Burnout / Depression - Unterschied

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    • Burnout / Depression - Unterschied

      Vor ein paar Tagen hatte ich ein gutes Gespräch mit einer befreundeten Psychologin, die mich sehr gut kennt und auch genau über meine psychischen Probleme Bescheid weiß (ich mache daraus schon seit längerem im engeren Freundeskreis überhaupt kein Geheimnis mehr).

      Sie meinte, ich leide nicht primär an einer Depression, diese sei vielmehr tatsächlich eine Begleiterscheinung des burnout. Je mehr ich darüber nachdenke, umso einleuchtender erscheint mir das. Dennoch habe ich Zweifel, nachdem mir in meinem Leben von fachkundiger Seite dermaßen viele und jeweils ihre Richtigkeit in Anspruch nehmende Diagnosen gestellt worden sind.

      Vorrangig stellt sich mir aber die Frage, ob sich aus dieser (möglichen) Erkenntnis therapeutisch irgendetwas ableiten lässt. Wisst Ihr dazu etwas?

      Euer

      Jannis

      P.S. Auch ich bedauere, dass sich Moritz hier seit geraumer Zeit nicht mehr gemeldet hat.
    • Beruflich kürzer treten, sofern das möglich ist.
      Private Kontakte etwas zurückschrauben und absolute Ruhe- (Insel)phasen einplanen, wo die Seele baumeln kann.
      Unterstützen kann dich dabei ein guter Einzeltherapeut (von Frauen würde ich in deinem Fall abraten), damit du in kleinen Schritten zurückfahren kannst.

      Wie ich es grad versuche, aber es gelingt im Moment nicht.

      lg
      blattl
    • Hallo Jannis!

      Es ist natürlich nicht ganz unwesentlich, wie lange sie sich Zeit genommen hat, um zu dieser Einschätzung zu kommen, denn das ist nicht so einfach herauszukommen und stele ich mir zwischen Tür und Angel etwas schwierig vor, wenn man den Anspruch hat, dass diese Einschätzung Richtigkeit hat. Sie hat wirkich "burnout" gesagt? Unter Psychologen ist das teilweise "unschicklich", weil es eher als Syndrom verstanden wird. Im DSM gibt es meines Wissens nach nicht mal einen Diagnose-Schlüssel dafür (dort wird es eher als seelischer und körperlicher Prozess verstanden, der schließlich zur Entsteheung von Krankheiten als Konsequenz führen kann), nur im ICD-10 wird es überhaupt irgendwo erwähnt (und da heißt es auch nicht wörtlich "burnout", sondern "Zustand totaler Erschöpfung" und gehört der Katgeorie "Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung" an und hat eine "Z"-Nummer). Außerdem gibt es so viele unseriöse Personen, die damit so viel Unsinn treiben und verzweifelten Menschen versuchen Geld aus der Tasche zu ziehen, deshalb meidet ein Teil der Psycjologen diesen Begriff oder verwendet ihn nur mit Magenschmerzen. Aber egal...das ist jetzt Pfennigfuchserei und nützt dir nichts...

      Also zum Kern der Sache: Theoretisch müsste es so sein, dass wenn man jemanden der eher an einem Burn-out-Syndrom leidet (und nur dieses) aus seiner Problemsituation rausholt oder das Problem irgendwie anders abschafft, dann müsste sich derjenige relativ schnell erholen und es würde nicht wieder kommen (z.B. berufliche Veränderung). Burn-out (ich benutz den Begriff jetzt mal) entsteht ja durch Überlastung. Wenn aber jemand Depressionen (ich verwende mal den eigentlich veralteten Begriff "endogene", denn es gibt auch reaktive...) hat, dann ist das nicht so einfach. Die könnten auch theoretisch immer wieder kommen, selbst aus heiterem Himmel, wenn sonst alles o.k. scheint. Das habe ich selbst oft erlebt.
      Was man aber nicht vergessen darf ist, dass Leute, die ausgebrannt sind (im Sinne eines burnout), auch noch Depressionen als komorbide Störung obendrauf entwickeln. Sie haben also ohnehin beides.

