Objekt, an dem ich die Panik festmachen kann. Wenn ich waehrenddessen nicht kognitiv genau erfassen würde, dass die Angst unbegründet ist, würde ich auf eine Psychose tippen. Aber ich höre auch keine Stimmen und sehe auch nichts, was andere nicht sehen. Diesen Zustand kenne ich seit meiner Kindheit, es ist einfach nur laehmend. Ich blicke auch nicht auf eine Drogen Karriere zurück, die das erklären könnte.

      Was mag das sein und wie behandelt man sowas? Witzigerweise habe ich das in einem geschützten Umfeld nicht, etwa in einer Klinik. Das einzige Medikament, auf das ich hervorragend angesprochen habe, war Ketamin, wobei ich einräume, dass mir Seroquel und Mirtazapin beim Schlafen helfen können, mehr aber auch nicht. Alle anderen Wirkstoffe, die in diesen Zusammenhang verschrieben werden, habe ich völlig ergebnislos durch.
    • Es ist typisch für Panikattacken, dass sie unerwartet auftreten und nicht situationgsbunden sind. Man könnte auch sagen, dass die Angst ohne äußerlich erkennbaren Grund einfach kommt. Das, was du erlebst, ist also alles andere als ungewöhnlich.

      Ja die Behandlung: das muss bis später warten. Ich wollte nur wenigstens etwas bereits schreiben- für den Rest bin ich gerade zu k.o. Wir haben bereits 00:30 und ich habe am Sonntag 10 Stunden gearbeitet und muss morgen früh zur Uni. Dann kann ich aber mal in meine Aufzeichnungen in puncto Therapieverfahren schauen, um sicher zu gehen, dass ich dir keinen Müll schreibe und es auch wirklich aktuell ist.
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      Aufstehen. Krönchen richten. Würdevollen Schrittes weitergehen.
    • Sorry, ich habe mich etwas unscharf ausgedrückt. Unter einer "Attacke" versteht man ueblicherweise ein plötzlich eintretendes Ereignis, das ebenso plötzlich wieder endet. So ist das bei mir nicht, es wird vielmehr ein Panik-Zustand erzeugt, der auch durchaus Monate andauern kann, mit etwa gleicher Intensität. Es fehlt auch nicht vollständig jeder Realitätsbezug zum Anlass, aber die WERTUNG des Anlasses nimmt mitunter schon groteske Züge an, auch dies erkenne ich durchaus, ohne mich dagegen wehren zu können.

      Ich hatte nur eine Episode, die mir als Manie ausgelegt werden könnte und das ist auch bald 10 Jahre her. Vorausgegangen war dem eine völlige Arbeitsueberlastung über Monate und etwa nur 2 Stunden Schlaf/ Nacht. Für eine BiPo passt das m.E. nicht, weil es ja per definitione auch manische Phasen geben muss.
    • Morgen Jannis,

      in der Tat, ich hatte es so aufgefasst, dass du Panikattacken meinst.
      Wenn es über Wochen und Monate anhalten kann, dann ist es bestimmt was anderes. Tja, die Dinge richtig werten können, davon kann ich auch ein Lied singen. Oft muss ich mich ganz arg zusammenreißen, um mich in Sachen nicht zu sehr überzubewerten, sonst kann ich nicht mehr schlafen und es kommt sonst diese innere Getriebenheit mit Katastrophendenken und diesen bösen Vorahnungen (die nicht immer grundlos sind- man weis ja, was man für Leichen im Keller hat).
      Aber per Ferndiagnose kann das hier glaub ich keiner leisten. Da wäre es sicher besser, wenn jemand sich das in einem klinischen Interview anhört von Angesicht zu Angesicht und überhaupt muss danbenher vielleicht noch mal geguckz werden, was für eine Erkrankung überhaupt vorliegt. Vielleicht sind es zwei getrennte Geschichten. Vielleicht ist das eine aber auch Teil des anderen.

      Unter der Annahme, dass du eine Manie damals hattest, dann es ist es vollkommen normal, dass dem vorher eine Belastungssituation vorausgegangen ist. Ganz besonders super wenig Schlaf kann das Fass zum überlaufen bringen und eine Manie in Gang setzen. Das ist quasi wie aus dem Lehrbuch geschildert.

