Psychoseerfahrung

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    • Halluzinationen & Wahn

      Halluzinationen und Wahn sind nicht das gleiche!

      Zu Wahn würde man sinngemäß sagen, dass es sich um krankhafte Überzeugungen handelt, die die Lebensführung des Betroffenen massiv beeinträchtigen und das derjenige trotz das diese Gedanken einer Realitätsprüfung nicht standhalten, man ihn nicht (wirklich) vom Gegenteil überzeugt werden kann. Das Besondere am Wahn ist die Wahngewissheit. Es ist sein Markenzeichen. Mit richtig von Wahn gebeutelten Menschen kann man stundenlang diskutieren, an manchen Stellen kan man sie kurz verunsichern. Das bedrückt sie aber sehr und diese Unsicherheit scheint sie manchmal kurz zu beruhigen (wenn die andere Option besser erscheint) und manchmal ist das quälend für sie. Wer dennoch wirklich starken Wahn hat, der schiebt die Zweifel letztlich beiseite und ist sicher der Wahrheit seiner Wahngedanken sicher. JEmand er Wahn hat, braucht keine Beweise für die Richtigkeit, er ist sich gewiss, dass es so ist.

      Wahn und Halluzinationen brauchen einander nicht. Kommen demnach auch einzeln vor, aber die 2 "können gut miteinander". Das eine kann dem anderen super entgegenkommen und macht die Geschichte umso verheerender und manchmal kann man die Grenze zwischen dem einen und dem anderen gar nicht mehr so sauber ziehen.
      Beispiel: eine Freundin von mir hat paranoide Schizophrenie. Zwischendurch hate sie mal den Wahn, sie würde von Außerirdischen entfürht worden sein. Sie hätte nun einen Chip eingepflanzt bekommen und Nanopartikel, die in ihrem Körper umherschwirren. Sie würden sie auch wieder holen kommen- irgendwann des nachts. Was man dann mit ihr macht, dass wisse sie nicht. Sicher nichts gutes. Man wolle bestimmt dann ihre Daten auswerten. [....] Dummerweise bekommt jeder Mensch mal Kopfweh- Leute mit Psychopharmaka sowieso. Das unterstützte sie in ihrem Wahn, sie habe einen Chip im Gehirn. Dummerweise hatte sie auch Leibhaluzinationen mit einem kribbeln in Armen und Beinen und sie glaubte deshalb zu spüren, wie die Nanodinger unter der Haut in ihrem Körper umherwandern. Auch das hat sie in ihrem Wahn nochmal bestärkt. Das meinte ich "das eine kann gut mit dem anderen". Wahn und Halluzinationen sind quasi best friends.

      Halluzibationen sind quasi Sinnestäuschungen und nicht nur "Verrückte" bekommen sie. Auch psychisch Gesunde unter bestimmten Bedingungen (Schlafmangel, Stress...), aber auch Leute mit Hirnschädigungen oder im Alkoholentzugsdelir. Die Qaulität ist aber äußerst unterschiedlich, abhängig von der Personengruppe. Es gibt sehr komplexe und qualitativ hochwertige Halluzinationen und welche die sehr wenig komplex sind. Zum Beispiel sind dialogisierende Stimmen beim Schizophrenen natürlich sehr komplex, während einen Schatten oder ein unscharfes Tierchen über die Wand huschen zu sehen, jetzt nicht so aufregend sind.