      Sollte die Diagnose BS bei dir korrekt sein, so kannst du aber ganz gepflegt davon ausgehen, dass sich dauerhaft ausbrenenn durch Beruf ect. der Depressionen, die du innerhalb der BS haben dürftest ganz ganz böse in die Hände spielt und die Sache immer wieder anfeuert. Dann müsstest du erst das eine los werden, um die BS zu bessern.

      Wenn ich wirklich viel zu viel arbeite in ungüstiger Aneinanderreihung und noch viel Unkrams am laufen habe und in der WG wieder Stress ist, weil meine Mitbewohnerin so schwierig ist, dann wird aus Erschöpfung auch schnell mehr. Aber hier ist es vor allem die dazukommende Belastung in den eigenen 4 Wänden, die das so verschärft, weil es keinen Ort mehr gibt, der Geborgenheit und Ruhe impliziert. Es gibt dann nirgendwo mehr Erholung, ich fühle mich dann immer und überall getresst.

      PS 2: back from Zaubernuss to Jannis: Sollte er mir womöglich in absehbarer Zeit zufällig über den Weg laufen, werde ich ihm diesbezüglich die Ohren lang ziehen. Freu dich schon mal Liebes! :devil:
      Was tun nach dem Absturz?
      Aufstehen. Krönchen richten. Würdevollen Schrittes weitergehen.

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Zaubernuss ()

    • "Sollte die Diagnose BS bei dir korrekt sein, so kannst du aber ganz gepflegt davon ausgehen, dass sich dauerhaft ausbrenenn durch Beruf ect. der Depressionen, die du innerhalb der BS haben dürftest ganz ganz böse in die Hände spielt und die Sache immer wieder anfeuert. Dann müsstest du erst das eine los werden, um die BS zu bessern."

      Sehe ich ganz genauso!

      Aber: Genau diese (meine) Diagnose ist alles andere als gesichert. Ich komme mir vor wie beim heiteren Beruferaten (Krankheitsraten). Jeder quatscht irgendwas daher und nimmt die Richtigkeit seiner Aussagen, die im völligen Widerspruch zu den Meinungen seiner Kollegen stehen, für sich in Anspruch.

      Was soll ich als Patient davon halten, wem kann man denn vertrauen, wenn sich alle widersprechen?

      Nach meinem Eindruck wird hier sehr viel Geld mit "warmer Luft" zu Lasten des Patienten, der sich aufgrund seiner Erkrankung gar nicht mehr zielführend wehren kann, "verdient".

      Und dann stellt sich für mich die weiterführende Frage, weshalb die privaten/gesetzlichen Kostenträger für therapeutische Maßnahmen aufkommen sollten, die keinen nachgewiesenen Nutzen haben?
    • Hallo Jannis!