      Nein, es ist nicht korrekt, dass man für die Diagnose eine Manie im Vollbild gehabt haben muss!
      Bedenke, dass es nicht DIE EINE Bipolare Störung gibt. Deshalb gibt es auch verschiedene Diagnosekriterien. Was du meinst ist nur Bedingung, damit man die Diagnose einer Bipolar I-Störung stellen darf. Alle anderen brauchen keine Manie. Bei Bipolar II reicht auch ein Wechsel von Depression (aber im Sinne einer Major Depression) mit Hypomanien. Wenn aber der Betroffene/die Betroffene nur hypomane Symptome hat (aber keine Manie), gemischt mit depressiven Symptomen (aber nicht ausreichend schwer, also die Kriterien für eine Major Depression nicht erfüllt) und der ganze Zustand schon mindestens 2 Jahre anhält (Zeitkriterium), dann spricht man von einer zyklothymen Störung. Die kann sich aber im weiteren Verlauf später auch zu einer BS weiterentwicklen, z.B. sobalb die depressiven Symptome sich verstärken und sie doch die Kriterien einer MD erfüllen oder derjenge/diejenige doch Manien bekommt. Na ja und dann gibt es noch die Sach mit dem bipolaren Spektrum. Man sollte fairerweise erwähnen, dass es verschiedene Einteilungsmöglichkeiten gibt, wo weiter differenziert wird.

      Es wird vielleicht schwierig sein rückblickend einzuschätzen, wie das damals war. Ein Teil der Leute können sich an bestimmte Details ihrer Manie später nicht mehr erinnern. An andere wiederum sehr genau. Umso mehr Zeit vergangen ist, desto mehr verblasst die Erinnerung und man kann das nicht mehr nachvollziehen und es nicht mal mehr "nachfühlen" wie das war. Es ist so weit weg nach hinten in der Erinnerung gerutscht und durch eigene Schutzmechanismen kommt man nicht mehr ganz nah an dieses Gefühl von damals ran. Es ist einfach nicht mehr so, als wäre es eben erst passiert. Aber mit der Distanzierung wird auch die Erinnerung verzerrt und es wird auch teilweise weniger dramatisch erinnert. Aber das ist auch normal, gehört wohl zum Gesundungsprozess, sonst könnte man nicht weiterleben, wenn die Erinnerung an diese Erlebnisse auf ewig taufrisch bleiben würde.
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    • Die Diagnose Zyklothemie hatte mir mein Vater schon vor über 40 Jahren gestellt, er war ja Arzt und für seine Diagnosesicherheit weithin bekannt, aber er war halt Internist. Damals mussten die Fachärzte allerdings auch ein viel breiteres Spektrum abdecken.

      Danach gab es eigentlich nur noch sich widersprechende und teilweise abenteuerliche Diagnosen.

      Die Phase, die ich oben angesprochen habe, entsprach schon dem Vollbild einer schweren Manie, allerdings erinnere ich mich sehr genau auch an die Einzelheiten, die mir im Rueckblick nicht nur angenehm sind. Kurz: Ich hatte voll einen an der Waffel! Hypomanes gab es aber nicht. Man kann jetzt natürlich meinen, dass der Schlafentzug der Trigger für eine Manie war, ebenso gut konnte es aber auch die Ursache für eine Psychose gewesen sein. Ob diese Unterscheidung therapeutisch wichtig ist, weiss ich nicht. M.E. überlappt sich hier ohnehin vieles.
    • Na ja, da passt doch alles ganz gut zusammen. Du magst es nicht so gern annehmen, dass es amals eine Manie war, oder? Mir ist aufgefallen, dass du in den Angaben zu dieser Zeit immer ganz schwankende Aussagen machst. Mal war es quasi nichts, dann ect. eine Manie, dann eine schwere. Das ist nicht böse von mir gemeint, nicht falsch verstehen. Es zeigt nur vielmehr, wie sehr du damit haderst das anzunehmen.
      Ich tausch mal die Rolle: Ich bin kurz du: Also ich hatte vor gefühlten 10 Jahren mal eine einzige Manie. Seither ist Ruhe. Ab und zu ärgert man sich mit so depressiven Einbrüchen und mit Schlafstörungen, Panik und verschiedensten somatischen Beschwerden herum, aber vor allem letzteres hatte ich ja eh schon seit Kindheitsstagen. Also frage ich mich, ob die Diagnose Bipolare Störung überhaupt stimmt. Es könnte doch eine extreme Reaktion auf viel zu viel Arbeit und Schlafmangel sein. Andere Leute bekommen Burn out und ich bin eben anders entgleist. Vielleicht ist das alles gar nicht wahr. Vielleicht habe ich auch was anderes, das übersehen wurde, schließlich hat mir jeder dieser Psychoheinis eine andere Diagnose attestiert. Was sol ich denn von sowas halten? Ich kann damit nichts anfangen, als Verunsicherung und ewig währende Zweifel. Und diese ganzen anderen Dinge? Gehören die dazu oder ist das was anderes? Wenn ich doch auf Ketamin so gut reagiere, ja dann habe ich vielleicht gar keine Bipolare Störung?
      ... Dinge, die viele von uns gedacht haben. Ich kann dir leider auch keine Antwort darauf geben. Das kann nur eine saubere Diagnostik bei jemanden, der darauf spezialisiert ist, denn ich sehe schon, es ist bei dir vielleicht nicht ganz so eindeutig. Ich will gar nicht wissen, wie hoch der Prozentsatz ist, bei denen es überhaupt eindeutig und zeitnah diagnostiziert wird. Wahrscheinlich fallen da eh nur diejenigen rein, die gleich mit ner ordentlichen Manie in die Erkrankung einsteigen. Dann ist es relativ eindeutig. Aber all die anderen???

