Umgang mit Wut im therapeutischen Verhältnis

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Umgang mit Wut im therapeutischen Verhältnis

      Hallo miteinander!

      Seit einer gewissen Zeit der schmerzlichen Erfahrung grübel ich an einer Sache, auf die ich keinen Rat weis. Oft kann ich Wut aber die teilweise streng konservative Halung diverser Psychiater hier nicht verbergen und gerate immer wieder in Konflikte, die völlig kontraproduktiv sind.
      Auf der einen Seite wird in modernerer Haltung ermutigt, sich für seine Bedürfnisse einzusetzen und für sich einzustehen, aber auf der anderen Seite wechseln Psychiater ganz schnell in eine dominante Haltung, wenn es einem nicht gut geht. Sie akzeptieren andere Ansichten nicht mehr. Sie akzeptieren persönliche Erfahrungen meinerseits nicht. Vielmehr wird man fast als Lügner dargestellt. Man greift auf herkömmliche Strategien zurück, obwohl ich aus langer Erfahrung weis, dass diese bei mir nicht helfen. Natürlich werde ich dann sauer, wenn man sich nicht an Absprachen hält, besonders in der Krise. Man begegnet sich dort auf gleicher Höhe, selbst wenn man noch in der Lage ist gute Entscheidungen zu treffen. Man wird anders gesehen und anders behanelt. All die neuen Ansätze sind dahin. Man ist nicht mehr auf Konsenz aus, man bekomt als Patient eine harte Richtung vordiktiert und entweder man ergibt sich der Entscheidung, oder man wird hängengelassen. Wo man vorher zum selbstbewussten Patient ermutigt wurde, ist man dann unbequem.

      Wahnsinnig negative Gefühle entstehen. All das Gerede vorher kommt einem als Illusion vor. Die Leute sind einfach nicht mehr Authentisch. Halten sich weder an getroffene Absprachen, leugnen diese sogar. Ich werde dann sehr wütend. Eine Weile kann ich das verbergen oder sagen wir "noch" hinnehmen. Doch bemerkt wird das offenbar doch. "Bad vibrations". Dann bahnt sich immer derselbe schicksalshafte Verlauf: An einem Punkt mache ich dicht, die andere Seite auch und die Situation ist völlig eingefahren. Aus Ärger wird unbändige Wut. Zu Hause kann ich an nichts anderes mehr denken. Muss ständig darüber grübeln. Es beherrscht irgendwann meinen Alltag. Aus Wut wird Abneigung, manchmal sogar Hass.

      Aber Wut, Ärger und Hasse sind nur das Ergebnis von Ängsten. Die Angst die Kontrolle zu verlieren (ich meine das Mitspracherecht bei der eigenen Behandlung, die Angst sich in einem weiteren Behandler getäuscht zu haben, Ansgt vor der Zukunft, Angst Ergebnisse wider hergeben zu müssen, für die man lange und hart gearbeitet hat (z.B. Gewichtsabnahme), weil der Behandler so eine starre Linie fährt. Wie soll ich für meine Bedürfnisse einstehen, wenn diese ignoriert werden. Man soll das akzeptieren, um sich nicht von der Wut behrrschen zu lassen, aber das kann ich nicht, denn das würde heißen ich gebe jegliche Kontrolle des lieben Friedens ab. Aber ICH muss mit den Konsequenzen leben.

      Was ist mit unserer Selbstbestimmung? Warum glauben Menschen, ie selbst gesund sind alles besser zu wissen. Wie um Himmels willen, soll ich ganz bei mir bleiben und ruhig, wenn man meine Bedürfnisse völlig ignoriert und in keinster Weise bereit ist mir entgegen zu kommen. Es gibt, wenn diese Situationen entstehen immer nur das "entweder machst du was du, was ich will, oder es gibt hier gar keine Behandlung". Diese Ausnutzung von Macht macht mich so wütend. Soll ich dastehen und Sachen mit mir machen lassen, von denne ich aus langer Erfahrung weis, dass sie nicht funktionieren? Wenn man das äußert, dann kritisiert man den Behandler, ob man das will oder nicht. Dann fühlen sie ihre Autorität in Frage gestellt. Warum können sie nicht mal was ausprobieren? Sie verlnagen, dass wir ihnen vertrauen, aber sie vertrauen uns keinen Millimeter. Wie soll man nur mit sowas umgehen, ohne sich selbst aufzugeben, nur um in keinen Konflikt zu kommen??

