Beobachter eines Suizidversuches geworden

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    • Beobachter eines Suizidversuches geworden

      Gestern ist mir was außergewöhnliches passiert.
      Auf dem Weg nach Hause stand ich unten am Ortenberglift. Das ist eine Liftanlage, die den Hauptbahnhof mit dem Ortenbergsteg verbindet (eine lange übderdachte Brücke, die letztlich vom Hauotbahnhof zu meinem Stadtteil führt, dass am Berghang liegt). Schon unten hörte ich Geschrei. Sehr aggressiv. Ich bekam Angst. Wusste noch gar nicht, warum es ging. Auch wusste ich noch nicht sicher, dass es oben vom Steg kommt. Ich hatte schon überlegt, ob ich die Polizei anrufe, weil offensichtlich eine Frau beteiligt war, die auch wild schrie und ich dachte, die wird von mehreren Männern bedrängt.
      Oben angekommen stellte sich heraus, dass sich an Mann vom Ortenbergsteg stürzen wollte. Ein Passant mit seiner Freundin hatten ihn scheinbar von der Brüstung wieder runtergerissen. Der man muss hocherregt gewesen sein, aber dementsprechend waren es die Helfer auch. Sie hatten ihn fürchterlich angeschrien. Körperlich und verbal bedroht. Immer wieder höre ich den Satz des Mannes "Ey ich schwör dir man, ey, ich ruf die Bullen". Der hat das nicht gesat, sondern aus vollster Kehle geschrien. Auch die Frau. Sie waren panisch. Kaum runtergezerrt vom Geländer hat sich der Mann losgerissen und ist weggerannt. Außer Sichtweite. Ich hätte die Situation gerne entschärft, aber er war zu schnell. Aber da hab ich erst einmal gemerkt, wie überfordert andere damit sind. Ich wusste automatisch, wie was ich sagen würde und wie ich mich verhalten würde und so ganz anders, aber die waren vollkommen außer sich und so aggressiv, als würde er eine Straftat tun. Ich wünschte man würde in den Erste-Hilfe-Kursen den Leuten erklären, wie man mit so einer Situation umgeht. Den Kurs müssen sie eh machen, wenn sie den Führerschein haben wollen. Aber nicht jeder macht den Führerschein.
      Ich weis nicht wie, aber irgendwie sollten die Leute informiert werden, wie man mit so einer Sitaution umgeht, bis professionelle Hilfe eintrifft.
      Ein Irrwitz, die Psychiatrie war nur 5 Minuten zu Fuß entfernt. Vielleicht ein Patient von dort sogar. Als die Polizei kam, war er über alle Berge. Das hätte nicht sein müssen, hätte man sich ganz anders verhalten. Dadurch das er nach dem Versuch zu springen so geräuschvoll vertrieben wurde, hat er auch keine Hilfe bekommen. Es ist gut möglich, dass er sich dann woanders suizidiert hat ?(
      Was tun nach dem Absturz?
      Aufstehen. Krönchen richten. Würdevollen Schrittes weitergehen.
    • Hallo Nüssli,

      ja die "Helfer" waren wohl überfordert, doch eines muss man ihnen auch lassen, sie haben sich wenigstens eingesetzt. Lieber einsetzten, auch wenn es die falschen Worte sind, als ignorieren, was in unserer Gesellschaft durchaus auch passieren kann.

      In Hamburg zum Beispiel, gibt es Schulprojekte, ist sogar nun fest bei denen im Lehrplan verankert, bzgl. psychische Gesundheit, bzw. von "Krisen-Erfahrenen" lernen.

      Viele Grüße Heike
      Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können (Patricia Deegan 1996).
    • Eine entferntere Freundin von mir habe ich sofort nach meinem stationären Aufenthalt angerufen, weil sie nur mehr sehr wenige Menschen für sich hat. Eigentlich ja, ich mag es gar nicht wahrhaben. Sie redete wirres Zeug daher (sie war vor meinem Aufenthalt selber im Neuromed, ist von dort aber mit dem Taxi ausgerückt, ich konnte sie nicht davon abhalten), ich sagte, geh red nicht so an Bledsinn daher, da wurde sie kurz wach und erzählte, dass sie sich die Pulsadern aufgeschnitten, das aber wohl nicht richtig gemacht hätte, sie könne aber nicht telefonieren wegen der Verletzungen. Mein erster Impuls war, sofort zu ihr zu fahren, ich hatte aber kein Auto, dann siegte auch meine Vernunft und ich schickte ihr die Rettung, was sie zum Glück akzeptiert hat.
      Ich habe schon mehrmals versucht, sie anzurufen. Ich soll noch nicht Autofahren, mein Mann ist da dafür, darum habe ich sie noch nicht besucht. Muss ich aber. Ich müsste überhaupt so viel, wozu ich ein Auto brauche.
      blattl
    • Ich hätte ich den RTW auch geschickt, hätte sie das nicht gut gefunden- da kenn ich ja nix.
      Aber ja, es ist ernüchternd wie blind manchmal med. Personal ist. Mein Freund ist ja auch hochmanisch 3 oder 4 mal aus der geschlossenen Psychiatrie entwichen, bis sie es geschafft haben einen Beschluss zu vernalssen. Aber dadurch hat sich die Manie enorm in die Länge gezogen (mehrere Monate) und de Schaden (auch auf finanzieller Seite, genauso wie im Freundeskreis + Nachbarn) entsprechend hoch.
      Was tun nach dem Absturz?
      Aufstehen. Krönchen richten. Würdevollen Schrittes weitergehen.