Konzenztrationsmangel

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    • Konzenztrationsmangel

      Geht Euch das auch so?

      Seit heute nacht um 3 Uhr sitze ich, depressiv gestimmt, am Schreibtisch, um einen einzigen Schriftsatz fertig zu machen, für den ich im "Normalfall" ein paar Minuten brauchen würde, aber den ich in den vergangenen Wochen nicht einmal ansatzweise bewältigen konnte. Und - jetzt ist er fertig - bin ich mit dem Ergebnis nicht einmal zufrieden, es überwiegen und zwar mit Macht die Selbstzweifel, die ich zu anderen Zeiten nicht einmal entfernt kannte.

      Es erscheint mir auch nicht gerade gesund, wenn ich jetzt kurz nach Mittag, den vorenthaltenen Schlaf nachzuholen gedenke. Was um alles in der Welt ist das bloß?
    • Hallo Jannis,

      du fragst, was das ist, ich kann dir aus eigener Erfahrung sagen, dass ist ein Symptom der Depression. Sowohl, dass man für vieles sehr, sehr lange braucht, wie auch, dass man ständig im Selbstzweifel ist. Ich kann dann nicht mal ein blödes Formular ausfüllen, selbst wenn vieles schon vorher elektronisch vorgedruckt ist und ich nur ganz wenige leichte Eintragungen vornehmen müsste. So geschah es auch, dass ich in so einem Zustand nicht in der Lage war, einen Folgeantrag für ALGII zu stellen.

      Als ich noch volltags arbeitete, da konnte es passieren, dass ich für Routinearbeiten, 20 Minuten lang nur auf den Bildschirm starrte ohne irgend etwas getippt zu haben. Gerade die Routinearbeiten, also eigentlich die simplesten Aufgaben, schienen für mich extrem schwer zu sein. Es fühlt sich dann an, als sei man einfach "Blöd" geworden im Kopf, es ist aber einfach die Depression, die das auslöst.

      Ich wünsche Dir, dass bald wieder ein wenig Licht im dunklen Tunnel erscheint!

      Viele Grüße Heike
      Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können (Patricia Deegan 1996).
    • Konzentrationsbeschwerden sind in der Tat typisch für Depression. Allerdings gilt auch hier genau hinschauen . Manche Medikamente können das als NW haben. zB können manche Antidepressiva wie SSRI einen Natriummangel auslösen, der die Gehirnfunktion beeinträchtigt. Oder Valproinsäure eine Hyperammonämie mit ähnlichem Ergebnis. Also würde ich es auf jeden Fall beim nächsten Arztbesuch ansprechen....
    • Ja, wenn er denn einen festen Psychiater hätte...

      Wie jeder, der Depressionen hat, kenne ich es auch. Mal mehr, mal weniger schlimm. Manchmal kann ich bestimmte Informationen dann auch einfach nicht abrufen. Mir fallen bestimmte Worte oder Formulierungen nicht ein. Vor ein paar Tagen wollte ich online das Geld für meine Miete überweisen und habe erst die Legitimations-ID falsch eingegeben und dann 2 mal das Passwort. Ich war mir das Passworts sooooo sicher. Ja, das war auch lange Zeit mein Passwort, aber seit bestimmt einem Jahr habe ich ein anderes. Damit war dann mein Online-Bankung gesperrt und ich musste dann das Geld bar abheben, einem Freund geben und ihn bitten, das Geld für mich zu überweisen. Megapeinlich!! Aber ich wollte natürlich pünktlich bezahlen, es ging nicht anders. Auf meinem Studennachweis hab ich auch die Summen ins falsche Kästchen eingetragen. Nicht, dass ich seit 3 Jahrne dort arbeite und seither jeden Monat für jedes Pflegeteam so einen Wisch ausfülle. Ich müsste also das Ganze im Schlaf ausfüllen- theoretisch, aber praktisch war ich gestern einfach mal schlecht drauf und dann bring ich sowas.
      Was tun nach dem Absturz?
      Aufstehen. Krönchen richten. Würdevollen Schrittes weitergehen.
    • Danke schon mal für Eure Antworten. Es gehört ja nunmal zu meinem Beruf, sehr viel schreiben zu müssen und das auch noch möglichst präzise, daher ist die derzeitige Beeinträchtigung schon extrem störend. Im Moment mache ich es so, dass ich keine Schriftsätze mehr am selben Tag losschicke sondern frühestens am nächsten Tag, nachdem ich diese noch einmal kritisch lektoriert habe. Das alles kostet eine irre Zeit und trägt nicht eben zum Wohlbefinden bei. Ja, ich habe keinen festen Psychiater, aber was könnte der mir auch schon sagen, was ich nicht bereits aufgrund Eurer (und meiner) Einschätzung weiss?

