psmmg - Antidepressiva - Patientenrekrutierung via Inserat

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    • psmmg - Antidepressiva - Patientenrekrutierung via Inserat

      Dieses Inserat im Kurier von heute, 27. August 2006 (Seite 12)
      kommt mir mehr als seltsam vor:


      ......leiden Sie an starken Depressionen?

      In Kürze startet ein Forschungsprojekt, bei dem ein neues Antidepressivum bei Patienten mit starker Depression untersucht wird.
      Wir suchen nach Frauen und Männern zwischen 18 und 65 Jahren, die an starken depressiven Symptomen leiden und an einer klinischen Prüfung teilnehmen möchten.
      Während der Studiendauer von maximal 11 Wochen werden wir ein neues Medikament untersuchen, das Ihnen helfen könnte, Ihre Beschwerden zu lindern oder sogar zu beseitigen. Selbstverständlich werden Sie in dieser Zeit umfassend betreut.
      Für unverbindliche Informationen über die klinische Prüfung und ihre Teilnahme rufen Sie uns jetzt an.
      Kontakt: 0664/.............
      Montag bis Mittwoch, 10 bis 17 Uhr



      Das kann doch kein korrektes Vorgehen sein???
      Da stinkt doch jeder einzelne Satz.

      LG Rucksack

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Rucksack ()

    • Doch, das Vorgehenkann tatsächlich korrekt sein, man müßte nur sehen wer es macht. Wenn es nicht von einer Pharmafirma gemacht wird (und das klingt hier so) dann kann man von folgendem ausgehen:
      Das Medikament das hier untersucht wird, ist wahrscheinlich keine "neues", also bereits zugelassen (sonst wären völlig andere Sicherheitsvorkehrungen etc nötig - und eine Bezahlung für die Probanden), und als sicher eingestuft, aber bisher eben möglicherweise nicht in der Indikation Depression - sondern zB Epilepsie oä.
      Es wird bereits Hinweise geben, daß es auch bei Depression wirkt.
      In solchen Fällen ist es nicht unüblich, auch über Inserate Patienten zu rekrutieren.

      Das ist jedenfalls etwas völlig anderes, als jene sogenannten "Phase I" Studien - wo man sozusagen das erste Mal ein Medikament am Menschen probiert.
      Höchstwahrscheinlich eine Phase IIIb Studie hier.
      siehe folgender link


      Alle Studien, die bie uns an Kliniken durchgeführt werden, unterliegen sehr genauen Kontrollen und müssen von einer Ethikkommission bewilligt werden. In Ethikkommissionen sitzen nicht nur Ärzte, sondern Vertreter unterschiedlichster Interessensgruppen, auch Patientenanwälte - mit Vetorecht.


      So sehr man klinische Studien kritisch betrachten muß und soll - ohne sie gäbe es gar nichts. Kein Penicillin, kein Aspirin, keine Wurzelbehandlung und auch kein Viagra.
    • Danke psmmg!

      Mich haben einige Punkte verblüfft.
      Ich habe ja in den Foren mitbekommen, wie unglaublich schwer es ist, den richtigen „Medi-Mix“ zu finden.
      Nun melden sich auf dieses Inserat wahrscheinlich Depressive mit unterschiedlicher Medi-Einstellung (von anderen unterschiedlichen Voraussetzungen einmal abgesehen).
      Wird man diese Medis absetzen, um die Wirkungsweise des neuen Antidepressivums zu testen? Oder wird man mixen?
      Wenn man mixt braucht man ja eine erkleckliche Anzahl an Probanden, um zu einer signifikanten Aussage zu gelangen.

      Auch die Anamnese stelle ich mir ganz schön aufwändig vor…. da fallen ja ganz bestimmt einige durch den Rost.
      Daher hätte ich angenommen, dass sozusagen vor Ort, also in der Klinik selbst eine sinnvolle Vorauswahl getroffen wird, indem in Frage kommende Patienten angesprochen werden.
      Noch besser natürlich: in mehreren Kliniken. Ist es naiv anzunehmen, dass Kliniken in solchen Fällen zusammenarbeiten?

      Was mich immer schon interessiert hat:
      wenn Placebos verabreicht werden, sagt man dann den Probanden:
      "ein Teil von euch bekommt das Medikament, ein anderer Teil ein Placebo"?

      LG Rucksack

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Rucksack ()

    • 1. es gibt praktisch keine klinik, die schnell genug eine ausreichende zahl an testpersonen rekrutieren kann - daher auch die "inseratstrategie".
      2. natürlich werden diejenigen, die sich melden, gescreent, und zwar genauestens, die diagnose muß ja sicher festehen.
      3. je nach studeindesgin ist manchmal zusatzmediaktion erlaubt, manchmal nicht - also ganz unterschiedlich.
      4. ja, alle teilnehmenden müssen umfassend aufgeklärt sein, das beinhaltet bei placebokontrollierten studien auch die aufklärung darüber, daß sie mit 50% wahrscheinlichkeit placebo erhalten werden.
    • Studien-KandidatInnen

      Hallo Rucksack,

      mein Thera hat mir letzte Woche aus seiner klinischen Vergangenheit berichtet, wie schwierig es tatsächlich war, für Foschungsstudien die 'richtigen' KandidatInnen zu finden.

      Selbst für ein vermeintlich so 'klares' Krankheitsbild wie 'unipolar depressiv' ist es offenbar eben nicht einfach, 'klinisch reine' Bilder zu bekommen, die von 'artfremden' Symptomen frei sind. Im anzustrebenden Idealfall müssen die KandidatInnen auch frei von sonstigen Medikamenten sein - und solche findet man eben nicht ohne weiteres in den Kliniken, sondern tatsächlich oft über 'Rekrutierungs-Aktionen'.

      Gruß

      Peter[Blockierte Grafik: http://www.xrtheme.com/content/emoticons/Kids/02.gif]

      aka Pierrot le Fou(ché)
      aka Pedro el Loco
      aka Peter the Maniac
      You'll never gonna change anything!

      (John Rambo in Rambo IV)