      In Deutschland bezahlt keine gesetzliche Krankenkasse ein Therapieverfahren, dass nicht durch stichhaltige Forschungsergebnisse zeigen konnte, dass es wirksam ist. Da gibt es sehr deutliche Vorgaben, denn die Krankenkassen wollen für nichts bezahlen, was nichts bringt. Das ist denke ich im Interesse beider Seiten (Kasse + Patient). Wenn du ins Restaurant gehst und bestellst Totellini mit Kalbsfleisch-Feigen-Füllung an Safran-Sauce mit griebenem frischen Trüffel und Parmesan und freust dich schon auf diese Wohltat für Gaumen und Seele, dann erwartest du ein entspechendes Ergebnis für den veranschlagten Preis und keine aufgewärmten Tortellini aus der Dose. Hab ich das nicht schön gedanklich ummalt?
      Es gibt ziemlich viele Institutionen die hier mitmischen: die Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlichen mediznischen Fachgesellschaften, das Institut für Qulität und Wirttschaftlichkeit im Gesundheitswesen, die Ärztliche Zentralstelle Qualitätssicherung, der Wissenschaftliche Beirat Psychotherapie (beurteilt, welche Therapieverfahren wissenschaftliche fundiert sind, ursprünglich wegen Zerstrittenheit der Therapieschulen), und dann der Gemeinsme Bundesausschuss. Mit letzterem steht und fällt alles, denn er bestimmt was in den Leistungskatalog der Krankenkassen aufgenommen wird!
      Wenn bescheinigt wurde, dass jemand ein Therapieverfahren beherrscht, dann darf er das auch anwenden. Wenn etwas anerkannt werden soll, dann ist von den entscheidnen Stellen gern gesehen, wenn das Therapieverfahren eine möglichst breite Fächerung hat (z.B. wie bei KVT), aber dennoch wird es natürlich niemals alles abdecken können. Affektive Störungen und Angststörungen gelten dabei als "Blockbuster" (wenn man bei denen gute Wirksamkeit nachweisen kann, dann stehen die Chancen ganz gut, dass es zugelassen wird).
      De facto ist es ja auch so, wenn die für viele tausend Euro eine Psychotherapie bezahlen und nix unterm Strich bei herauskommt, dann heißt das für die Kasse womöglich massive Folgekosten: längere schwere Krankheit heißt schon mal Krankengeld, häufige Arzt-Konsultationen (obwohl die eine Quartals-Pauschale bekommen möchte ich fairerweise erwähnen, bei privat bekanntermaßen anders), dann werden häufig ständig andere teure Psychopharmaka ausprobiert (viele beobachte ich wechseln von einem Zeugs unzufrieden zum nächsten), womöglich längerer Klinikaufenthalt, später vielleicht dennoch Ergotherapie oder was weis ich. Lasse deine Fanatasie freien lauf!

      Wenn du mehr Sicherheit bezüglich der Diagnose haben willst, dann musst du dir einen Spezialisten für Bipolare Störung suchen. Vorzugsweise jemanden, der dann nicht überschnell die Diagnose vergibt, weil das seine Lieblingsspielwiese ist. Über die Person würde ich mich vorher gut informieren. Ich war letztens in einer sog. "Bipolar-Spezailsprechstunde". Leider war daran null anders, nicht mal die diensthabende Ärztin war darauf spezialisiert. Ich habe ich dann sehr geärgert, dass ich deswegen extra in eine andere Stadt gefahren bin. Deshalb sag ich, nicht einfach aufs "label" schauen, sondern nachrecherchieren, ob da auch entsprechendes dahintersteht. Ich würde denen keinen Zugang zu alten Krankenunterlagen geben, ganz einfach aus dem Grund, dass sie dann nicht mehr unvoreingenommen an die Sache rangehen. Es ist psychologisch nachgewiesen, das das lesen solchen Materials die Meinungsbildung beeinflusst. Menschen können diese Sachen nicht gänzlich ignorieren, sobald sie davon wissen. In den USA kann ja ein Richter der Jury anweisen, dass es eine Bemerkung, die im Laufe des Prozesses gefallen ist ignoriert. Völliger Blödsinn! Das geht nicht!


      So, jetzt muss ich aber noch ein bisschen was lernen!!
      Gute Nacht!
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    • In Deutschland bezahlt keine gesetzliche Krankenkasse ein Therapieverfahren, das nicht durch stichhaltige Forschungsergebnisse zeigen konnte, dass es wirksam ist.