      Grüße, eure Zaubernuss
      Was tun nach dem Absturz?
      Aufstehen. Krönchen richten. Würdevollen Schrittes weitergehen.
    • Heute wird mir zum Verhängnis, dass meine ersten Psychiater tatsachlich eine modernere Haltung hatten. Da hat man verhandelt bis beide Seiten zufrieden waren, da konnte man Vorschläge einbringen, Sachen ausprobieren und sie konnten mal die Zügel lockern. Genau genommen waren sie nie angezogen. Es kam gar nicht dazu. Das Verhältnis hat einfach zu gute Ergebnisse geliefert. Dort hab ich mich nie eingeengt oder dominiert gefühlt. Sie haben nie unter dem Deckmantel der moderneren therapeutischen Haltung das Standartprogramm gefahren. Sie waren bereit auch mal andere Sachen auzuprobieren. Sie haben nicht nur ihre paar Standartmedis verschrieben. Sie waren (bzw. sind) so interessiert an neuen Studienergnissen und an Optimierung. Gucken über den Tellerrand, während andere offensichtlich Angst haben, das wenn man das alte Schema verlässt und sich neuem öffnet, dann alles schief geht. Sich ganz fest an Standarts zu halten muss ihenn irgendwie ein Gefühl der Sicherheit oder Beruhigung geben, dass sie sich da auf sicherem Terrain bewegen und das niemand ihnen was kann, wenn mal was schief geht.

      Tja leider lebe ich heute viele hndert Kilometer von meinem ersten Psychiater entfernt. Ein viel zu großer finanzieller und zeitlicher Aufwand, um dort in regelmäßigen Abständen hinzufahren. Oder ich sag mal: es wäre zum einen unvernünftig und für andere macht das einen völlig überzogenen Eindruck. Der andere ist leider tot.

      Nun bin ich Menschen ausgesetzt, die als Aushängeschild haben, dass man nun fortschrittlicher ist, aber im innersten Kern herrschen immer noch dieselben alten maroden Verhaltens- und Denkweise, wie vor Jahrzehnten auch. Heimlich sind die immernoch die alten maroden Strukturen. Hier werden Patienten gute Alternativen versperrt.

      Wenn man mehr Freiheiten hat und man Vorschläge ausprobieren kann, dann birgt das auch die Möglichkeit, dass Patienten ihre eigene Erfahrung machen. Man hat auch die Möglichkeit auf die Schnauze zu fallen und zu sehen, dass der Vorschlag des Arztes vielleicht besser gewesen wäre. Wenn dieser Fall eintritt, denn stärkt des eher die therapeutische Beziehung und das Vertrauen in den Behandler. Aber warum können sie das nicht sehen? Fehler bieten die Möglichkeit der Erfahrungsbildung und Weiterentweicklung.

      Sicherlich gibt es genug Patienten, denen kann man nicht so übermäßig Freiheiten zugestehen kann, weil sie zu beeinträchtigt sind und das zur Destabilisierung und Eskalation führen würde. Vielleicht würde auch mancher Patient das ausnutzen ohne sich im Klaren über die Konsequenzen zu sein oder sie sehen zu wollen. Ich kann akzeptieren, dass man manchen Konstellationen einen Riegel vorschieben muss, weil es nicht vertretbar ist, vor allem, weil der Patient nicht genug absprachefähig und zuverlässig ist. Aber das trifft nun mal nicht auf alle zu. Warum also allen Patienten bestimmte Möglichkeiten verwehren? Warum kein Einstellen auf die persönliche Entaltungsmöglichkeit? Das ist mir zu viel Einheitspsychiatrie. Man könnte auch sagen Massenabfertigung. Sind Stanadarts immer gut oder bremsen sie auch?