      Moritz schau doch mal weg, das ist mir peinlich und du musst nicht alles über mich wissen! Wie soll ich dir sonst je wieder über den Weg laufen, ohne rot anzulaufen oder eine Verlegenheitsgeste nach der anderen zu machen? Man sollte nicht unbedingt in Gegenwart eines Psychiaters über sowas erzählen...das kommt nich gut lol :devil: ... manchmal hab ich Geruchshalluzinationen, manchmal auch geschmackstechnisch. Vielleicht liegt es daran, dass ich Migräne habe, vielleicht habe ich auch eine erhöhte Krampfneigung, keine Ahnung. Akkustische Halluzinationen hatte ich auch schon ein mal. Aber nur sehr sehr kurz und absolut nicht komplex, dafür aber ÄUßERST realistisch! Das ist ja der Wahnsinn, das das so echt klingt. Das würde mich als Schizophrener auch beunruhigen. Seither kann ich die Leute etwas besser verstehen. Das war für mich ein sehr einscneidendes Erlebnis. Das muss man mal gehabt haben, um die Dimensionen einer Schizophrenie begreifen zu können. Ähnlich erging es mir mit meiner einmaligen Panik-Attacke. Ich fand das selbst als Psychologie-Studierende immer irgendwie nur mäßig spannend, bis ich selbst mal eine hatte. Seither größter Respekt vor Menschen, die damit dauerhaft leben müssen. Dieses Gefühl von "ich habe keine Kontrolle über mich" "jetzt passiert etwas ganz schlimmes" "ich kann nicht aufhören zu hyperventilieren, wie soll das denn gehen, es geht nicht, oh gott hilfe, es soll bloß wieder aufhören, ich fall gleich um, mir wird schon ganz komisch".

      Ich wollte noch was sagen. Jetzt ist es weg. Gedankenabreißen? Hm, deutet auf Schizophrenie hin??...Scherz...wenn auch geschmacklos von mir...zeigt aber wieder mal, dass manche Sachen uns gar nicht so fremd sind oder versuch doch mal dir morgen den Hintern mit der anderen Hand abzuwischen. Was glaubst du, wie wirst du dich dabei fühlen? Unwohl? Beunruhigt? Irgendetwas daran ist falsch. Es ist nicht so wie immer. So sollte sich das nicht anfühlen. Du fühlst dich beklemmt. Nicht sauber. Du glaubst du bist nicht so geschickt mit der anderen Hand, eigentlich bist du dir dessen vollkommen sicher. Das kann nicht gut sein. Du hast den Handlungsimpuls nochmal aufs Klo zu gehen und es richtig zu machen. So wie immer. So, wie du es ritualisiert im Autopilot sonstimmer machst, genauso wie man sich ritualisiert immer in der gleichen Art und Weise unter der Dusch wäscht. Und wenn du dich mit der üblichen Hand sauber gemacht hast, dann greifst du noch mal rasch zum feuchten Klopapier und wischst noch mal drüber, damit sich wieder alles o.k. anfühlt. Und dann wischst du nochmal mit trockenem nach, obwohl man das nicht machen soll. Aber sicher ist sicher. Dann bist du zufrieden und beruhigt. Dann hat alles schöne seine Ordnung. Tja so intwa ist das mit den Zwangsgedanken. Eines schönes Beispiel von "Winnie Rief", mit em er uns verdeutlichen wollte, das das Verrückte nicht immer unverrückbar fern von uns ist.

      LG, Nüssli
      Was tun nach dem Absturz?
      Aufstehen. Krönchen richten. Würdevollen Schrittes weitergehen.
    • Liebes Nüssli!

      Zählen eigentlich geschärfte Sinneswahrnehmungen bereits zu Halluzinationen?
      Also wenn alles besser riecht, besser schmeckt, schöner aussieht, sich besser anfühlt?
      Was ist dann beim hören? Wenn einem alles zu laut ist? Gehört das irgendwie auch schon dazu?

      Nennt man das also "Leibhaluzinationen" wenn man etwas fühlt was es gar nicht geben sollte, nicht gibt?
      Dann hatte ich wohl doch auch Halluzinationen.
      :(

      Linksgedrehtes Müsli
    • Liebes Nüssli!

      Im Übrigen dankeschön für Deine Aufrichtigkeit! Ich habe dieses Thema schliesslich angefangen und in aller Aufrichtigkeit die Darstellung meiner Verrücktheit gepostet, damit ich zum Einen meine geplagte Seele ausschütten kann, und zum Anderen um zu erfahren wie es Anderen damit geht oder welche Erfahrungen es da noch so gibt.

      Ich hoffe ja nicht, dass mir daraus irgendwie ein Strick gedreht wird, mit der Preisgabe meiner mich zutiefst erschütternden und erschreckenden Erlebnisse.

      Dis dahin konnte ich mich auf mein Hirn nämlich zu 100% verlassen!!

