Beschreibung und Evaluierung der Tätigkeit unserer Bewegungstherapeutin Fr. Mag. Linherr:

 


 

In meiner Arbeit in der Ersten Psychiatrie der Christian Doppler Klinik möchte ich in erster Linie erreichen, dass für meine PatientInnen  Bewegung als wohltuend erlebt, über Bewegung das subjektive Befinden verbessert wird und dass die Menschen neben der Bewegung an sich auch die Möglichkeit haben, über ihre Befindlichkeit vor, während und nach der Bewegung zu reflektieren.

 

Dabei ist mir unter anderem besonders wichtig

 

Bei dieser Arbeit möchte ich die Menschen, mit denen ich arbeite, zur Bewegung motivieren, indem ihnen bewusst wird, dass Bewegung ihre Befindlichkeit verändert und sie über Bewegung die Möglichkeit haben, sich überhaupt oder anders als sonst wahrzunehmen, sich wohler zu fühlen, dass sie ihren Körper, ihre Körperlichkeit (wieder) spüren, von ihren sie belastenden Gedanken eine Zeit lang Abstand gewinnen und damit auch ihre Lebendigkeit spüren.

So könnte Bewegung, das Bewegungserleben, das unmittelbare Wahrnehmen über die Körperlichkeit auch Motor werden, den Lebensstil zu überdenken un d zu verändern.

 

Dabei halte ich die PatientInnen dazu an, ihren eigenen Körper zu akzeptieren und zu achten, zu schauen, wie sie sich täglich bewegen können und zwar in Hinblick darauf, sich selbst etwas Gutes zu tun. Das heisst, ich achte dabei auch  auf psychische Komponenten wie Wohlbefinden, subjektives Erleben und die Stärkung der subjektiven Wahrnehmung.

 

Das heisst, die PatientInnen bemerken, dass es eine persönliche Wahrnehmung davon gibt, wie viel bzw. wenig ihnen gut tut oder nicht gut tut. Und sie erleben körperlich, dass diese Wahrnehmung in Ordnung ist, weil unmittelbar erlebt wird: „Das tut mir gut!“

 

Ausserdem wird die Bewegung von den PatientInnen letztlich immer wieder als entspannend erlebt. Diese Entspannung tritt nicht nur dann ein, wenn explizit Entspannungsübungen angeboten werden, sondern auch durch die Auseinandersetzung und die Erforschung des Erlebten, ganz besonders dann, wenn sich Menschen während der Arbeit einer Ressource bewusst werden.

 

Evaluierung:

 

EVALUIERUNG

 

 

 

der Bewegungsanalytischen Arbeit

 

an der Landesklinik für Psychiatrie

Christian Doppler Klinik

 

Leitung: Primarius Univ. Professor Dr. Stuppäck

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mag. Sigrid Linher

Bewegungsanalytische Therapie

Therapiehaus der Insel

Haus der Jugend

 

 

 


 

Vorwort

 

 

Im Frühjahr 2004 bekam ich von der Leiterin des Qualitätszirkels „Krebs und Psyche“, Frau Dr. Latzelsperger, die Information, dass an der I. Psychiatrie der Christian Doppler Klinik Bewegungsstunden angeboten werden sollten. Ich stellte mich daraufhin bei Professor Stuppäck und Frau OA Dr. Stelzig vor, bekam erste Informationen und die Einladung, meine Bewegungsarbeit in der I. Psychiatrie anzubieten.

 

An dieser Stelle möchte ich mich besonders bedanken bei Frau Dr. Renate Stelzig und Herrn Professor Stuppäck, aber auch bei den ÄrztInnen und dem Pflegepersonal aller Stationen der I. Psychiatrie für ihr Vertrauen und ihre Unterstützung meiner Arbeit. Sie alle haben mir immer das Gefühl gegeben, mit meiner Arbeit willkommen und geschätzt zu sein.


Die Idee war, den PatientInnen aller Stationen, sowohl der offenen als auch der geschlossenen, ein Bewegungsprogramm zukommen zu lassen, gedacht zuerst vor allem als Adipositastraining, also ein Bewegungsprogramm zur Gewichtsreduzierung.

 

Ich habe an der Universität  Salzburg Biologie und Sport studiert, mich intensiv mit verschiedenen Tanz-, Bewegungs- und Körpertechniken in Theorie und Praxis sowie mit anatomischen und physiologischen Voraussetzungen und Gegebenheiten in der Bewegung auseinandergesetzt und mich von Beginn des Studiums an ganz besonders in Theorie und Praxis mit dem Thema „Tanz“ beschäftigt.

Im Laufe der Jahre war ich im Inland, in vielen europäischen Ländern und in Südamerika eingeladen, Tanztechnik und Tanzpädagogik, Improvisation und Gestaltung zu unterrichten.

Dabei bemerkte ich immer wieder, dass meine Art, mit Menschen zu arbeiten, in ihnen etwas auslöste: sie begannen, Sehnsüchte, Bedürfnisse, unmittelbare (Körper)-Erfahrungen und damit verbundene Gefühle über die Bewegung und den Körper wahrzunehmen. So begann ich 1991 mit der Ausbildung zur Bewegungsanalytischen Therapie bei Cary Rick in Altmünster, um verantwortungsvoll und achtsam über den Körper und die Bewegung mehr in die Tiefe arbeiten zu können.


Nach Abschluss der Ausbildung arbeitete ich 4 Jahre lang in einem Therapeuten-Team. Seit 1999 arbeite ich in freier Praxis.

 

Die Herausforderung, in der Psychiatrie zu arbeiten, nahm ich gerne an. Allerdings mit einer veränderten Themenstellung.


 

 

1        Themenstellung

 

Nach ersten Besprechungen mit den ÄrztInnen an der Psychiatrie, vor allem mit Frau OA Dr. Stelzig, wurde schnell klar, dass aus Gründen, die ich in der Folge erklären möchte, ein Adipositastraining als Körpertraining zur Fettverbrennung und Gewichtsabnahme in diesem Fall nur eingeschränkt möglich ist, weil es bestimmten Voraussetzungen unterliegt.

Ich überlegte, wie ich PatientInnen der Psychiatrie überhaupt in Bewegung bringen könnte und wie ich ihnen vielleicht Bewegung wieder näher bringen und sozusagen „schmackhaft“ machen könnte, sodass die Motivation zur Bewegung und die Motivation, über die Bewegung und die damit verbundenen Erfahrungen ihren Lebensstil zu überdenken und vielleicht sogar zu verändern, und dies auch auch ausserhalb der Klinik, geweckt würde.

Dazu ist es wünschenswert , dass für die PatientInnen Bewegung als wohltuend erlebt und über Bewegung das subjektive Befinden verbessert wird und dass die Menschen neben der Bewegung an sich auch die Möglichkeit haben, über ihre Befindlichkeit vor, während und nach der Bewegung zu reflektieren.

 

 

 

 

2        Begriffsabklärung

 

2.1  Adipositas

 

Adipositas ist ein Zustand, der gekennzeichnet ist durch eine übermässige Ansammlung an Fettgewebe im Körper. Sie wird heute als eine chronische Störung der Gesundheit verstanden, die ein langfristiges Behandlungs- und Betreuungskonzept erfordert.

 

Laut  Statistik werden im Moment ca. 5% aller Gesundheitsausgaben in den Industrieländern für die Behandlung der Adipositas und ihrer Folgeerscheinungen aufgewendet.

So gelten rund 20% der erwachsenen Deutschen mit einem BMI von mehr als 30 g/(m²) als adipös. Das bedeutet nicht nur eine Beeinträchtigung der Lebensqualität, sondern kann unter Umständen auch die Lebenserwartung verkürzen.

 

Die nachfolgenden Qualitäts-Kriterien sollen zeigen, welche Merkmale ein qualifiziertes Trainingsprogramm (nach den Richtlinien der Deutschen Adipositas Gesellschaft, der Deutschen Gesellschaft für Ernährung und der Gesellschaft für Ernährungsmedizin) aufweisen muss. Ziel dabei wäre, die Qualität der Langzeitbetreuung von adipösen Menschen zu verbessern.