      Ja es stimmt, Schlafentzug kann schlimme Folgen haben und Menschen sehr komisch (mit anderen Worten schwer psychisch auffällig werden lassen). Guck mal der Artikel hier vitanet.de/aktuelles/gehirn-ne…0-folgen-von-schlafentzug

      Als ich zu Anfang der akuten Krankheitsphase ganz aufhörte zu schlafen, war ich am ersten Tag nur etwas anders. Aber ich nahm das nicht so wahr, weil ich ständig zwischen Hypomanie und Depression wechselte. Am 2. Tag war es schon schlecter, aber ab dem 3. Tag wird man wirklich seltsam. Derealisations+Depersonalisationserleben, Beziehungswahn (wenn auch nicht sehr stark ausgeprägt) usw. Am 4. Tag ohne Schlaf war ich an meinem vollkommenen Limit angekommen. Ich hatte fürchterlichste Kopfschmerzen. Da war auch nichts mehr mit Hypomanie. Die Schmerzen haben das unterbunden. Ich wollte dann auch schlafen, aber ich konnte nicht, ich hatte so Schmerzen und kein Schmerzmittel half. Mein einziges Schmerzmittel wäre Schlaf gewesen. Ich kann mich bis heute nicht erinnern, was dann geschah. Irgendwie muss die Geschichte doch weitergehen. Irgendwann muss ich doch wieder angefangen haben zu schlafen. Aber unter welchen Umständen? Wie kam es dazu? Keine Ahnung. Kurze Zeit später suchte ich das erste mal einen niedergelassenen Facharzt für Neurologie & Psychiatie auf. Man schaffte das Problem mit Seroquel aus der Welt. Aber ich hatte blöderweise dieses sonderbare Erleben aus dieser Zeit geschildert und natürlich hatte ich wegen der Depressionen, die ich vorher schon 7 Jahre lang hatte Denkstörungen (Konzentration, Gedankenabreißen, teilweise enorme Vergesslichkeit usw.), sodass ich erst die Diagnose Schizophrenie bekam. Das deckt sich hervorragend mit dem Artikel, den ich gepostet habe.