      Aber was tun, um gleichzeitig für seine Selbstbestimmung einzutreten und auch "nein das möchte ich nicht" sagen zu können, ohne das sich der Behandler eingemacht fühlt und dicht man und all die konservative Haltung provoziert wird.
      Ich dachte immer der Wille eines Menschen ist sein höchstes Gut. Meine Realität ist, dass diesem Gut in der Psychiatrie wenig Beachtung geschenkt wird. In anderen Disziplinen der Medizin wird damit (zumindest gefühlt) sehr viel respektvoller umgegangen.
      Was tun nach dem Absturz?
      Aufstehen. Krönchen richten. Würdevollen Schrittes weitergehen.

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Zaubernuss ()

    • liebe Zaubernuss,

      also ich habe einen vorzüglichen Psychiater in wien, bei ihm bin ich seit bekanntwerden meiner Störung, dieses bekanntwerden war ja sehr heftig.
      ich hab bei ihm das gefühl, dass wir auf gleicher höhe miteinander arbeiten, keine spur von Dominanz...einmal meinte er sogar, ich führe Regie.
      eins ist natürlich extrem wichtig, ich schenke ihm vollstes vertrauen.
      wir haben es beide geschafft, eine optimale medikamentöse Behandlung zu erreichen, ich hab ihm immer meine Meinung zu verschiedenen Präparaten gesagt...ob sie mir guttun oder eben nicht. er hat sofort reagiert, und jetzt sind wir dabei, die Medikamente schön langsam auszuschleichen.
      jetzt grad haben wir die Reduzierung unterbrochen, weil mir die Scheidung ins haus steht, das ist eine sehr sensible zeit. diese Unterbrechung wollte z.bsp ich, weil ich kein Risiko eingehen wollte.

      ich muss dazusagen, dass meine schwester schon Pech mit Psychiatern hatte, sie ist borderlinerin. da waren welche dabei, ich schüttelte nur mehr den kopf. Gott sei dank hat auch sie jetzt einen gefunden, der sie würdevoll und respektvoll behandelt.

      bei meinem Psychiater hab ich alle 3 Monate Termin, und wir besprechen die weitere vorgangsweise, und wies mir geht...
      ich bin auch in psychotherapeutischer Behandlung, alle 3 Wochen.
      die Psychotherapeutin meinte, dass grad bipolare oft sorglos mit den Medikamenten umgehen, sie nicht nehmen, weils ihnen schon so gut geht.
      das hab ich nie gemacht, mir geht's gut, WEIL ich sie nehme.

      liebe grüsse
      mampf
    • Hi Zaubernuss,

      gruselige Ärzte sind wohl das Schlimmste, was einem als Hilfesuchender passieren kann,
      unter psych. Gutachtern habe ich solche Leute bis zum Erbrechen geniessen müssen. :sterbekrank:
      Persönlich habe ich auch eine längere Zeit nach einem neuen Psch.Doc suchen müssen,
      sehr viele Leute gefragt, letztendlich hat mir meine Ex-Pädagogin (1 Woche älter als ich)
      eine grosse Gemeinschaftspraxis, Fabriketage, ein kl. Krankenhaus, empfohlen. Für mich
      ein Glücksgriff, meine Psychiaterin/ Thera ist ein Traum von Beruf, so etwas gibt es nur
      selten, nur leider raucht sie sich dabei auch auf .. :sterbekrank: , meine Meinung, ich war vorgestern
      dort und habe ihr das auch gesagt, was sie schwerst erkältet, unwillig zur Kenntnis nahm.

      Wir haben ca. 1 Jahr gebraucht, um einen echten Draht zueinander zu bekommen. Da sie
      auch bipolar erfahrene PT ist, habe ich die 5 Probestunden in Anspruch genommen, und da
      haben wir uns intensivst kennen gelernt, oft war ich der letzte Patient, die Mini-Klinik leer,
      wenn sie mich verabschiedete.

      Üblicherweise bin ich min. 1x pro Quartal dort, jetzt habe ich den nächsten Termin Ende
      September. "Sie sind doch ein alter BS-Fuchs, ich muß mir um Sie keine Sorgen machen"...

