Manischer Liebeswahn
( Erotomanie - Paranoia erotica - erotische Melancholie - erotische Verrücktheit - Geliebtheitswahn - affektvolle Paraphrenie - sensitiver Beziehungswahn - de-Clérambault-Syndrom - Amor insanus u. a. )
Ein Wahn ist die krankhaft entstandene Fehlbeurteilung der Realität. An dieser Fehlbeurteilung wird mit absoluter Gewissheit und unkorrigierbar festgehalten, selbst wenn sie im Widerspruch zur Wirklichkeit, zur eigenen Lebenserfahrung und zum Urteil gesunder Mitmenschen steht. So auch beim Liebeswahn.
Beim Liebeswahn besteht das zentrale Wahnthema darin, von einer anderen Person geliebt zu werden, ohne dass diese davon weiß. Meist handelt es sich um eine idealisierte, romantische Liebe oder seelische Verbundenheit. Sexuelle Aspekte sind eher zweitrangig. Oft ist die Person, von der man sich geliebt wähnt, von höherem Rang, älter,jünger oder vermögender. Probleme gibt es erst, wenn der Patient mit dem Betreffendem in (erzwungenen) Kontakt treten will: Telefonanrufe, Briefe, Geschenke, Besuche, vielleicht sogar "Kontrolle", Überwachung, Bespitzelung u. a.
Frauen scheinen häufiger betroffen. Der Beginn ist meist plötzlich, der Verlauf oft chronisch. Die Ursache kann zum einen ein reiner (primärer) Liebeswahn sein. Doch meist ist er mit einer seelischen Störung verbunden, z. B. einer Schizophrenie oder der bipolaren Erkrankung. Deshalb richtet sich die Therapie - neben der psychagogischen Führung bzw. Betreuung - in der Regel auf das Grundleiden und schließt bei der Pharmakotherapie auch Neuroleptika oder Phasen-Prophylaktika mit ein.
Ein Wahn ist die krankhaft entstandene Fehlbeurteilung der Realität. Dabei sind zahlreiche Formen des Wahnerlebens zu unterscheiden: Wahnstimmungen, Wahnwahrnehmen, Wahngedanken u. a. Die meisten Erscheinungsformen des Wahns haben eher negative Konsequenzen: Verfolgungs-, Untergangs-, Krankheits-, Verarmungs-, Schuld-, Bedrohungswahn usw. Dies gilt letztlich auch für den Liebeswahn, wenngleich am Anfang eher erhebend ("das pure Glück"). Vorab aber einige Bemerkungen zum Thema Manie, Liebe und Sexualität:
Zu einer Manie gehört nicht selten ein spontanes Verliebtsein. Frauen trifft es öfter als Männer. Vielleicht wird es aber beim weiblichen Geschlecht auch nur häufiger (missbilligend) registriert. Dabei wird die - schon beim normalen Verliebtsein mitunter zu beobachtende - unrealistische, fast traumhafte Verklärung von Partner und Situation geradezu peinlich übertrieben. So etwas beschränkt sich nicht nur auf Jugendliche, denen man derlei als "pubertäre Schwärmerei" nachsehen könnte, sondern erstreckt sich auf "gestandene" Männer und reife Frauen mit durchaus großer Lebens- und Partnererfahrung.
Deren "liebestolles Abheben" stößt dann natürlich auf besonderes Unverständnis, von gelegentlich tragischen Folgen ganz zu schweigen (z. B. Verleumdungen, Erpressung, Schwängerung, verzweifelte Abtreibungsversuche).
In einfacher Form kommt es nur zu einer unkorrigierbaren Verliebtheit, die alles verklärt. Sie vermag geradezu ansteckend zu wirken. So etwas kann durchaus mehrere Wochen bis Monate dauern. Im fortgeschrittenen Stadium, in einem manischen Liebeswahn, wähnen sich die Betroffenen von zwar meist realen, aber oft unerreichbaren Bekanntschaften oder Personen des öffentlichen Lebens verehrt und geliebt. Und/oder sie sind gar davon überzeugt, kurz vor der Verehelichung zu stehen.
Daraus können glühende Liebesbriefe oder innige Telefonate resultieren, in Einzelfällen sogar hartnäckige Besuche mit konkreten Wünschen, Angeboten oder Forderungen.
Diese pflegen überwiegend erotischer, manchmal auch eindeutig sexueller Natur zu sein. Es gibt jedoch auch eine manische Verliebtheit bis hin zum Liebeswahn, die sich durchaus mit "platonischer Zuneigung" begnügen würde, dann aber bisweilen missverstanden oder ausgenützt wird.
Wie behandelt man einen Liebeswahn?
Wenn man davon ausgeht, dass die meisten Liebeswahn-Störungen im Rahmen einer anderen psychischen Erkrankung vorkommen, dann richtet sich die Therapie nach diesem Leiden.