      Da stellt sich natürlich die Frage nach der Anonymität.
      Ich poste jetzt nix drüber wie einfach es ist, die Identität rauszufinden...
      :(
      Solange der Hacker der die Seite ständig angreift nicht mein Exfreund der Hacker ist, hoffe ich schon dass sich keiner die Mühe macht....
      Soviel dazu.

      Rechtsgedrehtes Müsli
    • Liebes linksgedrehtes Müsli :)

      Zu deinen Fragen:


      Müsli schrieb:

      Zählen eigentlich geschärfte Sinneswahrnehmungen bereits zu Halluzinationen?
      Nee. Sie (die geschärften Sinne) können gar keine besondere Bedeutung haben. Wahrnehmung ist eh was hoch subjektives und es gibt faktisch nicht einmal physische Realität. Es ist alles eine Frage desen, was man alles wie sehr wahrnehmen kann.
      Es kann aber Charakteristikum anderer Erkrankungen sein, es tritt im entferntesten Sinne auch z.B. beim/nach Nikotinentzug auf (wenn die Leute wieder mehr Riechen und Schmecken können, weil sich u.a. die Geschmacksknospen erholen).
      Geschärfte Sinne sind eine Besonderheit von Menschem mit Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom. Da ist aber strittig, ob das überhaupt ursprünglich eine Störung war oder nur zu einer geworden ist, weil es heute nicht mehr notwendig ist. Menschen mit sehr stark geschärften Sinnen haben früher das Überleben der Gruppe gesichert, weil sie als erste merkten, wenn etwas nicht in Ordnung war. In unserer Zeit werden wir aber überflutet mit Reizen. In einer Höhle ging es sicher deutlich ruhiger zu^^ Die hatten auch keine Smartphones auf die sie alle paar Minuten gestarrt haben. Ich verachte die Entwicklung, die unsere Gesellschaft genommen hat. Wie oft erlebe ich, dass eine Mutter z.B. im Bus während der Fahrt ihr Kind anherrscht, weil es Frau Mama beim Lesen der neuesten Postings bei WhatsApp stört und sie ihre Ruhe haben will. Früher waren Frauen viel empfänglicher für die Bedürfnisse ihre Kinder. Heute erlben diese ständig Zurückweisung, weil den Müttern ihr Telefon wichtiger ist, als zu schauen, dass Junior was zu trinken bekomment. Unglaublich. Könnt ich mich jedes mal wieder tierisch aufregen. Ich habe Angst vor der Genration an Menschen, die da heranwächst.




      Müsli schrieb:

      Was ist dann beim hören? Wenn einem alles zu laut ist? Gehört das irgendwie auch schon dazu?
      Bipolare scheinen generell sehr empfänglich zu sein für akkustische Reize. Sie hegen eine große Vorliebe für Musik. Sie können sie ganz tief einfühlen und sich von ihr forttragen lassen. Nicht umsonst gibt es den einen oder anderen Ausnahmekünstler, von dem man irgendwann erfährt, dass er bipolar ist.
      Du solltest dich vielleicht mal mit dem Begriff der Hochsensibilität auseinandersetzen. Genug LEktüre gibt es dazu, auch einen eigenen Thread dazu hier.
      Laute und unangenehme Geräusche stressen Bipolare schnell. Das trifft sicherlich auch auf andere PErsonengruppen zu, aber du hast ja speziell wegen uns gefragt.
      Diese Überempfindlichkeit hat nichts mit Halluzinationen zu tun. Sie als Krankheitssymptom oder so zu werten ist vielleicht auch falsch. Aber dieser Typ Mensch ist in der heutigen Zeit eben manchmal benachteiligt.


      Es gibt verschiedene Begriffe für Halluzinationen, die den Körper betreffen. Bei Leibhalluzinationen denkt der Betroffene, es sei von außen gemacht, bei der Zonästhesie ist das Gegenteil gemeint (es kommt selbst vom Körperinneren). Die Vielfalt ist groß. Vom Gefühl elektrisiert zu sein, das Spüren von kleinen Tierchen unter der Haut, es gibt auch Leute, die können ihren eigenen Verwesungsgeruch riechen oder "spüren" wie sie innerlich vergammeln. Oder sie spüren etwas in ihrem Körper wachsen (ein Organ oder einen Alienfötus, der ihnen eingeplanzt wurde...) usw.

