US-Psychologen: Tausend Dollar am Tag für Entwicklung der Foltertechniken
Florian Rötzer 02.05.2009
Die Wissenschaftler verdienten nicht nur gut an der Folter, die
scheinbar wissenschaftliche Begründung der Techniken sorgte auch für
die Akzeptanz
Die "harten Verhörmethoden" (enhanced interrogation techniques),
wie die Foltertechniken von der US-Regierung genannt wurden, sind auf
der Grundlage von seit langem bekannten Techniken nach dem 11.9.
entwickelt worden ([Blockierte Grafik: http://www.heise.de/tp/r4/icons/inline/tplink.gif]Die Folter hat System).
Maßgeblich an der Entwicklung der 10 "einzigartigen und innovativen"
Foltertechniken beteiligt waren Psychologen, wie durch die
Veröffentlichung von Memos durch Barack Obama noch einmal bestätigt
wurde ([Blockierte Grafik: http://www.heise.de/tp/r4/icons/inline/tplink.gif]Schmerz und Lüge).
Sie gaben nicht nur Ratschläge, wie man den Willen von Gefangenen
brechen kann, und entwickelten gegen gutes Geld für die CIA das
Programm, sondern bescheinigten als Wissenschaftler auch, dass die
Methoden medizinisch und psychologisch unbedenklich, wirksam und sicher
seien.
Offenbar war diese Versicherung, dass das Folterprogramm angeblich
wissenschaftlich fundiert und geprüft ist, mit ein Grund dafür, warum
Kritiker im Pentagon [Blockierte Grafik: http://www.heise.de/tp/r4/icons/inline/extlink.gif]nicht beachtet
wurden und angeblich zunächst davor zurückschreckende CIA-Mitarbeiter
es schließlich doch einsetzten – und das manchmal bis zum Exzess, wenn
beispielsweise einzelne Gefangene hunderte Male dem Waterboarding
unterzogen wurden. Wohl nach der Devise: Ist ja nach Auskunft der
Experten ganz harmlos, verursacht nur Todesangst.
Zudem sorgte die scheinbare wissenschaftliche Expertise auch an der
politischen Spitze im Weißen Haus dafür, die gewünschten Instrumente
auch wirklich einsetzen zu können, nachdem die Wissenschaftler und
Juristen auch versicherten, dass die Verhörtechniken nicht nur sicher
seien, sondern auch keineswegs als Folter gelten könnten. Die Rolle der
Psychologen weist einmal wieder darauf hin, welche Verantwortung
Wissenschaftler allein schon dadurch haben, dass sie als Experten etwas
"wissenschaftlich" absichern. Das berühmte Milgram-Experiment basierte
just darauf, dass Versuchspersonen im Vertrauen auf die
wissenschaftliche Autorität des Versuchsleiters vermeintlich andere
Menschen mit Elektroschocks bis zu Tode quälten ([Blockierte Grafik: http://www.heise.de/tp/r4/icons/inline/tplink.gif]Zum Folterknecht kann fast jeder werden).
Das Waterboarding ist zwar eine alte Technik, von den USA wurde sie
beispielsweise auch im Vietnam-Krieg eingesetzt, aber die Zuschneidung
auf die neuen Bedürfnisse und überhaupt deren Einsatz haben im
wesentlichen zwei Psychologen geleistet. Jim Mitchell, einer der beiden
Psychologen – auch "Mormonen-Mafia" wegen ihrer Religion genannt -
hatte wenige Monate vor dem 11.9. eine Sicherheitsfirma gegründet,
Bruce Jessen war schon in den späten 90er Jahren ein "leitender
Psychologe" beim [Blockierte Grafik: http://www.heise.de/tp/r4/icons/inline/extlink.gif]SERE-Programm
(survival, evasion, resistance and escape training) der US-Luftwaffe.
Aus diesem Training, das eigentlich dafür gedacht war, den US-Soldaten
zu lehren, wie sie Verhören standhalten sollen, wurden durch "Reverse
Engineering", wie schon spätestens seit 2005 [Blockierte Grafik: http://www.heise.de/tp/r4/icons/inline/extlink.gif]bekannt,
die Foltermethoden nach dem 11.9. abgeleitet – allen voran von Mitchell
und Jessen. Beide waren seit Jahren zuvor als Psychologen am
SERE-Programm der US-Luftwaffe auf der Fairchild Air Base beteiligt
gewesen, das unter der Leitung des Armeepsychologen Colonel Louie
(Morgan) Banks für Guantanamo und Bagram nutzbar gemacht wurde.
