Der Blick der anderen auf uns - oder- "wir und die anderen"

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    • Der Blick der anderen auf uns - oder- "wir und die anderen"

      Gestern...da qautschten wir mal wieder nach der Vorlesung. Fast eine Stunde. Wenn bestimmte Leute um mich herum sind dooferweise immer über psychische Erkrankungen. Nich bei allen. Aber bei denen gestern schon, denn da war ein Kommilitone dabei, der etwas von mir will, aber offensichtlich ist das ein großes Thema für ihn und er betont bestimmte Sachen immer wieder. Darauf kann ich ja später mal eingehen...

      Zur eigentlichen Sache: Die Kommilitonin, die mit uns stand, erzählte nun ihm (ich kannte bis dato den neuesten Tratsch gar nicht) dass sie nun mit ihrem Freund Schluss gemacht hat, weil er bipolar ist. Er nimmt seine Medikamente mal so, mal anders. Eher so nach Lust oder bedarfsweise. Er sagt, er sei sein bester Arzt/Therapeut und wisse am Besten, was gut für ihn ist. Sein Psychiater soll diese Haltung wohl angeblich unterstützen. Das erscheint mir aber sehr unglaubwürdig oder aber der weis einfach nichts von dessen schlampiger Einnahme.

      Meine Kommilitonin und ihr bipolarer Freund waren erst vor nicht so langer Zeit zusammengezogen. Sie wusste das zu dem Zeitpunkt nicht. Es stellte sich schnell heraus, dass er außerhalb der Wohnung einen auf super gut gelaunt-humorvoll, offen, aktiv usw. macht, aber zu Hause in den eigenen 4 Wänder, wenn sie allein waren, war das ganz anders. Er flippte wohl auch schnell aus, wenn er nicht bei ihr sein konnte und er wollte immer wissen, wie sie gerade ist. Er kann viele Leute und viel Lärm nicht lange tolerieren. Aber mal ehrlich, dafür muss man nicht bipolar sein. Ja KANN, muss aber nicht.
      Aber was mich eigentlich beschämt hat, das wieder einmal jemand ein äußert schattiges Bild auf uns geworfen und das Klischee bestens bedient hat. Wieder eine Beziehung, die in die Brüche gegangen ist. Manchmal frage ich mich, ob man es überhaupt mit uns aushalten kann. Das ist nicht besonders toll für das Selbstwertgefühl. Ich bekam wieder das Gefühl anders zu sein. Weniger wert. Zu Kompliziert, zu unbequem, zu anstrengend, für andere eine Belastung. Ich hatte vorher schon Komplexe und Änsgt vor Beziehung. Das hat die Sache wieder immens genährt. Dabei kämpfen doch viele von uns so normal wie möglich zu sein und zu leben und auch nicht-Bipolare haben mal einen schlechten Tag. Sind mal gereizt, niedergeschlagen oder überdurchschnittlich gut gelaunt. Es gibt doch auch die "Hochfunktionellen" unter uns. Ich weis nicht, mir schmeckt einfach nicht der Gedanke geistig aufs Abstellgleis geschoben zu werden. Ich habe das Gefühl, egal was ich mache, eine normale Beziehung werde ich nie haben, so sehr ich mich auch bemühe. Sobald der andere es weis, ist es nicht mehr wie vorher. Allein schon wegen der Stigmatisierung, nicht mal wegen meines eigenen Beispiels.

      Es hat mih so getroffen und auch wütend gemacht, dass wieder ein einziger so ein schlechtes auf uns geworfen hat, dass wir gemieden werden. Ich bin doch nicht wie er, also sollen sie mich auch nicht so behandeln! Ich kann mich nicht mehr als bemühen. Man muss auch nicht alles auf "bipolar" schieben oder willentlich Dinge irgendwo sehen, die so gar nicht da sind.
      Da hab ich ja innerlich gekocht, als mein Freund mir sagte, ja Bipolare hätten ja so viel von Borderlinern. Das könne man schon deutlich sehen. Studiert der was anderes als ich? Manipuliere ich vielleicht Leute? Bekomme ich irgendwelche Wutanfälle? Verletze ich mich selbst? Spiele ich emotionales PingPong? Habe ich instabile Beziehungen oder irgendetwas von all den anderen Dingen? Nein. Wenn Leute, die selbst Psychologie studieren, uns schon so sehen, wird mir ganz schlecht. Nur wegen dem Kriterium instabile Stimmung gleich alles unter einen Hut zu werfen ist schon dreist.
      Was tun nach dem Absturz?
      Aufstehen. Krönchen richten. Würdevollen Schrittes weitergehen.

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Zaubernuss ()