 

 

 

Dabei soll jedes Therapieprogramm für adipöse Menschen folgende Komponeneten (Hauner et al., 2000) umfassen:

·        Medizinische Eingangsuntersuchung und Indikationsstellung

·        Strukturierte Schulung in Gruppen

·        Multidisziplinäres Therapiekonzept aus Ernährungs-, Verhaltens- und Bewegungstherapie

·        Regelmässige Gruppensitzungen

·        Regelmässige Verlaufskontrollen

·        Therapiedauer von mindestens 6 bis 12 Monaten.

 


 

 

Als Ursachen der Adipositas gelten (Hauner et al., 2000):

·        Familiäre Disposition

·        Moderner Lebensstil (z.B. Bewegungsmangel, Fehlernährung...)

·        Esstörungen (z.B. Binge Eating Disorder)

·        Endokrine Erkrankungen

·        Medikamenteneinnahme (z.B. manche Antidepressiva, Neuroleptika, Antidiabetika...)

 

 

Als einige der vielfältigen Komplikationen, die mit Übergewicht verbunden sind, gelten

(Hauner et al., 2000):

·        Störungen des Kohlenhydratstoffwechsels und andere metabolische Störungen

·        Arterielle und kardiovaskuläre Erkrankungen

·        Degenerative Erkrankungen des Bewegungsapparates

·        Psychosoziale Konsequenzen inklusive daraus resultierender Depressivität, Ängstlichkeit, Selbstwertminderung

·        Einschränkungen der Aktivitäten des täglichen Lebens

 

Ab einem BMI zwischen 25 und 29,9 sollte dabei eine Gewichtsreduktion angestrebt

werden., um der Entwicklung einer Adipositas entgegenzuwirken (Hauner et al., 2000).

 

 

 

 

2.2  Adipositastraining

 

 

2.2.1        Ernährung

 

Eigentlich dient Nahrung dazu, verbrauchte Energiespeicher wieder aufzufüllen.

Im Idealfall schafft die körperliche Belastung den Bedarf, der dann sekundär durch die

Ernährung möglichst bedarfsgerecht gedeckt wird. Je stärker und intensiver die

körperliche Belastung wird, desto mehr soll dabei die Bedeutung der Nährstoffe in den      Vordergrund treten.

In der Klinik wird die körperliche Belastung normalerweise sehr gering sein. Besonders bei antriebsarmen oder antriebslosen Menschen, die sich krank, matt und schwach fühlen, wird der Wunsch nach Bewegung wahrscheinlich nicht stark genug sein, um zu einer Gewichtsreduktion zu führen. Ausserdem bräuchten die PatientInnen mit hohem Übergewicht eine entsprechende (knappe) Ernährung, die auch nicht immer geboten werden kann bzw. von den PatientInnen nicht eingehalten wird.

Einige Medikamente steigern den Appetit und führen so zu einer relativ grossen Gewichtszunahme in relativ kurzer Zeit, wobei für mich nicht sicher ist, wie hoch der Fettanteil und wie hoch der Anteil an Gewebsflüssigkeit (Ödeme, Lymphstau) dabei ist.


 

 

2.2.2        Makronährstoffe

 

Die Makronährstoffe Kohlenhydrate und Fette dienen der Energiegewinnung und können sich je nach der zur Verfügung stehenden Sauerstoffmenge gegenseitig vertreten. Eiweiss dient vorwiegend  dem Ersatz und Neuaufbau eiweißhaltiger Substanzen, insbesondere von Muskelfasern, Enzymen und Hormonen.

Der größte Energiespeicher des menschlichen Körpers stellt dabei das Fett dar. Die Energiereserven befähigen dabei zur sofortigen Leistung, die Nahrungszufuhr füllt die verbrauchten Energiereserven wieder auf. Die kurzfristigen Energiespeicher wie ATP (Adenosintriphosphat) und KP (Kreatinphosphat) sind klein, weil sie sehr rasch wieder regeneriert werden. Die Kohlenhydratvorräte sind demgegenüber erheblich grösser. Im Vergleich zu den Fettreserven sind sie allerdings ungleich kleiner. Deshalb ist es für den Körper wichtig, bei langen Ausdauerleistungen auf die schier unerschöpflichen Energiereserven der Fette zurückzugreifen. Die Nutzung dieser Reserven muss der Organismus jedoch erst durch entsprechendes Training und die dazu passende knappe Ernährung erlernen und trainieren.

 

 

 

2.2.3    Fettverbrennung

 

Fette werden bei Belastungen geringer bis mittlerer Intensität von der Muskelzelle zur Energiegewinnung herangezogen. Der Anteil der Fettverbrennung nimmt in der Folge mit zunehmender Belastungsdauer weiter zu. Bei mehrstündiger Muskelarbeit können bei gut auf Ausdauerleistung trainierten Menschen sogar 70 – 90% des Energiebedarfs aus dem Fettstoffwechsel bestritten werden. Ausserdem nimmt mit  zunehmender

Ausdauerleistungsfähigkeit auch die Fähigkeit des Skelettmuskels zur Fettsäureverbrennung zu. Dieses Vermögen zur Fettverbrennung ist allerdings ein

biochemisches Gütezeichen eines Ausdauertrainierten mit gut ausgebildeter Grundlagenausdauer.

Zuerst wäre also die Ausbildung einer guten Grundausdauer wichtig bei gut ausgewogener Ernährung, um den Körper zu trainieren, auf Fettreserven und den Fettstoffwechsel zurückzugreifen.

Durch diese Überlegungen wird schnell klar, dass die Bedingungen für meine PatientInnen, Fett zu verbrennen, recht ungünstig sind, da für das „Erlernen“ des Skelettmuskels, Fett zu verbrennen, in der Regel gilt, dass mindestens dreimal pro Woche über mindestens 45 Minuten Ausdauertraining notwendig ist und das über einen Zeitraum von mindestens 6 bis 9 Monaten.

Meine PatientInnen sind weder belastungsfähig genug noch sind sie über einen derartig langen Zeitraum in der Klinik. Primär haben sie vordringlichere und wichtigere Ziele als das, ihr Gewicht durch ein Bewegungsprogramm zu reduzieren.

Oft erlebe ich meine PatientInnen auch durch die Medikation stark beeinträchtigt, sodass

eine so regelmässige Ausdauerbelastung mit der dazugehörenden Disziplin für sie nicht möglich scheint.

 

Aus diesem Grund war und ist es mir besonders wichtig, die Menschen, mit denen ich arbeite, zur Bewegung zu motivieren, indem ihnen bewusst wird, dass Bewegung ihre Befindlichkeit verändert und sie über die Bewegung die Möglichkeit haben, sich überhaupt oder anders als sonst wahrzunehmen, sich wohler zu fühlen, ihren Körper, ihre Körperlichkeit (wieder) zu spüren, von ihren sie belastenden Gedanken zumindest für eine Weile Abstand zu gewinnen


 

und damit auch ihre Lebendigkeit zu spüren. So könnte die Bewegung, das Bewegungserleben, das unmittelbare Wahrnehmen über die Körperlichkeit auch Motor werden, den Lebensstil zu überdenken und zu verändern.

 

 

 

 

3        Das  „Health at any size“ Programm (H@AS)

 

In einer Studie von W.C. Miller und A.V. Jacob habe ich interessante Ansätze gefunden, mit übergewichtigen Menschen zu arbeiten bzw. das „Problem Übergewicht“ zu sehen.

 

Meist raten Ärzte ihren AdipositaspatientInnen zu radikalen Diäten und Sportprogrammen.

Trotz gross angelegter Studien und Programme steigt aber die Zahl der

übergewichtigen Menschen ständig an. Das war Grund und Herausforderung für

Ärzte und Konsumenten, auf diesem Gebiet weiter zu forschen und Alternativen zu den

 bestehenden Programmen zu suchen. Die Ergebnisse dieses H@AS

 Programmes möchte ich in der Folge etwas näher beschreiben.

