Generationsübergreifende Traumafolgen

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    • Generationsübergreifende Traumafolgen

      Hallo,

      auf Arte lief vor 2 Tagen ein interessanter Bericht über transgenerationale Traumata

      Vererbte Narben - Generationsübergreifende Traumafolgen


      Zitat aus dem Programmhinweis:

      Familiengeheimnisse, körperliche und seelische Traumata, familiärer Stress und zementierte Glaubenssätze wirken sich nicht nur auf diejenigen aus, die es selbst erleiden, es kann sich sogar auf die nachfolgenden Generationen auswirken. Diese entwickeln dann Symptome, als hätten sie das Leid der Eltern selbst erlebt: unerklärliche Ängste, Beziehungsstörungen, Alpträume und psychosomatische Erkrankungen. Und sie inszenieren die Schrecknisse der Eltern und Großeltern unbewusst immer wieder neu. Die schlimmsten Verursacher von Traumafolgestörungen und deren Übertragung auf die nachfolgenden Generationen sind Kriege. Sie produzieren Schmerz, Verlust und großes Leid auch bei den Kriegskindern, obwohl ihnen doch die Gnade der späten Geburt zuteil wurde.

      Viele Grüße Heike
      Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können (Patricia Deegan 1996).
    • Danke Heike für diesen überaus informativen Link ! Ich stimme dem Thera Andreas Krüger
      vorbehaltlos zu, dass es neben der unvermeidlichen Epigenetik auch weitere Formen der
      Weitergabe von Traumata gibt, ich konnte es mir 2 Stunden später live im Elternhaus an-
      schauen, nach wie vor eine wiederkehrende Atmosphäre der Gewalt, des Lügens und Ver-
      tuschens, einer archaischen "Familienehre", festgelegten Rollen plus Hierachiestrukturen.

      Meiner Ehefrau geht es da kein Stück besser, sie handled das nur kühler, als ich es tue. Ihr
      Vater hatte den Suizid immer wieder auf Familienfesten angekündigt, zig mal mit dem Dolch
      versucht, nach etlichen vertuschten Versuchen (mit dem Brotmesser abgerutscht) kam er
      dann doch in die örtliche Psychiatrie. Vorher rief aber die Polizei an, Blut am Wohnungstür-
      rahmen, wir haben ihn die ganze Nacht gesucht, ich habe ihn gegen morgen in der Psychiatrie
      gefunden, das muß wohl der Polizei verborgen geblieben sein (?). Er wollte für Monate nieman-
      den sehen, danach das gleiche Spiel von vorne.
      2006, zwei Jahre später, hat er unseren Jahresurlaub abgewartet, als wir heim kamen, "über-
      raschte" uns die Polizei mit der Nachricht, dass diesmal sein Dolch das Herz gefunden hat,
      sterben auf Fremdenlegionärsart, sicherlich auch (s)ein Trauma, meine Frau hat die Blutlache
      ihres Vaters noch gesehen. Er wohnte schon im betreuten Wohnen im Psychiatriestadtteil, hat
      alles nichts genutzt. Erst danach teilten die Psychiater meiner Frau mit, dass er schwerer
      Borderliner war ...
      Ihr könnt mir glauben, dass wir immer versucht haben, die Familienmitglieder zu integrieren,
      es war leider nicht möglich, zuviel Bitterkeit, soviel Hass, den sie sich auch gegenseitig vor
      warfen, sie waren einander spinnefeind.
      Meine SchwiMu geht jetzt einen ähnlichen Weg, noch einmal Hass und Widerstand verbreiten,
      quer durch ihre Familie, auch die jüngeren Geschwister werden nicht verschont. Sie alle sind
      durch Krieg(e) traumatisiert. Meine Mutter erzählte uns Kleinkindern die Horrorgeschichten,
      die verbrannten Leichen, wenn sie aus dem Bunker kamen, die Bombennächte, die Angst, der
      Hunger ... Da war der II. WK grad mal 17 Jahre her. Und allen ist Härte gemein, hart gegen
      andere und hart gegen sich selbst. Wenn ich es als Kind gewagt habe, zu weinen, setzte es
      heftige Prügel, man gewöhnt sich das Weinen ab, zwangsläufig.
      Es war schwer, das wieder lernen zu können. :(

      Wohl den Familien, die ihre Probleme aussprechen, besprechen können, damit kann sich viel
      Leid auflösen. Zum Glück nimmt das zu, die alte, harte Generation stirbt aus.