Die beiden Psychologen haben tatkräftig dabei [Blockierte Grafik: http://www.heise.de/tp/r4/icons/inline/extlink.gif]mitgewirkt,
aber nicht mehr als Angestellte des Pentagon, sondern als
"contractors". Das hatte nicht zuletzt den Vorteil, dass sie als
"contractors", die für die CIA die Verhörtechniken entwickelten, die
Verhörer schulten und für "wissenschaftliche" Beratung sorgten, sehr
viel besser bezahlt wurden. Mitchell war der Psychologe, der schon ab
Ende März 2002 und nach Auflösung seiner ersten Firma Knowledge Works
die Foltermaßnahmen für Abu Subaida forciert hatte, der zunächst in
Thailand "verhört" wurde ([Blockierte Grafik: http://www.heise.de/tp/r4/icons/inline/tplink.gif]Ärzte und Psychologen als Folterknechte).
Der Psychologe war dabei so kreativ, dass er auch Foltermethoden wie
das zeitweise Begraben von Subaida in einem Sarg vorschlug, was auch
der CIA zu weit ging.
Gleichwohl hat das vermeintliche Knacken von al-Subaida durch die
SERE-Methoden das von den Psychologen vor Ort entwickelte Programm so
wirksam erscheinen lassen, dass die Rechtsberater des Weißen Hauses es
für legitim erklärten und es dann in Guantanamo, Bagram und auch Abu
Ghraib sowie in anderen Geheimgefängnissen angewandet wurde – obgleich
der "Erfolg", selbst bei al-Subaida, in Wirklichkeit bestenfalls gering
war. 2005 gründeten die beiden Psychologen und Folterexperten dann als
Terrorgewinnler das "Beratungsunternehmen" Mitchell Jessen and
Associates in Spokane, östlich von Washington. Nach einer Anzeige
bietet es "understanding, predicting, and improving performance in
high-risk and extreme situations" an.
Katherine Eban hatte die Rolle der beiden
Psychologen, die die erwünschten härteren Verhörtechniken "sicher,
legal und wirksam" machen sollten, bereits 2007 in ihrem Artikel [Blockierte Grafik: http://www.heise.de/tp/r4/icons/inline/extlink.gif]Rorschach and Awe
beschrieben, der in Vanity Fair erschienen ist. Weder Mitchell noch
Jessen hatten bis dahin irgendwelche Erfahrungen mit Folter, traten
jedoch als wissenschaftliche Experten auf, die der CIA das alles als
wissenschaftlich geprüft verkauften, weswegen es dann ja auch gut sein
musste. Sie selber
Katherine Eban hatte bereits darauf hingewiesen, dass sie von
Informanten gehört habe, die beiden Psychologen hätten für ihre Dienste
im Ausland pro Tag 1000 US-Dollar – steuerfrei – verdient, die Auslagen
wurde extra bezahlt. Dass die beiden Folterspezialisten gut mit
Steuergeldern bezahlt wurden, bestätigt nun ein [Blockierte Grafik: http://www.heise.de/tp/r4/icons/inline/extlink.gif]Bericht
von ABC News. Das Honorar von 1000 US-Dollar am Tag scheint richtig zu
sein, Col. Steven Kleinman, der bei der Luftwaffe Verhöre macht,
bestätigt auch, dass das Folterprogramm auf das Konzept der beiden
Psychologen zurückgeht, die über keinerlei Erfahrung für Verhöre
verfügten. Auch die Erfahrung mit Waterboarding, was auch bei
SERE-Ausbildungen an Soldaten kurz ausgeführt wird, war nicht wirklich
vorhanden. Die Psychologen verkauften diese Foltermethode dennoch als
medizinisch sicher und wirksam.
Abu Subaida wurde, soweit bislang bekannt, mindestens 87 Mal dem
Waterboarding unterzogen, Khalid Sheikh Mohamed mindestens183 Mal. Die
Video-Aufzeichnungen dieser Folterverhöre wurden von der CIA
vernichtet, aber es gibt noch schriftliche Aufzeichnungen.