      Vermutlich suchst Du genau so etwas (?), aber dafür muß ein Arzt auch die Möglichkeit
      haben, Dich richtig kennen zu lernen, einschätzen zu können (?). Du bist kein Dumm-
      kopf, magst Schwächen nicht gern zeigen und frech bist Du auch gerne ..hihi.. wirklich
      nicht böse gemeint ! An dieser Stelle auch eine persönliche Entschuldigung, wenn ich Dich
      unabsichtlich an Stellen getroffen habe, die ich gar nicht gemeint hatte, mea culpa ..

      Dein von Dir verehrter Psychiater ist noch nicht so sehr lange tot, gab es eine Chance für
      neue Behandler/ Ärzte ?

      Zum Schluss der Humor, der muß einfach immer sein, ohne ist das Leben fad ! :goodjob:

      Ich werde jetzt folgende Fragen ausfüllen, gehabt Euch wohl, alles Liebe von wendelin :*

      befragung.sbg.ac.at/index.php/559747?lang=de
    • Gerade die neuesten Ereignisse haben mich tief geprägt und zeigen, wie groß unser Verlust ist. Es tut mir von Herzen so unendlich leid, dass jemand, der menschlich und als Arzt so klasse und so eine Bereicherung war, so enden musste. Er kann nicht einfach durch wen ersetzt werden.
      Irgendwie haben viele Quer und andersdenker eine gewisse Tragik.
      Wer nicht mit dem Mainstream schwimmt, wer innovativer, wer mutiger sein will, der ist unbequem und muss elemeniert werden oder mundtot gemacht, wenn er nicht von selbst geht. Ich will nicht wissen, wie vielen das schon das Leben gekostet hat.
      Nein, aber du hast insofern Recht, alsdasss ich mich derzeit auf nieman neues einlassen könnte, den ich nicht irgendwoher kenne. Ich würde selbst viele hundert Kilometer bis nach Berlin wieder fahren. Hab das schon mal eine Zeit lang gemacht. Aber ich weis nicht, ob mein 1. Psychiater noch so ist wie früher. Das Misstrauen und die Enttäuschung sitzen sehr tief. Wenn ich nicht darauf angewiesen wäre, würde ich nie wieder einen Psychiater konsultieren. Fühle mich wie jemand, der angefixt wurde. Aber ich brauche es ohne Medikamente erst gar nicht probieren. Das hat noch nie funktioniert :(
      Was tun nach dem Absturz?
      Aufstehen. Krönchen richten. Würdevollen Schrittes weitergehen.
    • Nüssli schrieb:

      "Nein, aber du hast insofern Recht, alsdasss ich mich derzeit auf nieman neues einlassen könnte, den ich nicht irgendwoher kenne. Ich würde selbst viele hundert Kilometer bis nach Berlin wieder fahren. Hab das schon mal eine Zeit lang gemacht. Aber ich weis nicht, ob mein 1. Psychiater noch so ist wie früher. Das Misstrauen und die Enttäuschung sitzen sehr tief. Wenn ich nicht darauf angewiesen wäre, würde ich nie wieder einen Psychiater konsultieren. Fühle mich wie jemand, der angefixt wurde. Aber ich brauche es ohne Medikamente erst gar nicht probieren. Das hat noch nie funktioniert"

      Früher oder später wirst Du das tuen wollen, hoffentlich nicht müssen (zB: nach einer Manie), befrei Dich
      von der Illusion, das als Fachkraft allein bewältigen zu wollen, nebenbei jeder Überheblichkeit, unsere
      Störung hat unendlich viele Gesichter, es ist so schwer, das eigene sehen zu wollen und können.