      Was haben sie eigentlich neulich in der psychosomatischen Klinik bezüglich Diagnose gesagt?? (Wenn du es erzählen magst).
      Für mich persönlich macht es keinen Unterschied, ich werde dich keiner Kategorie zuordnen. Hier gibt es für mich gefühlt eh nur das "wir"-Gefühl. Eher im Sinne von "Wir mit Bipolarer Störung" oder "Wir Verrückten" (ich weis, dass viele das nicht mögen, aber für mich ist das kein Problem, da ich eh nur zwischen durchschnittlich-verrückt und überdurchschnittlich-verrückt unterscheide, statt zwischen gesund und psychisch-krank, denn jeder hat irgendeine Macke, nur ist sie nicht bei jedem krankheitswertig).
      Aber irgendwie sind wir das ja auch. Wir sind ver-rückt. Das emotionale Gleichgewicht ist ver-rückt. Das Körpergefühl ist bei vielen ver-rückt (Anspielung auf psychosomatisches). Die pschosozialen Fähigkeiten sind ver-rückt. Manche von uns sind aus dem dem Kreis der vermeintlich Gesunden ver-rückt. Mnche fühlen sich als seien sie genrell der Welt entwas ver-rückt. Ich kenne das Gefühl nur zu gut. Und ich stehe dazu. Mein Gott, dann bin ich halt verrückt.
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    • "Ich tausch mal die Rolle: Ich bin kurz du: Also ich hatte vor gefühlten 10 Jahren mal eine einzige Manie. Seither ist Ruhe. Ab und zu ärgert man sich mit so depressiven Einbrüchen und mit Schlafstörungen, Panik und verschiedensten somatischen Beschwerden herum, aber vor allem letzteres hatte ich ja eh schon seit Kindheitsstagen. Also frage ich mich, ob die Diagnose Bipolare Störung überhaupt stimmt. Es könnte doch eine extreme Reaktion auf viel zu viel Arbeit und Schlafmangel sein. Andere Leute bekommen Burn out und ich bin eben anders entgleist. Vielleicht ist das alles gar nicht wahr. Vielleicht habe ich auch was anderes, das übersehen wurde, schließlich hat mir jeder dieser Psychoheinis eine andere Diagnose attestiert. Was sol ich denn von sowas halten? Ich kann damit nichts anfangen, als Verunsicherung und ewig währende Zweifel. Und diese ganzen anderen Dinge? Gehören die dazu oder ist das was anderes? Wenn ich doch auf Ketamin so gut reagiere, ja dann habe ich vielleicht gar keine Bipolare Störung?"

      Das trifft meine Gedanken schon sehr genau, wobei sich Ketamin gerade bei der bipolaren Störung sehr gut bewährt hat. Es ist halt die Frage, ob die Diagnose wirklich sooo wichtig ist und was sich daraus ableitet. Im Normalfall würde ich ja mal behaupten, ohne eine Diagnose kann man gar nicht behandeln.

      Es war damals übrigens auch so, dass ich sofort nach meiner Zwangseinweisung in der geschützten Atmosphäre der Klinik ganz hervorrragend (Durchschnitt 11 Stunden) geschlafen habe und mich nach spätestens drei Tagen wieder völlig fit fühlte. Es war dann sogar so, dass sich die Mitpatienten beim Personal über meine Anwesenheit beschwert hatten, weil mir nichts fehle. - Vorher hatte ich durchaus gemerkt, dass etwas mit mir nicht gestimmt hatte, ich wusste nur nicht was. Sehr störend war vor allem dieser fürchterlich starke Sexualtrieb, das ist wohl wiederrum typisch für die Manie, einer hübschen Mitpatientin ging es Gott sei Dank genauso ... Auch kam mir mein gesamtes Umfeld (also mein normales, nicht das in der Kinik) ganz komisch vor, als hätte man denen irgendwas Ungutes in den Kaffee getan.

      Unter dem von Dir eingeblendeten link werden ja die Symptome beim Schlafentzug sehr gut beschrieben, es kann also nach meiner Vorstellung durchaus auch die alleinige Ursache gewesen sein. Ich kenne das vom Segeln, da kommt es schon mal vor, dass man 24 Stunden oder länger nicht schläft, weil man die Nacht durchsegelt und auch tagsüber nicht geschlafen hat. Man sieht dann z.B. Dinge, die man einfach sehen will, etwa eine nahe Hafeneinfahrt.

      Übrigens kam mir der Chefarzt in der Klapse reichlich merkwürdig vor, weil der andauernd meine angeblich sehr hohe Intelligenz (wegen einer Intelligenzminderung war ich ja nicht eingetütet, deshalb fand ich diesen Aspekt abseitig) hervorgehoben hat, den Kontakt mit mir ständig gesucht hat, obwohl ich ihn verbal fortlaufend fertig gemacht (die verbale Aggressivität hielt noch einige Zeit an, die hatte aber wohl eher ihre Ursache darin, dass ich die zwangsweise Unterbringung unverschämt fand und deshalb mit Strafanzeigen um mich geworfen habe) und sein Büro aussah, wie das eines Messies. Wie ich jetzt erfahren habe, ist er u.a. wegen fortgesetzter Misshandlung seiner Lebensgefährtin angeklagt worden - ist halt nicht immer alles Gold, was glänzen will.