 

 H@AS sieht Übergewicht auch als Folge von Diäten-Wahn und der Gewicht-

 Besessenheit der bestehenden Gesellschaft. Das heisst, dass es immer öfter um das Ideal-

 Gewicht und um Ideal-Maße geht und nicht um das persönliche Wohlfühlgewicht! Diese

 Studie stellt in der Folge ihre Ergebnisse und Überlegungen denen der TWL (traditional

 weight loss) gegenüber.

 H@AS möchte zeigen, dass übergewichtige Menschen, die gesund essen und aktiv sein

 wollen und diese Hürde einmal genommen haben, ein genetisch gesundes Gewicht viel  

 leichter erreichen können als diejenigen, die ein Idealgewicht anstreben. Das bedeutet, sie

 raten Menschen, Diäten und Trainingsprogramme zu vermeiden,

 die ausschliesslich mit der  Absicht gemacht werden, das Gewicht zu reduzieren.

 

 TWL-Programme sehen im Übergewicht eine Krankheit, die nur mit besonderen

 Methoden geheilt werden kann. Die PatientInnen halten Diäten und trainieren so lange,

 bis das gewünschte Gewicht erreicht ist. Gewichtsverlust setzen diese Programme gleich

 mit besserer Gesundheit.

 H@AS sieht Gesundheit im Vergleich dazu als Ergebnis von Verhaltensweisen, die

 unabhängig vom Körpergewicht sind und wirft den traditionellen Programmen vor, bis

 zu 98% uneffektiv zu sein, zu lange zu dauern und medizinische Gefahren wie

 Essstörungen und grosse psychische Belastungen zu übersehen.

 

 H@AS will zeigen, dass Menschen sehr oft ungesunde Verhaltensweisen erlernen, indem

 sie ausschliesslich ihren Gewichtsverlust im Auge haben. Ihre Philosophie hat dabei

 einen sehr simplen Hintergrund: ihre Studien beruhen auf der geistigen Geschicklichkeit

 eines Menschen, herauszufinden, was ihr Körper wirklich braucht und diese Bedürfnisse

 ernst zu nehmen, besonders in Hinblick auf Diäten. Wichtig dabei ist, dass sie ihre

 PatientInnen dazu anhalten, ihren eigenen Körper zu akzeptieren und zu achten. Sie

 arbeiten mit ihren PatientInnen daran, regelmässig zu essen, wie sie richtig mit ihrem Hunger umgehen und auch, wie sie täglich körperlich trainieren. Und dies in Hinblick darauf, sich selber dabei etwas Gutes zu tun!

So sind die Paradigmen und die Philosophie von TWL und H@AS grundlegend verschieden, weil ihnen verschiedene Philosophien zugrunde liegen:


 

 

TWL geht auf medizinische Modelle ein und sieht Übergewicht als eine Krankheit. Der Gewichtsverlust steht an erster Stelle.

H@AS achtet sehr auf psychische Komponenten wie Wohlbefinden, subjektives Erleben und die Stärkung der subjektiven Wahrnehmung. Dies sind Komponenten, die auch in meiner persönlichen Arbeit sehr wichtig sind.

 

Diese Techniken, die auf Verhaltensbewusstsein zielen, sind von H@AS vor, nach und während der Behandlung von Adipösen auf ihren Erfolg überprüft worden. Es zeigt sich, dass bedeutende Verbesserungen vorliegen in psychischen Belangen, aber auch die Lebensqualität und das allgemeine Wohlgefühl betreffend.

Dabei weisen die Ergebnisse immer auch darauf hin, dass das psychosoziale Wohlbefinden mit Bewegung und körperlicher Aktivität höher ist als ohne. Ausserdem zeigen sie, dass Adipöse, wenn sie fit sind, keine höhere Mortilität aufweisen als nicht übergewichtige Menschen.

 

Studien belegen allerdings auch, dass Menschen, die über TWL erfolgreich Gewicht verlieren, das tägliche Sportprogramm und die kalorienarme Diät nicht als „Bestrafung“ empfinden. Dieses Ergebnis ist insofern interessant, weil für H@AS  gilt: „Übergewichtige Personen, die über Programme von TWL abnehmen wollen, müssen ein Leben mit Entzug und Bestrafung leben.“  Und diese „Bestrafung“ rufe dann wieder psychische Probleme hervor.

Die am öftesten beschriebenen Komplikationen bei TWL-Programmen sind Erkrankungen der Gallenblase und reduzierte Knochendichte. Dabei ist auch bedeutend, ob die betreffenden Personen ein Sportprogramm absolvieren oder nicht, denn das körperliche Training scheint Knochenmineralverluste zu verhindern.

All diese Faktoren sind zu berücksichtigen bei Adipositas-Programmen. Dadurch wird auch die Notwendigkeit einer umfassenden medizinischen Betreuung deutlich.

 

Was bei allen Programmen aber immer wieder sehr klar wird, ist die Tatsache, dass es lange dauert, eine Verhaltensänderung zu erzielen. Oft wird durch Adipositasprogramme zwar Fettmasse reduziert, wenn aber die Regelmässigkeit und Kontrolle nach Beendigung des begleiteten Programmes wegfällt, ist oft sehr bald alles wieder beim alten.

 

In meiner Evaluierung werde ich also neben der Auswertung der BMI-Daten meiner PatientInnen ganz besonders auf ihre Befindlichkeit eingehen und die Veränderung ihrer Befindlichkeit durch die Bewegungstherapie.


 

 

4        Erläuterung meiner Arbeitsweise

 

4.1  Bewegungsanalytische Therapie

 

Die Bewegungsanalytische Therapie ist eine Methode, die über Bewegung einen sehr unmittelbaren Zugang zu Gefühlen, Vorstellungen und Bildern von sich selbst ermöglicht.

Jeder Mensch hat aufgrund seiner Lebensgeschichte  eine ganz persönliche Art, sich zu bewegen und in Beziehung zu treten. Diese persönliche Eigen-Art der Bewegung nehme ich in meiner Arbeit wahr und greife sie auf. Dadurch wird sie für den betreffenden Menschen erlebbar, im reflektierenden Gespräch bewusst und so wird es auch möglich, sie zu überdenken, sie auf ihre aktuelle Sinnhaftigkeit zu überprüfen und auch, sie zu ordnen und zu verändern, neue Handlungsmöglichkeiten auszuprobieren und das unmittelbare Erleben und Empfinden dabei jeweils zu erforschen und wahrzunehmen und auch zu verstehen.

In der Bewegung kann also dann auf der Basis vorhandener Bewegungsressourcen ein Prozess der Bewusstwerdung und Aufarbeitung des Beziehungs- und Bewegungserlebens mit all seinen auftauchenden Konflikten erfolgen.

Alte und neue Wahl- und Handlungsmöglichkeiten werden in einer konkreten Bewegungssituation wahrgenommen und erprobt.

Neue Wahrnehmungsmöglichkeiten des eigenen Körpers werden angeregt und schaffen Zugang zu erweitertem Selbsterleben und zu neuen Auffassungen von Beziehungen.

Einen ganz bedeutenden Faktor meiner Arbeit stellt dabei die  Freude dar, mit sich selbst und anderen Menschen in Verbindung zu treten, nicht so sehr mit dem Kopf, dem Verstand und Worten, sondern mit dem Körper und der Bewegung „da“ zu sein und zu kommunizieren.

Durch diese ganz spezielle Art der Aufnahme einer Beziehung über Bewegung und durch die dadurch entstehende Qualität der Beziehung sehe ich eine wirksame Möglichkeit, verändernd, unterstützend den persönlichen Prozess der Menschen, mit denen ich arbeite, zu begleiten.

Es geht also darum, über das Spüren und Erforschen des Bewegungserlebens mit sich selbst in Kontakt zu treten und darüber hinaus auch mit mir und in der Gruppenarbeit auch mit anderen Menschen. Dieser Kontakt  erfolgt über die unmittelbare Wahrnehmung und die Frage „wie und wer bin ich wirklich?“ und „was tut mir spürbar gut?/was tut mir spürbar nicht gut?“.

Diese Wahrnehmung findet in meiner Arbeit also sowohl in der Bewegung statt als auch in reflektierenden Gesprächen.