      Vertrauen wieder lernen, vortasten, angstfrei sein/ werden, es geht nur Schritt für Schritt ..

      we build it piece by piece, peace ?



      lgw

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Wendelin ()

    • Ich weis nicht, wie du darauf kommst, ich würde da irgendetwas ohne jede professionelle Hilfe bewältigen wollen in der Arroganz ich könnte das. Das ist wieder das schräge Bild, dass du dir über mich gebildet hast und das ist sehr schade, aber vielleicht ein missverständliches Produkt, weil man sich nicht persönlich kennt.
      Ich bin aber davon überzeugt, dass ich manche Sachen auf meine Person (und ausschließlich meine!) bezogen besser bewerten kann bzw. besser als ein unerfahrener Behandler, denn meinem Kopf sind all die Erfahrungswerte aus 18 Jahren bipolaren Störung gespeichert und wie ich auf welche Substanzen reagiert habe. Das betrifft auch Psychotherapieeffekte.
      Das man mich der Überheblichkeit beschuldigt ist schon verletzend, weil es mir versucht das Gefühl zu geben, mein Kampf um eine gute, faire und meinem Erkrankungsbild angemessene Behandlung sei fals. Du bist ja selbst der allerletzte, der sich iregend ein Zeug andrehen lässt, wenn es auch anders geht. Du machst auch ganz auffällig dein eigenes Ding, insofern bin ich sehr verwundert dass ausgerechnet von dir solch harsche Kritik kommt. Ich möchte nicht durch Psychopharmaka geschädigt oder übermäßig eingeschränkt werden. Man darf nie vergessen, das das keine Bonbons sind. Ist das so falsch? Denn ich habe noch große Ziele und wie jeder andere möchte ich neben geistiger Fitness auch körperlich gesund bleiben. Ästhetik spielt an hinterer Stelle am Ende auch eine Rolle, weil ichmöchte nicht in den Spiegel sehen und mivh vor mir selbst ekeln.
      Es gibt gute Psychiatet, die ein gutes, annehmbares Verhältnis herstellen und unterhalten können und sich auch auf dem neuesten Stand halten und auch mal was neues ausprobieren. Aber die sind rares Gut. Aber nur mit so jemanden komme ich klar, denn Engstirnigkeit und Konventionalität regen mich sehr schnell auf.
      Was tun nach dem Absturz?
      Aufstehen. Krönchen richten. Würdevollen Schrittes weitergehen.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Zaubernuss ()

    • Zaubernuss schrieb:

      Das Misstrauen und die Enttäuschung sitzen sehr tief. Wenn ich nicht darauf angewiesen wäre, würde ich nie wieder einen Psychiater konsultieren

      Zaubernuss schrieb:

      Ich weis nicht, wie du darauf kommst, ich würde da irgendetwas ohne jede professionelle Hilfe bewältigen wollen in der Arroganz ich könnte das. Das ist wieder das schräge Bild, dass du dir über mich gebildet hast und das ist sehr schade, aber vielleicht ein missverständliches Produkt, weil man sich nicht persönlich kennt.
      Es war weder verletzend, noch als harsche Kritik gemeint, höchstens als Anstoss, weiter-
      hin zu reflektieren ! Mißverständnisse sind das Grundübel der Menschheit, aber grund-
      sätzlich lässt sich auch fast alles klären, wenn mensch denn will.
      Überheblich mir gegenüber empfand ich Dich bei den Themen Buddhismus und allgemein
      Psychologie, das ist aber schon etwas länger her. Wie Du dann im Alltag bist, kann ich nicht
      beurteilen.


      Zaubernuss schrieb:

      Du bist ja selbst der allerletzte, der sich iregend ein Zeug andrehen lässt, wenn es auch anders geht. Du machst auch ganz auffällig dein eigenes Ding, insofern bin ich sehr verwundert dass ausgerechnet von dir solch harsche Kritik kommt. Ich möchte nicht durch Psychopharmaka geschädigt oder übermäßig eingeschränkt werden. Man darf nie vergessen, das das keine Bonbons sind. Ist das so falsch? Denn ich habe noch große Ziele und wie jeder andere möchte ich neben geistiger Fitness auch körperlich gesund bleiben.
      Stimmt, ich lass mir gar nix mehr andrehen, ich hinterfrage (fast) jedes Medikament und
      bin seltener beim Arzt, bzw. krank, als jemals zuvor, liegt am Rentnerdasein, die Hetze
      ist aus meinem Leben fort.
      Mein 'eigens Ding' ist es allerdings nicht (nur), ich habe meine regelmäßigen Intervalle bei meiner
      Psychi, und alles ist mit ihr abgesprochen.