Am häufigsten wird man deshalb Neuroleptika und sogenannten Phasen-Prophylaktika einsetzen. Warum? Ein Liebeswahn im Rahmen einer schizophrenen Psychose wird wie alle schizophrenen Psychosen mit Neuroleptika (antipsychotisch wirkenden Psychopharmaka) behandelt. Einzelheiten siehe das spezielle Kapitel über Neuroleptika.
Beim Liebeswahn im Rahmen einer manischen Psychose (manisch-depressive Erkrankung, heute als bipolare (affektive) Störung bezeichnet) verordnet man im Akutfall ebenfalls Neuroleptika sowie zusätzlich, vor allem aber später mittel- bis langfristig, zur Rückfallverhütung sogenannte Phasen-Prophylaktika wie Lithiumsalze, Carbamazepin und Valproinsäure.
Und in allen Fällen wäre es heilsam, wenn den Betroffenen - trotz oder vor allem wegen der grotesken Situationen, die aus einem Liebeswahn entstehen können -, eine mitfühlende, aber konsequente psychagogische Betreuung zuteil würde (psychagogisch = Behandlungskombination aus psychotherapeutisch und pädagogisch). Leider kommt dies nur selten zustande. Patienten, insbesondere weiblichen Geschlechts, mit einem offensichtlichen Liebeswahn, sind ganz besonders hilflos, was befremdliche, verärgerte, zornige, ja sogar bösartige und lächerlich machende Reaktionen der näheren und weiteren Umgebung anbelangt. Einigen stößt angesichts dieser Situation auch so manche eigene "verunglückte Liebesaffäre" auf, und dann kann man sich gerade an so offensichtlich bedrängenden wie zugleich hilflosen Liebenswahn-Opfern auch ein wenig schadlos halten - unbewusst. Wie auch immer, ein Liebeswahn-Betroffener, gleich welchen Geschlechts und Alters, ist ein überaus verwundbares Wesen, innerlich wie äußerlich, d. h. seelisch wie gesellschaftlich. Und es wäre ein besonderer Akt der Menschlichkeit, hier behutsam steuernd und die gröbsten Konsequenzen umgehend, kurz für einen Kranken ohne eigene Korrekturmöglichkeiten hilfreich einzugreifen. Und den Betreffenden natürlich einem Arzt zuzuführen. Denn ob man für oder gegen Medikamente im Allgemeinen und Psychopharmaka im Speziellen ist, das Risiko des gesellschaftlichen Schadens ist groß und da sollte eigentlich alles genutzt werden, was die Folgen in Grenzen hält - auch entsprechende Psychopharmaka
Quelle : psychosoziale-gesundheit.net/psychiatrie/liebeswahn.html
( Erotomanie - Paranoia erotica - erotische Melancholie - erotische Verrücktheit - Geliebtheitswahn - affektvolle Paraphrenie - sensitiver Beziehungswahn - de-Clérambault-Syndrom - Amor insanus u. a. )
Ein Wahn ist die krankhaft entstandene Fehlbeurteilung der Realität. An dieser Fehlbeurteilung wird mit absoluter Gewissheit und unkorrigierbar festgehalten, selbst wenn sie im Widerspruch zur Wirklichkeit, zur eigenen Lebenserfahrung und zum Urteil gesunder Mitmenschen steht. So auch beim Liebeswahn.
Beim Liebeswahn besteht das zentrale Wahnthema darin, von einer anderen Person geliebt zu werden, ohne dass diese davon weiß. Meist handelt es sich um eine idealisierte, romantische Liebe oder seelische Verbundenheit. Sexuelle Aspekte sind eher zweitrangig. Oft ist die Person, von der man sich geliebt wähnt, von höherem Rang, älter,jünger oder vermögender. Probleme gibt es erst, wenn der Patient mit dem Betreffendem in (erzwungenen) Kontakt treten will: Telefonanrufe, Briefe, Geschenke, Besuche, vielleicht sogar "Kontrolle", Überwachung, Bespitzelung u. a.
Frauen scheinen häufiger betroffen. Der Beginn ist meist plötzlich, der Verlauf oft chronisch. Die Ursache kann zum einen ein reiner (primärer) Liebeswahn sein. Doch meist ist er mit einer seelischen Störung verbunden, z. B. einer Schizophrenie oder der bipolaren Erkrankung. Deshalb richtet sich die Therapie - neben der psychagogischen Führung bzw. Betreuung - in der Regel auf das Grundleiden und schließt bei der Pharmakotherapie auch Neuroleptika oder Phasen-Prophylaktika mit ein.