      Sehr nachdenkliche Grüsse von wendelin

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Wendelin ()

    • Hallo,

      ich finde interessant, wie die Traumen sich über mehrere Generationen halten. So häufig, dass es über Generationen psychische Auffälligkeiten gegeben hat. Hier wurde ja auch die Stressregulation genannt. Und bei den meisten psychiatrischen Krankheiten, eben auch bei der bipolaren Störung, wird ja das Vulnerabilitäts-Stressmodell herangezogen.

      Als keines Kind hatte ich vor Sirenengeräusche Angst, die aber alle 14. Tage bei uns als Probealarm erklangen. Meine Eltern haben versucht mir die Angst zu nehmen, aber als ich noch klein war, hatten sie damit keinen Erfolg. Meine Mutter war ebenfalls noch ein kleines Kind, als sie ihre Bunkererfahrungen machte. Aber sie hatte mir damals in meinem Alter nichts davon erzählt.

      Glaubenssätze und dieses "deshalb braucht man nicht heulen" habe auch ich damals gehört. Für meine Eltern mag das Nicht-Weinen und von sich selbst "Härte" abzuverlangen sogar überlebenswichtig gewesen sein, zum Beispiel bei der Flucht. Die Distanziertheit (aber keine herzlose Kälte) mag auch in dieser Zeit ihre Begründungen haben.

      Und es ist ja so, es wurde in dem Sinne darüber geredet "Ja, wir damals, wir wären froh gewesen, wenn wir ...", "wir hatten nichts...", "Ihr habt es ja gut, wir mussten damals..." etc. Aber was wirklich passierte, über die Traumen, ich glaube, da wissen wir vielleicht nicht mal 5%. Nur durch Zufall habe ich ein Kriegstagebuch meines Großvaters nach seinem Tod mal gelesen, soweit ich es entziffern konnte. Dort wurde mir erst klar, welche grausamen Bilder er an der Front gesehen hatte.

      Sowohl durch die Haltung unserer Eltern, wie auch durch unhinterfragte Glaubenssätze, wie auch durch ggf. Gefühlsdistanziertheit und zuletzt auch durch die Epigenetik, wird in uns das angereichert sein, was unsere Vorfahren einstmal erlebt haben und wir, die wir mit einer dünneren Haut ausgestattet sind, tragen diese Symptome aus.

      Man muss bedenken, dass die 2 Weltkriege ja nicht weit voneinander entfernt waren und so unsere Urgroßeltern schon ein Kriegstrauma erlebt haben.

      Viele Grüße Heike
      Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können (Patricia Deegan 1996).
    • 6 Geschwister hatte meine Mutter. Der älteste Bruder hat mit der Frau Suizid
      verübt, sie tot, er nicht lange danach. Die nächste Schwester hat sich nach der
      Scheidung suizidiert, die folgende, als sie nicht mehr Big Boss in der eigenen
      Firma sein konnte, halt alt geworden, die Schwester danach hatte das härteste
      Los, einen gewalttätigen Juristen-Oberamtsrat, sie wurde keine 50, voller Pillen,
      Nierenversagen. Die jüngere Schwester erreichte das Rentenalter gerade und
      "starb am eigen erzeugten Gift", voller Hass und Ränke. Der jüngste Bruder ist
      auch tot, zeitlebens depressiv, er hat alle Geschwister über den Tisch gezogen.
      Geld, Macht und Ränke, was für ein elendes Dasein, "Familien-Ehre" ?

      Es gibt viele Enkel, Urenkel mittlerweile, aber wir sind nur verwandt, keine
      Familie, die Ränke wurden immer weiter getrieben, bevorzugt von einer "Frauen-
      Mafia", wie es meine (verschiedenen) Theras 2006 + 08 nannten, die ÜberMamas
      der Familie. Jetzt ist nur noch meine Mutter als "OberMama" lebendig, aber all
      ihre Vasallinnen haben ihr den Kontakt gekündigt, niemand kann auf allen Hoch-
      zeiten gleichzeitig tanzen. Das nahm absurde Züge an, auch wenn ich als Zeuge
      zur Polizei geladen wurde, und es nicht ablehnen durfte.

      Danke, keinen Bock drauf !! Mögen sie mir für meine Altersjahre fern bleiben, so
      wie ihr schräges, tatsächlich gottloses Lebensverständnis, ich habe wenig Mitleid.
      lgw

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