Ich hatte so einen Durst

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    • Ich hatte so einen Durst

      so einen unglaublichen Durst, ich glaub das war das schlimmste für mich in Fixierung. Aber ich hab gekämpft und gelitten, hab mich nicht unterkigen lassen. Weiter geschrien um Hilfe und Wasser, aber wie schreit man wenn man einem der Mund so ausgetrocknet alles wie mit Patex zu einem einzigen Kneul zusammenkleb, die Zunge auf Ihre dreifache größe angeschwollen ist.

      Kräftesparen, den letzten Speichel sammeln und weiter schreien. Versuchen aus dieser blöden Fixierung rauszukommen. Sich moralisch über Wasser fühlen.

      Klingeln war nicht mehr, als man mich nach Tagen von der Klingel in die Mitte des Raumes geschoben hatte, eigentlich schalldicht. Aber ich habe eine Laute stimme. Wenn man Durst hat und Hilfe möchte.


      Dieser ganze weiße Schaum oder vielmehr Belag oder Gips auf der Zunge, auf den Backen, ausgetrocknete Lippen, wie Reinhold Messner bei der Besteigung des Everest oder verschollene im australischen Outback, ich war nur in der deutschen Psychatrie.


      Dann endlich, hat mir ein Mitpatient Wasser gebracht. Zaghaft und vorsichtig, er dürfe hier eigentlich nicht herein.

      Ich hatte Wasser und konnte langsam meine Zunge aufweichen, meinen Mund nach fünf Minuten war mein Mund wieder geschmeidig nicht mehr so spröde und ausgemerkelt.

      Ich glaub ich konnte sogar wieder essen und schlucken.


      Mein Thema ist eigentlich die gewaltfreie Kommunikation, also zu hören was brauche ich was braucht mein Gegenüber.

      Manchmal wär es so einfach Wasser

      Es gibt also noch viel zu tun, packen Wir es an. Ich möchte das soetwas nicht wieder passiert.


      Ob man mich jetzt vergessen hatte, brechen wollte oder strafen - Ich hatte solchen Durst.


      Gruß Posi

      Es gibt einen Ort jenseits von richtig und falsch dort treffen wir uns

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    • es ist wirklich

      nicht zu fassen.

      bei meinem ersten klinikaufenthalt hatte ich es auch immer wieder mit fixierung zu tun. ich war psychotisch nicht aggressiv, auf die heavy heavy medis hinauf war ich es wohl doch, wenn pflegerInnen unsensibel mit mir umgingen. dass ich immer wieder solche striemen und verletzungen hatte und auch die erinnerung habe, dass manche pflegerIn selbst wütend und aggressiv reagierte, ist nix schönes.

      einmal nachts, der mond schien hell und ich konnte nicht schlafen. ich hatte solche angst. da ging ich zum bett einer mitpatientin, sie schlief und ich stand dann da und wusste nicht was tun.
      sie erwachte aber, erschrak furchtbar, als ich da im mondlicht vor ihr stand und fing fürchterlich an zu schreien.
      vom folgenden weiß ich nichts mehr, das hat die erinnerung ausgeblendet. aber ich wurde von den pflegern wohl recht unsanft niedergerissen und fixiert, wie gesagt, ich weiß es nicht mehr. die mitpatientin war ziemlich geschockt und hat sich auch bei mir entschuldigt. als ob sie was dafürkonnte.


      es gab auf dieser station aber noch eine schlimmere strafe als die fixierung. der raum mit den fixierbetten war durch eine glaswand vom rest der station getrennt und es gab dort auch kameras.
      der raum, in den ich eines tages gebracht wurde, hatte nur ganz oben ein paar oberlichten zum gang. die tür zur station war dick und gepolstert und schalldicht. es gab auch keine kamera oder irgendein guckloch oder irgendwas. der raum war gut zwei mal zwei meter groß, wodurch er sehr hoch wirkte.
      da kam dann mein bett hinein, und da kam ich hinein. die tür ging hinter mir zu. mir wurde bewusst, in welcher lage ich war, und in meinem entsetzen und meiner verzweiflung habe ich erstmal die influsionsflasche in das waschbecken geknallt. komischerweise hab ich mich an keinen scherben am boden geschnitten. ich kletterte dann die gitterwand hinter dem bett hoch, dachte, hinunterfliegen zu können. kletterte aber dann wieder runter und legte mich ins bett. was anderes konnte ich nicht tun.