      Wegern meines erst kürzlich zurückliegenden Kinikaufenthaltes hatte ich einen ärztlichen Freund gebeten, mir eine "beginnende Psychose" zu attestieren, weil ich möglichst rasch aus dem Verkehr gezogen werden wollte (hat auch am gleichen Tag geklappt), ehe ich beruflich oder privat noch Mist baue. Der Chef-Psychiater in der Klinik fand das sehr treffend und hielt es für ungewöhnlich, dass ich das selbst bemerkt hatte. Er meinte, das sei wohl ein nervöser Erschöpfungszustand. Von BiPo war gar nicht die Rede, Ketamin kannte auch der nicht, weshalb ich ihm die Studien danach gemailt habe. Dieses mal war der Sexualtrieb übrigens nicht gesteigert und ich habe es 14 Tage ohne Geschlechtsverkehr ausgehalten. Vielleicht passt hierzu das, was mein Papa neben der Zyklothemie wegen meines Sexualverhaltens auch mal geäußert hatte: "larvierte Depression."

      Auch hier - wie schon oben - war ich nach ein paar Tagen wieder völlig auf dem Damm. Ich hatte nur bemerkt, dass ich vorher sehr stark abgenommen hatte und habe dann Diät-verkehrt gespielt, indem ich alles das gefuttert habe, was jemand, der abnehmen will, nicht tun sollte, möglichst viel und möglichst fett (ich kenne jetzt alle Restaurants im Umkreis der Klinik :) und über einen Monat vollkommener Alkoholverzicht, also auch nach der Entlassung. Genau zwei Wochen hatte der Aufenthalt gedauert und das war wohl auch der historisch kürzeste Aufenthalt eines Patienten in dieser Klinik, die mir sehr gut gefallen hatte, vor allem auch wegen der sehr netten Mitpatienten, die überhaupt nicht durch den Wind waren, ganz im Gegensatz zu dem Klientel in der Klapse (s.o.).

      Aber grundsätzlich schlauer hat mich das Ganze auch nicht gemacht, wieso komme ich in einer Klinik so schnell wieder auf die Beine? Das war im Mai dieses Jahres schon einmal so, da war ich allerdings "nur" wegen einer internistischen Abklärung im Krankenhaus.

      Mir ist auch die Bezeichnung völlig egal, selbst wenn es eine Schizophrenie wäre, was man wohl ausschließen kann und davon war auch noch nie die Rede, würden sich dann wenigstens Ansätze für eine Behandlung finden lassen. Du siehst mich also etwas ratlos, aber ich kann ja auch nicht jedes Mal ins Krankenhaus rennen, wenns mal nicht so gut läuft.
    • Aber ich denke, es war ein weiser Schritt gewesen, sich selbst aus dem Verkehr zu ziehen. Wenn ich mich recht erinnere hast du ja ne eigene Kanzlei? Nicht dass sie dir die Zulassung entziehen.

      Ich glaube langsam aber sicher, dass dein Vater ein sehr weise Mann war. Ich glaube fast schon, dass er näher an der richtigen Diagnose dran war, als viele deiner anderen Ärzte. Aber er war ja auch dein Dad.
      Neulich hatte ich das auch wieder, dass ich so ein Verlangen auf bestimmtes Essen und Trinken hatte. Eine Zeit lang auch ein unwiederstehlichen Drang nach Cola oder anderen anregenden Limoden mit brutal Zucker. Zu wenig Chrom? Ich weis nicht.

      Wenn du in einer Klinik nicht so schnell wieder auf die Beine kämest, wäre die Klinik schlecht. Vielleicht hast du einfach auch noch genug Ressourcen im Gegensatz zu man anderen, um schnell wieder zurückzufinden.

      Gedankenspiel Schizophrenie: Nee eher nicht, auch wenn das nur eine Art Wortspiel zur Verdeutlichung deinerseits war. Die haben in der Regel kein besonderes Interesse an anderen Menschen und an Sexualität. Die leben auch eher zurückgezogen und haben so einige Macken, die mit deiner Person absolut nichts gemein haben. Das passt wirklich nicht.

