WDR-Radiofeature - Neue Pfade der Psychiatrie - Psychopharmaka - Reduktion ...

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    • WDR-Radiofeature - Neue Pfade der Psychiatrie - Psychopharmaka - Reduktion ...

      Im Ankündigungstext heißt es:

      "Das Feature: Pharmafirmen versprachen psychische Krankheiten mit Medikamenten zu heilen - und sind gescheitert. Jetzt steigen sie aus der Forschung aus. Studien zeigen: frühzeitiges Ausschleichen der Psychopharmaka hilft Patienten besser, als sie langfristig einzunehmen. Die Psychiatrie auf neuen Wegen? Von: Martin Hubert; Redaktion: Dorothea Runge; Produktion WDR 2017 "

      Hinweis!! Es bezieht sich allerdings bisher eher auf Psychosen

      www1.wdr.de/mediathek/audio/wd…-der-psychiatrie-100.html


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      Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können (Patricia Deegan 1996).
    • Liebe Heike!

      Ich hab mir das Feature heute morgen runtergeladen und angehört. Es gibt interessante Denkanstöße, zeigt aber auch Grenzen auf.
      Was ich so herausgehört habe ist, dass man sich viel mehr an den Bedürfnissen des Patienten orientieren sollte, anstatt an der reinen Symptomreduktion. Was dem einen heute noch hilft, kann morgen für ihn unerträglich sein. Kenne ich auch von vielen Bekannten, wenn sie aus der akuten Psychose raus sind. Die Nebenwirkungen belasten sie, sie fühlen sich behindert durch sie. Auch ich kenne das aus meiner Zeit, als man mir Neuroleptika verschrieben hat.

      Aber da raus zu kommen, dass braucht Zeit und Geduld. Gerade erst habe ich das erlebt. Man muss Rückschläge einstecken können und man braucht ein Umfeld, das das tragen kann. Wenn letzteres nicht stimmt, wirds ganz schwer. Aber das ist auch etwas, dass mir immer wieder böse aufstößt. Auch Menschen mit akuten Psychosen haben Redebedarf (wenn vielelicht auch nicht alle). Ich weis natürlich nicht, wie es woanders ist, aber hier in den vorhandenen Psychiatrien wird heftigst an PErsonal gespart und die Ärzte haben keine Zeit. Ich kenne sogar eine Reihe von "Kollegen" (sowohl Psychiater, als auch Psychotherapeuten oder solche, die beides machen), die ganz offen sagen, dass sie keine Menschen mit Psychosen oder andere schwer psychisch Kranken mit chronischen Verlauf behandeln (wollen). Das betrifft vor allem Niedergelassene. Aber da zegt ich doch ein ganz großes Problem: Wo sollen denn all die Psychosekranken hin im ambulanten Bereich, die reduzieren oder absetzen wollen? Wer soll denn das begleiten?

      Selbst hab ich ja seit der Diagnoseänderung keine Psychose, aber auch ich musste mich erst einmal mit der veränderten Wahrnehmung auseinandersetzen und vor allem Dinge von alleine bewältigen zu wollen. Man muss erstmal wieder lernen alleine auf den Beinen zu stehen, ohne Hilfsmittel. Das ist alles andere als einfach oder bequem, aber als werdende Mutter hatte ich natürlich einen enormen Motivationsgrund, weil ich nicht wollte, dass man Kind gleich als erstes mit einer sog. Anpassungsstörung leidet, wenn es auf die Welt kommt, weil niemand weis, inwieweit der Konsum von Psychopharmaka Einfluss auf die Rezeptorendichte im Gehirn der kleinen Krümel nimmt und weil durch den veränderten Stoffwechsel, der für das Medikament viel zu schnell geworden war, die Einnahme die Hölle war. Die ersten Tage waren schwer. Aber mit Medikament war noch viel schwerer.
      Das Gehirn braucht Zeit, um sich selbst zu ordnen. Es muss wieder Sachen lernen, die einst das Medikament irgendwie herbeigezaubert hat. Ich musste erstmal damit klar kommen, dass ich ohne Medikament weniger stressresistent bin, aber irgendwie wird es jede Woche besser. Es gibt Dinge, die regulieren sich von allein mit der Zeit, aber man muss auch einen gewichtigen Grund haben (also die Motivation) und den nötigen sozialen Halt, das auszuhalten und andere Wege zu gehen und selber zu merken, wann es genug ist und wie man damit umgeht, wenn einen plötzlich wer ansteckt, weil er selbst so gestresst ist. Stress ist übel ansteckend und man man fühlt sich ohne Medis so durchlässig dafür.

      Heute merke ich kaum noch einen Unterschied. Aber man durchläuft in der Schwangereschaft eh tausende wundersame Prozesse. Alles scheint ein Wunder zu sein (außer das Kotzen). Vielleicht haben Frauen dadurch auch einen klitzkleinen Vorteil, diesen Ausnahmezustand erleben zu dürfen. Aber offensichtlich schaffen es auch Männer auszusteigen, wenn sie nur genug gewillt sind, bloß stelle ich mir manchmal die Frage, ob das für jeden machbar ist. Reduzieren ja, ganz absetzen auch? Bei meinem besten Freund hätte ich da Zweifel und er selbst auch, das ist bei ihm nicht möglich. Womöglich ist es zu einfach gedacht, alle über einen Kamm zu scheren, vielleicht gibt es auch solche, die zwingend darauf angewisen sind, wenigstens eine kleine Erhaltungsdosis zu nehmen, weil sie sonst bnnen weniger Wochen wieder akut psychotisch sind....

      LG, das Nüssli
      Was tun nach dem Absturz?
      Aufstehen. Krönchen richten. Würdevollen Schrittes weitergehen.