      dieser raum wurde erst "stillgelegt", als eine patientin da drinnen hilflos verbrannte.

      blattl
    • Berichte, die Angst machen!

      vor der Psychiatrie, insbesondere der Fixierung und der sogenannten "Gummizelle". Gummi brennt sehr geruchsintensiv, schwelt vor sich hin, schmilzt... aber mich würd interessieren, mit dem Brand, woher kam das Feuerzeug, oder griff das Feuer auf die Isolierstation über?!

      Ich hab meist in offenen Stationen gelegen, gesessen, Ergotherapie, Spaziergänge gemacht und die Medis genommen die man nehmen muss. Aber in Liebenburg (Privatklinik Dr. Fontheim GmbH) drohte mir eine Ärztin damit, mich auf die geschlossene Station zu verlegen. Einmal ging ich zur Polizei und bat darum, dass man mich gehen lassen möge, ich sei ohne Gerichtsbeschluss dort. Das hatte ein unangenehmes Gespräch zur Folge, wo die Ärztin sagte: "Ich möchte Sie ungern auf eine geschützte Station verlegen, aber wenn Sie sich so verhalten, Ihre Medikamente nicht nehmen wollen und nicht kooperieren..."

      Schließlich bekam ich am Wochenende "Ausgang", Verwandte durften mich abholen und abends sollte ich eigentlich zurück sein. Ich hab ne Handtasche mit Wertsachen vollgepackt und meinen Eltern gesagt, dass ich nicht zurück will, sie haben dann schließlich am nächsten Tag meine Sachen abgeholt. Ausgebüxt war ich, weil das Zeldox verschwommene Sicht und Schlaflosigkeit verursachte, Atemnot mit der Angst zu ersticken, und das mitten in der Nacht. Und nen Korb sollte ich flechten in der Ergotherapie, konnte kaum geradeaus gucken und erst recht nicht grade Löcher bohren geschweige denn beim Flechten die Stränge koordinieren.

      In einer geschlossenen Station war ich einmal, davon weiß ich nur, dass ich die meiste Zeit heulend im Bett lag (damals gabs nur Haldol), eine Krankenschwester fragte mich, was los sei und ich konnte nix antworten weil ich mich nicht auszudrücken wusste, Gehschwierigkeiten hatte (Gleichgewichtsstörungen), anfangs sogar Schluckbeschwerden (Kieferkrampf) und Akineton dazu bekam. Vorher war ich auf der offenen Station, wo ich fast nur geschlafen habe, man mich zu den Mahlzeiten wecken musste und auf dem Weg zur Toilette tragen musste, weil ich auf dem Gang zusammenkippte.

      Mit den Medis, die ich heute kriege, bin ich vollends zufrieden, habe keine Nebenwirkungen und hoffe, dass sich solche Erlebnisse nie wiederholen. In den Klapsen war ich bisher nur wegen meiner Psychosen, in den Depris bin ich unauffällig (bis aufs hohe Schlafbedürfnis). Wenn ich aber solche Berichte von Posi und Blattl lese, kommt mir die Galle hoch, die sie mir vor 6 Jahren rausoperiert haben.

