Hallo,
wie schmal der Grat zwischen 'guten' und 'bösen' Drogen sein kann, zeigen einmal mehr aktuelle Ergebnisse in der Depressions-Therapie:
© DIE ZEIT, 10.08.2006, Nr. 33
Seelentröster
Von guten und bösen Drogen: Das berüchtigte "Special K" hilft gegen Depressionen
Von Ulrich Schnabel
[Blockierte Grafik: http://zelos.zeit.de/bilder/2006/33/aktuell/teaser_artikel/ketamine-410.jpg]
Das Studienergebnis klingt sensationell: Zum ersten Mal scheint ein wirksames Mittel gegen Depression gefunden – und was für eines. Da, wo Psychotherapien und andere Medikamente seit Jahren versagen, wirkt das neue Wundermittel innerhalb weniger Stunden. Nach einem Tag, so berichten die amerikanischen Psychiater fast ungläubig, seien bereits bei einem Drittel der behandelten Patienten die Symptome der Depression verschwunden; und die Wirkung einer einzigen Dosis habe mindestens eine Woche lang angehalten.Sagenhaft. Wenn da nicht dieser kleine Pferdefuß wäre. Denn leider ist das hochpotente Medikament die Droge Ketamin, die Halluzinationen und Nahtod-Erfahrungen auslöst und im Vietnam-Krieg als »Vitamin K« zu trauriger Berühmtheit gelangte.
Darf so ein Stoff, der gern auch mal in der Drogenszene missbraucht wird, zur Behandlung zugelassen werden? In Deutschland wäre vermutlich allein schon die Studie undenkbar gewesen. Von allem, was mit dem Etikett »Droge« belegt wird, lassen hiesige Mediziner und Ethikkommissionen lieber die Finger. Deshalb hat es, nebenbei gesagt, die Schmerztherapie in Deutschland so schwer. In den USA scheint man da offener, die neue Depressionsstudie stammt vom renommierten National Institute of Mental Health in Bethesda und wurde korrekt im Fachjournal Archives of General Psychiatry veröffentlicht.
Natürlich ist Vorsicht angebracht: 17 Probanden sind nicht gerade viel, und das sensationelle Ergebnis muss erst überprüft werden. Dennoch zeigt es, auf welch wackeligen Beinen die gern vorgenommene Einteilung in »gute« und »böse« Drogen steht. Auch verpönte Stoffe können – in richtiger Dosierung – heilsam wirken. Umgekehrt können selbst anerkannte Medikamente fatale Nebenwirkungen entfalten. So belegt eine neue Untersuchung der Columbia University, dass übliche Antidepressiva bei Kindern und Jugendlichen offenbar die Neigung zum Suizid erhöhen.
Solche Resultate könnten Anlass sein, unsere tief sitzenden Vorurteile gegenüber bewusstseinsverändernden Stoffen zu überdenken. Nur weil ein paar vergnügungssüchtige Partygänger Substanzen missbrauchen, dürfen Patienten potienzelle Heilmittel nicht vorenthalten werden. Die Natur unterscheidet nicht zwischen guten und bösen Wirkstoffen.
© DIE ZEIT, 10.08.2006, Nr. 33
Link zum Original-Artikel: zeit.de/2006/33/Glosse-33-1
Detailliertere Informationen gibt es im Deutschen Ärzteblatt, siehe:
aerzteblatt.de/v4/news/newsdruck.asp?id=25215
Vorsorglicher, halb scherzhafter Hinweis an unsere gute Eule: Bitte nicht sofort zu Learys Wunderdroge greifen!
Herzlichen Abend-Gruß
Peter [Blockierte Grafik: http://www.xrtheme.com/content/emoticons/Kids/02.gif]
aka Pierrot le Fou
aka Pedro el Loco
aka Peter the Maniac
wie schmal der Grat zwischen 'guten' und 'bösen' Drogen sein kann, zeigen einmal mehr aktuelle Ergebnisse in der Depressions-Therapie:
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Seelentröster
Von guten und bösen Drogen: Das berüchtigte "Special K" hilft gegen Depressionen
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Das Studienergebnis klingt sensationell: Zum ersten Mal scheint ein wirksames Mittel gegen Depression gefunden – und was für eines. Da, wo Psychotherapien und andere Medikamente seit Jahren versagen, wirkt das neue Wundermittel innerhalb weniger Stunden. Nach einem Tag, so berichten die amerikanischen Psychiater fast ungläubig, seien bereits bei einem Drittel der behandelten Patienten die Symptome der Depression verschwunden; und die Wirkung einer einzigen Dosis habe mindestens eine Woche lang angehalten.Sagenhaft. Wenn da nicht dieser kleine Pferdefuß wäre. Denn leider ist das hochpotente Medikament die Droge Ketamin, die Halluzinationen und Nahtod-Erfahrungen auslöst und im Vietnam-Krieg als »Vitamin K« zu trauriger Berühmtheit gelangte.
Darf so ein Stoff, der gern auch mal in der Drogenszene missbraucht wird, zur Behandlung zugelassen werden? In Deutschland wäre vermutlich allein schon die Studie undenkbar gewesen. Von allem, was mit dem Etikett »Droge« belegt wird, lassen hiesige Mediziner und Ethikkommissionen lieber die Finger. Deshalb hat es, nebenbei gesagt, die Schmerztherapie in Deutschland so schwer. In den USA scheint man da offener, die neue Depressionsstudie stammt vom renommierten National Institute of Mental Health in Bethesda und wurde korrekt im Fachjournal Archives of General Psychiatry veröffentlicht.
Natürlich ist Vorsicht angebracht: 17 Probanden sind nicht gerade viel, und das sensationelle Ergebnis muss erst überprüft werden. Dennoch zeigt es, auf welch wackeligen Beinen die gern vorgenommene Einteilung in »gute« und »böse« Drogen steht. Auch verpönte Stoffe können – in richtiger Dosierung – heilsam wirken. Umgekehrt können selbst anerkannte Medikamente fatale Nebenwirkungen entfalten. So belegt eine neue Untersuchung der Columbia University, dass übliche Antidepressiva bei Kindern und Jugendlichen offenbar die Neigung zum Suizid erhöhen.
Solche Resultate könnten Anlass sein, unsere tief sitzenden Vorurteile gegenüber bewusstseinsverändernden Stoffen zu überdenken. Nur weil ein paar vergnügungssüchtige Partygänger Substanzen missbrauchen, dürfen Patienten potienzelle Heilmittel nicht vorenthalten werden. Die Natur unterscheidet nicht zwischen guten und bösen Wirkstoffen.
© DIE ZEIT, 10.08.2006, Nr. 33
Link zum Original-Artikel: zeit.de/2006/33/Glosse-33-1
Detailliertere Informationen gibt es im Deutschen Ärzteblatt, siehe:
aerzteblatt.de/v4/news/newsdruck.asp?id=25215
Vorsorglicher, halb scherzhafter Hinweis an unsere gute Eule: Bitte nicht sofort zu Learys Wunderdroge greifen!
Herzlichen Abend-Gruß
Peter [Blockierte Grafik: http://www.xrtheme.com/content/emoticons/Kids/02.gif]
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You'll never gonna change anything!
(John Rambo in Rambo IV)
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