In den USA wird weiterhin darum diskutiert, ob die
wegen der Misshandlungen in Abu Ghraib verurteilten Soldaten nur als
Sündenböcke herhalten mussten und es nicht doch Zeit wäre, die für die
Folter Verantwortlichen Politiker, Militärs, Wissenschaftler und
Juristen, die ganz oben in der Hierarchie stehen, zur Rechenschaft zu
ziehen. US-Präsident Obama hat zwar Waterboarding mittelweile als
Folter bezeichnet und einige Papiere veröffentlicht, deren Inhalte
allerdings schon weitgehend bekannt waren, den an der Folter
beteiligten CIA-Mitarbeitern hat er aber schon Straffreiheit
zugesichert, während er selbst nicht geneigt zu sein scheint, die
Verantwortlichen aus der Vorgängerregierung wie Rumsfeld, Rice, Cheney
oder Bush belangen zu wollen. Nachdem von den CIA-Chefs und von Cheney
die "harten Verhörtechniken", einschließlich Waterboarding, als
richtige und wirksame Mittel verteidigt wurden, schloss sich dem auch
Charles Krauthammer, der neokonservative Leitartikler der Washington
Post, an.
In seiner [Blockierte Grafik: http://www.heise.de/tp/r4/icons/inline/extlink.gif]Apologie der Folter,
in der auch die Scheinheiligkeit mancher Demokraten aufgespießt wird,
wiederholte er mit Verweis auf die CIA-Direktoren das Mantra, dass
aufgrund von ihr zahlreiche Menschen gerettet worden seien. Folter sei
dann statthaft, wenn die unmittelbare Gefahr eines Anschlags drohe oder
wenn aus hochrangigen Gefangenen Informationen herausgepresst werden
müssten, weil Gefahr bestünde, aber man nicht wisse, was man tun solle.
Man dürfe niemals einen Menschen, der der Folter aus Prinzip abschwört,
das Oberkommando überlassen. Vermutlich mit Blick auch auf Obama
schrieb er weiter:
[Blockierte Grafik: http://www.heise.de/tp/r4/icons/inline/zitat.gif]
Private principles are fine, but you don't entrust such a
person with the military decisions upon which hinges the safety of the
nation. It is similarly imprudent to have a person who would abjure
torture in all circumstances making national security decisions upon
which depends the protection of 300 million countrymen.
heise.de/tp/r4/artikel/30/30239/1.html
Florian Rötzer 02.05.2009
Die Wissenschaftler verdienten nicht nur gut an der Folter, die
scheinbar wissenschaftliche Begründung der Techniken sorgte auch für
die Akzeptanz
Die "harten Verhörmethoden" (enhanced interrogation techniques),
wie die Foltertechniken von der US-Regierung genannt wurden, sind auf
der Grundlage von seit langem bekannten Techniken nach dem 11.9.
entwickelt worden ([Blockierte Grafik: http://www.heise.de/tp/r4/icons/inline/tplink.gif]Die Folter hat System).
Maßgeblich an der Entwicklung der 10 "einzigartigen und innovativen"
Foltertechniken beteiligt waren Psychologen, wie durch die
Veröffentlichung von Memos durch Barack Obama noch einmal bestätigt
wurde ([Blockierte Grafik: http://www.heise.de/tp/r4/icons/inline/tplink.gif]Schmerz und Lüge).
Sie gaben nicht nur Ratschläge, wie man den Willen von Gefangenen
brechen kann, und entwickelten gegen gutes Geld für die CIA das
Programm, sondern bescheinigten als Wissenschaftler auch, dass die
Methoden medizinisch und psychologisch unbedenklich, wirksam und sicher
seien.
Offenbar war diese Versicherung, dass das Folterprogramm angeblich
wissenschaftlich fundiert und geprüft ist, mit ein Grund dafür, warum
Kritiker im Pentagon [Blockierte Grafik: http://www.heise.de/tp/r4/icons/inline/extlink.gif]nicht beachtet
wurden und angeblich zunächst davor zurückschreckende CIA-Mitarbeiter
es schließlich doch einsetzten – und das manchmal bis zum Exzess, wenn
beispielsweise einzelne Gefangene hunderte Male dem Waterboarding
unterzogen wurden. Wohl nach der Devise: Ist ja nach Auskunft der
Experten ganz harmlos, verursacht nur Todesangst.