      Da zeichnest Du ein ziemlich ideales Bild, ich wünschte, es wäre so. Allerdings gehen die gesetzlichen KK teils hin und zahlen die Homöopathie, die noch nie einen Wirkungsnachweis erbracht hat. Gegen Zusatzversicherung zahlen die sogar den Heilpraktiker, die privaten Versicherer und Beihilfestellen zahlen das ebenfalls. - Trotz der DRGs.
    • Meine Antwort bezog sich auf Psychotherapieverfahren, nicht auf alternative Heilverfahren.
      Gesetzliche Krankenkasse zahlen in der Regel keine homöopathischen Mittel- das wäre mir ganz neu.
      Ja was private Versicherungsträger bezahlen steht ja eh auf einer anderen Karte. Das ist selbstgemachtes Leid sag ich da nur. Da richtet man sich ja teilweise nach dem mainstream und was die Kunden wollen. Die zahlen ja auch ganz andere Beiträge.
      Dass die den Heilpraktiker bezahlen scheint unverständlich, aber manchem hilft der und sei es, wenn einer dort hin geht, sein Leid klagt und sich dann besser fühlt. Der hätte wahrscheinlich genausogut zum Psychotherapeuten gehen können, aber für manche kommt das nicht in Frage. Die wollen keinen "offiziellen Seelenklemptner" aufsuchen. Es gibt schon einen Grund, warum hier Heilpraktiker die Psychotherapeuten-Ausbildung machen dürfen, obwohl sie kein entsprechendes vorbildendes Studium vorweisen müssen. (Aber das soll mit dem neuen Therapeutengesetz abgeschafft werden). Da darf soweit ich weis keine mehr an der Psyche anderer Leute rumschrauben, der nicht die Hochschulreife hat. Aber da sage ich immer VORSICHT (!) in der Meinungsbildung über andere Leute. Ich habe so viele Leute kennenegelernt mit einfachem Ausbildungsberuf (auch teilweise ohne Abi), die fantastisch mit Menschen umgehen konnten (sogar Patienten mehr Stabilität vermitteln konnten, als der behandelnde Arzt). Es gibt eben Leute die sind menschlich dafür geeignet und andere nicht. Das hat wenig mit Bildungsabschluss zu tun. Manchen Psychiater unserer Uni hier könnte ich getrost auf den Mond schießen, während ich, als ich noch Nachtdienste in der Psych. gemacht habe z.B. Pfleger kennengelernt habe, die mit solch einem Einfühlungsvermögen und diplomatischen Geschick Patienten gegenüber getreten sind und die so gut zu führen vermochten, dass ich ganz beeindruckt war. Die hatten so viel menschliche Tiefe. Manche Jungmediziner hier reden 1 Minute mit einem Patienten und glauben dann alles über einen zu wissen. So viel akademische Arroganz, könnte ich glatt kotzen.

      So, ich muss mich denn mal fertig machen, die Uni ruft...

      LG, Nüssli
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    • Aus einem Burnout kann eine langfristige schwere Depression werden. Das weiß ich von einem jungen Gruppenmitglied, Ing., mit Top-Karriere. Jetzt schon werweißwielang nicht arbeitsfähig.
      Aber es geht ihm jetzt viel besser. Gruppen- und Einzeltherapie, wie ich inzwischen.
      Die Einzeltherapie hat sich zu einer Traumatherapie gemausert - einerseits - andererseits geht es um die Kontrolle meiner Impulse.
      Mein neuer Psychiater ist nicht begeistert von meinem Zustand (ich bin durch die viele manuelle Arbeit auch voll beeinträchtigt, die rechte Hand ist so angeschwollen, dass mir der Ehering nicht mehr passt), er hält nichts von so viel von all der Therapie. Viel zu früh nach der Medikamentenumstellung.
      Gar hat er mich als depressiv eingestuft, aber er hat noch eine Chance, er hat mich zwei mal so zum Lachen gebracht.
      Mein Mann hatte lange Angst, dass ich manisch werde. Die Therapeuten haben Angst, dass ich irgendwann zusammenbreche (von wegen, ich bin eine Rossnatur mit bäuerlichen Vorfahren allerseits).

      Heute noch zum Spitzenoptiker (ich krieg via Internet aufgetaucht beim langen Schreiben) eine Sonnenbrille mit Fassung und Gleitsichtgläsern um so 241 Euro.
      Dann Selbsthilfegruppe (jetzt nur mehr ein Häufchen aus heute erwartungsgemäß fünf Personen)
      dann durch die Stadt zu Fuß zum Zug und heim.
      Oder mein Mann holt mich ab, wenn es grad wieder einen Wolkenbruch gibt bei Ende. Open end.