Das Erleben eines Wir-Gefühls ist dabei ebenfalls wichtig. Im Wir-Gefühl, entstanden aus der Zugehörigkeit zu Menschen, die wissen, dass wir mehr sind als die kranke Person, finden wir eine gewisse Geborgenheit, die es uns auch erlaubt, wieder näher zu einem ausgeglicheneren Selbstwertgefühl zu kommen.


 

 

4.2              Ziele meiner Arbeit

 

Das Ziel meiner Arbeit ist dabei immer ein Wachstum der Persönlichkeit, wenn sich

Menschen besser kennen- und schätzen lernen.

Die Menschen, mit denen ich hier in der Klinik arbeite, zeigen sehr klar ihre Bewegungsvorlieben und –abneigungen und es wird sehr sichtbar, in welcher  psychischen und auch physischen Situation sie sich befinden und wie sie interagieren.

Aufgrund dieser Beobachtungen kann ich dann auf die Persönlichkeit des betreffenden Menschen eingehen, wobei ich mich meistens aktiv am Bewegungsgeschehen beteilige. Da es dabei nie um Fragen wie „richtig/falsch“, „schön/hässlich“, „gut/schlecht“ geht, nie gewertet wird, wirkt die Bewegungsanalytische Arbeit sehr unterstützend und stärkend auf die Menschen, mit denen ich arbeite. Gefördert wird das eigenverantwortliche  Umgehen mit dem Körper, die Präsenz mit den Sinnen, die Regulation der Bewegung über ihre direkte Wahrnehmung und die Ich-Stärkung, also die Stärkung des Selbst-Wert-Gefühls.

Durch offene Aufgabenstellungen, nicht wertende Kommentare und Rückmeldungen und wertfreies Verhalten von meiner Seite wird Körpergefühl entwickelt und die Eigenwahrnehmung verbessert. Die PatientInnen können also dabei mit ihren eigenen Möglichkeiten experimentieren und auch Kontakt zu anderen aufnehmen.

 

Bei dieser Art zu arbeiten gibt es immer ganz persönliche Wahrnehmungen, die sich unter Umständen sehr von der Wahrnehmung anderer unterscheiden und unterscheiden dürfen. Auch dieses Wahrnehmen und Aussprechen der persönlichen Unterschiede wirkt persönlichkeitsstärkend, weil es zu wichtigen subjektiven Erfahrungen führt.

Ich bin dabei aufmerksam Schauende und aufmerksame Zuhörerin, denn aus den Gesprächen und aus der Art und Weise, wie Menschen ein Bewegungsthema aufnehmen und „verarbeiten“, wie sie in der Bewegung damit umgehen, sehe ich /nehme ich wahr, was folgerichtig das nächst Bewegungsthema werden kann.

Das bedeutet, dass nicht ich die Bewegungsthemen willkürlich wähle, sondern sie den Bedürfnissen der jeweiligen Gruppe „anpasse“.

Ich beginne dabei jede Stunde mit einem „Ritual“, einer Körperreise, bei der wir uns mit der Aufmerksamkeit über einzelne Körperteile bewegen. Ich habe bemerkt, dass es den PatientInnen Sicherheit gibt, jede Stunde mit einer Übung zu beginnen, die sie kennen und die ihnen vertraut ist, um sich dann auf ein anderes, vielleicht neues Thema einzulassen.


 

 

5        Erhebungsmethoden     

 

Um die Evaluierung vornehmen zu können, habe ich einen Fragebogen für die PatientInnen entwickelt, der verschiedene Befindlichkeiten überprüft.

Darüber hinaus wird von Frau OA Dr. Stelzig und dem Stationspersonal das Gewicht  (und der BMI) der PatientInnen ständig überprüft, um auch diesen Parameter in der Evaluation berücksichtigen zu können.

 

 

 

 

5.1  Beschreibung des Fragebogens (Patientenstammblatt)

 

Ich habe mir fünf Fragen überlegt, die alle in einer Skala von 0 bis 10 jeweils vor und nach der Bewegungseinheit von den PatientInnen ausgefüllt werden, sodass ein aktueller Unterschied in der Befindlichkeit für mich sofort sichtbar wird. Dabei steht die Ziffer 0 immer für „sehr schlecht/gar nicht“, die Ziffer 10 für „sehr gut/sehr viel“.  Darüber hinaus kann ich die Unterschiede in der Befindlichkeit auch im Gespräch mit den PatientInnen erkennen.

Ich möchte in der Folge die 5 Fragen erläutern.

 

 

 

 

           1. Frage „Wie geht es mir/wie ist meine Stimmung“

 

Die PatientInnen nehmen wahr, wie ihre momentane, subjektiv erlebte Grundstimmung vor und nach der Bewegungseinheit ist und tragen sie in der Skala ein.

 

 

2.      Frage „Wie energievoll bin ich, wie viel Kraft habe ich?“

 

Die PatientInnen setzen sich damit auseinander, wie kräftig/schwach sie sich fühlen. Oft sagen sie, dass sie überhaupt keine Kraft haben und nach der ersten Bewegungssequenz sagen sie erstaunt: „Und ich kann mich trotzdem bewegen!“

 

 

 

3.      Frage „Wie sehr spüre ich mich?“

 

Bei dieser  Frage sehe ich immer wieder, dass viele PatientInnen mit der Frage an sich, wenn sie zum ersten Mal kommen, Probleme haben. Was ist das, sich zu spüren, sich wahrzunehmen? Den meisten Menschen wird das erst klar während der ersten Bewegungsstunde, wenn sie beginnen, ihren Körper, ihre Stimmung, vielleicht Traurigkeit oder Freude, Müdigkeit, Gereiztheit, Unwillen, Wut,  Interesse, Neugierde, Ablehnung oder Staunen wahrzunehmen, wenn von mir Fragen dazu gestellt werden und Antworten von ihnen kommen.

Die erste Frage erhebt sozusagen die allgemeine Stimmungslage, die vorliegende Frage ist um einiges differenzierter.


 

 

4.      Frage „Wie gut komme ich in Kontakt zu anderen Menschen?“

 

In meiner Arbeit geht es, wie ich oben schon erwähnt habe, neben der Eigenwahrnehmung und dem Experimentieren mit Bewegungsthemen auch um die Kontaktaufnahme zu anderen Menschen. Im ersten Teil der Stunde erfolgt dabei die eigene Auseinandersetzung mit dem und die Reflexion über das jeweilige Bewegungsthema, im zweiten Teil der Stunde geht es darum, mit dem erarbeiteten Bewegungsthema in Kontakt zu anderen Menschen zu kommen. Danach gebe ich wieder die Möglichkeit, im Gespräch zu reflektieren.

Die Aufmerksamkeit bei dieser Frage wird also darauf gerichtet, wie und ob überhaupt Kontaktaufnahme geschieht, bei welchen Bewegungsthemen das leicht/schwer fällt usw. und warum.

 

 

 

5.      Frage „Wie sehr fühle ich mich innerlich angespannt?“

 

Diese Frage fand ich wichtig, um zu überprüfen, ob Bewegung auch zu einer subjektiv wahrnehmbaren Entspannung führt.

 

 

 

5.2    Evaluierungsmethode

 

Die Auswertung der oben aufgeführten Fragen nahm ich durch Erstellung von Strichlisten vor, da ich über kein Computerprogramm verfüge, das die Fragen und Antworten auszählen und verwerten kann.

 

Ausgewertet wurden 250 Fragebögen.

 

Diese Auswertung werde ich im folgenden Kapitel darstellen und erläutern.

Daneben möchte ich immer wieder auch Aussagen aus den Gesprächsrunden beifügen, um die Ergebnisse zu unterstreichen und/oder klarer verständlich zu machen.

Da eine Begleiterhebung aller Gespräche mit meinen PatientInnen den Rahmen dieser Erhebung bei weitem sprengen würde,  möchte ich sie hier nur punktuell einsetzen.

 


 

 

6        Ergebnisse der Evaluierung

 

6.1  Vorher/nachher-Beurteilung

In dieser Auszählung habe ich sämtliche 250 Fragebögen ausgewertet.