      Da muss jemand verbrennen oder verdursten, bevor man sich um ihn kümmert?! Furchtbare Zustände im heutigen Zeitalter!! ?(
      Liebe Grüße
      Schlumpfmaus


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      Wer nicht im Stande ist, etwas zu tun, der ist in der Lage, sich zu beschweren. Letzteres verhindert den Stand.
    • die patientin hat ein feuerzeug reingeschmuggelt - vielleicht auch zigaretten (auf dieser station durfte niemand ein eigenes feuerzeug haben, feuer für die zigarette gab es nur von den pflegerInnen)

      blattl

      in der zeitung stand angeblich eine ganz kleine notiz.
      konsequenzen gab es meines wissens auch für niemanden.
      vielleicht war ja die patientin selber schuld.
    • Hilfolsigkeit,

      aber Wir haben gekämpft. Ich habe gekämpft, was Du für mich schreibst Blattl, Da spricht für mich eine ganze Menge Verzweiflung "ich kletterte dann die gitterwand hinter dem bett hoch, dachte, hinunterfliegen zu können (in die Scherben). kletterte aber dann wieder runter und legte mich ins bett. was anderes konnte ich nicht tun."

      Gut, Du wolltest dich ja nicht umbringen, bloß zeigen, das Du nicht so willst, wie die das für "richtig" halten.

      Wie heißt denn der Film, wo es um alleierte Kriegsgefangene im zweiten Weltkrieg, in einem deutschen Kriegsgefangenenlager geht?! Gesprngte Ketten - nach "Unkooperation," darf Steve McQueen immer einen Baseball mit in den Bunker (Isolierzelle) mitnehmen. Dort knaller ihn gegen den Boden um ihn gegen die Wand prallen zu lassen, um ihn anschließend wieder mit seinem Handschuh auffangen zu können.

      Also, wenn schon einen Raum, wie Du ihn beschreibst, Blattl hät ich wenigstens gern einen Ball.

      Ich kenn das wenn einem da so scheiß langweilig wird, fallen einem irgendwann wirklich nicht mehr sehr gescheite Sachen ein und die verstehen wirklich nicht, wie man denn da nicht auch mal aggresiv wird - Rebellion oder Unterwerfung, ich glaube Rebellion, ist da noch die gesündere und natürliche Anpassungsweise.

      Es gefällt mir, das ihr keinen Zweifel gelassen habt, welches Eure Wahl ist, weil ich gerne in Freiheit, Würde und Autonomie lebe.


      Ich kam auch auf die dolsten Dinger, wollte mit meinem Handyakku mein Rasierwasser in Brand setzen um Aufmerksamkeit zu erzeugen, nur darum geht es doch dann oder?!

      Das einem vielleicht mal jemand versteht und hilft.


      Wie meine Krankenschwester, die mich nach vierzehen Tagen befreit hat. Mit den Worten: Herr ... sind sie da immer noch drin?! Ehm Wollen Sie da nicht mal raus?! Ähmm

      Die Schwester war eine Woche im Urlaub, wie sich anschließend herausstellte.

      Erst, als ich wieder soetwas wie menschlich behandelt wurde, wollte ich wieder aus vollem Herzen kooperativ sein.

      Wobei ich es sehr menschlich finde, bei Unterdrückung sich irgendwie zu helfen.


      Lustigerweise, ein paar Tage nach der Fixierung, hörte ich wieder ein Schreien, auß "meinem" alten Zimmer. Er hatte auch noch kaum mehr verstänlich schreien können. Aber es war ja nur ein Wort "Hilfe." Ich habe mir ein Herz genommen und bin mit einem Glas Wasser, nach zweimaligen Klopfen an sein Bett, er war schon völlig ausgedört von der Schreierrei und hat mich angeschaut, aufgerichtet und mit seinen Armen die Fixierung wegwischen wollen. Ich hab das Glas Wasser an seine Lippen gehalten und erklärt, das ich Patient bin und solange er hier schreit und um so mehr er sich wehrt, um so fester werden Sie Ihn festbinden. Er solle seine Kräfte darauf reduzieren einen ruhigen Eindruck zu machen.

      Als ich das sagte, ist der junge Mann in einen Erschöpfungsschlaf gefallen und bin wieder aus dem Raum, wo es übrigens keine Glaswand oder Kamera gab.

      Als ich rauskam, sagte ein Pfleger zu mir Herr .. Sie dürfen da nicht herein, ich kann ja verstehen wenn Sie Mitleid haben, aber Wir können die Situation besser einschätzen.