      Eine korrekte Diagnose ist insofern wichtig, damit man dir die richtige Behandlung zukommen lässt. Und für Kassenpatienten ist es insofern noch interessanter, denn wenn da nicht die richtige Diagnose draufsteht kann man u.U. ein bestimmtes MEdikament oder Behandlung gar nicht bekommen. Auch außerhalb des Systems Psychiatrie ist das wichtig. Zum Beispiel, wenn man eine Versicherung abschließen will und sich einer Gesundheitsprüfung unterziehen muss. Dann reagieren auch andere Menschen anders auf dich abhängig von der Diagnose. Ich merk immer mal wieder einen Wechsel, wenn ich neu bei wem in Behandlung bin (also nicht-psychiatrisch). Solange man noch nicht nach anderen Erkrankungen gefragt hat ist alles locker, man ist sich sympathisch usw. Sobald man entweder selbst erzählt hat davon oder sie es auf einer Anfoderungen per Zufall gelesen haben (z.B. neulich bei meiner MRT-Anforderung, die absolut nichts mit BS zutun hatte), dann gehen die Menschen anders mit einem um. Man wird anders angeguckt, man geht anders mit einem um, sie sind in einer Art Bereitschaftsstellung (als würden sie erwarten, dass man vollkommen unvorhergesehen plötzlich ausflippt), teilweise reden die mit einem, als sei man debil...unfassbar. Neulich erst wieder bei der Blutentnahme. Da redet die mit mir, als sei ich ein Kind oder so. Ich habe selbst jahrelang in der Klinik gearbeitet. Die braucht mir doch keine Blutentnahme zu erklären und wie ein rohes Ei zu behandeln!! Manchmal merke ich auch, wie sie hinter meinem Rücken tuscheln und das ist keine Einbildung. Ich habe es auch schon oft erlebt, dass ich einfach nicht ernst genommen wurde, wenn ich ein kröperliches Problem hatte. Selbst mein Hausarzt hat das schon ein paar mal gebrach, weswegen ich nicht mehr so begeistert von ihm bin. Bisher ließ sich aber jedes Mal eine organische Ursache finden zu meinem Glück- na ja, wie man es sieht.
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    • Naja, meine Zulassung stand nie auf dem Spiel, aber ich verliere ungern Fälle, die ich auch gewinnen kann.

      Mein Papa war medizinisch wirklich ein extrem fittes Kerlchen, er wäre jetzt einiges über 100 hat sich aber bereits mit 84 :) zur Ruhe gesetzt, da war er allerdings immer noch völlig fit. Als ich etwas älter war, haben wir sehr viel gemeinsam unternommen, er hatte immer viel Spaß daran, was ich da beruflich so alles losgetreten hatte und war auch dabei ein sehr guter Ratgeber, obwohl es so garnicht in sein Fach fiel. - Egal, ein klarer Geist findet sich überall zurecht.

      Dass man mich komisch angeschaut hätte, musste ich bislang nicht erleben (oder es war mir egal), ich bin ja nicht durcheinander.
    • Mir ist heute Nacht, angestoßen durch unsere Diskussion, das Wort 'Panik' durch den Kopf gegangen. Irgendwie passt das bei mir nicht richtig. Man entwickelt Panik VOR etwas, das kann real sein, oder eingebildet. Mich treibt eher ein latent ständig vorhandenes Angstgefühl um, das sich DANN das Objekt sucht, man konnte es vielleicht auch als Kausalitaetsbeduerfnis bezeichnen. Das Objekt wird sodann in seiner Dramatik überhöht, so dass es eine Schwelle erreicht, die diese Angst auch rechtfertigt.

      Das vorhandene Angstgefühl - ich kenne das seit meiner Kindheit - wäre dann aber regider Bestandteil der Persönlichkeitsstruktur. Kein angenehmer Gedanke uebrigens, wie will man ein seit Jahrzehnten verfestigtes System aendern? Begrifflich wird das auch mit dem Wort "Engramm" belegt, das etwas in Verruf geraten ist, weil es von den Scientologen verwendet wird. Wenn man sich aber damit abfinden muss, dieses Engramm als tief eingebranntes Persönlichkeitsmerkmal nicht aendern zu können, bleibt eigentlich nur, einen Weg zu suchen, der es einem ermöglicht, damit umzugehen.