      Gehackt wurden wir schon oft, aber es geht dem Hacker offensichtlich nicht um uns, sonst wäre Daten nach außen gelangt. Sind sie aber nicht. Da brauchst du dir keine Gedanken machen. Und vor allem wurden wir schon permanent gehackt, da hast du hier noch gar nicht geschrieben.

      Stalkt dich denn dein Ex-Freund oder warum kommst du darauf?

      LG, Nüssli
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      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von Zaubernuss ()

    • Liebes Nüssli,

      Vielen Dank für die Aufklärung, das finde ich sehr aufschlußreich!!

      Zaubernuss schrieb:

      Du solltest dich vielleicht mal mit dem Begriff der Hochsensibilität auseinandersetzen. Genug LEktüre gibt es dazu, auch einen eigenen Thread dazu hier.
      Laute und unangenehme Geräusche stressen Bipolare schnell. Das trifft sicherlich auch auf andere PErsonengruppen zu, aber du hast ja speziell wegen uns gefragt.
      Den Begriff der Hochsensibilität schaue ich mir gerne an, danke für den Tipp!
      Und das mit den unangenehmen Geräuschen kenne ich nur zu gut.
      Vor allem menschliche Geräusche, wie schreien, lachen, kreischen, reden, lachen, heulen, bietzeln, jammern...
      Ich muss mir ständig die Ohren zuhalten oder gehen - mir ist im Moment eigentlich alles zu laut.
      Noch ein Grund doch nicht wieder in die Schule zu gehen!!

      Oder hat sich das bei euch je gebessert?


      Zaubernuss schrieb:

      Es gibt verschiedene Begriffe für Halluzinationen, die den Körper betreffen. Bei Leibhalluzinationen denkt der Betroffene, es sei von außen gemacht, bei der Zonästhesie ist das Gegenteil gemeint (es kommt selbst vom Körperinneren). Die Vielfalt ist groß. Vom Gefühl elektrisiert zu sein, das Spüren von kleinen Tierchen unter der Haut, es gibt auch Leute, die können ihren eigenen Verwesungsgeruch riechen oder "spüren" wie sie innerlich vergammeln. Oder sie spüren etwas in ihrem Körper wachsen (ein Organ oder ein Alienfötus, der ihnen eingeplanzt wurde...) usw.

      Hhhmmm, als ich hörte und spürte wie ich neue neuronale Verbingungen bekam?
      Während meines Wahns.
      Das war dann wohl Zonästhesie, oder wie?


      Zaubernuss schrieb:

      Gehackt wurden wir schon oft, aber es geht dem Hacken offensichtlich nicht um uns, sonst wäre Daten nach außen gelangt. Sind sie aber nicht. Da brauchst du dir keine Gedanken machen. Und vor allem wurden wir schon permanent gehackt, da hast du hier noch gar nicht geschrieben.

      Stalkt dich denn dein Ex-Freund oder warum kommst du darauf?
      Keine Gedanken machen, hhhmmm, ich gebe hier ja alles preis. Ich in ein offenes Buch und schreibe mir hier alles von der Seele.
      Vielleicht ist das einfach gerade nicht schlau von mir und vielleicht fällt das auf mich zurück und diskreditiert mich.
      Aber ein wenig paranoid bin ich diesbezüglich spätestens seit meinem Ex.

      Nein, der hackt das sicher nicht, das war nur ein Scherzerl, wir haben kaum mehr Kontakt.


      Dankeschön für die ganzen Auskünfte und die Geschichte!