      Ich sag "Mitleid," mir ging das Geschreie auf die Nerven. Da hat der Pfleger wirklich verwundert gekuckt. Ich weiß nicht ob ich gesagt habe, wieso könnt ihr nicht dafür sorgen das er ruhig ist?! Aber ich glaub er hat mich schon verstanden.

      Der junge Mann, wurde noch am nächsten Tag von seinen Eltern abgeholt. Sicher war er nicht so ein schlimmer Fall wie ich.


      Zum Glück hatte ich nur eine so heftige Manie und kann mir auch mitlerweile nicht mehr wirklich vorstellen, das soetwas wieder passiert. Außerdem lernt man ja dazu, manchmal - ich bin eben wohl vielleicht etwas stur, oder so - aber brechen will ich mich nicht lassen.


      Ich will damit sagen, ich habe keine Angst wieder in so eine Situation zu kommen, aber was ist mit Leuten, die öfter mal eine Manie bekommen?!

      Wo die Angst berechtigt ist, wieder in Fixierung zu kommen oder in eine "Isolierzelle" wo es noch nicht mal einen Fernseher oder einen Ball oder ein Telefon gibt, ganz zu schweigen von einen Internetanschluß :]



      Gruß Posi-Denki


      Mensch zu sein ist nicht schwer, Mensch zu werden um so sehr =)

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    • RE: Hilfolsigkeit,

      Lieber Posi-Denki, liebe Blattl...

      mir läuft es eiskalt den Rücken runter, wenn ich das lese!
      Ich finde hier geht es um wesentliche Unterlassungen und um soziale Misstände, die einer Kontrolle und Änderung bedürften.
      Ich würde das mit einer genauen Schilderung einer zuständige Ombudsstelle zukommen lassen, die sich für Patientenrechte einsetzt.

      Mir fällt hier z.B. das "Europäische Komitee zur Verhütung von Folter und unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe (CPT)" ein.
      Dieses Komtee untersucht Gefängnisse und Psychiatrieen auf menschliche Behandlung. Hier ein Link dazu: cpt.coe.int/german.htm

      Liebe Grüße
      dcine
    • RE: Hilfolsigkeit,

      Original von positives-denken

      Ich will damit sagen, ich habe keine Angst wieder in so eine Situation zu kommen, aber was ist mit Leuten, die öfter mal eine Manie bekommen?!

      Wo die Angst berechtigt ist, wieder in Fixierung zu kommen oder in eine "Isolierzelle" wo es noch nicht mal einen Fernseher oder einen Ball oder ein Telefon gibt, ganz zu schweigen von einen Internetanschluß :]


      Lieber Pos-Denki,

      das muss ich aber auch sagen:
      Es gibt aber leider keine Garantie. Wenn ich schon mal in dieser Lage gewesen wäre, würde ich lieber "negativ denken" und mich mit einer Prophylaxe vor einem Rückfall schützen- um möglichst nicht mehr in eine solche Situation zu kommen.
      Das ist ja auch der Sinn der Sache.

      Liebe Grüße
      dcine
    • den Glauben und die Hoffnung darf man nicht verlieren.

      Es hört sich wirklich schrecklich an was Du erlebt hast. Ich schildere das ja manchmal so, wie einen großen Abenteuerspielplatz, wo ich doch fühlte, das mir niemand ernsthaft etwas antun könnte auf der anderen Seite hatte ich schon auch manchmal Angst, ich hatte zwar meistens das Gefühl mich auch verteidigen zu können aber was ist wenn ich schlafe oder so desulat von den Medikamenten bin außerdem war ich ja festgebunden. Ich hatte eigentlich nur Angst vor einer Person, die hatte mich bei der Fixierung gewürgt. War ja bestimmt keine Absicht aber ich werd noch mal mit Ihm reden, mitlerweile bin ich da glaub ich weit genug.

      Aber wie ging es Dir?! Wenn Du es so furchtbar fandest, warum bist Du dann nicht verrückt geworden?!

      Ich will damit nur sagen, Du hast meinen vollen Respekt, das Du das durchgestanden hast.