 

 

6.1.1        Ergebnisse der ersten Frage: „Wie geht es mir, wie ist meine Stimmung?“

 

Vor der Bewegungseinheit ergibt meine Auszählung auf der Skala von 0 bis 10 einen Schnitt  von 4,26.

Nach der Bewegungseinheit ergibt meine Auszählung einen Schnitt von 6,32.

Die Steigerung der allgemeinen, noch nicht näher hinterfragten subjektiven Stimmung, des allgemeinen Befindens der 250 Befragungen beträgt also (in der Skala von 0 bis 10) 2,06 Punkte, was einer Steigerung des allgemeinen Wohl-Befindens um 20,6 % entspricht.

 

In den reflektierenden Gesprächen höre ich dabei immer wieder, dass die PatientInnen, indem sie sich auf das Bewegungsthema konzentrieren, ihren Körper spüren, die Musik hören, andere Menschen wirklich wahrnehmen, zum ersten Mal seit sie sich „so krank fühlen“ NICHT an ihre Krankheit gedacht haben, dass sich die Gedanken zum ersten Mal NICHT im Kreis drehen und die Zeit, in der sie sich bewegt haben, auf diese Weise eine ganz besondere Qualität bekommen hat. Sie haben sich seit langer Zeit wieder einmal anders gespürt als krank, mutlos, ängstlich, ohne Aussicht, „gefangen in ihren Gedanken“ um das immer gleiche Thema. Das gibt ihnen die Möglichkeit, sich selbst wieder zu spüren, sich wahrzunehmen in der Unmittelbarkeit des momentanen Erlebens. Und diese Unmittelbarkeit unterbricht wohltuend das Gefühl des Unangenehmen, der Sorgen, des „Sich-nicht-spüren-Könnens“. Manche Menschen sagen, dass sie zu ersten Mal (seit sie in der Klinik sind) wieder gelacht haben.

 

Was sie dabei erfahren ist, dass sie nicht nur ihre Krankheit sind, sondern mehr als das. Ihre Erkrankung macht ihnen deshalb nicht weniger Sorgen und Beschwerden, aber das Gefühl „ich bin mehr als das“ gibt ihnen die Möglichkeit, sich anders wahrzunehmen und etwas wie Hoffnung, Boden unter den Füssen und innere Sicherheit zu spüren.

Das sind Kompetenzen, besonders für den Umgang mit schwierigen Lebenssituationen. Diese Kompetenzen werden aber von meinen PatientInnen oft gar nicht mehr wahrgenommen oder sie achten sie gering. Indem ich ihnen diese in der Körperarbeit wahrgenommenen Kompetenzen im Gespräch wieder bewusst mache, sie ins Gedächtnis zurückhole, können sie auch wieder wert-geschätzt werden.

 

Viele PatientInnen bemerken so, dass ihnen diese Art der Bewegung gut tut und nehmen sich vor, nach der Entlassung aus der Klinik die körperliche Bewegung beizubehalten, indem sie sich eine Gruppe oder eine Veranstaltung suchen wollen mit für sie passenden Bewegungsangeboten.


 

 

6.1.2        Ergebnisse der zweiten Frage: „Wie energievoll bin ich , wie viel Kraft habe ich?“

 

Vor der Bewegungseinheit ergibt meine Auszählung auf der Skala von 0 bis 10 einen Schnitt von 3,92.

Nach der Bewegungseinheit ergibt meine Auszählung einen Schnitt von 5,95.

Die Steigerung der Wahrnehmung der eigenen Energie oder Kraft beträgt also 2,03 Punkte, was wiederum einer Steigerung der Wahrnehmung der eigenen Kraft und Energie um 20,3 %  entspricht.

 

Meistens höre ich in den reflektierenden Gesprächen mit den PatientInnen, dass sie nie gedacht hätten, dass sie sich trotzdem (trotzdem sie sich so kraftlos und schlecht fühlen) bewegen können und sie die Bewegung zusätzlich sogar als angenehm erleben.

Nachdem es in meiner Arbeit auch um Regulation geht, d.h. darum, wahrzunehmen, was gut tut und was nicht, was und wie viel (zu) anstrengend ist und was und wie viel eine angenehme Wahrnehmung des Körpers erlaubt, fangen die Patienten nicht selten an, darüber zu reflektieren, dass sie sich immer daran orientieren, was sie als Ansprüche von aussen erleben, welche Ansprüche „ausserhalb“  (von sich) sie erfüllen müssen/wollen...

Sie nehmen wahr, dass es eine persönliche Wahrnehmung davon gibt, wie viel bzw. wenig ihnen gut oder nicht gut tut. Und sie erleben körperlich, dass diese Wahrnehmung in Ordnung ist, weil sie unmittelbar erleben: „das tut mir gut“.

Dazu möchte ich Beispiele aus einer Bewegungsstunde bringen mit dem Thema „Bewegen und Innehalten“. Die PatientInnen bekommen z.B. unter anderem den Bewegungsauftrag, immer wieder während der Bewegung für sich selbst deutlich innezuhalten, bevor sie sich wieder weiterbewegen.

Das darauf folgende Gespräch beginne ich mit einer dem Thema entsprechenden Frage. In diesem Fall könnte sie z.B. lauten: „Wie haben Sie das Innehalten in der Bewegung für sich erlebt?“

Im Gespräch melden mir immer wieder PatientInnen zurück, dass ihnen das Innehalten sehr gut getan habe. Wenn ich dann weiterfrage, was denn so gut getan habe und warum, bekomme ich oft zur Antwort: „das ist wie Ausruhen.“. „das ist wie Zeit haben zum Nachdenken, wie es weitergehen soll“,  „da kann ich mich orientieren, was als nächstes kommen soll“, „da kann ich mich umschauen“, „da kann ich in mich hineinhorchen“. Auf die Frage, wie viel Platz dieses Innehalten in ihrem persönlichen Leben habe, sagen die

Betreffenden dann meistens, dass es bisher fast keinen Platz gehabt habe, sie aber auch noch nie bemerkt hätten, wie gut diese Innehalten ihnen tut.

 

Oder ein Beispiel mit dem Thema „Geschwindigkeit in der Bewegung“: Die PatientInnen können sich in verschiedenen von mir benannten Geschwindigkeiten bewegen und werden aufgefordert, für sich zu schauen, was in diesem Moment für sie „schnelle“ oder „langsame“  Bewegung ist. Im Gespräch reflektieren sie über die Frage „wie haben Sie die Geschwindigkeiten in der Bewegung erlebt?“

Manche PatientInnen bemerken dann, dass sie fast immer schnell sind, wie viel Kraft es sie kostet, schnell zu sein und dass es möglich ist, über die Regulation der Geschwindigkeit, über mehr Langsamkeit zu grösserem Wohlbefinden zu kommen und Kraft zu „sparen“.


 

 

6.1.3        Ergebnisse der dritten Frage: „Wie sehr spüre ich mich?“

 

Vor der Bewegungsarbeit ergibt meine Auszählung auf der Skala von 0 bis 10 einen Schnitt von 4,43.

Nach der Bewegungsarbeit ergibt meine Auszählung einen Schnitt von 6,58.

Die Steigerung der Wahrnehmung von sich selbst, des Spürens des eigenen Körpers, der eigenen Gefühle und des eigenen Selbst beträgt also 2,15  Punkte, das sind 21,5 %.

 

Dieser Wert war für mich zuerst besonders erstaunlich, weil die PatientInnen, wenn sie zum ersten Mal mit dieser Frage konfrontiert sind, oft überfordert zu sein scheinen. Sie wissen nicht: „was ist das, mich selber zu spüren?“

Während der Bewegung und durch die begleitenden Gespräche verstehen sie dann sehr bald, dass und wie sie sich spüren, sich wahrnehmen können.

Dabei nehmen sich die PatientInnen während der Bewegung nicht nur körperlich wahr, sondern sie erkennen auch Bewegungsvorlieben und -abneigungen und in der Erforschung dieser Vorlieben und Abneigungen auch oft die Gründe dafür. Das gibt ihnen die Möglichkeit, in der Folge mit der Bewegung anders zu experimentieren, andere, neue Möglichkeiten auszuprobieren, zu entdecken und zu integrieren.