      Jetzt bin ich total in Alltag geraten
      sorry Jannis
      einfach ignorieren
    • Das ist kein gutes Angebot. Hier bekommt man die einfache Sonnenbrille mit Einstärkengläsern im Angebot für 48 Euro, mit Gleitsicht etwas über 100.
      Was hast du denn für manuelle Arbeit gemacht? Da muss aber schon vorher was mit der Hand gewesen sein.
      Dein Arzt hat auch Recht. Zu viel zu schnell gilt unter vielen Experten als fauxpas. Zu viele therapeutische Interventionen (welcher Art auch immer) stressen den Patienten und können unweigerlich zum neuerlichen Rückfall führen, wenn er sich dem, was sich die Therapeuten wünschen und ihm alles als Therapien angesetzt haben und Reha-Interventionen, nicht gewachsen fühlt, selbst wenn man ihn für die guten Fortschritte lobt. Manche meinen sogar zu viele Anforderungen kurz nach einer kritischen Zeit verstoßen gegen das Prinzip der Suizidprophylaxe.
      Hm ich würde mich nie in Sicherheit wiegen, nicht doch irgendwann kritisch zusammenzubrechen. Auch ich komme aus einer Familie mit zähen Vorfahren, von denen viele 2 Weltkriege überlebt und trotzdem fast 100 geworden sind- aber die waren auch nicht bipolar.

      Es ist sicher schwierig eine gute Balance zu finden, für alle jene im speziellen, die wegen Ausgebranntsein zum Psychiater gegangen sind. Aus dem problematischen Umfeld rausnehmen o.k. Aber irgendwann ist zu viel Abstand und Ruhe zu viel. Menschen brauchen auch wieder Anregung, aber die Dosis ist so eine Sache. Ohne sowas wirds aber nicht gehen. Es gibt bestimmt Patienten, die sich an diese "Schonung" und in Watte packen gewöhnen. Bei meiner letzten WG kam mir das so vor. Sie hat Jahre gebraucht, um wenigstens wieder 4 Stunden am Tag zu arbeiten. Eigentlich wollte sie gar nicht mehr, aber die Rente hätte einfach nicht gereicht. Ich sage nur gelernte Hilflosigkeit. Menschen könne sich sicherlich daran gewöhnen, dass man sie immer extra beiseite nimmt und im Weichspülgang wäscht. Vielleicht lerne ich irgendwann im Laufe des Studiums, wie man erkennt, dass es Zeit ist wieder durch Reize zu stimulieren und wann man erkennt, wann es wirklich zu viel wird oder ob jemand nur einfach keine Lust mehr auf das volle Lebensprogramm hat, obgleich er sich damit in schwerwiegende finanzielle Probleme bringt (und sozialen Abstieg).

      Grüße, Nüssli
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    • Liebe Zaubernuss,
      wenn du in meinem thread Alltag mitgelesen hättest, wüsstest du, was ich alles an manueller Arbeit zu verrichten habe: die ganze Hausarbeit (fast 130 Quadratmeter, samt unzähligen großen Fenstern), der Garten, der bei den tropischen Verhältnissen zum Urwald wird, jäten, zurückschneiden, jäten, mehrmals täglich den unzähligen Nacktschnecken mit der Gartenschere wie am Fließband zum schnellsten Tode verhelfen, dazu wird jetzt im Pfusch die Fassade gemacht, Dreck, Dreck, Dreck, und bald wieder alle Fenster zu putzen usw. usw.
      Da ich absolute Rechtshänderin bin, ist sind die rechten Finger dicker, ich trage den Reserveehering halt links, bin ich halt verlobt jetzt.
      Ja, die viele intensive Therapie, bei der es regelrecht militärisch abgeht dazu, das ist mir fast zu viel. Habe mich heute auch entschuldigt und bin zu meinem reizenden Hausarzt gegangen. Der hat mich in allem sehr beruhigt und mir gutgetan. Die Leberwerte, durch das depakine erhöht, sind nicht besorgniserregend, ich habe es trotzdem reduziert. Jetzt gehen mir eklatant die Haare aus, aber ich hab eh sehr viele.
      Ich bin nicht bipolar, ich bin SCHIZOaffektiv, ich habe lange depressive Phasen und kurze Hypomanien, die sofort ins Psychotische übergehen, was ich dann mit Zyprexa abstoppe.

