Rauchen auffallend viele psychisch Kranke wegen der Medikamente?

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    • Rauchen auffallend viele psychisch Kranke wegen der Medikamente?

      Hi ihr!

      Ich würde ganz gern mal was diskutieren, was meinem Mann aufgefallen ist:
      Der macht gerade im Rahmen seines Studiums das Berufspraktikum in einer Einrichtung für chronisch psychisch Kranke, die auf dem normalen Arbeitsmarkt nicht mehr integriert werden können. Die Leute dort arbeiten in einem Projekt, dass (u.a.) aus einem Hotel besteht. Dort arbeiten die psych. Kranken so viel, wie sie sich an dem Tag in der Lage fühlen (der Rest muss von anderen übernommen werden). Die Mitarbeiter und Praktikanten machen aber auch Hausbesuche bei Leuten, die gar nicht mehr aus dem Haus gehen, weil sie so eingeschränkt sind durch ihre vielen Angsstörungen oder aufgrund einer Psychose.

      Ihm ist dabei aufgefallen, dass dort ausnahmslos alle rauchen. Und das nicht wenig. Seine Theorie ist, dass viele von ihnen Neuroleptika/Antipsychotika nehmen und sie deshalb viel Rauchen, um sich besser, wacher zu fühlen (weil Nikotin die Dopaminproduktion anregt, also das Gegenteil der Wirkung der Medis). (Wenn dem so wäre, würden sie damit aber auch ein Stück weit die Wirkung killen?).
      Aber soll das schon alles sein? Nicht alle Neuroleptika sedieren zum einen und zu anderen gibt es dort auch Leute, die können gar keine Medis mehr nehmen, weil sie schon schwere Herzinfarkte hatten + massivstes Übergewicht und im Prinzip nichts mehr nehmen können (jedenaflls nicht guten Gewissens). Ein junger Mann von nicht mal 40 Jahren dort mit ADHS, bei dem ist das z.B. der Fall. Es gibt da auch Leute, die haben einfach alles durch und nix hat geholfen. Die nehmen auch nichts und sind dort gestrandet- sozusagen.
      Da frage ich mich manchmal, ob es in letzterem Fall nicht einfach Gruppenzwang ist. Ich kenne das noch aus Klinikszeiten. Wenn ich an eine Station ausgeliehen worden bin, war ich in der Pause häufig die Einzigste, die nicht geraucht hat und das ist ja eine ganz andere Stichprobe von Leuten (jedenfalls nicht durchweg psychsch Kranke, die Neuroleptika nehmen). Wer will schon alleine im Aufenthaltsraum sitzen, wenn alle anderen sich zum rauchen verdrücken? Mir hat das nichts ausgemacht, aber das geht nicht jedem so. Gerade bei Lernschwestern und Lernpflegern habe ich oft beobachtet, dass die schnell zu Rauchern geworden sind, wahrscheinlich, um sich sich dazugehörig zu fühlen und weil der Dienst auch recht stressig sein kann und Rauchen soll ja entspannen (aus persönlicher Erfahrung kann ich da nicht reden, hab nie geraucht).
      An der Uni übrigens dasselbe in grün, wobei etwas weniger ausgeprägt. Da ist es eher das Trinken und Feiern.

      Was sagt ihr? Was habt ihr für Beobachtungen gemacht??

      Grüße, das Nüssli
      Was tun nach dem Absturz?
      Aufstehen. Krönchen richten. Würdevollen Schrittes weitergehen.
    • Hallo Nüssli,

      ich denke das Rauchen nichts mit der Einnahme von Neuroleptika zu tun hat - denn umgekehrt müsste man dann ja sagen das alle Raucher ein psych. Problem haben und Medikament einnehmen.

      Genauso wie Drogenkonsum und Spielsucht in meinem Augen nichts mit dieser Erkrankung zu tun hat.

      Sicher fühlen sich viele nach einer Zigarette beruhigt, nur im Endeffekt verschlimmert das Nikotin alles denn es ist ja ein Nervengift.

      Schönen Sonntag noch!

      lg R
    • Huhu Mädels,

      danke für eure Antworten. :)
      Tatsächlich teile auch ich nicht die Ansicht, dass es an der Neuroleptika-Einnahme liegt, sondern eher am entspannenden Effekt, den sich alle anderen Raucher auch zur Nutze machen und sicherlich am Gruppenzwang, den man auch in anderen Bereichen findet, denn besonders psychisch Kranke, wie jene dort, stehen unter sozialem Stress. Viele haben multiple Ängste dort (die meisten auch im zwischenmenschlichen Bereich). Und was liegt dann näher, als sich mit ner Zigarette zu entspannen?
      Ich kann grad aus dem Stand gar niht sagen, ob Nikotin die Entwickung von Spätdyskinesien durch Neuroleptika begünstigt. Ich bin mir nicht mal sicher, ob das überhaupt schon mal wer in einer repräsentativen Studie untersucht hat.
      Allerdings haben gerade Drogen- als auch Konsum legaler Drogen, wie Alkohol und Nikotin etwas zu tun mit psychishen Erkrankungen und bipolarer Störung im Besonderen. Hier gibt es hohe Korrelationswerte. Seit Längerem hält sich ja ie Theorie, dass die Betroffenen versuchen sich damit selbst zu therapieren (auch wenn in manchen Fällen unbewusst, weil sie das von Klein auf so von den Eltern abgeguckt haben. Auch ich hab das als Kind beobachtet. Wenn einer nen schlechten Tag hatte, dann sagte der "ich brauch heut nen Schnaps". Spätestens wenn jemand selbst irgendwann mit Alkohol in Kontakt gekommen ist, denn lernt das Hirnkastl schnell mit und weis, wenn ich Alkohol trinke, dann fühl ich mich [erstmal] nicht mehr so schlecht. Die Sorgen werden einem egaler. Die Frage ist nur, ob man Mechanismen hat, die diesen Erfahrung korregieren und bewusst bleibt, das sich durch Trinken nichts ändert, sondern eher schlimmer wird. Manche können das ganz gut, andere nicht).

      Liebe Grüße, das Nüssli (mit Krümelchen) :silentlove:
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