 

Als Beispiel möchte ich das Gespräch mit einer Patientin erwähnen, die bei dem Bewegungsthema „körpernahe/körperferne Bewegungen“ spürte, wie unwohl sie sich fühlte bei der Erprobung von körperfernen Bewegungen. Auf die Frage, was an diesen Bewegungen für sie so unangenehm sei, antwortete sie, dass sie immer versucht, sich klein und unauffällig zu machen und die körperfernen Bewegungen ja viel Platz beanspruchen, der anderen Menschen in ihrem Umfeld dann vielleicht fehlt, weil sie ihn beansprucht. Durch die bewusste Erforschung der Bewegungen und ihrer Bedenken und die Rückmeldungen anderer PatientInnen, besonders in der Paararbeit, konnte sie erkennen, dass sie für andere Menschen mit körperfernen Bewegungen zwar sichtbarer und spürbarer wurde, dass ihr Gegenüber aber ebenfalls körperferne Bewegungen ausführen konnte und durchaus genug „Platz“ für beide da war. Das war für sie eine sehr neue Erfahrung und sie ging mit einem Gefühl von Neugierde und Überraschung aus der Bewegungsstunde, um in den folgenden Stunden in ihrer Wahrnehmung, Platz beanspruchen zu können/dürfen, weiterzuforschen.

 

Eine weitere wichtige Erkenntnis für viele PatientInnen ist die, dass sie über die unmittelbare körperlicher Wahrnehmung positiver Gefühle (z.B. „Ich kann mich ja trotzdem bewegen!“, „Ich habe eine Zeit lang ganz andere Dinge wahrgenommen als meine Sorgen!“ usw.) merken, dass sie mehr sind als ihre Krankheit. Für manche ist das eine Entdeckung mit sehr grosser Wirkung.


 

 

6.1.4        Ergebnisse der vierten Frage: „Wie gut komme ich in Kontakt zu anderen Menschen?“

 

Vor der Bewegungsarbeit ergibt meine Auszählung auf der Skala von 0 bis 10 einen Schnitt von 5,82.

Nach der Bewegungsarbeit  ergibt meine Auszählung einen Schnitt von 6,33.

Das ist ein Unterschied von 0,51 Punkten und entspricht einer Steigerung von 5,1 %.

 

Dieser Wert war für mich zuerst sehr überraschend. Meine Annahme war, dass die PatientInnen sich in der Kontaktaufnahme zu anderen (Mit)PatientInnen intensiver spüren würden. Dann sah ich aber, dass oft die eigene Einschätzung der Kontaktfähigkeit zu anderen Menschen nach der Bewegungseinheit geringer eingestuft worden war als vorher. Meine Interpretation (auch aufgrund der Ergebnisse aus den reflektierenden Gesprächen) ist die, dass die PatientInnen erst während der Bewegung mit dem Bewegungsauftrag, Kontakte zu anderen aufzunehmen, merken und sich darüber bewusst werden, wie schwierig gerade dieses Thema für sie ist.

In der Befragung vor der Bewegungseinheit erleben sie sich oft kontaktfähig und merken dann in der Bewegung körperlich, was Kontaktaufnahme und damit Beziehung von ihnen eigentlich verlangt und fordert, wie verletzlich sie sind und wie spürbar ihre Befürchtungen in Beziehungen werden, nicht zu genügen, nicht genug zu sein/können, den Erwartungen (des Gegenübers) nicht zu entsprechen.

 

Erst dann, wenn ihre eigenen Probleme nicht mehr so sehr belastend sind, können sie sich auf den Kontakt zu anderen Menschen einlassen und darauf, Beziehung zu überdenken, zu erforschen, wie es ihnen besser gelingen kann, in Beziehung zu gehen und sich dabei nicht selbst zu verlieren.

Manchmal allerdings erkennen PatientInnen dabei auch mit einer für sie sehr überraschenden Klarheit, wie sie sich üblicherweise in Beziehungen verhalten und wie dies wirkt und erkennen im Gespräch und in der Bewegung deutlich eine neue Möglichkeit für sich.

 

 

 

 

6.1.5        Ergebnisse der fünften Frage: „Wie sehr fühle ich mich innerlich angespannt?“

 

Vor der Bewegungsarbeit ergibt meine Auszählung auf der Skala von 0 bis 10 einen Schnitt von 4,18.

Nach der Bewegungsarbeit ergibt meine Auszählung einen Schnitt von 5,96.

Das ist ein Unterschied von 1,78 Punkten und entspricht einer Steigerung von 17,8 %.

 

Die Tatsache, dass die PatientInnen während der Bewegungseinheit ganz klare Bewegungsaufgaben erhalten und sich darauf konzentrieren, die Bewegung und das Erlebte zu reflektieren, also „auf andere Gedanken kommen“, fühlen sie sich nach der gemeinsam verbrachten Zeit oft wesentlich entspannter.

Viele PatientInnen leiden unter Angst und es ist bekannt, dass Angst sich als Spannung äussert. Insofern wird alles, was entspannt, auch zur Entängstigung beitragen und wenn durch die Beschäftigung mit dem Körper/der Bewegung die Angst vermindert wird, wird dies immer als entspannend erlebt.

Entspannung tritt also nicht nur dann ein, wenn explizit Entspannungsübungen angeboten werden, sondern auch durch die Auseinandersetzung und die Erforschung des Erlebten, ganz besonders dann, wenn sich Menschen während der Arbeit einer Ressource bewusst werden.

 

 

 

 

 

6.2    Geschlechtsspezifische Auswertung

 

Bei der folgenden Auswertung habe ich die Fragebögen von Frauen und Männern getrennt ausgewertet.

Evaluiert wurden 250 Fragebögen.

Davon wurden 170 Fragebögen von Frauen, 80 von Männern ausgefüllt.

 

 

 

 

6.2.1 Erste Frage: Wie geht es mir, wie ist meine Stimmung?

 

Vor der Bewegungsarbeit ergibt meine Auszählung bei den Frauen auf der Skala von 0 bis 10 einen Schnitt von 4,49.

Nach der Bewegungsarbeit ergibt meine Auszählung einen Schnitt von 6,56.

Das ist ein Unterschied von 2,07 Punkten und entspricht einer Steigerung von 20,7 %.

 

Bei den 80 ausgefüllten Fragebögen der Männer ergibt meine Auszählung auf der Skala von 0 bis 10 einen Schnitt von 4,01.

Nach der Bewegungsarbeit ergibt meine Auszählung einen Schnitt von 5,78.

Das ist ein Unterschied von 1,77 Punkten und entspricht einer Steigerung von 17,7  %.

 

 

 

6.2.2        Zweite Frage: Wie viel Kraft habe ich, wie energievoll bin ich ?

 

Vor der Bewegungsarbeit ergibt meine Auszählung bei den Frauen auf der Skala von 0 bis 10 einen Schnitt von 3,99.

Nach der Bewegungsarbeit ergibt meine Auszählung einen Schnitt von 6,09.

Das ist ein Unterschied von 2,10 und entspricht einer Steigerung von 21 %.

 

Bei den Männern ergibt meine Auszählung vor der Bewegungsarbeit einen Schnitt von 4,06.

Nach der Bewegungsarbeit ergibt meine Auszählung einen Schnitt von 5,50.

Das ist ein Unterschied von 1,44 und entspricht einer Steigerung von 14,4 %.

 

 

 

6.2.3        Dritte Frage: Wie sehr spüre ich mich?

 

Vor der Bewegungsarbeit ergibt meine Auszählung bei den Frauen einen Schnitt von 4,63.

Nach der Bewegungsarbeit ergibt meine Auszählung einen Schnitt von 6,76.

Das ist ein Unterschied von 2,13 und entspricht einer Steigerung von 21,3 %.


 

 

Bei den Männern ergibt meine Auszählung vor der Bewegungsarbeit einen Schnitt von 4,18.

Nach der Bewegungsarbeit ergibt meine Auszählung einen Schnitt von 5,45.

Das ist ein Unterschied von1,27 und entspricht einer Steigerung von 12,7 %.