      Ich kenne Leute, die haben ähnliches erlebt und sind beklopt geworden oder nennen die Leute die dort arbeiten Folterer und wollen sie nun ebenfalls bestrafen.

      Was hat Dir geholfen das durchzustehen und weiter Kontakt mit Deiner Menschlichkeit zu halten?!


      Gruß Tobias

      Es gibt einen Ort jenseits von richtig und falsch dort treffen wir uns.
    • RE: Hi Blattl,

      aber posi,
      verrückt war ich doch schon :D
      verrückt am meisten durch den tod meines ersten kindes, nicht verarbeitet, stark gewesen, weiterstudiert...

      das war verrückt.

      alles was danach kam, waren peanuts.

      und den glauben an die menschlichkeit hab ich mir genauso erhalten wie du: indem ich das glück hatte, immer wieder so lieben menschen zu begegnen, und manche sind fixsterne in meinem leben geworden.
      und ich tu mir auch recht leicht, menschen zu lieben, sogar im internetten :)
      manchmal gibts halt eine herbe enttäuschung, aber eine negativdenkerin werd ich deshalb noch lang nicht. geht gar ned.

      dann bleiben wir halt auf dem positiven dampfer, sind ja eh so viele drauf...

      blattl

      und liebe Dcine,
      ich hab mich durchaus schon persönlich an sehr hoher stelle für konkrete fälle eingesetzt. bisserl manie brauchte ich dazu schon, gemerkt hat die politik das nicht. 8) :D

      ich will jetzt auch nicht mehr in der vergangenheit rühren, sondern weiterbügeln, damit ich morgen zeit hab, die schale für das grab zu richten, einen kuchen zu backen und mit Igraine ein wenig zu shoppen.

      leben will ich
      hier und heute
    • RE: Hi Blattl,

      Ach liebe Blattl,

      das tut mir so leid mit deinem Kind!!!
      Da würde ich auch "verrückt", falls man das so nennen kann.
      Ich glaube jeder fühlende Mensch würde das, das ist also normal.
      Ich wünsche dir von Herzen, dass du das gut verarbeiten kannst.
      Ja und morgen einen möglichsten unbeschwerten Tag und viel Spaß beim Shoppen.

      Ich muss mit meinem Sohn morgen ins Spital. Wahrscheinlich braucht er eine Augenoperation. WÄH!

      >>>ich hab mich durchaus schon persönlich an sehr hoher stelle für konkrete fälle eingesetzt. bisserl manie brauchte ich dazu schon, gemerkt hat die politik das nicht.

      Sehr gut. Wenn man sich da nicht beschwert, wird sich auch kaum etwas ändern. Nichts gefallen lassen.

      Alles Liebe und Gute!
      dcine
    • dank dir Dcine,

      ich habs halt noch immer nicht ganz derpackt, wie man hier sagt.
      die thera meinte, ich solle in eine SHG für trauernde eltern gehen.
      aber das geht für mich gar nicht, mich mit menschen konfrontieren,
      die auch so ein tiefes leid empfinden, das wahrscheinlich noch viel
      frischer ist als meins. nein, echt nicht.

      und :D, dass du meine verrücktheit als normal betrachtest.
      wer über bestimmte dinge den verstand nicht verliert, der hat keinen
      zu verlieren, wie es heißt.

      hoffentlich geht das mit deinem sohn und seinen augen
      gut aus, vielleicht sogar ohne operation. ich drück euch
      ganz fest die daumen (weil bügeln habe fertich).

      blattl
    • das freut mich, das Du endlich trauern kannst.

      Trauern heißt verarbeiten hast, auch wenn es eine Narbe bleiben kann oder wird.

      Zu leben hier und heute ist sicher eine gute Maßnahme, dazu gehört natürlich auch Trauern, es tut mir leid das Du dir die Zeit zum Trauern nicht nehmen konntest und stark sein "mußtest".

      Zu Leben, Dein Sohn hätte es bestimmt so gewollt.

      Frag mich nicht, warum ich immer auf Sohn komm.

      Dein Kind jedenfalls.