      Zaubernuss schrieb:

      Es gibt gute Psychiatet, die ein gutes, annehmbares Verhältnis herstellen und unterhalten können und sich auch auf dem neuesten Stand halten und auch mal was neues ausprobieren. Aber die sind rares Gut. Aber nur mit so jemanden komme ich klar, denn Engstirnigkeit und Konventionalität regen mich sehr schnell auf.
      Engstirnige (etc.) Ärzte such ich nur einmal auf, dann nie wieder. Aber meine verehrte Haus-
      ärztin meint auch, dass mündige Patienten sehr selten seien, das kann der Arzt nicht immer
      sofort erkennen. Am schlimmsten waren Halbgötter in weiss, die vor Arroganz und Eitelkeit
      kaum laufen konnten, nebenbei immer Männer, da gehe ich sofort stiften.
      Im Übrigen stimme ich sogar oft mit Dir überein, bei Medis bin ich vermutlich noch kritischer (?).
      Ich habe viel zuviel Fehlmedikamentierungen am eigenen Körper/ Psyche erlitten, dazu kenne
      ich das aus der Familie ein Leben lang.
      Last but not least bin ich fest davon überzeugt, dass gute Psychotherapie langfristige Medika-
      mentierung abmildern kann, ich lebe mittlerweile nur mit Notfallmedikation, die ich bisher
      noch nie brauchte. Aber ich weiss auch heutzutage, wann Schluss sein muss ....

      Also, nichts für ungut, es war NICHT so gemeint, wie es angekommen ist, was sicherlich auch
      an meiner manchmal zu direkten Art liegt, Dinge schnell auf den Punkt bringen.

      Schönes WE mit nicht zuviel Schweiss, bei uns ist es höllisch heiss (>30°)
      lgw
    • Hallo,

      ich kann den Ärger um die in meinen Augen auch "Unprofessionalität" einiger Ärzte gut verstehen. Merkwürdigerweise war mein "alter" Psychiater, der nun in Ruhestand gegangen ist, jener, der mich als "Experin in eigener Sache" gesehen und verstanden hat. Es war ein "Wir"-Gefühl und gleiche Augenhöhe dabei. Außerdem hatte ich die meiste Zeit den Eindruck des wirklichen "Zuhörens" und vor allem des wirklichen "Interesses".

      Dem neuen Arzt, wesentlich jünger, bin ich neutral und aufgeschlossen gegenüber getreten. Hatte mir damals noch die Mühe gemacht ihm schnell einen Überblick über meinen Verlauf zu verschaffen. Doch seine Reaktion am Schluss, hatte mir das Gefühl gegeben, dass er nicht wirklich verstanden hat, dass ich nach all den Jahren durchaus weiß, was eine Depression ist und wie ich damit umgehen kann.

      Auch beim zweiten Gespräch kam überhaupt kein Gefühl des Vertrauens oder wirklichen Interesses auf. So kann ich ihn für mich nur als eine Person begreifen, die dazu notwendig ist, um eine Unterschrift unter einem Rezept zu setzen. Aber ein wirkliches Gegenüber empfinde ich ihn nicht.

      Leider herrscht bei uns Unterversorgung und es gibt nur diesen einen Arzt in unserer Region, die anderen sind Neurologen. Ich bin praktisch auf mich allein gestellt und muss selbst sehen, dass ich irgendwie meine Krisen händeln kann.

      Allen Quatsch importieren sie aus den Staaten oder anderen Ländern, aber Recovery-, Empowerment-orientiertes und personen zentriertes Handeln und Behandeln, steckt hier noch eher in den Babyschuhen, wo sie anderswo schon wesentlich weiter sind.

      Oder entsprach mein alter Arzt dem Recovery- und Empowerment-Gedanken, weil damals in den 90gern die zarten Pflänzchen noch Möglichkeiten hatten und jetzt durch die marktkonforme Ökonomie wieder eingedampft wurde? Aber berauben sich diese Ärzte dann nicht ihrer eigenen Identätit, wenn sie nur noch als Rezeptblockaussteller-Automaten fungieren?

      Viele Grüße Heike
      Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können (Patricia Deegan 1996).