      Linksundrechtsgedrehtes Müsli
    • Liebes Müsli,

      DIE DEPRESSION LÜGT

      Das sollten wir immer im Hinterkopf behalten, das hilft (mir).
      Ich wünsche Dir, dass das nur eine ultrakurze Episode ist, ich
      habe Deine 'Spritzigkeit' hier immer sehr genossen, wäre sehr
      schade, wenn das jetzt verstummen sollte.
      Glaube ich aber nich .. ;)

      Allseits ein schönes Wochenende und Dir alles Liebe, gute,
      schnelle Besserung.
      lgw

      PS: Den Blues hat mensch halt mal zwischendurch, sonst gäbe
      es ja keinen Blues. ^^
    • Danke lieber Wendelin, ich schau mal wies heut geht.
      Dass die Depression lügt habe ich vor kurzem im Unterschied zu den letzten Jahren gesehen.
      Mann, was hatte ich für tiefe, schlechte Gedanken!
      Nein, da will ich nicht mehr hin, jetzt schnell auf und einen Kaffee kochen, nur nicht wieder runterziehen lassen, vielleicht hilfts!!!
      Danke der aufbauenden Worte!
      Gut ausgeschlafenes Müsli
    • Müsli schrieb:

      Nein, da will ich nicht mehr hin, jetzt schnell auf und einen Kaffee kochen, nur nicht wieder runterziehen lassen, vielleicht hilfts!!!
      Wenn Du das wirklich willst, lieber leichte Tätigkeit als Grübelei,
      hilft es auch. ;) Im Heute, im Jetzt bleiben, nicht zurück schaun,
      dem zappelnden Geist leichte Nahrung geben, sich an kleinen
      Dingen erfreuen (können). Ich nehme dann gern ein Instrument
      und daddele vor mich hin, und den Blues kann man dann auch
      manchmal hören. Nur dann ist es draussen, ist sichtbar gemacht
      und kann somit "transformiert" werden (in was auch immer).
      lgw

    • Lügt die Manie nicht auch?
      Wo zum Geier liegt die Warheit?
      Was auch immer das sein soll, wohl ein subjektives Konzept....

      Wie gemein das alles ist!
      Auf nichts ist Verlass, am wenigsten auf die eigenen Gedanken und Gefühle - ja, die können sich von Stunde zu Stunde ins totale Gegenteil umkehren...
      Das ist doch echt fies, findet ihr nicht?
      Ja sind wir denn nicht mehr als unser Hinstoffwechsel? Ist das alles nur Hormongesteuert? Der Geist, die Seele, alles nur Einbildung?
      Ist das alles?
      Wars das?

      Raufundrunter-Müsli
    • Müsli schrieb:

      Lügt die Manie nicht auch?
      Natürlich lügt die Manie auch, alle Extreme (und Extremisten) lügen,
      sonst wären es auch keine Extreme ..hihi..

      Müsli schrieb:

      Auf nichts ist Verlass, am wenigsten auf die eigenen Gedanken und Gefühle - ja, die können sich von Stunde zu Stunde ins totale Gegenteil umkehren...
      Das ist doch echt fies, findet ihr nicht?
      Ja sind wir denn nicht mehr als unser Hinstoffwechsel? Ist das alles nur Hormongesteuert? Der Geist, die Seele, alles nur Einbildung?
      Ist das alles?
      Laß mich mit einem hinkenden Vergleich antworten:

      Wenn Du einen Porsche mit Diesel betankst, oder wie einen Trecker fährst,
      ist er schnell hinüber. Genauso mag ein Trecker nicht mit Benzin betankt werden
      oder wie ein Porsche (hochtourig) gefahren werden.

      Auto kann nicht nur mit dem Verstand gefahren werden, ohne Gefühl und Reflexe
      hebt es Dich schnell von der Autobahn. Hatten wir gerade, 1xLKW, 1xWohnwagen-
      gespann scherten aus. Ohne Reflexe hätte es gekracht. Beim Motorradfahren ist es
      noch viel extremer, keine Knautschzonen und Unmittelbarkeit. Grübelei funktioniert
      dann nicht, deshalb fahre ich auch gerne Bike, für die Fahrzeit bin ich direkt be-
      schäftigt, "keine Zeit für Depris". Bei schweren Depris geht das leider nicht mehr,
      aber dann fahre ich auch nicht mehr.

      Übertragung:

      Wenn Du Deinen Körper nur mit Junkfood, Alk etc. abfüllst, ihm die nötigen Ruhe-
      zeiten verweigerst, wird er ganz schnell rebellieren. Der Geist will beschäftigt sein,
      Aufgaben haben, nicht zuviel aber auch nicht zu wenig, sonst verkümmert er. Die
      Seele schreit nach Frieden, Harmonie und Liebe, bekommt sie das nicht, wird der
      Gesamtorganismus mit der Zeit krank. Eigentlich die Bedeutung von Psychosomatik.