Zudem sorgte die scheinbare wissenschaftliche Expertise auch an der
politischen Spitze im Weißen Haus dafür, die gewünschten Instrumente
auch wirklich einsetzen zu können, nachdem die Wissenschaftler und
Juristen auch versicherten, dass die Verhörtechniken nicht nur sicher
seien, sondern auch keineswegs als Folter gelten könnten. Die Rolle der
Psychologen weist einmal wieder darauf hin, welche Verantwortung
Wissenschaftler allein schon dadurch haben, dass sie als Experten etwas
"wissenschaftlich" absichern. Das berühmte Milgram-Experiment basierte
just darauf, dass Versuchspersonen im Vertrauen auf die
wissenschaftliche Autorität des Versuchsleiters vermeintlich andere
Menschen mit Elektroschocks bis zu Tode quälten ([Blockierte Grafik: http://www.heise.de/tp/r4/icons/inline/tplink.gif]Zum Folterknecht kann fast jeder werden).
Das Waterboarding ist zwar eine alte Technik, von den USA wurde sie
beispielsweise auch im Vietnam-Krieg eingesetzt, aber die Zuschneidung
auf die neuen Bedürfnisse und überhaupt deren Einsatz haben im
wesentlichen zwei Psychologen geleistet. Jim Mitchell, einer der beiden
Psychologen – auch "Mormonen-Mafia" wegen ihrer Religion genannt -
hatte wenige Monate vor dem 11.9. eine Sicherheitsfirma gegründet,
Bruce Jessen war schon in den späten 90er Jahren ein "leitender
Psychologe" beim [Blockierte Grafik: http://www.heise.de/tp/r4/icons/inline/extlink.gif]SERE-Programm
(survival, evasion, resistance and escape training) der US-Luftwaffe.
Aus diesem Training, das eigentlich dafür gedacht war, den US-Soldaten
zu lehren, wie sie Verhören standhalten sollen, wurden durch "Reverse
Engineering", wie schon spätestens seit 2005 [Blockierte Grafik: http://www.heise.de/tp/r4/icons/inline/extlink.gif]bekannt,
die Foltermethoden nach dem 11.9. abgeleitet – allen voran von Mitchell
und Jessen. Beide waren seit Jahren zuvor als Psychologen am
SERE-Programm der US-Luftwaffe auf der Fairchild Air Base beteiligt
gewesen, das unter der Leitung des Armeepsychologen Colonel Louie
(Morgan) Banks für Guantanamo und Bagram nutzbar gemacht wurde.
Die beiden Psychologen haben tatkräftig dabei [Blockierte Grafik: http://www.heise.de/tp/r4/icons/inline/extlink.gif]mitgewirkt,
aber nicht mehr als Angestellte des Pentagon, sondern als
"contractors". Das hatte nicht zuletzt den Vorteil, dass sie als
"contractors", die für die CIA die Verhörtechniken entwickelten, die
Verhörer schulten und für "wissenschaftliche" Beratung sorgten, sehr
viel besser bezahlt wurden. Mitchell war der Psychologe, der schon ab
Ende März 2002 und nach Auflösung seiner ersten Firma Knowledge Works
die Foltermaßnahmen für Abu Subaida forciert hatte, der zunächst in
Thailand "verhört" wurde ([Blockierte Grafik: http://www.heise.de/tp/r4/icons/inline/tplink.gif]Ärzte und Psychologen als Folterknechte).
Der Psychologe war dabei so kreativ, dass er auch Foltermethoden wie
das zeitweise Begraben von Subaida in einem Sarg vorschlug, was auch
der CIA zu weit ging.
Gleichwohl hat das vermeintliche Knacken von al-Subaida durch die
SERE-Methoden das von den Psychologen vor Ort entwickelte Programm so
wirksam erscheinen lassen, dass die Rechtsberater des Weißen Hauses es
für legitim erklärten und es dann in Guantanamo, Bagram und auch Abu
Ghraib sowie in anderen Geheimgefängnissen angewandet wurde – obgleich
der "Erfolg", selbst bei al-Subaida, in Wirklichkeit bestenfalls gering
war. 2005 gründeten die beiden Psychologen und Folterexperten dann als
Terrorgewinnler das "Beratungsunternehmen" Mitchell Jessen and
Associates in Spokane, östlich von Washington. Nach einer Anzeige
bietet es "understanding, predicting, and improving performance in
high-risk and extreme situations" an.