 

 

 

6.2.4        Vierte Frage: Wie gut komme ich in Kontakt zu anderen Menschen?

 

Vor der Bewegungsarbeit ergibt meine Auszählung bei den Frauen einen Schnitt von 5,50.

Nach der Bewegungsarbeit ergibt meine Auszählung einen Schnitt von 6,64.

Das ist ein Unterschied von 1,14 und entspricht einer Steigerung von 11,4 %.

 

Bei den Männern ergibt meine Auszählung vor der Bewegungsarbeit einen Schnitt von 4,38.

Nach der Bewegungsarbeit ergibt meine Auszählung einen Schnitt von 5,88.

Das ist ein Unterschied von 1,50 und entspricht einer Steigerung von 15 %.

 

 

 

6.2.5        Fünfte Frage: Wie sehr fühle ich mich innerlich angespannt?

 

Vor der Bewegungsarbeit ergibt meine Auszählung bei den Frauen einen Schnitt von 4,04.

Nach der Bewegungsarbeit ergibt meine Auszählung einen Schnitt von 6,29.

Das ist ein Unterschied von 2,25 und entspricht einer Steigerung von 22,5 %.

 

Bei den Männern ergibt meine Auszählung vor der Bewegungsarbeit einen Schnitt von 4,10.

Nach der Bewegungsarbeit ergibt meine Auszählung einen Schnitt von 5,17.

Das ist ein Unterschied von 1,07 und entspricht einer Steigerung von 10,7 %.

 

Auffällig ist, dass sich bei den Frauen bei allen Parametern  die subjektive Befindlichkeit weit mehr zum Positiven verändert hat als bei den Männern. Für mich ist es schwer, diese Unterschiede zu erklären, ohne allgemein zu werden. Ich glaube nämlich nicht, dass Männer weniger gut auf Bewegungs- und Körperarbeit ansprechen, dass sie aber im allgemeinen ihre Befindlichkeit über das Erforschen ihrer körperlichen Wahrnehmung weniger hinterfragen und sich in dieser Wahrnehmung nicht so sicher sind wie Frauen, ihnen diese Art, sich zu erleben, unvertrauter und ungewohnter ist als den Frauen.


 

 

6.3      Auswertung des BMI-Wertes

 

Von den Stationen wurden 30 Patientinnen und Patienten auf ihr Gewicht/ihren BMI überprüft. Die Evaluierung dieser Erhebung möchte ich hier ebenfalls vorstellen.

Alle 30 vorhandenen Erhebungsbögen ergeben bei der Erstuntersuchung einen durchschnittlichen BMI von 27,0 g/(m²).

Bei der letzten Erhebung vor der Entlassung ergibt die Untersuchung einen Durchschnittswert von 27,3 g/(m²), also eine geringe Steigerung.

Der Zeitraum zwischen der ersten und der letzten Untersuchung beträgt zwischen einem und sechs Monaten.

Nur wenige der gemessenen BMI ergeben eine wirklich sehr hohe Steigerung von z.B. 19,5 g/(m²) auf 26,3 g/(m²). Die meisten Messungen ergeben eine geringe Veränderung von ca. 1 bis 2 g/(m²) nach oben oder unten.

 

Der durchschnittliche BMI bei den Frauen misst zu Beginn der Behandlung 25,7 g/(m²), zum Zeitpunkt der letzten Untersuchung einem Wert von 26,1 g/(m²), also einem durchschnittlichen Anstieg des BMI von 0,4 g/(m²).

 

Der durchschnittliche BMI bei den Männern misst zu Beginn der Behandlung 28,8 gm²), zum Zeitpunkt der letzten Untersuchung einem Wert von 29,2 g/(m²), also einem durchschnittlichen Anstieg des BMI von ebenfalls 0,4 g/(m²).


 

 

6.4      Erhebung nach CGI

 

Der CGI-Wert beschreibt den Schweregrad einer psychischen Erkrankung. In der Klinik habe ich insgesamt 180 Fragebögen nach diesem Parameter ausgewertet.

Davon wurden 129 von Frauen, 51 von Männern ausgefüllt. Da dabei bei den CGI-Werten der Stufe 6 der Männer ausschliesslich Erhebungsbögen eines einzigen Patienten vorliegen, möchte ich in diesem Fall die Evaluierung nur gesamt beschreiben und nicht nach Geschlechtern getrennt.

 

Die verschiedenen Werte bedeuten:

CGI 3: leichte Erkrankung

CGI 4: Mässige Erkrankung

CGI 5: deutliche Erkrankung

CGI 6: schwere Erkrankung

CGI 7: extrem schwere Erkrankung.

 

In meiner Evaluierung habe ich CGI-Werte von 4 bis 6 erhoben.

 

6.4.1 Auswertung nach CGI 4

Bei diesem Wert habe ich 22 Fragebögen ausgewertet.

 

 

6.4.1.1 Erste Frage: Wie geht es mir, wie ist meine Stimmung?

 

Vor der Bewegungsarbeit ergibt meine Auswertung auf der Skala von 0 bis 10 einen Schnitt von 4,23.

Nach der Bewegungsarbeit ergibt meine Auswertung einen Schnitt von 6,73.

Das ist ein Unterschied von 2,5 Punkten und entspricht einer Steigerung von 25 %.

 

 

 

 

6.4.1.2 Zweite Frage: Wie energievoll bin ich, wie viel Kraft habe ich?

 

Vor der Bewegungsarbeit ergibt meine Auswertung auf der Skala von 0 bis 10 einen Schnitt von 4,75.

Nach der Bewegungsarbeit ergibt meine Auswertung einen Schnitt von 6,73.

Das ist ein Unterschied von 1,98 Punkten und entspricht einer Steigerung von 19,8 %.

 

 

 

 

6.4.1.3 Dritte Frage: Wie sehr spüre ich mich?

 

Vor der Bewegungsarbeit ergibt meine Auswertung auf der Skala von 0 bis 10 einen Schnitt von 3,9.

Nach der Bewegungsarbeit ergibt meine Auswertung einen Schnitt von 6,32.

Das ist ein Unterschied von 2,42 Punkten und entspricht einer Steigerung von 24,2 %.


 

 

6.4.1.4 Vierte Frage: Wie gut komme ich in Kontakt zu anderen Menschen?

 

Vor der Bewegungsarbeit ergibt meine Auswertung auf der Skala von 0 bis 10 einen Schnitt von 6,45.

Nach der Bewegungsarbeit ergibt meine Auswertung einen Schnitt von 7,82.

Das ist eine Unterschied von 1,37 Punkten und entspricht einer Steigerung von 13,7 %.

 

 

6.4.1.5 Fünfte Frage: Wie sehr fühle ich mich innerlich angespannt?

 

Vor der Bewegungsarbeit ergibt meine Auswertung auf der Skala von 0 bis 10 einen Schnitt von 3,55.

Nach der Bewegungsarbeit ergibt meine Auswertung einen Schnitt von 6,59.

Das ist ein Unterschied von 3,09 Punkten und entspricht einer Steigerung von 30,9 %.

 

Interpretation:

Bei dieser Auswertung ist gut sichtbar, dass vor der Bewegungsarbeit die Kontaktfähigkeit zu anderen sehr hoch eingeschätzt wird. Nach der Bewegungsarbeit ist der Wert zwar etwas höher, ich sehe meine Vermutung aber bestätigt, dass die Menschen erst über die Überprüfung der Wahrnehmung ihrer Kontaktfähigkeit und Kontaktfreude merken, dass Kontakt und Beziehung sie oft überfordern und sie sehr mit sich selber beschäftigt sind, dass die Möglichkeit, Kontakt zu anderen Menschen aufzunehmen, für sie eine Herausforderung darstellt.

Besonders hoch ist in dieser Auswertung der Entspannungsfaktor. Sehr viele meiner PatientInnen fühlen sich durch die Arbeit wesentlich entspannter und teilen dies auch mit. Dieser Faktor wird für mich auch immer sehr deutlich sichtbar, wenn die Körperhaltung der Menschen, mit denen ich arbeite, sich verändert/entspannt und auch die Gesichter sich verändern, der Blick sich öffnet.


 

 

6.4.2        Auswertung nach CGI 5

Bei diesem Wert habe ich 115 Fragebögen ausgewertet.