Ein Wahn ist die krankhaft entstandene Fehlbeurteilung der Realität. Dabei sind zahlreiche Formen des Wahnerlebens zu unterscheiden: Wahnstimmungen, Wahnwahrnehmen, Wahngedanken u. a. Die meisten Erscheinungsformen des Wahns haben eher negative Konsequenzen: Verfolgungs-, Untergangs-, Krankheits-, Verarmungs-, Schuld-, Bedrohungswahn usw. Dies gilt letztlich auch für den Liebeswahn, wenngleich am Anfang eher erhebend ("das pure Glück"). Vorab aber einige Bemerkungen zum Thema Manie, Liebe und Sexualität:
Zu einer Manie gehört nicht selten ein spontanes Verliebtsein. Frauen trifft es öfter als Männer. Vielleicht wird es aber beim weiblichen Geschlecht auch nur häufiger (missbilligend) registriert. Dabei wird die - schon beim normalen Verliebtsein mitunter zu beobachtende - unrealistische, fast traumhafte Verklärung von Partner und Situation geradezu peinlich übertrieben. So etwas beschränkt sich nicht nur auf Jugendliche, denen man derlei als "pubertäre Schwärmerei" nachsehen könnte, sondern erstreckt sich auf "gestandene" Männer und reife Frauen mit durchaus großer Lebens- und Partnererfahrung.
Deren "liebestolles Abheben" stößt dann natürlich auf besonderes Unverständnis, von gelegentlich tragischen Folgen ganz zu schweigen (z. B. Verleumdungen, Erpressung, Schwängerung, verzweifelte Abtreibungsversuche).
In einfacher Form kommt es nur zu einer unkorrigierbaren Verliebtheit, die alles verklärt. Sie vermag geradezu ansteckend zu wirken. So etwas kann durchaus mehrere Wochen bis Monate dauern. Im fortgeschrittenen Stadium, in einem manischen Liebeswahn, wähnen sich die Betroffenen von zwar meist realen, aber oft unerreichbaren Bekanntschaften oder Personen des öffentlichen Lebens verehrt und geliebt. Und/oder sie sind gar davon überzeugt, kurz vor der Verehelichung zu stehen.
Daraus können glühende Liebesbriefe oder innige Telefonate resultieren, in Einzelfällen sogar hartnäckige Besuche mit konkreten Wünschen, Angeboten oder Forderungen.
Diese pflegen überwiegend erotischer, manchmal auch eindeutig sexueller Natur zu sein. Es gibt jedoch auch eine manische Verliebtheit bis hin zum Liebeswahn, die sich durchaus mit "platonischer Zuneigung" begnügen würde, dann aber bisweilen missverstanden oder ausgenützt wird.
Wie behandelt man einen Liebeswahn?
Wenn man davon ausgeht, dass die meisten Liebeswahn-Störungen im Rahmen einer anderen psychischen Erkrankung vorkommen, dann richtet sich die Therapie nach diesem Leiden.
Am häufigsten wird man deshalb Neuroleptika und sogenannten Phasen-Prophylaktika einsetzen. Warum? Ein Liebeswahn im Rahmen einer schizophrenen Psychose wird wie alle schizophrenen Psychosen mit Neuroleptika (antipsychotisch wirkenden Psychopharmaka) behandelt. Einzelheiten siehe das spezielle Kapitel über Neuroleptika.
Beim Liebeswahn im Rahmen einer manischen Psychose (manisch-depressive Erkrankung, heute als bipolare (affektive) Störung bezeichnet) verordnet man im Akutfall ebenfalls Neuroleptika sowie zusätzlich, vor allem aber später mittel- bis langfristig, zur Rückfallverhütung sogenannte Phasen-Prophylaktika wie Lithiumsalze, Carbamazepin und Valproinsäure.
Und in allen Fällen wäre es heilsam, wenn den Betroffenen - trotz oder vor allem wegen der grotesken Situationen, die aus einem Liebeswahn entstehen können -, eine mitfühlende, aber konsequente psychagogische Betreuung zuteil würde (psychagogisch = Behandlungskombination aus psychotherapeutisch und pädagogisch). Leider kommt dies nur selten zustande. Patienten, insbesondere weiblichen Geschlechts, mit einem offensichtlichen Liebeswahn, sind ganz besonders hilflos, was befremdliche, verärgerte, zornige, ja sogar bösartige und lächerlich machende Reaktionen der näheren und weiteren Umgebung anbelangt. Einigen stößt angesichts dieser Situation auch so manche eigene "verunglückte Liebesaffäre" auf, und dann kann man sich gerade an so offensichtlich bedrängenden wie zugleich hilflosen Liebenswahn-Opfern auch ein wenig schadlos halten - unbewusst. Wie auch immer, ein Liebeswahn-Betroffener, gleich welchen Geschlechts und Alters, ist ein überaus verwundbares Wesen, innerlich wie äußerlich, d. h. seelisch wie gesellschaftlich. Und es wäre ein besonderer Akt der Menschlichkeit, hier behutsam steuernd und die gröbsten Konsequenzen umgehend, kurz für einen Kranken ohne eigene Korrekturmöglichkeiten hilfreich einzugreifen. Und den Betreffenden natürlich einem Arzt zuzuführen. Denn ob man für oder gegen Medikamente im Allgemeinen und Psychopharmaka im Speziellen ist, das Risiko des gesellschaftlichen Schadens ist groß und da sollte eigentlich alles genutzt werden, was die Folgen in Grenzen hält - auch entsprechende Psychopharmaka
Quelle : psychosoziale-gesundheit.net/psychiatrie/liebeswahn.html
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