      So viel zur Klarstellung
      blattl

      Um meinen sozialen Abstieg brauchst du dich nicht zu sorgen ;)
    • Da mit dem Sozialen Abstieg war nicht auf dich bezogen! Das war allgemein gesagt.
      Na ja das ist so eine Sache mit der Abgrenzung. Ich finde es immer schwierig zu sagen, wann jemand bipolar mit psychotischen Symptomen ist und wann schizoaffektiv. Die Frage habe ich auch letzte Woche in der Vorlesung gestellt, warauf unser Dozent anfinf rumzudrucksen und ewig lang zu reden. Das machen sie gerne, wenn sie viel sagen ohne konkret antworten wollen. NA ja bipolar ist jetzt nicht gerade sein Spezialgebiet, aber es verdeutlicht schon, das das diffenenzialdiagnostisch nicht immer einfach voneinander zu trennen ist. Vielleiht gibt es da was, was ich schon zig mal gelesen, aber überlesen habe. Vielleicht darf bei der schizoaffektiven Störung der Wahninhalt nicht zur Stimmung passen oder muss im schnellen Wechsel auftreten. Irgendwie sowas. ICh schäme mich fast, dass ich das nicht weis, aber ich find es auch doof, dass ich keine brauchbare Antwort bekommen habe und es in unserem Fachbuch nicht näher erläutert ist. Da gibt es sicherlich irgendeine Feinheit, die mir bisher entgangen ist.

      Genauso, wie man sicherlich irgendworan erkennen kann, ob jemand ausschließlich ausgebrannt ist oder ob er eine Depression zusätzlich hat oder alleine. Aber ein guter Diagnostiker wird das schon unterscheiden können. Es ist aber so schwer wen wirklich gutes zu finden, da hat Jannis schon recht.

      LG, Nüssli
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    • Der nachfolgende Beitrag ist absolut sehenswert, er hätte über mich gedreht sein können. Auch ich hatte im vergangenen Jahr zwei Totalzusammenbrüche mit plötzlicher Ohnmacht, Klinikaufenthalten und dem geistig-seelischen "Nixgehtmehr".

      Neurologisch und internistisch wurde nichts gefunden, obwohl man mich sehr gründlich auf den Kopf gestellt und untersucht hatte. Der folgende Beitrag gibt mir die Erklärung, was da physiologisch schief läuft:

    • Nüssli,
      bei mir ist es so, dass es von der Hypomanie sofort in die Psychose geht (ein guter Selbstschutz), und sogar eine sehr schwere Depression in einer Psychose/Vision enden, nicht enden, aber erleichtert sein kann.
      So hatte ich nach meiner Stillpsychose (ich war in der Schwangerschaft und beim Stillen gänzlich ohne Medis bei meinem dritten Kind, bei den ersten beiden vor Krankheitsausbruch - Psychose, Diagnose damals Schizophrenie, sowieso) die schwerste Depression ever, da hatte ich dann eine Sterbevision (kannste bei Kübler-Ross was ähnliches nachlesen). Ich habe geweint, als ich wieder auf der Erde war, aber es ging dann doch bergauf.
      Übrigens kriegt man als "Manikerin" sehr schwer Antidepressiva (Switch-Risiko), mein neuer Psychiater hat es gewagt, und mein wunderbarer Oberarzt im Neuromed hat die Dosis verdoppelt. Ich bin endlich wieder die lebenslustige, impulsive, offene, glückliche, sinnliche,... Frau, die ich von Natur aus nach meinen Eltern sein müsste.