      Jetzt sind wir Menschen zum Glück alle sehr verschieden und somit auch unsere Be-
      dürfnisse. Ein saufender Bauarbeiter wird sich kaum im Ballett wohl fühlen, ein
      Bayern Fan im Trikot nicht in Dortmunds Südkurve (..hihi..ich bin Dortmunder),
      der Rocker mag kaum ein veganes Kaffeekränzchen, ein Eskimo wird nicht auf
      Mallorca Urlaub machen usw.etc.pp.

      D.h.: Man muß sich und seine Grundbedürfnisse sehr gut kennen lernen und ver-
      suchen, danach zu leben, verdammt schwer in unserer durchorganisierten Welt.
      Also muß man immer Kompromisse finden, damit das Gesamtsystem im Gleich-
      gewicht bleibt.

      Manie=Lebensgier ; Depression=Lebensüberdruss
      Wenn ich durch Druck, äußere Bedingungen, Einheitstrott, Gewalterfahrungen usw.
      Richtung Depression 'marschierte', rebellierte in mir alles, und das kippte dann in
      die Manie. Mein Naturell ist lebensfroh, offen, freundlich, liebend, nur unsere Welt
      ist überwiegend nicht so, das hat mir mein Ex-Chef vor 25 Jahren schon vorgeworfen,
      zu harmoniesüchtig, ich solle mit harten Bandagen kämpfen. Das ist mir aber gar
      nicht gut bekommen, es entspricht mir nicht ! Zwar kann ich durchaus straight and
      tough sein, grundsätzlich strebe ich den Ausgleich an.

      Ein Sozialarbeiter in der Reha-Klinik machte mir das knüppelhart klar: "Entweder Sie
      kündigen, oder Sie werden daran zu Grunde gehen". Zum Glück hat es dann anders
      geklappt, und mein/ unser Leben ist mehr an unseren echten Bedürfnissen orientiert.

      Hoffentlich war mein hinkender Vergleich verständlich (?).
      lgw
    • Biorhythmus, Nachtigall oder Lerche ?

      Eigentlich dachte ich immer, ein ausgesprochener Nachtmensch zu sein,
      alle jungen Leute feiern gern, das ist halt nachts ..hihi.. ^^

      Schon als Blag habe ich oft heimlich nachts meine Hausaufgaben gemacht,
      im Studium nachts gelernt, gezeichnet, projektiert ...

      Also war es doch nur logisch, einen Nachtjob zu wählen, die Bühne, für die
      mein Herz so schlug, ich hatte das ja auch studiert und praktisch gelernt,
      alle großen, antiken Theater Hellas besucht, auch in Türkiye.

      Meine Hypomanien habe ich so ausgetobt, mein Mobbing-Kollege war noch
      durchgeknallter, ein echter Psychopath mit gehässiger Aggression. (Die
      ganze Firma hat hämisch gelacht, als ihm ein Junkie am HBf die Nase
      gebrochen hat, grosse Fresse gehabt)
      Aber Richtung Mitte 40 fing der Body an zu streiken, die Seele machte nicht
      mehr mit, schwere Depressionen kamen dazu, arbeiten, essen schlafen, das
      wars, meine Kinder jammerten auch. (mein SchizoFreund ist so durchgeknallt)

      In den ersten beiden Rehas wurde ich aus dem Arbeitsleben geholt und nach der
      Reha wieder rein geschmissen, nichts änderte sich, und ich wurde immer un-
      glücklicher. Alternativen gab es nicht, Frau und 1+2=3 Kinder, die wollen essen,
      der "Arsch muß am Kacken bleiben".

      Die nächsten beiden Rehas waren Eileinweisungen durch unsere Hausärztin, mit
      sehr unterschiedlichen Entscheidungen, der Staat muß halt sparen, Panzer, Schiffe,
      Raketen sind teuer, Dt.land will aufs große Parkett.