      Alles Gute

      Tobias


      Mir fällt grad ein, das ich da noch eine Geschichte hab über trauern, setz ich noch mal mit rein


      Es war eine kleine Frau, die den staubigen Feldweg entlang kam. Sie war wohl schon recht alt, doch ihr Gang war leicht, und ihr Lächeln hatte den frischen Glanz eines unbekümmerten Mädchens. Bei einer zusammengekauerten Gestalt blieb sie stehen und sah hinunter. Sie konnte nicht viel erkennen. Das Wesen, das da im Staub des Weges saß, schien fast körperlos. Es erinnerte an eine graue Flanelldecke mit menschlichen Konturen.

      Die kleine Frau bückte sich ein wenig und fragte: "Wer bist du?"

      Zwei fast leblose Augen blickten müde auf. "Ich? Ich bin die Traurigkeit", flüsterte die Stimme stockend und so leise, dass sie kaum zu hören war.

      "Ach, die Traurigkeit!" rief die kleine Frau erfreut aus, als würde sie eine alte Bekannte begrüßen.

      "Du kennst mich?" fragte die Traurigkeit misstrauisch.

      "Natürlich kenne ich dich! Immer wieder einmal hast du mich ein Stück des Weges begleitet."

      "Ja, aber...", argwöhnte die Traurigkeit, "warum flüchtest du dann nicht vor mir? Hast du denn keine Angst?"

      "Warum sollte ich vor dir davonlaufen, meine Liebe? Du weißt doch selbst nur zu gut, dass du jeden Flüchtigen einholst. Aber, was ich dich fragen will: Warum siehst du so mutlos aus?"

      "Ich... ich bin traurig", antwortete die graue Gestalt mit brüchiger Stimme.

      Die kleine, alte Frau setzte sich zu ihr. "Traurig bist du also", sagte sie und nickte verständnisvoll mit dem Kopf. "Erzähl mir doch, was dich bedrückt."

      Die Traurigkeit seufzte tief. Sollte ihr diesmal wirklich jemand zuhören wollen? Wie oft hatte sie sich das schon gewünscht.

      "Ach, weißt du", begann sie zögernd und äußerst verwundert, "es ist so, dass mich einfach niemand mag. Es ist nun mal meine Bestimmung; unter die Menschen zu gehen und für eine gewisse Zeit bei ihnen zu verweilen. Aber wenn ich zu ihnen komme, schrecken sie zurück. Sie fürchten sich vor mir und meiden mich wie die Pest."

      Die Traurigkeit schluckte schwer. "Sie haben Sätze erfunden, mit denen sie mich bannen wollen. Sie sagen: Papperlapapp, das Leben ist heiter. Und ihr falsches Lachen führt zu Magenkrämpfen und Atemnot. Sie sagen: Gelobt sei, was hart macht. Und dann bekommen sie Herzschmerzen. Sie sagen: Man muss sich nur zusammenreißen. Und sie spüren das Reißen in den Schultern und im Rücken. Sie sagen: Nur Schwächlinge weinen. Und die aufgestauten Tränen sprengen fast ihre Köpfe. Oder aber sie betäuben sich mit Alkohol und Drogen, damit sie mich nicht fühlen müssen."

      "Oh ja", bestätigte die alte Frau, "solche Menschen sind mir schon oft begegnet."

      Die Traurigkeit sank noch ein wenig mehr in sich zusammen. "Und dabei will ich den Menschen doch nur helfen. Wenn ich ganz nah bei ihnen bin, können sie sich selbst begegnen. Ich helfe ihnen, ein Nest zu bauen, um ihre Wunden zu pflegen. Wer traurig ist, hat eine besonders dünne Haut. Manches Leid bricht wider auf wie eine schlecht verheilte Wunde, und das tut sehr weh. Aber nur, wer die Trauer zulässt und all die ungeweinten Tränen weint, kann seine Wunden wirklich heilen. Doch die Menschen wollen gar nicht, dass ich ihnen helfe. Statt dessen schminken sie sich ein grelles Lachen über ihre Narben. Oder sie legen sich einen dicken Panzer der Bitterkeit zu."