      So viel mal
      blattl

      Die Brille übrigens habe ich tatsächlich viel günstiger gekriegt, und der Optiker war menschlich eine Wucht. Das wird mein Neuer (Meisteroptiker) vielleicht. Aber mit Brillekaufen ist jetzt erstmal Schluss.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von blattl ()

    • Ich habe auch sehr lange Zeit (eigentlich Jahre damit gekämpft), dass ich schon bald nach dem Frühstück wieder vollkommen erschöpft zurück ins Bett gefallen bin, wenn sich die Möglichkeit geboten hat.
      Das Blöde ist, dass wenn der HAusarzt natürlcih weis, dass man bipolar ist, dann wird das nur all zu schnell als Depressionssymptom verkannt und kaum Mühe anstrebt zu schauen, ob da nicht was anderes ist. Keiner wollte den Cortisol-Spiegel messen. Man hat mal lustlos Ferretin bestimmt und Schilddrüsenwerte und das wars. Wenn man nicht das Ding an der Hypophyse zufällig gesehen hätte, dann wäre das nie gemacht worden.
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    • Gerade hat sich meine Frau mal den o.g. Film angeschaut und bestätigt, dass das 1:1 mein Problem ist. Schade, dass Dr. Spitzbart, der auf mich einen ganz hervorragenden Eindruck macht, so weit weg (Salzburg) praktiziert, mit dem würde ich mich zu gerne mal unterhalten. Es stimmt schon, wenn man einmal die Diagnose BS angehängt bekommen hat, dann wird das von nachfolgenden Behandlern kritiklos übernommen, wodurch die Therapieoptionen natürlich geringer werden. Bei mir redet zwischenzeitlich niemand mehr von BS, zumal es seit bald 10 Jahren keine Episoden mehr gegeben hat, die auf eine Manie hinweisen könnten. "Burnout" ist ja auch erst jetzt erstmalig durch eine befreundete Psychologin ins Spiel gebracht worden und ich glaube, sie hat Recht. Was leite ich daraus ab? Zunächst einmal muss ich zu einem gesünderen Lebensstil zurückfinden mit regelmäßigen Mahlzeiten und ausreichend Schlaf, außerdem muss ich mich einfach mehr bewegen. Letztes Jahr ist mir das in einer psychosomatischen Klinik sehr gut gelungen und ich merkte dann auch, wie die Kräfte und auch gute Laune zurückkamen.
    • Ich fand klasse, wie im Film für den Laien dargestellt wurde (wenn auch vereinfacht), wie die übermäßige Cortisolausschüttung allmählich überall Schaden anrichtet und schließlich auch zu Depressionen führt.
      Regelmäßige Mahlzeiten esse ich auch nicht. Einfach keine Zeit. Jeder Tag ist anders, als der andere und ich kann nur dann essen, wenn ich gerade die Möglichkeit dazu habe. Zum Glück rauche ich nicht und trinke auch keinen Alkohol.
      Die BS wird ja nicht nur an der Manie ausgemacht. Da könnten sie bei mir die Diagnose ja gleich in eine andere umwandeln. Es reicht vollkommen aus, wenn du ein mal eine richtige Manie hattest und danach bisher nur depressive Episoden. Hm hat man denn damals versucht herauszufinden, ob die vielleicht durch Medikamente ausgelöst wurde? Das können alle möglichen gewesen sein (aus dem nicht-Psychopharmaka-Bereich insbesondere).
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    • Ich finde den Film auch klasse, sonst hätte ich ihn ja auch nicht hier eingestellt. Sehr interessant fand ich vor allem das "Geldrollenphänomen", mit dem differentialdiagnostisch durch sehr feine Analyse des Blutbildes viel mehr Sicherheit erreicht werden sollte. Dies deutet für mich darauf hin, dass Endokrinologen und Psychiater vernetzter zusammen arbeiten sollten.