      Jedenfalls musste ich mich dort fast zwangsweise dem Termin-Diktat unterwerfen,
      zudem habe ich alle Kurse angewählt, die ich kriegen konnte, manisch halt, Euch
      werd ichs zeigen. 8o

      5:00 Uhr aufstehen (Frühling) bis 6:00 am Klinik-PC schreiben, um 7:00 gehen die
      Türen auf, endlich rauchen.. Sehr schnell bekam ich mit, dass die Nachtschwestern
      auch vor der Tür rauchten und ganz schnell war ich dabei. :D In der 2 ten Reha
      haben sie mich freudig wieder begrüsst :biggrin: , ich hab so manchen Tip von Ihnen
      bekommen, auch die Versicherung, mich nicht zu melden, wenn ich mal auf dem
      Zimmer paffe, ich habe es trotzdem nur 2-3 mal gemacht.

      Duschen, Frühstück, Anwendungen, gegen 17:00 Uhr ist man durch, normalerweise,
      ich kriegte noch ein Anti-Stress Training um 20:00 Uhr verpasst, Pflichtprogramm.
      Med. Bäder, Gruppentherapie, Massagen, Unterwassermassage, Hydrojet, PTBS-
      Vorlesung und Trauma-Gespräche samt PTBS-Gruppe, kreat. Muskelentspannung
      nach Jacobson (voll geil, wenn es der/ die Richtige anleitet), Musiktherapie als
      Teil der Psychotherapie (oberobergeil), Snoozelen :heart: , Sport nach Bedarf,
      Traumreisen schwebend im Becken, Wassergymnastik ..bla bla.. ich hab sicher
      noch etwas vergessen, na klar, Psychotherapiegespräche 2x wöchentlich intensiv.

      Seither stehe ich im Sommer gegen 5:00 auf, im Winter gegen 6:00, denn das ist
      mein aktueller Biorhythmus, nix mehr Nachtigall, :P mittlerweile seit 10 Jahren.
      Das vertrug sich überhaupt nicht mit meinen Dienstzeiten, und nach der nächsten
      Überlastung samt Manie glaubte ich meiner Hausärztin, das jetzt endgültig Schluß
      sei, "Du stirbst mir unter den Fingern oder wirst zum Alki" , beides fürn Arsch.

      Tja, und dann begann die bipolare "Wanderschaft" ... aber ich habe mich wirklich
      gekümmert und unendlich viel gelernt, davon möchte ich manches weiter geben,
      so wie auch mir tolle Bipos geholfen haben !

      Unsere Störung ist ein heftiges Handicap, aber sie ist absolut kein Grund zum Ver-
      zweifeln, mensch muß damit leben lernen, je früher und schneller, desto besser.
      Aber es ist auch kein 100m Lauf, der zu gewinnen ist, es braucht Zeit, Zeit ....

      Mit einem ganz speziellem Gruß an Müsli, nicht von jeglicher Depri übermannen
      lassen, sondern weiter machen, sich nicht selbst (!!) stigmatisieren. Du wirst es
      schnell lernen .. ;)
      lgw

    • Guten Mittag Allerseits und guten Mittag lieber Wendelin,

      Wendelin schrieb:

      D.h.: Man muß sich und seine Grundbedürfnisse sehr gut kennen lernen und ver-
      suchen, danach zu leben, verdammt schwer in unserer durchorganisierten Welt.
      Also muß man immer Kompromisse finden, damit das Gesamtsystem im Gleich-
      gewicht bleibt.
      Tja, das ist wohl die Preisfrage.
      Wie sehr verbiegt man sich, kann man sich überhaupt verbiegen mit der BS?
      OHNE Phasenprophylaxe.
      Zeigt einem der Körper/Geist in unserem Falle nicht ganz flott wenn etwas nicht passt, zuviel oder zu wenig ist?
      Haromiebedürftig bin ich auch und wie!!!
      Ich habe in meinem ganzen Leben nur immer ausgleichend Wirken versucht, leider ist das meist mißlungen.