 

 

 

6.4.2.1  Erste Frage: Wie geht es mir, wie ist meine Stimmung?

 

Vor der Bewegungsarbeit ergibt meine Auswertung auf der Skala von 0 bis 10 einen Schnitt von 5,o6 Punkten.

Nach der Bewegungsarbeit ergibt meine Auswertung einen Schnitt von 6,25 .

Das ist ein Unterschied von 1,19 Punkten und entsprich einer Steigerung von 11,9 %.

 

 

 

6.4.2.2  Zweite Frage: Wie energievoll bin ich , wie viel Kraft habe ich?

 

Vor der Bewegungsarbeit  ergibt meine Auswertung auf der Skala von 0 bis 10 einen Schnitt von 4,45.

Nach der Bewegungsarbeit ergibt meine Auswertung einen Schnitt von 6,0.

Das ist ein Unterschied von 1,55 Punkten und entsprich einer Steigerung von 15,5 %.

 

 

 

6.4.2.3  Dritte Frage: Wie sehr spüre ich mich?

 

Vor der Bewegungsarbeit ergibt meine Auswertung auf der Skala von 0 bis 10 einen Schnitt von 5,15.

Nach der Bewegungsarbeit ergibt meine Auswertung einen Schnitt von 6,61.

Das ist ein Unterschied von 1,46 Punkten und entspricht einer Steigerung von 14,6 %.

6.4.2.4  Vierte Frage: Wie gut komme ich in Kontakt zu anderen Menschen?

 

Vor der Bewegungsarbeit ergibt meine Auswertung auf der Skala von 0 bis 10 einen Schnitt von 5,21.

Nach der Bewegungsarbeit ergibt meine Auswertung einen Schnitt von 6,50.

Das ist ein Unterschied von 1,29 Punkten und entspricht einer Steigerung von 12,9 %.

 

 

 

6.4.2.5  Fünfte Frage: Wie sehr fühle ich mich innerlich angespannt?

 

Vor der Bewegungsarbeit ergibt meine Auswertung auf der Skala von 0 bis 10 einen Schnitt von 4,5.

Nach der Bewegungsarbeit ergibt meine Auswertung einen Schnitt von 5,97.

Das ist ein Unterschied von 1,47 Punkten und entspricht einer Steigerung von 14,7 %.


 

 

Interpretation:

Bei vorliegenden Daten wird sichtbar, dass zwar bei allen Fragen eine Steigerung des Wohlbefindens eingetreten ist, dass aber diese Steigerungen wesentlich gleichmässiger (besonders bei der vierten Frage) ist. Ich kann mir vorstellen, dass bei der vorliegenden Schwere der Erkrankung für die PatientInnen von vornherein spürbar ist, dass sie sich im Kontakt zu anderen Menschen nicht sicher fühlen. Wenn die Erkrankung später nicht mehr so akut ist, nehmen die Menschen eher an, sie seien auch in der Kontaktaufnahme wieder sicherer und bemerken erst in der konkreten Auseinandersetzung mit diesem Thema in der Bewegung, dass sie dabei überfordert sind.

 

 

 

6.4.3        Auswertung nach CGI 6

Bei diesem Wert habe ich 43 Fragebögen vorliegen.

 

 

 

6.4.3.1   Erste Frage: Wie geht es mir, wie ist meine Stimmung?

 

Vor der Bewegungsarbeit ergibt meine Auswertung auf der Skala von 0 bis 10 einen Schnitt von 4,02.

Nach der Bewegungsarbeit ergibt meine Auswertung einen Schnitt von 6,07.

Das ist eine Unterschied von 2,05 Punkten und entspricht einer Steigerung von 2,05 %.

 

 

 

6.4.3.2  Zweite Frage: Wie energievoll bin ich , wie viel Kraft habe ich?

 

Vor der Bewegungsarbeit ergibt meine Auswertung auf der Skala von 0 bis 10 einen Schnitt von 4,02.

Nach der Bewegungsarbeit ergibt meine Auswertung einen Schnitt von 5,77.

Das ist eine Unterschied von 1,75  Punkten und entspricht einer Steigerung von 17,5 %.

 

 

 

6.4.3.3  Dritte Frage: Wie sehr spüre ich mich?

 

Vor der Bewegungsarbeit ergibt meine Auswertung auf der Skala von 0 bis 10 einen Schnitt von 4,11.

Nach der Bewegungsarbeit ergibt meine Auswertung einen Schnitt von 6,58.

Das ist ein Unterschied von 2,48 Punkten und entspricht einer Steigerung von 24,8 %.

 

 

 

6.4.3.4  Vierte Frage: Wie gut komme ich in Kontakt zu anderen Menschen?

 

Vor der Bewegungsarbeit ergibt meine Auswertung auf der Skala von 0 bis 10 einen Schnitt von 4,98.

Nach der Bewegungsarbeit ergibt meine Auswertung einen Schnitt von 6,23.

Das ist ein Unterschied von 1,25 Punkten und entspricht einer Steigerung von 12,5 %.


 

 

6.4.3.5  Fünfte Frage: Wie sehr fühle ich mich innerlich angespannt?

 

Vor der Bewegungsarbeit ergibt meine Auswertung auf der Skala von 0 bis 10 einen Schnitt von 3,98.

Nach der Bewegungsarbeit ergibt meine Auswertung einen Schnitt von 6,07.

Das ist ein Unterschied von 2,09 und entspricht einer Steigerung von 20,9 %.

 

 

 

 

Interpretation:

 

Gerade bei den PatientInnen mit schwerer Erkrankung sind die Werte, die die Stimmung, das Sich-Spüren und die Entspannung erheben, durch die Bewegungsarbeit besonders gestiegen.

 

Ich sehe auch immer wieder, dass gerade die Menschen, denen es sehr schlecht geht, ganz besonders erleichtert und dankbar sind, wenn sich ihre Stimmung während der Arbeit aufhellt, sie sich besser wahrnehmen, sich und ihren Körper wieder spüren können und sich dadurch auch entspannter fühlen. Manchmal ist es sehr berührend für mich, zu sehen, wie sich diese Menschen freuen, etwas in sich zu entdecken das ihnen bewusst macht, dass sie mehr als ihre Krankheit sind, dass sie Boden unter ihren Füssen spüren, dadurch auch Boden in sich und wie sich dadurch ihre Gesichter verändern, ihre Augen sich öffnen und sie wieder „sehen“.

 

 

 

 

 

 

7            Zusammenfassung

 

Zusammenfassend möchte ich sagen, dass die Bewegungsanalytische Arbeit in der  Psychiatrie für mich persönlich eine sehr anspruchsvolle und sehr wichtige Arbeit  geworden ist.

Ich freue mich, dass die Ergebnisse der Evaluierung meinen Eindruck bestätigen: die PatientInnen, die mir zugewiesen werden, profitieren sehr. Sie berichten mir, dass sowohl ihre  körperliche als auch ihre seelisch/psychische Befindlichkeit sich meistens sehr positiv verändert, dass sie sich und ihre Ressourcen besser wahrnehmen und sie sich darüber hinaus wesentlich entspannter fühlen.

Mein Dank gilt allen, die mich bei meiner Arbeit unterstützen und mir dabei ihr Vertrauen schenken, nicht zuletzt meinen Patienten, die zu mir kommen und sich von mir ein Stück ihres Weges begleiten lassen.

 

 


 

Literaturhinweise:

 

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Ellrott, T.; Pudel, V.: Adipositastherapie. Georg Thieme Verlag, 1998.

 

Hauner et al.: Qualitätskriterien für ambulante Adipositasprogramme. Eine gemeinsame Initiative der Deutschen Adipositas-Gesellschaft, Deutschen Akademie für Ernährungsmedizin, Deutschen Gesellschaft für Ernährung, Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin. In: „Adipositas“, 10 (Heft 19), 5-8, 2000.

 

Konopka, P.: Sporternährung. BLV Verlagsgesellschaft mbH, München 2001.

 

Miller, W.C.; Jacob, A.V.: The health at any size paradigm for obesity treatment: the scientic evidence.