      Mir liegen übrigens zwei psychiatrische Gutachten vor, mit denen die BS bei mir ausgeschlossen wird. Das war auch die letzten Jahre überhaupt kein Gesprächsthema und ich nehme ja auch seit langem kein Lithium mehr, ohne dass infolgedessen auch nur irgendwas passiert wäre.
    • Jannis schrieb:

      "Burnout" ist ja auch erst jetzt erstmalig durch eine befreundete Psychologin ins Spiel gebracht worden und ich glaube, sie hat Recht.
      In dem Film fand ich mich auch wieder, allerdings mehr als 8 Jahre
      her. Ohne den beruflichen, negativen Stress ist Trigger Nr.1 entfallen,
      ich träume bis heute davon, so sehr hatte sich das eingebrannt.
      Diverse Ohnmachten habe ich leider auch erlebt, nach einer überlangen
      (Nacht) Schicht bin ich zuhause aufs Gesicht gefallen, Brille kaputt,
      Gesicht auch .. :traurig: Da wurde es Zeit zu gehen, es fehlt mir keinen Tag !
      Eine Major-Manie hatte ich seitdem nicht mehr, kleinere Hypomanien/
      Depris schon.

      "Burnout" ist in den 90ern als Begriff aufgekommen, habe das selbst 1999
      in meinen Reha Antrag geschrieben. Der Begriff soll pseudopositiv wirken,
      denn Burnout setzt Leistung voraus, während Depression Eigenverschulden
      impliziert. "Stell Dich nicht so an, Indianer kennt keinen Schmerz, Weichei,
      das bisken Depression/ Bipolarität, falls Du (ich) Rente bekommst, werde ich
      mich beschweren, reiss Dich zusammen", usw.etc.pp. Bei besagten Leuten gab
      es mittlerweile Herzinfarkte, Schlaganfälle, Suizide und Versuche, so gut wie
      keine Ehe hat gehalten. Bin ich froh, dass ich da wech bin .. :biggrin:

      Von Therapeuten und Psychiater habe ich das Wort "Burnout" nie gehört, das
      nannte sich dann (zB) Erschöpfungsdepression, bis ich die gesicherte DX hatte,
      die ich übrigens nie in Frage stelle, auch wenn ich jetzt 'hundertmal' stabiler bin.

      lgw
    • Mit welcher Argumentation haben sie (die Gutchter) denn die BS ausgeschlossen? Wie diskutieren sie den die Manie weg? Wie ordnen sie denn dann die Depression im Zusammenhang mit der einmaligen Manie ein? Man kann das ja nicht getrennt betrachten. Das ist ja der Haken...interssiert mich echt, wie das so von anderen gewertet wird, denn ich erwische immer wieder Dozenten, wie sie bei sehr ähnlichen Diagnosen oder ähnlich-daherkommenen Sachen so ins Schlingern geraten. Wenn sie was rein theoretisch erklären tun sie immer so als wäre das immer alles ganz sonnenklar und gut abgrenzbar, aber wenn man dann man genauer hinschaut, wie es bei Patienten wirklich aussieht und dann nachfragt, dann sieht das schon anders aus...
      Was tun nach dem Absturz?
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      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Zaubernuss ()

    • Zaubernuss schrieb:

      Wie diskutieren sie den die Manie weg?
      Nur eine einzige "echte" Manie kann man nicht weg diskutieren,
      wenn der Rubicon überschritten ist, gibt es keinen Weg zurück,
      unter geeigneten Vorzeichen kann und wird es wieder passieren !

      Davor sollte mensch die Angst verlieren, sondern sich darauf ein-
      lassen, verstehen lernen, dann wird es anders werden, ganz sicher.
      Es gibt keine Garantie, keine Voll-Phase mehr zu erleben, aber es
      gibt die eigene Garantie, damit anders umgehen zu können, die
      Auswirkungen weitesgehend zu 'entschärfen', mit und ohne Medis.
      lgw