      Wendelin schrieb:

      Manie=Lebensgier ; Depression=Lebensüberdruss
      Wenn ich durch Druck, äußere Bedingungen, Einheitstrott, Gewalterfahrungen usw.
      Richtung Depression 'marschierte', rebellierte in mir alles, und das kippte dann in
      die Manie. Mein Naturell ist lebensfroh, offen, freundlich, liebend, nur unsere Welt
      ist überwiegend nicht so, das hat mir mein Ex-Chef vor 25 Jahren schon vorgeworfen,
      zu harmoniesüchtig, ich solle mit harten Bandagen kämpfen. Das ist mir aber gar
      nicht gut bekommen, es entspricht mir nicht ! Zwar kann ich durchaus straight and
      tough sein, grundsätzlich strebe ich den Ausgleich an.
      Also mich schleudert es dann einfach in die Depression.
      Die Hypomanie gibts nur manchmal als Belohnung nach ausgestandener Depri.

      Mein Natuell ist Deinem sehr ähnlich, das haben wir eh schon festgestellt.
      Die Welt ist halt nicht so - das ist das große Problem.
      Deshalb bin ich auch nicht wirtschaftsfähig. Ich bin dem Druck der Wirtschaft einfach nicht gewachsen.
      In meinem kleinen künstlerischen Umfeld (und damit meine ich keine Galerien, oder Sammler, Käufer und schon gar nicht den Kunstmarkt)
      wird das so angenommen. Da darf ich sein wie ich bin. Und das ist schön.
      Sonst habe ich ständig das Gefühl mich verbiegen und verstecken zu müssen.
      Bei den anderen Menschen schaut das immer alles so leicht aus!
      Die leben das einfach, die sind tatsächlich so.
      Für mich ist das harte Arbeit.
      So zu tun als sei ich auch so.
      Ich will das nicht mehr.
      Da muss es doch auch einen Job für mich geben in dem ich das nicht muss.
      Oder?
      Was meinst Du?

      Wendelin schrieb:

      Hoffentlich war mein hinkender Vergleich verständlich (?).
      Ich fasse es so auf:
      Ich muss lernen mich besser zu verstehen, kennenzulernen um adäquat auf meine Bedürfnisse eingehen zu können.
      Nur weil lauter Traktoren (Ich hätte auch Porsches nehmen können, hab ich bewusst nicht, soviel bin ich mir heut wert) in meiner Umgebung sind muss ich meinen Porsche nicht als Traktor verkleiden und soll ihn schon gar nicht mit Diesel betanken.
      Das habe ich allerdings jahrelang gemacht.
      Und mich gewundert warum er die letzten Jahre gar nicht mehr angesprungen ist - die anderen Traktoren laufen doch mit dem selben Diesel auch einwandfrei?

      Die Rechnung habe ich schon präsentiert bekommen.
      Es ist Zeit etwas zu ändern.

      Mein Porsche hat durch meine jahrelange Tourtour zwar schon ein wenig Schaden genommen, aber wenn ich ihn anständig behandle und mal gscheit aufpoliere bin ich sicher, dass er auch trotz der Schrammen noch ganz ordentlich glänzen kann.
      Am Motor muss ich auch ein wenig herumschrauben, auf dass er nach der ganzen Dieselkur den Benzin wieder mag und verträgt.
      Er soll also wieder glänzen und hochtourig durch die Gegend brausen, auch wenn die Traktorenbesitzer meiner Umgebung dann ganz neidisch draufgucken oder mit einem großen Fragezeichen herumlaufen, weil sie damit nichts anfangen können, so etwas noch nie gesehen haben.
      Ja, vielleicht läuft er so schnell, dass er gar aus ihrer Wahrnehmungsebene verschwindet und sie ihn gar nicht mehr sehen?
      Oder er glitzert so schön, dass er sie blendet? Trotz der Schrammen?
      Wer weiß, ich habs schon lange nicht mehr probiert.

      Ich mag Methaphern.
      Je bildhafter desto anschaulicher find ich.
      Mit meiner Freundin an der Strippe habe ich schon die lustigsten, schönsten, buntesten Metaphern erfunden.
      Das macht Spaß und nimmt den Ernst ein wenig weg.
      Schön!

      Einen schönen Tag wünscht das
      Müsli das noch nicht weiß, ob es heut ein Trekker oder ein Porsche ist