      Heute morgen habe ich mal etwas bei der Firma Google um Rat gefragt und bin auf den Begriff 'generalisierte Angststörung' gestossen. Was ich dazu gelesen habe, passt haarscharf. Die dargestellten Lösungskonzepte sind allerdings leider wieder nur blabla, letztlich wird das behandelt wie eine unipolare Depression. Wieder mal steckt alles seit Jahrzehnten in den Kinderschuhen. :(
    • Es gibt zu dem Thema verschiedene Erklärungsansätze. Ich führe mal auf, was uns Studenten diesen Sommer dazu präsentiert wurde:

      • Ergebnislage biol./genetische Vulnerabilität uneinheitlich
      • psychologische Vulnerabilitäten
      – Lernerfahrungen ("bedrohliche Welt"; Unkontrollierbarkeitvon zukünftigen Ereignissen)
      – höhere Intoleranz für Unsicherheit
      – mehrdeutige Situationen werden eher als bedrohlich und weniger kontrollierbar eingeschätzt
      – Sorgenprozesse = kognitive Vermeidung
      • Verarbeitung emotionaler Stimuli behindert,
      • physiolog. Reagibilität reduziert -->keine Habituation
      • Borkovec & Hu (1990): Wenn sprechängstliche Personen sich angstvolle Situationen vorstellen und sich darüber sorgensollen, reduziert sich emotionale und körperliche Reaktion --> negative Verstärkung
      – aber: Sorgen eher abstrakt, keine physiologische Reaktion --> keine Habituation --> Angst wird langfristig nicht reduziert
      • Dysfunktionale Meta-Kognitionen:
      – „sich Sorgen machen verhindert die Katastrophe“– „Sorgen schadet mir“
      – „ich muss meine Sorgen kontrollieren

      WIE BEHANDELT MAN DAS?

      (die römischen Zahlen in Klammern stehen für das Evidenzlevel!)
      1. • GeneralisierteAngststörung
        • – Verhaltenstherapie (II)
        • – Etwas Evidenz für Psychodynamische Therapie (IV)
        • – Entspannungsverfahren als adjuvante Methoden in der Primärversorgung
        • – Pharmakotherapie kann u.U. einer Psychotherapie vorgeschaltet werden; alsPräparate stehen Antidepressiva bevorzugt SSRIs, insbesondere Fluvoxamin (II),sowie das SNRI Venlafaxin (II), Beta-Rezeptorenblocker (bei leichten Störungen),Benzodiazepine (II) und andere Anxiolytika, wie z.B. Buspiron, zur Verfügung.Medikamentenpausen sind empfehlenswert.
        (Quelle: Prof. Dr. Winfried Rief)

        Wenn du z.B. keine Medikamente diesbezüglich nehmen willst und die Störung nicht zu ausgeprägt ist, dann kannst du es sicher auch nur mit Psychotherapie versuchen. Ich finde es eh schwierig die Leute auf Medikamente einzustellen. Die können gut helfen, manche brauchen das definitiv auch (z.B. meine Nachbarin aus dem EG wird das wohl Paroxetin wohl lebenslang nehmen müssen), aber man muss sich klar darüber sein, wenn man das Zeugs wieder absetzen will, dass es zu einem Rebound kommen kann und das man die Angst dann anfangs noch schlimmer empfindet, als vor der Einstellung. So ist es meiner Nachbarin auch ergangen. Das führte dann zu einem langen Klinikaufenthalt, wo es ihr anfangs sehr sehr schlecht ging. Als besonders problematisch wurde uns die Einnahme von Benzos vor Augen geführt. Klar, kann man damit Angst super schnell in den Griff bekommen. Aber gerade in diesem Zusammenhang kann man da ganz schnell süchtig werden und der Rebound muss da ziemlich schlimm sein. Es ist also besser zu lernen mit der Angst umzugehen. Das erscheint auch logisch. Man muss aber fairer Weise sagen, dass natürlich jemand, der selbst Therapeut ist, das besonders betont. Aus dem Zusammenhang heraus muss man ihm aber wohl Recht geben. Außerdem ist unser Prof keiner, der Psychotherapie über alles lobt, wenn defintiv Medikamente viel besser wären (wie z.B. bei Bipolarer Störung). Im Übrigen bleibt in der Gruppe bei den psychotherapeutisch behandelten Patienten ein Langzeiteffekt, während es in der Gruppe mit nur Medikamenten in einem gewissen Zeitraum nach Ausschleichen der Medis wieder schlecht geht. Ich kann dir das auch im Detail raussuchen, wenn dich das interessiert. Das hängt mit Studiendesign zusammen und wie lange man nachuntersucht usw. Aber ich weis das nicht alles so extrem detailreich aus dem Kopf und das war in der Parallelvorlesung über Therapieverfahen.