      Die Traurigkeit schwieg. Ihr Weinen war erst schwach, dann stärker und schließlich ganz verzweifelt.

      Die kleine, alte Frau nahm die zusammengesunkene Gestalt tröstend in ihre Arme. Wie weich und sanft sie sich anfühlt, dachte sie und streichelte zärtlich das zitternde Bündel.

      "Weine nur, Traurigkeit", flüsterte sie liebevoll, "ruh dich aus, damit du wieder Kraft sammeln kannst. Du sollst von nun an nicht mehr alleine wandern. Ich werde dich begleiten, damit die Mutlosigkeit nicht noch mehr an Macht gewinnt."

      Die Traurigkeit hörte auf zu weinen. Sie richtete sich auf und betrachtete erstaunt ihre neue Gefährtin.

      "Aber... aber - wer bist eigentlich du?"

      "Ich?" sagte die kleine, alte Frau schmunzelnd, und dann lächelte sie wieder so unbekümmert wie ein kleines Mädchen. "Ich bin die Hoffnung."

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    • ja, ich hab gestern auch viel getrauert.

      erst sollte ich ein wenig bei den kerzen sortieren, aber ich hab dem einem jungen mitarbeiter mit dem erica-herz (er hat auch ein solches, so ein lieber bua) gesagt, ich kann keine kerzen mehr sehen. er weiß das mit meinem kind, wir haben uns ja ein wenig angefreundet.
      so war ich dann draußen auf der noch kalten terrasse und hab so chrysanthemen aussortiert. diese mit den großen ballen, immer drei an einer pflanze.
      man muss aussortieren, es fällt mir immer noch schwer, aber es kauft die niemand mehr. im sommer hab ich zur verwunderung meiner damaligen chefin (sie kriegt im jänner ein baby :) und ist jetzt in karenz) die aussortierten, die in der sonne dörrten, wenigstens noch gegossen.
      also da waren immer drei ballen an einer pflanze. wie meine drei mäderls.
      aber oft war ein ballen abgebrochen, die pflanze musste weg.

      basta, sonst heul ich wieder. hab gestern natürlich nciht geheult. soziale anpassung. am abend dann. aber das tut so gut.

      aber mein wald mit den zwergen und elfen, das hat mich dann so gefreut.
      und die leute dort im baumarkt sind so was von lieb, und die kunden freuen sich so über meine freundlichkeit und zuwendung. auch wenn ich mich noch immer nicht überalll auskenn, das macht gar nicht so viel, das ersetz ich duch charme.
      der job bringt mich meter weiter.
      übrigens sucht der chef grad mitarbeiter, einen mann will er. die arbeitsmarktlage ist da wo ich wohn ja sehr gut.

      und ich hab immer gedacht, mich nimmt sowieso keiner und hab mich in einem arbeitsprojekt für psychisch kranke mit 5 euro und unmöglicher behandlung durch die betreuende sozialarbeiterin abspeisen lassen.

      das mit der selbststigmatisierung war bei mir krass.
      aber nun fühl ich mich geheilt - mit psychosen.

      muahahahaha

      blattl
    • aber heut hatte ichs lustig.
      eins meiner patenkinder ist für eine große bank als sumsi-biene aufgetreten, was ihm leider unheimlich peinlich war. habs ihm eh gesagt, dass das unnötig ist. war die lachnummer des abends, dennoch.

      und das sittsame blattl hat ein wenig mit einem sehr gutaussehenden 38jährigen geflirtet (blaue sternderlaugen), der mit dreißig noch cello zu lernen begonnen hat, sonst aber ein ganz sinnlich-erdiger typ ist.