      Manchmal habe ich richtig Angst davor, an einer beginnenden Demenz zu leiden, dann aber kommen wieder gute Tage und ich bin quasi auf Knopfdruck wieder völlig hellwach.
    • Hallo Jannis,

      ja so geht es mir auch manchmal, dass ich meine, doch an einer körperlichen Krankheit zu leiden. Dieses Zähe und Langsame, die Gedanken, die dann nicht kommen wollen, das ist schon sehr frustrierend. Dass du überhaupt noch solchen präzisen Schriftverkehr hinbekommst, ist schon eine wahre Meisterleistung in einer Depression.

      Manchmal, wenn ich nicht weiterkam, dann hat es auch geholfen, mal wirklich sich aufzuraffen und vor die Türe zu gehen. Wenn ich mich danach wieder hinsetzte, um etwas Nichtaufschiebbares an Schriftverkehr zu bewältigen, ging es manchmal besser.

      Nun, ein Psychiater könnte vielleicht noch feststellen, ob es evtl. auch ein Natriummangel ist, wie Moritz schrieb.

      Viele Grüße Heike
      Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können (Patricia Deegan 1996).
    • Es gibt außerdem noch eine Reihe anderer Medikamente, die dazu führen können, dass man einen Mangel an den verschiedensten Sachen entwickelt, wodurch man sich dann schlecht fühlt...Medis gegen Bluthochdruck, gegen Sodbrennen usw.
      Wenn ich mein Kombinationspräparat aus Magnesium und B-Vitaminen nicht nehme, geht es schon sehr bald schlechter. Die Tage habe ich es wieder vergessen, denn das längliche Päckchen mit dem Granulat passt nicht in die Medidosierer. Deswegen hatte ich heute wieder Krämpfe an der Gesichtsmuskulatur. Ich bekomme da ganz eklige Zuckungen. Eine Augenbraue verzieht sich dann rhythmisch ganz komisch oder neulich hatte ich auch wieder Krämpfe im oberen Augenlied. Dann zuckt das immer. Und natürlich bekomme ich dann auch woanders schneller Krämpfe. Wenn ich das Pulver abger genommen habe, dauert es nur wenige Augenblicke und es geht mir sofort besser und plötzlich habe ich mehr Antrieb und fühle mich wohler und wacher, einfach lebendiger.

      Aber ob auch ein Mangel an irgendetwas dahintersteckt, musst du schon durch einen Arzt/Blutentnahme abklären lassen.

      Aber man versteife sich nicht zu sehr darauf. Genauso gut könnte es sich um reine Begleiterscheinungen der Depression handeln. Dennoch kann es sich lohnen genauer hinzuschauen. Ich finde es übrigens total unprofessionell, wenn Ärte dazu schnell abwiegeln und immer alles auf die Depressionen schieben- gerade dann, wenn Patienten das eine oder andere Medikament einnehmen.

      Grüße, Nüssli
      Was tun nach dem Absturz?
      Aufstehen. Krönchen richten. Würdevollen Schrittes weitergehen.