Katherine Eban hatte die Rolle der beiden
Psychologen, die die erwünschten härteren Verhörtechniken "sicher,
legal und wirksam" machen sollten, bereits 2007 in ihrem Artikel [Blockierte Grafik: http://www.heise.de/tp/r4/icons/inline/extlink.gif]Rorschach and Awe
beschrieben, der in Vanity Fair erschienen ist. Weder Mitchell noch
Jessen hatten bis dahin irgendwelche Erfahrungen mit Folter, traten
jedoch als wissenschaftliche Experten auf, die der CIA das alles als
wissenschaftlich geprüft verkauften, weswegen es dann ja auch gut sein
musste. Sie selber
Katherine Eban hatte bereits darauf hingewiesen, dass sie von
Informanten gehört habe, die beiden Psychologen hätten für ihre Dienste
im Ausland pro Tag 1000 US-Dollar – steuerfrei – verdient, die Auslagen
wurde extra bezahlt. Dass die beiden Folterspezialisten gut mit
Steuergeldern bezahlt wurden, bestätigt nun ein [Blockierte Grafik: http://www.heise.de/tp/r4/icons/inline/extlink.gif]Bericht
von ABC News. Das Honorar von 1000 US-Dollar am Tag scheint richtig zu
sein, Col. Steven Kleinman, der bei der Luftwaffe Verhöre macht,
bestätigt auch, dass das Folterprogramm auf das Konzept der beiden
Psychologen zurückgeht, die über keinerlei Erfahrung für Verhöre
verfügten. Auch die Erfahrung mit Waterboarding, was auch bei
SERE-Ausbildungen an Soldaten kurz ausgeführt wird, war nicht wirklich
vorhanden. Die Psychologen verkauften diese Foltermethode dennoch als
medizinisch sicher und wirksam.
Abu Subaida wurde, soweit bislang bekannt, mindestens 87 Mal dem
Waterboarding unterzogen, Khalid Sheikh Mohamed mindestens183 Mal. Die
Video-Aufzeichnungen dieser Folterverhöre wurden von der CIA
vernichtet, aber es gibt noch schriftliche Aufzeichnungen.
In den USA wird weiterhin darum diskutiert, ob die
wegen der Misshandlungen in Abu Ghraib verurteilten Soldaten nur als
Sündenböcke herhalten mussten und es nicht doch Zeit wäre, die für die
Folter Verantwortlichen Politiker, Militärs, Wissenschaftler und
Juristen, die ganz oben in der Hierarchie stehen, zur Rechenschaft zu
ziehen. US-Präsident Obama hat zwar Waterboarding mittelweile als
Folter bezeichnet und einige Papiere veröffentlicht, deren Inhalte
allerdings schon weitgehend bekannt waren, den an der Folter
beteiligten CIA-Mitarbeitern hat er aber schon Straffreiheit
zugesichert, während er selbst nicht geneigt zu sein scheint, die
Verantwortlichen aus der Vorgängerregierung wie Rumsfeld, Rice, Cheney
oder Bush belangen zu wollen. Nachdem von den CIA-Chefs und von Cheney
die "harten Verhörtechniken", einschließlich Waterboarding, als
richtige und wirksame Mittel verteidigt wurden, schloss sich dem auch
Charles Krauthammer, der neokonservative Leitartikler der Washington
Post, an.
In seiner [Blockierte Grafik: http://www.heise.de/tp/r4/icons/inline/extlink.gif]Apologie der Folter,
in der auch die Scheinheiligkeit mancher Demokraten aufgespießt wird,
wiederholte er mit Verweis auf die CIA-Direktoren das Mantra, dass
aufgrund von ihr zahlreiche Menschen gerettet worden seien. Folter sei
dann statthaft, wenn die unmittelbare Gefahr eines Anschlags drohe oder
wenn aus hochrangigen Gefangenen Informationen herausgepresst werden
müssten, weil Gefahr bestünde, aber man nicht wisse, was man tun solle.
Man dürfe niemals einen Menschen, der der Folter aus Prinzip abschwört,
das Oberkommando überlassen. Vermutlich mit Blick auch auf Obama
schrieb er weiter:
[Blockierte Grafik: http://www.heise.de/tp/r4/icons/inline/zitat.gif]
Private principles are fine, but you don't entrust such a
person with the military decisions upon which hinges the safety of the
nation. It is similarly imprudent to have a person who would abjure
torture in all circumstances making national security decisions upon
which depends the protection of 300 million countrymen.
heise.de/tp/r4/artikel/30/30239/1.html
"So sehr die Gegenwart sich um den Beweis ihrer Alternativlosigkeit auch bemüht, wird sie dennoch von der Zukunft abgelöst."
Felix Kriwin
Felix Kriwin