Ein (längst überfälliger) Schlag ins Kontor der biologistischen Gesellschaftstheorie

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    • Ein (längst überfälliger) Schlag ins Kontor der biologistischen Gesellschaftstheorie

      Hi,
      die Süddeutsche Zeitung meldet auf der Titelseite ihrer heutigen Ausgabe, dass die Universität Salzburg dem Nobelpreisträger Konrad Lorenz die Ehrendoktorwürde aberkannt hat. Das wurde aber auch Zeit, denn Lorenz gehört(e) zu den Begründern der biologistischen Gesellschaftslehre, die jeder faschistischen Ideologie zugrunde liegt. Lorenz war deshalb ein geradezu natürlicher Parteigänger der Nazis, auch wenn er - soweit ich weiß- kein formelles Mitglied der NSDAP war.

      Sobald die diesbezüglichen Presseartikel online frei verfügbar sind, werde ich sie verlinken.

      Gruß
      Laci
      "Tief im Herzen haß ich den Troß der Despoten und Pfaffen, Aber noch mehr das Genie, macht es gemein sich damit." (Hölderlin)

      "Nun müssen diejenigen, welche ihre Gedanken untereinander austauschen wollen, etwas voneinander verstehen; denn wie könnte denn, wenn dies nicht stattfindet, ein gegenseitiger Gedankenaustausch möglich sein?" (Aristoteles)
    • Sozialbiologischer Rassismus (Rassenhygiene) à la Konrad Lorenz

      Hi Jannis,
      nein, Konrad Lorenz war alles andere als harmlos, sondern einer der übelsten Vertreter der biologistischen Gesellschaftstheorie, die sich seit ausgangs des 19. Jahrhunderts im deutschen Sprachraum unter dem Titel Rassenhygiene zur dominanten Schule der Medizin, insbesondere der Psychiatrie entwickelte. Dieser sozial- und wissenschaftsgeschichtliche Zusammenhang ist seit Mitte der 80er jahre akribisch erforscht worden und in ausgezeichneten Monographien vorliegt. Ich war damit unmittelbar befasst, weil ich in den 90er Jahren einige Zeit als wissenschaftlicher Dokumentar im Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte Berlin, wo alle Anstrengungen unternommen worden, um die Verstrickung der Vorgängerinstitution, der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, in die Medizinverbrechen aufzuklären. Vollkommen klar ist heute, dass nicht etwa die Nazis die hehre Medizin missbrauchten, sondern umgekehrt die biologistische Medizin, vor allem die Psychiatrie, die von den Nazis etablierten moralisch-rechtlichen Rahmenbedingungen nutzten, um ihre Variante der Lösung der sozialen Frage zu realisieren, was eine mörderische Veranstaltung war mit den Eskalationsstufen: Zwangssterilisation - 'Euthanasie' im Sinne der "Ausmerzung lebensunwerten Lebens" (Aktion T4) - millionenfacher, industriell organisierter Massenmord in Auschwitz, Sobibor, Mauthausen und anderswo.

      Ebenso erschütternd ist, dass Lorenz nach dem Zusammenbruch des Tausendjährigen Reiches seine Karriere ungebrochen fortsetzen konnte und mit der höchsten Auszeichnung schlechthin, dem Nobelpreis, behängt wurde. Selbst in einigen (theoretisch unterbelichteten) Kreisen der Linken fand er bis weit in die 70er Jahre Anklang, um von seiner ungebrochenen Reputation in bildungsbürgerlichen Kreisen und deren 'wissenschaftlichen' Filiationen ganz zu schweigen. Seine 1973 veröffentlichte reaktionäre Kampfschrift

      Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit


      wurde zum Bestseller und fehlte in keinem Bücherschrank jedes anständigen bürgerlichen Haushaltes.

      Gruß
      Laci
      "Tief im Herzen haß ich den Troß der Despoten und Pfaffen, Aber noch mehr das Genie, macht es gemein sich damit." (Hölderlin)

      "Nun müssen diejenigen, welche ihre Gedanken untereinander austauschen wollen, etwas voneinander verstehen; denn wie könnte denn, wenn dies nicht stattfindet, ein gegenseitiger Gedankenaustausch möglich sein?" (Aristoteles)