      nachdem all mein leiden (und was nach dem tod meiner beate kam, waren keineswegs peanuts, aber die details erspar ich euch) und meine "psychotischen" versuche, gegen dieses leiden überall auf der erde etwas zu unternehmen sicher nicht ohne sinn waren, aber doch keine wirkung zeigten =)

      habe ich beschlossen, den rest meines lebens manisch zu leiben.
      dabei im rahmen der konventionen zu bleiben und möglichst niemanden zu verletzen.
      damit bleibt der rahmen eh noch ziemlich eng, aber für mich ist das ein fortschritt. :)

      kurz, das blattl wird es sich weiterhin gutgehen lassen und ganz sicher nicht mehr so streng mit sich sein.
      das war heut ein anfang. ;)

      was engagement betrifft, ich weiß nicht wo ich anfangen soll. es soll auch spaß machen. wie die Igraine sagt, politik ist so fad,, das ganze soll auch einen erlebniswert haben :]

      mit greenpeace im schlauchboot oder so...
      naja

      ich denk das wird eine schöne nacht mit meinem mann.

      blattl

      jaja, manisch ich weiß, aber mit absicht. ist doch viel schöner.

      psychosen im sinne der psychohygiene durch- und ausleben find ich übrigens auch gscheiter als sie mit medikamenten abzustoppen.

      das wär aber einen eigenen thread wert, gibts aber eh schon die entsprechenden. ich hab da dazugelernt. wenns unerträglich wird natürlich medis.

      mir gehts nämlich jetzt richtig gut, ich bin eins mit mir selbst, kann herrlich lachen usw.
    • Liebe Blattl!

      Zitat blattl:
      jaja, manisch ich weiß, aber mit absicht. ist doch viel schöner.

      Ich bin traurig.
      Dir gehts gut, doch ich muss weinen.
      Du bist auf einmal ganz anders.
      Was kann ich nur für dich tun?
      Du veröffentlichst Worte, die du sonst nicht öffentlich schreiben würdest.
      Ich weiß nicht was tun.
      Du willst manisch sein, mit Absicht.
      Ich bin nur ein Mensch, der dich sehr sehr liebt :silentlove: und sich hilflos fühlt.
      Igraine ;(
    • aber Igraine,

      was meinst du denn?

      weil ich ein bisserl geflirtet hab, über augenkontakt?
      darf ich das nicht?

      warum nicht, weil ich verheiratet bin?
      bin ich tot?


      aus einer sinnlichen nacht mit meinem mann ist eh nichts geworden.
      wir haben über vergangenes geredet, dinge, die unsere beziehung beschweren.

      schämst du dich für mich?

      Igraine, du hast keinen Grund dazu. Ich mach das schon gut. So gut ich halt kann.

      verwirrt ?(

      blattl
    • Leute,

      ihr müsst selber wissen, was gut ist und wann es genug ist. Ich habe meine Phasen lange Zeit ohne Medikamente ausgelebt, was mich fertig machte waren Schlafstörungen entweder durch Grübeleien (Depression) oder Ruhelosigkeit (Manie). Beides hab ich versucht mit Schlaftabletten und langen Radtouren oder Durchtanzen in Discos zu bekämpfen. Letzteres half mir auch, wenn ich grübelnd im Bett lag, war manchmal die einzige Methode, laute Musik an zu machen, Kopfhörer aufzusetzen und ein Windlicht anzuzünden, um durch diese tanzenden Motive an Wand und Decke eine Discoatmosphäre zu schaffen. Spaß machte es natürlich, (wenn denn die Wohnung aufgeräumt war ;) ), dazu zu tanzen.

      Wo es zuviel des Guten ist, wenn sich nämlich durch nächtelangen Schlafentzug (wodurch auch immer) ne Psychose ankündigt, sollte man spätestens medikamentös eingreifen. Aber solange ihr nicht die Läden leer kauft :D oder mit Ratenzahlungen für einen Rolls Royce anfangt, den ihr erst mit 100 abgezahlt hättet, ist gegen ein bißchen Flirten und evtl. Sex nichts einzuwenden. Ist nur meine Meinung, ich hoffe ich irre mich da nicht, meine schlimmsten Schlumpfzeiten waren allerdings auch sexuell ausschweifig [Blockierte Grafik: http://www.mysmilie.de/smilies/verwirrt/2.gif]
      Liebe Grüße
      Schlumpfmaus


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      Wer nicht im Stande ist, etwas zu tun, der ist in der Lage, sich zu beschweren. Letzteres verhindert den Stand.