      Anmerkung: Es kann sein, dass ich den Text später gegen den Text aus seinem Lehrbuch austausche, weil ich nicht weis, inwiefern das explizit in diesem Fall p.c. ist, dass ich die Stichpunkte aus der Vorlesung verwende, während das Lehrbuch, dass er geschrieben hat ja ohnehin frei zugänglich für jedermann ist und dann kann daraus auch ohne weiteres zitiert werden. Ich muss dann mal rasch die Texte vergleichen. Wenn es keinen wesentlichen Unterschied gibt, lass ich es so.
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    • Zaubernuss schrieb:

      Ach die Technik schon wieder, ich lasse es aber mal so.


      Ja mehrfach, aber ohne erkennbaren Erfolg. Eigentlich hatte ich eher den Eindruck, zum Erkenntnisgewinn des Therapeuten beizutragen als zu meinem eigenen. Der Hypnose gebe ich noch die größeren Chancen, das mache ich auch derzeit, befürchte nach dem vorstehenden aber, dass wir thematisch auf einem Nebenkriegsschauplatz unterwegs sind. Es geht z.Zt. um einen nicht erfüllbaren Perfektionsanspruch, das scheint mir aber jetzt nur noch Folge nicht aber Ursache zu sein.
    • Zaubernuss schrieb:

      Es ist auch ein häufiger Charakterzug von Bipolaren. Wobei ich der Typ bin, der auf der einen Seite in bestimmten Bereichen absolut perfektionistisch ist (so, dass es schon weh tut) und in anderen chaotisch.
      Das ist bei mir identisch, beruflich e x t r e m sorgfaeltig, privat der Chaot vorm Herrn. Ich halte das aber eigentlich nicht für eine BiPo-Eigenschaft. Dann eher schon dies völlige Versinken in kreativen Prozessen, das ist bei mir das Klavierspielen, oder wenn ich business-Konzepte schreibe.
    • Ach mir haben das schone einige Betroffene, als auch Behandler berichtet.
      Es ist bei mir genauso gewichtet. Uni-Sachen + Arbeit extremst perfektionistisch. Im Haushalt in bestimmten Bereichen. Vor allem Bad ehr ordentlich, Kleiderschrank innen, alles wird gebügelt usw. Aber es liegen eben immer draußen paar Sachen rum und ich hasse abwaschen und muss ich dazu zwingen. Ich glaube manchmal, dass ich nur deshalb in manchen Dingen chaotisch bin, weil ich es eigentlich ganz perfekt machen will und das ist mir dann zu aufwendig oder der Zeitaufwand ist gerade zu groß und dann wird die Sache erst einmal vertagt.
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    • Mir ist relativ vieles wurscht. Hausarbeiten nur in Notfällen, mein grosser Garten ist subtropisch verwildert, ich renne nur in Jeans und T-Shirt rum, es sei denn der Job erfordert anderes. Mein eigentlich sehr schickes Cabrio wird nicht geputzt, innen liegen alle möglichen Zettel rum. Ich rasierte mich nur, wenn es der Anlass gebietet. Konventionen finde ich grässlich!
    • Nee da hören unsere Gemeinsamkeiten schon wieder längst auf. Ich lege großen Wert auf Gepflegtheit. Perfect Make up jeden Tag und ich hübsch mich auch ganz gern mal mehr auf, wenn ich Lust habe (ausgefallenerer Schmuck, elegantere Klamotten). Manchmal brauche ich dafür auch keinen Anlass. Dann tue ich das einfach nur mich und weil ich denke, dass es ein guter Tag ist.
      Ich kann es nicht ausstehen, wenn wichtige Dokumente nicht gut abgehftet sind. Mein Arbeitszimmer sowas wie teilweise Heiligtum. Da wird jedenfalls mehr Staub gewischt, als sonst anderswo und ich mag dort Chaos gar nicht. Sonst geht der besondere Flair des Studiezimmers verloren und im Chaos kann ich sowieso nicht lernen. Es regt mich auf. Deshalb muss es weg. Bisher haben nur wenige Leute mein Arbeitszimmer betreten dürfen, geschweige denn auf meiner Couch Platz nehmen. So hat jeder seine Macken...
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