Zaubernuss schrieb:
Themenwechsel zu Bipolar:
Ich gebe zu, ich etwas auf Medikamente fixiert bin, weil ich panische Angst habe, noch mehr kognitive Verluste zu haben wegen zu vieler Krankheitsphasen, weil da immer Nervenzellen untergehen. O.k. das passiert im menschlichen Gehirn eh, aber bei Gesunden längst nicht in einem Umfang, wie bei Depressiven. Soweit ich weis, geht Nervengewebe auch bei Manien unter. Das Gehirn ist da irgendwie in einem gänzlich ungesunden Ausnahmezustand. An genau der Stelle blinkt in meiner Erinnerung immer der Satz auf "Bipolare Störung hat auch viel mit Entzündung zu tun".
Mit Psychotherapie kann man schon tolle Erfolge erzielen, aber stabile Langzeiteffekte schafft man nich in einer Therapiesitzung.
Man sollte nicht aus den Augen verlieren, dass viele überhaupt erst eine PT machen können (dafür zugänglich sind), wenn sie mit Medikamenten stabilisiert wurden. Wenn ich keine Medikamente nehme, dann würde ich es vor nachmittags nicht mal schaffen aufzustehen, geschweigedenn irgdnwelche Therapietermine wahrzunehmen. Dieses Gefühl innerlich gelähmt zu sein, nimmt jeglichen Lebenswillen. Ich hätte auch null Interesse eine zu machen. Es wäre auch schier unmöglich für mich an einen Platz zu kommen. Ich wäre absolut nicht in der Lage mehr, mich um sowas zu bemühen.
Was ich eigentlich sagen will: Psychotherapie mit langenen perspektivischen Zielen macht man eigentlich dann, wenn es einem gut geht und nicht in der Krise. In der Krise selbst ist es ja oft nur so eine Art Schadensbegrenzung oder ein netter Zusatz (ich beziehe das alles gerade ausschließlich auf BS!). Viele Bipolare, wo Depressionen eine Hauptrolle spielen sind gar nicht in der Lage während schlechter Zeiten Grundsteine für den zukünftigen Krankheitsverlauf zu legen. Häufig nicht mal für den aktuellen.
Vorab, zu Ämtern, Verwaltung, Tochter, Studium, BAföG, Daten antworte
ich in einem eigenen, neuen Thread.
Hi Nüssli, fragile und @ all:
Ich kann jeden (!!) bipolaren Menschen verstehen, der die zeitweilige
Quälerei ohne Medikamente nicht mehr ertragen kann, nahe am Suizid
ist !!
Das möchte ich, als meine Intention hier zu schreiben, meine Meinung,
niemals in Frage gestellt wissen !! Gilt auch für das dt. Forum, da bin
ich aber nur ziemlich selten.
Als "gestandener Mann in Lebensstellung" wurde ich beim Hausbau 98/99
manisch, besser definiert "Mischzustand" F31.6 , das kannte ich aber
damals nicht. Also wurde ich mit Amitryptilin (Saroten Retard) von einem
Internisten "beruhigt", grausige Zeiten nahe am Suizid.
In den 4 med. REHA hat man aus Unsicherheit auf eine Medikamentierung
verzichtet, die Eskapaden meines Vaters und Bruders waren bekannt, man
hatte definitiv Sorge, dass ich "switchen" würde. Aber dafür bekam ich das
volle Programm der Alternativen als Angebot, teilweise geht das sogar bis
nah an die Esoterik, wer heilt hat Recht.
Vielleicht ist es ein Vorrecht des Alters, selbst für bipolare Menschen, sich
ein wenig in Geduld üben zu lernen, ich bin bis heute nicht gut darin.
So mußte ich mich heute morgen ab 5:00 Uhr an den iMac setzen, um gegen
7:00 Uhr das Schreiben an das Amt fertig zu haben. Um 9:30 Uhr war es per
Einschreiben draussen, erst danach konnte ich mit meiner Frau genussvoll
frühstücken, I did it ..
Wenn ich nicht das Gefühl habe, das für mich 'menschenmögliche' getan zu
haben, bin ich nicht mit mir zufrieden. Habe ich das getan, kann ich mich
zurück lehnen,
..verdammte scheiss Erziehung..
An dieser Stelle setzt seit der tiefenpsychologischen Reha 2000 mein Ansatz
an, es liegt an mir, wie ich mit Gegebenheiten klar komme. Vieles habe ich
dadurch "positiv" verändern können, aber das Leben bleibt ein Stückwerk.
Hoffentlich konnte ich ein bisken vermitteln,
lgw